Sdjurfenhebeit. Cinf wahre kgebeiikeii, achniähli von l. scholl Mkzen wohl 35 Jahre her sein, daß ich um ersten Male San Fron jisco'8 Straßen durchwanderte. Hier und da blieb ich ftchen, um tzigenartigke-.ten. die sich mir im voll ftm Viaße darboten, zu betrachten. Plößiich wurde meine Aufmerksamkeit auf ein Lokal gelenkt. auS welchem wuthschaumende Laute drangen. Ich schaute in die offenstehende Thür. Dichter Tadakqualm hielt zuerst jeden Blick ad, aber nach und nach vermochte ich eine Anzahl Männer zu erkennen, ttelche um einen Tisch bei den Karten sahen. Einer dieser Manner schlug mit der geballten Faust auf den Tisch und versicherte mit dem Gebrüll eineZ Löwen, übervortheilt worden zu sein. .Falsch gespielt !" hörte ich auS dem Wortschwall einige Male heraus. Ich suchte mich auS der Menge, die sich nach und nach angesammelt hatte, frei zu machen, und schritt weiter. Kaum hatte ich jedoch zuei Straßen pafftrt, als ich wiederum verworrene? Schreien hinter mir vernahm. Mich umwendend, sah ich zwei Män ner die Straße Herausftürmen. Man sah sofort, daß der Eine vor dem Ande ren floh. Als sie näher kamen, erkannte ich in dem Verfolger den Mann, der sich benachtheiligt im Spiele geglaubt. Jetzt hatte er den Flüchtenden einge holt. Keuchend stieß er nochmals falsch gespielt!" hervor, zog einen Revolver und feuerte ihn auf die Brust seines Zechbruders ad. Ohne einen Laut von sich zu geben, fiel der Getroffene todt zu Boden. Abermals entstand ein Auflauf, aber Niemand machte Miene, den Mörder zu ergreifen, der jetzt unbehelligt mit er schreckendem Gleichmuth seinen Rückweg antrat. Polizisten, die sich indessen ebenfalls eingefunden, machten sich l ixan, den Leichnam fortzuschaffen. .Aber mein Gott." wandte ich mich an einen vorübergehenden Herrn, der gleich mir die erschütternde Scene ge sehen hatte, weshalb verhinderte man das Unheil nicht, und warum läßt man den Mörder laufen?" Weshalb?' erwiderte der Mann und sah mich erstaunt an. ES ist ja Jim. Kennen Sie ihn nicht?" Jim? Wer ist das?" Jim ist ein Rüuberhauptmann, vor dem ganz San FranziSco zittert. Wer je unter seine Finger kommt, hat zu leben aufgehört. Er ist daS Haupt einer organisirten Bande, und in seiner Hand liegt auch daS Wohl und Wehe seiner Spießgesellen. Der Erschossene war sicher einer derselben." Um deS Himmels willen, warum schreitet die Polizei nicht gegen diese Bande ein?" Die Polizei? ha. ha. ha I Woher kommen Sie denn?" Eine Antwort wartete der Herr nicht b, er wandte sich um. steckte seine Hönde in die Paletottasche und ging seiner Wege. Ungefähr fünf Jahre nach diesem Er eigniß ritt ich von nach , um mich von dort auS mit dem Dampfer nach San FranziSco zu begeben. Bereits fünf Stunden faß ich zu Pferd. Die Sonne war längst unter gegangen, als ich eine Farm pafftrte. Zur damaligen Zeit stand die amen kamfche Gastfreundschaft noch in hoher Blüthe. Ein Farmer stand vor seinem Hause und ersuchte mich, abzusteigen. Paßt auf," warnte er. die Dunkel heit ist hereingebrochen, Euer Pferd ist müde, Ihr erreicht den Hafen nicht mehr, bis dahin aber gibt eZ weder Farm, noch Zelt." Ich komme noch hin, Freundchen, antwortete ich unbesorgt, mein Pferd trügt mich noch zwei Stunden, und ich kenne den Weg !" Noch eine kurze Strecke legte ich zu rück, dann ward eS dunkel, daß ich die Hand nicht vor Augen sehen konnte. Langsam ritt ich nun vorwärts. Plötzlich sträubte sich mein Pferd. weU ter zu gehen, und war durch nichts von der Sielle zu bringen. Was blieb mir übrig? Ich stieg ab. band mein Roß an einen nahestehenden Baum, breitete meinen Mantel auf die Erde, streckte meine vom Reiten steif gewordenen Glieder darauf auS, und bald war ich von Müdigkeit übermannt einge schlafen. AIS ich am frühen Morgen erwachte und mich erheben wollte, konnte ich kein Glied rühren. HÜlfefuchend sah ich mich um, keine Menschenseele ringS umher. Nur das Rauschen deS MeereS vernahm ich, und dies machte mir klar, wodurch ich gelähmt war. Ich hatte zu dicht am Meere gelegen, der Wind hatte meine Glieder erstarrt. Dem Instinkt meines Thieres hatte ich mein Leben zu der danken: ich wußte nicht, als ich eS an trieb, daß gerade die Fluth eingetreten war und das Waffer über die gewohnten Grenzen hinausgedrängt hatte. Die Sonne kam höher herauf und durchwärmte meine steifen Glieder. Ich konnte jetzt, wenn auch mit Anftren gung, wieder mein Pferd besteigen. Ich ritt lange, ohne den nächsten Ort zu erreichen, und ich glaubte doch, den Weg genau zu kennen. Endlich bemerkte ich mit Schrecken, daß ich mich verirrt hatte. Nach langem, ermüdenden Umher irren erblickte ich ein Zelt, wie solche in der Gegend als Wirthshaus zu dienen Wegten. Um eS möglichst schnell zu er reichen, trieb ich frohen MutheS mein Pferd an. Ein Mann, der finster und verwil dert u?fh, trat heraus, ergriff die Zügel meines PferdeS und half mir her unter. Ich betrat daS Zelt -und mein Herz schien vor Schrecken still zu stehen. Inmitten seiner Bande stand er der furchtbare Jim. Ich erkannte ihn sofort auch nach zwanzig Jahren hätte ich dieses gemeine, tyrannische Gesicht wieder erkannt. Er kam auf mich zu. stellte sich als .Wirth' vor und fragte mich. waS ich genießen wolle. Ich setzte mich an einen Tisch, that so unbefangen, als eS in meiner Lage möglich war, und bestellte mir Brod und Eognoc. Angstvoll schaute ich mich in dem ziemlich großen Raume um. An einem runden Tische saßen, die Pfeifen im Munde, mehrere Banditen und spielten Karten. Manch' lauernder Blick auS ihren stechenden Augen traf mich. An dere lagen der Länge nach auf der Erde, die Arme unter dem Kopf gekreuzt, und erzählten sich in gedämpftem Tone Ge schichten, die wohl spaßhaft sein mußten, denn ein roheS Gelächter unterbrach oft das Erzählen. Jim selbst stand am Schänktisch und goß mir meinen Hen kerStrank ein. Daß eS kein Entrinnen hier gab, war mir klar; ich war unrett bar dem Tode verfallen. WaS war zu thun? Konnte ich vielleicht mit dem Gelde. daS ich bei mir trug, mein Leben erkaufen? War eS etwa möglich. daS Mitleid Jim'S anzurufen? Ein Blick zu ihm hinüber überzeugte mich jedoch, daß jedes menschliche Gesühl. jede mit leidige Regung in ihm gestorben war. AIS jetzt Jim mit Cognac und Brod auf mich zukam, durchfuhr mich plötzlich der Gedanke, seinen Ehrgeiz auch Schurken können solchen besitzen zu wecken. Jim," sagte ich. setz' Dich mal zu mir, ich habe Dir Etwas anzuver trauen." Ein grimmiges, ironisches Lächeln umspielte seinen Mund, als er neben mir Platz nahm und mit nieder geschlagenen Augen anhörte, was ich sprach. Ich sehe," begann ich, daß ich hier unter sehr unheimliche Gestalten ge rathen bin. Deine Gäste gefallen mir nicht. Ich habe Geld bei mir und fühle mich nicht sicher. Willst Du so gut sein und mein Geld in Gewahrsam nehmen? Morgen reise ich weiter." Verblüfft schaute der Räuber mich an. seine Augen funkelten eigenthüm lich, als er mit sichtlicher Erregung fragte: Du kennst mich und vertraust mn?" Ja," sagte ich, erleichtert aufath inend, denn in dem Moment schöpfte ich Muth. Ich zog meinen Geldbeutel heraus, in welchem einen Theil meines Geldes sich befand, während daS Uebrige in meiner Brieftasche war und über gab ihn Jim. Mit zitternder Hand griff er darnach und meinte zögernd: Wollt Ihr daS Geld nicht erst zählen?" Nein. Jim bei Dir wird daS nicht nöthig fein!" Er steckte den Beutel zu sich. Grin send sahen die am Boden liegenden Räuber dem zu. Ich aß wenig und trank einigen Cognac. Dann winkte ich Jim wieder zu mir. Fragend sah er mich an. Jim," sagte ich, wo kann ich schla fen?" Du wirft bei mir schlafen." erwi bette er kurz; nach einigen Sekunden setzte er hinzu: Ader Du mußt war ten. bis ich selbst zur Ruhe gehe!" Mich durchlief eS eisig, denn ich dachte an die furchtbare Scene in San Iran cisco. In einer Abtheilung des ZelteS lag ich neben Jim auf Stroh. Bis drei Uhr in der Nacht rührte sich Nichts. Plötzlich hörte ich den Hahn eines Re volverS spannen und ein Schuß fuhr sausend über mich hinweg. Entsetzt richtete ich mich auf. Jim saß ebenfalls aufrecht. Mehrere Ban diten erschienen am Eingange deS Zel teS, einer derselben trat mit einer La terne in der Hand ein: WaS giebt's?" fragte mürrisch der Kerl, alle mit ihm. Zum Henker, ich habe eine Fliege er schoffen," gab Jim zurück scheert Euch, daß sich Keiner mehr blicken läßt!" Leidest Du an Schlaflosigkeit, Jim?" fragte ich zitternd. Er gab mir keine Antwort, wandte sich ener gisch um und verhielt sich bis zum Tagesanbruch ruhig. Als er sich er hob, that ich da? Gleiche. Mit ihm zu gleich betrat ich das Zelt, kein Räuber schien schon wach zu sein. eS war leer. Jim wollte vom Brunnen Wasch waffer holen, komm mit," sagte er zu mir, Du kannst hier nicht allein blei ben." Ich aber sagte, daß ich nun fort wolle. Er griff in die Tasche und reichte mir meinen Geldbeutel, hier ist Dein Geld." Nimm Dir heraus. waS ich Dir schulde." sagte ich. Gekränkt sah er mich an, daS thue ich nicht." sprach er. WaS bin ich Dir schuldig?" wieder holte ich. Er nannte die Summe und ich be zahlte. Hier Jim." sprach ich. und da Du so freundlich gegen mich warft und ich sehr gut bei Dir gewohnt habe, gestatte mir, daß ich etwas mehr gebe " Laß das!" herrschte er mich an. Lebe wohl, Jim. ich reite jetzt wei! ter." .Wohin?" .Zur LandungZbrücke. ich schiffe mich nach San Francisco ein." TaZ dachten sie." sprach er vor sich hin und meinte dann laut und entschie den: ich begleite Dich!" Mit einem Male wich alle Hoffnung auf ein glückliches Entrinnen. Schon glaubte ich mich aus Räuderhand de freit, als ich mich wiederum gefangen sah. Ich kenne den Weg." wagte ich schüchtern einzuwenden, .bemühe Dich nicht." Sattle Dein Pferd," befahl er kurz. Ich sah auf und gleich darauf ritt Jim neben mir; zitternd beobachtete ich alle seine Bewegungen. Jim sprach kein Wort; mir selbst er schienen die zwei Stunden, in denen wir nebeneinander herrittcn, wie eine Ewigkeit. Endlich erreichten wir die Landungsbrücke. Ich sprang vom Pferde, Jim eben falls. Da tauchte urplötzlich, wie aus der Erde gewachsen, die schwarze, un heimliche RSubergeftalt auf. die mir bei meiner Ankunft im Zelte zuerst ent gegengetreten war. Jim ging cuf ihn zu und fragte mit gebieterischer Stimme: Wo willst Tu hin?" .Nach San FranziSco," gab der Andere zurück und blinzelte bedeutungS voll mit den Augen. Sofort kehrst Tu um!" donnerte Jim. Einen Mo ment schien der Bandit zu zögern, dann aber wandte er sich zähneknirschend zum Gehen. Er wollte Dich kalt" machen," meinte Jim sich nun zu mir wendend, so ruhig als erklärte er mir ein neben sächliches Ereigniß aber" er hob drohend seine gewaltige Faust und ließ den Satz unbeendet. Nun erst begriff ich Jim! Der Schuß in der Nacht war das Signal, daß er über mich wache und ich verstand feine Begleitung, die er mir aufgedrungen Jim wollte mich vor feinen eigenen Leu ten schützen. DaS Gefühl, mich aus einer großen Gefahr gerettet zu sehen und die Vorsicht Jim'S, stimmten mich weich. Gerührt wollte ich feine Hände er fassen, ihm danken doch ich erinnerte mich, daß Blut an diesen Händen klebe, ich trat ihm nur näher und sagte: Du hast sehr brav gehandelt, und wenn wir unS je wiedersehen ich werde eS Dir danken." Unsinn!" erwiderte er kurz und seine Augen blitzten eigenthümlich. Ein spöttisches Lächeln umspielte fei nen Mund. Er wandte sich um und schritt gesenkten HaupteS, die Arme über den Rücken gekreuzt, die Brücke auf und ab. Jetzt endlich ertönte das Signal deS ankommenden SchifieS. Du kannst nun gehen, Jim." sagte ich. nimm zum Andenken mein Pferd." Ich will nicht!" entgegnete er trotzig. Nun, so nimm hier dieses Geld, thue mir diesen Gefallen!" Er stieß meine ausgestreckte Hand roh zurück und mit fast heiserer Stimme brachte er hervor : WaS ich that, war ich nicht Dir, sondern mir schuldig. Du vertrautest mir dafür schenkte ich Dir Dein Leben -geh!" Ich bestieg daS Schiff mit dem won nigen Gefühl, mein Leben neugeschenkt erhalten zu haben und dankte dem All mächtigen, daß er selbst im Schlechtesten nicht alles Menschliche ersterben ließ. Der Selbstmörder. Humoreske von Erich F I i e ß. Die Frau Meisterin stürzte in die Werkstatt und schrie in höchster sittlicher Entrüstung : So eine infame Marjelle! ....zerschlägt mir den großen Henkel topf! Wo soll ich jetzt den Punsch hin eingicßen?! ES ist acht Uhr! die Gäste müssen jeden Augenblick kommen und ich kann nicht mehr auS dem Hause !" Der Meister war vom Arbeitstisch heruntergesprungen und tröstete die er zürnte Ehehälfte: Aber Maruscha! ärgere Dich nicht! Ten Topf will ich schnell selber besorgen. Ich muß zum Herrn Assessor mit seinem Frack. Ich spring dann in den Topfkeller. Späte ftenS um neun bin ich wieder hier!" Wenn Du Lüdrian unterwegs nicht irgendwo kleben bleibst !" Aber Maruscha, ich werd doch nicht! Heut an Deinem Geburtstage!" Die Meisterin seufzte: Meinetwe gen! Ader. . . - daS sag ich Dir, bist Du um neun nicht mit dem Topf hier, komm lieber gar nicht nach Hause! Am besten. Du gehst dann gleich in den Pregelfluß! Meister Plizkat kannte die schlagfer tige Hand der schwarzen Maruscha nur zu genau. Eine halbe Stunde später befand sich der Meister auf dem Heimwege. Heute sollte die gestrenge Hausherrin mit ihm zufrieden sein. Der große Hen keltopf, den er soeben für zwei Mark erstanden, war unter Brüdern gut drei werth. AuS der kleinen Kneipe, an der er vorbei mußte, strömte ein verführerischer Duft hervor! Aber. Mannchen ! WaS stehst Du hier? ! Komm rein! Ich geb' waS zum besten !" ES war ein alter Schulfreund, der Schuhmachermeifter Broscheit. Einen Augenblick schwankte der Meister; dann folgte er willenlos dem Verführer in die Gaststube, wo eine Masse Bekannte ih ren Grog schlürften und die neuen An kömmlinge mit Halloh begrüßten. Meister Plizkat theilte seine ufmerk samleit zwischen der Fleischschüssel. dem Grogglase, der Wanduhr und dem Hen keltopf, den er in die Nähe der Thür gestellt hatte, bis ihn das GrozzlaS ganz in Betracht nahm. Plötzlich sprang der Schneider auf. Die Wanduhr verkündete in dumpfen Schlägen die neunte Abendstunde. Aber. wo war der Henkeltopf ge blieben?! Erdarmen! Ter Topf blieb verschwunden. Da heim warteten die Gäste, und vor allem die schwarze Maruscha auf den Henkel topf! DaS konnte eine schöne Geburtstags feier werden! Ader Männchen," tröstete der alte Schulkamerad, wir holen einen ande ren Topf! Ich komme mit und rede Deiner Faau ein, wir wären beide so lange nach einem passenden Topf rum gelaufen!" Meister Plizkat nickte stumm dazu. Die Beiden liefen zum Topfkeller. Während Meister Plizkat daS neue Ge füß erstand, plauderte fein Kumpan draußen mit den Passanten. Da tauchte Plizkat mit dem neuen Topf auS dem Keller auf. Mach schnell!" schrie Broscheit. Ich will mich nicht erkälten!" Der Schneider wollte etwas erwi dern, aber er gab'S auf. Wie hypno tiftrt folgte er seinem Kumpan und saß gleich darauf wieder in der verrauche? ten Kneipe. Unterdessen warteten die Gäste und HauSfrau in wachsender Sehnsucht auf die Heimkehr deS ausgiflogenen Meisters. Endlich hielt'S die Meisterin nicht länger aus. Der Punsch mußte auf den Tisch. Sie band ein Kopstuch um, lief zum Geschirrhändler und erstand eine große Henkelterrine. Ein lautes Hurrah der Gäste und Gesellen empsing sie, als sie das dam pfende Gefäß auftrug. Alle langten zu; an den Unglück lichen Meister dachte keine Menschenseele mehr. Der bucklige Lehrjunge holte seine Ziehharmonika hervor und begann eine Mazurka zu spielen. Endlich waren alle müde und gingen. Inzwischen war daS Verhängniß immer mehr glasweise über Meister Plizkat hereingebrochen. Ihm war jetzt alleS egal ! In den Pregel ging er doch, also war eS gleich, wie viel Gläser Grog er im Leibe hatte. Endlich brachen auch die letzten Gäste auf. Laß Deinen Topf nicht fallen!" lallte der Schuhmacher. Warte mal, so kriegst Tu ihn am sichersten nach Hause !" Der berauschte Schufter stülpte den Henkeltopf seinem Kumpan über, so daß er wie eine hohe Grenadiermütze auf seinem dicken Schädel saß. Gute Nacht!" schrieen Alle und wankten heimwärts. Gute Nacht!" murmelte Plizkat; ich gehe in den Pregel !" Er torkelte die nächste Gasse hin unter. Ein Polizist hielt den sonder baren Nachtschwärmer fest. Wen ha den wir hier? !" Ich will in den Pregel !" stöhnte der arme Meister. Na, dann kommen Sie man mit !" ermunterte der Polizist den ahnungS losen Schneider, und führte ihn auf die Wache. Daselbst wurde der Arrestant in eine Detentionszelle gebracht, wo er sofort auf eine Pritsche hinsank und sich einbildete, er fiele in den Pregel hinein, tief und immer tiefer, bis er schließlich auf dein Grunde lag. AIS die Schneiderfrau am nächsten Morgen erwachte, fuhr sie nach ihrem Kopf und blickte nach rechts. Das Bett deS Meisters war unberührt. Er war die Nacht also nicht nach Hause gekom men! Wo war er nur geblieben?! Sollte er ihre Drohung für ernst ge nommen haben und wirklich in den Preg-? Die Meisterin wagte den Satz nicht zu Ende zu denken. Sie sprang auf und ging in die Küche. Dort kam die kleine Lltthauerin gerade vom Bäcker zurück und brachte eine große Neuigkeit mit : Heut Nacht hat die Polizei einen Mann auS dem Pregel geholt ! Halts Maul! dumme Marielle." schrie die schwarze Maruschka. während ihre Knie wankten. Sie stürzte auf die Polizei. Zur selben Zeit erwachte Meister Plizkat in seiner Zelle. Er blickte der stört um sich, wunderte sich einen Augenblick, daß er nicht todt war und auf dem Grunde deS Pregels lag. Dann kam ihm daS Bewußtsein wieder. Er sprang auf und trommelte mit den Händen und den Füßen an die Thür. Niemand hörte ihn. Plötzlich wurde der Arrestant still und lauschte gespannt nach der Wachtftube hin, wo er eine Weiberftimme lamentieren hörte, die ihm merkwürdig bekannt vorkam. Maruscha! Maruscha!" schrie der Arrestant auS Leibeskräften. Diesmal mußte man ihn gehört ha ben. Schritte kamen näher, das Schlüsselbund klirrte, der Riegel knirschte, die Thür drehte sich. die beiden Gatten lagen sich in den Armen I Die schwarze Maruscha vergaß ihren Groll und dankte dem Himmel, daß er sie nicht vorzeitig zur Wittwe gemacht ! Mit glückstrahlenden Gesichtern zog daS versöhnte Ehepaar nach Hause. Meister Plizkat kam nie wieder auf den ruchlosen Gedanken, ein Eeldftmör der zu werden. llicolo. Ztiiit von vo liife . o ch. .Mama," sagte die kleine Grctc. weißt Du, daß morgen der Nicolo kommt?" Die blasse Frau mit dem feinen, müden Antlitz blickte einen Moment von der Arbeit auf. an d.r sie emsig ge stichelt hatte, und nickte dem Kinde zu. .Ich weiß cZ, Grcte." Wird er mir wieder Aepfel und Nüsse dringen und BondonS, Mama? Ich war doch brav, nicht wahr? Die Mizzi, weißt Du, von drüben, die hat mir erzählt, voriges Jahr ist der Nicolo selbst zu ihr gekommen; sie sagt, der Nicolo war ihr Papa. Sie hat ihn an der Stnme erkannt!" .Geh'. Gretchen, daS kann ja nicht fein !" O, Du Mama, der Papa von der Muzi thut AlleS. der wird auch Nicolo, er hat sie riesig gern und spielt immer AbendS mit ihr. Warum spielt mein Papa nie mit mir?" Der blassen Frau entsinkt die Arbeit und sie blickt traurig auf daS ii ind. Warum. Eretchen? weil " Weil er mich nicht lieb hat. gar nicht lieb!" ruft das leidenschaftliche Kind schluchzend. Die junge Frau zieht daS Kind an sich. Du mußt Gott bitten, daß Papa unS wieder lieb hat," sagte sie mit bebender Stimme. Und warum ist er nie da. Mama?" ruft die Kleine und blickt ihre Mutter fragend an. Papa ist im Klub." Und was thut man dort. Mama?" Man lieft, spricht, ißt und spielt, Eretchen." Kostet das Geld, Mama?" Viel Geld. Kind." schluchzt die rnt glückliche Frau auf. Die Kleine ist ernst geworden, sie hat daS Köpfchen an die Mutter gelehnt und sinnt nach. Mama," sagt sie plötzlich, kommt der Nicolo auch zu Papa?" Nein, mein Liebling." Eretchen schlief diese Nacht schlecht; sie hörte Mama weinen. Nicolo ; weiche, weiße Flocken sinken leise zur Erde und hüllen Straßen und Häuser in ein winterlich Gewand ; man sieht Buden, in denen Süßigkeiten und Nicolo mit langen Bärten feilgebo ten werden. Eine kleine Gestalt drängt sich durch die eilende Menge : Gleichen. Sie kaufte in einer dieser Buden etwaö; langsam zählte sie Kreuzer für Kreuzer der Händlerin hin, dann eilte sie rasch und schritt nach Hause. ES ist Nacht geworden. Gretchen schläft.' Leise geht ihre Mutter zum Fenster und füllt ein paar kleine Schuhe mit süßen Sachen. Um deS Kindes willen," flüsterte sie und sieht mit thränenschweren Augen zum Mond auf. Da regt eS sich in der Ecke. Gret chen fetzt sich vorsichtig auf die Mama schläft leise huscht sie aus dem Bett chen und zieht ein großes schwarzes Etwas unter dem Kissen hervor; sie schleicht zu Papa'S leerem Bett und legt eS ihm unter die Decke. Bald darauf ist Gretchen süß einge schlafen. Mitternacht war vorüber, als deS KindeS Vater nach Haufe kam ; eS war ihm nicht recht wohl zu Muthe er hatte diel verloren. ES ist wie Wahnsinn über ihn ge kommen, mit dämonischer Gewalt hat ihn die Leidenschaft deS Spieles erfaßt und feine Vorsätze, am Morgen errun gen, machte der Abend zu Nichte. Heute müßte er daS Verlorene ein bringen, heute sicher und heute noch und so hat er daS Glück der Seinen zum Einsätze gebracht. Da liegt, als er die Bettdecke zurück schlägt, vor seinen erstaunten Augen auf weißem Grunde ein dunkler Gegen stand, er hebt ihn zum Lichte, eine Ruthe? eine Ruthe ! Sie entsinkt seinen Händen. Nicolo ist heute er hat'S vergessen, über dem Spiel sein Kind vergessen ! Vor den Augen des erregten Mannes ziehen vergangene Bilder vorüber, er sieht sich als Kind, feine Mutter, die seligen Freuden dieses AbendS, feinen Vater und er? Deutlich steht er feine große Schuld vor sich und er weint, weint über sich selbst ; am Bette seines KindeS kniet er, küßt ihm die goldenen Locken und mur melt einen Schwur. .Papa," ruft die Kleine, halb im Traume, es war ja nicht der Nicolo fei nicht böS ich " Mein Kind," ruft er, mein armeS Kind l" Willst Du mich lieb haben?" flü fterte es freudig. Sehr, sehr lieb. Gretchen !" Die Kleine ist zufrieden. Schlaf trunken sinkt ihr blondes Köpfchen auf fein Kissen zurück. Gute Nacht, süßer Papa !" Zu liebenswürdig. Er (zu seiner Frau) : Warum haft Du denn dem Bettler einen Dollar ge schenkt?" Sie : Er hat mich liebe und gute Madame" geheißen, und daS hat mir noch Niemand gesagt." Anzüglich. Schulze (alter Korpibrudcr) : .Ich sage Ihnen, wie ich jung war. habe ich schrecklich ochsen müssen." Lehmann : Ja. da? dringt manch mal die natürliche Beranlagung so mit sich." Lg'isniiis. Fräulein: Unser Hausarzt rieth mir. mich einmal elektristren zu lassen." Lieutenant : Ader Fräulein Martha. sind Sie denn das bei meinem Anblick nicht so schon allemal?" Hache. Tochter: Sieh mal, Papa, der Vetter hat mir einen ganzen Haufen neuer Lieder zum Einüben geschickt." Vater: Aha. daZ ist die Revanche dafür, daß ich seinen letzten Geburtstag so gänzlich ignorirt habe!" wichtiger Schluß. Mama: Kind, merke Dir. daS Hei rathen will ernst und lange überlegt fein. Die Männer werden von Tag zu Tag schlechter." Tochter: .Ader da muß man sich ja mit dem Heirathen so viel wie möglich beeilen, denn je länger man wartet, einen desto schlechteren bekommt man!" Unter Freunden. A. : Entschuldige nur. daß ich Dir daS Buch mit einem Eselsohr zurückge sandt." B. (den Freund genauer betrachtend): Hm soviel ich sehen kann, hast Du ja noch Deine beiden Ohren." vosdaft, Junger Arzt (eifriger Sammler): Habe jetzt eine neue Rarität erwor den." Herr : Und wie heißt der Patient?" Unter Ehelcuten. Er : Unser Hund hält treu zu Dir. Minna." Sie: Ja. Du leider nicht mehr. Deine Treu ist auf den Hund ge kommen." Vffcnlierzig. Junge Frau: Weißt Du auch. waS Du jetzt gegessen hast. Männchen?" Mann: Nein!" Frau: Wie schade, ich glaubte, Du könntest eS mir sagen! Ich weiß eS nämlich auch nicht!" Kathederbliithe Als der Bote mit der Nachricht von der Niederlage deS BaruS zum römi schen Kaiser kam, zerriß dieser in tief ftem Schmerz seine Kleider und rief: Meier, wo haben Sie Ihre Ge danken wieder?" Guter Rath. Parvenu : Geld hab'n mer jetzt ge nug. nu rathen Se mer, Herr Professor, was soll ich machen, um gebildet zu werden?" Professor: Lernen Sie Meyer'S Konversations-Lexikon auswendig !" Ein Sang in die Nachbarschaft. Spitzbube (der gegenüber dem Ge fängnisse wohnt, seiner Frau zurufend): Du, wenn Jemand nach mir fragen sollte.... ich gehe mal eben hinüber, die vier Wochen absitzen!" Lingclenkt. Er: Ich war doch recht dumm, daß ich Dich geheirathet hab'." Sie : Aber Franz. früher nanntest Du mich noch Dein größtes Glück" und jetzt sprichst Du so?" Er : Na ja. versteh' mich doch recht, die Dummen haben eben immer das größte Glück." Das letzte Mal. Sie : O Adolar, erinnerst Du Dich noch an den Abend, wo Du um meine Hand anhieltst? Erinnerst Du Dich, wie ich dastand mit gesenktem Haupt und vergebens nach Worten suchte " Er: Ob ich daran denke! ES war ja daS letzte Mal. daß ich Dich so sah!" Auf dem Kasernenhof. Sergeant: Millionendonnerwetter! WaS find Sie für ein stumpffinniger Kerl. Haben Sie noch Schwestern oder Brüder?" Soldat : Ja. noch einen Bruder." Sergeant : Ist der auch fo stumpf sinnig wie Sie?" Soldat : Noch stumpfsinniger!" Sergeant: So, was ist denn der Schafskopf?" Soldat : Er ist Sergeant!" Nach der Hochzeit. Junger Ehemann (zur Schwieger. mutter) : Sie haben mir doch seiner Zeit gesagt. Sie hätten Ihre Töchter einfach erzogen." Schwiegermutter : Nun. habe ich da etwa zuviel gesagt?" Junger Ehemann : Im Gegentheil, einen Buchstaben zu wenig, denn Ihre Tochter ist einfach verzogen!" prompte Auskunft. Schutzmann (zum kleinen Mädchen, das sich verlaufen hat): .Nun sag' uns doch 'mal Kleine, wo wohnst Du denn?" Bei der Mutter!" Wo wohnt denn die Mutter?" Beim Vater!" Und wo wohnt der Vater?" Kleines Mädchen: Zu Hause!"