3m anne Wahnsinns. yioDtüdt ach Dem 'qll'chkn r-on iiMtiflm !ha. Obwohl das in Nachstchcndem Er zählte sich vor dielen Jahren zugetra gen. so ficht der Vorfall mir doch so deutlich vor Augen. alS Hütte er ftch gestern ereignet, und ich glaube die Er innerung daran wird mich auch nie der lassen. ES war am Abend eineS TageS zum Schluß der Londoner Saison. Ich hatte außer dem Hause mit einigen Freunden gespeist und war in einen Club in der Nähe von Covent Karden gegangen, wo ich häufiger verkehrt war. Meine Schritte slihrten mich in daZ Spielzim mer. weniger mit der Absicht zu spielen, als um eine Halde Stunde angenehm zu tüdten. a Eine Zeit lang amüsirte eS mich, dem Spiel an einen oder dem anderen der vielen Tische zuzusehen, als ich von einem Herrn eingeladen wurde, der mir vollständig fremd war und mich seit mehreren Minuten aufmerksam be trachtete. Trotz seine? höflichen, zu vorkommenden Benehmens machte der Mann einen so seltsamen Eindruck, daß ich seinen Wunsch schon ablehnen wollte. Er bestand indessen darauf, und so willigte ich denn nach kurzem Zögern ein. Er war ein guter Spieler, und eS kam mir keinen Augenblick in den Sinn, er könne ein Betrüger sein. Im Gegentheil, sein Spiel war durchaus korrekt und gab zum Argwohn nicht den geringsten Anlajj. Trotzdem hatte er kein Glück und nach einer halben Stunde war er ganz bedeutend in mei ner Schuld. .Hören Sie", sagte er nach einem Fehlschlage, ich schulde Ihnen fünf, unddreißig Pfund. Kommen Sie in meine Wohnung, und ich werde sie Ihnen sofort bezahlen. Ich wohne , nicht weit von hier !" Natürlich ging ich auf diesen Vor schlag ein und verließ mit ihm den Club. Ich achtete nicht besonders auf den Weg, den wir befolgten, da mein Geführte sehr schnell ging, und ich alle Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Doch, nachdem wir mehrere Seiten ftraßen durchschritten hatten, blieb er plötzlich vor einem Hause stehen, das ganz verlassen, ohne Nachbarhäuser da stand. Schnell zog er einen Hausschlüssel aus der !asche, öffnete geräuschlos die Thür und ging mir durch eine Flucht von Treppen in ein langes, nothdürf tig möblirteS Gemach voraus, das eher wie eine Werkstatt als wie ein Wohn zimiqer aussah. Ich war nicht wenig überrascht und wurde auch etwas Ängstlich, als er die Thüre sofort nach unserem Eintritt verriegelte und den Schlüssel dann in die Tasche steckte. Da er bemerkte, daß ich feine Be tvegungen beobachtete, so lächelte er be -ruhigend. stellte einen Stuhl an einen in der Mitte des Zimmers stehenden Tisch und forderte mich auf, Platz zu nehmen. Schwer fiel ich in den Sessel, während er zu einem Schrünkchen ging, eS öffnete und ein Spiel Karten heraus nahm. Wir wollen Quitt oder Double spie len", sagte der Fremde in höflichem, aber befehlendem Tone. Der Vorschlag gefiel mir aber durch ouS nicht, und ich versetzte sofort: DaS möchte ich lieber nicht; denn ich spiele nicht gerne in dieser Weife." Sie würden mich aber sehr der Pflichten", entgegnete er herrisch und fing bereits an, die Karten zu mischen." Ich weiß eS nicht, wie eS kam: aber das Benehmen deS ManneS kam mir so seltsam vor. daß ich eS für richtiger hielt, ihm den Willen doch zu thun. Daher gab ich nach kurzem Zögern nach und ließ ihn die Karten vertheilen. Wir spielten, und er gewann. DaS Spiel haben Sie gewonnen, und wir find quitt", sagte ich, etwas Ärgerlich über den AuSgang des Spieles von meinem Stuhl aufstehend und der Thür zugehend. Wenn Sie gefälligst ufschiießen wollen, so möchte ich jetzt gehen." Haha!" lachte der Fremde, und sein Gesicht nahm plötzlich einen drohen den Ausdruck an, so leicht sollen Sie nicht fortkommen, darauf können Sie sich verlaffer. Weswegen, glauben Sie wohl, hade ich Sie hergebracht?" Hoffentlich nicht in einer schlimmen Absicht" versetzte ich und steckte dann, in der Meinung, daß er mich beftehlen wollte, meine Hände in die Taschen. Ich will eS Ihnen sagen", versetzte er, ganz nahe an mich herantretend und mir die Worte in'S Ohr flüsternd: ich will Ihnen daS Leben nehmen." Ich fuhr zurück und starrte den Mann entsetzt an. Sie scherzen l" rief ich mit gezwunge nem Lächeln. Jrn Gegentheil", gab er zurück; ich war in meinem ganzen Leben nicht ernsthafter, und werde Ihnen das so fort beweisen." Während dieser Worte zog er einen Revolver aus seinem Jackett und hielt ihn mir in'S Gesicht. Ich brauche nur auf diesen Hahn zu drücken, und Sie find ein todter Mann l" bemerkte er in ruhigem Tone. Doch ich will Ihnen nicht alle Möglichkeit rauben,' ftch zu retten." fuhr er fort. Wir wollen noch ein Spiel machen. Ich fpiele gern, und Sie verstehen sich darauf. Wenn Sie gewinnen, gehen Sie frei aus, ver lieren Sie, so führe ich meinen Plan ouS. WaS sagen Sie dazu? Sie zögern? Gut denn: ich werde Ihnen eine Minute Zeit zur Ueberlegung lassen. Wenn Sie d,S dahin nicht einwilligen so schieße ich Sie einfach todt !" War nun der Mensch wahnsinnig oder nicht, an seinen Absichten ließ sich nicht zweifeln, denn er stand mit dem Piftol in der einen, und der Uhr in der andern Hand. Natürlich dachte ich an Flucht, doch dieselbe war mir unmög lich gemacht. Die Thür, durch die ich eingetreten war. war verschlossen, also war an Entmischen nicht zu denken. DaS Zimmer hatte noch einen andern AuSgang, doch zwischen diesen und mir stand der Schurke mit dem geladenen Piftol. Einen Augenblick dachte ich daran, auf ihn zuzuspringen und ihn bei der Kehle zu packen, doch er war ftär ker als ich. bewaffnet ; und ich fühlte, daß ich auf diese Weise mich nicht retten konnte. ; Dreißig Secunden sind vorüber; was beschließen Sie?" Seine Worte klangen mir wie Grabes geläut. und er grinste mich beim Spre chen höhnisch an. Nach kurzer Ueber legung sah ich, daß eS daS Beste war, auf fein Verlangen einzugehen, und so erklärte ich denn : Ich bin bereit!" Haha! DaS dachte ich mir!" lachte er. Jetzt zum Spiel! Wir wollen's kurz machen. Jeder zieht eine Karte! Hoch gewinnt!" Dabei legte er den Revolver hin. mischte daS Spiel und fordert mich auf. zu ziehen. Ich that's, und nahm daS Pique.Aß auf. Mein Herz Iloplte zum Zerspringen, denn ich durfte nicht ver lieren. Er folgte meinem Beispiel und zeigte mir seine Karte. ES war daS TreffAß, und wir standen gleich! Sofort raffte er die Karten zusammen, und legte sie wieder auf den Tisch. Diesmal werde ich zuerst ziehen." sagte er und nahm eine Karte auf. ES war der Herzbube, und ich hatte die Ge wißheit, daß ich nicht verlieren konnte. Daher ergriff ich muthig die Karte, und drehte sie um! ES war der Piquebube, wir standen wieder gleich. Zum dritten Mal l sagte der Fremde und rieb ftch in freudiger Erwartung die Hände. Schnell mischte er wieder die Karten und legte sie auf den Tisch. Sie ziehen." sagte er zu mir, und ich streckte zögernd die Hand aus. Dies mal zog ich die Carreau-Dame, er nahm den Treff'König auf und ich hatte verloren! Mit einem Triumphgeheul stürzte sich der Schurke auf mich und warf mich zu Boden. Ich wehrte mich nach Kräften, doch er war stärker als ich, so daß ich ihn trotz meiner Bemühungen nicht hin dern konnte, daß er mich an Händen und Füßen mit einem Strick, den er auS der Tasche zog, festband. Dann zerrte er mich an das Ende des Zim merS, wo er den Strick an einem von der Wand herabhängenden eisernen Ring befestigte. Schurke!" stöhnte ich, wenn Sie mich morden wollen, so sagen Sie mir wenigstens, was Sie zu dieser Blutthat veranlaßt." Haben Sie das schon vergessen?" schrie er. Die haben mich aus meinen Gütern vertrieben und dem Ruin ent gegengeführt! Ist das nicht genug? Ich habe geschworen, mich zu röchen, und jetzt ist die Stunde gekommen!" Vergebens erklärte ich, er irre sich; er wollte nichts hören, und als ich verzmei felt die Stimme erhob und um Hilfe schrie, da steckte er mir einen Knebel in den Mund und erstickte mein Schreien, Hilflos und athemloZ sah ich nun mehr den Vorbereitungen zu meiner Ermordung zu. Damit würden Sie schneller sterben, als ich eS für wünfchenSrverth halte." sagte er, auf den Revolver deutend, außerdem will ich Ihnen Zeit lassen, vor Ihrem Tode Ihr Gebet zu spre chen!"' Bei diesen Worten grinste er höhnisch, ging auf einen Schrank zu und nahm auS demselben ein güßchen, daS er auf den Tisch stellte. Schietzpulver," sagte er zur Erklä rung. fuhr mit der Hand in daS Füß chen und ließ den Inhalt durch die Fin ger gleiten. Dann ging er wieder zu dem Schrank und holte eine Kerze, die er mit einigen Körnern bestreute und an den Strick anband. Keine schlechte I ee, was?" fragte er ftch zu mir wendend. DaS Licht brennt ungefähr eine halbe Stunde. un! Sie können aufpassen, wie die Flamme dem Pulver näher und näher kommt. Wenn sie eS berührt, dann Gnade Jh nen Gott! Haha!" , Mit teuflischem Lachen verließ er daS Zimmer und der Knall der zuschlagen den Thür zeigte mir, daß er sich auf der Straße befand und ich dem sicheren Tode preisgegeben war. Langsam, aber sicher brannte die Kerze nieder, und jedes Flackern deS Lichtes brachte mich dem Schicksal näher, das abzuwenden mir unmöglich war. Ich riß und zerrte an den Stricken, die mich banden, doch ohne Erfolg. Um Hilfe schreien konnte ich nicht ; denn der Knebel, den der Schurke mir in den Mund gesteckt, machte mich ftumm. Mehr todt als ledendig beobachtete ich das flackernde Licht. Stück um Stück schmolz die Kerze, bis mich etwa ein halber Zoll vo.n meinem Schicksal trennte. Plötzlicherregte ein Flattern an ei nem der Fenster meine Aufmerksamkeit, und gleich dem Ertrinkenden, der nach einem Strohhalm greift, blickte ich hin, von ungewisser Hoffnung erfüllt. Doch eS war nur ein Nachtfalter, der um das Fenster schwirrte, und tiestraurigen Her zen? wandte ich die Blicke ad. Doch in dem Augenblick, wo ich eS am allerwenigsten erwartete, kam mir von dem unscheinbaren Insekt die Rettung. DaS Thier floa einige Secunden hin und her, dann flatterte eS aber von dem Lichte angezogen, auf die Kerze zu. Ei nen Augenblick zögernd, flog eS um den BrennkreiS. dann stürzte eS sich mit dem tollen Eifer aller Nachtfalter in die Flamme. Diese Voreiligkeit kostete dem armen Geschöpf daS Leben, doch eS ret tete das meine, denn eS hatte das Licht einem Augenblick ausgelöscht, als nur noch wenige Secunden mich von dem Tode durch Explosion trennten. Dieser unerwartete AuSgang hatte meine überreizten Nerven so erschüttert, daß ich ohnmächtig niedersank, und als ich wieder zu mir kam, war eS heller, lichter Tag. Mit erneuter Kraft rüttelte ich an meinen Banden, und schließlich fiel der Ring, an den ich angebunden war. zur Erde. Ich stürzte anS Jen fter. und nach kurzer Zeit gelang eS mir, die Aufmerksamkeit der Vorüber gehenden zu erregen. Kurz darauf war ich frei. Wer der Schurke war, ersah ich auS einem Stückchen Briefpapier, das ich in dem Zimmer fand. ES trug den Stempelaufdruck eines Irrenhauses von Paris, und ich erkannte, daß mein An greiser früher Insasse dieser Anstalt ge wesen war; doch war eS ihm gelungen, auS derselben zu entfliehen und man hatte seitdem jede Spur von ihm ver loren. Später wurde festgestellt, daß der Schurke ein Engländer war, doch eine Zeit lang in Paris gelebt hatte, wo er ein großes Vermögen im Spiel ver loren und infolge dessen wahnsinnig geworden war. Eine charakteristische Eigenthümlichkeit feines WahnftnnS war der Glaube. eS hätte ihm Jemand fein Vermögen geraubt, und er müsse fich dafür rächen. Natürlich war diese Annahme vollständig grundlos; fein Ruin war einzig die Folge seiner Spielwuth, und kein anderer war da für verantwortlich zu machen, als er selbst. Doch er glaubte steif und fest daran, und sonst in jeder andern Hin ftcht gesund, war er in diesem Punkte ein gefährlicher Irrer., Die Nemesis erreichte ihn schließlich, denn kurze Zeit darauf fand er seinen Tod bei einem Eisenbahnunfall in Deutschland, wohin ihn sein unftäteS Wanderleben geführt hatte. Ich aber habe die Ereignisse jener entsetzlichen Nacht nie vergessen. Mädchenlist. Nooellette von B. Anders. Wie gesagt Du hättest gar nichts GescheidtereS thun können als Leontine in meine Obhut zu geben." Mit die sen Worten schloß die verwittwete Frau Juftizräthin Bertha Baumgart eine längere Rede, die an die Adresse ihres Bruders gerichtet war. Dieser, Herr Templer, ein höherer Postbeamter, ebenfalls verwittwet, ging, die Hände vergnügt reibend, im Zimmer auf und ab. Plötzlich blieb er vor seiner Schwester ftehm. legte ihr die Hände auf die Schulten, und sagte: Du haft Recht, liebe Beriha, ich sehe es immer mehr ein. daß eö gut war. Deinem Rathe zu folgen. Ich selbst konnte ja Leontinen nicht die nöthige Aufmerk samkeit zuwenden dazu ließ mir der Dienst zu wenig Zeit, und die Liebschaft mit dem Federsuchier wurde mir doch zu bedenklich. Also Du bist feft überzeugt, daß die Beiden fich nicht wieder gesehen haben? Seitdem Leontine in meinem Hause ist, sicher nicht." Ich kann mir aber auch wieder nicht gut denken, daß sie gar keinen Versuch machen sollten sich miteinander irgend wie zu verständigen." Thun sie auch nicht im Gegen theil, fte korrespondiren fleißig mitein ander." Und daS läßt Du fo ruhig ge schehcn?" - Warum denn nicht? In Liebes fachen muß man zart vorgehen. Laß mich nur machen ich werde schon mei nem EerberuS Posten Ehre machen UebrigenS Dir als dem Vater L,on tinen'S muß ich wobl Einsicht in die Correspondenz der beiden LiedeSleute gewähren." Bei diesen Worten erhob sich die alte Dame, ging an den Schreibtisch, ent nahm diesem em Packchen Papiere und legte diese mit einem sonderbarem Lächeln vor ihrem Bruder auf den Tisch. Da," sagte sie dabei das ist die Correspondenz." Herr Templer blickte überrascht bald seine Schwester, bald die Papiere an Dann fragte er zweifelnd: Das das soll die Correspondenz sein? DaS sind ja nur leere CouvertS?" Die Jugizräthin nickte überlegen mit dem Kopfe. Allerdings," sagte fie dann nach einer Weile nur leere CouvertS und doch die Correspondenz I" Und fragend setzte fie hinzu: Haft Du alS Poftmensch denn noch nie etmaS von der Briefmarkensprache gehört?" Herr Templer wiegte nachdenklich den Kopf. Gehört wohl," sagte er dann, aber offen gestanden, noch nicht darum gekümmert hab' ich mich I" Nun denn, so patz auf!" Die Juftizräthin nahm die CouvertS, drei tete fte nebeneinander auf dem Tisch auS nnd deutete auf die Marken, die fich auf den Briefumschlägen befanden. Jede Marke hat eine andere Stellung auf dem Couvert das siehst Du! doch ! ?" Herr Templer nickte. Und jede Markenftellung hat ihre defondere Bedeutung; den Schlüssel dazu habe ich hier in der Tasche ! suhr die Justizrälhin fort. Dabei entnahm fie ihrer Kleidertasche ein zierliches Büchlein, auf dem Herr Templer mit wachsenden Staunen die Ausschrift Bliksmarkenfprdche" laS. Kopfschüttelnd wandte er sich dann an seine Schwester: .Sag' mir nur. Bertha. wie bist Du hinter diese Schliche gekommen?" Mit überlegenem Lächeln entgegnete diese: Sehr einfach, mit Hilfe der uns Frauen angeborenen Schlauheit ! Leon tire war kaum ein paar Tage bei mir, als fie eine nichtssagende Geschäfts reklame zugesandt bekam. DaS machte mich stutzig: woher sollte ein Geschäft LeontinenS Adresse wissen? Mein Arg wohn wuchs, als wenige Tage spgter wieder eine GeschäftSofferte, dann ein mal ein ZeitungSblatt, ein Buchhänd lerkatalog. ein Preisverzeichnis und so weiter eintraf. Die Adr,sse war immer von ein und derselben Hand geschrieben vermuthlich von Deinem Federfuch ser. Nun hatte ich zufällig einmal in einer Zeitung etwas von einer Brief markensprache gelesen ich beobachtete, daß die Marken auf den CouvertS stets in einer von der gewöhnlichen ab weichenden Stellung aufgeklebt waren, und kaufte mir im nächsten Bücher laden dies Büchlein hier. Und ich kann Dir sagen. eS hat mir schon gute Dienste geleistet! Diese Stellung hier zum Beiipiel besagt: Ich gehe in's Museum." Natürlich sorgte ich dafür, daß Leontine gerade an diesem Tage für mich eine Bestellung auf der entgegen' gesetzten Seite der Stadt auszurichten hatte. Mehrmals auch bedeutete die Markenstellung lautBriefniarkensprache .Ich habe keine Zeit !" Dann redete ich Leontine zu. gerade an diesem Tage spazieren zu gehen. Kurz, dank diesem kleinen Büchlein hier, bin ich in der Lage, LeontinenS geheime Correspon denz zu controlliren, ohne daß fte eine Ahnung davon bat. UebrigenS auch heute ift ein Brief eingetroffen; feine Markenstellung bedeutet: Ich gehe auf die Eisbahn." Da habe ich mir nun vorgenommen, zu erfahren: ob der ge heimnißvolle Correspondent wirklich der Federfuchser ift wenn Du Luft haft, Dich ebenfalls zu überzeugen, können wir uns ja heute Nachm ttag an der Eisbahn treffen." Herr Templer versprach zu kommen und verabschiedete ftch dann schnell, da ihn der Dienst rief. Am Nachmittag desselben TageS, gleich nach dem Kaffee, rüstete ftch die Frau Juftizräthin zum Ausgehen. Leontine beschwor fte, daheim zu blei den, der kalte Nordwind werde ihrer Gesundheit schaden. Allein die alte Dame hatte kein Gehör für LeontinenS beschwörende Worte fie wußte ja genau, weshalb fie zu Haufe bleiben sollte! Etwa eine halbe Stunde, nachdem die Juftizräthin ihr Heim verlassen, klin gelte ein hübscher, junger Mann an ihrer Vorsaalthür. Leontine ging selbst bochklopfenden Herzens hin, um zu öffnen, und stand im nächsten Augen blick ihrem Geliebten Georg gegenüber fie hatte ja gewußt, daß er kommen wollte, um die Tante um ihren Beistand im Kampf wider Herrn Templer's Ab Neigung gegen den Stand der Feder fuchser zu bitten. Leontine wollte ihn, da fie allein war, nicht eist in die Woh. nung hereinlassen. Auf sein stürmisches Bitten gab fte dann aber endlich nach auf einen Augenblick aber nur!" Ader aus dem Augenblick wurden dann mehrere, und schließlich vergingen unter Herzen und Kosen ein paar Stunden. Unterdtß gingen die Tante und Leon tinenS Vater verzweifelt in der Nähe der Eisbahn auf und ad. Als die Erwar. teten gar nicht kommen wollten, meinte schließlich Herr Templer: Weißt Da was, Bertha, jetzt dauert's mir zu lange mir springen die Zehen ad vor Kälte. Ich werde Dich heim be gleiten, und Du braaft mir zu Hause einen steifen Grog." De Frau Juftizräthin war damit einverstanden, un so machten fie ftch denn auf den Heimweg. Unterweg meinte Herr Templer: UebrigenS fo ganz erdärmlich, wie ich bisber immer geglaubt habe, ist daS Loo3 solch' eines Federfuchsers doch nicht. Wie ich heute im Bareau aus zuverlässiger Quelle er, fahren habe, bat der der na. Du weißt ja LeontinenS Verehrer mit seinem letzten Romane mehr verdient als ich in einem ganzen Jahre!" Also wärest Du wohl, im Grunde genommen, gar nicht mrhr durchaus gegen LeontinenS Wahl?" fragte die Juftlzräthtn. Herr Templer brummte etmaS in den Bart, was eben so gut ein Ja, wie ein Nein bedeuten konnte. Dann sagte er laut: Gott sei Dank, daß wir ennlich da find 'S ift wirklich eine höllische Kälte heute!" Da die Frau Juftizräthin ihre Nichte nicht zu Hause vermutete, schloß fie. an der Wohnungtdür angelangt, diese selbst auf. Ihrem Bruder voranschrel tend, öffnete fte die Thür zum Wohn zimmer. blieb aber erschreckt auf der Schwelle stehen: Vor ihr, mitten im Zimmer, stand ein fescher, janger Mann, Leontine in seinen Armen hal tend Georg, der Federfuchser". Etwa eine Viertelstunde später hielt Georg Leontine als seine osfizielle Braut umschlungen; Herr Templer hatte fich erweichen lassen wozu die auZ der .zuverlässigen Quelle' stammende Nach' richt nicht wenig beigetragen haben mochte. Herr Templer bekam seinen Grog dann oder ward mit feurigem Burgun der auf das Wohl des jungen Braut paareS angestoßen. .WeShald warft Du eigentlich heute picht auf der Eisbahn. Leontine?" fragte die Juftizräthin im Laufe deS Gesprächs unvermittelt. Diese warf ihrem Bräutigam einen vielsagknden Blick zu. dann fragte fie harmlos dagegen: Ich auf der EiS bahn? Wie kommst Tu darauf? Da zog die Tante triumphirend die Briefmarkensprache" auS ihrer Tasche und sagte, Georg lächelnd mit dem Zeigefinger drohend: Sie glaubten wohl ganz besonders schlau zu sein wir Frauen find aber doch noch schlauer. Hier ift der Schlüssel zu Ihrer geheimen Correspondenz " Wieder wechselten die Brautleute einen schelmischen Blick. Dann sagte Leontine: Verzeih, liebeS Tantchen, daß ich Dir eine Enttänschung bereiten muß. DaS Büchelchen, daS Du in der Hand haft, enthält allerdings den Schlüssel zu unserer Correspondenz. aber anders, als Du denkst. Ich hatte ja bald gemerkt, daß Du Dir eine Briefmarkensprache angeschafft hattest, um mich zu controlliren. Deßhalb ver abredeten wir zwei, daß für uns alle mal die dritte Zeile vor der Bedeutung der von Georg angewandten Marken ftcllung gelten sollte." So hieß das heute gar nicht: Ich gehe nach der Eisbahn?" fragte die Juftizräthin enttäuscht. Bewahre!" entgegnete Leontine lachend das hieß: Ich spreche heute bei Dir vor!" Deßhalb wollte ich ja auch, daß Du zu Hause bliebst, denn ich wußte ja, daß Georg Dich zu seiner gürsprecherin beim Väterchen machen wollte!" Und daS hier," fragte die Justiz räthin erregt, eines der CouvertS auS dem Schreibtische herbeiholend das hieß wohl: Ich kann heute nicht kam men?" Nein ? nach unserer Verabredung hieß daS: Kommen zum Rendezvous." Die Justizräthin war über diese Er öffnung ganz geknickt. Herr Templer aber lachte laut auf und meinte mit gutmüthigem Spotte: Ei, ei. liebe Schwester da scheint mir Leontine doch die Schlauere gewesen zu sein!" Und nachdenklich setzte er hinzu: Ja. ja. Weiderlist! Dagegen komm 'mal Einer auf !" Gaunerstreiche. Die nobelsten Gauner find es nicht, die ihren Opfern Diamanten und Per len abknöpfen" aber unter Umstän den verrathen fie sehr viel Erfindungs geist. In der Pariser Oper, als noch die Königin der Mode und Kaiserin der Franzosen die Vorstellungen durch ihre Anwesenheit verherrlichte, erschien eines AbendS im Zwischenakt ein Herr mit einigen Orden am Frack in der Loge einer vornehmen Pariserin, die unweit der Hofloge saß, Madame, Ihre Majestät hat Ihre Brosche bemerkt, sie ist entzückt davon und bittet, sie daS prächtige Kleino) ge nauer besehen zu lassen.. ." Die auf'S Angenehmste Ueberrafchte besann sich keinen Augenblick, nestelte die Brillant drosche sofort und so rasch, wie eS nur möglich war, los und überreichte das Kleinod dem artigen Höfling, der unter verbindlichen Verbeugungen damit ver schwand, um fich nie wieder blicken zu lassen. Ziemlich geschickt operirte in Ham bürg der BusennadelBarbier", der jahrelang den feinen Kunden, nachdem er fie rasirt hatte, mit der Serviette auch die sicher erfaszte Kravattennadel abnahm, und das Alles mit den flinken und schwungvollen Bewegungen des dienstfertigen Fiuaro. Sogar die Kleptomanie muß als Vormand bei Gaunerstreichen herhalten. Erft vor Kurzem erschien irgendwo in einer sehr großen Stadt ein junger Stutzer in einem Gold und Silber maarengefchäft, um dem anwesenden Herin die Mittheilung zu machen, daß er in einer Stunde mit seiner Tame kommen werde, um Einkäufe zu machen und er bitte, wenn fich die Dame er nannte einen gräflichen Namen von staotbekanntem Klang verleiten los sen sollte, etwas zur Seite zu schaffen, , fte ruhig gewahren zu lassen. Tie Gräfin leide nämlich an Kleptomai ie Stehlsucht und er, der Neffe, der das mit einer gewissen Schüchternheit eingeftand. verpflichtete fich. Alles, was sie etwa verschrotn den lassen würde, baldmöglichst zurückzubringen. Zur de zeichneten Stunde suhr die Gräfin vor, kaufte ein kleines Armband und stahl wie ein Rabe. Der N.ffe blickte weh müthig drein, der Geschäftsinhaber zählte mit voller Ruhe die Gegenstände, die die Gräfin" in den galten ihres Seidenkleids verschwinden ließ, und er wartete heute noch auf die Wieder crftattung. Die würoige Gräfin war eine Gaunerin, die nicht aus krankhaf ter Neigung, sondern einfach gewerdS müßig stahl. Aber der Streich war ge schickt eingefädelt. Msdeme Mutter. Frau A: Was thun Sie nun, wenn Ihr Kind Nachts schreit?" Frau B: Ich lege mich in ein ande reS Zimmer, wo ich nichts davon höre." Nne'crsichtig. .Warum, Excellenz, ift wohl der Baron bei Serenissimus in Ungnade gefallen?" O, denken Sie fich nur, Ecrenisfi muS gaben gestern bei der Tafel ein Räthsel auf, und da hat der entsetz, liche Mensch die Lösung gewußt !" Umschiitbkn. Sergant : Schmucke, die Würste von zu Haufe waren ja gut nur die Zipfel saßen etwas zu nahe ancin ander!" Vlick in die Zukunft. .Nun, Scpp, warum so niederge schlagen?" Sepp (Zchweinehirt): Ja, da hab' ich g'rad g'lcsen, daß (' jetzt auch d' Elektrizität als treibende Kraft ver wenden und da hab' i' Angst, daß der Gemeindevorsteher auch mir den Dienst noch abnimmt und d' Säu' elel irisch treiben laßt!" r??chs,e latschsucht. .. ..Wissen Sie, die Verhältnisse bei Ihrer Nachbarin find doch höchst erdärm lich; am 20. hat sie nicht einmal mehr Geld !" Ach, da wollte sie Sie wohl anpum pen?" DaS gerade nicht, aber ich wollte rasch einmal von ihr 3 Mark geborgt haben !" Ein Musteoviener. -Hauptmann : Josef, kein Brief an gelangt?" Bursche : Nein, nur zwei Postkarten aber nichts von Bedeutung !" Rafsittirt. Zimmervermietherin (zu einem Stu diosuS): Wenn Sie das Zimmer mie then wollen, muß ich vorher bemerken, daß es 30 Mark monatlich Miethe kostet. Ist Ihnen das genehm?" Studiosus: Selbstverständlich!" Vermuthen: Dann kann ich Ihnen das Zimmer nicht geben; denn wer bei diesem Preis fo gleichgiltig j a sagt, der will gewiß schuldig blei den!" höchste Belohnung. Bürgermeister (in der GemeindeauS schußfttzung): Unser Polizeidiener ver diente eigentlich für seine zwanzigjäh rige, treue Amtsthätigkeit eine Beloh nung !' Bauer : Ta mein' i'. er dürft' bei der nächsten Kirchweih amal von Amts wegen mitraufen I" Schlagender Beweis. Louife (ihrer Freundin nachblickend): Da sagt man immer, die Ella wäre unglücklich verheirathet. und sie hat doch schon wieder einen neuen Hut auf!" Sehr glaubwürdig. PensionSvorsteherein (streng): WaS war das für ein Buch, Bertha, das Bis, gestern Abend so heimlich auf Ihrem Zimmer gelesen haben?" Pensionärin (zögernd): Ein ein Kochbuch, Fräulein !" Variante. Ich hatt' einen Kameraden, Einen besser' findest du nicht. Er kriegte einen Orden, AuS mir ist nichts geworden, Seitdem kennt er mich nicht ! Dilemma. Lebemann: Was thun? Kaufeich meiner Frau zu ihrem Geburtstag Nichts, glaubt fte. ich mag sie nicht; schcnl' ich ihr aber wag Schönes, dann sagt sie. ich hätte sicher ein schlechtes Ge wissen !" Aus dem Tramen. Professor: Nun, wonach müssen Sie sich in erster Linie bei jedem Patien ten erkundigen?" ' Candidat: Nach den Vermögens Verhältnissen!" Line gutherzige Köchin. Tochter deS Haufes: Denken Sie sich, Lina, jetzt habe ich auch einen Bräutigam, wenn er mir nur treu bleibt?" Köchin: Na. gnädiges Fräulein, ich will mein möglichstes dazu thun, ich werde mir die größte Mühe geben, ihn durch gute Kost an unser HauS zu fesseln." peinliches Mißverständniß. J Der Herr Professor schickt seine beiden Jungen zu seiner Schwester auf'S Land. Der eine indeß hat die Absaht deS ZugeS versäumt, und da der andere keine Auskunft über ihn zu geben ver mag, so telegraphirt die Tante an ihren Bruder: Ein Junge angekommen." Herzlichsten Glückwunsch !" antmor tete ihr sofort telegraphisch der Professor in seiner Zerstreutheit. Kindermund. Mutter : .Karlchen, warum hast Du mir denn nicht gesagt, daß Du Astern in der Schule hast nachsitzen müen?" Karlchen : Aber. Mama. Papa bat doch gestern erft gesagt, die Frauen brauchen nicht alles zu wissen." Aus der Schule. Lehrer : .Na. Müller, wie heißt das bekannte Bismarck'sche Wort: Wir Deutschen " Müller: Wir Teutschen trinken immer noch einS l"