z?,C: a Ü a.fi iw. Zur rinnoning an die illain zer pnlrcrrplofion. Um 1H. JUMBitn !..:. In bei stanjUi der österreichischen Gommanbartur ju Mairz ist Korporal Huder tmftj n.it Schreiben deschäsligt. qU ihn der Eintritt feineS Kameladen Wimmer stört. Tu hin k" f :ct er, diesen befremde! ansehend. ,Ter (General kann jeden Augenblick hier sein, den t? ürgeilich machen könnte. Dick) zu treffen." .Weil sie mil, fortgejagt haben aus Veranlassung der Angeberei eine? Ad jutantin?" AuS Bkianlaffllnz Tciner Nach Usstgkeit im Echr.iden. A'ocr fug' waS führt Dich her?' .Ich will nur l.ören. wie'S mit Dä nin Mädchen steh!?' erwiedklt 22iav vier und lehnt sich wie ecmlldet an die Wand. .Die Mutter gibt nicht nach. Sie sagte noch gestern, als ich sie in ihrem HäuZchen auf dem Küstrich aussuchte: Lieder sehe ich daZ Külhch?n lcdendiz begraben als daß ich sie einem Soldaten gebe. Zmiierlki Tuch bleibt mir auS dem Lause, damit bafta!" .Lebendig begraben, daS muß schon daS Schaurigste sein," spricht Wimmer, wie zu sich selbst. .Wie aber denkt Dein Mädil darüber?" .Die bleibt mir treu. In einigen Wochen ist meine Dienstzeit um. dann eile ich nach meinem lieben Tyrol, richte die kleine Wirthschaft ein, die der Vater mir hinterließ, kehre hierher zurück und werbe ouf'S Neue um mein Liebchen." .Und Du glaubst, daß fte Dir bis dahin treu bleibt?" .Ich bin dessen sicher." Wimmer lachte laut auf. .Warte nur, was Du erlebst. ES wiid Dir ergehe, wie mir. Hüng' ich doch seit Jahr und Tag an dem Müdel, der Grethe. Meinen letzten Blutstropfen hätt' ich für sie hingegeben. Da kcmmt der Untcroffijiersdall, wo sie d.'N Adju tar.ten sieht. Erst tanzt sie mit ihm. dann geht daS Geflüster los. und seit der Zeit " .Laß daS Mädel laufen, daS einer rechtschaffrnen Neigung unwcrth ist," unterbricht ihn Huber. Wie Du auS siehst, ganz verzerrt, wie ein Wahnfin Niger." .Ist eS ander? zu erwarten! mir mein Lied zu stehlen uns mich hinterher im Dienst zu cujoniren!" stößt Wimmer mit wuthbebender Stimme hervor. .Aber er soll nur warten, waS ge schiebt." .Mach' keine Dummheiten um solch' ein Geschöpf I Da sie mit Käthchen in einem Hause wohnt, kenn' ich ihren Leichtsinn und hab' Dich oft genug ge. warnt." Wimmer durchschreitet daS Gemach, dann bleibt er abermals vor Huder steh;. Sag', wie ist's mit dem Tur nen heut' Mittag? Bleibt'S dabei?" Ohne Zweifel. Der Herzog von Nassau hat sein Erscheinen zugesagt; auch kommen die preuß'fchm und öfter reichischen Generalitäten und von un serer Garnison an zweihundert Offl ziere." .Da wird ja wohl auch der Adjutant nicht fehlen?" .Sicher nicht, da er der beste Turner ist." .Und der beste Tänzer!" Wimmer stößt ein höhnisches Jelächter aus. .Lache nicht fo, Wimmer." spricht Huber, aufstehend und seine Schriften zusammenlegend. eS ist heute Alles so wild, so verdreht an Dir ich kann's nicht hören. Gehe jetzt und hole mich gegen Abend von hier ab, wir machen einen Spaziergang. Mir ist da? Herz gleich Deinem schwer, allein ich trag's wie ein Mann." In dem Augenblicke öffnet sich die Thür und herein tritt der Adjutant. .Huber, der Commandant erwartet Euch," spricht er. Als er den Cor poral Wimmer erblickt, huscht ein Lächeln über seine schöne Züze. dann schreitet er pfeifend aus dem Zimmer. .Gefällt Dir des Adjutanten Lachen besser. cl8 daS meine?" fragt Wimmer, dem die Augen in unheimlicher Gluth leuchten. .Er lacht wie ein Uebermtth?ger. laß ihn lachen und fasse Dich! Du kommst doch heut' Abend?" Damit verläßt er das Gemach. Wim mer folgt zögernd, daß Huder mahnen muß: .So eile doch, ich muß die Kanz lei schließen!" Als er nach einiger Zeit zurückkehrt, ist ihm vom Feldmarfchall.Licutenant Paumgarten der Befehl geworden, das Turnfest abzusagen. Ein reitender Bote eilt nach Wiesbaden, während Ordonnanzen ihre Weisungen zu den verschiedenen OfsiziercorpS tragen. In dem Häuschen der Frau Schramm werden an dem att viel Thränen der gössen. Käthchen. der Wittwe Tochter, hantirt mit unermüdlichem Fleiß: mit Bügel und Glockcifen, während schwere Seufzer und nasse Augen von dem Zu stände ihre? beklommenen Gemüthe? Zeugniß ablegen. Die Mutier hat unumwunden erklärt, daß sie ihr lieber den HalZ umdrehe, als die Heirath mit dem Corpora! zugebe. .Kein zweierlei Tuch kommt in mnn HauS; ich will keinen Schwiegersohn, dessen Gewerbe daS Todtfchicßen ist." hatte die Waschfrau mit der Bestimmt, heit erklärt, welch; diesem Stande eigen Käthchen müht sich umsonst, zu bc weisen, daß eZ tiefer Friede, kein Krieg litttttiilianttst i r n vHiiiin r L y y y yy ym y yn yy m - l V I w rr Jahrgang 1. Beilage zum Ncbraska Ztaats-Anzeiger. No. 0. sei, und eS auf die Farbe deS TuchcS auch nicht ankäme. wcr,n nur daZ Hrz darunter treu und brav. Ohnedem ziehe der Huder dals den Militürrock aus. und darin würe er ein ebenso guter Bürger, als die Leute, welche die Mutter so hoch schätze. Diese läßt aber keinen Einwand gel len. Im Ganzen eine gutmüthige Frau, hält sie auf strenge Zucht im Hause. Und waS sich in ihrem Kopfe festsetzt, bleibt darin hasten. Dabei ist ihr Mundwerk von seltener Fertigkeit und ihre Stimme so laut, daß eine Kanone sie nicht übertönt. Küthchen'S stille Trauer unterbricht ein Wurf in'S offenstehende Fenster. Der Gegenstand, den sie aufhebt, ist ein zufammengeknüulter Zettel, auf dem die Worte flehen : .Kommen Sie heute Nachmittag zwischen zwei und drei Uhr auf die Rheinstraße. Sie werden dort sehn süchtig erwartet." ES ist nicht Huber'S Schrift, noch feine Art, um das Haus herum fchlei chend, ein Stelldichein zu fordern. Da! solid denkende Mädchen geht auf Der gleichen nicht ein. Sie hat gerade Zeit, den Zettel in'S Feuer zu werfen, als ihre Mutter hochgcrölhct und athcmloS eintritt. Sie poltert auch sogleich los : .Ist mir das eine schöne Wirthschaft ! Schleicht der Wimmer um da Hau herum, da er doch wissen muß. wie'S mit der Grcth' steht. Schnurstracks bin ich in des leichtsinnigen Dings Kammer geeilt, um ihr zu kündigen. In 14 Tagen fliegt die hinaus,; solches Pack im Hause kann ich nicht brauchen. Der ganze Käftrich deutet mit Fingern auf sie. AlleS Das kommt vom zweierlei Tuch ; damit fängt alles Elend an !" .Mutter, die Greth' war von jeher leichtsinnig und der Wimmer recht dumm, daß er sie von einem Vergnü gen zum andern führte. ES war ge rad', als wenn er mit ihr Staat machen wollt'! Dem Hub ist's nie eingcfal len, mich auf den Tanzboden führen zu wollen." .Der wär' mir auch recht gekommen !" Frau Schramm stemmt die Arme in die Seite. Jetzt aber sag', Küth', wie lange gehst Du denn eigentlich schon mit dem Menschen? Merk' ich daS Getuschel doch erst seit ein paar Wochen." Als Käthchen von Angst schweigt, schreit die Mutter : Leg' die Bügeleisen weg und antworte." DaS junge Mädchen flüchtet hinter den Herd, doch spricht jetzt Entschlossen heit auS ihren hübschen Zügen, als sie antwortet: ES sind zwei Jahre, seit wir unS lieb haben." DaS ist schändlich! damals bist Du ja noch in die Bügelfchul' ge gangen." Da hat'S angefangen." Hat er gleich mit Dir gesprochen?" Zuerst nur mit den Augen, dann hat er mir kleine Briefchen zugesteckt." WaS. gtschrieben hat er Dir. und Du haft ihm wohl gar geantwortet?" Freilich hab' ich'S gethan." Da feh Einer die Schulen heutzu tag! Nichts, als Nichtsnutzigkeiten bringen sie den Kindern bei. Liebes briefe schreiben, so waS l Und DaS habt Ihr zwei Jabre her so fortgetrieben hin ter meinem Rücken?' Ich hab' nicht den Muth gehabt. Dir's zu sagen." Hast Du Dich dabei nicht vor unse rem lieben Hergoit geschämt?" Nein. Mutter, dem war'S ganz recht, sonst wär' mir's nicht so tief im Sinn geblieben. Ich hab' den Hu der alle Tag in mein Gebet eingeschlossen, und auch vor unserem Herrgott ihm ewige Treu' und Lieb' geschworen." Frau Schramm starrt die achtzebn jährige Vttd:ech?rin eine Zeit lang faf fungzloZ an, dann überhäuft sie die selbe erneut mit einem Sprühregen von Borwürfen, der eine Stunde währt, und welchen Jene mit Schluchzen und Seufzen begleitet. Nach und nach er müdit die Mutter, die Stimme wird milder, die Worte gelassener. Der Sturm hat ausgebraust, die Fluth der rinnt im Sande. So wein' doch nicht." schlicht sie. Die Leut' könnten wahrhastig denken, ich zinke mit Dir, bei uns herrsche Streit vom Morgen bis zum Abend. Richte das Essen; nachher mußt Du die gebügelte Wasch' in den Rheini schen Hos" tragen. Sie warten dort d'rauf." Ach Mutter, laß mich heut' zu HauS, mir ist das Herz so schwer. Geh' lieber selbst in den Rheinilchen Hof." Soll wohl dem Herrn Liebsten daS Feld räumen?" fährt Frau Schramm von Neuem auf. Marsch fort, ohne Widcrred', ich will schon aufpassen, daß Ihr nicht mehr zusammenkommt." Nach Tisch nimmt Käthchen den Waschkord und schickt sich zum Gehen an. Eine schwcre Luft liegt über der Stadt, der Himmel ist von einer grauen Wolkenschicht bedeckt.- Es erfaßt da? Mädchen Angst. alS dürfe sie die Mut ter nicht verlaflen. Die Barwüife, die ihr diese gemacht, baden Zweifel in ihr erregt, die sie nicht zu beschwichtigen vermag. Bielleicht war die zweijährige Heimlichkeit doch ein Unrecht gewesen und die Mutter im Recht? ES hatte ihr der Muth gemangelt, nun war AlleS so schön geworden und Jene unerbittlich. An der HauSthüre kehrt sie noch ein mal um und bittet mit Thränen in den Augen : .Verzeih' mir'S doch, ich hab' ja nicht gemußt, daß eS eine Sünde sei, den Huder lieb zu haben." .Geh' nur, geh', meinen Segen kriegt Ihr nicht, damit dasta !" Langsamen Schritte? schleicht daZ Mädchen der Rheinfiraße zu. Sie sieht nicht recht?, noch links, sie will dem Huder gar nicht begegnen, hatte sie ihm doch nur zu klagen und vorzu weinen. Als sie um die Ecke der CarmcliteN' Straße biegt, steht er vor ihr. Er fchrocken weicht fte zurück und sieht ihn vorwurfsvoll an. Was hast Du. Kä!hch?n. Du bist ja ganz betreten? Am Ende ist Dir nicht einmal recht, daß ich auf Wimmcr'Z Aufforderung hierherkomme?" So war'S der Wimmer, der mir den Zettel in das Zimmer warf? Daraufhin bin ich nicht gekommen. Die Mutter selber hat mich hierher geschickt. Ach, Joseph, zwischen unS ist es ad und aus. Die Mutter will mich lieber todt sehen, als mich Dir zur Frau geben." Vielleicht haben wir gefehlt," sagt der Soldat wehmüthig; aber sieh', Deine Mutter flößt mir mehr Respekt ein. als alle meine Oberen. So mir Nichts, Dir Nichts vor sie hinzutreten, fehlt mir die Courage. Jetzt ist's aber anders; ich kann Dir was bieten und hab' daZ Recht, um Dich zu freien. Jetzt blockire ich die Festung und geb' nicht nach, bis ich eine schwache Stelle an ihr entdecke, und sollte ich dabei jahrelang auZharrm müssen. Weine nicht und laß unS auf Gott vertrauen. Ich muß jetzt fort. Das Herz ist mir voll Bangigkeit. Der Wimmer gcber dete sich heute Morgen in der Kanzlei wie ein Verrückter, und als ich nach seinem Weggehen dahin zurückkehrte, fehlten die Schlüssel zum Pulverthurm, die stets über dem Schreibtischpulte deö Adjutanten hängen. Ich machte sofort die Anzeige, da meinte der Adjutant, die Schlüssel möchten wohl von den Preußen abgeholt worden scin." Käthchen bleibt stehen. Sie sagt zit ternd: Geh', geh', vor dem wilden Polen hab' ich von jeher Angst ge habt." Kaum sind die Worte aus ihrem Munde, da ertönt ein donnerühnliches Geräusch. Wie ein Blitzschlag fährt eS prasselnd nieder, die Fensterrahmen der Häuser mit zerschmettertem GlaS bedecken die Straßen; Schornsteine stür zm ein. die Luft ist verdickt von Rauch und niederfallenden Steinen; eine mäch tige, wie von einem Orkan getriebene Rauchwolke verfinstert den Himmel. Käthchen sinkt, von einem Stein ge troffen, zur Erde. Allbarmherzigkr, was ist Das?" ruft sie. Da zieht sie Huber auch schon heftig empor. Komme," keucht er, eS war der Pulverthurm; wir müssen nach der Mutter sehen !" AIS Artillerist hatte er die Explosion erkannt. Käthchen klammert sich an feinen Arm. und die Beiden eilen, getrieben von Entsetzen, dem Käftrich zu. Dort leuchten ihnen blutrothe Flam men durch Rauchsäulen entgegen, wSh rend Jammerrufe von allen Seiten her erschall, n. Das vor Entsetzen und Schreck stummgewordene Liedespaar fetzt über Trümmer und unter nachstürzendem Mauerwerk vorwärts. Welch' ein An blick ! Vom alten Käftrich. dem oberen Theile der Gaugasse bis zum Eingang in die Stephans Straße starrt ihnen eine einzige rauchende und brennende Ruine entgegen. Endlich haben Huber und Käthchen den Platz erreicht, wo das HauS der Wittwe Schramm gestanden hat. Herz zerreißendes Geschrei und Geftöhne dringt auS dem Boden empor, während ringsum verstümmelte, zuckende Körper liegen, deren Blut den Schutt roth färdt. Händeringende Mütter suchen nach ihren Kindern, Kinder jammern nach ihren Eltern. Huder stürzt wie ein Verzweifelter auf den Schutthaufen, der rauchend daZ HäuZchen bedeckt. Er greift in die brennenden Balken und trägt sie hin weg, wühlt die Erde auf und arbeitet mit übermenschlicher Kraft, wobei ihm Käthchen muthig zur Seite steht. Sie fühlt, daß eS heißt: jetzt handeln, nicht jammern. Von allen Seiten betheiligten sich eni fchlossene Männer an der Arbeit; Bür ger und Militär, Alle fetzt seine besten Kräfte ein, um dem furchtbaren Grade die Opser zu entreißen. Die erste Per son, die man au? dem Schütte zieht, ist Gretde. Der Adjutant hat sie aus dem Trümmerwer! befreit. Sie ig eine Leiche. Man trägt sie hinweg, während der junge Offizier sich mit rühmlichem Eifer an dem weiteren RettungZwcrk detheiligt. .Wer ist daZ weinende Mädchen." fragt er, als er benierkt, wie Käthchen, das Ohr auf der Erde, Huber zur Eile anspornt. .Meine Braut. Herr Oberlieute nant," antwortet dieser, .und die wir suchen, ist ihre Mutter." Da dringen aus der Erde die Worte: .Helft, helft, ich ersticke l" Mit neuem Eifer wälzen die Helfer, jetzt ohne Beil und Schippe, den Schutt hinweg. Käthchen ruft: .Halte auS, Mutter, wir sind da, ich und der Huber. Gott wird ja darmhenia fein!" Ein Arm wird fr?:, Käthchen greift nach der Hand, die noch warm ist. Langsam löst man den Körper auS dem Schütte, noch ein letzte? Hinwegräumen und das aufjubelnde Paar hält die Mutter in den Armen. Frau Schramm erzählt fürchterliche Dinge von der ausgestandenen kodeS angst. Knieend lag sie, rufend und betend, bei vollem Bewußtsein sieden Stunden lang in dem entsetzlichen Grabe. Durch eine Wand geschützt, hatte sie anfänglich Raum über ihrem Kopfe, allein nachrieselnder Schutt der engte diesen immer mehr. Zuletzt konnte sie nur noch, bei jedem Athem zuge Staub verschluckend, mit Mühe athmen. AIS F:au S chramm zu völligem Le wußtsein kommt, zieht sie Huber und Käthchen an ihr Herz. Ihr kriegt Euch. Ihr Kinder. Ihr kriegt Euch !" sagt sie unter Weinen und Lachen. Gelt, Huber, wenn Ihr mein Kind nicht so lieb gehabt, Ihr hättet da? böse alte Weid unter'm Schutt liegen lassen, denn nur Eurer Ausdauer hab' ich mein Leben zu danken. Du aber, Käthe, hattest Recht, als Du meintest, der liebe Gott wäre für Deine Lieb' ge wesen." , Den Corpora! Wimmer hatten Vor übergehende zwischen 2 nnd 3 Uhr Nach mittags, an den Martinsthurm ange lehnt, mit der Schildwache plaudern sehen. Dann war jede Spur von ihm verschwunden. Die mißglückte kebensrettung. Herr Pechmann hat nicht blos diesen ominösen Namen, sondern auch das un selige Talent mit in die Wiege bekom men, überall lauter Unheil zu wittern und bei allem gleich an das Schlimmste zu denken. Bei jeder Theater-Vorftel lung fällt ihm eine Panik, bei jeder Trauung die Schwiegermutter und bei jeder Landpartie sofort die Möglichkeit eines WolkendrucheS ein. Wird auf dem Marktplatze eine Menagerie aufze stellt, so gewinnt er alsbald die Ueber zeugung. daß der Löwenkäsig schadhaft und daher die Erwürgung zahlreicher Mitbürger durch das Unthier nur eine Frage der Zeit sei. Bei jedem aufge spannten Sonnenschirm sieht er schon im Geiste ein paar Augen, die derselbe einrennen müsse, und selbst der Geld briefträzer eifüllt ihn um deswillen mit lebhaftem Schauder, weil er sich den selben nicht gut ander, als von räu bcrischen Burschen in einem Hinterhalte überfallen, ausgeplündert, zerstückelt und eingepckelt vorstellen kann. Vor Kurzem kaufte er einem Knaben, der mit seinem etwas weit angelegten Munde eine Zehnpfcnnig Harmonika bearbeitete, dieses Instrument nur aus Besorgniß, daß er dem Jungen in den Schlund gerathen könnte, um fünfzig Pfennige ab und war mehrere Tage untröstlich, als er bald darauf außer dem vermeintlich Geretteten auch dessen vier Brüder mit solchen Unglücks In ftrumenten bewaffnet sah. Bei solchen Charaktereigenschaften kann eS wohl auch Niemand wundern, daß Herr Pechmann, als er unlängst in den Anlagen am Kanal spazieren ging und hierbei in ziemlicher Entfernung vor sich eine Dame dicht an dem steil abfallenden Ufer schreiten sah, sofort ein unseliges Verhängniß ahnte, auf Grund dessen hier im Dunkel des Wal des sich ein einzig und allein von ihm noch zu verhindernd!?, entsetzliches Er eign:ß zutragen sollte. Sein Argwohn wuchs von Sekunde zu Sekunde, je länger er das Treiben der Unbekannten beobachtete. Wann war überhaupt nur jemals ein Frauenzimmer unter nor malen Umständen so haarscharf am Rande deS schroff absinkenden Damme? gegangen? UnS nicht allein da! Sie blieb alle Augenblicke stehen und sah während Vechmann rasch hinter einein Baume Deckung suchte bald 'cheu nach rückwärts, bald starr mit unvcr kenndarem Verlangen in da? Wasser hinab. Himmel, wenn sie sich plötzlich hin eikiftürzte! Und er konnte nur mäßig schwimmen; zudem kein Mensch weit und breit. Da da kein Zweifel mehr! - sie ging wieder ein paar Schritte dann hielt sie an und nahm nun unter ihrem Mantel ein dunkle? Etwas her vor, das man bis jetzt nicht hatte sehen können. Auch jetzt konnte Pechmann nicht unterscheiden, was eS trar, aber so viel wußte er gewiß: Entweder war eS ein Stein, mit dem sie im entscheidenden Moment ihr Körpergewicht behufs leich. teren Untersinkens erhöhen wollte, oder es war ihn schüttelte eS ordentlich bei dem Gedanken ein Geheimniß, das sie mit sich in die Tiefe nehmen wollte. Ha! Und nun schien sie die geeignete Stelle gefunden zu haben. Noch ein mal spähte sie vorsichtig nach rückwärts, dann ftieg sie, das unerkannte Ding vor sich her tragend, rasch die Stufen hinunter, die dort Pechmann sah sie nicht, aber er kannte die Stelle an das Kanalbett führten. Noch einen Moment zögerte er, fv' dann besann er sich seiner Menschen Pflicht und rannte mit mächtigem Ha-alt! Ha-alt!'.Rufen der Un glücksftätte so rasch entgegen, als eS sein schwerer CorpuS und feine kurzen, dicken Beine gestatteten. Und dem Himmel sei Dank, er kam noch nicht zu spät ! Zwar stand sie bereits dicht am Was ser und beugte sich über dasselbe, aber er riß sie, nachdem er auf den ersten Fehlgriff allerdings nur ihren Hut und Chignon erwischt und lo?gelöst hatte, auf den zweiten Versuch glücklich zurück und rief nun, während er sich bemühte, sie daS Treppchcn herauf zu zerren, mit flehender Stimme: .Bitt' schön, bitt' schön! Da? dürfen Sie nicht thun. Ich geb'S nicht zu, schon weil ich Mit glied deS ThierschutzBereinS bin ! DaS geht nicht!" Ader warum denn nicht?" ächzte jetzt die Dame empört und suchte sich mit der einen Hand, die sie scheinbar nur frei hatte, von ihm loZzumachen. Warum nicht !" rief er entsetzt und zerrte mit doppelter Heftigkeit an ihr. .Welch' unmoralische frevelhafte Frage! Unglückselige, wie konnten Sie so tief sinken! Es ist ja ganz unfaßbar!" Lassen Sie mich in Ruhe!" schrie die Dame. Nur ein Verrückter kann einen solchen Skandal aufführen wegen etwas so Alltäglichem!" Alltäglich!" stöhnte Pechmann und packte sie mit den Händen. Gerechter Himmel! Das nennen Sie alltäglich! Sie gehören ja in's Irrenhaus oder wenigstens unter Polizeiaufsicht! Ader ich bedaure Sie zu sehr, um Ihnen ernstlich zürnen zu können! Jedenfalls haben Sie unglückliche Verhältnisse " Gehen Sie weg!" schnaubte die Dame, ich habe keine Verhältnisse " Meine Beste." suchte er sie, immer an ihr zerrend und ziehend, zu besünf tigen, ich meine ja nur, vielleicht hat Sie die Noth zu dem unglückseligen Schritt getrieben seien Sie offen gegen mich, ich helfe Ihnen ja gern!" Nun wird'S mir zu dumm!" rief sie und riß sich los. Ich brauche keine Hülfe ich kann meinen Mops allein baden!" Dabei drehte sie sich rasch herum und hielt ihm das kläffende trie sende Geschöpf in'S Gesicht, daS ihn so fort in die Nase kniff und dann, frei ge geben, an die Waden sprang. Wa wa was??" stotterte Hr. Pechmann und starrte ihren Hund wie ein Meerwunder an, Sie wollten nur und ich meinte, Sie gingen in's Wasser!" Nun mußte die Dame trotz aller Ent rüftung lachen, und sie lachte noch im mer fort, als der komische Lebensretter längst in schleuniger Flucht aus ihren Augen entschwunden war. UebrigenS daS soll am Schluß die ser Schilderung zu Pechmann'S Ehre nicht verschwiegen werdener hatte da malS, wie sich schließlich herausstellte, doch vollkommen recht, als er mit der Dame am Kanal Unheil ahnte; denn nicht lange nachher hat sie zur Sühne des ihr von ihm gewordenen Leides ihn geheirathet. Die Würste des Grafen. Ein amüsantes Abenteuer ist dem in der Avenue drS ßfnimh . Kins?? Paris wohnenden Grafen de X. pafsirt. Als er letzthin in seiner Equipage den Boulevard Saint Germain entlang fuhr, bemerkte er ein nrnk? N,t ,,s dem Fahrdamme. Er hob daZselbe auf und brachte eS nach dem nächsten Poli zeikommiflariate in der Meinung, eZ enthalte irgend etwa WerthvolleZ.' Bei Ser Oeffnurg des PackcteS ergab sich, daß es 12 Würste enthielt. Der Graf ninßte trotz feiner Weigerung, mit der Cache weiter befaßt zu werdk?,. eine Quittung über feinen Fund in Empfang nehmen, da ihm nach den gcs,tzlich, VorschristkN. im Falle der Verlierer sich nicht in wenigen Zagen vor Undrauch barwerduk'g der Waare meldete. caZ auS dem Verkaufe derselben erzielte Geld ausgehändigt werden müßte. Drei Zage nachher beauftragte der Kommif far, da sich kein Verlierer bei ihm ge meldet hatte, einen Beamten, die Würste nach den Markthallen zu tragen, um sie dort verkaufen zu lassen und den Er trag dem Grafen de X. zuzustellen. Der Beamte verstand aber die rlim ge gcdene Weisung nicht richtig und trug die Würste direkt in daS Hotel deS Gra fcn. dem die Sache bereits unangenehm zu werden begann. Vergeblich stellte er dem Boten dlö Kommissars vor, daß er mit den Würsten nicht? anzufangen wisse, er mußte sie in Empfang nehmen und eine Quittung darüber ausftcllen, die der Kommissar, ohne sie anzusehen, unter seine Papiere legte. Darüber verflossen wiederum mehrere Tage. EineS Morgens erhielt der Kommissar von der Polizeipräfektur ein Gesuch um Auskünfte über die fraglichen Würste, deren Uebergabe an daS Kommissariat in einem Rapporte erwähnt wäre. WaS fei auS ihnen geworden? Man habe nir gendS eine Spur von ihnen zu entdecken vermocht. Der Kommissar wandte sich an feinen Boten, der ihm natürlich mit theilte, er habe die Würste dem Grafen überbracht. Daraufhin entsandte der Kommissar einen Inspektor zu Herrn de X., bei dem er sich höflich über daS entstandene Mißverftändniß entschuldi gen und die Würste zurückfordern ließ. Der Graf aber, dem die Sache zu bunt wurde, erwiderte, er habe die Würste an die Armen seines Viertels vertheilet? lassen und wolle mit der Angelegen heit nicht weiter behelligt werden. Der Kommissar hat nun von der Präfektur Befehl erhalten, die Würste aus feiner eigenen Tasche zu bezahlen, wenn der Verlierer sich noch nachträglich melden sollte. Selbst bedient. Casimir Perier. der vormalige Prä fident der französischen Republik, ist ein eifriger Radfahrer. Während sei ncZ SommeraufenthaltS im Teparte ment der Aube sucht er ein Vergnügen darin, möglichst viele Kilometer zurück zulegen und dann in irgend einem am Wege gelegenen WirthShause ein Mahl einzunehmen, wie eL die Küche gerade bietet.. Auf einer solchen Tour, so weiß der Figaro" zu erzählen, kam der Erprüst dent in Begleitung seines Sohnes kürz ich nach Ehampoigny sur vtonge zwischen SenZ und Montereau. Von der Thür einer Schenke, die den stolzen Namen Bahnhofö-Reftaurant" führte, machten die beiden Fahrer Halt und fragten die allein anwesende Wirthin, ob sie etmaS zu essen haben könnten. Ich habe leider nur Sardinen und Eier im Hause", antwortete die biedere irau. Nicht ein kleine? Beefsteak oder so was AehnlichcS?" DaS müßte ich erst au? dem Dorfe holen, und bis dahin habe ich wenig Itens eine halbe Stunde zu laufen aber wenn Sie selbst mit Ihren Rä dern " Schon gut. wir werden hinfahren und das Fleisch holen." Ohne Verzug klettern dre Beiden auf ihre Räder und jagen nach Montigny. um bei dem dortigen Schlächter das Fleisch für ihre Beefsteaks zu besorgen. daS ihnen dann von der Wirthin berei tet wurde. Erst am nächsten Morgen erfuhr diese, was sie für vornehme Gäste ge habt hatte. ?in Sträfling als Millionär. Im Jahre 1806 wurde in London ein gewisser George Andrews wegen mehrfacher schwerer Verbrechen zur lebenslänglichen Deportation nach Van diemenSland, heute Tasmanien, ver urtheilt uns Mit dem Bemerken do:thn eingeliefert, daß er arbeitsscheu und un verbcsserlich sei. Der Gouverneur der Sträfllngskolonle aber brachte eS dahin. daß Andrews einer der fleißigsten Ar beiter, schließlich sogar Kommandant eines Trupps von Schicksalsgenossen wurde. Als solcher wirkte er nun wahre Wunder. Große Strecken Lan deS wurden unter seiner Leitung urbar gemacht und Erfolge erzielt, daß der Gouverneur Andrews ausforderte, sich von ihm eine Belohnung zu erbitten. schenkt mir die Moräste, an deren Austrocknung Ihr verzweifelt," sagte Andrews, und als fein Wunsch gewährt wurde, ging er sofort an'S Werk. Frei ich war d'.eS eme äußerst schwierige Arbeit, und eS dauerte über zwanzig Jahre, bis er damit zu Stande kam, allein er besaß schließlich die dem Sumpfe abgewonnenen Ländereicn. für die ihm sofort 100.000 Pfund Sterling geboten wurden. Infolgedessen kam Andrews um feine Begnadigung, rcfpek' tive die Erlaubniß zur Rückkehr nach England ein. Im Jahre 133 erhielt er dieselbe und betrat 1840 den Boden der Heimath wieder, die ihn einst mit Recht verstoßen hatte, um fortan al? neinreicher 'cann in ondon zu leben. Auf dem Halle. Junger Mann lder weacn 2l: kiiii. Pfung eines Gesprächs in Berle'kit U): Mein Fräulein haben Sie schon einmal Lunde gerochen?"