Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Dec. 2, 1897)
Das Hüncngrab. eine luftige Eüidkiiikngkichichie von Fried rich ihen!e. Wenn ich Euch von dm originellen f-Amm. Launen und Einfallen des Piosefjor Wachtel erzählen wollte, ich brauchte einen ganzen Tag dazu. Toch will ich mich auf daZ deschränlen. tea5 ,u meiner Geschichte gehört, und demer sen, daß zwischen ihm und seinen Etu. denken ein wahrhaft kollegiales Verhält niß bestand. Die Studenten verehrten ihren Vater Wachtel, er seine .treuen Echolaften-, manchmal spielten sie auch einander luftige Poffen. oder vielmehr er ihnen, denn er lachte gern auf ihre Rosten, und sie Hütten ebenfalls gern einmal auf die seinigen gelacht, wenn ihnen der alte Fuchs nicht zu schlau ge. Wesen wäre. .Heute will ich den guten Vater ein mal tüchtig Ärgern." rief Student Kohl mann eines AdendS auf der Kneipe fei nen Kommilitonen zu. f ) .Wieso?" fragten sie lebhaft. .Hört! In K. ist irgend ein alter Knochen gefunden worden, da muß er natürlich hin, und ich und drei andere sollen ihn begleiten. Um drei Uhr RachtZ wollen wir ausbrechen, damit wir um fünf Uhr an Ort und Stelle sein können. Er will beim Graden den Zudrang von Maulaffen vermeiden. .Nun. was wollt Ihr thun?" 4 .Was wir thun wollen? Ist es nicht eine Kateridee, daß wir halb drei Uhr ' aufstehen sollen, um einen Marsch von zwei Stunden mit nüchternem Magen anzutreten, zu dem Zwecke, der Erde ein paar alte morsche Knochen zu stehlen, die am Ende von einem krepirten Schü ferhunde herrühren? Natürlich haben wir in corpore unö verschworen, eS zu verschlafen, und um dafür eine plau fible Entschuldigung zu haben, wollen wir heute tüchtig poculiren. Der Alte soll schön brummen, wenn er seinen Marsch allein unternehmen muß." .Bravo, Ernst, bravo auf Dein Spezielles ich komme Dir einen Hal den." rief eS lachend durcheinander. Ernst Kohlmann that wacker Bescheid so wacker und so unermüdlich, daß er sich gegen ein Uhr unsicheren Schrittes nach Hause zu wanken genöthigt sah und in sein Bett plumpste wie der Frosch in das Wasser. Er war hundemüde, schwergeladen wie der korndeladene Wa gen in Schillers Glockenlied und schwankte genau so. .Ich denke einen langen Schlaf zu thun," deklamirte er, während er sich dem ihm heute recht sauer werdenden Geschäft des Ausklei denS hingab, und lachte bei dem Ge danken in sich hinein, wie der Alte" warten würde, und wie gut er mit fei nen Genoffen deffen guten Aath, sich um acht Uhr aufs Ohr zu' legen und Vor rath zu schlafen, befolgt hatte. Kaum hatte er sich hingestreckt und wie ein Bär zu schnarchen begonnen, da fühlte er sich derb gerüttelt und geschüt telt, und eine bekannte Stimme donnerte ihm wie die Posaune des jüngsten Ge richtS in die Ohren: Herr Kohlmann Monsieur Kohlmann Signor Kohl mann, stehen & auf!" Mit Mühe ermunterte sich der Schiel fer soweit, daß er den Kopf erheben und mn weit aufgerissenen Augen um sich schauen konnte. Da sah er sein Licht brennen und vor feinem Bette die ha gen Gestalt der ProfefforS, fix und sei tig ausgerüstet zum Spaziergange. .Was was ist denn?" murmelke der Student verdutzt. .Stehen Sie auf 's ist gleich drei Uhr wir müssen aufbrechen!" Kohlmann preßte seufzend die Rechte an den schmerzenden Schädel. Auf stehen bei dem Kater! Und ohne aus geschlafen zu haben! Und noch dazu , nüchtern ein paar Stunden marschiren! Verlockende Ausfichten, wahrlich! Wie find Sie denn hineingekommen, Herr Profeffor?" fragte er mürrisch. Der Profeffor betrachtete ihn mit lie benswürdigem Lächeln. Ich habe mir gestern Abend von Ihrem Hauswirthe den Hausschlüssel geben lassen. Und auch von den Haus Wirthen der anderen Herren. Der Vor ficht halder, wissen Sie, war die Vor stcht sehr wohl am Platze. O Ihr Rotte KoiTh-Jenne ich Euch nicht? Hab' ich nicht jelbft kinter dem Busch gesteckt?" Und Papa Wacht'l erhob drohend den Finger. Kohlmann stöhnte: Welch' ein Rein fall!" Der Profeffor war aber nicht unterzukriegen. Rachefchwüre im Her , zen, versenkte er verzweifelt den Kopf in 'die Waschschüssel, dann folgte er dem Professor grimmig zu den anderen Kollegen, um ihm dieselben mit wahrer Wolluft ebenfalls dem erquickenden Schlafe entreißen zu helfen. .FZ giebt nichts Herrlicheres, als eine solche Morgentour, nicht wahr, meine Herren?" äußerte der Professor mit liebenswürdiger und harmloser Miene, als das Quintett fich eine halbe Stunde später auf dem Wege nach K. befand. Mit frischem Geiste und Kopfe der Sonne entgegen, welch' ein erheben des Bewußtsein!" Seine' Begleiter stöhnten, indeß sie mit wahren Leichenbittergefichtera hinter ihm her ftolzirten. Seitdem erfüllte der Drang nach Rache die Gemüther Kohlmanns und seiner Leidensgefährten. Ihr einziger Wunsch war, dem pfiffigen Professor einmal einen gehörigen Streich zu spie len. Ader immer wollte ihnen nichts rechtes einfallen, denn der .Alte" war auf dem Posten, man konnte ihm nur schwer beikommen. tönte eS im der lunae Rache an Eine Morgen? faßen sie in der Krone" beim grühschoppen. Da warf Koblmann GamdrinuS dlöklich die Nummcr der .Luftigen Welt", die gerade ftudiric. auf den Zisch, stärkte sich durch einen kräftigen Schluck und brüllte mit Stentorstimme. Heureka heureka!" .Was was wa? 5 Kreise. .Unsere Rache!" schrie Mann begeistert, .unse Professor Wachtel!" .WaS schlägst Tu vor?" .Hört einmal zu. Kommilitonen In der .Lustigen Welt' steht ein famo ser Schwank. In H. gab's einen Pn fessor wie unsern Alten, der m jedem Kehrichthaufen nach Mammuthzähnen suchte und in jedem MaulwursZhügcl ein Hünengrab witterte. Dem haben nun die Studenten eines TageS weis gemacht, sie hätten auf einem Berge in nächster Nähe em Hünengrad entdeckt. Natürlich war der Professor Feuer und Flamme, schon am nächsten Morgen zog man in feierlicher Prozeinon naq dem Schauplätze der Entdeckung. Pro feffor Biedermeier in froher Hoffnung voran. Richtig, da oben fand fich auch eine Art rdhausen, oer ungesayr ,o aussah, alS ob er wichtige Geheimnisse in fich berge. Man griff zu den Spa ten und arbeitete wacker. Der Schweiß floß in Strömen. Lange wollte ikdoch nichts kommen. und schon wollte der Professor die Arbeit einstellen, als er noch zur rechten Zeit ein Stück wie von einem Gefäß hervor gucken sah. Einen Freudenruf aus stoßend, grub er weiter hurray l ein Ding, wie em Pfeifenlopf. Das ist ein wiarnger ffuno, meine erren. dozirte der Professor, bisher wußte man nicht, daß die alten Germanen den Tabak schon gekannt haben. Viel leicht er unterbrach fich, denn in zwischen hatte man daS Ding vollends auSgegraben, und stehe da, eS prüfen tirte sich als eine schöne lange Sta dentenpfeife, mit dreifarbigen Quasten und der Anficht von H. aus dem Kopse, Und auf der Rückseite standen in zier licher Schrift die Worte gravirt. Julius Cäsar seinem lieben Biedermeyer." FamoS !" Herrlich !" Und Dein Vorschlag?" .Da nicht anzunehmen ist, daß un ser Wachtel dieses Witzblatt oder über Haupt ein Witzblatt lieft, und wir alle wissen, wie versessen er auf derartige Gräber ist, so könnten wir die Geschichte hier wiederholen. Unser Purzelberg die tet den geeigneten Schauplatz." Bravo Hurrah !" Der wird ein Gesicht schneiden. wenn die lange Pfeife zum Borschein kommt Er wird fuchZwild werden." .Ach was," sagte ohlmann. wir Werden'S schon wieder ausgleichen. Er hat unS oft genug reinfallen lassen noch find wir ihm Revanche für den letzten Streich schuldig." Jawohl Rache sür Sadowa! eiferten einige. So wurden denn die Vorbereitungen in geheimmkvoller iliiex c getroffen, sodann begaben fich ewige fDerschwo rene. Kohlmann an der kpiße. zum Professor. Sie stellten fich, als kehr ten fie eben von einem gemeinschafd lichen Spaziergange zurück, berichtend, fie hätten auf dem Purzelberg die Spu ren eines Hünengrabes entdeckt. Wachtel starrte sie erst eine Weile verwundert an. Dann lachte er freudig. Auf dem Purzelberg, meine Herren? " Ja. Herr Professor", erwiderte Kohlmann mit seiner biedersten Miene. ), das ist nicht undemoar. er klärte Vater Wachtel mit wichtigem Kopfnicken. Die Gegend bietet aller Hand Anzeichen für diese Möglichkeit. Ich beabsichtigte schon lange einmal nachzugraben. Wo ist eS denn?" Nur wenige Schritte von der Kuppe entfernt, da. wo der angebliche erra tische Block steht. Garz recht. Mir fiel der Platz schon neulich auf das ist eine wich tige Entdeckung, meine Herren. Bitte, bewahren fie vorläufig Stillschweigen darüber. Wir wollen Sonnabend Mor gen eine gemeinschaftliche Ezcurfion dahin unternehmen, mit .allem erfordcr lichen Handwerkszeug. Einverstanden?" Jawohl, Herr Professor." Die losen Vögel hatten ja nichts wei ter gewollt. Triumphirend zogen fie ab, beim Frühschoppen im voraus ihren Sieg und des Professors Niederlage feiernd. Am Sonnabend sollte der Ulk vor fich gehen am Freitag Abend fand ein großer -akademischer Ball statt. Kohl mann-Gambrinus, ein eleganter, flöt ter Tänzer, fehlte nicht unter den Theil nehmern. Eben wollte er sich in den Strudel stürzen", wie er es nannte. Da erblickte er eine schöne junge Dame im himmelblauen Kleide, von graziöser, elfenhafter, lieblicher Erscheinung, mit Augen wie blaue Sterne. Sehnend schweiften seine Blicke nach ihr hin. Er fühlte fich gepackt, überwältigt, ge fangen. Wer ist sie?" fragte er einen Freund. Du kennst fie nicht? ES ist Fräulein Maria Wachtel, die Tochter unseres Al ten. Erst seit einigen Wochen auS der Pension nach Hause gekommen." Die Tochter WachtelS unmöglich I Da sage mir noch einer, daß der Apfel nicht weit vom Stamme fällt!" O, hier handelt fich 3 ia auch nicht um einen Apfel, sondern um eine Birne und mit ihr tanzen? Sie scheint ent zückend zu walzen." Ter Student befolgte den Wink, er tanzte mit Marien, nicht einmal, son der ein halbes Dutzend mal. Wie in einem Wonnetraume schwand ihm der Abend dahin: fie und keine Andere! ge lobte er fich .im Innern, als er nach Haufe ging. Ta fiel ihm ein. daß er ja morgen ihrem Vater einen Schelmenstreich zu spielen gedenke! Ewige Mächte, welches Unglück! Er liebte die Tochter, und stand im Begriffe, sich vielleicht ihren Vater zum ewigen Feinde zu machen Wenn er die Affaire nnr noch rückgän gig zu machen vermöchte? Unmöglich, alles war schon bestimmt, er hätte müs sen dem Professor den Plan gestehen. und daS war nicht viel besser, als ihn ausführen. Und die Freunde wenn er fich dem alten Herrn wirklich reuevoll zu Füßen warf, so lachten fie ihn auS, er wurde unmöglich unter ihnen! Seufzend begab er fich zur Ruhe, verbrachte eine fast schlaflose Nacht und brach Morgens mit den Anderen im Ge folge des Professors nach dem Purzel berge auj, noch trüber gestimmt als da malS auf der Nachtpartie. Einige Male wagte er den schlichter nen Versuch, dem Professor Zmeife einzuflößen. Wer weiß, ob man fich nicht geirrt hätte, sagte er, ob eS nicht ein Fleischergang sei. Man thäte viel leicht besser, umzukehren, als fich evetv tuell dem Spott auszusetzen. Doch der verblendete Professor wollte davon nichts hören. Ja hone zuvernchtlioz, etwas zu finden," entgegnete er mit hoffnungs vollem Lächeln. Die Gegend sieht mir ganz danach aus I" Der Unglückliche, dachte Ernst. Jin den wird er allerdings etwas, aber was! So errichten sie den Bekg und die Stelle. .Wo ist der Platz? forschte Wachtel. Hier!" Der Professor beobachtete ihn sin nend. Merkwürdig, daß er mir noch nicht aufgefallen ist. Kein Zweifel, wir haben ein sogenanntes Hügelgrab vor uns. Lassen Sie uns an die Arbeit gehen, meine Herren !" .Ich bin überzeugt, wir finden nichts," meinte Kohlmann kleinmüthig Wozu der unnütze Versuch " Ach waS, graben Sie nur," rief Wachtel eifrig, indem er selbst mit zum Spaten griff. Lustig (mit Ausnahme ErnftZ, der sehr traurig schien) folgten die losen Brüder dem Befehle, sich freuend auf den Moment, wo der Kopf der m dem Hügel vergrabenen Pfeife hervorgucken würde. Borncyt, Borncyt, da ke mir nicht etwa eine werthvolle Urne zertrüm mein, mahnte der Professor. Nach einer Weile blickten fich der Verschworenen verlegen an, Kohlmann aber begann aufzuathmen. Keine Pfeife zeigte fich, obgleich sie schon längst hätte zum Vorschein kommen müssen. Sollte fie schon Jemand ge funden haben? Aergerlich wollten fie die Spaten hinwerfen, doch der Professor ermähnte fie, die Arbeit fortzusetzen. Enttäuscht ügten fie fich endlich. Plötzlich klirrte etwas unter einem der Spaten. Alle hielten erstaunt inne hatten fie ohne es zu wissen ein wirk lichen Hünengrab entdeckt? Vorficht, Vorsicht," rief der Pro scssor. ...da werden wir gleich etwas finden." Er sprang in die Grube, beugte fich nieder und grub mit den Händen ein Gefäß von seltsamem Aussehen heraus. WaS haben wir da?" sagte er ernst haft. Bemerken Sie die eigcnthüm liche Form, meine Herren " ES steht bald aus wie em Bier- glas." meinte einer der Studenten ge knickt. ES sieht nicht nur so aus, eS ist eins," sagte Wachtel. Womit zugleich bewiesen ist, daß die alten Germanen den Gebrauch deS Glases gekannt haben. Sie haben wahrlich einen hochwichtigen Fund gemacht, meine Freunde." Er reinigte daS Glas von der Erde. Da steht auch eine Inschrift auf dem Deckel," bemerkte er. Und nicht in Runen, sondern in einer der modernen nicht unähnlichen Schrift. Hören Sie." Der Professor laZ: Gambnnus fei theuren Freunde Walter. Und auf der Rückseite steht: Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann. Nehmen Sie hin, Herr Walter, das ist sicher für Sie bestimmt." , Der Student, welcher so hieß griff mit verdutztem Gesicht nach dem Glase. Wachtel grub nun weiter und brachte gleich darauf einen Cotillon-Orden mit einem auf Papier gemalten Kater zum Vorschein. Aha. sogar den Cotillon kannten unsere Altvordern schon," sagte er seiet lich. Der ist für Sie. Herr Müller ehen Sie, da steht geschrieben: Da ich Dein treuer Schatten bin. Du, lieber Müller, nimm mich hin. Und hier ist ein Hausschlüssel. Aha. ür Burger. mit der Aufschrift: Verbirg ihn in den tiefsten Gründen, Der Wachtel weiß ihn doch zu finden. Und waS ist hier? Eine große Urne. Was ist darin? Nichts. Was ist darauf zu lesen: Georg der Bärtige an Hermann -willst Du Dich nicht vorstellen lassen I Wenzel, den Unbärtig'n. Erst wenn diese große Büchse Mit dcZ Bartes Zauderwichse Tu gefüllt haft blZ zum Rand. Und den Inhalt ganz verwandt. Wird deS HerzcnS Sehnen wahr: Sproßt hervor das elfte Haar !" Sa brachte der Professor für Jeden etwas heraus, zuletzt kam Kohlmann an die Reihe, der zum Erstaunen Aller die lange Tabakspfeise erhielt, welch er dem Professor zugedacht hatte. Nur war die Inschrift verändert worden denn fie lautete jetzt: Julius Wachtel seinem hinemgcfallenen Kohlmann. Auf einem daran befestigten Zettel aber lag man den VerZ: Die Grube, die Du mir gegraben.' Die sollst Du für Dich selber haben. Schaff Deinen Witz inS Armenhaus. Ter Wachtel lacht Euch Alle aus !" Und in der That brach jetzt der alte Herr m em schallendes Gelächter auS. in welches ,die Studenten, die bisher ganz kleinlaut dagestanden hatten, nun mehr aus vollem Halse miteinftimm ten. Kohlmann, obwohl der am mei ften Genarrte, lachte am lautesten, denn ihm war ein förmlicher Stem vom Her zen gefallen. .Herr Profeffor. Sie find ein wahrer Hexenmeister," rief er fröhlich. Wie haben Sie unsere Absicht nur errathen können?" Wachtet zog ein vageres mit in pfiffige Falten. Wenn Sie an mich wollen, meine Herren, müssen Sie früher aufstehen Ich habe ja selbst den Streich, den Sie mit mir wiederholen wollten, an die Luftige Welt" eingesandt, als ein Er lebniß aus meiner Studienzeit. Da malS spielte ich die Rolle KohlmannS. aber mit besserem Erfolge. Und deS halb, weine Freunde, will ich Ihnen gern verzeihen, und wenn Sie wieder einmal etwas gegen mich im Schilde führen, so rathe ich Ihnen mehr Origr nalitüt an." Zur Verwunderung der Studenten sprang der Profeffor nun noch einma in die Grube, um seine Untersuchung wieder aufzunehmen. WaS hatte er noch vor?" Nach der sauern Arbeit die wohl- verdiente Erholung." dozirte er freund lich, indem er triumphirend eine Flasche Wein emporhob. Dann förderte er noch eine, und noch zu Tage und so fort, bis sechs Flaschen am Rande deS Hünengrabes postirt waren. Allgemeines Hurrah der Studenten Man sagt immer, die alten Germa nen hätten nur Meth getrunken. Wie wir unS jedoch durch den Augenschein überzeugen, verschmähten fie auch die Grabe des Bacchus nicht und sie tran ken keine schlechte Sorte. Versuchen Sie, meine Herren den Reingefalle nen ziemt es, tüchtig hineinzusteigen feuriger Burgunder tausend Jahre alt, denn er stammt aus einem Hünen grab." Sie lagerten fich auf dem Walb boden, holten ihre Frühstücksvorräthe auS den Rünzchen, und ein Picknick be gann, fo heiter und übermüthig, wie man eS noch vor einer halben Stunde kaum hätte erwarten dürfen. Der Professor hatte auch für einige zufcrnv menlegbare Becher gesorgt, so trank man denn den funkelnden Wein in fröhlichen Zügen, scherzte und lachte, der Professor brachte einen humonftd schen Toast auf daS Hünengrab aus, Kohlmann dachte auch einen Augenblick daran, einen Toast loszulassen, auf Mariechen, aber hielt eS für besser, lieber jetzt noch nichts zn verrathen. Der Professor war ihm zu schlau. Später hat er aber doch gesprochen. nach zwei Jahren, als er ein glänzende? Examen gemacht und eine respektable Stellung angetreten hatte. Es versteht fich, daß die Antwort günstig lautete. Line eldenschaar. In den beständigen Kämpfen der sechziger Jahre mit den feindlichen und widersetzlichen Jndianerstämmen waren eS namentlich jene Männer, die als Kundschafter durch ihre Gewandtheit, Schlauheit und Unerschrockenheit dem Staate wesentliche Dienste leisteten und eine gewisse Bcruymiyeli erlangten. Wohl einer der letzten von diesen Män nern noch am Leben befindliche ist Commodore" Jack Stillwell von El Reno. Oklahoma, der daselbst seit Iah ren den Posten eines Stadtrichters be. kleidet. Er war im September deS JahreS 1868, als sich General Forsyth mit einem Trupp von 50 unerschrockenen Kundschaftern, die er in Fort Harper und Fort HayS geworben hatte, auf die Verfolgung der feindlichen Cheyennes, einem ' kriegerischen und gesürchteten Stamme aufmachte. Am 16. Septem ber schlug die Expedition in einem im gefähr zwei Meilen breiten, grafigem Thale, durch daS der Arickaree fließt, em ager aus. In oer innre oes FluffeS befand fich ungefähr 70 Yards von jedem Ufer entfernt, eine kleine Insel. Dieselbe war mit hohem Grase und einigen Weiden und Erlenge büschen ' bedeckt. Am srühen Morgen wurden die Leute, wie der Alte erzählt, durch Flintenschüsse geweckt und jähen zu ihrem Schrecken, daß fie von dichten Jndianerschwärmen vollständig umzin gelt waren. Der Befehl zum schleuni gen Satteln der Pferde wurde gegeben und in wenigen Minuten stand der ganze Trupp zum Gefecht bereit. Die Indianer, die geglaubt hatten, die Ex pedition zu überrumpeln, waren von dem warmen Empfang, der ihnen bertl tet wurde, nicht wenig überrascht. Da der Feind sich in einer Uedermacht von 20 zu 1 befand, wurde deschloffm, fich nach der Insel zurückzuziehen. DaZ Wasser war sehr flach und der Rückzug der von einem Halden nutzen besten Schützen gedeckt wurde, wurde sofort vorgenommen. Die Indianer, die dadurch neuen Muth bekommen hat tm. erhoben ein surchtdareS Kriegs geheul und gingen zum Angriff vor, Ter Angriff wurde abgeschlagen und die Leute nahmen die demselben fol gende Pause wahr, um sich in die Erde einzugraben und sich dadurch besser vor den feindlichen Geschossen zu schützen Unter den ersten Verwundeten befand sich General Forsyth. der eine Ver lctzung am Knie erlitten hatte. Trog dem stand er mit im Kugelregen und gab seine Befehle zur Vertheidigung mit einer Ruhe, als wenn er in seinem heimathlichen Garten stände und feinem Gärtner Anweisungen ertheilte. Der Kampf mochte erst anderthalb Stunden gedauert haben, als sich bei den Indianern eine Uneinigkeit über die Führerschaft bemerkbar machte Gegen 10 Uhr hatten fie fich jedoch au den berühmtesten Krieger in ihrer Mitte Römische Nase" geeinigt. Derselbe war eine prächtige 6 Fuß hohe Geftar von starkem Körperbau. Er trug einen großen, wild aussehenden Kopfpu Direkt über der Stirn ragte ein gewal tigeS Büffelhorn empor, daS an zeder Seite von einem ausgestopften Vogel flamm wurde. Er ritt einem großen, Hochdeinigen Gaul. In der linken Hand hielt cr mit dem Finger am Hahn die Büchfe, während er die rechte Faust drohend gegen die Männer auf der In sei erhob. Als er fich an die Spitze der Krieger stellte, beugte er den Kopf zurück und mit der Handfläche gegen den Mund klappend, stieß er den fürchterlichsten blutgierigstem KrieqSruf, der wohl je malS gehört wurde, aus. Die Tausende von Kriegern, sowie die Frauen und Kinder, die zum Fluß geeilt waren, um Zeugen deS Kampfes zu fein, antworte ten mit einem bedeutenden, dieltausend stimmigen Gebrüll. Der nun erfol gende Angriff war ein prächtiger An blick. In sieben Reihen tief kamen sie angerückt. Römische Nase" an der Spitze, und eS schien, als wenn nichts diesem wuchtigen Angriffe widerstehen könnte. Die ersten waren schon m das Waffer gewatet, aber nichts regte sich auf der Insel. Plötzlich erschallte daS Commando: Feuer!" und die erste Salve krachte, der ein lebhaftes Schnell feuer folgte. Die Wirkung dieses mdr derifchen Feuers war eine furchtbare Zu Hunderten wälzten fich die bluten den Körper der Gefallenen im Sande und deutlich hörte man das Wehklagen der Frauen und Kinder. Der schwerste Verlust für die Indianer war aber der Fall von Römische Nase", der als einer der Ersten tobt zu Boden sank Ein junger rieger wurde nun zum Führer erwählt, jedoch auch er fiel bald einem wohlgezielten Schuffe zum Opfer, Jetzt blieben die Indianer führerlos. machten aber beständig Angriffe blS Uhr Nachmittags, als fie neue Ver ftärkungen und auch einen neuen Führer erhielten. Drei weitere Angriffe wut den ebenfalls abgeschlagen und eS war ersichtlich, daß selbst den Muthigsten der Indianer einleuchtete, ein weiteres Vor dringen sei sicherer Tod. Beginnender Regen und die einbrechende Dunkelheit machte dem schweren Kampfe ein Ende. DaS Häuflein auf der Insel hatte sieben Todte und sechszehn Verwundete, so daß 23 Mann für den morgenden Kampf zur Verfügung blieben. Gegen Muternacht beauftragte der General Pierre Trudeau und den Er zähler, fich durch die Reihen der Indien ner zu schleichen und von dem 125 Meilen entfernten Fort Wallace Ersatz herbeizuholen. Pierre war ein alter Trapper und einer der besten Schützen, die es damals unter den Kundschastern gab. Mit einer wollenen Decke und einem großen Stück rohen Pferdefleische? als Proviant versehen, machten fich die beiden Männer an die Erfüllung deS gefährlichen Auttragcs. ES gelang ihnen in der ersten Nacht drei Meilen zurückzulegen. Beim Morgengrauen versteckten fie sich m einer Höhlung, die bis zum Rande mit mannshohem GraS bedeckt war. Sie verblieben in derfel den den ganzen Tag und hörten den Kampf, machtlos, den Ihrigen Hülfe zu bringen. In der folgenden Nacht kamen fie ein beträchtliches Stück vor wärts, befanden fich aber gegen Morgen in der Nähe deS HauptdorfeS der In dianer, fo daß fie in einem Sumpfe Zuflucht nehmen mußten. Am dritten Tage waren fie an einer Prairie ange- langt, auf der es von Indianern wim melte, so daß fie gezwungen waren, fich in den Skeletten zweier Büffel zu ver stecken. Die Thiere mochten im Winter vorher getödtet worden sein, so daß es ein Leichtes war, in die Höhlung der bleichen Rippen zu kriechen. In dieser Lage mußten sie bis zum Einbruch der Dumelhelt aushalten. Schnell brachen sie beim ersten Schatten der Nacht her vor, stahlen zwei den Indianern ge hörige Pferde und erreichten glücklich am andern Morgen Fort Wallace. General Sheridan sandte sofort auf den Bericht der beiden Männer hin alle disponiblen Leute zum Kampfplatze. Inzwischen hatte aber General Forsyth zwei andere Männer, in der Annahme, daß die beiden ersten in die Hände der Indianer gefallen seien, an den Oberst Carpenter geschickt. Dieser war mit seinen Leuten schon 48 Stunden vor General Cheridan'S Trupp ,nr Hülfe erschienen. Wie der alte Kundschafter zugiebt. ist dieS der schlimmste Kampf gewesen, den er je mitgemacht hat. Die Indianer verloren 120 Todte und über daS Top ttl......W ,i.H Ctac uN hwuuuuiiiu. II Ul uu als ein förmliches Wunder, wie diese Leute fich neun Tage lang auf einer kleinen öden Insel, ohne weitere Nah rung alS roheS Pferdefleisch und unter Milliarden von Insekten gegen die be Kündigen Angriffe halten konnten. Be sonderer Ruhm gebührt dtm General Forsyth, der mit Wunden an beiden Beinen und am Kopse, sowie zahlreichen unbedeutenden Verletzungen bedeckt, das Eommando aufrecht erhielt. Ein mo natelangeS Siechthum war die Folge für den muthigen General. Noch ost haben die alten Krieger von diesem Kampfe gesprochen, der in der Geschichte der Jndianerkämpfe einzig dasteht. ttn Tank, begehr' ich Tarne, nicht." In einem Nachruf, den Emile Blavet, der geistreiche und vielerfahrene Pariser Chroniqueur, dem Salon deS Malers Munkacsy in der Avenue de VillierS widmet, erzählt er nachstehende Anekdote von Christine Nilffon. Zur Zeit, da Blavet seine Thätigkeit alS Chroniqueur beim Figaro" begann, wurde er in dieser Eigenschaft zu einem glänzenden Feste bei einem prince do la lüiance" geladen. Besagter Millionär hatte vor Kurzem eine Frau bürgerlichen Ur sprungS heimgeführt, die eine mehr als bewegte Vergangenheit hatte und die nunmehr mit ihrem protzigen Prunke ihre ehemaligen Kameradinnen verblüf sen wollte. Die Einladungen wurden zu Hunderten an der Börse vertheilt und vielfach auch angenommen, da für den EmpfangSabend ein wahrhaft glän zendeS Programm in Aussicht gestellt worden war. Christine Nilffon halte fich erst nach langem Zureden dazu be wegen lassen, für ein Honorar von drei tausend Francs bei der etwas berüchtig ten Dame zu singen. Sie sang denn auch, wie gewöhnlich, geradezu engel haft, und alle Anwesenden überschütte, ten fie förmlich mit enthusiastischen Komplimenten. Nur die Hausfrau rührte sich nicht von ihrem Lehnftuhl und winkte Blavet zu sich heran. Mein lieber Herr." sagte fie. in Ihrer Eigenschaft als erfahrener Welt mann klären Sie mich, bitte, darüber auf, ob meine Würde als Hausfrau es zesworte an ftrau Nilffon zu richten." Blavet wollte sich einen Spaß machen. schien eine Weile nachzudenken und meinte dann mit der unschuldigsten Miene von der Welt: Alles wohl über legt, Madame, können Sie. ohne fich etwas von Ihrer Würde zu vergeben, einer großen Künstlerin die frnnd reichen." Oh, die Hand geben, das wäre über trieben. Führen Sie sie aber zu mir her. und ich werde ihr die Ehre erwei fen, ihr zu sagen, daß sie für meine dreitausend Francs sehr gut gesungen hat." , Der Journalist bewahrte seinen Ernst mit alles Mühe, ging auf Cbriftine Nilffon los. die von Bewunderern um schwärmt war. und brachte sie zu der protzigen Dame, indem er die Sängerin mit folgenden Worten vorstellte: Madame will Ihnen da ür danken. daß Sie ihr für ihre 15 LouisdorS Genügendes geboten haben." Madame irrt sich " gab die Nilsson mit stolzer Verachtung zurück, wir sind noch nicht quitt. Ich habe erst zwei Stücke gesungen Ich schulde noch ein drittes und ich bezahle pünkt lich." Christine Nilsson kehrte der HauS rau den Rücken, schritt auf das Klavier loS und erfüllte ihre Verpflichtung reichlich. (in Mann der Ordnung. Man berichtet auS Paris: AuS der Periode der letzten Reservisten-Einbe- rufungen wird folgende Anekdote er zählt. Ein Oberst fragte die Reser visten in wohlwollender und väterlicher Weise aus. Er erkundigte sich nach ihrer sozialen Stellung, ihren Wünschen und ihren besonderen Fähigkeiten. So am er auch zu dem Reservisten ,Ah, schön, das find Sie also. Man hat Sie mir angelegentlich empfohlen. Welche Stellung bekleiden Sie doch gleich im bürgerlichen Leben?" Ich bin Notar. Herr Oberst." Ah richtig und Sie wünschen eine Vertrauensstellung." Wenn eS möglich ist, Herr Oberst. allerdings." ,Also Sie find Notar? Hm! Dann find Sie ein Mann der methodischen Ordnung?" Freilich, Herr Oberst, der Beruf bringt das einmal mit fich." eic find gewohnt, eine Masse Tinae zu ordnen?" Ja. Herr Oberst." Und fie zu beausfichtigen?" Allerdings. Herr Oberst." Prächtig! DaS trifft fich sehr gut. Ich habe etwas für Sie. Ich werde Sie zu mir nehmen. Sie werden in mein Haus kommen und die Holz scheite zählen und ordnen, die fich in meinem Keller befinden." Man kann fich vorstellen, welch ein verblüfftes Geficht der Mann der Ord nung" beim Angebot dieses ehrenvollen Vertrauenspostens machte!