Line IPcttc. In llu;;:t iiifj iitKiiiu'oii'Htt. i!on tfiul t'ilaii. 68 ist einige Iah her. Ich war gerade in den geheimen Polizeidienft eingetreten, halte aber so viel beschick iich'rii gkjrijjt. uüfj ich duld ZUM In spektor deS Kensington TiftriktZ er nannt wurde. Obgleich ich sehr jung war, kannte ich doch alle Verbrecher London?. Sie kannten mich auch, und wir verkehrten ziemlich freundlich mit einander, außer wenn wir geschäftlich mit einander zu thun hatten. Wir plauderten, lachten und tranken zusammen, und eZ war durchaus nichts Außergewöhnliches, als der alte Benja min BriggS mich eines Nachmittags auf dem Verdeck deS Kenfington Omnibusses traf und mir vertraulich die Hand fchltttelte. .Na, waS thun Sie denn jetzt, Den jamin?" fragte ich. Nachdem er mich um Zabak gebeten hatte, feine Pfeife zu stopfen, sagte er: .Nichts.' Ich warte auf Arbeit." .Ach, Sie denken Wohl, ich könnte ganz ruhig sein und einen kleinen Ab ftecher nach Paris machen, oder so", meinte ich scherzend. Meinetwegen. Sie sollen mir nicht so leicht in die Quere kommen", meinte er. .Na, übrigens, ich will es Ihnen nur gleich faqcn. in em paar Tagen gehe ich zum Bankier Echönwetter; wol y. Im wir UM 10 Pfund wetten, daß Sie mich nicht kriegen?" DaS Anerbieten war erstaunlich im verschämt. Bankier Schönmetter war, wie ich wußte, mit seiner Familie in Deutschland, und wir hatten den Auf trag bekommen, sein HauS scharf zu de. Waben. Hören Sie mal. Bcnjaniin", sagte ich, .ich nehme die Wette an, und. was mehr ist, ich bin sogar willens, j'.i be zahlen, wenn ich verliere." Wir tranken ein GlÜZchcn in der nächsten Kneipe und dann trennten wir uns. Mein College Jackson, mit dem ich die Sache besprach, sagte: Paß aus. die haben eS gar nicht auf Schönwet ter'S HauS abgesehen, die wollen irgendwo in der Nachbarschaft ein brechen. , Wir müssen die Augen offen halten." .Natürlich", sagte ich. und begab mich nach Schönwetter'S HauS. ES war ein herrliches Gebäude und wurde sorg sättig bewacht. Ein Bedienter war als Wächter zurückgeblieben. Ich benutzte die Gelegenheit, mit ihm zu plaudern, und trug ihm auf, wachsam zu sein, da für eine der folgenden Nächte ein Ein brück) geplant sei. Er lachte verächtlich bei diesem Gedanken. Wir find ja eingeschlossen wie im Gefängniß", sagte er, .da können Sie ganz ruhig sein !" Aber ich kannte Benjamin und nahm mir deshalb vor, SchönwetterS HauS r selbst diese Woche hindurch allnächtlich zu bewachen und außerdem zwei forsche Burschen bei mir zu haben. Diesem Plane folgend, bewachte ich das HauS fünf eisige Januarnüchte hintereinander. Nichts ereignete sich. In der sechsten Nacht, als ich mich gerade zum Gehen anschickte, wurde unser ganzes Bureau plötzlich durch daS Erscheinen deS Herrn Schönmetter in eigener Person in Erstaunen gesetzt. Er war ein schlanker, elegant aussehen der Herr mit feinen aristokratischen Manieren. ES thut mir leid, daß ich Sie zu dieser späten Stunde stören muß", sagte er, aber ich bin beunruhigt durch eine Mittheilung meine DienerS Wilhelm, der einen nächtlichen Einbruch be fürchiet." Er hat seltsame Männer in der Nähe deS HauseS auf und abgehen sehen während der letzten vier Tage; gestern hat ein Mann in einer Solda tenuniform ein Gespräch mit Wilhelm anknüpfen wollen. Er hat mir natür lich sogleich telegraphirt, und ich habe meine Frau und Kinder in Dover ge lassen und bin jetzt herüber gekommen." Ich sagte ihm, daß er gut daran ge than Hütte, und daß ich aus feinen Be merkungen schlösse, Wilhelm erwarte in dieser oder der folgenden Nacht einen Einbruch. Ich werbe zusammen mit Ihnen wachen", sagte ich. Zwei gute bewaffnete Männer werden genügen. Ganz recht", meinte Herr Schönwet ter. .Ich habe meinen französischen Kammerdiener bei mir. sodaß wir im - Ganzen fünf find. Wilhelm habe ich nach Dover geschickt, damit er für das Gepäck sorgt und meiner Frau behülf lich ist. Wenn Sie sogleich mit mir kommen könnten, würde eS noch um so sicherer sein." Augenscheinlich war keine Minute zu verlieren. Ich rief zwei Vertrauens würdige Leute, ließ die Revolver laden und gab Befebl. die betreffende Straße im Auge zu behalten. Tann machten wir uns auf den Weg, und als wir in dem Hause deS Bankiers ankamen, sahen wir, daß im Speisezimmer der Adendtisch gedeckt war unv daß in der Küche Licht brannte. Das Haus ist zu hell", sagte ich; aber der Bankier meinte: .Wir können ja die Jalousie schließen. UebrigenS ist eS noch ein wenig früh für Einbrecher." DaS war wiederum wahr. Wir schloffen alle Vorhänge und Fenster laden, sodaß kein Lichtschein nach außen drang. Herr Schönwetter lud un? ein. mit ihm zur Nacht zu effen, und wir folgten gern. DaS Mahl war von dem fran jbfischen Kammerdiener außerordentlich gut zubereitet worden. Der letztere be diente unS auch, respektvoll und fchmi gend. Nach dem Essen schien wir unS ge müthlich auf einen der Treppenabsätze, von dem wir alleS am besten übersehen konnten. ES war Mitternacht. Alle? Licht im Erdgeschoß war ausgelöscht. Ter französische Kammerdiener schlief, oder that wenigstens so, wir hatten ihm aufgetragen, in dem Anrichtezimmer neben der Küche Acht zu geben. Alle Uedrigen kauerten sich um daS Feuer, plauderten im Flüsttttone und rauchten wie die Schornsteine. .Ich will mal sehen, ob daS Fenster im Bidliothckzimmer f,ft verschlossen iß." flüsterte mir Herr Echönwelter zu. alS die Uhr schlug. .Vielleicht ver suchen sie. da hineinzukommen." .Schwerlich." sagte ich." DaS Fenster deS AnrichiezimmerZ eignet sich dtsser. Bemühen Sie sich nicht, Herr Schönwctter, ich werde selber nach sehen." Ich stieg hinunter. DaS Erscheinen des Kammerdiener?, der mir entgegen kam und mir zurief: AlleS in Ord nung!" beruhigte mich. Der Franzose war ein treuer Bursche und gab gut Acht. Um 2 Uhr waren beinahe alle einge schlafen. DaS heißt, Herr Schönmetter schnarchte und die Uebrigen nickten auf ihren Stühlen ein. Ich allein war noch im Vollbesitz meiner Wachsamkeit, und als der Wind einen Augenblick nach ließ, und die Thucmuhr ') schlug hörte ich allein ein leises scharrende?, kratzende? (Geräusch unten im Hause. Horch! WaZ ist das?" Augenblicklich wachten die Träumer auf. Meine Gefährten zogen die Re volver hervor und spannten die Hähne. Herr Schönmetter ging auf Zehen spitzen nach der Treppe und lauschte, TaZ Geräusch wurde immer lauter; wir hörten Holz splittern. Mein Herz schlug heftig. O der alte Narr, der Btnjamin. Was wollen wir thun?" fragte einer meiner Geführten, und ich sagte: Laßt sie hereinkommen und ergreist sie oben auf der Treppe. Ich hoffe, der Kam merdiener wird sie abfangen." Plötzlich kam dem Bankier ein Ge danke. Ich will leise auf den Balkon gehen und sehen, was sie vorhaben," sagte er, und ehe wir eS unS versahen, war er fort und wir hörten die Balkonthür gehen. Gleich darauf wurde ein Fenster ge öffnet und die laute Stimme des Iran zofen schrie: Räuber, Diebe!" während der schrille Pfiff der Polizisten die Nacht luft durchdrang. In diesem Augenblick kämm Herr Schönwctter von dem Balkon zurück. Sie sind gestört worden," schrie er, .sie laufen auf die kleine Pforte im Garten zu. Laufen Sie ihnen nach, um Him melswillen!" Da ich entschlossen war, Benjamin auf keinen Fall zu verlieren, stürzte ich hinaus. Meine Kameraden folgten mir. Wie vorauZzusehen war, trafen wir zwei Polizisten, die nahe am Hause gewartet hatten. Nur Herr Schönmetter schien im Stande zu sein, die Richtung zu erkennen, lie die Einbrecher genom mcn hatten. Er rief laut: Dahin, nach dem Gartenpförtchen! Laufen Sie ihnen nach, schnell, schnell'." Augenblicklich wurde die Verfolgung allgemein. Die beiden Polizisten pfiffen wie toll; meine beiden Gefährten, gute Läufer, rannten so schnell sie konnten. Nach ein paar Minuten blieb ich als Letzter viit Herrn Schönwetter zurück. Keiner von uns konnte gut rennen. Plötzlich rief er: Halt! die Vorderthür ist völlig unbewacht!" Seine Worte waren wahr und eines bedächtigen Mannes würdig. Ich stand augenblicklich ftill, ganz außer Athem und rief: Kommen Sie zurück, kehren Sie um, vielleicht find ein paar von den Spitzbuben im Garten." Ich wandte mich bei diesen Worten um und wollte zurücklaufen, als sich etwa? ganz Außer ordentliches ereignete. Auf irgend eine Weife verwickelten sich Herrn Schön wetter's Beine in die meinen und ich fiel zur Erde nieder. In diesem Au aendlick wurde mir ein verknotetes Tuch in den Mund geschoben und der Lauf einer Pistole an meine Schläfe gedrückt. Herr Schönwetter selber hielt sie. Rege Dich, und eS ist um Dich ge schehen," zischte er. Ich bemühte mich, aufzustehen, aber er schlug mich mit dem Lauf der Pistole schwer auf den Kopf, und, halb bewußtlos, fühlte ich, daß ich gebunden und geknebelt wurde. Ich hörte Räder rollen und wußte, daß die Diebe fortgefahren waren. Dann schwanden mir die Sinne. Am nächsten Tage erzählte man mir Alle. Herr Schönmetter war gar nicht aus Deutschland zurückgekommen. DaS Telegramm, daS den treuen Wilhelm nach Dover rief, war gefälscht. Die Diebe waren am Nachmittag in das HauS eingedrungen und hatten alle Werthsachen zusammengepackt; während man dem vermeintlichen Einbrecher nachjagte, luden sie alleS auf den Wa gen. Herr Schönwctter war ein Be trüger. Benjamin, fein französischer Kammerdiener. Und ich war überlistet! Ja. mein Herr. daS war das erste und letzte Mal, daß ich einem Spitzbuben auf den Leim ging ! tto,h, über dtnBerlust d,r Schlacht bei Jena. In einem Büchlein Erlebnisse eine? sächsischen LandpredigerS in den Kriegs jähren von 1806 1815". daS den Pfarrer L. 23. Gottlob Schlosser zum Verfasser hZt und seinerzeit in Leipzig erschienen ist. befindet sich ein Urtheil Goethe's über den Verlust der Schlacht bei Jena. Schlosser schreibt: Im Frühlinge dcS JahreS 1807 wollte ich das Schlachtfeld besehen, stieg den hohen, steilen Apoldai'schen Bcrz hinauf, auf dessen Gchfel, der Windknollen genannt, man Napzleoa zu Ehren, oder vielmehr zur Aufnahmt der vielen Besucher, ein kleines Tempelchen gebaut hatte. Als ich in dieses trat, sand ich darin den Geh. Rath v. Goethe, mit dem ich be tonnt zu sein die Ehre hatte. Er kam mir mit seiner gewöhnlichen Freundlich keit entgegen, und da er eben im Be griffe war, einigen Frauenzimmern, die er begleitete, den Verlust der Schlacht zu erklären, so vernahm ich Folgendes: .Als die Franzosen bemerkten, daß der Windknollen nicht besetzt war, wagten eS 20 Mann hinaufzuschleichen. um zu sehen, ob sie dort festen Fuß fassen könnten. Kaum hatten die preußischen Husaren in dem gegenüberliegenden Törschen Jllerstüdt sie bemerkt, olS fie! auch ihren Rittmeister um die Erlaub' niß baten, diese Waghälse den Berg hinunterzustürzen. Er wagte aber nicht, diese Erlaubniß auZ eigener Macht zu geben, sondern schickte nach Kapellendorf an den geldmarschall Fürsten von Hohen loheJngelfingen, dieser aber an den Oderseldherrn, Herzog von Braun schweig in Hassenhausen, und eZ kam ein Verbot zurück. AuS den 20 Fran zosen waren indessen 20 geworden. Neue Anfrage, neue Sendungen, neues Verbot. Nun hatten sich die 200 Mann zu einem starken Regiment? vermehrt. Die Preußen brannten vor Begierde sie anzugreifen, der Fürst erhielt aber zur Antwort noch ein strengeres Verbot bei Verlust feines KopfeSz'denn eS sollten die Feinde durchaus nicht auf der Je naifchen Seite gereizt werden, um sie nach Hassenhausen zu ziehen, und dort en bataille rangee" nach alter preußischer Art zu Ichlagen. So waren denn die Franzosen bald in großer Maffe oben auf den steilen Bergen, von denen sie leicht hätten können abgehalten wer den. Als der Fürst bald nach dem Be ginne der Schlacht sehen mußte, daß er eine überlegene Macht gegen sich hatte, schickte er an den General Rüchel, welcher mit dem Reserve in dem Gehölz Webicht vor Weimar stand, daß er ihm zu Hilfe kommen möchte. Aber Rüchel kam nicht, und so wurde er dreimal vergeb lich aufgefordert. Um sich für eine wirkliche oder vermeintliche Zurück setzung, die er früher im Kriege am Rhein vom Fürsten erlitten zu haben glaubte, zu rächen, wollte er die Schlacht verlieren lassen, um sie dann wieder herzustellen und den Ruhm allein zu haben. Als er endlich kam, fand er schon AlleS in Flucht und Verwirrung, kommandirte: linke Schulter vor! Feuer! und war kaum zu überzeugen, daß er Preußen auf Preußen schießen ließ. Der eingebildete Wiederherstelle? der verlorenen Schlacht mußte mit den Fliehenden fliehen." Wie Klaus sächsischer Hofnarr wurde. Einer der berühmtesten Hofnarren aller Zeiten war Klaus von Ranftet in Meißen, auch kurzmeg KlauS Narr ge nannt. Er diente in den Jahren 1486 bis 1532 vier Kurfürsten von Sachsen als luftiger Rath, und es find von ihm viele hundert witzige Einfälle und Schmänke durch Legende oder geschicht liehe Ueberlieferung der Nachwelt erhal ten gebliebn. Höchst originell ist auch die Erzählung der Episode, wie Klaus und sein Talent vom Kurfürsten Ernst entdeckt" wurde. Als nämlich der Kur fürst einst durch das Dorf Ranftet mit vielen Pferden und Wagen reifte, packte die Neugierde besonders stark den armen Gänsejungen KlauS, der solch einen Auflauf und Rumor in den ftillen Fluren noch nimmer gesehen. Nur be sorgte er, daß wenn er so ohne Weiteres fortliefe, Diebe die Gelegenheit benutzen würden, die feiner Obhut übergebenen Gänse zu stehlen. Da kam seinem klugen Kopf ein rettender Gedanke: Er steckte die jungen Gänse mit den Köpfen nebeneinander unter seinen Gürtel und nahm die alten untern Arm. So au? gerüstet traf er an der Stelle der Land ftraße ein, wo eben der stattliche Zug angelangt war. Dem Kurfürsten fiel sogleich der seltsame Kauz auf, und prophetischen BlickeS bemerkte er zu sei ner Umgebung, daß hier ein echteS, ursprüngliches Talent zum Hofnarren zu erkaufen fei. Der Kurfürst ließ deS halb den Vater KlauS rufen und frug ihn. ob er zufrieden wäre, wenn er sei nen Sohn mit an dm Hof nähme. Der Vater antwortete: Sehr gern, gnädiger Herr, ich würde dadurch eines großen Verdrusses enthoben, denn der Junge ist mir nichts nütze; in meinem Hause macht er nichts als Unruhe und durch seine Possen wiegelt er daS ganze Dorf auf." Daraufhin nahm der Kurfürst den hocherfreuten KlauS jun. zu fich, schenkte dem Bauern für die Gänse, welche der um seine Hut allzu besorgte Hirte natürlich unter seinem Gürtel er würgt hatte, zwanzig Gulden und machte dem Vater Klan für die werthvolle Acauifition noch ein besonderes Gnaden geschenk. Ter Kurfürst hatte aber in Zukunft, ebenso wenig wie sein Nach folgcr, die unter so seltsamen Umftän den getroffene Wahl zu bereuen, denn KlauS l.'igcte dem Herrscherhaus? und dem Vaterland viel ErfprikßlichcS durch seine unerschrockene Wahrheitsliebe und besonders seinen ätzenden Spo't. mit dem er Heuchler und Schmarotzer er darmungZloS übergoß. XltT itV vilSR Im Jahre 1793 war das französische Städtchen Villtneuvesur ?)onne. oder wie eS vor der Revolution geheißen hatte. Villeneuvk'lk'Roi. durch Zrup pendurchzüge so auZgesogen. daß nur noch für fünf Tage LedenZmittel vor Handen waren. Der Stadtrath beschloß daher, zwei Teputirte nach Paris zu schicken, und dort bei der Proviantkom misfion um Getreide zu bitten. ES wurden alS gute Redner die Bürger Lombard und Ehateaufeuillet damit beauftragt. Beide übernahmen diese Aufgaben nur ungern, denn eS war damals zwar leicht in der Hauptstadt zu gelangen, aber wieoer herauSzulom men. daS hatte manchmal feine Schwie rigkeiten. Ablehnen durften sie indessen auch nicht, um nicht als .verdächtig" zu erscheinen. Sie begaben sich also seuf zend nach Paris und traten, da sie kei neüwegs Lust hatten, lange in der Stadt herumzuspazieren. sofort vor das KonvcntZmitglied Goujon mit ihrem Anliegen hin. Erwartungsvoll lausch ten sie der Antwort. Diese ließ lange auf fich warten. Eingehend musterte Goujon die beiden Abgeordneten, die kräftige, starke Männer waren, dann brach er zürnend in die Worte aus : Sie. meine Herren, brauchen Nah rungZmittcl? Wenn man so hübsch rund ist wie Sie. da schreit man nicht nach Brot !" Die beiden Villeneuver überlief eS kalt. Schon sahen sie fich auf der Guillotine. Denn Sie" und Herr" genannt zu' werden, da? war damals so viel wie ein Todesurtheil. Entrüstet wandte ihnen Goujon den Rücken ; fie aber eilten unverzüglich nach Villeneuve zurück, und erst als fie Monterau er reicht hatten, ließ ihre Todesfurcht ein wenig nach. Der Rath des in der Nähe befind lichen Auxerre, welches gleichfalls stark unter den Redolutionsftürmen gelitten, hatte die Abficht, in Paris wegen Ge treidelieferungen ebenfalls vorstellig zu werden. Als nun das Mißgeschick der Nachbarn bekannt ward, da hielten die Stadtväter klugerweise Umschau nach den wenigst beleibten unter ihren Mit bürgern. Die Herren Greau und Prota, auf welche die Wahl fiel, wur den als die schlanksten Bürger befunden. Klapperdürr, wie fie waren, kamen sie in Paris an. Zitternd standen sie vor Goujon und erklärten ihr Anliegen. Wohlgefällig ruhten der Blick des allmächtige Konventsmitgliedes auf ihnen. DaS lasse ich mir gefallen,"1 sagte er, euch sieht man den Mangel an jedem Gliede eures Körpers an, Bürger ; ihr sollt Lebensmittel haben, so viel ihr begehrt !" RubenS und sein Schüler. An einem Vormittag deS JahreS 1619 wurde in Antwerpen der berühmte Maler Rubens plötzlich zu einer länge ren geschäftlichen Besprechung auS sei nem Atelier abgerufen, während weh rere seiner Schüler arbeitend daselbst zurückblicken. ES währte nicht lange und die jungen Leute benutzten die Abwesenheit deS verehrten Meisters, um seine Schöpfung einer ungestörten Betrachtung und Kritik zu unterziehen. Besonders zog das große, noch unvol lendete Porträt einer Dame in Lebens größe, an welchem der Künstler ge rade gearbeitet, ihre Aufmerksam keit auf sich. Plötzlich machte der eine der jungen Leute in seinem Eifer eine etwas lebhafte Be wegung und wischte dabei mit dem Rock ärmel die rechte Hand der Dame, welche der Meister soeben vollendet hatte, auS. Nun war der Schreck groß und guter Rath theuer. Endlich machte einer den kühnen Vorschlag, der Attentäter, wel cher als der geschickteste unter ihnen galt, möchte selbst versuchen, ob er daS Ausgewischte wieder herstellen könne. Nach einigem Bangen und Sträuben, versuchte eS nothgedrungcn der junge Maler, und siehe da, eS gelang ihm anscheinend so gut, daß man ziemlich beruhigt dem Kommenden entgegensah. AlS nun der Meister am andern Mor gen in Gegenwart feiner Schüler feine Arbeit vom vorigen Tage besah, sagte er vergnügt : Die rechte Hand ist nicht das Schlechteste, was ich gestern ge malt habe !" Der Künstler erfuhr bald darauf den Sachverhalt und lachte herzlich darüber. Der junge Schüler aber, dem dieses Mißgeschick passirt war. war niemand anders als van Tyck. Kurz gefaßt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahr Hunderts kommandirte der Obergcncral Serafchin. ein harter und überaus hoch müthiger Mann, die Armee der Rcpu Mit Polen. Eines TaqeS kam er aus seiner Wohnung in Warschau in daS Vorzimmer, wo fich der dienstthuende Offizier befand. Der General hielt diesem die gestopfte Tabakspfeife hin und rief in befehlendem Tone: Feuer!" Der Offijier, ein Mann von hochflnni ger DenkungSart, beleidigt durch das Auftreten feines Vorgesetzten, stürzte auS dem Zimmer und rief der Schild wache zu: Feuer!" Augenblicklich legte diese die Lunte an die beiden vor der Wohnung deS Generals befindlichen Geschütze und brannte fie loS, so daß die Fensterscheiben zu springen drohten. Hierauf kehrte der Offijier mit ruhiger Miene in daS Vorzimmer zurück, wo ihm der ('ieneral mit zornglühendem Geficht entgegentrat: .WaS soll daS be deuten. Herr Li'utenant?" .Ich ließ die Wache auS den Ge schützen Feuer geben." antwortete kühn der Offizier, ein andere? Feuer kenne ich nicht!" leinst spielt ich mit Zctpttr." ES war im Jahre 1837. Auf der Leipziger Bühne fanden die Proben zur erstmaligen Aufführung der Oper .Zar und Zimmcrmann" statt. Der Kapell meiftcr Etegmayr, der daS Orchester dirigirte, zog ein bedenkliches Gcficht, als das Zarenlied begann, und fragte die Betheiligten, ob eS nicht vielleicht beffr fei, daS Ding fortzulassen, weil eZ dem Eharakter deS Zaren wider streite, zu sentimental sei und die Hand lung aufhalte. Der Baritonift Richter, der den Zar fingen sollte, hatte gegen die Streichung nichts einzuwenden; Lortzing zögerte zwar, da er der Zuber ficht war, das Lied werde' doch seine Wirkung ausüben. Da aber die Mehr heit auf der Seite der Zweifler stand, fügte er fich, nahm den Rothstift und schrieb an den Rand: .Bleibt weg!" Noch heute ist in der ersten Violinftimme der genannten Oper der erwähnte Ver merk zu finden. Bei der zweiten Aufführung wagte man indessen den Versuch dennoch. Richter sang daS Lied und errang mit ihm einen immensen Erfolg. Von da abmacht? da? Lied die Reife um die Welt. Der Brückenfriedttt". Im Mittelalter wurden Gewalt thätigkeiten, wenn fie auf einer Brücke verübt worden waren, vielfach strenger geahndet, als wenn fie anderswo borge kommen und so war Brauch, fichtbare Zeichen aufzustellen, um vor der Ver letzung deS Brückenfriedens" zu war nen. So ftand auf der jetzt etwas über sechs Jahrhunderte alten AugustuSbrücke zu Dresden eine Säule mit daraufge fctztem steinernen Würfel, auf dessen dem Brückenpfade zugekehrter Seite eine von einem Beile abgehauene Hand dar gestellt war. wodurch deutlich verkündet wurde, daß jeder, der den Brückenfrie den bräche, der rechten Hand verluftig sein solle. Dieses alte Wahrzeichen ist lange erhalten geblieben; im Jahre 1547 wurde eS renovirt und erst im 18. Jahrhundert beseitigt. Der Lchwerenöther. Nun, wie war'S gestern auf dem Ball, Herr Lieutenant?" Bin nich lange geblieben nur durch die Herzen der jungen Damen so 'n biSchen durchjebummelt l" Sächsisches Radler-Epigramm. Mich jammert'S däglich, frieh und schbad Vor Wehmudh mecht' ich weenen Wenn alte Schachteln auf'n Rad So ftrambeln mit den Beenen. höchste Respectspcrfon. Die zehnjährige Elsa erkundigt sich bei ihrer Mama, wie ihr die gestrige Abend Gesellschaft bekommen. Mama : O, sehr gut, mein Kind !" Elsa: Und wen hattest Du alS Tischnachbar?" Mama : Deinen " S ch u l v o r stand, den Herrn Direktor!" Elsa (traurig): .Arme Mama, was für eine Angst mußt Du den ganzen Abend ausgestanden haben !" In der Jerstrciiimg. Den Herr Professor überrascht auf dem Heimweg von der Vorlesung ein starker Regenguß. In Gedanken der funken, bemerkt er erst vor seiner HauS thüre, daß eS regne. Rasch öffnet er den Schirm, und während er die Treppe hinaussteigt, murmelt er: Merkwür big, merkwürdig, gerade, wenn ich den Schirm öffne, hört eS auf zu regnen !" Beim keiratb,si?ermittler. Sehen Sie, diese Dame ist bild' schön, wirthschaftlich, verständig; sie besitzt überhaupt alle Tugenden, die man von einem Weide verlangt, aber sie hat kein Geld!" Also doch eine Untugend !" Zur Beherzigung. Du sollst nach ,Waffenruhm nicht dür ften, Die Friedenspalme pfleg' und pflück': DeS Kri?g'S Beginn steht bei dem Für sten. Des Krieges AuSzang bei dem Glück. Moderne Dienstboten. Hausfrau : . . . Also ich nehme Sie in meinen Dienst !" Dienstmädchen : Mein Compliment zu Ihrem Geschmack. Madam'!" Glück. WaS Glück ist? Wer das sagen kann, Dem ward eS noch nicht, geboren ; Und wer, waS Glück ist, sagen kann, Der hat eS schon wieder verloren. Schlau. Mann : Warum willst Du den Hut nicht mehr tragen? Alle meine Freunde finden Dich entzückend in demselben!" Frau (liebenswürdig): Darum sollst Du mir ja gerade einen neuen kau fen... ich will andern Männern nicht gefallen !" Der Hasenbraten. Jüngst bracht ich sllr den Abend schmauS, Nach junger Gatten Weise, Ein feiftcS HüZchen mit nach HauS, Weil'S meine LiedlingSfpeise. Zwar hatt' ich noch nicht viel geseh'n Von Emma'S Küchenthaten, frx. y.ii' : st tM;.v (itAM 4 0iy Duiyi tuy lau. wuv jiyuu gkh'n !' Und bat sie, eS zu braten. Der Abend kam. Ich bracht' erfreut WaS EüßeS mit zum Naschen Und wollt' in vollster Thätigkeit Mein Schötzchcn überraschen. Leis' trat ich ein da lag der Has' O Glück der Flitterwochen ! Ihm gegenüber vis-a-vis mein Weib chen saß Und schrieb, anstatt zu kochen. Stumm beugte ich mich über sie Und meine Augen lasen Die AufschriftSworte : Elegie Auf einen todten Hasen." tausbesiger Schlauheit. Ein Miether läßt seine Wohnung mit neuen Tapeten versehen, die Thüren und Fenstern streichen, kurz gänzlich er neuern. Nachdem daS geschehen war, erscheint der Wirth bei ihm und steigert ihn nicht unbedeutend. Warum steigern Sie mich?" Weil Ihre 'Wohnung nu.t in Stand gesetzt worden ist." Ja. daS habe ich auf eigene Rech nung gethan !" Das ist doch gleich. Als ich Ihnen die Wohnung vermiethcte. war fie ganz vernachlässigt, da verlangte ich weniger; jetzt, wo fie in Ordnung gebracht ist. kann ich sie nicht mehr so dillig ab gebend Der Rekrut in Verlegenheit. Rittmeister (nachdem der Herr Oberst der Instruktion beigewohnt): Kutschke. kommen Sie 'mal her! Kutschke, mein Sohn, warum lachen Sie immer fort während der Instruktion?" Kutschke: Herr Rittmeister, hat Herr Lieutenant gesagt, sollen wir lachen, wenn macht Herr Oberst Witz; hab' ich nicht gewußt, wenn Herr Oberst macht Witz und so hab' ich , lieber immer gelacht !" Nicht anders denkbar. Härn Se, Herr Haubdmann, Sie sein also ooch auS Drüsen?" Allerdings ; aber woher wissen Sie das?" Na, Se ham sich ja in Fremden buch als Haubdmann a. D. einge schrieben !" Aus der Zeit der Kleinstaaterei. Erster Fremder: Hat das Fürsten thum ein entwickeltes Bahnnetz?" Zweiter Fremder (der das Land be reitS kennen gelernt hat): Ja freilich, die zwei wichtigsten Orte find durch eine Kegelbahn mit einander verbunden!" Rache. Fräulein Weltlich (nach langen Iah ren eine Freundin wiedersehend): Apropos, erinnern Sie fich noch des jungen Herrn Zabel, der Sie immer wegen Ihrer rothen Haare neckte? Haben Sie fich denn wenigstens für seine Hänseleien revanchirt?" Freundin : Gewiß, ich bin ja schon seit sechs Jahren mit ihm verhei rathet !" Nach nnd nach. Fremder: und was wurde dann zuletzt aus Ihrem Vater?" Bauer: Ja, er war immer als Treiber bei den Jagden vom Herrn Baron, und da haben'S ihn halt so nach und nach todtgeschossen." Drolung. Studiosus (zu seinem Schneider, der ihn auf der Straße attakirt): Wenn Sie eS noch einmal wagen, mich auf der Straße anzusprechen, dann lerne ich Radfahren !" in öereinfall. . . . Wenn Du meinst, daß Deine Wirthin nicht ganz ehrlich ist. so stelle fie 'mal auf die Probe und lege Mor genS ein Zehn-Markftück auf den Tisch !" DaS hab' ich gethan !" Und hat fie'S fortgenommen?" Ja... aber nachher lag eine quit tirte Rechnung da über einen halben Monat Miethe !" Sie gibt nicht nach. Frau (energisch): ...Den Haus' fchlüssel? Nie!!" Mann : Aber, Weiberl, siehst Du nicht ein, wie ich verspottet werde und wie man über Dich schimpft, wenn ich gestehen muß, daß Du mir ihn verwei gerft!" Frau (nachdenklich): Du hast Recht! Da haft Du den Zimmer schlüssel. Sagst einfach, Tu habest ihn verwech seit, wenn er das Hav.Sthor nicht sperrt !" Schlimmes Zeichen. .... Ach, meine Gnädige, die Da men altern viel früher als die Männer ! Auch nimmt ihr Gedächtniß sehr früh ab I" .DaS müßtedenn doch bewiesen werden !" Sogleich ! Schon eine dreißigjährige Dame erinnert fich meistens nimmer, wie alt sie ist !"