Die provmzialen. ÄopfBttit von Henri bf oriti. I. 5i war 25 Iah alt. truz nnm schönen, elegant gestutzten ichaizen Bart, einen nach der leß!cn MoSe ge ardeiteten Rock, hatte 10,000 Francs Rente, genügend viel eist, sehr viel Würde, ein kleines Reftchen Herz und einen hübschen Namen. Trotzdem aber langweilte er sich. Einer TageS ging er die langen rkadcn der K de Rivoli hinunter, als er plötzlich hinter sich j-vei klang volle, heilere Stimmen vernahm; er sah sich um und bemerkte zwei flattncye M mit entzückten Gesichtern und! glücklichen Mienen. AuS ihrer Unter Haltung vornahm er sofort, daß er eS mit zwei Promnzmten zu oun yane. Glückliche Menschen ! Wie sie sich muss ten I Und übet allcS Mögliche ! Ueber die Wagen und die Schausenfter. über die ittdrn und über die Perküiiferinnen. cm:. alt;. Afi fn hi.fe 51DIC llll ,uvv ""i I" j unser junger Freund, ein (.'danke durch den Kops, und er sagte sich: 1 mife nickt, was ick ansanaen soll.' wachen wir eS also wie diese beiden ; Proviiizialen; ich werde ihnen uverau hin folgen und sie den ganzen Tag über nicht lassen." Gesagt, gethan. Leonce folgte den beiden Mannern Überall hin. und als der Tag zu Ende war. gestand er sich, daß er sich wirklich amusnt hatte. Die Stunden waren ihm mit unbekannter Schnelligkeit vergangen, und er hatte in Paris, wo er geboren war, eine Menge .Dinge gesehen, von denen er vorher keine Ahnung gehabt hatte. Dieser Tag blieb Leon in angeneh mer Erinnerung, und er beschloß, sich dasselbe Vergnügen recht bald wieder zu bereiten. DaS Mittel dazu war leicht; Leonce ging alle Tage auf den Boule. vardZ in der Ziue de Siivoli oder im Palais Rrh.il spazieren. Doch zog er bald au leicht begreiflichen Gründen die Provinzialinnen den Provinzialen vor. H)tx Sonniaqsaast. o o IM lZ.. Bcilagr ;nrn cbraska 3taalelnjfiflcr o. 21, den Weg, und eine Stunde später saßen unsere fünf Freunde in einer Laube des von Leonce verheißenen Restaurants, und als man von einander schied, war man fiift befreundet. .Wie schade, mein Herr sagte Herr Dulaurier. wie schade, daß wir uns so spät kennen ge lernt haben; doch waS läßt sich dagegen thun, wir reisen morgen ab." ,Ah bah!" entgegnete Madame Dulaurier, .wenn Herr v. Berdun ein armselige? kleines Dörfchen wie das unsere nicht verschmäht, so könnte er unZ ja nächstens besuchen." .Von ganzem Herzen, Madame." be eilte sich Leonce zu erwiedern. EineS Morgens hielt Leonce gerade seine gewöhnliche Jagd, die Jagd auf die Provinziellen, ab, da bemerkte er einen dicken Mann von etwa sechzig Jahren, der eine Frau von etwa fünf zig am Arme führte, die nvch einige Refte von früherer Schönheit bewahrte. Der Herr sagte: Ich sinde, Madame Dulaurier. daß unsere Mädchen etwa sehr schnell gehen." He. Louise, he, Louisette!" rief Madame. Bei diesem Doppclruf bleiben zwei junge Damen, die einige Schritte vor ausgegangen waren, stehen. Louise war augenscheinlich älter als Louisette wahrscheinlich ihre Schive stcr. wie Leonce dachte. Louise war wenigstens 25 Jahre; sie war groß wie ihre Mutter, stattlich, feierlich und im posant. Ihre Schwester Louisette glich ihr körperlich fast gar nicht, sie war jltn UMAR tein UND fli'ÜUiU. Leonce fand Fräulein Loulsetle rn- y. ..v v, 11 ? v-t nie ii, r nnot) llll UHU UtUUil 11 Will WH Vv vnui mit ganz besonderer Aiismeu,amieii zu folgen. Nach dem Frühstück wandten sich die ! vier Fremden dem Bahnhof Samt Lazare zu, stets von Leonce gefolgt; doch stieg dieser nicht in denselben Wag. gon. und als man in SaintEloud an kam. lieh er sich zuerst nicht einmal sehen. Die DulaurierS gingen in eine der reizenden Alleen des Parkes, Louisette warf den Schwänen Brotkrumen zu, und als sie sich umwandte, sah sie neben sich Leonce stehen, der ebenfalls mit den Schwänen spielte. Louisette stieß einen Schrei aus und eilte sofort zu ihrer Familie. Nach etwa einstündigem Spazier gange fingen Herr und Frau Dulaurier an, 'sich recht ermüdet zu süblcn. Ader mein Gott," rief der Vater, findet man denn hier nicht die kleinste Quelle? Ich falle vor Müdigkeit um und möchte mich gern erfrischen." 9emc( fand die Gelegenheit out. er näherte sich Madame Dulaurier nnd sagte, den Hut abnehmend: .Gnädige Frau, ich kann Ihnen eine ausgezeichnete Quelle zeigen, die in der ganzen Gegend hier berühmt ist." Ich danke Ihnen tausendmal, mein Herr," versetzte Madame Dulaurier. Wenn Sie gestatten, Madame, werde ich Sie selbst hinführen." Der Vpaziergang wurde songeiegi, und es entspann sich eine lebhafte Unter- v,m,- iiiftrt fWm 'TiitTniiricr .i.l.iiL v'.'W- " V"" - . - - . , Madame Dulaurier und Leonce. Der junge Mann besaß Gewandt heit, Geist, und man fand ihn bald reizend. .Man mutz gestehen." sagte Madame Dulaurier, da? Leben in Paris ist recht anstrengend, die Wege sind so lang . . . . " Lieber Vater," rief Louisette. wie wär'S wenn wir bis heute Abend hier blieben?" Bis heute Abend? DaS ist unmög lich wir kennen die Wege nicht und wüßten auch nicht, wo wir diniren sollten." Ä Wenn es weiter nichts ist," beeilte sich Leonce zu sagen, .ich kenne ein hüb. scheS Restaurant mit Lauben. Spring brunnen und Blumen, wo man bester als in Paris dinirt." Die DulaurierS nahmen mit Ver gnügen an. man machte sich wieder auf Zwei Monate später stieg Leonce an einem schönen Herbstadende am Bahn hos von Donai ab. und Herr Dulaurier reichte ihm über daS Gitter die Hand; ein mit zwei schönen Pferden bespannter Wagen trug den jungen Mann und seinen Wirth über die staubigen Land straßen Flanderns dahin. Leonce wurde mit der herzlichsten Freude von Madame Dulaurier, mit einem freundschaftlichen Gruß von Louise, mit einem eigenthümlichen Lächeln vZN Louisette empfangen. Nack dem Diner, das stch diZ in den Abend hinzog, sagte Herr Dulaurier zu Leonce : ..efet schicke ich Sie ohn? Umstünde zu Bett ; nach einer Fahrt von mehre ren Stunden auf der Eisenbahn ist einem der Kops schwer; ich werde sie also auf Ihr Zimmer führen und damit gute Nacht!" A;s Leonce sich allein sah, fing er an, seine Koffer auvipacken ; dann zog er aus feiner Brieftasche ein kokett zusam mengefalteteö Briefchen und fing an. sich dasselbe mit lauter Stimme vorzu lesen. DaS Briefchen lautete folgen- dermaßen : Ich liebe Sie ; wer sollte Sie nicht lieben? Wenn ick VariS verlassen habe. so geschah daS nur, um Ihnen meine Liede zu beweisen, jsett zwei Atonalen habe ich nur an Sie gcdacht. feit dem Spaziergange, der über mein Leben entschied. Oh, wenn Sie mich doch wieder liebten !" Nicht Übel, nicht Übel," sagte Leonce zu sich selbst, ich habe einen Liebesbrief nie öcser vgesaßi. egr yanoen es sich nur noch darum, ihn ihr zuzustellen ; aber wie? Das einfachste Mittel ist immer das beste ; ich werde ihn ihr in ihr Zimmer unter die Thür schieben. . . doch wo ist ihr Zimmer, das ist die Frage... auf jeden Fall werde ich es sehr bald ei fahren ; ich brauche nur auf daS Geräusch der Thüren im Haufe zu achten." Sein Warten dauerte nicht allzu lange, er hörte bald auf dem nämlichen Corridor leichte Schritte, das Rauschen eines Kleides und sah, wie eine Lampe an seiner Thür vorüber getragen wurde. Schnell erhob er sich, öffnete die Thür mit größter Vorsicht, steckte schnell den Kopf vor und bemerkte das Kleid und die feine Gestalt Louisette's, die in ein Zimmer im Hintergrund dc? CorridorS auf der linken Seite eintrat. Unser Held ließ einige Minuten ver streichen, dann ging er mit Wolfsschrit ten nach der Thür, hinter der Louisette verschwunden war, und schob schnell unter die Thür den Brief, den er in der Hand hielt. 4. . Am Morgen, gerade als eS 7 Uhr schlug, wurde Leonce durch einen hestl gen Ruck am Arm geweckt ; an seinem Bett stand ein riesengroßer Mann, der ihn zornig anblickte und ihm zurief : Stehen Sie auf, Herr Pariser, ich bin Ban der Veldc !" Leonce sah den Fremden verdutzt an, antwortete aber nicht. Ich bin Van der Velöe," fuhr der Riese immer wilder fort und drückte den Arm deS jungen Mannes immer hef tiger. ' Na, wenn Sie Van der Velde find, " antwortete Leonce, was wollen Sie denn von mir?" Was ich von Ihnen will? Die Kehle will ich Ihnen abschneiden." Ja. aber..." Keine Erklärung ! Stehen Sie auf und folgen Sie mir!" Leonce hielt es für daS Beste, zu ge- horchen, um fich dieses Originals zu entledigen, und war in wenigen Minu ten angekleidet. Der Riese Van der Velde erfaßte Leonce beim Arm, zog ihn über eine Wendeltreppe und erreichte einen Gar ten, besten Thür er öffnete, die auf eine einsame Straße hinausführte ; dort sah fich Leonce vier Männern gegenüber, die ihm vollständig unbekannt waren. Herr v. Verdun." sagte Van der Velde. die Herren kennen alle die Ursache deS Duells also keine Erlitt rungen weiter!" Aber, verehrter Herr, man schlügt sich doch nicht ohne jeden Grund. . Ah, mein Herr, sind Sie etwa in ... " Leonce war leichtsinnig, abrr er war tapfer ; daher gestattete er Herrn Van der Velde nicht, feinen Satz zu vollen den, sondern sagte eisrig : Ich stehe Ihnen zu Diensten, mein Herr !" Man verließ das HauS und erreichte nach einigen Minuten ein kleines Wäldchen. Leonce war nicht ungewandt im Fech ten, er parirte die ersten Stöße sehr gut, und die Spitze seines DegenS ritzte sogar die Hand seine? Gegner? ; doch dieser, über die Wunde wüthend, machte einen heftigen Ausfall und traf mit der Degenspitze die Brust des jungen Man neS. Der Unglückliche wich zurück und stürzte entsetzlich bleich zur Erde. Sofort eilte Van der Velde auf Leonce zu. neigte fich über ihn und prüfte ängstlich die Wunde ; dann sagte er mit verzweifelter Bewegung und zit ternder Stimme zu den Zeugen : Ich Ungeschickter ! Ich habe die Fache zu weit getrieben !" Leonce reichte ihm die Hand. Ader warum, zum Kuckuck, schicken Sie auch meiner Frau Liedesbriefe? Man schreibt doch einer verheiratheten Frau nicht in einem solchen Stil ! Und was für eine Dummheit, den Brief in ihr Zimmer zu werfen! Ich habe ihn nämlich dort gesunden." Wie!" murmelte Leonce, sie ist Ihre Frau? Ich hielt sie noch für ein junges Mädchen . nun, mein Herr, ich wünsche Ihnen Glück, sie baden eine reizende Frau, und ich habe nie eine hübschere Blondine gesehen." Blondine haben Sie gesagt? Blon dine? Ach der arme Junge, er weiß nicht mehr, waS er spricht ! meine Frau ist brünett, mein Herr, meine Frau ist braun und zwar sehr braun, mein Herr ! Er verwechselt sie mit Louisette ! ja, die ist in der That blond, ja sogar sehr blond." Ader mein Brief war für sie be stimmt !" Was? Für Louisette?" rief Van der Velde entfetzt, oh ich Dummkopf, wa? habe ich da angerichtet!" 5. Ais man nach Hause kam, wurde Leonce ohnmächtig. Als er wieder zum Bewußtsein kam, bot fich ein unerwartetes Schauspiel fei nen Blicken : Herr und Frau Dularier umstanden ihn mit ängstlicher Miene, Van der Velde weinte am Fuße des Bettes. Louise bereitete eine Stärkung, und Fräulein Louisette betrachtete blaß und aufmerk sam den Verwundeten, der, als er sie erkannte, ihr zulächelte. Keine Erklärungen," sagte Leonce, dem Riesen die Hand reichend, Sie selbst sagten ja vorhin: keine Erklärun gen!" Die Heilung dauerte nicht allzulange. Leonce entdeckte in Fräulein Louisette Tugenden, wie er sie bisher noch bei kei ner Pariserin gefunden, und sagte eines TageS zu Van der Velde: Mein wer ther Freund, wenn Fräulein Louisette will, und wenn Sie einwilligen...." Keine Erklärungen!" sagte der brave Riese lächelnd, wir wiffen Bescheid." Und drei Monate später feierte Leonce seine Hochzeit mit Fräulein Louisette Dulaurier. Berlin-annover-cöln. Humoreske von Frih Alexander MoebiuS. Der um 9 Uhr 42 Minuten Abends von Station Friedrichftraße in Berlin abgehende Schnellzug Berlin-Hannover Cöln fuhr dampfend und schnaubend in den Stadtdahnhof ein. Durch die auf- und abwogende, nach einem Eoupee suchende Menschenmenge drängte fich pustend und nach Luft schnappend ein korpulenter, mit Hand gepäck in mehr als umfangreicher Menge beladener Reisender. Schaffner, einen Eckplatz zweiter. Hannover," brüllte er den ersten ihm in den Weg kommenden Schaffner an .schaffen sie mir einen Eckplatz, wo man ein bischen schlafen kann. " Bedauere, alle Eckplätze besetzt." er widerte der vielbeschäftigte Angerufene, machen Sie nur schnell, daß Sie über Haupt noch mitkommen, der Zug geht gleich ab. hier zweiter, ruhiges Eoupee, lauter Damen. Nichtraucher, bitte ftei gen Sie schnell ein. Dabei hatte der Schaflner .schon die Coupeethür geöffnet und wollte den Dicken hineinschieden. Da kam er aber bei demselben schön an. Sie sind wohl schwerhörig, einen Eckplatz will ich haben." erwiderte der Dicke in brüllendem Tone, einen Eck platz, können Sie denn nicht begreifen, einen Eckplatz." Hierbei drückte er dem Schaffner ein Markstück in die Hand. Dem Schaffner erschien der Ticke plötzlich als der höflichste aller Reisen den, und im Nu war ein Eckplatz für denselben gefunden. Mit möglichster Eile wurde er durch die Mge Eoupee thür geschoben, was bei seinem LeibeS umfang keine Kleinigkeit war. die ihm hierbei entfallenen Gepäckstücke wurden ihm nachgeworfen, und der Zug setzte sich in Bewegung. Bitte um die Fahrkarten, meine Herrschaften." Der Schaffner erschien aus dem Tritt breit vor dem geöffneten Eoupeefenftcr und streckte verlangend die Hand nach den Zeugen für das erlegte Fahrgeld aus, um sie der durchlochcnden Kontrolc zu unterziehen. Auch der Dicke reickte ihm fein Billet mit den Worten Hören Sie 'mal, Schaffner, hier haben Sie 'n Thaler, ich will 'n bischen schlafen, wecken Sie mich in Hannover; lassen Sie sich aber nicht abweisen, wenn ich etwa grob wer den sollte, schmeißen Sie mich auf jeden Fall in Hannover 'rau?." Danke sehr, mein Herr, soll ge schehen, werden fich über mich nicht zu beklagen haben, erwiderte der Schaffner, vergnügt lächelnd über das reichliche Tintgeld und verschwand, um seines Amte? an den übrigen Coupee? weiter zu walten. Dem am nächsten Wegen thätigen Kollegen rief er zu: Du Aujust, habe hier 'n feinen Paffagier, furchtbar gro der Kerl, fchad' aber nischt. hat een fei net Drinkjeld jejeben, will in Hannover ausstkigen, schläft 'n bisken feste, helf mir 'man d'ran denken, wir drinken nachher een'n." Machen wir, wenn Du ihm alleene nich' 'rauS kriegst, denn helf ick Dir. ruf mir man, wenn et so weit is." Inzwischen hatte der .feine Paffagier" fich im Eoupee häuslichnieder gelassen und war damit beschäftigt, sein Gepäck unterzubringen. waS bei der Reichhal tigkeit desselben nicht so leicht war. Er schob und drängte daS Gepäck der übri gen Reifenden auf einen Haufen zu fammen und placirte sein eigenes mög lichst bequem. Bei dem Hin- und Her laufen trat er einer im Eoupee ebenfalls anwesenden Dame auf den Fuß, daß diese laut aufschrie, ohne jedoch dadurch den Dicken zu einer Entschuldigung zu veranlassen. Untei. den Mitreisenden wurde bereits ein unwilliges Gcmur mel laut, woran fich der Dicke jedoch nicht kehrte. Endlich hatte er alle? untergebracht und begann nun Toilette zu machen, als ob er fich in feinem Schlafzimmer zu Haufe befände. Er zog die Stiefel aus und dafür bequeme Filzschuhe an, fetzte eine Schlafmütze auf und machte eS fich so bequem wie möglich auf dem ihm zukommenden Platz, wobei er mit der auf demselben Sitz befindlichen Dame in unangenehme Berührung kam, so daß diese in die äußerste Ecke rücken mußte. Mein Herr," ließ fich jetzt der, der Dame gegenüber fitzende Herr verneh men. die Dame ist meine Frau." Werd' sie Ihnen nicht wegnehmen," erwiderte der Dicke grob. Ich muß aber bitten, daß Sie fich hier etwas anständiger benehmen, wir andern haben auch unser Billet bezahlt, Sie können doch nicht das ganze Eoupee für sich alleine in Anspruch nehmen." Mir egal," kam es gähnend von des Dicken Lippen zurück, ich will schla fen." Ja dann hätten Sie fich im Schlaf wagen einen Platz nehmen müssen." er widerte der beleidigte Ehegatte. Zum Donnerwetter, stören Sie mich nicht und lassen Sie mich schlafen, sonst werde ich grob." Der intervenirte Ehegatte sah ein, daß mit dem Grobian nicht? aufzustellen war und stand auf, um seiner Frau seinen Platz einzuräumen. Nun streckte fich der Dicke der Länge nach aus und begann zu schnarchen, als ob eine Sägemühle in Betrieb gesetzt worden wäre. Auf der nächsten Station stieg das beleidigte Ehepaar aus und warf dem Schnarchenden noch einen wüthenden Blick zu. Während dessen hatten fich die beiden Schaffner an der geliebten Kümmel stasche gütlich gethan und wie Aujust" lachend meinte, verschiedene auf den Diensteid" genommen. Einige unter wegS noch genehmigte Biere hatten das Nöthige dazu beigetragen, um die beiden in angeheitertemZuftand zu versetzen, daß j ihr Gang, nachdem der Zug in Station ! Hannover eingefahren war, bedeuten- den Schwankungen unterworfen war. DaS hinderte dem mit vier Mark Trinkgeld bedachten Schaffner jedoch nicht, fein, dem schlafiieaicrigenden Rei senden gegebenes Versprechen, ihn in Hannover auf jeden Fall zu wecken, ein zulösen. Nu aber ran," meinte er daher zu seinem Kollegen. Nu wollen wir 'mal den Dicken ausladen." Hannover, zwei Minuten Aufcnt halt," rief der Schaffner in die geöffnete Eoupeethür. Mein Herr, Sie müssen ausftcigen." Fällt mir gar nicht ein. lassen Sie mich in Ruhe, weshalb brüllen Wk mich überhaupt so an, ich kann doch hören, erscholl eS aus dem matterleuchteten In nern deS CoupeeS zurück. Du. Aujust," rief der Schaffner nach seinem Kollegen, komm 'mal ran, der steigt jutmillig nich' aus!" Der Gerufene war sofort zur Stelle, und nun begann ein wahrer Kampf zwischen dem sich heftig sträubenden Reisenden und den beiden angetrunken nen Schaffnern, bis letztere doch durch die Uebermacht den Reisenden an die frische Luft setzten und ihm aus dem bereits wieder abfahrenden Zug fein Gepäck Izum Eoupeefenfter herausfchleu dcrten. Det war aber 'n Stück Arbcct. Au just." meinte der Schaffner zu seinem Kollegen, beinahe hätten wir den Kerl nich 'rausjekriegt. So 'ne Ardeet iS mit vier Mark noch jarnich bezahlt. Un dabei quatschte der Kerl noch davon, det er unS anzeigen will. Erst jiedt er ' Trinkgeld, det er rau?geschmissen wer den möchte, un nachher will er unS noch anzeigen, na so wat dummet." Ohne weitere Zwischenfälle für die beiden Schaffner erreichte der Zug die Endstation Söln. Die Schaffner revidirtcn die von den Reisenden verlassenen EoupecS, wobei der vorhin genannte in einem derselben noch einen behaglich schnarchenden der Länge nach auf den Sitz ausgestreckten Reisenden vorfand. Mein Herr, wir sind am Ende. Sie müssen aufstehen," w'ckte er den Schla senden. Sie sind wohl verrückt, lassen Sie mich in Ruhe, kann man denn nich' 'mal 'n halbe Stunde ruhig schlafen!" Ja. det können Sie ja. Münneken, aber nich' hier, der Zug fährt ja nich' weiter, Sie müssen aussteigen." Zum Donnerwetter, lassen Sie mich in Ruhe," erwiderte der unsanft aus feinem Schlummer Geweckte, oder ich werde ernstlich grob." Der Schaffner rief nach seinem Bun deSgenossen und meinte: Du Aujust, komm' 'mal her, da drinn' liegt noch ecner, der is noch jröber. als wie der, den wir in Hannover 'rauSgeschmissen haben." Im nächsten Augenblicke war der Schlafende von den beiden Schaffnern gepackt und befand sich auf dem Perron, wo er von dem schallenden Gelächter deS durch den Lärm herbeigelockten übrigen Zugpersonals empfangen wurde. Er gebärdete sich wie ein Toller und schimpfte auf eine entsetzliche Weise, bis ihm endlich klar wurde, daß er in Cöln ei und der Zug nicht weiter fahre. Jetzt ging aber den beiden Schaffnern ein Licht auf. denn in dem Reisenden entdeckten sie denselben, der in Hannover hatte ausfteigen wollen. Sie halten in Hannover einen fulschen herausgeschmis- fen. Es war nämlich im Nedencoupee noch ein Dicker" itgefahren, und in ihrer hochgemuthen Trinkgeldftimmung hatten sie die CoupceS verwechselt. Tableau Die Schaffner drückten fich schleunigst seitwärts in die Büsche, während der Dicke fich fluchend an den Stationsvor fteher wandte, um den Vorfall in das Beschwerdebuch einzutragen. ftüüde, da dc? Gesicht st,,; weiß gcpu dcri. die Mitte der i.'ippe duriletroth und da Haar in blatte erhalt,,, sein muß; die öfter erforderliche Nachhülfe wird immer sehr ungenirt vorgeno' wen. Im Gegensatz zu den in graue oder duiikclsardigc Kleider gedulllen so liden Bürgersleuten schmücken sich du ' U - . i t. VfMMl4A , il! . V"llVU9 nvil .UlljlUlK'ltyCil U!1 , gemusterten bunten Gewändern. DaS pechschwarze, durch Salden und Ol fettglünzknde und je nach dem Aller der schieden srisirte Hai vthaar zieren künft liche Schmetterlinge und Blumen. Gold und Sildersüdkn sowie goldene Nadeln, ein glitzernder Schmuck, der besonders bei den Tanzdewegungen zur prächtigsten Wirkung kommt. Das sollten wir gleich erfahren , W wurden nämlich p'.ötzllch die Zwischeu Wandthüren zufammcnge'choden, un sechs überaus zierliche, schlanke Müb chengeftalteH 7. schmetterlingSbuuie Seidenanzüge gehüllt und mit Fächern in den Händen, erschienen in gemessenem Schritt, verbeugten fich graziös und führten in rhythmischen, weichen und sanften Bewegungen nach dem Takte der Mufi! einen mimischen Tanz ans, n muthig den Fächer zwischen d Finger und Arme und Hände mit unnachahm licher Grazie bewegend. Nach einer Pause, welche durch Schwatze, vfj'n und Trinken ausgefüllt wurde, sührte ein Backfisch, an dessen Wiege zwciselio alle drei Grazien verweilt hatten, einen lebhafteren pantomimischen Eolotcny auf. Sie stellte einen Epaziergang dar: die Vorbereitungen zur Straßen toilette, den Ausgang, Gruß zu Be kannten, Kokettiren unter Zuhülfe nähme ihrer lang herabhängenden Aer mel, Flucht vor dem Regen ufw. Jede, auch die kleinste Bewegung geschah in unbeschreiblicher Anmuth, und obwohl die Pantomime auf ; einem Plätzchen von zwei Schuhen Durchmesser bärge stellt wurde, entfaltete die kleine Künst lerin eine überraschende Vielseitigkeit und Gewandtheit in den Gesten deS charmanten KörperchenS und der Glie der. Und als fie, nach beendetem Tanze herbeigerufen, fich sittsam zu unS hu schelte und mit zierlichem Sümmchen zu plaudern begann, da glaubte ich wirklich, ein verzaubertes Nirchen vor mir zu sehen. Schwarze melancholische Sternaugen, die aus den knopflocharti gen Lippsalten sanft hervorguckten, ein feines AdlernäSchen, ein Mund wie eine kleine Kirsche, Händchen und Füßchen puppig wie die eines KindeS und bieg sam wie Kautschuk, mit unschuldZvol lem Benehmen! Auf der ganzen Welt giebt eS nicht Zierlicheres und Niedliche res als solche junge GeishaS. und man begreift die Vorliebe der Japaner für die Theehäufcr sowie ihre Ausdauer im Anschauen dieses Spielzeuges. Erfreut über die lieblichen Eindrücke, beschenk ten wir die munteren Kinder, brachen endlich auf und vielstimmig klang uns ein Sayonara", Ade, nach. Vom Tanz der Geishas. Ueber den Tanz der GeishaS in Japan enthält das Werk Dr. Emil Selenka's Sonnige Welten" eine interessante Skizze. Die Scene spielt in einem ja panischen Theehouse, Dr. Selcnka er zählt: Ein halbes Dutzend allerliebster Puppen ich meine, junge Mägdlein von 12 bis 15 Jahren nebst einigen ge setzteren 17- bis 20jährigen ausdrucks vollen Wesen haben sich dicht vor un? hingehockt. Die meisten führen Blumen namen. gemäß der in Japan herrschen den Sitte; alle find vier, fünf, ja sieben Jahre lang von ihrem Tanzmeifter, Ge fang und Schreidlehrer unterwiesen worden und beweisen durch decentes zu rückhaltendes Benehmen, daß der Unter richt fich erfolgreich auf nette Manieren erstreckt hat. Die jüngeren find Tänze rinnen. Trommel- und Paukcnschlüge rinnen; die älteren find schon zum Ge sang und Samifcn- (Guitarren)-Spiel übergegangen. Jene gleichen den auf brechenden, thaufrischen Knospen, diese den entfalteten, ausdrucksvolleren Blü then. Jede MuSme ist mit einem Ilci nen Täschchen für Puder, Rothschminke und MoschuS, mit einigen winzigen Pa Piertaschentüchern sowie einem Minia turnecessaire ausgestattet, welches Spie gelchen, Kammchen, Puderquaste und Pinsel birgt unentbehrliche Gegen- Eine Gauticr-Rcliaute. Der berühmte französische Dichter Theophile Gautier kam erst wieder in seine Vaterstadt TarbeS als greiser Mann, die er schon als ein dreijähriges Kind verlassen und seitdem nicht wieder gesehen hatte. Gautier hörte während dieses Aufenthaltes zu feinem Erftau nen, daß man in Tarbes mit einer ge wissen Pietät den Touristen, denen eS etwa einfiel, die Stadt zu besuchen, im Gymnasium die Schulbank und den Schultisch zeigte, wo er gesessen hätte. Gautier beschloß, doch auch die wunder fame Reliquie anzusehen. Er gab fich auch nicht durch die leisesten Andeutun gen zu erkennen und erklärte dem Rek tor, der ihn selbst sührte, nur, er sei ein begeisterter Bewunderer der Werke Gau tierS. ES interesfirte Gautier nicht we nig. zum erstenmal in diesem Leben die Schulbank zu sehen, die doch mindestens jene hätte sein können, auf der er ge festen. Wie stieg aber fein Ergötzen, als der Rektor zu erzählen wußte, welch ein vorzüglicher, fleißiger Schüler der kleine Theophile, der jetzt so berühmte Dichter, gewesen sei. Schließlich zeigte man dem Bewunderer der Werke Gau tiers" auch noch die Stelle an der er in den Schultisch mit einem Federmesser den Namen Gautier" eingeschnitten hätte. Ein Philister meinte Gautier oft hätte fich wahrscheinlich daS Vergnü gen gemacht, seinen Namen zu nennen. Er ging, wie er gekommen war, und vielleicht zeigt man noch heute in TarbeS die Schulbank und den Schultisch Theo phile GautierS. Dä Micke. (Aus der Mabdk Gnc8 gMteWich Sa4))r ! Dü Micke is weeß Gnädbchen Gee Riese Gohliudd. Es gönnden viele ftdzen Off ceii.n Lindenbladd, Doch lusdig is das Völkchen ; Es hadd nich Rasd und Ruh'. ES siehd ä richd'ger Dhierfrcino Gärn ihren Danzen zu. Sie hawen geene Sorgen, Ihr Magen drauchd nich viel. Nur nes gann sä ärgern : Wenn naß eS is und gichl. Doch füngkd. wenn'? warm, de Schwalwe Manch halwes Dudzend wäck. Die mecgen ihr so schmücken Wie uns de füdd'sde Schbäck. So wie's um diese Dhierchen Jsd'S ooch um unS befchdälld: Mehr Feinde gibd'S als Freinde Off dieser beesen Wülld.