Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 04, 1897, Image 12

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roch der junge Bodo von Wkls lich zur Trauung wtjchnelw drr
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Welch schöner Traum.
Um ihn zu lxrwirklichen. hatten die
beiden Gatten unaufhörlich gearbeitet.
Zou für Sou gespart und sich die gröfe- terungen. ,o, jetzt
teil Entdedrunaeu auferlegt. i Haltung nicht mehr.
erscheinen. ZaS war eine Auslegung
La Ehepaar hatte über diesen Geant
stand schon lange ausregende Erdr
stockte die Unter.
ES handelte ftch
Schon um vier Uhr Morgens aus den
Beinen, ging die Frau in die VlaxU
Halle, um ihre Einkause zu besorgen,
dann kam fte zurück und kleidete sich an.
um beim MittagStisch an der Kasse zu
fitzen und die Kellner zu beausfichtigen.
?er Kalte war sein eigener Küchenchef,
und man mußte ihn kurz vor den Mahl
zeiten unter seiner Armee von Kassero
len umheiwirthschasten sehen Er salzte
Saucen, zerschnitt die Braten und ver
theilte die Portionen mit unvcrgleich
darum, wen man einladen. we die
Tische gestellt, und wie daS Mahl zu
i'animei gesetzt roerden sollte!
Roch ausregender wurde die ache
am Zage vor dem großen Ereigniß.
8chon bei Tagesanbruch lief Madame
Gelinot aus dem Markt. Nie hatte sie
ftch so leicht gefühlt; fte war wieder die
selbe wie früher geworden, ging von
Händlerin zu Händlerin, feilschte an
den Preisen, wurde ärgerlich, entfernte
nch. ließ sich wieder zurückrufen und
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t;-t ft rvn cnnti var- ieo uno ;u:u ci, u ivum vr
Soll an War e doch ihr E,n-! fte einen hydraulischen Apparat ftch in
n er do einige Band. daS sie noch nerhald einiger Monate zu beschasten
an' Leben fesselte. Tann drückte sie wußten, den Sand von seinen Gold
Z U&nZAit Hand und sagte nur schützen zu befreien. Und hier glückte
mit l?iser Stimmt Wenn eS denn eS dem Kleeblatt. Zu Tr.t!, mit ganz
?in muß mein Sohn, in Gottes ! rohen Werkzeugen zuerst und w unge
Namen!" Und dann ging Bodo zu sei , heurer Vergeudung des BW
mt Braut Anna und nahm auch von ! Sandes, wie eS unter den Umstünden
ihr Abschied. Doch der wurde ihm nicht unausbleiblich war gelang e ihn-n
! leicht Das Madchen klammerte ftch doch, eine tägliche Ausdeute von 2.
' ? ... ... t.a ..x mn. ihr, hi tvm liniert Wo d ti erlangen. Den
nn t npn J u icu iniu muuit iuu 0 --- .. " ..
lasten.' Doch was Hilft's, mein süneS
Brüutchen." ermähnte er da. Sieh,
wie find Beide arm, wie die Kirchen
müuse, und wann wir uns einmal
heirathen sollen, daS ist gar nicht abzu
sehen. Außerdem aber, Du weißt eS,
wird Dein Pater nie in unsere Berbin
dung einwilligen, es sei denn, daß ich
genug ererbe, um Dir eine sorgenfreie
Zukunst sichern zu können. Nun, und
das ist eben die Gelegenheit jetzt, nach
der ich mich so heiß gesehnt habe. Bin
nen zwei Jahren. daS verspreche ich
Dir, bin ich wieder hier, mit californi
fchen Goldklumpen reich beladen, und
führe Dich als mein liebes Weibchen
heim."
So. unter vielen heißen Thränen und
Schwüren ewiger gegenseitiger Treue,
wurde Abschied genommin. Und als
Bodo die Straße, die rheinadwürt?
nach dem Städtchen Molsheim führte,
wo seiner Mutter kleines Heim war.
fiegeSgewiß dahin schritt, da winkte ihm
Anna noch den letzten Gruß mit ihrem
weißen Tüchelchen zu. während ihr du
brennenden Zähren dabei die rosigen
Wangen hinab rannen. Bodo aber
stimmte mit heller Tenor an:
Ade nun. ihr Lieben.
Geschieden muß sein !
Und er hatte ja ganz Recht, der brave
Junge. AIS vermögenslose Waise, mit
seinem unruhigen Sinn, war eS indem
damaligen Deutschland sehr schwer siir
ihn. Fuß zu fassen und sich eine ge.
achtete Stellung zu erobern. Mit
dem Leichtsinn der Jugend crschie
nen ihm die zwei Jahre, die (i sich aus
bedungcn. um sein Glück zu machen,
eine so kleine Spanne Zeit nur, daß er
gar nicht begriff, wie man darüber so
viel Wesens machen könne. Die Ge
fahren, denen er entgegen ging und von
denen cr nur eine ganz oberflächliche
Ansicht hatte, beachtete er kaum. Das
war das Vorrecht seiner 24 Jahre, aber
als er zum letzten Mal am Herzen sei
ner Mutter lag und diese ihn tief in die
nun doch umflorten blauen Augen blickte
und dann mit bebender Stimme
schluchzte: Gott behüte und beschütze
Dich, mein lieber Sohn, und sende Dich
gesund und munter wieder zurück !" da
wankte ihm doch das Herz und der Muth
für den Augendlick. Ader er ritz sich
lo. und mit festem Tritt zog er fort in
die Ferne.
DaS waren damals wilde Zeiten in
Ealifornien. Au aller Herren Länder
waren sie zusammen geströmt, die
modernen Argonauten auf der Suche
nach dem goldenen Vlictz. und unter
den deutschen Schaaren von Aden
teurem, die die Dampfer in jenen
Tagen an den nothdürftig hergerichic
ten Docks in San Frarzisco landeten,
waren Viele, henen man nicht nur viel
schlimmere Leidenschaften an den der
wcgencn Gesichtern ablesen konnte.
Richter Lynch feierte damals wohl keine
24 Stunden, denn die wilden Gesellen
waren schnell bei der Hand mit einem
Strick und einem am nächsten Baumast
improvifirten Galgen, und in Adwesen
heit ordentlicher Gerichte und Behörden
war in den Golddiftriktcn am Sacra
mento und Buba die Volksjustiz nitf
gar zu prompt und gründlich. Viel
unschuldiges Blut ist damals geflossen,
aber noch mchr schuldiges. Die söge
nannten Recktie Partie?" zählten zu
den beliebtesten Volksbelustigungen,
und viele der alten, mächtigen Bäume
des Waldes zierte zweibeinige Frucht.
Jeder trug seinen mächtigen Revolver
im Gurt, und auf der anderen Seite
daS haarscharfe Bowicmeffcr. Natür
lich hatten die ersten in die Welt hinanS
gesandten Nachrichten von den uner
schöpflichcn Reichthümern des Bodens
auch übertrieben, und Mancher, der mit
reichlichen Geldmitteln versehen auf
californischer Erde angelangt war.
verpratzte dieselben oei'm Kalten- und
Würfelspiel, nachdem cr vergeblich vcr
sucht halte, da oder dort in den neu er
standenen EampS" die verborgenen
Goldschätze zu heben, und schützte sich
nur glücklich, wenn er mit heiler Haut
auS dem Gcwühl herauskam, wieder
heimwärts oder sonst in einer der jun
gen StÜZte eine Beschäftigung fand.
EZ ist nlcht alles Gold, was glänzt
das erfuhren damals in doppeltem
Sinne viele der Glücksritter, und der
jungfräuliche Boden des Märchenlandes
!nd mußten sie kütelmeife. mit Hacke
und Spaten aus dem glutzbette gra
ben und vermittelst eines Krahnes auf
daS trockene Ufer heben, wo cr in Form
eines kleinen Hügels, doch aus sein
maschigen Drahtnetzen ruhend, unter
denen wieder die Pfannen lagen, durch
das Wasser allmählich weggespült ward,
seinen matt blinkenden, metallischen
Bodensatz, fast reineS Gold, zurück
lassend. Innerhalb dreier Monate war so
von Bodo und seinen zwei Gefährten
eine Masse Gold zu Tage gefördert
worden, die nach Abrechnung aller Un
kosten auf Jeden von ihnen ein große
Vermögen abwarf. Ein Jahr war jetzt
vergangen, seitdem Bodo Abschied von
den Seinen genommen hatte, und ob
wohl die Ereignisse sich seit seiner An
kunft in Kalifornien überstürzt hatten,
hatte er doch nie verfehlt, regelmäßig
jeden Monat einen langen Brief an
seine Mutter und seine Braut zu schrei
den. in welchen er jedes Mal getreulich
seine Abenteuer, seine Hoffnungen. Ent
täuschungen und Erfolge verzeichnete.
Die ersten Nachrichten, die er erhielt,
waren dagegen durchaus nicht erfreu
licher Natur gewesen. Seine Mutter
kränkelte seit seiner Abreise, und auch
über die Familie seiner Braut lautete
der Bescheid recht beunruhigend. Dann
kam ein zweiter Brief, der den plötz
lichcn Tod seiner Mutter, sowie den deS
Vaters seiner Braut meldete.
Was thun? Bodo von Wels war,
sobald er den Erlös feiner dreimonat
liehen Ausbeute zu Geld gcmacht haben
würde, ein reicher Mann. Das mutzte
er, und für den ersten Augenblick nach
dem Empfang jener doppelten Trauer
botschaft wollte er Alles im Stich lassen
und über HalS und Kopf nach der Hei
niath reisen, um seine Anna zu hei
rathen und fürder ein ruhigeS, be
schauliches Dasein zu führen. Allein
seine zwei Gefährten, bedächtiger, alZ
er, wußten ihn umzustimmen. Der
Claim" war noch bei Weitem nicht er
schöpft. DaS Doppelte deS Gewönne
nen war mit ziemlicher Sicherheit dem
verbleibenden Theile des Flußbettes zu
entnehmen. Warum also diesen fiche
ren. ungeheuren Gewinn verschmähen,
so sagten sie, nur um drei Monate eher
in die Heimath zurückzukehren? Nutzer
dem aber, so sagten sie und so sagte
Bo)o sich selbst, würoe ihm das einför-
miae stille Leben in Deutschland mit
feinen genau abgezirkelten Verhältnissen
jetzt nicht mehr zusagen, nachdem er die
reine, frische, freie Luft Amerika's in
vollen Zügen in die Lungen gesogen.
Er sollte eS doch lieber, nachdem der
Claim" erschöpft und er seinen Reich
thum eingeheimst, in dem neuen Welt
theile versuchen, namentlich da ihn jetzt,
nachdem seine Mutter todt, nichts mehr
hinüber nach Europa ziehe, wenn er
seine Braut veranloiien könne, zu ihm
hinaus zu kommen und sich hier mit
ihm zu vermählen.
DaS erwog Bodo einige Tage lang
Der Golddurst. daS Streben nach immer
grötzeren Reichthümern, hatte auch ihn
schon erfaßt, gerade so, wie jeden An
deren, der in damaliger Zeit in dem
Dorado des Westens war. Und eS cr
schien ihm wie eine strafbare Thorheit,
so viel verlockenden Reichthum, wie er
ihm hier noch winkte, schnöde von sich
zu stoßen. Als er drei Tage später
in'S Reine mit ftch gekommen war, da
setzte er sich eines Abends, nach voll
brachtem Tagewerk, im Zelte, das er
mit seinen zwei Gefährten theilte, hin
dei'm Schein der finkenden Sonne und
schrieb einen langen, bewegten Brief
an Anna, seine Braut, worin er ihr
Alles auseinander setzte und sie bat.
ihm nach dem jetzigen Felde seiner Thä
tigkcit zu folgen und sein liebes Weib
zu werden. Und die Antwort traf
prompt ein zur rechten Zeit. Anna
willigte ein. Sie wollte innerhalb l 4
Tagen die lange und beschwerliche Reise
antreten zu ihrem Geliebten, so schrieb
sie. und hoffe auf ein baldige?. froheS
Wiederfehen.
AlS einige Wochen später die tele
graphische Nachricht aus San Francisco
eintraf von der Landung des Dam
pferS, mit welchem Anna die Fahrt
unternommen, da bereitete Bodo Alles
zum Empfange seiner lieben Braut vor,
wobei ihn seine zwei Gefährten mit
würde, mit seinen Passagieren auf der !
Rückfahrt, cr eine Melodie, die ein !
zige. die er konnte, blasen sollte, als
Signal, daß Alle? in bester Ordnung
sei.
So kam der Tag. und als die Post-,
kutsche zur festgesetzten Zeit aus dem
Scheitel deS steilen Hügels angelangt
war, da ertönten die langgezogenen
Töne des Posthorns. Ader e? antwor-,
tete kein Echo der Freude, nicht einmal
eine Salve von Revolverschüssen, als
Antwort darauf. Der Wagen hielt, ,
und der Kutscher half dem jungen Müd
chen mit echt weiblicher Galanterie be-
hutsam vom Bocke. Sie blickte sich um.
Kein Bodo war zu sehen, und auch von
einen zwei Gesührten war keine pur
zu erblicken. Aber vor dem Blockhause,
da? Station. Gasthaus und Schanllokal
zugleich war, standen einige Menschen,
die daS junge Mädchen scheu und voll
Mitgefühl anstarrten. Da trat der
Geistliche. Reverend Hawkin?. heraus
aus dem Haufe und näherte sich ihr mit
trauriger, mitleidiger Miene.
Meine Tochter," sagte cr in tief be
kümmerten'. Tone, der Herr schickt Dir
eine harte Prüfung. Stähle Dein Herz,
damit Du sie ertragen kannst, "
Ich bin gefaßt, ehrwürdiger Herr,
aber was ist's ? Etwas Schlimmes
jedenfalls. Ist mein Bräutigam krank
geworden ? Ist ihm ein Unglück zuge
stoßen?" Schlimmeres ist's. Wappne Dich
mit Deiner ganzen Kraft, mein Kind,
und bist Du stark genug. eS zu ertra
gen?" sagte der weißhaarige alte Mann
leise.
Ja, doch ja, aber foltern Sie mich
nicht so!"
Und der Grei? ergriff die Hand des
jungen Mädchens und führte fic hinein
in'S Blockhaus. Da," sagte er mit
sanfter Stimme, indem cr ein weißes
Tuch von einem starren Gegenstände
entfernte, dessen Umrisse das t,üb her
einfallende Tageslicht nur undeutlich
erkennen ließ, das ist Alles, meine
arme Tochter, was von Deinem Gelicb
tcn noch sterblich ist."
Mit einem wilden Aufschrei sank
Anna in die Kniee. Dann umnebelte
eine wohlthätige Ohnmacht ihre Sinne.
Ilcher Meisterschaft. Jeden Augenblick steckte daS Geflügel und die Gemüse in
dröhr.te se:ne schöne, ernste timine
durch die Küche, wenn er die Küchenjun
gen anschrie :
Du SchafStopf. läßt ja den Kalbs
braten anbrennen! Nimm' mal das
Ganseklein vom Feuer!"
Und die Tage folgten den Tagen und
die Jahre den Jahren. Man hatte es
nicht einmal bemerkt. Die Zeit vergeht
ja so schnell, wenn Einem die Arbeit
über den Kopf wächst.
Endlich war das so heiß ersehnte Ziel
erreicht.
Als Herr Gelinst eines Abends Kasse
machte, konnte er seiner Frau freude
strahlend mittheilen, daß das Ehepaar
über eine Rente von 0000 Francs in
guten und soliden Staatspapieren vcr
fügte.
Endlich also sollten fte ftch ihres
Glückes erfreuen.
Auf einer Bank in dem Blockhause
lagen die entstellten, blutigen Leichen
der drei deutscheu Goldgräber. Bodo
war eine Kugel mitten dürch's Herz gc
gangen. Sein Tod mußte ein schneller
und' schmerzloser gewesen sein, denn
seine schönen. jugendkrästigen Züge wa
ren kaum ander, als im Leben. Wäh
rend der Nacht hatte eine Bande räu
berischer Mörder die drei Freunde im
Schlaf überfallen, und da sie sich äugen
schcinlich gewehrt hatten, so waren sie
ermordet worden, und ihre Reichthümer
waren mit den Schurken, die die blutige
Tbat ausacfübrt. uialeich verschwunden.
Das ganze Eamp" war seit dem frühen
Morgen auf der Fährte der Missethäter,
die wahrscheinlich jetzt schon den Lohn
ihrer Verbrechen gefunden hatten. Wer
die Thäter waren, das hatte man sofort
gewußt, denn vier nur, und zwar die
vier räudigen Schafe deS Camp", fehl
ten am Morgen. DaS Gerücht der
großen Reichthümer, die in dem Zelte
deS deutschen Goldsucher-KleeblatteS vcr
borgen seien, hatte die Ruchlosen zu ih
rem Verbrechen geführt.
Heute noch befindet sich in dem
County-Jrrenasyl nahe San Franzisco
die auf so schreckliche Weise um ihr Le
bensglück betrogene Braut. Der jähe
Untergang all' ihrer Hoffnungen hat sie
um den Verstand gebracht, und als eine
unheilbare Irre hat sie seitdem ihr ödes
Dasein verbracht. Ihr Haar ist längst
ergraut, aber noch immer ist es ihre
Lieblingsbeschäftigung, den letzten Brief,
den ihr der Geliebte damals geschrieben,
mit irrem Lächeln anzustarren.
Zur Hufyc: gesetzt.
HniiwieSk,
von Albert Ladvoeai.
von ZLilhcl, !l,al.
entjl
Fünfundzwanzig Jahre hindurch hat
ten Herr und Frau Gelinot, die sich un
ter den Galerien des Palais Royal als
Restaurateure niedergelassen, einen
Traum gehegt und sich gesagt :
Wenn wir Vermögen erworben ha
ben. das heißt, wenn wir 6000 Francs
Rente besitzen, werden wir uns in der
Umgegend von Paris ein Landhaus
kaufen. Dort werden wir einen Garten
haben mit einem Bassin, in dem Fische
schwimmen, und Weinspalieren an den
Mauern. Die Fensterläden lassen wir
unS grün anstreichen, und den Kaffee
trinken wir in einer Lande. Dorthin
werden wir uns zurückziehen und nichts
weiter thun, als unseren Garten be
bauen, den Sonnenuntergang bewun
dern und unS in Hängematten schau
kein.''
Ihre Anordnungen waren bald ge
troffen: sie verkauften ihr Restaurant
einem Neffen, der sich verheirathen
wollte.
Mach' es wie wir, mein Junge!"
sagte Herr Gelinot zu ihm, als er den
Verkaufskontrakt unterscheieb. Du
suchst, wie man belohnt wird, wenn
man sich in der Jugend Mühe giebt."
Nun dachten sie an die große Frage,
die in dem Ankauf des Landes bestand.
Sie besuchten alle Dörfer und Nester in
der Umgegend von Paris. Man sah
sie athemlos nach den Bahnhöfen lau
fen, die staubigen Landstraßen durch
wandern, an den Klingeln ziehen, Thu
ren aufstotzen. auf die Dächer klettern
und in die Keller steigen.
Nach vierzehn Tagen dieser recht ge
funden, aber anstrengenden Leibes
Übung fanden sie, was sie suchten; ein
freundliches Häuschen mit grünen Fen
fterläden und Spalieren. Es war auch
ein Basfin da, allerdings hatte es kein
Wasser, aber diesem Mangel war abzu
helfen, wenn man eine genügende An
zahl von Karaffen hineingoß. Das war
das ersehnte Ideal.
Als sie das Häuschen erworben,
ließen sie sich seelenvergnügt darin nie
der. und in den ersten Tagen waren sie
ganz entzückt. Herr Gelinot stand bei
Tagesanbruch auf. um seinen Garten
zu begießen; Frau Gelinot harkte. Sie
frühstückten und speisten zu Mittag
unler einer Veranda. Ach, welche Herr-
liche Luft ! Wie schön war es doch, hier
im Freien zu athmen und frischen
Salat zu essen, den man selbst hatte
wachsen sehen!
Einen Monat später bestand das
Vergnügen, das den Gatten ihre neue
Lebensweise, verschaffte, zwar immer
noch, doch die Begeisterung war etwas
weniger ledhaft, die Freude hatte sich
etwas beruhigt. Gelinot bcgotz wen,
aer. aber Madame harkte noch immer.
sedoch ohne großen itTer. Troyoem
war der Ankauf einer Schildkröte und
zweier Kaninchen zu dieser Zeit die
Quelle einer glücklichen Zerstreuung
Es kamen die Hundstage, nd die
beiden Gatten waren sich einig darüber,
datz man wirklich nicht mehr ausgehen
konnte: die Hitze war unerträglich. Sie
brachten die Tage in ihrem Zimmer zu,
zogen während der Hitze die Vorhänge
zu und schlössen die Fensterläden aus
Furcht vor den Mücken. Den Nach
mittag über zog sich die Unterhaltung
recht langsam hin; sie hatten sich jetzt so
wenig zu sagen. Sie spielten wohl ein
Paar Partien Piquet, doch nur der
Ehre halber, und daS war nicht bcson
derS aufregend.
Eines TageS nach dem Frühstück hatte
Herr Gelinot, der seine Zeitung laS.
die Unklugheit. die Augen zil schließen;
Madame Gelinkt, die gerade an einer
Stickerei arbeitete, fühlte es wie Blei
auf ihren Wimpern lasten. Alle beide
schliefen ein, und von nun an nahmen
fte diese süße Gewohnheit nach jeder
Mahlzeit an. Ader der Ex-Restaura-teur
erklärte, um die Würde des Hauses
zu retten, sie hielten nur einfach Siesta
und hätten sich entschlossen, nach orien
talischer Manier zu leben.
Nie hätten sie eS sich eingestanden,
aber die Thatsache drängte sich ihnen
auf, fte langweilten sich, die guten
Leute! Sie hatten alles, um glücklich zu
sein; sie fühlten das Leben, das sie sich
stets gewünscht; keine Sorgen mehr,
keine Aufregung, aber sie langweilten
sich. Du lieber Gott, man bricht eben
nicht ungestraft mit den Gewohnheiten
von fünfundzwanzig Jahren.
Glücklicherweise brachte im Laufe des
Monats August ein langerwartetes Er
cignitz in die Eintönigkeit ihres Glückes
etwas Abwechselung. ES war der Ge
burtStag der Madame Gelinot, und
ihr Gatte hatte beschlossen, denselben
würdia durch ein großes Festmahl zu
feiern. Er sollten vierundzwanzig Gäste I retten !"
ihren großen Haussrauenkord
AlS fte ganz roth, aber mit strahlen-
dem Gesicht nach Hauie zurückkehrte,
tonnte ihr Gatte nicht umhin, zu ihr zu
sagen: .
Man möchte beinahe glauben. Dir
wäre ein große Unglück begegnet."
UebrigenS war auch er. wiewohl cr ,
eine würdige Miene annahm, entzückt.
Man sollte sehen, ob er seine alten Ta
lente noch bewahrt hatte. Schnell band
er sich eine Schürze um, setzte seine
Mütze, die er wic eine Reliquie bewahrt,
auf den ,siopf. kremple die Hemdärmel
auf und wurde für einige Stunden
wieder der geachtete Küchenchef, den so
viele Pariser Magen in dankbarer Erin-
nerung behalten hatten.
Man braucht wohl nicht erst zu be
merken, daß daS Diner, daS nach allen
Regeln der Kunst umhergereicht wurde,
einen außerordentlichen Erfolg gehabt
hatte; namentlich war eine bestimmte
Schüssel der Gegenstand einer begeister
ten Lobrede. Und Herr Gelinot empfing
von einem der Gäste einem Notar und
Gcmeinderath das für seine Eigcn
liebe schmeichelhafteste Zeugniß; diese
bedeutende Persönlichkeit zog ihn im
Lause deS Abends bei Seite und fragte,
ob er wohl geneigt wäre, ihm einen
großen Dienst zu erweisen.
Sie wissen", sagte er zu ihm, ich
verhcirathe in den nächsten Tagen
meine Tochter und hatte die Absicht,
das Hochzeitsmahl aus Paris kommen
zu lassen; doch wenn Sie meiner Köchin
einige Rathschläge geben wollten, so bin
ich überzeugt, daß wir nur Triumphe
der Kochkunst auf dem Tisch haben
werden."
Herr Gelinot versprach weit mehr als
seine Rathschläge; er würde da? Mahl
selber bereiten, und seine Frau würde
die Einkäufe besorgen.
ES war eine harte Arbeit, der aber
ein wahrer Triumph folgte. Mit einem
Schlage verbreitete sich der Ruf des
Ehepaares über die ganze Gegend, und
da man andererseits erfuhr, datz sie von
einer unglaublichen Gefälligkeit waren,
so wurden sie in jeder Weise gebrand
schätzt. Die Einen baten um ein Rezept,
die Anderen um eine Handreichung bei
einer delikaien Sauce. Bald nahm
man die Gewohnheit an, sie ungenirt
zum Mittag oder Frühstück einzuladen,
doch unter der Bedingung, da, Herr
Gelinot die Küche besorgen und Madame
Gelinot auf den Markt gehen würde.
Das Ehepaar wurde mit Aufträgen
übcrflulhct. Bald stand der alte
Restaurateur in dem einen, bald in
dem anderen Haus am Herd, während
seine Frau ihm half und die Arbeit von
zwei bis drei Küchenjungen versah.
Eines Abend, als die beiden Gatten
wieder ermüdet und zerschlageil nach
Hause zurückkehrten, sagte Madame
Gelinot mit sanfter Stimme zu ihrem
Gatten:
Mein Freund, ich habe eine gute
Idee."
Was denn für eine Idee?"
Da wir doch jetzt für so viele Leute
kochen, so wär? es vielleicht daS Beste,
uns bald wieder zu etabliren; daS wäre
weniger anstrengend."
Du haft nicht so Unrecht; in fünf
Jahren könnten wir bei einem gut
gehenden Restaurant eine ganze Menge
Geld zurücklegen."
Dann könnten wir unser kleines
Hau? verkaufen "
Und uns ein Schlotz im Wald mit
eiger Jagd kaufen.
'Und einen Thurm, der auf den
Flutz hinausführt."
Ach, daS wäre herrlich; wic glücklich
würden wir dann fein !"
Das habeich mir immer gewünscht."
Einige Wochen später stand Herr
Gelinot wieder am Herd und Madame
Gelinot ging auf den Markt, diesmal
aber für eigene Rechnung.
Da brjrc Meinn.
In S'rta ist e müuSchenftill.
kenn Deutsch- wird dort gelehrt
Und selbstverständlich werden auch
Die Dichter stark erklärt".
ES war da? Lied vorn braven Mann".
DaS in der letzten Stund'
Der Lehrer seinen vchuiern lvat
Mil lauter Stimme tuiid.
I, ,t wird die Sache repetirt
Und der Herr Lehrer fragt:
Wer weiß BW Euch denn nun wohl
och,
WaS ich Euch jüngst gesagt
Vom braven Mann? Ist Einer da,
Der mir den Ansang nennt
Von jenem wniiderschönen Lied,
Da alle Well ja kennt?'
Da steht der kleine Fritze aus
lind schreit so laut er kann:
Wer niemals einen Rausch gehabt,
Das ist kein braver Mann!"
SdflDtttt Dasein.
Studiosus Süffel (weichn bereits sein
Militärjahr abgedient hat, als er von
einer Kneipe mühsam heimwärts tau
melt): Der Mensch hat'S doch nicht
leicht. Dreimal muß er als Kind,
als Soldat und als Student gehen
lernen!"
Aus der höheren Töchterschule.
Lehrerin: Welchen Zweck hat das
Herz zu erfüllen?"
Pensionärin: Um beim Anblick deS
geliebten Gegenstandes rascher schlagen
zu können!"
Ein Renner.
Weinbändler: Ein Gläschen Roth
wein darf ich wohl trinken, Herr
Doktor?"
Arzt: Rothwein nicht allenfalls
Weitzwein."
Weinhündler: Legen Sie wirtlich
auch so viel Gewicht auf die Färbet"
Nicht der cdc werth,
. . -O. Herr Lieutenant, Sie haben
mein Kind vor dem sicheren geuertode
gerettet; wie soll ich Ihnen für eine
solche Heldenthat danken?!"
Aeh, meine Gnädige, nicht der Rede
werth; habe Gewohnheit, manch
mal ein Kind ans den Flammen zu
wichtig.
Professor (während deS RegenS seine
Stammkneipe betretend): Entschuldi
gen Sie. habe ich nicht gestern meinen
Schirm hier stehen lassen"
Wirth: Leider nicht, aber ich kann
Ihnen ja mit einem anderen aus
helfen!"
Professor: Aber, daS ist ja der
meinige!"
Wirth: Hm, ja, aber nicht der von
gestern diesen haben Sie vor einem
halben Jahre schon stehen lassen!"
Vorschlag zur cöütc.
Untersuchungsrichter (zum Gesäng
iiltzwürter): Nachdem also, wie Sie
sagen, die Arreftlokale momentan sämmt
lich überfüllt find, müssen wir halt sehen,
wo wir den Mann einstweilen unter
bringen können!"
Vagabund: O bitte, Herr Unter
suchungsrichter. machen Sie sich doch
meinetwegen keine Umstände ich
komme halt dann lieber ein andermal
wieder, wenn'? angenchm ist!"
Rcingefeillen.
Fritzchcn sührt mit Onkel und Tante
auf der Eisenbahn und hat besondere
Freude daran, sich zum Fenster hinaus
zulchnen, trotzdem ihn der Onkel mehr
fach warnt. Der Onkel sinnt auf ein
Radikalmittel. Als Fritzchen wieder
hinaussieht, nimmt er ihm plötzlich von
hinten den Hut weg und versteckt ihn.
Onkel: Siehst Du. nun hat Dir
der Wind den Hnt fortgenommen!"
Fritzchen weint.
Onkel: Na, sei nur gut, ich werde
ihn gleich wieder herdeizaubern, sieh nur
noch einmal zum Fenster hinaus so
Eius zwei drei!" (setzt ihm den
Hut rasch wieder auf den Kopf).
Fritzchcn (begeistert von dcr geheim
nitzvollen Kunft'des OnkelS, wirft schnell
seinen Hut wirtlich zum Fenster hin
au,: Bitte, Onkelchen, mache doch
das Kunststück noch einmal."
Kindermund,
Der Heine Otto: Warum ist denn
Ihre Nase so zerschuuden?"
Besuch (Radfahrer): Beim Radfah
ren, mein Kind!"
Der kleine Otto: Na, dann fahren
Sie doch nicht so nahe mit der Nase auf
der Eide!"
Guter !Zaih.
Verlierst Du Deinen Bräutigam
Und hast Du nur den einen,
So magst Du ihn mit stillem Gram,
Wie sich's gebührt, beweinen.
Doch ende Deine Trauer bald
Und tröste Dich bei Zeiten,
Sonst, liebes Mägdelein, wirst Tu alt
Und kiiegst dann keinen zweiten!
poetisch angehaucht.
Dame: Und unser Picknick; ge
denken Sie feiner noch?"
Herr: Und ob! Ewig wird mir
Ihr herrliches gebratenes Spankerkel
vor meiner Seele schweben!"
fy-pcrbel.
Serg ant (zil einem Soldaten, der
beim Appell mit einem aufgekrempten
Hosenbein auf den Kasernenhof kommt):
Müller, Sie wollen hier wohl vor ver
sammeltem Kriegsvolk als Balleteuse
ufftieten!"
Unerwartete Wendung.
Vater: Meine älteste Tochter hat
einen Buckel, dafür gebe ich ihr 100.000
Mark mehr mit."
Bewerber: Herr Kommerzienrath,
haben Sie vielleicht eine Tochter mit
zwei Buckeln?"
IK'ch etwas Sicheres.
Schau'. Alte, ich feh' wirtlich
nicht ein, warum Du unsere Fanny
nicht den Ofsizial heirathen lassen willst !
Es ist ja richtig, so ein Beamter hat
vorn und hint'n nix aber das hat
er holt doch sicher ff
vcrschuappt.
Liebe Emilie. willst Tu nicht heute
Nachmittag 'mal zu mir kommen und
die vielen schönen Geschenke ansehen?"
.Bitte, entschuldige mich, aber der
Arzt hat mich vor jedem Aerger ge
warnt,"