Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 06, 1898, Image 12

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von 1? o u I i n t
Eine! der schönsten HSuser in jenem
eleganten Villenviertel, DaS im Nord,
weften Berlin'S zwischen den Stadt
Bahnhöfen Bellevue und Thiergarten
entstanden ist. gehörte dem reichen Kauf,
mann Echroth und wurde von ihm und
seiner Tochter ganz allein bewohnt.
Außerdem gehörte dem ältlichen, sehr
unnahbaren, geldstolzen Manne eine
wunderhübsche Villa am WannSee, in
die er und sein Kind in den ersten war
men FrühlingZtazen mit sämmtlicher
Dienerschaft zu übersiedeln Pflegten.
Luise, die einzige Tochter und Erbin
deö Schroth'schen Hauses, ist ,u der
Zeit, wo unsere Geschichte beginnt, ein
ernstblickendeS. goldhaarigeS Mädchen
von fiedenzehn Jahren. Ein einfaches
weißes Kleid von weicher Wolle um
schließt die schlanke Gestalt, die äugen
blicktlch unter einem riesigen Sonnen
schirm am Ende des GartenS sitzt und
eifrig den Pinsel führt. Von dort, wo
daS Ufer ziemlich steil zum See hinun
ter abfüllt, hat man einen wunderfchö
nen Blick weit über das Wasser auf die
bescheidene, ein wenig melancholische,
bereits herbstlich gefärbte Havelland,
schaft, und diese Aussicht sucht eben die
junge Dame in einem kleinen Aquarell
festzuhalten.
Ader ach, mit weniger Talent und
Geschick ist wohl selten die Kunst der
Malerei betrieben worden! Grobe
Pinselftriche verunzieren die falsche Zeich
nung, von seiner Ausführung oder gar
von richtiger Perspektive hat unsere
Heldin augenscheinlich keine Ahnung.
Und doch arbeitet sie so eifrig, daß sie
die Schritte nicht vernimmt; die auf
dem KieS erklingen, und erst erschreckt
aufsteht. alS sie ein leichtes Husten dicht
neben sich hört.
Ein schlanker junger Mann in ein
fächern, ein wenig abgetragenem An
zug, den nicht sehr modernen Strohhut
in der Hand, steht neben ihr und blickt
mit einem halb verächtlichen, yalv mit
leidigen Lächeln um den schön geschwun
aenen festen Mund auf ihre Arbeit.
Fräulein Schroth nahm dies Lächeln
übel auf und ein tüchtiger Aerger regte
sich in ihr. Bitte." sagte sie luvi,
wünschen Sie mich zu sprechen?"
N ein. eigentlich nicht." erwiderte
der junge Mann, die Augen noch prü
send auf die Zeichnung gerichtet.
..auker." süate sie hinzu, .wenn Sie
mir erlauben möchten, Ihnen einige
Aenderungen auf dieser Skizze anzu
rathen."
-3ch danke." gab sie hochmülhig zu
rück, ich bekomme jeden Rath, dessen
ich bedarf, von meinem Zeichenlehrer."
Damit wandte sie sich ftolz von ihm ab,
um ibre Arbeit fortzusetzen.
Der junge Mann zögerte noch und
rief ihr nach emen turnen Weite zu:
Aber eS ist Alles falsch! Ihre Per
fpektive "
Ich wünsche. Sie entfernen sich,
mein Herr!" rief Fräulein Luise, auf.
springend und ihn zornig anblickend.
Diesem verwöhnten und verzogenen
Kinde war noch nie etwa? anderes, als
Freundliches und Schmeichelhafte? at
agt worden, und nun wagte vieler
remde Mensch, einen Tadel auSzu
prechen!
Wer sind toier sugtt sie in stolzem
Tone, ihr dunkelroth gewordenes Gesicht
zu ihm erhebend, hinzu.
Ich bin Emil Lenz, Schreiber im
Geschäft ihres Herrn Vaters, habe ihm
einen wichtigen Brief von Berlin her
aus gebracht und warte jetzt auf Ant
wort." Dann gehen Sie und warten Sie
im Dienstbotenzimmerl"
Und das junge Mädchen ging, ihre
Skizze rasch an sich reißend, mit schnei
len Schritten quer über den Rasen dem
Hause zu und verschwand bald in das
Innere.
Welch ein zorniger Engel!! Und
wie liedreizend! Ich habe, wie ge
wöhnlich, eine Dummheit gemacht. Ader
schließlich: wag habe ich verloren?
Nichts. Ich bin früher nicht hier ge
Wesen und werde auch nie wieder her
kommen. Und doch, eS thut mir leid,
daß ich sie geärgert habe; aber ihre
Zeichnung ist einfach schauderhaft!
Hier bin ich!"
Herr Schroth rief den Schreiber Lenz,
und nachdem er ihm feine Instruktionen
gegeben hatte, entließ er ihn mit einer
ftol,en Handbewegung.
AIS Lenz daS Gartenthor wieder er
reichte, hörte hinter sich einen leichten
Schritt, und ehe er sich noch umwenden
konnte, war ein schmuckes Mädchen an
seiner Seite und sagte mit unsicherem
Tone:
Mein Herr, Fräulein Schroth bittet
Sie wegen ihrer UnHöflichkeit um Ver
zeihung. Sie schickt mich. Ihnen dies
zu bestellen."
Sagen Sie dem Fräulein, daß ich
unhöflich und ungezogen war, nicht sie,"
erwiderte Lenz, und dabei schweiften
seine Augen nach der Richtung des
HaufeS, mit der schwachen Hoffnung,
dort vielleicht einen Schimmer von der
schönen Gestalt der reuevollen Erdin zu
erhäschen.
Und sagen Sie Fräulein Schroth
auch, daß ich eine Zeichnung mit dem
selben Blick auf den See entwerfen
werde, den sie gewählt hatte, und sie ihr
senden werde. Sie kann sie verbrennen,
wenn sie will, aber senden werde ich sie
ihr!" '
Emil Lenz war der Sohn eines ehe
malö fehr begüterten SchiffZ-RhederS
in Bremen, hatte eine gute Schulbil
dung genossen, war dann vom Vater,
um die Welt kennen zu lernen, aus
große Reisen geschickt worden, und hatte
sorglos und srödNa) m den lag oinein,
gelebt. Da traf ihn ein harter Liqiag
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sächlich aber durch gewagte Spekulativ
nen seines Compagnons, sein ganzes
Vermögen und stand nun mit dem ein
naen Sohne fast gänzlich verarmt da
kiesen EchicksalZschlag trug der alte
Herr nicht lange, er wurde trübsinnig
und starb nach wenigen Jahren. Emil,
dem eS gelungen war. in einem Bremer
Hau e eine gute Stellung zu erbauen,
and nun ganz allein. Mutter und
Geschwister waren längst todt, und nun
er auch den alten Vater begraben hatte.
trieb eS ibn fort au? der Stadt, in der
er so viel Trübe? erleben mußte.
Er ging nach Berlin und nahm an.
wag sich ihm zuerst bot, einen descheiöe
nen Scheiderposten in dem Eomtor deS
GrokkaukmannS Schroth. freilich mit
einem Gehalt, da? nur für feine nöthig
ften Bedürfnisse ausreichte, und keiner
lei Ausfichten für die Zukunft.
Eigentlich hatte er nur Luft und Talmi
zum Zeichnen und Malen; er widmete
der Kunst leden freien Augenblick.
schwärmte für die Natur und that seine
Schreiberarbeit mit mehr Wiederwillen
als Freude. Aber er war ein irischer.
ehrlicher Geselle, und schaute trotz Allem
fröhlich nun muthig in die Zuknnft.
An einem Dezemberabend, sechs Jahre
nach jenem kleinen Ereigniß iin Garten
der Villa am Wannsee, saß ein großer,
distinguirt anSsehender Herr mit dunr
lern Vollbart und sonnenverbranntem
Gesichte im Cafe Kaiserhof. rauchte eine
Havanna und unterhielt sich eifrig mit
einen kleinen alten Herrn.
Sechs Jahre in Peru. Emil? Ich
kann es kaum faffen. Mir ifl'S. als
wäre eS erst gestern gewesen, daß Du
am Svlvefterabend zu mir kamst und
sagtest: Freund, ich kann die Schreiber
arbeit nicht mehr ertragen. Ich will
waS Anderes haben, ich will fortgehen
von hier! Und dann zeigtest Du mir
eine kleine Skizze, eine Havellandschaft,
die Du irgend einem Mädchen schenken
wolltest; warft aber so schlau, mir den
Namen nicht zu sagen.
Ich will ihn Dir jetzt nennen,
sagte ernft Emil Lenz, ich sandte da?
Bildchen an Fräulein Schroth. Ich
hoffe, daß sie sich verheirathet hat und
out verheirathet, bevor ihr Vater
bankerott machte." Er bog sich vor und
blickte mit seinen ehrlichen blauen Augen
zu dem alten Herrn hinüber.
Ich weiß nicht, waS aus ihr gewor
den ist, ich weiß nur, daß sie bei dem
Zusammenbruche noch unverheirathet
war. Herr Gott, war daS damals
eine Geschichte! Der alte Mann hatte
wahnsinnig spekuurt und sich schließlich
mit der Betheiligung an einem Berg
werke ganz zu Grunde gerichtet. AlleS
hat er verloren, nichts von all' dem
Reichthum ift ihm geblieben I"
Und Fräulein Schroth?
Niemand bemitleidete die Beiden; er
that stets, als wenn die ganze Welt ihm
gehörte und dienstbar wäre, na, und
wag die Tochter betrifft, so "
Sage nichts von ihr. Ich könnte
kein unfreundliches Wort über sie hören
Wo sind sie? Ist sie bei ihrem Vater?
Wo lebt er? Wie kann ich sie sinden?"
Aber zum Kuckuck ! Schroth war nie
so gut zu Dir, daß Tu Dich feinet
wegen zu beunruhigen brauchtest! Er
zähle mir lieber von Dir selbst! Du
kannst Dir denken, wir sielen hier alle
aus den Wolken, als der ehemalige
Compagnon Deines Vaters plötzlich
auftauchte und Dir Ersatz bot für das,
waS Dein Vater durch seine Schuld ein
gebüßt hatte. Alle Achtung! Wieviel
übergab er Dir eigentlich? War es wirk
lich eine Million?"
Ja; Heermg war damals nach Peru
geflohen, wo er große Spekulationen in
Guano anfing. DaS Schicksal ließ ihm
in Lima alles glücken, gerade als ob es
ihn ür alle früher erlittene Trübsal ent
schädigen wollte; und mit einem Schlage
kam er in die Lage, an mir gut zu
machen, was er an meinem Vater ge
sündigt hatte. Außerdem hinterließ er.
alS er vor einem Jahre starb ein Teste
ment, in welchem er mir fein ganzes
Vermögen hinterließ. Dem Sohne
deS ManneS, den ich ermordete !" stand
wörtlich in dem Schriftstücke.
Mit vieler Mühe und nach unermüd
lichm Nachforschungen gelang eS endlich
Emil Lenz, den alten schroth in einer
bescheidenen Hinterwohnung im Osten
Berlin S zu entdecken. Seine Tochter
Luise hatte m einer kinderreichen Fami
lie eine Stelle als TageZ-Gouvernante
erhalten, wo sie keineswegs verwöhnt
wurde, aber dennoch muthig aushielt,
weil sie den Vater damit unterstützte.
DaS große, schöne, blasse Mädchen,
daS in seinem ärmlichen, aber sauberen
und hübschen Kleide allmorgendlich in
die Pferdebahn stieg, hatte keine
Ahnung, daß eS von einem Paar ban-
ger Augen beobachlet wurde, und daß
der Eigenthümer dieser Augen allemal,
wenn er sie erblickte, arges Herzklopfen
hatte.
Mein Gott l TicS ist zu viel Glück !"
rief Luise Schroth eines Abends aus,
als der Vater ihr beim Nachhausekom
men einen Brief zu lesen gab, der Nach
mittags angekommen war. Luise brach
in Thränen aus. als sie las, daß Emil
Lenz ihrem Vater in zarter Weise eine
gesicherte Stellung bot. Nun hatte alle
Noth eine Ende ! Und wie wenig hatten
sie das um den jungen Mann verdient !
Mit brennender Ungeduld erwartete
Letzterer die Antwort auf seinen Brief.
Da, endlich an einem Sonntage, ge
rade am ersten NeujahrZtage, als fiöh
lichcS Leben in der ganzen Stadt
herrschte, kam die ersehnte Zusage deS
alten Schroth und dabei o. Freude
und Uederraschung mit ein paar
mädchenhaft bescheidenen Dankesworten
jene Skizze, die er einst in ftiner ehr
liehen Art so hart getadelt hatte. Aus
der Rückseite stand: Für Emil Len,
ein NeujahrSgruß. Gott segne Sie
Luise Schroth !"
TicS alle? geschah vor einigen Iah
ren.
In einem vornehm ausgestatteten
Hause der Alsenstraße in Berlin wohnt
ein junges Ehepaar Herr und Frau
Emil Len,. Das Glück leuchtet den
beiden schönen Menschen auZ den
Lugen, wie sie da mit einander in dem
kostbar und behaglich eingerichteten
Zimmer der jungen Frau an diesem
Ncujahrsmorgen dei'm Frühstück sitzen.
:sauiicrj legt fte illren Arm um eine
Schultern und deutet auf die Wand,
wo in ge chmackoollem aymen eine
kleine Zeichnung hängt, die er einst am
NeujahrZtage dem schönen, stolzen Müd
chen schickte.
Der verrückte.
Humoreske von K. S ch a u m b u r g.
EZ war ein herrlicher FrühlingSmor
gen. Der Blumen und Stillleben
maler Krainer schlenderte die Straße
entlang, fuchtelte unternehmend mit
seinem Stöckchen in der Luft herum,
guckte allen hübschen Mädchen unter den
Hut kurzum befand sich in kreuzfiöeler
Stimmung.
He!" hörte er da auf einmal laut
schreien.
Faft erschreckt wandte er sich zur Seite
und gewahrte auf der anderen Seite der
Straße einen kleinen stämmigen Mann
mit blauer Brille, der mit einem großen
Regenschirm in der Luft herumarbeitete,
offenbar um die Aufmerksamkeit des
MalerS auf sich zu lenken.
ES war der Professor Reinhardt, ein
sowohl wegen seiner Grobheit als auch
seiner Zerstreutheit bekannter Mediziner,
der in einem Vororte eine Jrrenheil
anftalt besaß, die ihn berühmt, und
waS noch angenehmer war, reich gemacht
hatte.
AlS Professor Reinhardt sah. daß der
Maler stehen blieb, kam er eiligst auf
seinen kurzen Beinchen über den Stra
ßendamm herübergesübelt.
Guten Morgen. Herr Professor!"
grüßte der Maler.
Wie steht's mit meinem Bilde?"
knurrte ihn dieser ohne weiteres an.
Der Maler fluchte. Alles veraißt er.
aber das hat er gemerkt. Er erinnert
sich wohl dunkel einer Bestellung, die
ihm der Professor vergangenen Winter
in einer Gesellschaft zu schon sehr borge
rückter Stunde gemacht hatte, aber man
hätte ihn todtschlagen können, er wußte
nicht was sie betroffen hatte. Auf gut
Mua platzte er desyalv heraus.
Ach fo. das Blumenftück!"
Na ja, das Rosenarrangemcnt,
Wie lange dauert denn der verwünschte
ramr
Aber die Rosen blühen ja noch
nicht, Herr Professor," antwortete der
Maler, nur um etwas zu sagen.
Ach Blech!" schnauzte der kleine
Mann. ..Bei mir siebt da? notn fvii
'schon in vollstem Flor. Sie kommen
zetzt mit mir hinaus und wühlen sich
Jyre Modelle. Nachher sollen Sie zum
tftuirnucü aucv 'was zu een kriegen
Ter Maler schaute zum Himmel nach
der Beständigkeit deS WetterS aber
daS dauerte Reinhardt schon zu lange
!vcacyen feie leine langen Fittma-
teilten! Marsch!" Und er packte den ZS
gernden am Arme und zerrte ihn dem
in der Nähe liegenden Bahnhofe an.
an lurzer Jett nug ne der Zug an
hr Ziel, und bald standen fte dann
auch vor der Anftalt des Professors.
Krämer konnte sich eines instinktiven
Gefühls deS Schauers nicht erwehren
beim Anblick der hohen Gefängniß
mauern, welche um das Grundstück her
umliefen. Nachdem sie aber eingetreten
waren, verschwand dieser Eindiuck so
fort vor dem geradezu verblüffenden
Wechsel der Scenerie.
Ein weiter, sattgrüner Rasenplatz
breitete sich zwischen einstöckigen Pavil
lonS aus, welche mit ihrem Fachwerk
wie Schweizerhäuschen aussahen. Die
Mauern verschwanden unter der üppi
gen Masse der Rosenstöcke. ClematiS
und Jelängerjelieber, und ohne die der
gitterten Fenster hätte man in dieser
Anlage schmerlich einen Aufenthalt für
Verrückte sehen können. Die Augen deS
MalerS hingen besonders an den Ro
enftöcken, die eine wundervolle Kollek
tion der seltensten Varietäten bildeten.
A la bonne heure, Professor."
rief er entzückt, da könnte man ja or
dentlich Luft kriegen, verrückt zu wer
dm !"
Reinhardt knurrte etwas in den Bart,
hob dann die Nafe in die Höhe und
schnüffelte in der Luft herum, waS bei
ihm daS Zeichen war. daß ihm etwas
einfiel, sah nach der Uhr und brummte:
Jetzt muß ich meinen Rundgang durch
die Anftalt machen. Nachher frühstücken
wir zusammen. Schneiden Sie ab. so
viel Ihnen gefüllt, damit die Kleckserei
hübsch wird. Naumann!" brüllte er zu
einem alten Mann hinüber, der in der
gerne einen Kiesweg harkte. Nau
mann, gehe mit dem Herrn da und hilf
hm, wenn er Dich braucht!"
Echcene. Herr Brofessor," sagte
Naumann, der langsam herangekommen
war und machte dazu ein pfisstzeS Ge
ficht. Der Professor hatte nämlich seine
letzten Worte, sei ti auS Zerstreutheit,
ser eS infolge eines momentanen Reize?,
mit einem leichten Augenzwicken deglei
tet, und da? hatte fich der brave Nau
mann. daS uralte Factotum Rein
hardtS. noch von feiner Asftftentcnthä'
tigkeit an der Univerfität Leipzig her.
in seiner Helligkeit sofort nach seiner
Art ausgelegt.
Mit glänzenden Augen lief Krainer
von einem Rofenftrauch zum andern,
wählte die schönsten Blüthen au? und
vereinigte sie zu mächtigen BouquetZ
unter den Augen NaumannS, der die
neie Nummer" still, aber scharf be
obachtete. Er hatte ja schon so viele
hier anmarschiren sehen. In Wagen
brachte man sie angefahren, ein paar
Verwandte oder Freunde hatten sie un
ter Vorspiegelung einer Landpartie zum
Einsteigen gebracht. Ohne Arg stiegen
sie auS, verführt durch den lachenden
Park, wo man sie zuerst ohne Zroang
herumstrolchen li,ß. Dann verkrümelten
sich die Verwandten und Freunde so
nach und nach, und der Vogel war ge
fangen. Dieser da, der mit dem Pro
fessor allein gekommen war, war ja of
fenbar nicht gefährlich. Und der Un
erfahrene würde ihn ohne Zweifel für
vollkommen gesund gehalten haben.
Aber der alte Naumann war ja viel zu
helle", als daß er die lockere Schraube"
nicht gleich herausgefunden hätte, ganz
abgesehen von der Art und Weise, wie
das , Barschchen" in den Rosen herum
wirthschaftete.
Warum diese unstäten Bewegungen,
dieses wüste Springen von einem Strauch
zum andern! Dann dieses plötzliche tut-
weife Stillstehen, diese? unbewegliche
Anstarren der Rosen, die er dann mit
nervöser Haft fortschleuderte. Dann
der verbeulte große Schlapphut, diese
glühenden Augen, mit denen er die zur
Erde geworfenenBlüthenhaufen anstierte
und dabei die Nase zwischen Zeigesinger
und Daumen nahm! DaS waren doch
untrügliche Zeichen dafür, daß eS im
Oberstübchen bei dem nicht richtig war
Der Maler konnte bet der Fülle deS
Modell-Materials thatsächlich in seinen
Arrangements zu keinem Resultate kom
men. Immer verbesserte er wieder und
sing schließlich wieder von vorne an.
AlS die Verwüstungen unter den Ro
fen immer größer, die Bewegungen des
Beobachteten immer wilder würgen, be
schloß Naumann ein Ende zu machen
Nee, daS gehd mer doch ieberfch
Bohnenlied! DaS Bäifchchen mutz ins
Kiddchen, '?i? de heechfteZeit," brummte
er für sich.r ,
Und helle wie er war, füllte er einen
Eimer mit Wasser, trug ihn in einen
der benachbarten Pavillon? und sagte
dann mit heuchlerischer Freundlichkeit
zu Krainer:
peeren se. die Sro en rni mer
awwer S kleenrS Bischen inS Wasser
schdellen, sonsö dhun se ja alle ganz
gooosjämmerlich verweilen; mer hamm
awwer och Heide änne Hidze wie in Ka
merun!"
Argros toigtt rainer dem Alten in
den Pavillon und führte feinen Rath
aus. AlS er sich aber umdrehte und
wieder herauswollte, fand er die Thür
verschlossen und Naumann breitspurig
vavor leynend.
WaS sind denn das für Dummhev
ten!" rief er ärgerlich.
Schd! Schdille mei' Gud'fder!"
Oeftnen Sie die Thür und lassen
sie mich hinaus!"
Nu nee, mei' Seehnchen, wer eemal
hier drinne fchdeckt, der kemmt Se nich
eher Widder raus, als bis n der Bio
fesser rausläßt."
Na, dann holen Sie ihn, Sie alter
Esel!"
Da mißt' 'ch ä fcheeneS RhinozeroS
fein! Na, die Grobheeden, wenn mer
den jetzt bei'n Friehschdicke schdeeren
wollde! Ach Herrechesesl"
Beim Frühstücke sitzt er ? Ich soll ja
mir iqm sruynuaenr
Babderlababd! Du kannsd änne
ganze Wulsd herschwadzen, bis mer
Word gefülld!"
Wie können Sie mich duzen!" brüllte
der Maler wüthend. Ich verbitte mir
das I"
Schdille bisde!" grinfte Naumann.
Und dabei blieb es. Krainer ver
sicherte hundertmal feine volle Gesund-
heit und daß er vom Professor eingela
den worden wäre, Rosen zu schneiden
für ein bestelltes Gemälde; er deklamirte
sein ganzes Nationale her.
Schdille bisde!" war die ftereotupe
Antwort.
Natürlich steigerte bieg die Wuth
KrainerS immer mehr, und er fuchtelte
schließlich dem braven Naumann mit
dem offenen Messer, womit er die Rosen
abgeschnitten hatte, und das er noch in
der Hand hielt, ganz gefährlich unter
der Nase herum. Da kriegte es dieser
doch mit der Angst zu thun; er fürchtete
für seinen Leib.
Er sah doch gar nich so beese auS "
murmelte er. Nee, nee, wie mer fich
in Menschen deischen kann! 'S iS änne
Dhränenweld!"
Und bekümmert drückte er den Knopf
einer eleltrisazen eitung. ES läutete
in der Entfernung, und sofort erschienen
zwei handfeste Kerle.
Naumann gab ihnen ein Zeichen.
und im Handumdrehen war der Kra
kehler gepackt, entwaffnet, und trotz fei
ner wüthendcnGegenwehr in dieZwangS
jacke gesteckt und in einen engen Raum
geschoben. Und dann zogen die Drei
befriedigt von bannen.
Der also zur Unbewegllchkeit Ver
dämmte schrie sich beinahe den Hals ab
nach Hi'.fe, merkte oder bald, daß dicseS
bei der vollständigen Abgeschlossenheit
seiner fensterlosen Zelle, in welche nur
ein matter Cchcin durch ein dickcS, trü
be? GlaS von öden drang, vollkommen
nutzlos fei. Er schwieg deshalb, und
seine Erregung legte sich nach und nach.
Ja. er gewann schließlich dem Aden
teuer die komische Seite ad und ver
mochte sogar am Ende in ein lautes La
chen darüber auSzubrechen. Eeirk We
fanzenschaft konnte ja nicht lang' dauern.
denn sein knurrender Magen sagte ihm.
daß die Früdstückszeit bereilS vorüber sei.
Professor Reinhardt hatte vorzüglich
gefrühstückt und spazierte behaglich zur
Verdauung in seinem Parke herum.
Dabei sah er die umhergestreuten
Rosen, und beim Anblick derselben gab
eS ihm einen ordentlichen Rück.
Donnerwetter, der Pinsclfritzc!
Meine Zerstreutheit! Nun ist der Kerl
gewiß mit hungrigem Magen wieder
zurückgefahren."
Da trat Naumann mit strahlendem
Antlitz auf ihn zu.
DaS Hammer awwer fein gedeixeld,
Herr Brofessor. ich?"
.WaS!"
Na, mit der neien Nummer. Wie
der awwer och mit den Rosen rumwirdh
schafd'd hab, daS war ja reeneweg zum
Dervonloofen!"
Dem Pcofessor schien ein Licht auf
zugehen. Er fuhr in die Höhe, als
wenn er unversehens einen Nadelstich in
seine nördliche Seite bekommen hätte.
..WaS ift geschehen? Wo ist er?"
Stolz wies Naumann auf den Pa
villon.
Der rs belorgd un uffgehoben ! wie
Ke,hde fo fcheene sagt, .oder Marsch
Schiller."
Ter Professor schüttelte wüthend die
Arme gen Himmel, wie ein Schmieren
tragöde. wenn er die Hand deS Ver
hängnisseS markircn will. Dann pflanzte
er sich mit unheimlicher Ruhe vor Nau
mann hin.
Naumann, weißt Du, waS Du
bist?"
Naumann machte ein furchtbar Helles
Gesicht: Na, waS d'n, Herr Bro.
feffer?"
Da? größte Rindvieh. daS je auf
GottcS Weide gegrast hat! Und er wandte
sich und rannte spornstreichs auf den
Pavillon zu.
Mit einem gelind'fchöpSmüßigen Ge
sicht glötzte Naumann dem Davoneilen
den nach. Und dann entrang sich den
dunklen Tiefen seiner Seele da? große
Wort:
Da hzmmersch !"
Professor Reinhardt hat nie verra
then, was ihm da? Krainersche Blumen
stück gekostet hat. aber wenn der Maler
von seinen Kollegen wegen seines Aden
teuerS im Irrenhause gehänselt wird.
pflegt er schmunzelnd zu sagen :
Ich bin jederzeit bereit, dieZwangS
jacke noch einmal anzuziehen !"
?rp,nd an der Zt.
Von nu jtuiin
Die Stürme gingen schlafen.
Die MSvm, vom Fluge matt.
Ruh'n aus am sicher' Felsen,
Die E ist spiegelglatt.
Die Sonne ging zur Rüste.
Der Mond zieht durch die Nacht.
Und um ihn halten leuchtend
Unzählige Sterne die Wacht.
Die Schiffe ruh'n im Hafen,
Der Strand ist still und leer;
Ein wunderbarer Friede
Lagert aus Land und Meer.
Wohl dem. der gleiche Stille
Im tiessten Innern hegt.
Weil sich zur Ruh' die Stürme
Der Lcidenschast gelegt.
F,!ig.
Richter: Es ift sehr unwahrschein
lich daß Sie beide allein den Einbruch
ausführten; wo verbrachten Sie den
Abend?"
Angeklagter: Wir blieben zu Hause
und spielten Skat!"
Richter: Ah, sehen Sie, dazu gehört
doch ein dritter Mann!"
Die Veilchen,
Fritzchen," sagte der l?lementarlehrer
eine? TageS zu einem seiner Schmer
zenSjungen, wenn Du nun eine Tüte
Boltchen haft und Schorse sitzt dabei
und hat keine, wa? thätft Du dann?"
Denn ät ick se up," meinte Fritz
grinsend.
Ja, aber wenn Du recht viele Bolt
chen haft, wa? thust Du dann?"
Denn Üt ick se ok up!"
Jaaa aber wenn Du nun satt
bist, Fritz, und Du haft noch 'n paar
Boltchen nach, wa? machst Du dann?"
Denn denn quäl' ick de annern
ok noch rin!"
Si historisches Wiener Postamt.
Da? Neue Wiener Tageblatt" erhält
von einem Leser folgende Zuschrift:
Ich hatte heute in dem Postamt Wipp
lingerstraße ein Packet aufzugeben.
Das Postamt befindet fich im alten
Rathhause in dem der Salvatorgasse
zugewendeten Trakte. Von hier aus
führt eine Thüre m den Raum für die
Frachtenaufgabe. Der Raum selbst ist
ein großer altmodischer Saal mit Kup
lplafond. In der Mitte siebt ein
Pfeiler, der die Bogen deS Plafonds
trägt. Ich war das erste Mal in diesem
Raum und, ich kann eS nicht leugnen.
er machte aus mich einen ganz deson
deren Eindruck. Ich betrachtete mir die
düsteren grauen Wände und die bei der
Waage beschäftigten Poftdiener. die
ganz luftig ihrem Dienste nachgingen.
Wie kann man nur in fo einem Lokale
fröhlich fein? Der Tisch, der die Pav
teten von den Bediensteten trennte.
paßte mir auch gar nicht zu diesem
Saale, er war zwar alt, aber nicht ge
nug gothisch. Ein gesundes böhmische?
Dienstmädchen. daS gerade ein Packet
übergab, paßte auch nicht recht zu dem
Saal Wozu diente er doch früher?
Ich betrachtete wieder dre grauen Wände.
Da erblickte ich. ganz vorne, über einem
Schreibpult, noch etwas Graues. ES
war dunkler, als die Farbe der Wände.
Ich trete näher und bemerke, daß e?
eine Marmortafel ist und darin ist
etwa? mit guten, alten, gothischen Buch
paben emgravirt:
Im Jahre 1671 den 30
ApriU ift der Hungarische
Rebell Graff FranciScuS
NadaSty, allda mitt dem
Schwerdt vom Leben zue
Todt hingerichtet worden.
Dazu also diente früher dieser Saal!
Da gefällt er mir als Postamt denn
doch besser."
Auch eine Folgerung.
Gaft (einem Slatfpiel zusehend):
Der alte Mann hat wirklich Pech."
Wirth: Der kann'? auch gebrauchen,
der ist ja ein Schuster."
Tröstlich.
Und wenn wir un? auch nie wieder
sehen, wirst Du mir treu bleiben, liebe
Dore?"
Gewiß, wenn ich mich verlobe, bist
Du der Erste, der meine Verlobung?
Anzeige bekommt."
Variante.
Wer nie bei luft'gen Freunden saß.
Wem nie unwohl" in seiner Kammer,
Wer niemals sauern Häring aß,
Der kennt dich nicht, du Katzenjammer".
Naheliegend.
Sie: Ich habe gestern mit Frau
Schmidt eine Kahnfahrt gemacht und
habe mich gewundert, wie gut die rudern
kann."
Kr Ofiin STflunhur Sit fiVhr ?n in
Vsr. if.Vtll WWMtWf VIV Mi(k jj V Q
House auch das Ruder!"
Sie weiß sich zu beiseit.
Du willst Dir schon wieder ein neueS
Kleid kaufen? Wo nimmst Du denn
nur alles Geld her?"
Ach. den Stoff borge ich, und den
Macherlohn bleibe ich schuldig."
Zu werthvoll.
Dame : Wie ich höre. Herr Baron.
haben Sie nun ihr Herz auch ver
chenkt."
Baron : I bewahre, mein Fräulein,
verschenke mein Herz überhaupt nicht,
da? wird 'mal versteigert."
Begreiflich.
Erster Freund : Ich kann heute
nicht mit Dir ausgehen, ich bin voll
ständig abgebrannt."
Zweiter Freund : Wie kommt denn
das?"
Erster Freund: Bin gestern mit
meiner Flamme ausgewesen."
Boshaft.
Balletteuse: Ich bin gestern furcht
bar beklatscht worden."
Herr: Von Ihren Kolleginnen?"
Aus dem Boesie-Alwum von Baulinc
Schultze.
Ich dreemde Sie in vor'ger Nachd
Von Ecnen, dür Sie zogk zur Schlachd.
Fridz Blum 'r hieß
Da? glangk so sieß!
Droff dreemd'ch von eenen Dichderlingk,
Der schdolz zun SchdandeSamde gingk.
Fridz Blicmchen hieß er
Da? glangk noch sießer!
Malitiöse Kritik.
Haben Sie schon mein Trauerspiel
gelesen?"
Kritiker: Ja aber ich hab' eS noch
nicht recht verstanden, das ift ja eine
ganz komische Geschichte."
Zurückgezogen.
A. : Führt der junge Weber noch
immer solch zurückgezogenes Leben?"
B. : Jetzt mehr als je! Er fitzt ja
seit drei Jahren!"
Blos.
Gaft: Sie, Herr Wirth, Ihr Ha
fenbraten ift alt und riecht ja ganz ab
scheulich! Wirth: Na, zum Riechen ift er ja
auch nicht da, sondern zum Essen!"
Schncll fertig ist die Jugend mit dem lvort.
Lehrer: Schulze, nenne mir 'mal
sechs Thiere, welche in der Polar-Region
wohnen."
Schüler: Vier Eisbären und zwei
Seehunde!"
wie
Doppelt heimgegeben.
Wirth: Nun Herr Professor.
fanden Sie das Beefsteak?"
Gaft : Sehr klein für sein Alter
war's !"
In der Küche
Alte Köchin : Der große KrebS
wollte mich eben in die Wangen knei
fen."
Dienstmädchen: Renommiren ie
doch nicht !"