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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 7, 1897)
Die Willi. tic Hnbftg'sch.ch.' von . dk. S war eine sröhlia kskllschast. dik sich an jedem Doniftaa Äbknd im Hintcrftltdchn M afthause zur .Wrttnen Krone" versammelte : Öif Ho oratioren tx tlnntii LandftZdlch'nS, Tmior nun .v.'ijtfu. Bürgcrmkifter nd Amtsrichter, der Lehm der Site toratschule und gewöhnlich auch einige Gtbfttzr 6 Umkzmd. Heute war och ein -ludikngknofsk des AmtSrich- zugegen, der bei Der (esandtschust in ft. eine höhe Stellung bekleidete und jetzt auf Urlaub dki skinkm Freunde zu Besuch weilte. ES lag ein herber Kruft in den strengen Zügen seine ge bräunten Äestchtr, und selbst, wenn dann und wann die Tafelrunde bei den launigen Wtzrn de luftigen KiliSpach ter? in ein fchallendeS Gelächter aus brach, umspielte nur ein kaum merk. licheS Lächeln seinen Mund. Wie in Bedanken streichelte er liebkosend den großen Hund, dessen Kopf auf seinem Knie lag und der mit den ftahlgrauen A'.! ..! so klug zu ihm aufsah. Der Pluto hat schon rechte Freund' schast mit Ihnen geschlossen, bemerkte sein Nachbar. Er kennt mich von f'.iihcr, cntgegnete der Angeredete kurz. Ja, meine Herren, erklärte der Amts richter, mein streund war der einstige Besitzer des Hunde und hat ihn bei sei ner Abreise mir zum Geschenk gemacht. Da Hütten Sie nun Pluto's Freude sehen solle, als er jetzt so unverhofft stinen früheren Herrn wieder erblickte ! Die toll stellte er sich an ! Ader, unter brach sich der Redende, wo doch Ring? heim heute bleibt? (r versprach mir, ganz sicher herzukommen, wir wollten noch den geplanten JagdauSftug nüher verabreden. Es ist der junge Wtt des GutShofeS im nächsten Dorfe, wandte er sich erklärend an seinen Freund. Wenn er eS versprochen hat. kommt er gewisz, meinte der Doctor, Richtig, da spricht er ja schon draußen mit der Wirthin, daS ist seine Stimme. Die Zhilr öffnete sich, der Erwartete, ein junger blonder Mann in grauem Jagbanzug. von sympathischen offenen Ziigeil, trat mit kurzem Gruße ein und sitzte sich, nachdem der Amtsrichter ihm seinen Freund als Stator Kernburg vorgestellt, schweigend an den gewöhn ten Platz. Seltsam zerstreut und nach denklich sah er au?, den Kopf in die Hand gestützt blickte er nieder in die weißen Schaumperlen, die langsam zer gingen am Rande seines noch unberührt dastehende Glases. Warum in aller Welt, RingSheim, find Ei denn heute Abend so still? fragte der Amtsrichter. Man kennt Sie ja gar nicht wieder gegen sonst. , er ist verliebt ! Neulich auf dem Ball im landwirthschaftlichen Castno hat er der schönen Tochter des Herrn ion Bargkntin wohl zu tief in die Augen gefthen. Ist dem so, können wir gratuliren? Wird endlich eine junge Hansfrau in MMShkim einziehen? hieß es von recht m?! links. Der Angeredete zuckte unmuthig die Achseln. Unsinn, laßt doch, ich' bin wirklich heute Abend nicht aufgelegt zu dergleichen Neckereien. Ja, aber was ist denn über Sie ge kommen? fragte sein Nachbar. Haben Sie etwas Unangenehmes oder gar Traurige? erlebt? Doch, wir wollen nicht weiter mit Fragen in Sie dringen, wenn Sie die Ursache Ihrer Vcrftim mung lieber für sich behalten. Verstimmt bin ich nicht, und Kum wer hab ich auch nicht, aber etwas Seit samcS ist mir begegnet und den Eindruck kann ich noch nicht los werden. Ich war bisher nicht abergläubisch und bin's auch noch nicht, nur ürgert's mich, daß ich mir mein Abenteuer von heute gar nicht zu erklären vermag. Eni Adenteuer? Aber so erzählen Sie doch! Ja, das wird interessant, legen Sie mal lo? ! Der Angeredete leerte sein GlaS auf einen Zug und sah fragend sein Gegen über an. Herr Rector, Sie haben ja neulich einen Vortrag gehalten über altdeutsche Sagen, Volksaberglauben und der gleichen. Na. uun kommt er mit einem lang--weiligen Vortrag über altdeutschen V,lksglauben, wo wir alle gespannt dasitzen und auf fein Abenteuer warten. Mensch, sagen Sie, was haben die bei d.Zi Dinge miteinander zu thun? fei, vielleicht viel ! Der alte Herr Wodan mit seinen beiden Hunden wird ihm wohl im Busch begegnet sein, oder de-- wilde Jäger ! Zkein, nein, eher Frau Hertha mit ihven Katzen, denn etwas Weibliches stt.lt drin, das ist sicher! scherzte der Apltheker. Alben Sie nicht, fuhr RingSheim unkirrt fort, damals in Ihrem Vor ha erwähnt, daß im Volksglauben yrn Vorfahren die Bräute, welche dahingeschieden seien, ohne mit dem Ge liebten vereinigt zu werden, oder die daS Geschick sonstwie von diesem ge trennt, im Nebel der Herbftabende als schöne, bleiche Mädchen über die feuch ten Waldwiescn schwebten? Wie nann ten Sie sie doch? Die Willis? Ja, aber wie kommen Sie darauf, ist denn Ihnen eine solche keäeanct? DaS will ich doch nicht ho fen, denn wen sie ansahen mit den hei- ßen, traurigen, verlangenden Augen, 3 Sonntagsgast. Jahrgang ltt. Beilage zum Ncbraska Ttaats-Anzeiger. 20. die um das begehrte und doch nie genoss ! sene Glück klagten, der war ihrem Zau der versallen. der konnte den Blick die ser uzen nicht vergessen und mußte ihrem gkheimnißvollen Rufe folgen durch Dorn und WilbniK. durch Wasser j und Sumpf, Tag uns Nacht ohne Rast und Ruh big. . . Bis in den Tod. wollen Sie sagen, ergänzte Ringsheim, als der Rektor, sich unterbrechend, schwieg. Nun. so schlimm ifiS bei mir wohl nicht, aber eine Willi, ja ich glaub wirk' lich eine solche Willi, hab ich doch leib hastig gesehen, wenn sie auch Fleisch und Blut gehabt haben muß. Der Tausend! Wo, wie war'S denn? Erklären Sie sich doch deutlicher! hieß es von allen Seiten, während der Doktor sarkaftlsch meinte : Ei, e? wird wohl die überspannte alte Schachtel gewesen sein, die in lamgnn Schlepplleide, ein großes. goldgeründerteS Notizbuch und einen noch gewaltigeren Bleistift in der Hand, jetzt hier stolz uns gravitätisch durch die Büsche schreitet und Gedichte macht. Sie ist zwar bei meiner eigenen Schwä gcrin, ihrer Pensionsfreundin, auf Be such, aber brrr hatte sie nicht einen Kneifer und lange Schmachtlocken? Ringsheim schüttelte den Kopf. Nein, ne'n, Sie irren sich. Na, so berichten Sie doch mal end lich aussürlich! Ja, Sie alle lassen mich ja nicht zu Worte kommen, ich wollt es schon lsilentium! donnerte der Amtsrichter. Ringsheim, Sie allein haben daS Wort und der Rcctor. wenn er etwas dazu erklären muß. Jetzt aber legen Sie losl Herrliche? Jagdwetter warS heute, begann der junge Mann. Der Himmel so klar und so sonnig, die Luft so blau; den grüßten Theil des Tages war ich abgehalten gewesen durch die Kartoffel ernte ; ganz blutroth nun stand die Sonne schon hinterm Tannenbusch, als ich die Büchse nahm und mich zum Aus gehen fertig machte. Sie wollen doch nicht noch auf die Jagd? fragte unser Factotum, die alte Susanna. Nur noch ein bischen, drüben im Buchengrnnd. Dort? Da gehen Sie doch nicht hin! Thun Sie mir den Gefallen und bleiben Sie jetzt da weg. Aber Susanna, warum denn? meinte ich lachend. Wcils drüben nicht richtig ist! Es soll 'ne weiße Frau da umgehen, die kein Mensch kennt, die Gret will auch nichts von ihr wissen, ob sie schon selber im Buchengrnnd wohnt. Laß sie nur kommen, sie thut mir nichts! So sehr fürcht ich mich doch nicht vor den Dame, antwortete ich und schritt munter hinaus in den blau duftigen Herbstnachmittag. Ich hatte Glück zur Jagd; einsam und still war's im Buchengrund und im Tanncnbusch, der dahinter an den Waldhöhcn hinauf steigt. Dort traf ich. als ich heim kehren wollte, noch den Förster aus Lie benhausen, den ich ein Stück durch den Wald begleitete. So war's mir später geivorden als sonst, der Nebel wallte schon über dem Waldgrund dahin, als ich von der Höhe zu demselben herabstieg. Da sah ich auf einmal etwas Helles schimmern drunten auf der Lichtung; ich beschleunigte meinen Schritt: nun erkannte ich's deutlich. Es war eine schlanke Frauengestalt in weißem Kleide, die dort über die Waldwiese schritt: es sah auS, als schwebte sie, wie ihr Kleid so über die langen Halme dahinftrich. Ah, daS ist die gespenstische Dame, die weiße Frau, von der Susanna sprach! fuhr mir'S durch den Kopf. Ihr Ge ficht aber wollte ich doch sehen und so beeilt? ich mich und stand, einen Seiten Pfad einschlagend, bei meinem Heraus treten aus der Lichtung ihr gerade gegenüber. Sie stutzte und sah mich starr an mit den seltsam traurigen Augen, die auS dem schönen weißen Gesicht daS mir vollständig fremd war, obwohl ich doch sonst alle Welt hier kenne gerade so eigen und glück verlangend blickten, wie Sie, Herr Rector, eZ eben beschrieben. Dann wandte sie sich ab und wollte ihren Weg fortsetzen. Doch nur ein paar Schritte, da stand sie an dein breiten, schilfbe wachsencn Waffergraben, der ihr den Weg verlegte. Sie zögerte einen Au gendlick, dann, im Begriff hinüberzu schreiten, glitt sie aus auf dem feuchter, Boden und verlor den Halt. Sogleich sprang ich herzu und reichte ihr meine Hand, mit deren Hülfe sie wieder festen Boden gewann. Sie dankte stumm, doch freundlich, und schritt eilig an mir vorüber, um im Dickicht zu verschwiw den. Da meine Neugier sehr erregt. war ich so indiscret, ihr zu folgen, doch i fand ich, auf die nächste Lichtung hin austretend. keine Spur mehr von ihr, und auch die alte Krautergret, in deren i Häuschen ich nach ihr fragte die wohnt ja dort ganz allein im Busch , meinte lachend, das sei wohl die weiße Frau gewesen, die seit ein paar Tagen hier ihr Wesen triebe. Nun. so bleibt Ihnen unS andern gegenüber der Vorzug, ein leibhaftiges Gespenst, eine Willi, von der wir nur dunkel hörten, mit Ihren eigenen Augen gesehen zu haben, meinte der Amt'rich ter spöttisch. Hm, erwiderte Ringsdeim, baden Sie denn auch schon gehört, daß solche Willis Uhren tragen? Uhren? Jawohl, eine Uhr! Sehen Sie her, diese fand ich im Brombeergestrüpp, an der Stelle, wo die räthselhafte Fremde in den Graden hinuntergeglitten war. Er entnahm seiner Bruftta'che eine altmodische, kleine silberne Damenuhr. an der noch das kurz abgerissene Stück einer Kette hing. Sie ging von Hand zu Hand. Der Amtsrichter reichte sie seinem Freunde, der sie gleichgültig weitergeben wollte. Als er aber einen flüchtigen Blick darauf warf, zog er sie zurück, sichtlich betroffen. Erregt öffnete er das Gehäuse, und die anderen sahen, wie seine Hand bebte und er sich der färbte, als er die Buchstaben in der In nenseite des Deckels erblickte. Minuten lang sah er starr auf dieselben nieder, dann legte er die Uhr auf den Tisch und verließ das Zimmer; die andern schau ten ihm betroffen nach. Man sollte fast glauben, er stände in irgend einer Beziehung zu der geheimniß vollen Eigenthümerin dieser Uhr. Sag ten Sie nicht, daß er früher einmal verlobt gewesen sei?" fragte der Apo iheker, und blickte gespannt zu dem Amtsrichter hinüber. Allerdings! Kerr.burg stand kurz vor seiner Heirath, als er durch Fremde von einem dunkeln Punkt im Leben des Va terS feiner Braut hörte, den sie ihm bis dahin verheimlicht hatte, aus Furcht, den Geliebten zu verlieren. Die Un Wahrheit schied die beiden für immer. Wir sind uns kalt und fremd geworden, Nach Süden du und ich nach Norden, Verlorne? Lieb, leb wohl! leb wohl! hieß es dann auch bei ihnen. Doch ich höre meinen Freund zurückkommen, wir wollen in seiner Gegenwart die Geschichte nicht berühren. Anscheinend ruhig und unbefangen trat Kernburg wieder ein. Er bat RingSheim, ihn am andern Tage auf der Jagd im Buchengrund begleiten zu dürfen; der Amtsrichter bedauerte, auf das Vergnügen für morgen verzichten zu müssen, da eine Gerichtssitzung ihn abhalte. Es war ein schöner, kalter Herbst morgen. Leuchtend durchdrang die Sonne den Nebel. Weißes Gespinst, mit funkelnden Thautropfen geschmückt, umwob Hecken und Büsche. Wars hier, wo Sie gestern die ge beimnißvolle Fremde sahen ? fragte Kcrnburg. wahrend er an Ringheims Seite unter den hohen Buchen der Lich tung zuschritt. Ja. hier ganz in der Nähe traf ich sie. Da ist mir gestern Abend noch ein gefallen, daß sie vielleicht im Forsthause zu Besuch sein oder als Pflegerin der kranken Förfterin dort weilen mag. Wenn wir sogleich den Förster sehen er wollte bei den drei Eichen mit uns zusammentreffen, will ich mich erst erkundigen: eS ist mir auch wegen der Uhr, die ich ihr doch zurückstellen muß. Aber entschuldigen Sie mich eine kurze Zeit, ich will eben drüben zu den Holz sällern und durch einen von ihnen dem Förster sagen lassen, daß wir hier find. Kernburg schritt allein voraus, ganz in Gedanken versunken; plötzlich schoß Pluto, den er mitgenommen, wie ein Pfeil vorwärts durchS Gebüsch und jetzt, um die Waldecke biegend, sah Kernburg, wie der Hund mit allen Zeichen großer Freude an einer schlanken hellgekleideten Frauengestalt emporsprang, die sich zu demselben niederbeugte, dann sich hoch aufrichtend, mit erblassendem Gesichte, die Hand aufs Herz gepreßt, vor ihm stand. Anna! du! stieß er ebenfalls erbebend hervor und streckte ihr beide Hände ent gegen. Anna, bist du's wirklich? Sie wollte reden, aber ihre Lippen zitterten, keines Wortes mächtig. Im selben Augenblick sprang sie an seine Seite und wandte sich mit abwehrender Ge berde nach dem Gebüsch. Ein großer Stein, von dorther geschleudert, traf ih ren erhobenen Arm, daß er schlaff her absank. Sie schwankte und stieß einen kurzen unterdrückten Schmcrzensschrei auS. UmS Himmels willen! Das hat wohl mir gegolten. Und dich hats getroffen! Du fetztest dein Leben für mich ein! rief Kernburg, sie stützend und sein Gesicht dem Gebüsch zuwendend. Ein vcrstör tes, zornverzerrtes Münnergeficht drängte sich daraus hervor. Ich bin ein Esel gewesen. Für euch war? nit bestimmt. Ich sah den Hund, da meint ich. ihr wäret der Amtsrichter, mit dem hab ich noch ein Hühnchn zu pflücken! rief der Zerlumpte und wandte sich eiligst zur Flucht. Halb bewußt loS lehnte Anna in KcrndurgZ Armen. Da traten RingSheim und der Förster hinzu. In kurzen Worten theilte ihnen der Tieferschütterte das Vorgefallene mit. Hab ichs nicht immer gesagt, sie sollte nicht so allein in den Wald 'rauS laufen, sonst möcht ihr noch mal was Passiren, rief dir Förster. Sie ist die Pflegerin meiner kranken Frau, ein lieb, prächtig Mädel, nur immer so traurig und menschenscheu. Drum wollt sie auch, wenn sie an die Lust sollt', nirgend an derZ hingehen als hier in den dichten tiefen Busch, wandte er sich erklärend an Kerndurg. Sie soll wieder froh und glücklich werden. Herr Förster, so Gott will, cnt gegnete dieser. Denn daß Sie'S wissen, sie ist meine Braut. Wir waren lange getrennt, ich suchte sie vergebens und finde sie hier wieder! Kannst kannst du mir vergeben, Anna, daß ich so hart war gegen dich ? fragte er leise. Sie sah glückselig, unter Thränen lächelnd zu ihm auf. Das Glück deiner Liebe verdiene ich ja nicht, aber Kommen Sie, RingSheim, da find wir überflüssig, meinte der verdutzte Förster. Nein, was man doch nicht alles erlebt! Darf ich Ihnen. Fräulein, nur noch eben die Uhr zurückstellen, die Sie gestern verloren, sagte der Angeredete, dieselbe hinreichend. Kerndurg nahm fie in Empfang für seine Braut. Sieh, Kind, dies Erbstück deiner seligen Mutter wollen wir immer dar in Ehren halten, eZ hat geholfen, uns zusammenzuführen. Ihnen aber, Herr RingSheim, bleibe ich lebenslang Dank schuldig. O, bitte, bitte, ich freue mich, daß ich unbewußt etwas zu Ihrem Glück habe thun können, entgegnete der jung? Guts befitzer. Und eine Willi war fie doch! Ob ich fie jemals uergesscn werde? murmelte er für sich, indeß er an der Seite des Försters durch den herbstlich bunten Wald weiterschritt, der rings umher in vollern Sonnenglanz aufleuchtete mit rothgoldiger Farbenpracht. Wohl fang der Herbftwind, säuselnd im welkenden Laube, das uralte wehmüthige Lied von Scheiden und Meiden, von Sterben und Vergehen; den beiden glückseligen Menschenkindern aber, die sich hier in der Waldeinsamkeit wiedergefunden, klang im Wipfelrauschen ein ander Lied, süß und froh und hoffnungsreich, denn in ihren Herzen erblühte der Frühling. Die Llilcht im Frack. i'iilk (jriitncrunci aiis dem Tezcssionskrikg vo Äiino '04. Eine große Gesellschaft war im An fange des Jahres 18 j4 in dem Libdy Gcfängnifle versammelt. ES waren etwa 1400 Gefangene dort internirt, als General John Morgen, der be rühmte Anführer der ßonföderirten, das Gefängniß besuchte, und sich zu dem Ausrufe veranlaßt iah: Es gibt kein Unternehmen auf der Welt, wofür hier nicht geeignete Leute vorhanden wären; eS wundert mich wirklich, daß nicht mehr Fluchtversuche hier vor kommen !" Bartlose Freiwillige und graubärtige Veteranen, Männer aus jedem Staate und Territorium, ja, aus allen Län dern der Erde, Advokaten und Aerzte, Professoren und Ingenieure, geübte Mechaniker und einfache Tagelöhner waren in dem Gesängnisse beisammen. Unter den Gefangenen befand sich auch Eapt. Eooper von Eonnecticut, der in feiner Jugend die Schneiderei gelernt und bei Ausbruch deS Kriege? die Nadel mit dem Gewehr vertauscht hatte. Zu ebener Erde befand sich im Ge fängniffe das Spital, welches Dank der Generosität deS SpitalarzteS jederzeit gefüllt war, denn es war schon wegen der größeren Wärme ein erwünschter Aufenthaltsort. Was ein alter Krieger sein will, muß eS verstehen, sich zur Ausnahme in daS Spital entsprechend herrichten" zu kön nen. Ein beliebtes Mittel, welches weder Schmerzen verursacht, noch auch leicht zur Entdeckung führt, ist Rhcu matismus. Auch Eooper kam mit die ser Krankheit in'S Spital. Er war fo verkrüppelt von diesem Leiden, daß er kaum kriechen konnte, aber seine Hände waren so gut wie vorher. Wenn die Ecrn föderirten - Autoritäten nicht da waren, schien sein Rheumatismus ihn wenig zu behindern, nnd er bewegte sich ebenso rasch und geschickt vorwärts, wie jedcS rbeumatislose Menschenkind. Er hatte Nadel und Zwirn woher, das wußte Niemand zu sagen und er befaßte sich damit, die alten Kameraden zu rcpariren uniformen einer EineS Tage saß Eooper mit getreu i j ten Beinen auf seiner Matratze und vcr besserte die Luftlöcher in der Hose eine? anderen EapitänS. La Touche, der Adjutant deS Gesängniß-Eommandaii- ten, trat ein und beobachtete den ftintc Schneider mit größtem Interesse. La lonche war ein kleiner dicker Herr, sehr nett in seinem Aeußercn, Junggeselle und ein großer Don Juan, wie wir Hirten. Sind Sie Schneider von Profession, Kapitän?" fragte der Adjutant, nach- dem er Eooper eine Zeit lang beobachtet hatte. Za, das bin ich." sagte Eooper. Könnten Sie mir eine Paradcuni form machen, wenn ich Ihnen das Material liefere?" Gewiß, wenn Sie mir das Matz geben und eine Zeichnung von einer solchen Uniform." Zeichnung habe ich keine, aber ich kann Ihnen alle Details geben." Und der Adjutant erzählte ihm, er habe das ganze Material beisammen, aber die Schneiderei sei in der Hauptstadt der Eonföderirten so theuer geworden, daß man sich Nichts mehr machen lassen könne. Nun fei aber in zwei Wochen großer Ball im Kapital, und wenn ihm Eooper den Anzug zu raisonablem Preise liefern wolle, würde er ihm die Arbeit übertragen. Das Geld der Eonföderirten hatte zu der Zeit schon wenig Werth, und so fragte der vorsichtige Yankee den Adju tauten: Was müssen Sie einem Schneider für die Arbeit bezahlen?" Etwa 8400." Ich würde es Ihnen für die Hälfte machen." Der Adjutant war entzückt und der Handel wurde abgeschlossen. Den nach sten Tag brachte La Touche geheimniß voll ein großes Packet, in welchem das Material für die Uniform verpackt war. Eooper nahm Maß. besah das Mate rial, und erklärte dem Adjutanten, ein Arbeiter brauche bessere Nahrung, und das Werk würde besser gedeihen, wenn er ihm von Zeit zu Zeit einen kleinen Vorschuß geben wollte. La Touche ver stand die zarte Anspielung und hinter ließ $100. Gefährliche Kranke gab es dazumal nicht im Spital, und fo kam der Ge fängnißarzt Dr. Eabal mit seinen Assistenten bloß Morgens und Abends in das Spital, zu welcher Zeit Eooper seine Sachen verbarg, an denen er den ganzen Tag über fleißig arbeitete und ivclche La Touche sich täglich anzusehen kam. In der Nacht, bevor diese Schöpfung in Grau. Blau und Gold beendet war, weckte Eapt. Singer vom 33. Ohio'er Regiment seinen Bettnachbarn, ihn um seine Mithülfe zur Flucht bittend. Von Anfang an habe er beabsichtigt, Eooper's Anzug zu stehlen und damit zn fliehen. Sein Nachbar hatte aber dieselbe Ab sicht gehabt, und so zogen sie Loose, wer der glückliche Dieb sein sollte. Ringer gewann. Lange hörte man nichts. Erst nach einer halben Stunde hörte Singer's Nachbar, wie Eooper zornig, wenngleich nicht zu laut, sagte: Ein Mann, der seinen Kameraden im Gefängniß beftiehlt, ist kein Mann." Ader daS Zeug ist doch nicht Dein; es gehört dem Feinde," protestirte Singer lebhaft. Dem Feinde? Jetzt nicht. Die Uni form ist mein. Ich habe fie heute den ganzen Nachmittag, seit La Touche fortging, schmäler gemacht, damit sie mir passe." Also willst Du sie selbst benutzen?" Ja, da? will ich thim. Geh', alter Kriegskamerad, leg? Dich zu Bett, und wenn Du den Mund zu- und die Au gen aushültst, wirst Du morgen den best gekleideten Offizier der Eonföderirten das Gefängniß verlassen fehen, mit $100 in der Tasche. Singer ging etwa? niedergeschlagen aber ohne weiter zu reden, wieder zu Bett. Bald kannte Jedermann Eooper's Absicht. Um 9 Uhr früh kamen die Aerzte, und um 12 Uhr wollte La Touche feine Uniform abholen. Die Aerzte verließen, das Spital um halb 10 Uhr, und um 10 Uhr wurden die Wacht Posten abgelöst. Sobald die Aerzte draußen waren, zog Eooper die neue Uniform an. und wenige Minuten nach 10 Uhr verließ Eooper das Spital. Er ging ungenirt und ruhig am Wacht Posten vorüber, der den Ossizier ruhig pnsfiren ließ. Eooper's Kaltblütigkeit war wunder bar. Er zeigte nicht die geringste Auf regung, als er hinausging, sondern musterte mit festem Blick den vor ihm salutirenden Wachtposten und erwiderte dessen Gruß. Die nächste Nachricht, die man im Lidby-Gefängniß hörte, war, daß Eooper glücklich in Washington an gelangt sei. ES laßt sich denken, was La Touche sagte. a!S Schneider. Uniform und 100 fehlten; die letzten Worte, als er da Spital verließ, waren : Wenn ich den Eooper erwische, lass ich ihn erschießen! So ein verd stankt!" ' I t IfMl dem ?tben eines i?öw,bä. afgi AuS dem Leben des Löwenbändigers Julius Seeth. der augenblicklich in Zürich auftritt, weiß die N. Züricher Ztg." zu erzählen: Bei feinem geführ Iichen Handwerk schlie es Seeth nicht an Abenteuern. Sein ganzer Körper ist bedeckt von Narben, und in Pari rettete ihn nur die äußerste Geistes gegenwart. Er wollte die Ehriftenver solgung unter Nero, der im Eirku MaximuS Löwen auf die standhaften Anhänger der neuen Lehre losließ, dar stellen und füllte zu diesem Zwecke Puppen in Manncsgröße mit Pferde fleisch. In sträflicher Verwegenheit trug er selbst das Puppenkostüm, so daß leicht eine Verwechselung eintreten konnte. So stürzte sich denn in der That ein Löwe auf ihn und packle ihn am Bein. DaS Thier schüttele ihn mie die Katze eine MauS und schlug ihm noch die öisenstange auS der Hand. Er rief nach einer anderen Stange, und diese tri-b er mit Riesenkraft dem Löwen so weit in den Rachen, daß dieser seine Beute loslassen mußte. Seeth tonnte nun ruhig den Käfig verlassen, während der Löwe die Stange nicht mehr her ausbrachte und verendete. Das Ab nehmen des BeineS schien unerläßlich, allein die Kunst des Prof. Gi'rmain vermochte daS Glied nach fieben Opera tionen zu retten. Diese Erfahrung ließ den Mann über die Gefährlichkeit seines Berufes nachdenken und bestimmte ihn, fich ins Privatleben zurückzuziehen. Er baute bei Lübeck eine Villa, pflanzte friedlich Gemüse und pflegte die Blu men. Nach sieben Monaten langweilte ihn dieses Leben derart, daß er Villa, Gemüsegarten und Blumenflor ver kaufte und fünfzehn Löwen zusammen trieb. Er begann die Dressur und das Nomadenleben auf' Neue Merk würdig ist die Thatsache, daß der auS der Wildniß kommende Löwe viel zu vcrlässiger, ehrlicher und leichter zu dressiren ist, als der im Zoologischen Garten oder in der Menagerie geborene. Dieser letztere ist an den Anblick des Menschen gewöhnt und läßt sich daher nicht so imponiren. Der Wüftenlöwe dagegen erschrickt derartig vor der plötz lichen menschlichen Erscheinung, daß ihm daS durch' ganze Leben in der Gefan genschaft hindurch nachgeht. NienialS bin ich von einem aus Asien oder Afrika eingeführten Löwen angefallen worden, wohl aber von den Kindern aus den Zoologischen Gärten Europas, die ich aufzog, auf den Armen trug und täg lich liebkoste," erklärte der kurzweilige Erzähler. Am schwierigsten ist es, die Lömen, die täglich mit Pferdefleisch ge füttert werden, von einem Angriff auf die vor und neben ihnen gehenden Ponies abzuhalten. Bei der Dreffur tragen die Pferdchen schützende Deckn, die dicht mit Nägeln besetzt sind. Schlägt dann das Rnubthier nach seinem Harm losen Begleiter, so zieht eS rasch die ver letzte Tatze zurück und macht nicht sobald Mieder einen Versuch." Secth's Kunft besteht namentlich darin, die Thiere in kurzer Zeit seinem Willen unterzuord nen. In England wettete er einst, einen eben aus Afrika eingeführten Löwen in sechs Tagen zum Reiten auf einem Pferde zu bringen. Er gewann die Wette. Wurst wider Wurst". Sieben Dollars und fünfzig Eents hatte der Hotelier eines LandstädichenS dem Handlungsreisenden für Souper. Nachtqaartier und Frühstück berechnet. Ist die? recht?" fragte der Jünger Merkurs erstaunt. Ja." sagt der Wirth und hält die Hände hin. Der Handlungsreisende bezahlte. Nach einer Weile fragt er feinen Wirth, ob er nicht ein brillantes Rezept zur Vertrei bung der zahlreichen Ratten brauchen könnte. ,O ja," sagte der, zehn Dollars gäbe ich schon d'rum. Der Reisende schrieb das Rezept, strich sein Geld ein und ging. Er war schon um die Ecke, ehe der Hotelier da? Rezept entziffert hatte. Es lautete: Wählen Sie das größte Rattenloch, streuen Sie Brod und Käse vor dasselbe und be rechnen Sie jeder Ratte, die davon frißt, $7.50. Immer Artillerist. Sie (auf einem schönen Aussicht Punkt): Sieb nur, Egon, daS lie b liche Dörfchen dort auf der Anhöhe !" Er (Artlllerie-O sizier): Wie prüch- tig könnte man das von hier aus de schießen!" Der galante Einbrecher. Wiffen Sie, warum Fräulein Eula lia den Eiilbruchdiebstahl in ihrer Woh nung nicht der Polizei anzeigte? Nein !" Aus Dankbarkeit: der Einbrecher hat ihr nämlich, außer Geld und Pre tiosen, auch ihren Tausschein geflöhten Auch ein ötammduchblatt. Baron Rothschild fordert? einst Sa phir auf, ihm etwa? in ein Stammbuch zu schreiben. Saphir schrieb: Leiben Sie mir 100 Louisd'or und vergessen Sie auf ewig Ihren Freund M. G. Saphir.