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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Jan. 6, 1898)
rrSEHASKA STAATS . ANZEIQKR. Lincoln. UA ... !''" ' ' iVrVJ VllfIIIIIISIiIIIIEIflIIIIIICIKIIIIIII(CIIIC:(f Z AO ß Attsammctt.- S; I ' Vi 3 f tV u ' .? Ijjü SVWtf i VP3 tbte bis slimmjlcn 3 merzt n wie NhcumatismuS, NruralgZe, HÜstkN- und ; Rünschmkrzcn jufjiiirntn. straft 2 ST. JAKOBS OEL und alle werden gchcttt werden. EinzkZn, Pt ur,d rasch. !: 5,,,,,. II I , i AVI iiarn : iHAOi M.'.',' u Tk S A orithrnff S!slrtCr )t(r I vyM-vv 5) - John ö ii La Crosso Wisconsin 1aS kkrSu der Jot, Gund'tten trauerst ton i'a Cros,e. WiSc.. erfreut sick nn den fV orrswaten. htjonders Minnesoia m.b WiZconsin, sinn- außerordentlichen clieöt $eit, da t'tlr Vur rv.t cvt j-rpsc imd weisle dcr orjiüQltdjftui Oualttat bereitet wird, Beslkvu,, für E:adt ni,d Unigcgcnd nimmt entgegen wai. riioiiN, GeneralAgent, U30 P Str., Lincoln. Nib. Hang DicrkZ. Präsident. bm. TierkZ. Secr. und Schatzmeister, Lincoln, Ncbraska. o Haupt'Ossi der o Dierks Lurnber & Goal Co., 125 bis 149 lnvl. U. StraKe o- , , ' C'vlZ, 13. Telephon it0en 35. Wholssale andRctail 9 üsm Vil und Kohlen, als, Cement. Baumaterial. J. C. WGHMPENER. Milla t RMnArmeien. Bslen, warben .f. 139 füdl. 10. Straße, Lincoln, Neb. Achtung für die, welche Pftldegcschirre brauchen. Fraget euren Geschirrr'Höndler für Ps.'rdegeschirrk Neitsäilel usw. angefertigt von SSarpEiarn Bros. Linccln, Neb. Fhiffip Bfiarfter, Nachfolger der STANDARD GLASS & l'AIXT CO. 1312, 1314 und 1310 Stratze. Händler in h$, Jaröen, Iirnifsl Oele, Bttrsten, Spiegeln usw. J. O. TMoyei, Geschäflssuherer. Dick Bros. Brewing Company OutNkY, Jll. FPUWMMv P3ÄMtl' S O ZHWWV rst WB LINCOLN, NEU Dick Bros, berühmtes Flaschenbier, das öeste Ketravke während der yeißkn Zayrcszeit, wird auf FZestelkung nach attcn Hyei'.en des Staates und der Stadt versandt. Feiner importirtcr Rheinwein direkt von COBLENZ am Rhein wie tyott, SHerry' und Noth-Wein für Famltt engebrauch eine Spezialität. Feine Brandies und Whiskies zu den niedrigsten Preisen. TlFBFnÄfltf! 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Der Ittsti;rat! bitte ül'crtrtch'tt. tii ivor ein Vlh'nteiten für Durften und paßte zu dem gelben Alla? und den Nlcihlien der leiten Tochter mjivcifelt fdilcdit. ir trat cisi) der C'ii'.;ige, der das lt merkte. ?iüif) dem drittelt 'ange begann d? reitS der kaittragtter. trettent alle Glaser noch iveifz und rotl, gefüllt waren. !)!ach dein vierten 'ango trank der Jnfiizralli ans das Brautpaar, nach deut sechsten Zttans auf den Iafti;ratli, nach deut siebenten wiederum der JuftizratH auf die teheimtäthin, und nach dem achlen lange 0fcbl)itl)ncr mit Sauetfuuil ctlioli sich der gelbe Zltlas und hielt die wunderdat fle Rede, die je von einer (elieimräthin erson nen wurde. Tiefe Rede war taktlv?, aber Iierzlich. Zt curälinte uralte Familientraditione, welche diengend nicht mehr anerkenne, hoffte, das; die Cchwarzfelierei einer alten rau unbc grüntet fei, pries den Richterfland denn sie gab sich dem üitohne hin, daß nftizrnlh eine bedeutende richterliche Wiirdc fei nannte m ein bildschönes Miidchctt von offenbar reinster Herzens gute und endete mit einem von Schluch zeit erstickten Hoch. Alle Anwesenden umringten die iKednerin, stielten mit ihr an und wurden von der Niihrnng der alten Dame wirklich mitbewegt. ES lag Stimmung in diesem Abend. Man herzte und ks;te sich beim Ab schiede, und nur Matts, der mit deut Instizratlie abseits gesessen und eine Havanna gctaucbt hatte, schien stiller geworden zn sein. ir ging ztt ftnfz heim, wäbteud für die Xanten ein Vaaett bereit finnd. (is war großartig." sagte die Ve hcimtälhin, als sie, in die rissen ge lehnt, heimwärts rollte, es war feett haft! Ich habe mit Gittern seligen weiter beim ttiiltneminifter gespeist, öS find siebzehn Jahre her, großartiger war das damals auch nicht. Ganz gewiß nicht." Sie halte die Tasche voll von Choko lade und wundervollen Bonbons, die man ihr nusgeuothigt hatte, und als sie die jcyt bemerkte, erinnerte sie sich wieder an die unvetbrauchten Speise teste. .Was aus allen diesen Sachen wird, ist mir schleiethaft. Was zum Bei spiel wird aus dein Cis? Gs waren gut vier Pfund, es schmilzt. Oder aus dem Fasan, der kaum angerührt ist?" Sie kam darüber nicht hinweg, sie träumte sogar davon, llnd dann hatte, sie herrliche andere Träume von einer' Zukunft ohne Sorgen, mit Tiners, Soupers und lauter wahnsinnigem lleberflttß. Sie lächelte im Schlafe, sie war reizend, die alte Geheimräthin. Im Haufc des Justiztaths war cs nun auch still geworden. Matt hatte sich Hute Nacht gesagt in jener etwas beklommenen Stimmung vor Halblee rett (Mfertt, wenn ein großer bedeut sanier Tag vorbei ist, jedweder das Fazit ziehen möchte und es zu thun nicht recht den Muth hat. Eva ging in ihr Schlafzimmer und entkleidete sich. Das Herz war ihr schwer, schwer zum Zerspringen, ang sam wird nun eine Scheidewand aus steigen zwischen ihr nnd dem Eltern hause, zn ischen ihr und den renndin neu und dem Bruder, zwischen ihr und Allem, was bisher zu ihr gehörte. An der Schwelle des neuen Paradieses, des fernen unbekannten Landes, fleht die alte Frau im gelben Kleid und dehnt sich und wächst und lacht. Eva warf die Kiffen fort und sprang auf. Klau wird zu ihr halten und sie schützen. Er hatte sie heute Abend in dem halbdnnkeln Mnsikzimmer an sich gepreßt und sie gellißt, verzehrend heiß, zu sehr. Mit zitternder Hand, fliegend schnell entzündete sie das i?icht. Uno wieder starrte sie aus das kleine Bild, den schönen prächtigen Offizier, der ihr und dem sie gehörte. Nicht wahr, Klans, Tu wirft zu mir halten? In alle Ewigkeit? Denn sonst Du ja dann wäre ich verloren." Biele Matchen gab es wohl ans der weiten Etde, die heute zum ersten Mal als Braut schlafen gingen. Der Tranrn gott küßte sie Alle ans die Stirn und gab ihnen die seligste Nacht ihres jun gen Vebens. Eva Simon aber kiuclc vor ihrem Bett und weinte wie ein armes Kind, das den ersten Schritt ans dem Elternhause thut nnd hinter sich HauS. Eltern, Heiinalh versinken sieht. I. Kapitel. Die Geheiinräthin befand sich in einer schauderhaften Erregung. Soeben war Klaus gekommen und hatte ihr bc richtet, was ihm gestern Abend der Justizrath betreffs Evas Mitgift und seiner Finanzen gesagt hatte. Sie durchmaß, wenn dieser Bergleich znläs sig ist, die drei Zimmer wie ein vtut lender Nwe. Blendwerk, wie ich eS mir dachte! Spiegelwerk, wie es jeder vernünftige Mensch sehen mußte! Ehatttpagtter, Rebhühner Alles Komödie !' Ihr Kopf brummte, als wenn Jemand darin spazieren ginge. Auf dem gelben Atlas hatte man in der Frühe Weinflecke entdeckt, und die Ve heimrathin dehanptete steif und fest, daß dieser widerliche Junge von Abra ham daran schuld sei. Nnd zwar habe er daS mit bewußter Absicht gethan. Klara, das gutmüthigste aller Ge schöpfe, wagte nach einiger Zeit zu be merken, daß Eva schön sei und lieblich; daS brachte die Veheimräthin in eine grauenhafte Stimmung. Sie konnte das nicht geradezu ableugnen, aber sie 'and einiae Duvend Gründe, die EvaS adfat M'.d inr.eie irj.i.ie tnobfefen m:ßen. cifa'i.S dieift Biuter, zwei tens tas'ilKtniuer.tc .Verfett und die Schminke ja 21:minff" tntien? diese 2entuneiualiiat, die alle Auacn blick Thronen bcrattspteßi, viertens eine Ziidiingllcit :: in'en. juni tenö PicfcfM!;u!ii cline leelleu Hunei ginnt, je.tiicns-t,ur fing Hetwig, die l,ingeie der beiden Scl,ivfietn, an laut zu lali.ii und zwar so aulial teilt, daß die v'cbeilnrat'.zin die grelle Vuft hatte, i'.r eine Olufcige ja verfetten. Als ii!a;:s nacheiiiizer Zeit tun OnlD bat. da er Eva doch wohl ein beschenk tnachen tüsfe. ahm der 'cheiathin Auflegung betenllich Dimensionen an. .enn ho.ltcftelltc 'a:U, mein lieber Klans, feit siebzehn Jahren sich das Fleisch vom Munde abdatbcn. um nicht an den Bettelstab zu kommen, so haben sie leine eranlassuna. noch ertra die Familie Simon iit's schlepp tau zu nehmen. Jawohl in 's Schlepp lau." Dieser Austmek gefiel ihr attkge zeichnet. .Wenn aber ein Offizier von dreiuntzwanzig Jahien. der zwei altic Schwestern nnd eine unglückliche Mut ter hat, sich in's Blaue hinein verlobt, ohne jede Basis und beld, dazu extra noch und angerechnet an eine Jüdin, so ist das derNttitt tnoialijchutio finatt zicll." Die Schwestern waren starr. Eine solche Sprache hatte die Mutter mit dem verhätschelten KlanS nie im Veben geführt, llnd wer sie am Abend vviher bei dem Bcrlobnngssouper gesehen, hatte ja denken müssen, Alles sei im besten Geleise. KlauS nutwvttete nicht, das feilte dem Staunen die Krone auf. Er hielt den Kopf in die Hände gestützt nnd zer nagle den Schnnirbart. Natürlich wuchs die Angritfskraft der Geheim rathitt unter solchen Uniständen in's Riesengroße. Sie wechselte indessen die Taktik nnd zielte mit großen Geschützen ans dieses miserable Geschöpf von Abta Hai. Ein hübscher Schwager das! Jedenfalls ein Kominis, der die teilte betrügt, oder wenn heute nicht Kommie, so doch über 'S Jahr." Matt mußte nach dem Tonfall ihrer Stimme ohne Weiteres annehmen, daß der Stand eines Keininis ungefähr der gemeinste und niederträchtigste der Welt fei. Außerordentlich freute sich auch die Eeheiuuäthin ans die künftigen Enkel linder, deren Anssehen sie bis in's Detail voraus zu ahnen im Stande war durchweg kleine Abrahams, die sie dann Großmama nennen würden. Klaus stand aus, er war lodteublatz geworden. El Halle sich nicht verkauft, nein, er liebte Eva mit einer verzeh rcnden Gluih. Aber wenn er mit ihr Schlittschuh lief oder ans den Bällen bei VaporteZ sie im Arme hielt, dann Uanzten hinler dem schönen Mädchen 'i Pelz und Seide die goldenen Berge, e alle Welt dem großen Anwalt dichtete. Er hatte seinen Burschen heute früb zur Anstalt gesendet, er sei krank. Er mußte das Alles erst fassen, nachden ken, sich ein klares Bild machen. Er war kein schlechter Mensch, nnd noch gestern war es wie eine große Wallung über ihn gekommen: Kämpfen, und wenn es Zukunft und Glück kostete." Run war der Rausch des ersten Tage vorüber, und er sah vor sich eine weite Wüstenei. Was sollte nun werden? Würde er überhaupt Offizier bleiben können? Ja, wenn Eva reich wäre! Gold leuchtet Über Alles hin und knickt das widerspenstigste Knie zum höflichen Gruß. Vielleicht Halle der Anwalt anch übertrieben. Die reiche Wohnung, die kostbaren Bilder in allen Zimmern, Berschwendnng in jeder Weise das Alles deutete doch auf mehr als Wohl habenheit. Er hörte nicht, wie mittlerweile die Geheimräthin einen Poitrag hielt über Johann v. Böck. ihren großen Ahn Herr, der bei Mützen gegen die Schwe den focht, über Gustav Ferdinand v. Bock, der am Hofe zu Anhalt vor Hunderts i'mf zig Jahren Hofmarfchnll war, über Rudolf v. Bock, ihten Groß vater, den ein Satan von Franzose bei Groß.Gorschen glatt durch die Brust geschossen hatte.' Mit diesem glatt durch die Brust' erzielte die würdige Dame stets großen Effekt. Die drei Kinder waren damit aufgewachsen, in jeder Kaffeegesellschaft wutde der fran jöfische Satan in's Tressen geführt, und wenn daZ glatt dutch die Brust" kam, schnalzte die Erzählerin eigen thiimlich mit der Zunge. nise Amalie v. Böck, eines großen Geschlechtes Tochter, hatte den bürgei lichen Regiernngsrath Hänisch gehei rathet und 'der Wahrheit die Ehre, sie war mildem geliebten Mann sehr glücklich" geworden. Daß aber der erste bürgerliche Enkel der Bocks eine noch ttübfeligereKrenznng ausführen wollte, und daß ihres ausgezeichneten Baters Joachim v. Böck Urenkel kleine unange nehme Abrahams weiden sollten Der Lieutenant war emporgefahren. Der Tisch stürzte um, und die Tassen polterten klirrend, zerbrechend ans den Fußboden. Die Mädchen kreischten, und sinnlos stürzte Klauö hinaus, die Treppen hinab, fort. Wenn die liebe Sonne in's Fenster scheint, nnd die Schatten der Nacht weit nach Westen verschwunden sind, dann werden betrübte Herzen ruhiger. Eva war schon früh aufgestanden, sie ging von Zimmer zu Zimmer und ordnet? Alles. Wenn der Geliebte kommen würde, sollte Alles ihm frenutlich cut gegenblicke. Sie ging zu den Mägden in die Küche und half auch dort. Sie mußte nun eine tüchtige Hausfrau wer den, die auf Allee Acht zu geben und das Haus zusammenzuhalten weiß. Die Schmetterlingszeit ohne Sorgen war vorüber, und Eva fühlte sich fast glücklich, daß sie nicht wie die meisten ihrer Freundinnen ein Goldvogel war, der mit Reichthum und Dienerschaft i das neue Heim zieht. Klans kam nicht, aber cr hatte wohl noch Dienst und Arbeit. Statt feiner erschienen viele Andere, Herren und Damen, die ganze große verwandt teert iir.i cia::. ,.::.!'!. t!ei::r Bild mußte der, "cu" tcn f rieten ur.d wa-tene rni Ha;'d zu n. Natmli,!, wai alte Well ringest. Ein reizender Men,!. ein Bild ren einem C'iizicr! Era? eitle? glückliches Her; sei well rer Funde. AU'.talia, wuite es wietei i'.iüer, der N.:.'.'inutags tarnen ganze iilauuii ren ,ieuntinnen. Tie liefen sich mit dem z!:ltc nicht a.'fpei ien. sie wollten den scheuen Lieutenant selbst sehen. Es lrer ein reizender An blick, wie die lmbschen. ptachtig gellet freien Matchen Eea immer nieder um ringle. Tansenteilei iiaaten utiD alle Augenblicke aus dem .enet tiaße rechts. 2'.rai: links jeechten. Dann wurde Kaffee getrunken, und für einen Beobachter tute es ein angenehme, bedanke fein tnmsen, daß ans jedem der japanischen Stichle eine Million faß. Alle diese kleinen Goldrogel hatte der schone Klans hauen können, wenn er sich voisenilicli eilnntigt und ei! nicht just ans Eva abgesehen hätte. Sie waten Alle in den reizenden Lieutenant verliebt, und jetei der Schwarzkopf,! mit den üppigen rvlben Kippen hatte dem Atonisdaö Ja" entgegcngcküßt, denn er war wiiklich wmideiliiibfch ? Dcr Tag ging zur Neige, und es wurde Zeit, an Zheatcr und Abendfefte zn denken. Enttäuscht ging Eine nach der Anderen fort. Ant Morgen, nicht wahr, da würden sie ihn zu sehen be kommen? Gewiß. Nun ging als Metzle anch die kleine 'illi. Ihr war das Schluchzen nahe, den sie halte Era Simon lieb wie keine Zweite. Aber sie bezwäng sich vortrefflich und machte eine albernen verunglückten Scherz. Als sie den sei neu Pelzmantel anlegte, versuchte sie allerhand Kapriolen, konnte die Aermel nicht finden, zerriß heimlich mit Fleiß den kostbaren Spitzenschleier nnd that dann, als sei sie diiübci höchst betrübt. Sie schluckte mit aller Staudhastigkeit die Thtänen hinunter und hatte anch wirklich eine leidlich gefaßte und lachenden Abgang. Aber unten auf der Straße fing sie an bitter in den Schleier hinein zu weinen, und es dauerte lange, ehe sie im Tanzsaale beim Konsul fröhlich wtttde und den Abend entzückend fand. Der Jnstiziath kam früh heim, er wollte doch den Abend mit feinen jlindmt" vet leben. Klaus fand er nicht. Es lag ein Schatten über Allen, Keiner wollte gestehen, was ihm als fürchterliche Ahnung aufzudämmern l'egann. Die Mädchen in der Küche hockten zusammen und warteten in gro ßer Aufregung, ob nicht doch endlich die Klingel gehen würde. Sie halten Eva gern, die immer freundlich war und ihnen viel schenkte, aber sie fühlten trotzdem mit einem leisen behaglichen Schaudern, daß sich etwas Großes vor bereite, etwas Entsetzliches. Wie man beim Fetter steht nnd schaut, wenn die Flammen von Balten zu Bai kett lecken, helfen möchte und doch neugierig auf paßt, ob nicht das Feuer das Haus nebenan erfassen wird, so geht eö vielen beuten auch mit menschlichem Leid. Sie sind gewiß ein wenig betrübt, daß der nette Kaufmann an der Ecke ban kerott machte nnd zusehen muß, wie sei Gut versteigert wird sie hätten dcr alternden Konjine ganz gettt einen Mann gegönnt und sind erschreckt durch die Mordthat in der Köpcnicker Straße. Aber, lieber Gott, wie uninteressant wäre das Leben, wenn Alles glatt nnd ruhig ginge ! Zum Nachtessen kam des Lieutenants Bursche: der Herr sei krank und müsse das Haus hüten. Er brachte auch einen Brief für Eva, der wahrhaftig nicht ein Muster von Zärtlichkeit war, der aber so von Küssen und dankbaren und mit leidigen Thränen überhäuft wurise, daß er bald anfing, unleserlich zu werden. Die ganze entsetzliche Angst war thö richt gewesen, und cs blieb nur daS eine trostlose Faktum, daß dcr arme unglückliche KlauS krank sei! Nie wurde ein Liebesbote vom Stande des Burschen vortrefflicher belohnt. Eva schenkte ihm einen Thaler, der Justiz rath stopfte ihm die Taschen mit Eigar ren voll, und die beiden Mägde erhiel ten Auftrag, ihm ein Abendessen erster Klasse herzurichten. Und derweil der junge Mann es sich zwischen Lisette und Nike wohl seitfließ, schrieb Eva in fliegender Hast ihtem Bräutigam den liebsten, besten Brief. ES wnrde ein Korb mit den auserlesensten Kranken weinen hergerichtet, und alle Blumen in Evas Zimmer wurden zertnxft und zerrissen, um als Liebesschmuck in dem dunklen Korbe vergraben zu weiden. Ein Soldat war im Simon'schen Hause etwas sehr Ungewöhnliche?, und s? kam es, daß Bater, Kinder nnd Dienstmädchen ihn bis an die Treppe geleiteten. Man rief ihmHnudcrterlci nach nnd fand, daß er der bescheidenste Mensch von der Welt sei. Bielleichl könnte man später nach beendeter Dienstzeit etwas für ihn thun, ihm eine Stelle verschaffe oder dergleichen. Im letzten Moment stellte es sich heraus, daß Heinrich da Beste vetgef seit hatte, nämlich Evas Brief. Abra ham mußte hinter ihm her laufen und holte ihn auf der Straße ein. Da machte der Bursche militärisch ftnrnt und grüßte Abraham wie einen Offizier. Und meikwüidig, das müde Herz des Jungen, das nie gelernt oder längst veilcrnt halte, au den Eitelkeiten deS Lebens sich zu freuen, war kurze Zeit über die Ehrenerwcisung Seitens des Soldaten in einer banalen Erregung. 4. Kapitel. Als Herr Kreiser die vier Mark ver braucht und die egpptischett Eigarretten ausgeraucht hatte, kam die Noth tiüber als je. Früher war er trotz aller lln tilgenden ein giüer Bater gewesen, der sich tun Aennche gesorgt und daraus geachtet halte, daß sie sich ordentlich kleidete und Alles sander hielt. Das hatte nun aufgehört, erging viel spazie ren und kümmerte sich um das Mädchen wenig. Hin nnd wictcr bckani er von alten Freunden Gelt geborgt, das er retlich nach Hanfe brachte, aber im Nebligen führte die Noth mit ihrer grausamen Langeweile Pater und Tech' ter eher auseinander als zusammen. BiSivnleu Abends hie,t Herr Krei- ter eine seiner alten rinnntieii -.treeu, in denen er zeit ve gie'! gewesen war. aber Heimchen Inte frauuj i.nr ir.it I all' m Ohr. D'.ß r,eie N.ten fnr Ve;:te. die w.t ii:e'.ii tau w- ite:1, t.ilei lich ul'fi'üits'i.j ..v.r. i:;ei!:.'tt Beide r.icht. Eines Tages gingen 'a!r n:t lc.li ter zum '''eii't. uv gegen v.:r.i Sn i f er wegen feiner nichieu.i'ii gen "'ieeev? aitc ans der iVeibianeui retlunteit weiden seilte. Aenr.chen letzte sich in den Zuschaucriattnt und halte leider iinr da? Gefühl eines maßlosen Auc ms, Herr Mieiiei kam auf die Anklage tauf. Die Sache venite nnßeiit schnell eiieiitit, es nothwendige? Exempel statuilt und Herr Kreiier von zwei Männern in Unisorm abgeiichit. Aenn che luiitf das Alles nicht lecht veiftan. den. blieb ans ihrem Platze fitzen und waltete einige Stunden ans des Pater? Wiederkommen. Schließlich, es war Nachmittag geweiden, konnte sie dc Hunger nicht mehr aushalten. Sie ging hinan?, waltete draußen scheu noch einige Zeit und fragte endlich den rief beschäftigten Beamten Herrn Liebknecht dieser Name war nach seines Be sitzers Ansicht der Ruin seiner einst vielversprechenden Karriere wo der Bater sei. Welcher Paler?" cnlgegncte Heir Liebknecht mit frei heiieie Stimme eines Welses, was sind das für zeit raubende und wnhniinnige Fragen!" Et ging sofcit weiter, da er über die Albernheit empört war, aber das Mad chen lief eben ihm her t::,d stellte ihre Frage noch einmal mit den nothinen--digeit Peifonalaitgabe. Heil Liebknecht hatte ein mir mäßiges Gedächtniß, tcn er litt an Dnift nr.D Alkohol, ans Herrn Krcifer besann er 'ich indeß soioit. da derselbe zu des ,'lnteten beeühinleren, aber Verderb !chcn Liebknecht Gcfolgschaft gehörte. Zwei Jahre, " jagte er mit einer lästigen Befriedigung, zwei Jahre. mein liebes Kind. Das flulschl ! Be leidige Seine Majestät, mein liebes Kind, und Dir geschieht dasselbe. Freiwohuunz und voltreffliche Nah ntitg. Die Zeit der Duldsamkeit ist vorüber. Jawohl, zwci Jahre." Er ging. Noch einmal !uf das arme Ding neben ihm her und fragte angst voll, ob sie den Pater nicht wenigstens fptechen könne, aber dieser Fall betraf nicht Herrn Liebknechts Ressort. Und als sie seine kostbare Zeit noch länger in Anspruch nehmen wollte, wurde er grob nnd jagte sie mit einem unfeine Schimpfwort von sich. ES war ein ungemiithlichcr Tag, Schneewetter mit Regen. Hat man fei nen Regenschirm, so ist das fatal, aber unangenehmer als derlei Aenßerlichkei ten wirkt ein quälender Hunger. Bor dem Gerichtsgebände wurden bereits die Lichter angesteckt, und Anna ging hinaus auf die Straße. Biel nachdenken konnte sie wirklich nicht, denn sie war sehr müde und ganz von dem Hunger gefiihl beherrscht. Sie wußte mir, daß sie nun heimathlos war, ohne Brod uud ohne Jemand, der sich noch um sie kümmerte. Es war nicht Schmerz oder Trauer oder leidcuschaflliche Perzweif lung, die sie beherrschten, sondern nur eine vollkommene Ratlosigkeit. Run war wirklich Alles aus, nnd 'sie würde einfach verhungern. Auch gab es cigent lich Niemand, den sie recht lieb hatte. Der Pater, an dein sie ein wenig hing, war fort, für zwei Jahre, das heißt für eine Ewigkeit den Binder kannte sie kaum, den dünnen Photographen gehilfcn halte sie nie wieoer gesehen, und wenn der sie in ihrem schäbigen Kleide erblicken würde, müßte es mit seiner Liebe auch wohl bald aus sein. Sie ging von Straße ,zu Straße. Die Wagen fahren zum Theater mit schönen Insassinnen, aber neidisch war Anna nicht. Erst nach einiger Zeit kam ihr der Gedanke, ob es nicht das Beste wäre, zu sterben. Und wenn der freund liehe Leser sich die absolute Hoffnung losigkeil des armen Dinge recht genau vorstellt, wird er zugeben, daß dieser Gedanke der allerklügste war. Gute Menschen mit einem Korbe Eßwaaicn und großen Thalcrstiicken sind nicht so häufig, wie mau aus Lesebüchern und Sonntagsblättern annehmen müßte. Jedenfalls stehen sie nicht immer zur rechten Zeit bereit. Sie hätte stehlen können, ja, das wäre vielleicht das Natürlichste gewesen, aber sie hatte für jedes gestohlene Stück Zucker von Herrn Kreiser, der darin sehr streng war, solch' kräftige Klapse erhalten, daß ihr das Stehlen als daS abscheulichste Per brechen vorkam. Sie war eben jung, unerfahren und mit den Gebräuchen der Welt wenig vertraut. Por dem Sterben hatte das atme Ding ebenfalls große Angst, nnd so be saut sie sich in einem Dilemma, das logisch zu erörtern wohl interessant ist, das aber zu durchleben eine traurige Sache fein muß. Anch vor dem Betteln halle sie eine Sehen, aber Noth blicht Eisen, und sie begann die vorüber gehenden, die dc? scheußlichen Wetters wegen mehr liefen als gingen, in lafti ger Weife aufzuhalten. Die meisten ließen sich dadurch nicht störe, mir ein jnngcr Mann war mitleidig geling, feinen Trab zn unterbrechen. Das arme Aennchen hatte somit die beste Ehance, ein Fünspsennigftück zn erwischen, als das Perhängniß in Gestalt einer beleib ten alten Dame dazwischen trat. Der Anblick eines jungen Mädchens, das sich etsrechie, junge Herren auf der Straße anzubetteln, brachte diese Dame in unbeschreibliche Aufregung. Wie, mein Herr," sagte sie und tiat energisch dazwischen, wollen wir es dahin bringen, daß dieses widerliche Treiben zur Frechheit ausartet? Soll die Bettelei groß gezogen werden, bis wir italienische Zustände bekommen? Oder sieht dieses zudringliche Ge schöpf irgendwie nach Noth ans? Hier wäre die Pclizci am Platze, aber wem man sie cm nothwendigsten braucht, ist sie nicht da," Aennchen starrte der energischen Dame angstooll in's Gesicht, und der Herr fleckte als gut eizcgener und höf licher Mann fein Geld wieder in die Tasche. Die kleine Gruppe trennte sich, Anna huschle zitternd davon, und der 'orpnlcntcn D'Nne kurze Beine machten efei irtt 'eitelguiig der cinlMtnen .er Polizei unmöglich. DaS fiielerte durchnäßte Matchen höitc it n xi auf mit Betteln, nnt von Neuem kam der Gedanke au's steilen. Die Wahl der Tedesaiten war nicht schwer, denn nr reell euiae Leute gibt es eigentlich nur das Wasser. Sie faite plötzlich riueii feste Entschluß nnd lief mt ziemlicher Gejchirindigleit durch die Snaßen nach dem Spreeufer. AI? sie aber in das dunkle Wasser schaute, kam ein Granen über sie, und sie lies wieder sott. ie ging über die Straße Unter dc Linden, die heute in dem Schnee nnt Regenioctter leer war, besah gedankenlos einige Laden, muneite das Hulgefchaft der Madame Lehman, wo man die hübschesten Pa lifcr Modelle sieht, nnd kam dann langsam wieder zum Wasser. Aber das Grauen beiiel sie von Neuem, und sie ging och einmal soit. Der Ji'Niztath kam an diesem Abende von seinem Schwiegersohn in 1', der seit vierzehn Tagen das Ziin liier hütete und sich damit einen Anest auferlegt hatte, wie er nur durch die verzive, feite Lage des Lieutenants z elitären wai. Alle Welt, Eva an der Spitze, glaubte an eine schwere nnd traurige KiaukHeit, das große Per lobungsfeft mußte Taz für Tag ver schoben weiden, uud Klauö zeibrach und zergrübelte sich den Kops, wie er feinen l'.inx ! wieder gut machen und sein Haupt ans der Schlinge ziehe könne. Der Jiislizlalh war lief traurig. Er halle dc Lieutenant ganz wohl ans scheut gefunden, obwohl dieser über heftiges Lcibweh Hagle, und eine trübe Ahnung des wahren Sachoeihalis däm merte, in ihm ans. Nun kam er vom Norden Her, ging durch das regnerische Wetter an dem einsamen Schiffbauer dämm cntlc.no, nnd ließ sich ten Schnee und Regen iii's Geficht peitsche. Am Gitter des Ufers stand Anna und starrte Hinab in das Waffer. Der Jnstiziath musterte sie flüchtig und ging weiter. Er sann einige Angeiu blicke darüber nach, welch' seltsame Passionen manche Leute habe, zum Beispiel: in diesem Wetter spät Abends in'S Wasser z sehen; dann hielt er n und überlegte genauer. Er hatte eigentlich gerade jetzt leinen Grund, sich in fremder Leute Auge legeuheiten zu mische, aber einige sra geude Worte sonnten ja nicht schaden mih mnri'teit l.'iitf Mliisif lr in'Mf also um, ging die paar schritte zurück und redete daö Madchen an. Das Mädchen fuhr scheu zusammen. Jetzt sah er, daß sie naß war wie eine auS dem Wasser gezogene Katze, uud er fragte: Na, was ist los? Was gibt'S hier? Hm''" Da versuchte daS arme Ding es noch einmal mit dem Betteln: Ich habe Hunger, ich weiß nirgends hin. sonst muß ich iu'S Wasser." Der Juflizralh war aus feiner Thä tigkeit starke Effekte gewohnt, aber daS traf ihn wie ein Peitschenhieb. In'S Wasser?" Sie antwortete nicht, denn jetzt zum erten Mal tiberiel sie ein große Mitleid mit sich selbst, und im Nn kamen ihr die ersten Thtänen in's Auge. Man brauchte wirklich kein großer Menschenkenner zu sein, um zu sehen, daß das einsame von Nässe durchtränkte und zitternde Ding keine Komödie spielte. Komm mit," sagte er. Sie schlich neben ihm her und gab vorsichtig Acht, daß sie seinen seinen Mantel nicht mit ihrem Kleide be rührte. Der Justizralh nahm dann eine Droschke und fuhr mit ihr nach seinem Hause. Und wie die Menschen sind, so überkam ihn unterwegs eine helle Freude über sich selbst und seinen Edelmulh. Er würde sich genau nach dem Mädchen erkundigen lassen, nnd wenn ihre Angaben auf Wahrheit be ruhten, so sollte hier wirklich einmal einRettungöwerk von ihm durchgeführt werden. Nicht halb wie bei Anderen, sondern in vollstem Umfange. Er wurde bei diesem Gedanken förmlich heiter. Leute, die edle Werke thun, wollen dafür keinen Lohn, aber in der tiefsten Falte des Herzens sagte eine kleine Stimme: Dieser Justizrath verdient wirklich, daß feine eigenen Hoffnungen und Erwartungen auch endlich einmal in Erfüllung gehen. Denn er thut Gutes ohne Aussicht ans Lohn nnd hat jedenfalls ein besseres Heiz als die meisten Anderen. So kam Aennchen in Evas Haus. 5. Kapitel. Die Tanle war Abonnentin der Possischen Zeitung' inseiirte in die sein Blatt alle Anfragen nach Mam fellS nnd kündigte hier dem Publikum vierteljährlich an, daß in Schweders Trauermagazin, gegründet 1805, Neu veauleö de 'Laris augelaugt feien. In dieser beliebten Zeitung las sie mit Wonne, daß Herr Kreiser zu zwei Iah ren Gefängniß verurtheilt fei, und sie machte sich dann an die Lektüre des Hannover'fchen SpielerprozesfeS, den die Poffifche" als abschreckendes Bei spiel sittlicher Haltlosigkeit ausführlich behandelte. Die Tante, die allen Dingen ans den Grund ging, wünschte jetzt zn wis seit, was Hazard und Roulette, genau beschrieben, für Dinge seien, aber lei der waren Ehrifiiau, der Theologe, und dessen Mutter auf diesem Gebiete völ lig unetfahren. Der Kandidat konnte nur ganz vage Andeutungen gebe, und znr Belehrung der Tante war rö ein glücklicher Zufall, daß der Agent, EhristianS Bruder, Besuch machte. Er wohnte nicht, wie Mutter und Bruder, im Hause der Taute und wurde unter gewöhnlichen Umständen anch niemolt zu längerem Peiweilen genöthigt. Hente kam er indessen gelegen. Er erbot sich sofoit, auf Kosten der Tante beim Drechsler zu einer Mark und fünfzig Pfennige ein kleine Roulette zu kaufen, und nie kam der Durft nach genauer Belehrung Jemandem theurer zu stehen als in diesem Falle Fräulein Schweder. (Fortsetzung folgt.)