5 r L ljählung an tan ftben von Sri, taue. Nach anstrengenden M.:rchen hatten Die beiden Bataillone kinkS Infanterie Regiment? endlich um 9 Uhr Abend? in einem kleinen Dorfe 'Ruft gemacht. Der ia"1 war unbarmherzig heiß ge Wesen. Das hatte seldft der Oberst ff sagt. Eine Stunde, nachdem die Cuattiere bezogen waren, fanden sich die Ossiziere beider Bataillone im Gafthose Zum deutschen Kaiser" ein. Der Wirth hatte zu thun, um allen Wünichen seiner (toaste gerecht zu werden. Um den Stammtisch' an dem sonst der Arzt, der Schmied und einige unverheirathete Inspektoren de? Rittergut? mit dem Wirth die wichtigsten Fragen erÖrter ten. saßen jetzt die Hauptleute und einige allere Offiziere. Eben halten fte aus einer Pigarrenlifte des Wirth? die sau. bersten Karten hervorgeholt, als ein Mann der zweiten Kompagnie haftig in der Thiir erschien. Beim Anblick der Borgesetzten verließ ihn der Muth. Er ging auf den Wirth zu und sprach leise einige Worte. Die sitns Herren am Spieltisch be merkten den Soldaten erft, aU: der Wirth zu einem der Hauptleutc trat und ihm zuflüsterte: Der Hm Hauptmann Tiez möchte einmal 'rauskommeni einem Soldaten der zweiten Kompagnie ein ist Unglück zugestoßen." Der Angeredete erhob sich und verließ nach einer kurzen Entschuldigung mit dem Soldaten den Gasthof. Die an deren Herren setzten ihr Spiel ruhig fort. Nach Verlauf einer stunde kam der Hauptmann Tiez zurück. Er sah an gegriffen auZ, weigerte sich auch, an dem Spiel noch Theil zu nehmen. Die Frage, waZ denn lo? war, beantwortete er kurz : Ach, lassen Sie nur eklige Sache!" Trotzdem erzählte er sehr bald. Ein Mann meiner Kompagnie ist auf der Treppe ausgerutscht und hat das Genick gebrochen. Bor einer Biertelstunde ist er gestorben." Dem Hauptmann Tiez schien der Borfall ungewöhnlich nahe gegangen zu sein. Das merkten die übrigen Herren. Sie gaben sich deshalb doppelte Mühe, den Kameraden aufzuheitern. Es wollte nichts werden. Tiez wurde immer stiller. Plötzlich die Herren hatten nach und nach ihr Spiel wieder aufgenommen begann er zu sprechen: Wiffen Sie, meine Herren, der Fall hat mich mehr aufgeregt, als Sie viel leicht begreiflich finden. Einer der uu glücklichsten Tage meines Lebens ist vor hin so lebhaft in mir wach geworden, ich mus; Ihnen das auch erzählen. Sonst habe ich keine Ruhe, auch keinen Sinn für was Anderes." Die Kameraden legten die Karten zur Seite und Tiez begann: .Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon 'mal erzählt habe, daß ich einen Bruder hatte, der acht Jahre jünger war. als ich. Er war ein unglaublich fähiger Junge und hatte mit 20 Jahren An sichten über das Leben, als ob er doppelt so alt wäre. Er wurde Künstler. ES wäre wirklich nicht so leicht ge Wesen, zu entscheiden, in welcher Kunst er daS Bortrefflichste leistete. Der Junge dichtete, malte, er komponirte. Dabei war er kein Kopfhänger; nicht so einer mit langen Haaren, einer Sammtjacke und schmutzigen Nägeln. Selbstverständlich war er der Liebling Aller. Eine große Unart mehr wohl Unerfahrenheit hatte er. und so oft ich auf Urlaub nach Hause kam, fing er davon an. Weiß der Kuckuck, aus wel chem Philosophen oder von wem er sonst seine Anftchten ableitete; kurz und gut, der Soldatenstand war in seinen Augen etwas Lächerliche?, eine gänzlich blödftn nige Einrichtung. Solange diese Ansichten Rederei blie- den. Iicnen wir lim. lir wußte im : Uebrigen so Bieles. bewies fast für jeden Stand ein so tiefe, ernstes Berftänd niß; wir hatten ja auch unsere Sch:vä chen, unsere Abneigungen. Auch blieb er, trotz seiner zwanzig Jahre, in unse ren Augen ein Kind. Ich weiß eS noch, als wenn eZ gestern wäre. Wenige Wochen, ehe ich Pre Mierlieutenant werden mußte, wurde er zum einjährigen Dienst eingestellt. Seine Abneigung hatte sich mit zedem I Tag, je näher dieser Zeitpunkt heran- gekommen war, gesteigert, uu euoiicy der Tag der Einkleidung anbrach, soll ez wie meine Mutter mir schrieb beängstigend um Waltcrchen ausgeschaut baden. Erft ein halbes Jahr spater wurde ich. unter Beförderung zum Premier- j Lieutenant, in das Regiment meiner; Vaterstadt versetzt, in welchem mein! Bruder sein Jahr abdiente. Mein alter Oberst hatte sich auf Bitten meines 8$a terS bei dem neuen Oberst für mich ver wendet; so kam ich sogar in dieselbe Kompagnie mit Walter. Ich hatte bei der ersten Nachricht von meiner Persetzung, die nebenbei eine ziemliche Auszeichnung war, ein gewisse? Unbehagen empfunden, als ich an mei nen Bruder dachte. AuS Briefen der Mutter hatte ich allerdings gesehen, daß Walter ganz munter sei. Der Dienst mache ihm Spaß und seine Vorgesetzten hätten sich gelegentlich lobend über ihn geäußert. Und als ich am Tage des Eintrittes in das neue Regiment erfuhr, daß Wal ,ter zum Gefreiten befördert war. schwand Dcr Sotmlaasaall j o AOhrGOND l tt. Beilage zum Ncbraola Staats -Älnzcigcr. ?!o. 83. meine Angst, wieder den alten Starr- köpf in ihm zu finden, der uns Solda . ten Tagediebe und große Kinder, die mit Säbeln spielen, genannt hatte. In der ersten Zeit ging's auch. Walter war zum April eingetreten und jetzt war Anfang November; die Rekru- ten wurden jeden Tag erwartet. Walter hatte sich mir. außer draußen auf dem Hofe vor versammeltem Kriegs voll, auch aus meiner Stube in der Za i ferne vorgestellt. Ursprünglich hatte ich bei den Eltern wohnen wollen. Ta , aber mein Bruder dort wohnte, unter liefe ich eS; noch dazu, da mir in der Kaserne zwei sehr nette Zimmer ange- boten wurden. Die Rekruten kamen und damit be- gann rege? Treiben. Walter war von den vier Emiährigen der Compagnie der Einzige, der nach dem halben Jahre Gefreiter geworden war. Er wurde daher bevorzugt und nahm oft Theil an der Ausbildung der 9te kruten. Der ältere Premier Lieu tenant hatte zur Wiederherstellung seiner Gesundheit drei Monate Urlaub nach dem Süden; ich führte deshalb, wenn der Hauptmann nicht da war, die Compagnie. Die Ausbildung der Re kruten nahm ihren gewohnten Gang. Ich muß hier bemerken, daß ich früher nicht der ruhige, fast rücksichtsvolle Sol dat war. der ich heute bin. Im Gegen theil. Ich war sehr streng, leiden schaftlich, fast jähzornig. Und mich täglich. Ein Gefühl der Ber antivortung, welche? ich mir nicht recht erklären konnte, lastete auf mir. Bon den behandelnden Stabsärzten erfuhr ich, daß Walter einen nicht undcdeu tenden Gelenk'Rheumatismu? bade. Ich weiß nicht, ich tonnte nicht daran glauben. Immer wieder stellte ich mir die kerngesunde Gestalt Walter'S vor. Wie sollte der zu diesem Leiden gekommen sein? eines Tages eryieii icy einen Brief von Walter. Kurze, oft unfaßliche Sätze. Ich habe den Soldatenstand ge- haßt. Du weißt das. Beim Dienen habe ich Tag und Nacht gekümpft, gegen meine Empfindungen. Meine äußerliche Ruhe hat Alle bestochen. Du siehst ja, ich bin sogar Gefreiter" geworden. Als Einziger! - Aber seit Du im Regiment bist, HanS! Ich kann Dir meinen Zustand nicht beschreiben, Galgenhumor Reichen. viel ärger als je die schön Du hast eS ja auch gemerkt. Ich höre noch Deinen Ruf: kommen Sie in einer Stunde auf mein Zimmer! - Weißt Du. Hans, was mir fehlt? Nichts!! Weißt Du, warum ich hier bin?? Um nichts! Doch ja! Aus Furcht vor mir selbst. Ich habe Dir ein Leid zufügen wollen. Du solltest auch nicht Soldat sein. WaS habe ich ge kämpft!! Damals, c!5 ich ..Mein Weid und ich. können tanzen, Sie mit dem Bettelsack, ich mit Ranzen." Da? klang schier als Leitmotiv durch das wüste, tolle Treiben. Zu den Vaganten und Bettlern hatte Ta, sich heute auch ein junger Mensch gesellt. der freilich nicht dieser Zunft angehörte, aber gern dabei war, wo eS toll und lustig zuging und wo man der Alltags sorge ein Schnippchen schlug. Werner Stanffacher trug nicht nur einen in der Schweiz geachteten Namen; er war auch wohlhabender Leute Kind; aber er hatte den Bater früh verloren und die Mutter war zu schwach gewesen, um ihren ein zigen Sohn unter die rechte Zucht zu nehmen, der eZ nach dem Tode der al- ten Frau so bunt getrieben hatte, daß sein hübsches Besitzthum vergantet wurde geht'S freilich an den Kragen, der wird gehängt!" O. sagt da? nicht! rief Helene ganz entsetzt. Gewiß, kr hat den Riesen Niklas 0em todt gestochen, dafür wird er gehängt, das ist Gesetz!" Aber er hat's nur au? Nothwehr wunderte und er jetzt al verdienen mußte. Melkknecht fein Brod' zeigt? gethan!. Hilft nichts, er wird gehängt, ich kenne die Gesetze," erklärte der Bader mit großer Sicherheit. Und ist ihm gar nicht zu helfen?" fragte Helene. Ja. wenn der Werner einen Advo taten hätte, der könnte ihn wohl vom Galgen loZschwatzen, aber da? tostet viel Geld!" Einen Advokaten! Helene ließ einen Augenblick den'Kopf hängen, aber dann blitzte ihr ein Gedanke durch daZ Hirn. War nicht der Advokat Grimmbacher ihr Pathe? Hatte der alte Herr sich. nicht stets liebenswürdig gegen nc ge- fchluß erhoben. Und so geschah H, wie die Chronik berichtet, daß ,n Itoei sau ein zum Zode Beurtheilter, um Kosten zu sparen, noch einmal am (Hai gen vorbei kam. der ihm bereits gewinkt hatte. Werner Stauffacher mußte freilich die kleine Republik sogleich verlassen; nun. er brauchte nicht weit zu gehen und kam bald über die Grenze. In WiggiS fand er schon ein Unterkommen. Die harte, schwere Prüfung muß'e doch nicht spurlos an ihm vorübergegangen sein ; der früher so leichtfertige Bur sche zeigte sich jetzt völlig verändert, er hielt sein Geld zu Rathe, und nachdem er Helene als fein Weid heimgeführt hatte, gelang eS ihm, ein kleines Heim weisen zu kaufen, auf dem er glücklich und zufrieden, im Kreise der Seinigen ein still bescheidenes Dasein führte. Er war der beste und solideste Ehemann geworden, hatte er doch seiner Helene, die bis in ihr hohes Alter eine viel de Schönheit blieb, sein Leben zu verdanken. Obwohl die Bettler tuchweih noch immer abgehalten wurde, nach der Nachdarrepudlik Gersau zog eS Werner Stauffacher nicht mehr. Braulwniu in :kanV. Zu jenen Ländern Europas, in denen sich urulte Sitten und Gebräuche di? auf den heutigen Tag erhalten haben, gehört in erster Reihe Rußland. Ein bekannter Ethnograph, der das Innere Rußlands bereift hat, schildert eine noch aus urulter Zeit herstammende eigen artige Brautwahl folgendermaßen: Auf den Dörfern im Innern Rußlands Rasch entschlossen, suchte sie den Herrn wehe dem, der noch mit der Wimper in Dein Zimmer schlich. zuckte, wenn ich Ruhe geboten hatte. HanS, ich wollte Dir in Mein Urtheil über die Leistungen , Hand durchschießen. ulkineS BruderS bildete ich mir sehr bald. Ich hatte damals in der Ferne gehört: er ist ein guter Sol dat geworden. Er beweift Luft und Liede zum Dienst und scheint gefeit gegen das Erwachen früheren Hasses zu fein. Zu meinem großen Erstaunen fand ich das nicht. So oft Walter einen kleineren Zug felbstftündig führte oder die Mannschaf ten turnen oder fechten ließ, bewies er Umsicht, Geschick und Ruhe. Sobald ich aber das Eommando übernahm und er nichts mehr zu sagen hatte, war eS mit seiner Ruhe, wie mir schien sogar mit seinem guten Willen, vorbei. Anfang? glaubte ich mich zu täuschen. Wahrhaftig! der Nacht die - Dann aber hat mich das Bild von Mama so strafend angesehen, da habe ich mich ohnmächtig gestellt, als ich mand kommen hörte. war Dein Bursche, HanS! Das weißt Tu ja. HanS! Ich be schwöre Dich. Tu weißt ich kann so manches , wozu muß ich Soldat sein ? ? ! verstellt. thue eS täglich. Selbst die schlauen Stabsärzte glauben an meine Krankheit. Ich be schwöre Dich, HanS ! Sage Du nun Keinem etwas, sondern komm' erst zu mir! Neulich war der Adju- tant bei mir ich kann in we- nigen Tagen entlassen werden, frei sein , wenn Du Dich für mich Der junge Bursche fragte freilich wc-: Pathen auf. und der alte Herr, der ein nig danach, daß sein väterlich Erbe so Gesicht ,hatte. wie Pfeffer und Salz ge rasch in die Brüche gegangen, er lebte j mischt, zeigte auch wirtlich eine Art froh und sorglos in den Tag hinein. ; Lächeln, als Helene in seine Schreibstube und wenn er das Bieh auf die Berge! trat. trieb, dann jodelte er mit seiner frischen Sie erzählte ihm kurz und bündig Stimme so lustig in die Welt hinaus, j da? Geschehniß, und als sie geendigt als gehöre ihm diese schöne Welt ganz ! hatte, nahm er uachdenklich eine Prise, allein. Schon gut, Nothmehr! Aber Todt- Auch heute trieb sich Werner unter j schlag bleibt'S immer, da wird kein dem nach Gersau geströmten Bettlern großes Federlesen gemacht, besonders übermüthig herum; er hatte für diesen i mit Leuten, die sich auf der Bettler- Tag sein Bieh der Obsorge eines Ka! kirmeß herumtreiben!" Das wäre ja doch ein kaum zu stUui verwendest! HanS, Hans! Wer bender Eigensinn gewesen." sagte ich zu : rathe mich nicht. Komm zu mir, wenn mir selbst. : Du mich nicht verachtest. Heute Nach Ich prüfte darum lange, kam aber zu ', mittag. Ich habe die Aerzte gebeten, meinem Schmerz doch auf die erste Ein ' Dich sehen zu dürfen. Natür- pfindung zurück ES war so. Der Junge war also entweder in meiner Gegenwart einge schüchtert, oder sein ganzes Auftreten, feine Schneidigkcit, seine Pflichttreue und Liebe zum Dienst, die ihm nachge sagt wurden, waren Berstellung. Ich beschloß, ihn nochmals zu beod- lich muß ich Komödie spielen, lache nicht, wenn Du mich so siehst. Ich gehe mühsam auf Krücken, wie Onkel Excellenz. Gott im Himmel, HanS! Ich schreibe Dir das so Alles, Du bist doch aber mein Bruder! Ich er flehe Dein Kommen. Walter." Eine Thräne stahl sich dem Haupt mann Tiez aus den Augen. rneraden übergeben, denn er durfte doch bei der Bettlerkirchweih nicht fehlen, wo Je eS so toll zuging, wie eS ihm gerade am ES besten behagte. Heute war Werner Stauffacher ganz besonders glücklich; er hatte eine Prachtdirne an seiner Seite; Helene Bruner galt als das schönste Mädchen in der ganzen Republik, und Ich habe mich j eS war ihm gelungen, sie zu überreden, daß sie wenigstens auf ein halbe? Stündchen mit ihm kam, um sich daZ lustige Treiben einmal anzusehen. He lene gehörte nicht zu dieser leichten Sorte; sie war ein kreuzbraves, ordent liches Frauenzimmer," wie man noch heute in der Schweiz sagt, aber fie liebte den hübschen, stattlichen Burschen über alle Maßen, und so war Helene heute seiner Einladung endlich gefolgt, aber sie hing doch etwas ängstlich an feinern Arme und schaute nicht ohne Furcht und Zagen in das wüste, tolle Treiben. Wie noch Werner, die Geliebte am Arm, übermüthig froh umherstolzirte, kam ein betrunkener Vagant auf ihn zu, Ach. einziger, lieber Herr Pathe, retten Sie den Werner! Ich werd'S Ihnen mein Lebtag nicht vergessen. Sie sind ja so klug und gelehrt und Sie werden ihn schon losdringen. O, ich bitt' sehr schön!" Der alte Herr betrachtete mit Wohl gefallen sein Pathenktnd. In ihrem Schmerz und in ihrer Verzweiflung war das Mädchen von einer wahrhaft rührenden Schönheit, und fein vom "jus" längst ausgetrocknetes Herz em pfand ein ehrliches, tiefes Mitleid. Ja, zum Tode werden sie ihn schon verurtheilen," sagte der alte Advokat, und IS Helene bei diesen Worten, wie von einem furchtbaren Schlage ge troffen, zusammenzuckte und die Hände laut schluchzend rang, setzte er begüti gend hinzug: Na. weine nicht, vom Urtheil bis zum Galgen ist immer noch ein weiter Schritt, und ich will sehen, was sich thun läßt!" Schweren Herzens verließ Helene den Advokaten, sein Ausspruch hatte zu und als er der hübschen Dirne ansichtig wenig tröstlich gelautet wurde, rief er lachend aus: Von der muß ich einen Kuß haben!" und er der- suchte auch sogleich, sein Verlangen zur Ausführung zu bringen. Werner, empört darüber, versetzte dem Trunkenen einen so kräftigen Stoß, achten. Es war am Tage der Rekruten-Be Nun, meine Herren, ich bin zu ; daß der riesengroße Kerl zurücktau sichtigung. Alles war bis jetzt wie am Ende! Als ich am Nachmittage in das j melte. Eine solche entschiedene Abwehr Schnürchen gegangen. Jetzt kam daS Lazareth kam, sah ich meinen Bruder ! hatte der Vagant nicht erwartet, er Turnen. Die einzelnen Rotten wurden im langen Lazareth - Anzug an zwei! schrie zornig: Na, warte. Kleiner, das Krücken mir entgegen kommen. ; sollst Du büßen! Mit dem langen AIS er mich sieht, strahlen feine Züge. Niklas ist nicht gut Kirschen essen!" Er will die kurze Treppe herunterkom men mir entgegen : da stürzte er über die Krücken, und so unglück- zu den verschiedensten Gerätben geführt Um kurz zu sein: die Riege, die mein Bruder vornehmlich einexerzirt hatte, versagte vollständig. Der Oberst sprach seinen Unwillen über die grenzenlose Schon wenige Tage später wurde Werner Stauffacher der Prozeß gemacht. Man war sehr verwundert, daß der tüchtigste Advokat in der Republik seine Vertheidigung übernommen hatte; aber noch mehr erstaunte man, als Grimm bacher gar nicht bemüht war, die That des Angeklagten in ein günstigeres Licht zu rücken, im Gegentheil ganz kurz er klärte: Ja, meine Herren Richter, der junge Mensch hat den langen Niklas auf der Bettlcrkirchweih todt gestochen, lich, daß er das Genick brach. Ich stand an der Bohre, auf der fie ihn in fein Zimmer getragen hatten. Er drückte mir die Hand und starb. Am nächsten Tage wurde mir sein Paß zugestellt. Darauf stand : Schlappheit aus. Wir bekamen Alle unseren Rüffel, vom Hauptmann bis zum Unterosfizier. Nach der Borstellung treffe ich Walter. i Er geht stramm an mir vorüber, grüßt und lächelt, als ich ihn wüthend an j sehe. Ich rufe ihn an: Tiez! kommen sie ; in einer Stunde zu mir, auf mein Zimmer!" Jawohl Herr Lieutenant!" Er kam nicht. Bei der Instruktion? stunde, die ich am nächsten Morgen ab hielt, wurde er al? fehlend gemeldet. Auch am nächsten Tage kam er nicht zum Dienst; er war verschwunden, ohne Urlaub, ein ü.'centch hatte ihn ge-j sehen. Ein Zufall fügte es, daß der Das liebliche Gersau gilt al? Ueber Hauptmann direkt nach der Besichtigung gangsstation für die Kranken, die im auf zwei Tage fort war; so konnte ich ! Frühling aus dem sonnigen Süden Walter's Verschwinden noch geheim ; wieder in die deutsche Heimath zurück halten; umsomehr als ich sicher ver- kehren, und eS liegt auch ganz anrnuthiq I.i. It.. . CYl - X IX V-JL. X. I ., 1 n Vi . . . V muiyeie, iqn am aaMiiillge oocy nocv. , in seiner riesigen ergwicae, dort am Der Trunkene schien plötzlich nüchtern ! und nach unseren Gesetzen muß er dafür geworden zu kein; er zog ein Messer gehängt werden." hervor, das er in feinem Stieselscbdt Die Richter steckten die Köpfe zu- verborgen gehalten, und stürzte damit samrnen. eine solche Vertheidigungsrede wuthentdrannt auf Werner los. Der Bagant würde auch sicher feinem Geg ner das Messer in die Brust gestoßen haben, wenn nicht Helene mit einem verzweifelten Schrei dem Riesen in den Arm gefallen und so dem Messer eine aut Enticheidung der HuliS-Ober-wandere Richtung gegeben hätte. Sie Ersatzcommission vom al? fcld-! selbst aber trüg freilich dabei eine und garnisondienftunfühig anerkannt Die Bettlerkirchwcih. (srähliing nach einer wahren egcbenhci! von L n d w i g H a b i ch l. bei den Eltern zu finden. Auch dort war er nicht gewesen. Dagegen fand ihn mein Bursche am dritten Tage ohnmächtig in meiner Schlafstube auf der Diele liegend. Wo er gewesen, warum er sich fast drei Tage vorn Dienst fernhielt, blieb mir während langer Wochen un erklärlich. Er verweigerte im Lazareth, wohin er noch an demselben Tage ge schafft wurde, jede Auskunft. AUeS, was man aus ihm heraus- brachte , war: er fühle sich so schwach! Er habe Stiche im ganzen Körper und vieles andere. romantischen Bierwaldstättersee. Im vorigen Jahrhundert versammelten sich in diesem reizenden Erdenwinkel an ge wissen Tagen im Jahre ganz andere menschliche Zugvögel; dort wurde die sogenannte Bettlerkirchweih" abgehnl ten, und von weit und breit strömten die Gauner und Vaganten herbei, um hier in der kleinen Republik ein freies, tolles Leben zu führen, denn Gersau war zu jener Zeit noch ein selbststündi ges Republikchen, bis es im Jahre 1820 dem Kanton Schwyz einverleibt wurde. Und auf solcher Bettlerkirmeß ainci Als ich ihn zwei Tage später besuchen ! eS sehr übermüthig zu; an diesem Tage wollte, sagte mir der Lazareth-Gchülfe, vergaßen die Bettler ihr Elend und ihre daß der Arzt jeden Besuch streng ver-! Noth; sie sangen und jubelten mit den boten habe, auch von mir. Zwei Mo i vom Schicksal Begünstigten um die nate ging das so fort. Ich erkundigte ! Wette, ja, fie trieben es wohl in ihrem Wunde davon. Nun gewahrte Werner, daß es hier auf Tod und Leben ging; es gelang ihm, dem Wüthenden die gefährliche Waffe aus der Hand zu winden, und wie eS gekommen, er wußte es selbst nicht; aber im nächsten Augenblick brach der Riese zusammen und ein mächtiger Blutstrom drang aus feiner Brust. Noch ein kurzes Röcheln und der Vagant hatte sein Leben ausgehaucht. Da waren schon die Häscher an Wer ner's Seite, fie legten ihm Handschellen an, und wie auch Helene flehte und bat, daß ihr Geliebter ganz unschuldig sei, er wurde ohne Weiteres in's Ge- fängniß geschleppt hatten sie doch noch nicht gehört, aber Grimmbacher fuhr mit großer Ruhe fort: Ja. der junge Werner Staus facher hat den Tod durch Henkershand verdient, aber, meine lieben Freunde, wir müssen uns doch die Sache ein wenig überlegen. Wir haben in unserer Republik keinen Henker, und Gott sei Dank, bislang keinen nöthig gehabt; wir müssen ihn erft aus Basel oder Zürich kommen lassen, und das kostet ein heidenmäßiges Stück Geld; er dringk noch seine Leute mit und wir haben an Reisespesen und Erecutions kosten so viel zu zahlen, wie die beiden Kerle, der Werner und der Todte, nirn mer werth sind, und daß der lange NiklaS unter die Erde gebracht ist, dar über können wir Alle, meine ich, herzlich froh fein !" i herrscht um die Weihnachtszeit eine alte ! Sitte, deren Folgen oftmals für zwei j Menschenleben verhüngnißvoll geworden I sind, sei es zur Freude oder zum ! Leid. Gewöhnlich kündet einer der angesehensten Bauern im Orte an, daß die Festlichkeit bei ihm abgehalten wer den wird, und eiligst begeben sich dann alle jungen Männer aus der Umgegend in das gastliche Hau?. Ihnen folgen in geziemender Langsamkeit, aber nicht weniger eifrig die Dorfschönen. E? wird getanzt und gesungen, Spiele wer den veranstaltet und Räthsel gerathen alle? die? ist aber nur das Borspiel zu dem großen Ereigniß, wo der Zufall zum Handlanger der Liebe gemacht wird. Wenn die richtige Stunde ge kommen ist, giebt die Wirthin ein Zeichen und zieht sich dann, begleitet von sämmtlichen jungen Mädchen, in ein andere? Zimmer zurück. Dort setzen fie sich auf lange Bänke, und die HauS frau umhüllt jede mit breiten Stoff streifen. So feft werden die Mädchen eingewickelt, daß ihre Haare und Ge sichtszüge vollständig unsichtbar sind, dann folgen Hals, Schultern und Arme und die ganze Figar, bis die Gestalt mehr einem großen Wickelkind als einem erwachsenen Menschen gleicht. Dies sind die Vorbereitungen. Die Hand lung spielt sich ad, wenn die jungen Männer, einer nach dem andern, wie eS vorher durch das LooS bestimmt wird, in das Zimmer treten. Jeder Einzelne nähert sich der Reihe von ver schleierten Schönen und sieht sie prüfend an. Augen und Ohren nutzen nichts, nur die Berührung kann helfen. Das Auge des verwirrten Verehrer? sucht durch die verhüllenden Falten hindurch zudringen, um die Persönlichkeit seines Ideals ausfindig zu machen, und wenn er endlich seine Wahl getroffen hat. er hält er das Vorrecht, die umwickelnden Tücher loszulösen und sich von der Identität seiner Erwählten zu überzeu gen. Und jetzt kommt der große Mo ment der Moment des Entzückens oder der Verzweiflung, wenn sich Seele zu Seele in einem LiebeSdlick findet, oder wenn die Enttäuschung auS dem unterdrückten Seufzer und dem gesenk ten Auge spricht. Die Sitte erheischt, daß sich die so zusammengefundenen Paare mit einander vermählen und wenn dies einem der beiden Betheiligten nicht recht ist. hat er eine schwere Geld büße zu zahlen. Aus dieser Lotterie sollen ebensoviel glückliche Ehen hervor gehen wie aus anderen Heirathen, denen eine lange Werbung vorangegan gen ist. ?ff Schusvcr'fch Rappen. Off Schusder'sch Rabben reiden Jfd'S Scheensde off där Wäld. Mer fälld nich dies bein'n Schdärzen ; Da? Reiden gosd't gee Güld. Mer gann an jeden Orde Sich alle? hidbsch ansähen. Mer fiehd dä Blumen bliehen Und hcerd dü Hähne grähn. Mer magk nich Färd und Wagen, Wenn eid und Geisd gesund vier forgd Helene wollte rasch cntschlosfen Wer-! nur für seine Lebenszeit aus unserer ner dahin begleiten, aber man stieß fie rauh zurück, und ein Bader, der be merkte, daß die Dirne am Arme ver wundet sei und daS Blut noch immer an ihrem weißen Hemdärmel herunter lief, zog sie mitleidig in fein Zimmer und legte ihr einen Verband an. Er kannte Helene als ein braocs liches Mädchen, und als er Da; klang den Richtern sehr ver-! X5 'Jt! 1 " 9' tti trnh rnnn .,,...!. N.i. ! Da !? dä Fieße wund. Mer freid sich leweri Weetzen Und iewern fädden Glee. Mer fragd dä fremden Leute Und sagd zun'n Schluß : Haddjeh ! Wie mich'S an Sommerdagen Nach Bärgl und Thal verlangtd ! Gehn draußen droff dä Sohlen, Dä licwe Frau nicht zangkd. nünftig und man nickte zustimmend mit den Köpfen. Nun, ich dächte, fuhr Advokat Grimmbacher fort, wir lassen den Werner laufen und bannen ihn i atfhUMi! hu tft h?r VAfreihti.iUH nüge geschehen und unserem Säckel ist eine hübsche Summe erspart geblieben !" Jetzt ging ein allgemeines beifälliges Gemurmel durch die Reihen der Waise ren Richter. Wo es sich um Geldsachen handelt, hat der Schweizer stets ein ordent-; rasches Verständniß gehabt. Ja, der ihr jetzt Advokat hatte Recht, warum sollte man vorwürfe machte, daß fie sich heute so viel Kosten aufwenden, um ein Ver unter die Baganten und Bettler gemischt , brechen zu bestrafen, daS an der Bett Habe, sagte fie mit trübem Lächeln: ! lcrkirmeß begangen worden ! Wenn der Ja, wenn Ihr wüßtet, wie er mich ge bettelt hat, dtr Werner!" Versteht er daS Betteln so? Und Du bist so vernarrt in ihn? Dem : Bursche auS dem Bereiche der Republik gewiesen wurde, da war er bestraft ge nug, und der Borschlag des schlauen Advokaten wurde einstimmig zum Be- Enttäuscht. Fräulein: Sie haben mir neulich eine recht vergnügte Stunde bereitet. Herr Kritzlcr!" Schriftsteller (geschmeichelt): Sie haben sich mein neue? Lustspiel ange sehen?" Fräulein: Das nicht, aber ich habe Ihnen vom Fenster aus zugeschaut, wie Sie da? Radfahren erlernten!"