) Die Furcht und ihre Folgen fuwoifsf von . l'i. Herr und Frau Tiedemann hatten gnade ihren Morgenkaffee getrunken und sah.'N behaglich, wie eZ älteren entierZIeuten gehört. ,m reqnflvyi, sie Briienb und er lesend. .Tu Pauline. haft Tu denn da ge. lesen? Tag ist ja schrecklich:" fa. wai oenn?" Da hat ja da drunten in Ungarn kin'Bardicrgchi'.fe. der plötzlich Wahn finnig wurde, einem Manne, den er rastrte. den HalZ durchlchnillcn. i'can ift aber doch auch nirgends mehr seine? LedenS sicher! mich überläuft' ganz kalt, wenn ich daran Deine, vatz einem so 'was auch 'mal pasflren lonme; vrr. mich friert'S ordentlich bei so einem Ge danken, gieb mir 'mal schnell noch einen Schluck warmen Kattee." $u bist doch auch ein richtiger Ha sensuk.' .Ja. das verstehst Tu nicht: Ihr Weider braucht auch nicht rasirt zu wer den; da könnt Ihr Euch in so eine Lage gar nicht hineinöenken. Uederlege Dir nur 'mal. wenn man da so ahnungslos fitzt und rasirt wird, und aus einmal wird so ein lkerl wahnsinnig und schnei det einem die Kehle durch. Da steht einem ja der Verstand still, da weiß man ja nicht mehr, was man sagen soll." .Ja. daS glaube ich schon, wenn er nein die Keble durchschnitten wird." .Ach. Du verstehst mich nicht, ich meme. mir steht der Verstand bald still, wenn ich daran denke." .Du. Tu wirft Dich schön hüten, daS bischen Erstand was Tu haft, zu der lieren, da bin ich auch noch da, haft Dn mich verstanden?" Herr Ticdemann war sehr gut gezo gen und daher vorläufig ruhig. Er war überhaupt daS Mufler eines Cannes, schön folgsam, AbendS immer hübsch zu Hause, sparsam, geduldig und nie böS -artiger Laune. Aber nun kommt das inhaltsschwere Aber er war riesig furchtsam und trug ftetS die größte Angst um fein kostbares Leben. Nicht um die Welt wäre er AbendS nach Ein bruch der Dunkelheit allein irgendwohin gegangen daher auch die Solidität und selbst in seinem eigenen Hause war er stets ängstlich und hatte alle mögli chcn Vorsichtsmaßregeln getroffen. Nicht, als ob er gar geladene Revolaer auf dem Nachttisch oder zwei mächtige Ulmer Doggen vor der Thüre liegen hätte, nein, da wäre er ja aus der Gefahr nicht herausgekommen; aber das ganze HauS hatte Doppelthüren, Dopp.'lfen stcr und SicherheitZschlbffer, und trotz dein fühlte sich Tiedemann nie ganz wohl und sicher. Aber seine Furcht war nun in ein neues Stadium getreten, seitdem er die Geschichte von dem Mord in der Bar bierftube gelesen hatte. Anderen TageS hatte ihm feine liebende Gattin zwar er zählt, daß jüngst ein Individuum mit einem Raftrmeffer einen Mordversuch auf einen hohen Beamten in dessen Sprechzimmer gemacht habe, und daß der Beamte nur dadurch dem sicheren . Tode entgangen sei, daß die Wucht deS Stoß'S durch den hohen gestärkten Stehkragen erheblich gemildert worden sei. DaS leuchtete ihm zwar ein. aber die Furcht konnte cS ihm doch nicht be nehmen. ES giebt Leute, die über eine fixe Idee wahnsinnig werden können. So ähnlich erging eS auch unserem Tiede mann. DieBsrbierstlibengeschichte hatte sich nun einmal in seinem Kopf feftge setzt, und Tag und Nacht wurde er von den gräßlichsten Erscheinungen geplagt. Wie cS das Unglück andere freuen sich gewöhnlich darüber nun aber will, war die unlere Hälfte seine Gesichts mit einem ganz gehörigen Wachsthum der Haare gesegnet, so daß er sich alle Tage rafnen lassen mußte, da seine Gattin tun einmal keinen Vollbart duldete. Nicht um die Welt hätte er sich aber nach Sm Vorhergegangenen an diesem Tage rasiren lassen, und so zeigte sein Antlitz am nächsten Tage schon jene eigenthümliche dunklere Fär bung um am übernächsten Tage sproß' ten die deS RasirmesserS entwöhnten Varthaaie wie die Frucht im Frühjahre nach einem gesunden Landregen, so daß sein Antlitz aussah wie ein frisch gemüh teS Stoppelfeld. Natürlich fiel daZ der liebenden Gattin auf. .Du, Fritz. Du hast Dir man wieder nicht rasiren lassen; daß Du sofort heute Mittag hingehst; ich will so 'n struppigen Kerl nicht um mich haben, verstanden?" Diese zärtliche Mahnung" der Gattin entfachte nun in der Brust deS Unglück lichen Helden einen Kampf, wie ihn wohl wenige Menschen durchgefochten haben, den Kampf zwischen der Pflicht und der Furcht um sein Leben. O waS hat in diesen Stunden, Knopp für Sorgen durchempfunden", läßt Wil Helm Busch seinen Tobias Knopp sagen, und genau so ging cS Auch Tiedemann. Je weiter der Tag vorschritt, um so näher kam er der Verzweiflung. Er wußte, daß Pauline ihm nichts zu essen und zu trinken geben würde, und ihn nicht eher hereinließe, bis er wieder als glatt rasiitcr Mensch vor ihrem Ange ficht erscheinen konnte. Aber anderer seit? die Todesangst vor dem Rasir messer! Und in der Todesangst kann man selbst gegen eine tyrannische Gattin rebellisch werden. Also trotzen wir dem Geschick, dachte Tiedemann und ließ sich 'mal vorerst nicht rasiren. Schon beim Mittag, iscn wurde er von seiner Frau Gemahlin ziemlich knapp gehalten, waZ ihn mit bitterem Weh erfüllte, und als der Nachmittagskaffee kam und er noch nicht rasirt war und die Bartstoppeln immer länger wurden, da ward der .Engel deS Hauses" fuchZwild. .WaZ, Du bist noch nicht rasirt? Habe ich Dir heute Morgen nich' ge sagt. Du sollst sofort zu 'n Barbier hin- CV m 1 V V kl ( pr m Vom gkyN k 9 0113 Ott fiUlljf V.VIWUII' " ich Dir anerzogen habe ? Meenste viel leicht. Du könn'ft mir dumm machen? Ich will Dir 'i zeigen. Jetzt kriegfte 'mal vor allem kernen Kassee. und wenn de bis um fünfe nicht glatt wie een Aal bist, denn nehme ich d'k Scheere und kratze Dir olle Bariftumpen weg. Ich will Dir schon wieder zu 'nem propren Menschen machen, wart' nur. Du Ha senfuß. Du erbärmlicher!" Ticdemann war geknickt, war gedro chen an Leib und Seele; daß er nicht; zu essen bekam, hätte er ja zu guterletzt noch ausgehalten, aber daß ihn seine Alte selbst unter die Hände nehmen wollte, daS war vernichtend für ihn; und er wußte, daß sie auch Wort halten würde. Und noch dazu mit der Scheere. Sie hätte ihm jedenfalls die Haut ge schunden, ihm vielleicht einen Nasen flügel aus Unöorstchiigkeit weggeschnitten oder ein Auge auZgcftoßen ; ihm ward ganz grün und blau vor den Augen, die Todesmartern der Indianer zogen an seinem geistigen Auge vorüber. Nein, dann lieber noch mit einem einzi aen Ruck unter der Hand deS geübten RaseurS sterben, als so eine! vielleicht lanaen. aualvollen TodeS. Und der Muth der Verzweiflung kam über ihn Aber vorsehen wollte er sich doch. Ad 1 wollte er sich von keinem Gehilfen, son den: von dem Prinzipal selbst rasiren lassen ; ad 2 ging er von einem Weiß Waarengeschäft zum andern, bis er einen Glrgllstehkragen gefunden hatte, der ihm bis an die Ohren reichte ; ad 3 wollte er sich erst dann rasiren lassen, wenn noch mehrere Kunden im Laden wären, damit er unter Umständen sofort Hilfe bekäme. Endlich ging er zum Barbicrladcn. daS Glück war ihm hold. Der Prinzi. pal war selbst da und außerdem r.och mehrere Kunden. Ja", meinte der Prinzipal beim Einseifen, .Sie haben ja einen so hohen Stehkragen um, daß man kaum an den HalZ heran kann. Ja nein wissen Sie, Herr Hepp chen, ich bin ich habe eine kleine Hals entzündung. und da muß ich mich ein wenig ln acht nehmen; lch war deswegen auch gestern und vorgestern nicht hier ; seien Sie deshalb auch, bitte, recht vor sichtig, nicht wahr." Gewiß, gewiß, sie brauchen keine Angst zu haben. So, nun war er glücklich eingeseift, und da Rasiren be gann. Je weiter eS aber nach dem Halse zuging desto ängstlicher wurde Tiedemann. AIS er aber wirklich das Messer an seinem Halse verspürte, da war eS mit seiner mühsam behaupteten Fassung zu Ende, und Hilfe. Mörder, Hilfe!" gellten feine markerschütternden Rufe durcv daS Lvkal. Bei dem ersten Rufe Hilfe" war der rastrende Pnnzi- pal vor Schreck so zusammengefahren. daß sich die Folgen desselben durch einen kräftigen Schnitt in TiedemannS Wange kennzeichneten ; aber schon war der letz' tere von seinem Sitz in die Höhe ge- schnellt, und unter ohrenbetäubendem Gebrüll Hilfe, Mörder, Räuber, man will mich ermorden." stürzte er zur Thüre hinaus. Die Anwesenden waren im ersten Augenblicke wie versteinert, dann aber hieß eS gleich: .Tiedemann ist verrückt gcworden, er ist vom 33e olgungswahnfinn befallen, man muß ihn in Gewahrsam bringen, sonst thut er sich noch ein Leid an". Gesagt, gethan. Die ganze Barbier ftube setzte sich in Bewegung und dem Flüchtigen nach, der spornstreichs über die Straße eilte, während zu beiden Seiten der Jtifinnantel wie ein weißer Beduinenmantcl im Wind flatterte. So ging die wilde Jagd durch die ganze Straße entlang, dann durch mehrere Seltengaffen, dlZ sie vor TiedemannS HauS ihr Ende erreichte. Fest zu glei cher Zeit mit Tiedemann kamen feine vermeintlichen Verfolger, und das eilte. was ihnen im Hausflur begegnete, war grau Tiedemann. Nu le. waS giebs denn hier ? Du Fritz ? Wie kommst Du mir denn vor ? WaS hafte denn nu wieder für 'nen mich gemacht?" .Man will mich ermorden! Ein Kom plott, rette mich Pauline l" Da geh mal in die Stube rm. ich werde mit Deine .Mörder" unterhan dein. Nu sagen Se 'mal. Herr Hepp- chen, was bedeutet denn die ganze Ko modle?" .Frau Tiedemann, es thut uns leid. daß wir Ihnen das Unglück so unver mittelt und schonungslos mittheilen müssen; aber da Sie doch nun einmal den ersten Theil erlebt haben, so wollen wir Ihnen gleich mittheilen, daß Ihr Mann jedenfalls an Verfolgungswahn sinn leidet." Was. der ? Nee. der will sich blos nich rasiren lassen." Nein, nein, Frau Tiedemann, er war schon halb rasirt. aus einmal brüllt er laut auf und stürzt mit mit dem Rufe Hilfe. Mörder!" zur Thüre hinaus ; das thut doch nur einer, der an Verfol gungswahnstnn leidet." I wo, der ist ganz gesund, der hat nur neulich 'mal von dem Mord in der Barbierftube gelesen und hat sich daS jedenfalls in den Kopf gesetzt." Ja, da geht mir jetzt ein Licht auf. meinte Her? Heppchen. jetzt weiß ich auch, warum er so brüllte, wie ich ihm mit hm WUtRfr nn fei ßihlt kam." .Nee. meine Herren, da beruhigen Sie sich nur; eS thut mir nur leid, daß se sich fs viel Mühe mit meinen ollen vasensub gemacht haben. .Na, wenn eZ so ist. dann können wir ja ruhig wieder nach Hause gehen meinten dann die .Mörder" und derad r,; G ,! (.IVflAiii (J(fi-Mr j.VWttlt Uf 11114 jhVif.iMfl.i llllt von Frau Tiedemann. Dlese ging aber zu ihrem Helden hin auf, der sich fest eingeschlossen und ver riegelt hatte, und der Zuhörer hätte folgende Standree mit anhören können. die Frau Pauline nun hielt. .Nu ftehfte da. mit dem halbrasirtcn Gesicht. Tu Marzipanpuppe Du elende. blamirst mich und Tich vor der ganzen Stadt. Een lleener Junge hat ja mehr (z ourage wie Tu. Ader det hafte heute nich umsonst gethan; nu daisste vier Wochen lang nich aus dem Hause und legst Dir jeden Abend um neun Uhr mZ Bett, und morgen laß ich 'nen Raseur kommen, von Herrn Heppchen. und da wird in meiner Gegenwart die andere Hälfte ooch noch herunterrasirt. und wenn De nur eentü MuckZ thust, da kriegste 'S aber mit mir zu thun. Haste mich jetzt verstanden ? lln 'ne Zeitung kriegfte ooch nich mehr in die Hand, da mit solche Geschichten nich wieder vor kommen. Damit bafla!" Seit der Zeit wird Herr Tiedemann immer zu Hause unter Aussicht seines Engels" rasirt. Eine Alutter. Aus der !ragödie des Lebens. Von T o l a D o rian. 1. Das Kind hatte den Appetit verloren; eS spielte Nicht mehr, und blieb starr und stumm stundenlang auf dem gro ßm. türkischen Teppich des Zimmers liegen. Weder Mistreß Dickson. noch der Tanzlehrer mit dem ewigen Lächeln in seinem blöden Gesicht, noch ihre Mut ter. die sie alle Morgen und fast alle Abend auf wenigstens fünf bis zchn Minuten streichelte und mit leichten, sanften Küssen bedeckte, hatten die dumpfe Drohung bemerkt, die in diesem zarten Organismus grollte. Sie war hübsch, die schlanke, ele gante, duftige und vornehme junge Mutter, die sich sorglos von den Lebens wellen tragen ließ und nur dem Ver anügen sich zu widmen schien. Sie ae. hörte zu den unbestrittendsten Schön hciten deS Hofes, war eine ständige Be sucherin der kaiserlichen Feste und eine Frau, die ganz Petersburg bewunderte. Niemand kannte die glühende Liebe und die quälende Anbetung, die daS Herz deS Kindes für diese Mutter empfand, die sich doch so wenig um die leine kümmerte. Wenn die Gräfin blendend, frisch und rosig, dem kleinen Mädchen eine ihrer mit Diamantrinoen oefArnflrfipn Hände zum Kusse reichte, dann fühlte oieies, er,cyreal und bewundernd, wie ihr Herz in der Brust fast zum er. springen klopfte, und sie wäre am lieb ften stundenlang aus der Stelle geblie den. wo die herrliche Erscheinung sie verlassen hatte. Doch die Bonne durckscbnitt den Faden der Begeisterung wie eine Parze, indem sie die Kleine schlafen legte. DaS war allabendlich der oroke Kum. mer ihres Lebens. Nach sechS Taan dieses abnormen Zustandes wurde Irene zu Bett ge bracht, denn sie fühlte kick ,u sckwack. um zu gehen. Und nun machte Mistreß Tlck'on die Grünn auf den SuHnnh dp Kindes aufmerksam und ließ den Toi tor Schott holen. Derselbe kam. bevor die Mutter, hie erst spät in der Nacht nach Hause ge kommen, aufgestanden war. Als der Arzt die 3unae Irene's be- trachtet und ihr den Puls gefühlt hatte. tagte er: Ich möchte die Frau Gräfin sprechen !" Mistreß Tick on riß die Auoen oiif und bat ihn, in ein anderes Zimmer zu treten. Er lehnte es ab und sekte sicb n dn kleine rosaseidene Bett. Endlich erschien die Gräsin. t&n außer Athem und lächelnd, in der mit Bändern verzierten Spitzenmatinee, die sie zum Entzücken neidete. Der Arzt erbob sich, und nun liefe fi mit einer Fluth zärtlicher Scheltworte auf die wachsbleiche Stirn des Kindes leichte Uffe yeravregnen. Nehmen Sie sich rn Acht, ffrau Gräfin," sagte der Doktor mit erregter Stimme. ..ich alaube. wir baben es mit dem Scharlachfieber zu thun !" Scharlach I" unterbrach die Mutter. Allmächtiger Gott! Doktor. Sie er. schrecken mich. Aber nein, das wird es nicht sein. Ein einfaches Fieder. Nicht wahr, mein Herzchen? Nicht wahr, mein Töchterchen? Das Scharlach fieber ! und in neun Tagen ist der Ball bei der Fürstin Orkafcheff. Der Ball, auf dem ick mich todt oder lebend! teU aen muk. wenn ick nickt i mis. fen doch, die Fürstin Orkafcheff ift eine wayre Äiper, Doktor r Dabei packte sie ihn mit bittender Gebärde beim Arm. .Schwören Sie mir. hab Ki? Niemanden ein Wort davon sagen wer den Denken Sie doch! Ich dürfte ia weniaftenS sechs Wocben bin. durch nicht ausgehen. Aber ich weiß ja, daS Unwohlsein meiner Kleinen! hat nichts zu bedeuten. Nicht wahr. mein Herzchen. eS ift nur Müdigkeit ! Sprich mein Kindchen ! Sehen Sie, Doktor, sie sieht ganz rosig aus !' In der That hatte sich die Kleine mit munteren und leuchtenden Augen aus ihren Kassen aufgerichtet, sie fühlte sich von dieser Fluth sanfter Worte wohlig umrauscht und erwiderte mit zitternder Stimme : .Gewiß. Mama, ich fühlte mich des, fer Hii$ Slr imh hitfl rtitfflKcn . vli hiiv v 1 44 Htv-y UMj jv;ii und herumlausen. Sie richtete sich auf und schüttelte ihren Kopf mit den aschblonden wirren Locken, fiel aber plötzlich blaß auf das Kopsllffeli zurück. Die Krankheit kam zum Au-bnich langsam nahm sie ihren Verlauf. Di Tage und Nächte vergingen. Irene lag in einem Halbschlummer. Erst am neunten Tage erwachte sie und öffnet. die Augen. Die silberne Nachtlampe nnter dem grünen Schirm erhellte ihr Zimmer und hinter dem Wandschirm auf dem sich auf mondscheinheller Seide fantastische Vögel bewegten, hörte sie flüstern. Ohne zuerst etwas zu ver stehen, hörte sie nach einer gewissen jeit. wie der Doktor in seiner leisen Manier, die Worte gleichsam abwägend. Folgendes sprach : .Wenn die Nacht gut verläuft. glaube ich, mich für lhre Geneyrng ver bürgen zu können, doch sie muß schla fen." .Geben Sie wohl Acht. Mistreß Di5 son." sagte die Gräfin, daß man kein Geräusch macht. Ich muß mich um jeden Preis auf diesem gräßlichen Ball der Prinzessin Orkafcheff zeigen, aber ich werde im Nu zurück sein; denn wenn Sie sagen, Doktor, man dürfe yoffen, oann vm lch ganz und gar be- ruyigt." Ich wiederhole. Frau Gräfin, wenn ein normaler Schlummer heute Nacht daS Fieber ablöst, so glaube ich, daß die Konstitution deS KindeS den Sieg davontragen wird. Oh Doktor. Sie träufeln mir Bal fam in die Seele! Ich verlasse Sie.... Mistn ß Dickson. ich vertraue Ihnen Irene an; auf Wiedersehen!" Da? Kind hörte die raschen Schritte seiner Mutter, die sich entfernten, und rief mit plötzlich zitternder Stimme Mama! Mama!" Mistreß Dickson näherte sich dem Bett, brachte die Kopfkissen in Ordnung uno sagte mit sanfter stimme: eine 'cama rügt nq au?, mein Engel. Sie ift etwas müde und will schlafen. Thue desgleichen, ich bin ja oa. Das ist nicht wahr." erwiderte das Kind zornig. ..Sie geht auf den Ball; ich möchte sie sehen!" Mein Herzchen, rege Dich nicht auf. beruhige Dich; ich werde sie rufen." M, treß Dick on entfernte sich und kam sofort wieder zurück. 'iama kleidet sich an. mein Engel. Bevor sie geht, kommt sie noch zu Dir, um Dich zu umarmen. Sie verspricht eS Dir." Eine halbe Stunde veraina: endlich ließ sich ein Knistern wie von Seide an der Thür vernehmen, nach der Irene so starr blickte; sich lächelte sonst; ihre Mutter erschien strahlend vor Pracht und Schönheit; auf ihrem Kopfe strahlte ein Halbmond aus Rubinen und daS fahle Licht der Nachtlampe übergoß ihr Gesicht mit wahrhaft übermenschlicher Blässe. DaS Kind richtete sich mit einem Schrei auf und siel, einen tiefen Seuf zer ausstoßend, in die Kiffen zurück. m Müsin trat mit schnellen Schrit ten näher; beim Bette angelangt, küßte ste die grolzen Augen, die Ne mit so un endlicher Liebe betrachteten und sagte: schlaf, mem erzchen. schlaf, mein Kind; schließe Deine hübschen Augen und in höchstens einer halben Stunde werde ich zurück fein, dann wirst Du Dein Köpfchen an meine Schulter lch nen; aber jetzt mußt Du auch artig kein und sofort einschlafen." ,.O, Mama, ich bitte Dich nur die? mal, Mama, verlaß mich nicht !" siebte Irene mit unterdrücktem Schluchzen. siehst Du. aber ich weiß ja nicht warum, aber ich fürchte mich! Ich be- greise nicht, was es l t. aber ich sehe da über mir eine große schwär Gestalt mit einem Mantel, den sie auf mich werfen will I Bleib, bleib. Mama, nur dieses eine Mal ! Wenn Du da bist, ist mir warm, das Zimmer ift ganz rofen roth, und dann werde ich auch schlafen!" Herzchen, Herzchen, aber :ch bin ja da!" versetzte die Gräfin. O. reae rich mcht so aus ! Du weißt doch, ich bei Dir bin!" Ja. aber Du willst fortgehen!" Doch nur für einen Augenblick. muß ja se,n!" DaS Kind antwortete nicht. Seine Hand drückte leidenschaftlich die der Gräsin, und nach kurzer Pause sagte es ganz leise: Da eS fein muß! Aber komme schnell wieder, Mama! Ach, Mama!" Die Gräsin hob die schwere Schleppe auf und verschwand, nachdem sie die Lippen auf die feuchten Haare deS KindeS gedrückt. daß ES NamenS die Todtenstille. .Mama! Mama!" während iie Finger sich sicder haft in die Dlcke krampften. Endlich ließ sich ferne Wagen, ollen vernehmen, der Wagen hielt vor dem Thorweg, der mit dumpfem Knall zu flog. Noch einen Augenblick, dann dasselbe Seidenrauschen on der Thür, zögernde Schritte, und ein scharscr herzzerreißender Schrei, der durch daS 1 mV nctll j.uimii tutt. .Mama! Mamal" Die Gräfin öffnete heftig die Thür der Schrei des KindeS hatte sie tief er schüttert. Verwirrt und zitternd stürzte sie aus daZ Bett zu, ließ sich auf die Knie fallen, hob den Kops ihrer Tochter in die Höhe und lehnte ihn an ihre Schulter. Nach langem Schweigen sagte da Kind mit glücklichem Lächeln, die Augen schlitszend: .Du bist recht lznze fortgeblieben Mama! Umarme m ch! Noch ein mal! noch einmal ! Dank Oh. jetzt will ,ch Ichla cn. Mama! Mama!" Die Mutter preßte zitternd die Lippen auf diesen lächelnden Mund, und das Kind genoß in der Umarmung dc Heißzellcbten daS höchste Glück, einzu aziasen, um nie. nie wieoer zu er wachen. - m Sonnenkalb. Aus dem Leben der kürzlich verschie denen Herzogin von SachsenAltenburg weiß ein Augen oder hier besser gesagt Ohrenzeuge Folgendes zu berichten : Die Herzogin war namentlich in ihren letzt.' Lebensjahren in hohem Grade schwer hörig. Dies hinderte sie jedoch nicht, den vielen Pflichten der Repläsentation die ihre hohe Stellung ihr auferlegte. nachzukommen. Die verschiedenen Bälle am Altenburgcr Hofe waren die Pole um die daZ gesellige Leben deS ganzen HerzogthumS, deS auch jenseits der Altenburger Grenzpfähle ansässigen Landadels, der in größerer oder ge rmgerer Nähe befindlichen Cavallene Garnisonen gravitirte. Auch daS be nachbarte Leipzig mit seinen vielen künstlerischen und geselligen Anregungen verschmähte nicht. Repräsentanten an den als besonder? gastfrei und ange nehm bekannten Hof zu entsenden, an dem die Etiquette weniger sireng als anderswo durchgeführt war und auch bürgerliche angesehene Personen zum Verkehre herangezogen wurden. So ließ sich denn auch ein hochstehender Herr auZ Leipzig mit dem etwas unge ähnlichen und auffälligen Namen Sonneiikalb einführen. Die Vorstel lung der das. erste Mal Erscheinenden vor den höchsten Herrschaften pflegte sich vor den großen Bällen in einem iki neren Saale zu vollziehen, in dem die zur Präsentation geladenen Fremden getrennt nach Geschlechtern dem Erscher nen deZ HofeZ harrten. Ter Hofmav schall stellte ihn dem Herzoge, die Ober- hofmeistcrin der Frau Herzogin vor. Als die Reihe an Herrn Sonnenkalb kam, wurde der Name Ihrer Hoheit durch die Frau Oberhosmeistmn nnt aller wünschenswerthcn Deutlichkeit ge nannt. Der umstehende KreiS der Anwesenden wird bereits durch die Nennui'g deS etwa? ungewöhnlichen Namens aufmerksam. Ihre Hoheit glauben nun, nicht verstanden zu haben. setzen daS ftetS mitqeführte Hörrohr an daS Ohr, ein Zeichen für die Um gebung. daß ste nicht verstanden hat und Wiederholung der Angabe wünscht. Die Oberhofmeisterin wiederholt also in den Schalltrichter m scharfer Accen tuirung: Son! nen! kalb!" Ein mühsam unterdrücktes Lächeln auf den Zügen der Honchargcn und nament lich der Fremden, die weniger höfisch geschult sind. Darauf Rück rage Ihrer Hoheit: Wie?" Abermalige, womög- lich noch pointirtere Wiederholung sei tens der Oberhofmcisterin. Nichts deutct indeß in den Zögen der Herzogin daraus hin, daß sie verstanden habe und befriedigt sei. S'.e äußert unbe wiißt und ungewollt laut, wie wir cS bei Tauben häufig bemerken, vernehm bar für die ganze Versammlung: Ich verstehe immer Sonnentald!" Selbst das steife Eeremonicll und die dadurch für Alle gebotene Zurückhaltung konnte eine Mlofton allgemeiner Heiterkeit nicht ganz hmtenan halten. Eine Stunde, zwei, drei, vier Stun den vergingen. DaS Kind war wach geblieben; die Augen starr auf die Thür geheftet, blieb sie bewegungslos liegen und von Zeit zu Zeit brach durch ein eintöniges Mur mein die Wiederholung des geliebten 'Abstammung europäischer Mo narchen. ES giebt in Europa kaum einen re- gierenden Fllrsten, der genau ge nommen derselben Nationalität wie das von ihm beherrschte Volk angehört. Die Hohenzollern z. B. waren ur prünglich Schwaben, daS HauS von Oesterreich ift eigentlich daS von-Loth- ringen und ganz ursprünglich sind die Habsburger Schweizer. Ist der Kaiser Franz also kein Oesterreich im strengen Sinne deS Wortes, fo ift er doch noch weniger Ungar, obwohl er den Königs thron von Ungarn einnimmt. Der König von Belgien ist Sachsen Koburgcr, der König von Dänemark Holstein, der kleine König von Spa nien gehört zu den Bourbonen, der König von Italien ist Savoyarde, der König von Rumänien und der Fürst von Bulgarien find Deutsche, der Be gründ der Dynastie Bernadotte in Schweden war als Franzose vor kaum It Jahrhundert in Pau geboren; der russische Zar ist Holstein-Gottorper, der König von Griechenland gleichfalls Hol stein. Im englischen Königshause muß englisches Blut mit der Lupe ge sucht werden, und das historische Haus von Oranien war von Anfang an nicht holländischen Ursprungs. I VcdikntknzwciiI. .. .Ein'S will mir nicht eingehen bei meiner neuen Herrschaft : Die lnädige sperrt AllcS weg besonders Echnüpse und Cigarren ! Ist daS Ordnungsliede otet Mißtrauen?" .DaS kommt darauf an. wie die Schnäpse und l'igarrn find ! Sind sie schlecht, so ift eS Ordnungsliebe, sind sie aber gut, dann ift eS sicher Mißtrauen !" llascrichosblüche. Unteroffizier (zu einem Rekruten, der AlleS verkehrt macht): Kerl, ich glaube. Ihnen gab die Natur fünf Un sinne I" Modernes Faniilicnmiiltieur. A: .Der Domänenrath hat gestern rechtes Malheur mit seinen Töchtern gehabt !" B: Wieso?" A: Ja. die Aeltcre hat Vormittags auf der Jagd einen Treib angeschos sen. die Mittlere hat Nachmittag Jemanden umgeradelt. und die Jüngste ist AbendS mit ihrem Stück' im Theater ausgepfiffen worden !" keiscr wink. Feldwebel (zu einem Soldaten, wel ch seinen Urlaub antritt): Lehmann, Ihre Eltern treiben ja wohl Geflügel zucht?" Soldat: .Zu Befchl, Herr Feld Wedel !" Feldwebel: Hm. dann bringen Sie mir doch ein paar Gänsekiele mit! Ich wnde sie mir aber selbst ausrupfen !" laschste Treue. Dame : Ist der Hund, den Sie mir offeriren, auch recht treu und anhäng lich?" Hundehändler : Madam', der ver läßt Sie nicht und wenn Sie gleichzei tig singen und Klavier spie l e n !" lvortscherz, Gast (an der ihm servirten Leber riechend): Mit der (Nnscleber geh'n Se lieber !" vielversprechend. Wie freue ich mich. Mama, daß ich in die Schule komme !" Weßhalb denn Fritzchen?" Weil ich dann jeden Mittwoch- und Sonnabendnachmittag frei habe!" Ehrgeiz. VanauierZ.Kattin : ..Du Mnrit, wir mttffen unserer Elsa auch einen Flügel kaufen, wie es die Maiers netban fcu. ben ; wir dürfen unS von solchen Leu ten mcht Überflügeln lassen!" Immer derselbe. Gattin eines MathematikvrofessorS : Karl, Du haft vom Wirthshaus einen Schirm heimgebracht und baft dock heute gar keinen mitgenommen !" Proseffor : Dann habe ich ihn halt negativ vergessen !" Zwei Anziehungspunkte. 1. Soldat : Ich hab' die Anna auf den ersten Blick geliebt!" 2. Soldat : Unich die Lift an die ersten Knödel!" Schlecht empfohlen. Eist Gauner : Du, Ede wat meenft De zu dem Rechtsanwalt Brül ir Zweit Gaun: Um Jottcswillen nur den nicht! Dcr hat mir schon 'mal zu 3 Jahre Zuchthaus ver t h e i d i g t !" Geschmeichelt. Räuber: ..Ihr Geld - oder Sie find ein Kind deZ TodeS !" Alte Coauette ientMt): ..Ein Kind hat er mich genannt! Hier, edler Rüud, meine Börse !" Ein Zankapfel. Madame: .mm müssen Sie ftck mit dem Hausknecht zanken. Marie, könnt Ihr Euch denn nicht vertragen?" TienNmüdchcn betrübt): ..Acb. er will ja nichts von mir wissen !" Egoistisches Motiv. A: Lieben Sie das Radfahren?" B: O ja. sehr sogar!" A: Sie sind wohl Radfahrer?" B: Nein.. .. Wundarzt!" StromerrSthscl. .Du, Ede, rathe mal ! WaS ist daS : daS Erfchte iS ü See, das Zweete is 'ne Fee, und daS ganze brach'n mer alle beedenich !" Das ift mer zu schwer, Wellem !" Na, dummer Kerl Seefe !" Der kleine Diplomat. Fritzchen (nach dem Abendessen iurn Vater, der gern in'S WirtbSbauS eben möchte): Du Papa, bitte, löse mir die Rechenaufgabe; ich sag Dir dann auch, wohin Mama Deine Stiefel versteckt hat !" passende Marke. Gast : Weßhalb führen Sie nur die Ehampagncrmarke Mumm"?" Wirth: Ja wissen Sie. bei mir wird Champagner nur von Stuben e n getrunken, und d l e kommen immer erst, wenn sie nur noch Mumm" sagen können !" 5chonen!. Er (während deS EsskiiS. zu fein jungen Frau): LiedeS Weibchen, ich vermuthe, daß in Deinem Kochbuch Druckfehler sind!"