Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 04, 1897, Image 9

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    Der SnlKnttschmNK
d.m tf.8l.i4 n i.
)ch war Sekretär bei dem Rechts
anmalt Georg Gregoru, der sied n tur
zer Zeit einen bedeutenden Ruf erwor
den bsltte und ein schone Etntommi
befaft. Trotzdem kleidete sich seine tie.
mahlin äußerst einfach und trug nur
bei ganz seltenen (eleaenbeiteii iluen
Brillantschmuck. Tersclbe'war idr de
sonders lieb. Sie hatte .ihn von ihrer
Mutter ererbt, und er bildete da ein
zige werthvolle Besitzthum. da sie mit
in die brachte.
Die Steine waren nicht gerade tost'
bar, auch war die Fassung etwa un
modern, aber es waren doch immerhin
Tiamantcn.
Ick) schmückte mich an .meinem Hoch
zcitstage damit", pflegte sie u sagen,
nnfi inlltr iiti i'imtiiil eine Initiier ha
ben. - Frau Gregory betast nur Na
ben so soll sie diesen -chinuck auch
an iliinn ftodHeitetaae traaen."
Die Ohrgehänge erinnerten mich, an
Zeichnungen, wie ich fic tast aut egpti
sehen Basen gesehen halle, Ein jede
bestand aus siius Steinen. ?ie Brosche
zeigte deren nur vier ; der mittlere war
verloren geganzen und war durch eine
Perle erseht worden.
Fnni Gregory bewahrte ihren Schatz
in einem rothe ttui, das einer Muschel
glich. Sie freute sich immer von neuem
darüber, wenn sie es öffnete, und die
Kinder bewundernd hineinschauten. Ich
weist nicht, wie es kam. diese Steine
flößten mir immer ei Grauen ein.
xch glaubte mcht an Vorahnungen
nd bildete lir auch niemals ein. solche
zu habe.
?ln einem schonen Augusttage sprach
Frau Gregory die Absicht aus. üt de
Binder auf das Land zu gehe.
Sie müsse frische Luft einathmen",
jagte sie, ud ich habe eine entzücken
den Aufenthalt gesunden. Das einzig
Unangenehme ist nur, meinen Mann
allein lassen z müssen. Sie nehmen
sich seiner ein wenia an. nicht wahr,
greint ? Sie thuit inir diesen Gefallen. "
Ich versprach, ihre Wünsche getreu
lich zu erfüllen. An de, Nachmittage,
als Frau Gregory ihre Reife ach
stannlmeld antrat kam sie in das
Bureau, ihre Brillante zur Auf
bewahrung zu geben. Alsdann beglei
tete der Rechtsanwalt seine Gemahlin
zur Bah und kehrte etwas bleich aus
sehend zurück, in schlief in jener Nacht
aus einer Chaiselongue im Bureau und
theilte mir mit, das; er in der Adwesen
htit seiner Gemahlin immer dort schla
fen und i einem Restaurant speise
werde.
ch schlief zwar in meiner Wohnung,
denn im Bureau gab es keine öWk
statte für uch, ah, aber, Herr Gre
gory's Beispiel folgend, meine Mahl
zeiten in demselben Restaurant ein.
lvritrichen ziemlich vierzehn Tage.
linier Leben stoß ruhig und gleichmäßig
dahin : nichts Außergewoynttches ereig
nete sich.
Herr Gregory knüpfte Unterhandlun
gen a wegen der käuflichen Erwerbung
eines (Grundstückes, auf das er schon
lauge Zeit ein Auge geworfen balle,
und das Frau Gregory für das schönste
in der ganzen Hingebung hielt. Sie
sollte bei ihrer Heimkehr damit über
rascht werden.
Ulla all Erforderliche besprochen und
erledigt war, begab stch Herr Gregory
eines Nachmittags zur Bank, um dort
das dem gegenwärtigen Eigetlimer m
zahlende Geld zu erheben. Ein Theil
stand auf Hypotheken , der Baarbetrag
lH'liii sich auf sechzigtausend Mark.
Innerhalb der nächsten zehn Tage waren
sie zu zahlen.
Ich sah. wie Herr Gregor die
Summe zählte, und das Geld in den
eiserne Schränk schloß, bevor er zum
Thee ging. Ich erinnere mich noch,
das', ich niir wünschte, so viel Geld zu
besitzen. Als ich so überlegte was ich
mtM hmil akaaen winde, that sich
die Thüre des Bureaus aus, und eiue
Frau trat herein. Sie war hübsch, so
weit ich ihr Gesicht unter dein dichten
Schleier zu beurtheilen vermochte.
Meine Blicke blieben auf blonde Locken,
Am! Auaen. rothen Wangen, ans
dem hübsch geformten, mit einem Griib
che versehenen In haften. Sie trug
ein schwarzes, reich mit Spitzen verzier
tes Kleid.
Xic Tarne trat dicht an niich beran,
blickte mir in die Auge und fragte
lächelnd: . r - m
Glauben Sie. da,; Herr Gregor
heute noch einmal in's Bureau kommt?"
d) theilte ihr mit. daß er jedenfalls
bald erscheinen würde d bot der
fremde eine Stuhl an. -e letzte
sich und lächelte wiederum. Alsdann
warf sie einen scheue Blick zum genfter
hinaus und machte die Bemerkung, daft
es regnete. i-iailk'- ' -Alli.
,,Ich glaube, es wird die ganze Man
regnen", sagte ste. ,.W igvn vv
mir, auszugehen ! Ich bin ,o lchwach,
daß eine Erkältung meinen Tod herbei
führen kann. Wenn Sie mir nur einen
Gefallen thun würden es ist zwar ein
wenig viel verlangt von einer Fremden:
aber - Sie thun es ich weist es -ich
sehe es Ihnen an."-
..Wenn es irgend möglich ist", erwl
derte ich. -.z-
Wenn Sie nur bis zum nur
?kl
Sonnten
AlleS hatte fein Bursche zu Etand, ge
bracht. Was sollte er aus diese Ent
gegnung de? Bankier? antworten?
sollte er sagen: ycy will a gar nicgi
Ihr Schwiegersohn werden! Das würe
der Gipsel der Unverschämtheit. 9t
besann sich einen Augenblick. Noch ein
mal verjnchte er, sich loszureißen.
Herr Nother. Ihr vertraue ehrt
mich ehrt mich sehr. Ader Eie
meiern verstehen, dak ich UM ftan
deSgemüß leben zu können. Ihrer peku
AWWWß tt.
WMW '.um Ncvraoka Staats Ätt'.cigcr.
Wo. U.
iu.(..tkii . h?nnTT n
IUUIC11 UlUCl UUj?uu
K
iii','tT"M;o an neben ivolllen und dort
bestellten, man mochte Frau toulilles
Wagen schicken." sagte sie. ,,Sie ton
nen doch gleich darin zurückfahren, Es
ist wirklich ein wenig viel verlangt, nicht
wahr, aber Sie müffen winen, ich bin
eine gute Freundin von .'ni Rechts-
anwall iiregorn und -le erweNkN mir
wahrlich einen großen Tienst."
Ich miif, gestehen, die Sache erschien
mir recht sonderbar, und ich dachte, was
Herr Gregory wohl dazu sagen würde.
Tie Taine schien jedoch meine Gedanke
zu errathen und iulir fort :
Ick) werde indessen liier achtgeben
und Herrn Gregory den Sachverhalt er
klare, wenn er kommt."
?j i.irtvite mir mit bestrickender Lie
benswürdigkeit z. Dieses Lächeln war
entscheidend.
odl nahm meinen Hut und ging bin
aus. Ter Regen halle schon fast ganz
aufgehört, und ich mußte im Stillen
über die Angst der Tarne, miß zu wer-
den. lächeln. Ich eilte vorwärts nach
bei Avenue Platz, Ter Weg war nr
kurz. Vergeblich nichte ich aber naa,
No. 40. In größter Verlegenheit stand
ich an der Ecke. Ta legte ei roher.
unangenelim anstehender v.uarni ,etne
Hand ans meine Schulter und rief :
Hallo, wen suchen Sie denn?"
Frau vontiun -vaus, venue
Platz Ro. 4i," antwortete ich.
No. 4i giebt's ja gar nicht," sagte
er. ,,Sie haben sich geirri, es.ist No.
30. Ich bin ihr Kutscher. Was will
sie denn
Sie verlangt nach Ihnen und ihrem
Wagen." erklärte ich. Sie wartet in
Herrn lNegory'S Bureau."
Ja," meinte der Kutscher, ..sie ver
langt immer nach irgend etwas. So
mache 's die Frauen. Ich binsogleich
mit dem Wagen zur Stelle. Sie sah
ttn hncki all-ich mit zurück?"
Ich hatte meinen Thee noch nicht ge
trunken und die ,Seik war knapp. Tes
halb entsckilos', ich mich, mit ihm zu
aebeu. Als der Kutscher dies hörte.
wurde er och liebenswürdiger.
Sie ist eine Lame, die einen tau
hat. wie kaum eine zweite." begann er
von Neuem das Gesprach. Ich sehe
es Ibiien an. Sie sind ein Pserdeken
ner. Sie müssen sich diele schönen
Thiere ansehen. Bitte, hierher, mein
Herr!
Tiefe Worte schmeichelte mir sehr.
Ich nickte mit dein Kopi und solgle dein
Manne. Er führte mich die Strafte
hinunkr bis zu einem eigenthümlich
aussehenden Gebäude, dessen Thüre er
öffnete.
-i.'.iA 6nM : nerr," iaate er
und lud mich durch eine Handbewegung
ein, einzutreten.
Ich ging einige Schritte vorwärts.
Plötzlich kW ich harte Hände auf
meinen Schultern; ich wurde wenige
Schritte vorwärts geschleudert, ich hörte,
wie eine Thüre geschlossen wurde, und
war ganz allein in einem leeren Ge-
bände, uniioiitt war all mein mW
und Schreien, ich blieb allein, stunden
Liini allein.
Endlich brach der Morgen an. Ei
schwacher Lichtstrahl fiel in mein Ge
fängniß. Ich entdeckle ein lockeres Brett
in der einen Wand des Gebäudes. Hei-
Bit ick mit dein llnl daran, es gab
nach', ich schlüpfte durch die entstandene
Ceiimino, und gelangte in einen kleinen
Garten, von wo aus ich die Straße er
reichte. So stnell als meine Füste mich z
tragen vermochten, eilte ich dem Bureau
zu. Als ich och einige Schritte davon
entfernt war bot sich wir ein Anblick,
der mich beben wachte. .ie straste
niv mit i-iurr unzäbliaen Menae von
Leuten gefüllt, in deren WWtM sich
Schreck und Entsetzen malte.
Schutzleute beivachten die Thüre des
Bureaus. Etwas chreckiicheres mnrzie
iich zugetragen haben. Bon Angst ge
trieben, stürzte ich vorwärts. Tiejeni
gen, welte mich kannten, machten mir
Platz, Ich Irak in das Bureau und
sah Herrn Georg iiregorh todt auf dem
Boden ausgestreckt liegen in seinem
Blute schwimmend. Ein grausiges
Bild ! Ttx eiserne tteldschrant stand
weit offen, irnd die darin aufbewahrten
Papiere lagen verstreut am oem Vvoeir.
cd fiel' in Ohnwacht und kam in
(s'.i-iiiiikiniü.
Nach kurzer Zeit erhielt ich meine
Freiheit zurücke denn wohl Niemand
halte ernstlich daran gedacht, mich nie
den Thäter zu halten. Tie unglückliche
Wittwe, welche der Kummer so gebeugt
und verändert hatte,, daß ich sie kaum
HHKhowfarnifc bezeugte vor (Bericht,
daß ich ihrem lemahl stets treu und er-
geben war.
Meute i'eicyicrie mur imuuu wv
mmr wieder no neuem besprochen
und beleuchtet, und es blieb lein Zwei
fel. daß jener schreckliche Mann, der
mich in dem Stalle eingesperrt hatte,
der WKW rrar. Man borte und sah
nichts wehr von ihm. Er war mit der
Siimp c von (''. K Mark und dem
Brillantschmucke ,vrau tregorys glück
lich entlommcn.
Anßft und Aufregunz hatten mich
krank acmachl. Als ich ein Schicksal
nichl länger zu ertragen oermemte,
saßte ich den Entschluß, England zu
verlassen. ch bead mich zu Frau
Gregory. um Abschied von ihr z neh
men. Feierlich le.te sie ihre beiden ab
gemagerlen Hände in die meinen und
sazte :
,,Id) werde ivohl bald von derOrde
abberufen werden und Sie niemals
wiedersehen. Schwören Sie mir. daß
Sie. wo und wann Sie den Mörder
auch treffen, alle Mittel anwenden wer-
iv i in ki.'n (tnaten tu uoernksern.
Behallcii Sie seine Ziige und seine
Stimme treu im Iedachtniß. Bringen ;
Sie ihn an den Galgen, wenn Sie sei
ner habhaft werden. Bringen Eie ihn !
an den (Balgen, "vrank Forrest, ober
mein Fluch ruht auf Fhnen."
Es bedarf wohl kaum meines Ber
iprechens." ermiderle ich tief erregt,
Sie aber ließ mich auf die Bibel,
schwören. Tan küßte sie mich zärtlich
und segnete mich, als wäre sie meine
Mutter.
Ich j,ing nach Amerika, nd die
Goldgier ergrin mich. Fünf lange
Jtch arbeitete ich in den Goldminen
und awaxb mir ein großes Bcrmö:cn.
ch konnte mich über mein Schicksal
nicht beklagen. Mit gefüllten Taschen,
einem kräftigen Körper und gesunder
i Seele begab ich mich nach San Kran
cisco, um mein Leben zu genießen.
Nur Jemand, der viele Jahre wie ich
gelebt hat, kann da? Vergnügen er
meffen. das ich an der Gesellschaft mei
ner Mitmenschen fand. Ich freute
mich, stc Vergnügungsorten zuströmen
zu sehen, und es war mir eine Luft, mit
den neugewonnenen Bekannten plau
dern zu können.
Kein Mann verliebt sich so leiden
, schaftlich und schnell wie der. welcher
längere Zeit von der menschlichen Ge
sellschaft getrennt war.
Wer hätte aber ?enora Maria nicht
bewundert? Wem hätte sie keine Nei-!
: gung eingeflößt? Die Fama erzählte,
daß ste Spanierin wäre, und aus ihren
schönen Augen leuchtet? die Gluth des
sonnigen Spaniens. Einem Manne,
der in den Goldgruben Amerika's ge-;
arbeitet hat. ist es gleichgiltig. was die
Wklt über ihn oder über andere spricht
Es kam mir niemals in den Sinn, nach
Maria's Borleben zu fragen.
Ich liebte sie. warb um sie und ge
wann ihr Herz. Ich war fest davon
überzeugt, daß sie mich liebte, und
nlnniit es auch iekt noch. Sie, war
ein lebhaftes Geschöpf, leichtsinnig und
leidenschaftlich. So wie sie war, kann
kein Mädchen sein, das in einem fried
lichen Heim aufgewachsen ist.
Auch ich war leichtfertig und heiß
blülig geworden. Ich glaubte fast, ich
liebte ste um dieser Eigenschaften willen
noch inniger.
Unsere Hochzeit sollte bald stattfinden.
Für mich gab es, allen Liebenden geht
es wohl , nur noch zwei )rnge aus
Welt: Wo sie war und wo sie nicht
war." Wir besuchten Koncerte unbj
! Theater, wo ihre Schönheit von der
gluth des Lichts bestrahlt, alle Blicke
j auf sich lenkte. Ich überschüttete sie
mit Mrutfttlen. Sie lohnte mir reich
lich mit dem füßen Versprechen, daß sie !
mir bald ganz angehören, daß sie mir j
treu bleiben wolle für das ganze Leben.
Auch im Himmel?" fügte ich einmal
hinzu.
Da sah sie mich wild und seltsam an.
Still, Frank." sprach sie. ich mag
weder an den Tod noch an den Himmel
denken'
Der Tag unserer Vermählung war
schon ganz nahe, als ich sie eines Tages
besuchte. Sie hatte mich nicht erwartet
und war damit beschäftigt, verschiedene
Dinge in einen kleinen Koffer zu packen.
Trotz d?r draußen herrschenden Wärme
loderte ein Feuer im Kamin, AIs ich
eintrat, sah ich, wie sie eine Menge hell
blonder Haare verbrannte, welche von
einer, auf ihrem Schooße liegenden
Hrn-liefe abaeschnitten waren. Plötz
lich wurde sie meiner ansichtig und
schrie auf:
Ack, ffraitt. ich bade Lich gar nicht
eintreten hören. Sieh, ich gebe gerade
die Erinnerungen an einen Masiknvau,
wo ich als Blondine ging, den Flammen
preis."
Sie war bei diesen Worten so bleich
geworden, daß ich erschreckt fragte:
Ist Dir nicht wohl?"
Ich kann den Geruch des verbrann
ten HaareS nicht vertragen." antwortete
sie. .
Schnell, Maria, gieb die Perrücke
dem Mädchen, damit es dieselbe weg
wirft; ich will diese blonden Haare nicht
Wiederlehen, oesayi icy uno ,ucyie oa-
bei nach ihrem Riechsalz. J) sanv es
und nabm es unter mehreren Gegen
ständen hervor. Zufällig blieben meine
Blicke auf ein Etui haften einem
musehclförniigen Etui aus abgegriffe
nem rothem Sammet, da? ich schon
irgendwo gesehen hatte. Eine Brosche
und Ohrringe leuchteten mir entgegen,
die mich an alte egyptische Vasen erin-
nerten. In der Mitte der Brosche dk
fand sich eine Perle an Stelle des
Steine?.
Frau Gregoru's Tiamantfchmuck!"
So rief ich laut. Diefe Worte hatten
Maria tief getroffen. Fest schmiegte sie
stch an mich.
.Frank." sagte sie. Frank, was ist
denn geschehen? Geliebter, sprich doch!"
Wie ein Espenlaub zitterte sie am
ganzen Körper.
Ich betrachtete die am Boden liegende
Perrücke. Ich betrachtete da? reizende
Grübchen in dem Kinn, das ich so oft
geküßt hatte, und dann lehnte ich mich
gegen die Wand. Jetzt kannte ich
meine Braut. Ich erinnerte mich ihrer
plötzlich ganz deutlich. Sie war also
die Frau, welche ich vor sechs Jahren,
an jenem verhüngnißvollen Tage, allein
in Herrn Gregory'S Vureau gelassen
hatte. Verkleidet war sie dorthin ge
kommen. In welcher Abficht?
Senora ".'caria, sagte ich. und meine'
' Stimme hatte einen fremden, seltsamen
lang, haft Du mich oergeffen? Er
' innerst Du Dich nicht mehr deS jungen
Mannes, dessen Du Dich entledigtest,
als Tu vor Jahren in daS Bureau deS
Rkchtsanwaltes Gregory kamst und diese
blonde Perrücke trugst?"
Maria lag zu meinem Füßen.
Frank!" stammelte sie, Frank, Tu
mein Geliebter! Ich wollte ihn ja nicht
tddten, ich wollte nur den Geldschrank
I öffnen. Er ertappte mich dabei, er
: vniftc mich an. 7la benilkte ich mein
Messer. Frank, sei barmherzig! Ich
will in ein fernes Land gehen, weit,
weit fort. Ach Frank, bedenke, daß ich
Dich lieb habe."
Ich bedachte eS wohl, Todesqualen
futterten mich.
Sie hatte das Verbrechen gestanden,
und ich dachte an meinen Eid. Ich
gedachte der Wittwe und ihrer Angst.
Ich gedachte der Kinder, die in jener
schrecklichen Nacht zu Waisen geworden
waren. Ich gedachte Georg Gregorn'S,
wie er in seinem Blule auf dem Boden
lag.
Ich war zu seinem Rächer auser
koren, und sein Geist gab mir Muth,
daS zu vollbringen, was ich vollbringen
mußte.
Schnell öffnete ich die Thüre und lief
auf die Straße hinab.
Zufällig war der erste, der mir be
gegnete, ein Detektiv aus London, mit
dem ich einige Tage vorher über die ge
' heimnißvolle Ermordung Gwrg Gre-
goryS gesprochen hatte.
Ich erniff ihn am Arme.
..Die rau. welche Geora Greaorh
ermordet hat, befindet sich in jenem
Zimmer," rannte ich ihm zu. Ich
habe Beweise und ihr Gestündniß."
Darauf siel ich bewußtlos zu Bodcn
und ein gnädiges Dunkel und Berges
senheit umfingen mich.
Sie starb. Mehr weiß ich nicht zu
sagen. Ihre Schuld ward ihr bewiesen,
auch trachtete sie keineswegs darnach, sie
zu verhehlen.
Bon Kindheit an gemein, war sie
dann ehrlos geworden und Mitglied ei-
ner Räuberbande. Ader ich liebte ste,
und sie liebte mich. Das habe ich nie
vergeffen. Dieses Geficht verfolgt mich.
jetzt da ich das Goldland durchstreife,
achtlos an seinem Golde vorübergebe
und nur darauf bedacht bin. den Anblick
jeder Frau zu meiden. Es wird mich
mein ganze? Leben hindurch verfolgen,
bis endlich in irgend einem fernen Him
melstrich ich zur ewigen Ruhe eingegan
; gen sein werde.
Ich werde nie ruhig darüber werden
können, daß ich die einzige Frau, die ich
! je geliebt, dem Tode weihte. Ich liebte
fit und liebe sie noch, obgleich sie so
i schlecht war die veworfene Mörderin
1 Scnora Maria.
Sein Bursche.
Lieutenant Arthur von Klingsborn
i rief seinen Burschen : Peter!"
Herr Lieutenant!"
Weißt Du, wo meine Braut
wohnt?"
Weiß ich'S ganz genau : wohnt sich
im HauS. wo wohnt Braut meinigcs."
So! Famos. Dann wirft Du ja
die Wohnung finden. Nimm diese
; Blumen drücke sie nicht so alter
Tolpatsch und sage dem gnädigen
Fräulein, daß ich mir morgen erlauben
werde. Ihrem Herrn Vater meine Auf-
Wartung zu machen! Wiederhole nun,
was ich Dir aesaat habe." Peter wie-
derholte. So. Wirft Du da? auch
behalten?"
Jawull. Herr Leutnant!"
Na, dann geb!"
Wie wird sich Elly freuen! dachte der
Lieutenant, nachdem sein Bursche, ein
Pole, ftch auf den Weg gemacht hatte.
Elly war die Tochter deS ebogcncn"
Mövel-gabrikanten Äiuyter. ieu:e
! nant Arthur kannte sie noch nicht lange,
jVor wenigen Wochen noch war er
rasend" in sein RöZchen. des Bantiers
und zukünftigen i5ommerienrathS Sto
ther liebliches Töchterlein, deiliedt. Ein
unbedeutender Zwift. lerne Meinung?'
verichiebenheit. und er hatte leichtferti.
gcr Weife den Verkehr mit StöSchen ab
gebrochen, um feiner Elly voll und ganz
fein Herz zu schenken. Nun hatte er
fich schon so feft gebiffen. daß er ent
schloffen war. morgen bereits um ihre
Hand anzuhalten. Was sie dazu sagen
wird? Sie wird e? ahnen. Würde er
denn sonft ihrem Bater seine Auswar
tung machen? Peter wird doch Alles
richtig bestellt haben. Mit Ungeduld
wartete er aus ibn. Endlich geht die
Thür auf und der Bursche tritt mit
schmunzelndem Gesichte ein.
Na. kommst Du endlich!" brüllte
ihm sein Lieutenant entgegen. Wo hast
Du denn wieder so lange gesteckt ?"
Hob ich erst gegessen de, Braut mei
niges. Herr Leutnant. Hob ich Alles
richtig bestellt. Bring' ich auch mit ei
nen Brief von Braut deS Herrn Leut
nant." Gieb her." Hastig erbricht ihn der
Lieutenant. Mit wachsender Erregung
überfliegt er die Zeilen. Ihr Röschen
Rother!" Himmel ruft er dann auS.
Röschen Rother! Himmel! Läuft dieser
Kerl zu meiner früheren Braut. Bist
Du denn wahnsinnig geworden!
Mensch! Peter!"
..Ist sich doch das Braut deS Herrn
Leutnant."
ft sieb das mal Braut aewesen.
Du alter Esel! RauS mit Dir. Du Un
geheuer. Raus, sage ich! Und dann
ging eS klatsch." und Peter rieb fich die
Backe.
Lieutenant Arthur läuft nun rasend
im Zimmer auf und ab. Wqs soll
ich nur machen? Wie soll ich das redres
firen? Entsetzlich! Dieses Kamee! !
Peter!" ruft er nach einer Weile. Keine
Antwort. Petitr! Kerl!" Wieder keine
Antwort. Der Lümmel ist doch etwa
nichl zurückgegangen und läßt fich das
Vouguet wiedergeben? Wo soll er nur
sein? Peter! Peter!" Der Bursche ist
wirklich nicht da. Sicher ist der zurück
aelaufen. um das Bonauet zu holen.
Und ich muß hier fitzen und ruhig zu-
sehen, wie dieser Mensch ungiua aus
Unglück häuft. Ich werde wahnsinnig,
furchtbar! Da aebt die Thür auf. und
mit dem Bouquet in der Hand ftürmt
Peter herein.
Hob ich geholt wieder Die Viumen:
Da bleibt mir doch nun der Bcr
stand stehen. Der Kerl ist wirklich zu
rückgelaufen, um ftch die Blumen wieder
zu holen."
Ist fich doch nicht mehr die Braut
des Herrn Leutnant. Darf sich auch
nicht behalten die schönen Blumen!"
Himmel habe Erbarmen mit wir!"
entringt cs sich den Lippen des Lieutc
rant?. Was hat denn nur das Frön-
lein dazu gesagt r'
bat sich gesollt, der Herr Leutnant
mürc ein Flegel!"
Wa o aS?"
Bin ich geworden wüthig. Hob' ich
drauf genommen die Blumen und der
Margelle um die Ohren geschlagen und
immer gesogt: Ist ftch mein Herr Leut
nant kein Flegel, ist ftch mein Herr
Leutnant kein Flegel! Der Flegel bin
ich!"
Was? Das haft Du gethan? Mensch,
bist Du von Sinnen?"
Werd' ich doch nicht lassen beleidigen
den Herrn Leutnant, wo sich ist die
dumme GanS gar nicht des Herrn Leut
nantS Braut."
Nun sinnt der arme, unglückliche
Lieutenant nach, wie er sich mit Ehren
'aus dieser entsetzlichen Geschichte her
!ausminden kann. Er sinnt, brütet.
martert fein arme? Hirn, und noch
weiß er nicht. waS er beginnen soll.
Endlich kommt ihm ein glücklicher Ge
danke. Ich hab'S!" ruft er erfreut.
Ich werde zu Rother's hingehen und
jagen, mein Bursche sollte ein neues
Bouauet für Fräulein Röschen holen,
habe falsch verstanden und das bereits
verehrte dieses UnglückS-Bouguet
zurückverlangt. Auch Über den Zweck
meines angekündigten Besuches brauche
ich mir keine Kopfschmerzen zu machen.
Rother's nehmen bestimmt an. daß ich
die frühere Liebschaft aufnehmen und
m iUftäiten'? ftand anhalten werde:
aber ich werde sagen: Herr Rother! Sie
werden einsehen, daß ich unter diesen
Umständen, nach dieser schweren, wenn
auch von mir unbeabsichtigten Belei
diguug Ihrer Fräulein Tochter nicht
den Muth finden darf, um ihre Hand
anzuhalten!"
Und so sprach auch Lieutenant Ar
thur, als er am anderen Tage vor dem
alten Bankier stand.
Aber Herr Lieutenant," antwortete
ihm dieser lächelnd, wenn die Sache so
ist, steht doch nichts im Wege, daß Sie
mein Schmiegersohn werden."
Run salz der arme Lieutenant erst
recht in der Patsche. Nun sollte er sogar
lieben wider Willen. Und das. das
ich auf auf nne angemessene Mit
gift angewiesen bin!'
Aber, mein Bester, das veistehl fich
doch von selbst. Ich gebe meiner Toch
ter 200,000 Mark mit. Genügt da??"
( c o gewiß, vollauf."
Lieutenant Arthur saß nun fest. ES
gab keinen Ausweg mehr für ihn.
Also abgemacht ! Bon heute ad mein
Schwiegersohn."
Abgemacht ! Ihr Schwiegersohn."
Lieutenant Arthur sollte diesen Au?
gang nicht bereuen. Bald zog die
frühere Liede zu Röschen wieder in sein
Heiz, und das Bild seiner EU ver.
schwand mehr und mehr im Dunkel der
Erinnerung. 1 1
Hob ich gebobt doch Recht," sagte
Peter nach der Verlobung seines Lieute
nants. ift sie fich doch die Braut meine?
Leutnant? gewesen. Hob ich bekommen
eine Ohrfeig' zu Unrecht!"
Nur immer logisch.
Mit der Logik kann man Alle?
Möglich? beweisen. voraii?aeskt. dak
man es nicht zu genau mit ihr nimmt,"
sagt ein Weiser.
Und auf dieses Wort deS Weisen
schwor, nach dem B. L. 31.", ein jun
ger Student, der ziemlich feft in der
Logik war. Seine Einkünfte waren
nicht gerade groß, sie reichten eben doch,
daß er sich von Zeit zu Zeit ein kleines
Vergnügen gönnen konnte, ihn so
weniger Vergnüge aber empfand sein
Schneider; es passirte nämlich so unge
fähr alle Jahrhunderte einmal, daß er
zu einer kleinen Abschlagszahlung kam.
Eines schönen TageS aber riß dem Mei
Her der aden der Geduld. Er stieg
hie vielen Stufen zur Wohnung des
jungen Mannes empor, und bumS,
bumS, donnerte er gegen die lynre.
Doch Alles noch stumm bleibt wie
zuvor."
Schließlich wurde oer !veann zornig.
Ader ich sehe ja doch, daß Sie zu
Hause find, denn Ihre Stiefel stehen
noch vor der Thür!" mk
DaS waren Worte tiefster Weisheit
für den jungen Studenten. Er merkte
stch die Sache und holte dann immer
am frühen Morgen seine Stiefel herein.
Einige Tage darauf kam der Schnei
der wieder. Sein bum?, bum?, dums
blieb ohne Echo.
Da er seinen Lärm beharrlich fort
setzte, kam die Reihe, döse zu werden,
an den Studenten. Vom Bette au?
schrie er: Sind Sie da auf dem Eor
ridor bald mit Ihrem Höllenspektakel
fertig. Sie Kameel? sie sehen ja. daß
ich nicht zu Hause bin! Meine Schuhe
find ja nicht draußen."
Er fährt nicht mehr auf der Visett
bahn
Aus Hoya. Hannover, wird geschrie
den: Ein Landmann aus der nahen
Umgegend kehrte kürzlich spät Abends in
einer hiesigen Wirthschaft ein und ließ
sich kräftig zu esten und zu lrinien
geben.
Wo kamt Se denn her?" wurde er
gefragt. ML
Bnn Hannover, ick hebb' da min
Dochter desött."
Se sünd woll just mit'n letzten Tog
kamen?"
Nee, ick bün to Foote kamen."
Wat, to Foote vun Hannover?
Miniche, worum föhrt Se denn nich mit
de Jicrbahn?
Ich will mi woll wahren," fugte der
Landmann. ick hebb dat in'n Wüken
blatt gelesen vun de veelen Mallörs up
de Jserbahn. ick gah'r nich mehr up
fttten!" Sprach's, trank fein Bier aus
und setzte seinen Wanderftab weiter.
Afrika als Zukunftöland für den
Radsport.
Im schwarzen Erdtheil verändern fich
nach und nach die Menschen zu ihrem
Besten und auch die Negcrvölker fangen
an. einzuleben, daß ein Fahrrad kein
böser, sondern ein guter Geist sei und
eS nur einer gewiffen Geschicklichkeit de
dürfe um sich im Gleichgewicht darauf
zu erhallen. Die Engländer, die im
Kaufmännischen immer eine ziemlich
sichere Fühlung haben, laffen es sich
deshalb schon jetzt sehr angelegen sein,
das Fahrrad unter der schwarzen Bc
völkerung zu v rdreiten. t enn einmal
arbeiten sie hierbei für die Zukunft
und dann laffen sie ftch für ihre ver
alteten Maschinen in der Gegenwart
fefar anstandiae oder eiaentlich unan-
ständige Preise zahlen und ihre Agentk
treiben die roßmuty sogar so wen,
kein Geld, sondern höchstens" iZlscn
dein. Goldftaub und derql. im Innern
Afrikas wenig Werth besitzende Schächel
chen als Gegcnwerth der Fahrräder ein
zuiauschen.
Im ckifer.
Profeffor (welcher in einer kleinen
Stadt einen Aortrag hüll): Sehen
Sie, daS sind die Segnungen der Neu
zeit. Früher waren diese Wiffenschaf
ten, die ich Ihnen eben erklärte, nur
den größten Gelehrten zugänglich: beute
versteht fte, so zu sagen, jeder Esel."
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uno ocuiioj uraiiuuuuii. y