Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 06, 1898, Image 12
öchickplsschlage. int cu!ahiigeichchie i t) o m 3 1 1 1. von 1? o u I i n t Eine! der schönsten HSuser in jenem eleganten Villenviertel, DaS im Nord, weften Berlin'S zwischen den Stadt Bahnhöfen Bellevue und Thiergarten entstanden ist. gehörte dem reichen Kauf, mann Echroth und wurde von ihm und seiner Tochter ganz allein bewohnt. Außerdem gehörte dem ältlichen, sehr unnahbaren, geldstolzen Manne eine wunderhübsche Villa am WannSee, in die er und sein Kind in den ersten war men FrühlingZtazen mit sämmtlicher Dienerschaft zu übersiedeln Pflegten. Luise, die einzige Tochter und Erbin deö Schroth'schen Hauses, ist ,u der Zeit, wo unsere Geschichte beginnt, ein ernstblickendeS. goldhaarigeS Mädchen von fiedenzehn Jahren. Ein einfaches weißes Kleid von weicher Wolle um schließt die schlanke Gestalt, die äugen blicktlch unter einem riesigen Sonnen schirm am Ende des GartenS sitzt und eifrig den Pinsel führt. Von dort, wo daS Ufer ziemlich steil zum See hinun ter abfüllt, hat man einen wunderfchö nen Blick weit über das Wasser auf die bescheidene, ein wenig melancholische, bereits herbstlich gefärbte Havelland, schaft, und diese Aussicht sucht eben die junge Dame in einem kleinen Aquarell festzuhalten. Ader ach, mit weniger Talent und Geschick ist wohl selten die Kunst der Malerei betrieben worden! Grobe Pinselftriche verunzieren die falsche Zeich nung, von seiner Ausführung oder gar von richtiger Perspektive hat unsere Heldin augenscheinlich keine Ahnung. Und doch arbeitet sie so eifrig, daß sie die Schritte nicht vernimmt; die auf dem KieS erklingen, und erst erschreckt aufsteht. alS sie ein leichtes Husten dicht neben sich hört. Ein schlanker junger Mann in ein fächern, ein wenig abgetragenem An zug, den nicht sehr modernen Strohhut in der Hand, steht neben ihr und blickt mit einem halb verächtlichen, yalv mit leidigen Lächeln um den schön geschwun aenen festen Mund auf ihre Arbeit. Fräulein Schroth nahm dies Lächeln übel auf und ein tüchtiger Aerger regte sich in ihr. Bitte." sagte sie luvi, wünschen Sie mich zu sprechen?" N ein. eigentlich nicht." erwiderte der junge Mann, die Augen noch prü send auf die Zeichnung gerichtet. ..auker." süate sie hinzu, .wenn Sie mir erlauben möchten, Ihnen einige Aenderungen auf dieser Skizze anzu rathen." -3ch danke." gab sie hochmülhig zu rück, ich bekomme jeden Rath, dessen ich bedarf, von meinem Zeichenlehrer." Damit wandte sie sich ftolz von ihm ab, um ibre Arbeit fortzusetzen. Der junge Mann zögerte noch und rief ihr nach emen turnen Weite zu: Aber eS ist Alles falsch! Ihre Per fpektive " Ich wünsche. Sie entfernen sich, mein Herr!" rief Fräulein Luise, auf. springend und ihn zornig anblickend. Diesem verwöhnten und verzogenen Kinde war noch nie etwa? anderes, als Freundliches und Schmeichelhafte? at agt worden, und nun wagte vieler remde Mensch, einen Tadel auSzu prechen! Wer sind toier sugtt sie in stolzem Tone, ihr dunkelroth gewordenes Gesicht zu ihm erhebend, hinzu. Ich bin Emil Lenz, Schreiber im Geschäft ihres Herrn Vaters, habe ihm einen wichtigen Brief von Berlin her aus gebracht und warte jetzt auf Ant wort." Dann gehen Sie und warten Sie im Dienstbotenzimmerl" Und das junge Mädchen ging, ihre Skizze rasch an sich reißend, mit schnei len Schritten quer über den Rasen dem Hause zu und verschwand bald in das Innere. Welch ein zorniger Engel!! Und wie liedreizend! Ich habe, wie ge wöhnlich, eine Dummheit gemacht. Ader schließlich: wag habe ich verloren? Nichts. Ich bin früher nicht hier ge Wesen und werde auch nie wieder her kommen. Und doch, eS thut mir leid, daß ich sie geärgert habe; aber ihre Zeichnung ist einfach schauderhaft! Hier bin ich!" Herr Schroth rief den Schreiber Lenz, und nachdem er ihm feine Instruktionen gegeben hatte, entließ er ihn mit einer ftol,en Handbewegung. AIS Lenz daS Gartenthor wieder er reichte, hörte hinter sich einen leichten Schritt, und ehe er sich noch umwenden konnte, war ein schmuckes Mädchen an seiner Seite und sagte mit unsicherem Tone: Mein Herr, Fräulein Schroth bittet Sie wegen ihrer UnHöflichkeit um Ver zeihung. Sie schickt mich. Ihnen dies zu bestellen." Sagen Sie dem Fräulein, daß ich unhöflich und ungezogen war, nicht sie," erwiderte Lenz, und dabei schweiften seine Augen nach der Richtung des HaufeS, mit der schwachen Hoffnung, dort vielleicht einen Schimmer von der schönen Gestalt der reuevollen Erdin zu erhäschen. Und sagen Sie Fräulein Schroth auch, daß ich eine Zeichnung mit dem selben Blick auf den See entwerfen werde, den sie gewählt hatte, und sie ihr senden werde. Sie kann sie verbrennen, wenn sie will, aber senden werde ich sie ihr!" ' Emil Lenz war der Sohn eines ehe malö fehr begüterten SchiffZ-RhederS in Bremen, hatte eine gute Schulbil dung genossen, war dann vom Vater, um die Welt kennen zu lernen, aus große Reisen geschickt worden, und hatte sorglos und srödNa) m den lag oinein, gelebt. Da traf ihn ein harter Liqiag . rn.i i ( . v 4. u - t i 4 Vtl .011! UCIIUI uului 4' v sächlich aber durch gewagte Spekulativ nen seines Compagnons, sein ganzes Vermögen und stand nun mit dem ein naen Sohne fast gänzlich verarmt da kiesen EchicksalZschlag trug der alte Herr nicht lange, er wurde trübsinnig und starb nach wenigen Jahren. Emil, dem eS gelungen war. in einem Bremer Hau e eine gute Stellung zu erbauen, and nun ganz allein. Mutter und Geschwister waren längst todt, und nun er auch den alten Vater begraben hatte. trieb eS ibn fort au? der Stadt, in der er so viel Trübe? erleben mußte. Er ging nach Berlin und nahm an. wag sich ihm zuerst bot, einen descheiöe nen Scheiderposten in dem Eomtor deS GrokkaukmannS Schroth. freilich mit einem Gehalt, da? nur für feine nöthig ften Bedürfnisse ausreichte, und keiner lei Ausfichten für die Zukunft. Eigentlich hatte er nur Luft und Talmi zum Zeichnen und Malen; er widmete der Kunst leden freien Augenblick. schwärmte für die Natur und that seine Schreiberarbeit mit mehr Wiederwillen als Freude. Aber er war ein irischer. ehrlicher Geselle, und schaute trotz Allem fröhlich nun muthig in die Zuknnft. An einem Dezemberabend, sechs Jahre nach jenem kleinen Ereigniß iin Garten der Villa am Wannsee, saß ein großer, distinguirt anSsehender Herr mit dunr lern Vollbart und sonnenverbranntem Gesichte im Cafe Kaiserhof. rauchte eine Havanna und unterhielt sich eifrig mit einen kleinen alten Herrn. Sechs Jahre in Peru. Emil? Ich kann es kaum faffen. Mir ifl'S. als wäre eS erst gestern gewesen, daß Du am Svlvefterabend zu mir kamst und sagtest: Freund, ich kann die Schreiber arbeit nicht mehr ertragen. Ich will waS Anderes haben, ich will fortgehen von hier! Und dann zeigtest Du mir eine kleine Skizze, eine Havellandschaft, die Du irgend einem Mädchen schenken wolltest; warft aber so schlau, mir den Namen nicht zu sagen. Ich will ihn Dir jetzt nennen, sagte ernft Emil Lenz, ich sandte da? Bildchen an Fräulein Schroth. Ich hoffe, daß sie sich verheirathet hat und out verheirathet, bevor ihr Vater bankerott machte." Er bog sich vor und blickte mit seinen ehrlichen blauen Augen zu dem alten Herrn hinüber. Ich weiß nicht, waS aus ihr gewor den ist, ich weiß nur, daß sie bei dem Zusammenbruche noch unverheirathet war. Herr Gott, war daS damals eine Geschichte! Der alte Mann hatte wahnsinnig spekuurt und sich schließlich mit der Betheiligung an einem Berg werke ganz zu Grunde gerichtet. AlleS hat er verloren, nichts von all' dem Reichthum ift ihm geblieben I" Und Fräulein Schroth? Niemand bemitleidete die Beiden; er that stets, als wenn die ganze Welt ihm gehörte und dienstbar wäre, na, und wag die Tochter betrifft, so " Sage nichts von ihr. Ich könnte kein unfreundliches Wort über sie hören Wo sind sie? Ist sie bei ihrem Vater? Wo lebt er? Wie kann ich sie sinden?" Aber zum Kuckuck ! Schroth war nie so gut zu Dir, daß Tu Dich feinet wegen zu beunruhigen brauchtest! Er zähle mir lieber von Dir selbst! Du kannst Dir denken, wir sielen hier alle aus den Wolken, als der ehemalige Compagnon Deines Vaters plötzlich auftauchte und Dir Ersatz bot für das, waS Dein Vater durch seine Schuld ein gebüßt hatte. Alle Achtung! Wieviel übergab er Dir eigentlich? War es wirk lich eine Million?" Ja; Heermg war damals nach Peru geflohen, wo er große Spekulationen in Guano anfing. DaS Schicksal ließ ihm in Lima alles glücken, gerade als ob es ihn ür alle früher erlittene Trübsal ent schädigen wollte; und mit einem Schlage kam er in die Lage, an mir gut zu machen, was er an meinem Vater ge sündigt hatte. Außerdem hinterließ er. alS er vor einem Jahre starb ein Teste ment, in welchem er mir fein ganzes Vermögen hinterließ. Dem Sohne deS ManneS, den ich ermordete !" stand wörtlich in dem Schriftstücke. Mit vieler Mühe und nach unermüd lichm Nachforschungen gelang eS endlich Emil Lenz, den alten schroth in einer bescheidenen Hinterwohnung im Osten Berlin S zu entdecken. Seine Tochter Luise hatte m einer kinderreichen Fami lie eine Stelle als TageZ-Gouvernante erhalten, wo sie keineswegs verwöhnt wurde, aber dennoch muthig aushielt, weil sie den Vater damit unterstützte. DaS große, schöne, blasse Mädchen, daS in seinem ärmlichen, aber sauberen und hübschen Kleide allmorgendlich in die Pferdebahn stieg, hatte keine Ahnung, daß eS von einem Paar ban- ger Augen beobachlet wurde, und daß der Eigenthümer dieser Augen allemal, wenn er sie erblickte, arges Herzklopfen hatte. Mein Gott l TicS ist zu viel Glück !" rief Luise Schroth eines Abends aus, als der Vater ihr beim Nachhausekom men einen Brief zu lesen gab, der Nach mittags angekommen war. Luise brach in Thränen aus. als sie las, daß Emil Lenz ihrem Vater in zarter Weise eine gesicherte Stellung bot. Nun hatte alle Noth eine Ende ! Und wie wenig hatten sie das um den jungen Mann verdient ! Mit brennender Ungeduld erwartete Letzterer die Antwort auf seinen Brief. Da, endlich an einem Sonntage, ge rade am ersten NeujahrZtage, als fiöh lichcS Leben in der ganzen Stadt herrschte, kam die ersehnte Zusage deS alten Schroth und dabei o. Freude und Uederraschung mit ein paar mädchenhaft bescheidenen Dankesworten jene Skizze, die er einst in ftiner ehr liehen Art so hart getadelt hatte. Aus der Rückseite stand: Für Emil Len, ein NeujahrSgruß. Gott segne Sie Luise Schroth !" TicS alle? geschah vor einigen Iah ren. In einem vornehm ausgestatteten Hause der Alsenstraße in Berlin wohnt ein junges Ehepaar Herr und Frau Emil Len,. Das Glück leuchtet den beiden schönen Menschen auZ den Lugen, wie sie da mit einander in dem kostbar und behaglich eingerichteten Zimmer der jungen Frau an diesem Ncujahrsmorgen dei'm Frühstück sitzen. :sauiicrj legt fte illren Arm um eine Schultern und deutet auf die Wand, wo in ge chmackoollem aymen eine kleine Zeichnung hängt, die er einst am NeujahrZtage dem schönen, stolzen Müd chen schickte. Der verrückte. Humoreske von K. S ch a u m b u r g. EZ war ein herrlicher FrühlingSmor gen. Der Blumen und Stillleben maler Krainer schlenderte die Straße entlang, fuchtelte unternehmend mit seinem Stöckchen in der Luft herum, guckte allen hübschen Mädchen unter den Hut kurzum befand sich in kreuzfiöeler Stimmung. He!" hörte er da auf einmal laut schreien. Faft erschreckt wandte er sich zur Seite und gewahrte auf der anderen Seite der Straße einen kleinen stämmigen Mann mit blauer Brille, der mit einem großen Regenschirm in der Luft herumarbeitete, offenbar um die Aufmerksamkeit des MalerS auf sich zu lenken. ES war der Professor Reinhardt, ein sowohl wegen seiner Grobheit als auch seiner Zerstreutheit bekannter Mediziner, der in einem Vororte eine Jrrenheil anftalt besaß, die ihn berühmt, und waS noch angenehmer war, reich gemacht hatte. AlS Professor Reinhardt sah. daß der Maler stehen blieb, kam er eiligst auf seinen kurzen Beinchen über den Stra ßendamm herübergesübelt. Guten Morgen. Herr Professor!" grüßte der Maler. Wie steht's mit meinem Bilde?" knurrte ihn dieser ohne weiteres an. Der Maler fluchte. Alles veraißt er. aber das hat er gemerkt. Er erinnert sich wohl dunkel einer Bestellung, die ihm der Professor vergangenen Winter in einer Gesellschaft zu schon sehr borge rückter Stunde gemacht hatte, aber man hätte ihn todtschlagen können, er wußte nicht was sie betroffen hatte. Auf gut Mua platzte er desyalv heraus. Ach fo. das Blumenftück!" Na ja, das Rosenarrangemcnt, Wie lange dauert denn der verwünschte ramr Aber die Rosen blühen ja noch nicht, Herr Professor," antwortete der Maler, nur um etwas zu sagen. Ach Blech!" schnauzte der kleine Mann. ..Bei mir siebt da? notn fvii 'schon in vollstem Flor. Sie kommen zetzt mit mir hinaus und wühlen sich Jyre Modelle. Nachher sollen Sie zum tftuirnucü aucv 'was zu een kriegen Ter Maler schaute zum Himmel nach der Beständigkeit deS WetterS aber daS dauerte Reinhardt schon zu lange !vcacyen feie leine langen Fittma- teilten! Marsch!" Und er packte den ZS gernden am Arme und zerrte ihn dem in der Nähe liegenden Bahnhofe an. an lurzer Jett nug ne der Zug an hr Ziel, und bald standen fte dann auch vor der Anftalt des Professors. Krämer konnte sich eines instinktiven Gefühls deS Schauers nicht erwehren beim Anblick der hohen Gefängniß mauern, welche um das Grundstück her umliefen. Nachdem sie aber eingetreten waren, verschwand dieser Eindiuck so fort vor dem geradezu verblüffenden Wechsel der Scenerie. Ein weiter, sattgrüner Rasenplatz breitete sich zwischen einstöckigen Pavil lonS aus, welche mit ihrem Fachwerk wie Schweizerhäuschen aussahen. Die Mauern verschwanden unter der üppi gen Masse der Rosenstöcke. ClematiS und Jelängerjelieber, und ohne die der gitterten Fenster hätte man in dieser Anlage schmerlich einen Aufenthalt für Verrückte sehen können. Die Augen deS MalerS hingen besonders an den Ro enftöcken, die eine wundervolle Kollek tion der seltensten Varietäten bildeten. A la bonne heure, Professor." rief er entzückt, da könnte man ja or dentlich Luft kriegen, verrückt zu wer dm !" Reinhardt knurrte etwas in den Bart, hob dann die Nafe in die Höhe und schnüffelte in der Luft herum, waS bei ihm daS Zeichen war. daß ihm etwas einfiel, sah nach der Uhr und brummte: Jetzt muß ich meinen Rundgang durch die Anftalt machen. Nachher frühstücken wir zusammen. Schneiden Sie ab. so viel Ihnen gefüllt, damit die Kleckserei hübsch wird. Naumann!" brüllte er zu einem alten Mann hinüber, der in der gerne einen Kiesweg harkte. Nau mann, gehe mit dem Herrn da und hilf hm, wenn er Dich braucht!" Echcene. Herr Brofessor," sagte Naumann, der langsam herangekommen war und machte dazu ein pfisstzeS Ge ficht. Der Professor hatte nämlich seine letzten Worte, sei ti auS Zerstreutheit, ser eS infolge eines momentanen Reize?, mit einem leichten Augenzwicken deglei tet, und da? hatte fich der brave Nau mann. daS uralte Factotum Rein hardtS. noch von feiner Asftftentcnthä' tigkeit an der Univerfität Leipzig her. in seiner Helligkeit sofort nach seiner Art ausgelegt. Mit glänzenden Augen lief Krainer von einem Rofenftrauch zum andern, wählte die schönsten Blüthen au? und vereinigte sie zu mächtigen BouquetZ unter den Augen NaumannS, der die neie Nummer" still, aber scharf be obachtete. Er hatte ja schon so viele hier anmarschiren sehen. In Wagen brachte man sie angefahren, ein paar Verwandte oder Freunde hatten sie un ter Vorspiegelung einer Landpartie zum Einsteigen gebracht. Ohne Arg stiegen sie auS, verführt durch den lachenden Park, wo man sie zuerst ohne Zroang herumstrolchen li,ß. Dann verkrümelten sich die Verwandten und Freunde so nach und nach, und der Vogel war ge fangen. Dieser da, der mit dem Pro fessor allein gekommen war, war ja of fenbar nicht gefährlich. Und der Un erfahrene würde ihn ohne Zweifel für vollkommen gesund gehalten haben. Aber der alte Naumann war ja viel zu helle", als daß er die lockere Schraube" nicht gleich herausgefunden hätte, ganz abgesehen von der Art und Weise, wie das , Barschchen" in den Rosen herum wirthschaftete. Warum diese unstäten Bewegungen, dieses wüste Springen von einem Strauch zum andern! Dann dieses plötzliche tut- weife Stillstehen, diese? unbewegliche Anstarren der Rosen, die er dann mit nervöser Haft fortschleuderte. Dann der verbeulte große Schlapphut, diese glühenden Augen, mit denen er die zur Erde geworfenenBlüthenhaufen anstierte und dabei die Nase zwischen Zeigesinger und Daumen nahm! DaS waren doch untrügliche Zeichen dafür, daß eS im Oberstübchen bei dem nicht richtig war Der Maler konnte bet der Fülle deS Modell-Materials thatsächlich in seinen Arrangements zu keinem Resultate kom men. Immer verbesserte er wieder und sing schließlich wieder von vorne an. AlS die Verwüstungen unter den Ro fen immer größer, die Bewegungen des Beobachteten immer wilder würgen, be schloß Naumann ein Ende zu machen Nee, daS gehd mer doch ieberfch Bohnenlied! DaS Bäifchchen mutz ins Kiddchen, '?i? de heechfteZeit," brummte er für sich.r , Und helle wie er war, füllte er einen Eimer mit Wasser, trug ihn in einen der benachbarten Pavillon? und sagte dann mit heuchlerischer Freundlichkeit zu Krainer: peeren se. die Sro en rni mer awwer S kleenrS Bischen inS Wasser schdellen, sonsö dhun se ja alle ganz gooosjämmerlich verweilen; mer hamm awwer och Heide änne Hidze wie in Ka merun!" Argros toigtt rainer dem Alten in den Pavillon und führte feinen Rath aus. AlS er sich aber umdrehte und wieder herauswollte, fand er die Thür verschlossen und Naumann breitspurig vavor leynend. WaS sind denn das für Dummhev ten!" rief er ärgerlich. Schd! Schdille mei' Gud'fder!" Oeftnen Sie die Thür und lassen sie mich hinaus!" Nu nee, mei' Seehnchen, wer eemal hier drinne fchdeckt, der kemmt Se nich eher Widder raus, als bis n der Bio fesser rausläßt." Na, dann holen Sie ihn, Sie alter Esel!" Da mißt' 'ch ä fcheeneS RhinozeroS fein! Na, die Grobheeden, wenn mer den jetzt bei'n Friehschdicke schdeeren wollde! Ach Herrechesesl" Beim Frühstücke sitzt er ? Ich soll ja mir iqm sruynuaenr Babderlababd! Du kannsd änne ganze Wulsd herschwadzen, bis mer Word gefülld!" Wie können Sie mich duzen!" brüllte der Maler wüthend. Ich verbitte mir das I" Schdille bisde!" grinfte Naumann. Und dabei blieb es. Krainer ver sicherte hundertmal feine volle Gesund- heit und daß er vom Professor eingela den worden wäre, Rosen zu schneiden für ein bestelltes Gemälde; er deklamirte sein ganzes Nationale her. Schdille bisde!" war die ftereotupe Antwort. Natürlich steigerte bieg die Wuth KrainerS immer mehr, und er fuchtelte schließlich dem braven Naumann mit dem offenen Messer, womit er die Rosen abgeschnitten hatte, und das er noch in der Hand hielt, ganz gefährlich unter der Nase herum. Da kriegte es dieser doch mit der Angst zu thun; er fürchtete für seinen Leib. Er sah doch gar nich so beese auS " murmelte er. Nee, nee, wie mer fich in Menschen deischen kann! 'S iS änne Dhränenweld!" Und bekümmert drückte er den Knopf einer eleltrisazen eitung. ES läutete in der Entfernung, und sofort erschienen zwei handfeste Kerle. Naumann gab ihnen ein Zeichen. und im Handumdrehen war der Kra kehler gepackt, entwaffnet, und trotz fei ner wüthendcnGegenwehr in dieZwangS jacke gesteckt und in einen engen Raum geschoben. Und dann zogen die Drei befriedigt von bannen. Der also zur Unbewegllchkeit Ver dämmte schrie sich beinahe den Hals ab nach Hi'.fe, merkte oder bald, daß dicseS bei der vollständigen Abgeschlossenheit seiner fensterlosen Zelle, in welche nur ein matter Cchcin durch ein dickcS, trü be? GlaS von öden drang, vollkommen nutzlos fei. Er schwieg deshalb, und seine Erregung legte sich nach und nach. Ja. er gewann schließlich dem Aden teuer die komische Seite ad und ver mochte sogar am Ende in ein lautes La chen darüber auSzubrechen. Eeirk We fanzenschaft konnte ja nicht lang' dauern. denn sein knurrender Magen sagte ihm. daß die Früdstückszeit bereilS vorüber sei. Professor Reinhardt hatte vorzüglich gefrühstückt und spazierte behaglich zur Verdauung in seinem Parke herum. Dabei sah er die umhergestreuten Rosen, und beim Anblick derselben gab eS ihm einen ordentlichen Rück. Donnerwetter, der Pinsclfritzc! Meine Zerstreutheit! Nun ist der Kerl gewiß mit hungrigem Magen wieder zurückgefahren." Da trat Naumann mit strahlendem Antlitz auf ihn zu. DaS Hammer awwer fein gedeixeld, Herr Brofessor. ich?" .WaS!" Na, mit der neien Nummer. Wie der awwer och mit den Rosen rumwirdh schafd'd hab, daS war ja reeneweg zum Dervonloofen!" Dem Pcofessor schien ein Licht auf zugehen. Er fuhr in die Höhe, als wenn er unversehens einen Nadelstich in seine nördliche Seite bekommen hätte. ..WaS ift geschehen? Wo ist er?" Stolz wies Naumann auf den Pa villon. Der rs belorgd un uffgehoben ! wie Ke,hde fo fcheene sagt, .oder Marsch Schiller." Ter Professor schüttelte wüthend die Arme gen Himmel, wie ein Schmieren tragöde. wenn er die Hand deS Ver hängnisseS markircn will. Dann pflanzte er sich mit unheimlicher Ruhe vor Nau mann hin. Naumann, weißt Du, waS Du bist?" Naumann machte ein furchtbar Helles Gesicht: Na, waS d'n, Herr Bro. feffer?" Da? größte Rindvieh. daS je auf GottcS Weide gegrast hat! Und er wandte sich und rannte spornstreichs auf den Pavillon zu. Mit einem gelind'fchöpSmüßigen Ge sicht glötzte Naumann dem Davoneilen den nach. Und dann entrang sich den dunklen Tiefen seiner Seele da? große Wort: Da hzmmersch !" Professor Reinhardt hat nie verra then, was ihm da? Krainersche Blumen stück gekostet hat. aber wenn der Maler von seinen Kollegen wegen seines Aden teuerS im Irrenhause gehänselt wird. pflegt er schmunzelnd zu sagen : Ich bin jederzeit bereit, dieZwangS jacke noch einmal anzuziehen !" ?rp,nd an der Zt. Von nu jtuiin Die Stürme gingen schlafen. Die MSvm, vom Fluge matt. Ruh'n aus am sicher' Felsen, Die E ist spiegelglatt. Die Sonne ging zur Rüste. Der Mond zieht durch die Nacht. Und um ihn halten leuchtend Unzählige Sterne die Wacht. Die Schiffe ruh'n im Hafen, Der Strand ist still und leer; Ein wunderbarer Friede Lagert aus Land und Meer. Wohl dem. der gleiche Stille Im tiessten Innern hegt. Weil sich zur Ruh' die Stürme Der Lcidenschast gelegt. F,!ig. Richter: Es ift sehr unwahrschein lich daß Sie beide allein den Einbruch ausführten; wo verbrachten Sie den Abend?" Angeklagter: Wir blieben zu Hause und spielten Skat!" Richter: Ah, sehen Sie, dazu gehört doch ein dritter Mann!" Die Veilchen, Fritzchen," sagte der l?lementarlehrer eine? TageS zu einem seiner Schmer zenSjungen, wenn Du nun eine Tüte Boltchen haft und Schorse sitzt dabei und hat keine, wa? thätft Du dann?" Denn ät ick se up," meinte Fritz grinsend. Ja, aber wenn Du recht viele Bolt chen haft, wa? thust Du dann?" Denn Üt ick se ok up!" Jaaa aber wenn Du nun satt bist, Fritz, und Du haft noch 'n paar Boltchen nach, wa? machst Du dann?" Denn denn quäl' ick de annern ok noch rin!" Si historisches Wiener Postamt. Da? Neue Wiener Tageblatt" erhält von einem Leser folgende Zuschrift: Ich hatte heute in dem Postamt Wipp lingerstraße ein Packet aufzugeben. Das Postamt befindet fich im alten Rathhause in dem der Salvatorgasse zugewendeten Trakte. Von hier aus führt eine Thüre m den Raum für die Frachtenaufgabe. Der Raum selbst ist ein großer altmodischer Saal mit Kup lplafond. In der Mitte siebt ein Pfeiler, der die Bogen deS Plafonds trägt. Ich war das erste Mal in diesem Raum und, ich kann eS nicht leugnen. er machte aus mich einen ganz deson deren Eindruck. Ich betrachtete mir die düsteren grauen Wände und die bei der Waage beschäftigten Poftdiener. die ganz luftig ihrem Dienste nachgingen. Wie kann man nur in fo einem Lokale fröhlich fein? Der Tisch, der die Pav teten von den Bediensteten trennte. paßte mir auch gar nicht zu diesem Saale, er war zwar alt, aber nicht ge nug gothisch. Ein gesundes böhmische? Dienstmädchen. daS gerade ein Packet übergab, paßte auch nicht recht zu dem Saal Wozu diente er doch früher? Ich betrachtete wieder dre grauen Wände. Da erblickte ich. ganz vorne, über einem Schreibpult, noch etwas Graues. ES war dunkler, als die Farbe der Wände. Ich trete näher und bemerke, daß e? eine Marmortafel ist und darin ist etwa? mit guten, alten, gothischen Buch paben emgravirt: Im Jahre 1671 den 30 ApriU ift der Hungarische Rebell Graff FranciScuS NadaSty, allda mitt dem Schwerdt vom Leben zue Todt hingerichtet worden. Dazu also diente früher dieser Saal! Da gefällt er mir als Postamt denn doch besser." Auch eine Folgerung. Gaft (einem Slatfpiel zusehend): Der alte Mann hat wirklich Pech." Wirth: Der kann'? auch gebrauchen, der ist ja ein Schuster." Tröstlich. Und wenn wir un? auch nie wieder sehen, wirst Du mir treu bleiben, liebe Dore?" Gewiß, wenn ich mich verlobe, bist Du der Erste, der meine Verlobung? Anzeige bekommt." Variante. Wer nie bei luft'gen Freunden saß. Wem nie unwohl" in seiner Kammer, Wer niemals sauern Häring aß, Der kennt dich nicht, du Katzenjammer". Naheliegend. Sie: Ich habe gestern mit Frau Schmidt eine Kahnfahrt gemacht und habe mich gewundert, wie gut die rudern kann." Kr Ofiin STflunhur Sit fiVhr ?n in Vsr. if.Vtll WWMtWf VIV Mi(k jj V Q House auch das Ruder!" Sie weiß sich zu beiseit. Du willst Dir schon wieder ein neueS Kleid kaufen? Wo nimmst Du denn nur alles Geld her?" Ach. den Stoff borge ich, und den Macherlohn bleibe ich schuldig." Zu werthvoll. Dame : Wie ich höre. Herr Baron. haben Sie nun ihr Herz auch ver chenkt." Baron : I bewahre, mein Fräulein, verschenke mein Herz überhaupt nicht, da? wird 'mal versteigert." Begreiflich. Erster Freund : Ich kann heute nicht mit Dir ausgehen, ich bin voll ständig abgebrannt." Zweiter Freund : Wie kommt denn das?" Erster Freund: Bin gestern mit meiner Flamme ausgewesen." Boshaft. Balletteuse: Ich bin gestern furcht bar beklatscht worden." Herr: Von Ihren Kolleginnen?" Aus dem Boesie-Alwum von Baulinc Schultze. Ich dreemde Sie in vor'ger Nachd Von Ecnen, dür Sie zogk zur Schlachd. Fridz Blum 'r hieß Da? glangk so sieß! Droff dreemd'ch von eenen Dichderlingk, Der schdolz zun SchdandeSamde gingk. Fridz Blicmchen hieß er Da? glangk noch sießer! Malitiöse Kritik. Haben Sie schon mein Trauerspiel gelesen?" Kritiker: Ja aber ich hab' eS noch nicht recht verstanden, das ift ja eine ganz komische Geschichte." Zurückgezogen. A. : Führt der junge Weber noch immer solch zurückgezogenes Leben?" B. : Jetzt mehr als je! Er fitzt ja seit drei Jahren!" Blos. Gaft: Sie, Herr Wirth, Ihr Ha fenbraten ift alt und riecht ja ganz ab scheulich! Wirth: Na, zum Riechen ift er ja auch nicht da, sondern zum Essen!" Schncll fertig ist die Jugend mit dem lvort. Lehrer: Schulze, nenne mir 'mal sechs Thiere, welche in der Polar-Region wohnen." Schüler: Vier Eisbären und zwei Seehunde!" wie Doppelt heimgegeben. Wirth: Nun Herr Professor. fanden Sie das Beefsteak?" Gaft : Sehr klein für sein Alter war's !" In der Küche Alte Köchin : Der große KrebS wollte mich eben in die Wangen knei fen." Dienstmädchen: Renommiren ie doch nicht !"