3m (Taifun Po b r a n irnfarb. .Alle Wann achter iou !' (SJcmrinbm bat Du Mannschaft nicht BKd utes zu erwarten, wenn oxntx fyfebl sie nach beendigtem rerziren aus' Hinterdeck ruft. pflegt dann einen .nkauchcr" zu geben. Worte wie FauU-nzerei-, .Beine machen", traf . rziren- fallen hageldicht, darum kommen die Sünder auch schon dcmttthigtich angeruckt, um nachher mir begönne Pudel abzuziehen. WaS kann aber der ..Alte' heute wollen? Das Bramftengenmanöver ift doch gut ge gangen, wie auf keinem der Übrigen hier liegenden Kriegsschiffe, auch ift sich Keiner eine? ..grobem Unfugs" oder der gleichen bewußt. Sollte es etwa wirk lich wahr sein, daß (endlich heimwärts geht? gtU dazu wär ja und die Brief ordonnanz. die schon in aller Frittie etwaZ van der Heimnigsoröre gemun kelt, kann ausnahmsweise einmal nicht gelogen haben. Nach dem rühftück soll in der egelmacherlaft ein mords langer weißer Wimpel genüht worden sein. W.'nn das stimmt Stillgestanden !" Da steh.',, sie im Halbkreis um das Gangspill herum und mit der Front nach der Kommandobrücke. Osfijiere und Mannschaften. Der Kommandant wartet noch, bis die Sinalgüste im Großlop ein bickeS Bündel aufgehißt haben, einen zusammengerollten Riesen- wunpel ; dann sagt er : ,,;$sl) yaoe oer Winschast die freudige Mittheilung zu .L'ilUlit. U.tn II Hl LntHIHllwww getroffen ift. Heute Abend geht die letzte Post an Land, morgen früh geht ö in See". Und den Signalgasten zuge wendet, ruft er : Reiß' auZ den Wim pel, Hurrah ! ..Hurrnh!" füllt die Mannschaft hundertstimmig ein. die Müßen schmen kend und die freudestrahlenden Blicke aufwärts gerichtet, wo von der Spitze des Großmastes ein wlißschimmerndes Band in weitem Bogen bis zur Waffer flache herabwallt. Seine Länge betrügt ein Meter auf den Kopf der Besatzung und Allen verheißt's eine glückliche Heimkehr. Wegtreten !" Die Menge stiebt auseinander und stürmt wie daZ wilde Heer nach vorn. ES kommt auf ein paar Rippenstöße me!" oder weniger gar nicht an dabei ; was liegt daran, daß der oder jener Matrose i n Freudentaumel einem Vor gesetzten auf den Buckel springt? Ge vattcr Bürbeiß schreit zwar : Sie find wohl des Teufels !" Er lacht aber gleich wieder und denkt gar nicht an das ihm fönst geläufige ..Strafrapport!" Vor dem Lazareth im Zwischendeck tanzt Einer Fandango auf einem Bein. Dem armen Hcxl wurden jüngst beim (Ve schützererziren zwei Fußzehen adge quetscht, geschrieen hat er. daß eS im ganzen Schiff zu hören war ; jetzt tanzt er und fingt dazu, denn es geht ja heimwärts, zu Muttern, zum Schatz ! Ein Signal der BootsmannZpfeife läßt den Lärm verstummen, und durch die Luken schallt's herab : ES darf ge raucht und gesungen werden !" Auch das Glück noch ! Es ist rein um aus der Haut zu fahren ! Nun fehlen nur noch Tinte und Papier. Essen ! Der Suppenschmied soll mit seinen har tcn chinesischen Bohnen Möwen schießen. Hcimgeschrieben wird ! Und dann geht's an Deck. Geschenke einzukaufen. Die täglich in der Mittagsstunde an Bord kommenden fliegenden Händler müssen von der bevorstehenden Abreise Wind bekommen haben, denn solche Schätze wie heute haben sie noch niemals feil geboten : Muscheln, Fächer, geschnitzte Holzwaaren, Schmucksachen, seidene Tücher Herz, was begehrst du mehr? Alles so unpraktisch und unecht wie möglich, aber John Chinamann kennt sich aus, gekauft wirds doch. Wenn nur das Geld langte! Einer versucht eS, den Zahlmeister um Borjchuß anzu gehen. Grinsend kommt er wieder; zwei Dollars hat er bekommen und ist hinanSgeschmiffen worden. Dieser Er folg reizt zur Nachahmung, und schließ lich wird beim Vorschußgeben nur noch geflucht, das strengt den Zahlmeister auf die Dauer nicht so an. DaS Geld wandert in die Taschen der bezopften Händler, die erhandelten Kostbarkeiten werden in die Klcidersäcke und die Utensilienkasten" verstaut, lind allgemach greift eine mehr beschauliche Stimmung Platz. ES ist eine gar ( schöne Sache, so an der Verschanzung i zu lehnen, über Bord zu spucken und mit aelinder kcbadenircudc nam oen anderen Schifsm hinüber zu sehen, die kein Heiinathswiripel ziert. Auch das Adftngen der alten Seemann- und ReservistM'Lieder ist heute mehr denn je am Platze, mögen sie auch recht trau rig sein, wie das, dessen Schlußftrophe lautet : Ruhe sanft auf weißem Grunde, Bon den Fluchen eingewiegt, Deiner Mutter bring' ich Kunde, Wo ihr Kind begraben liegt. Kaum ift der letzte Ton verhallt, da geht? wieder lustig her, es wurden Zu- ....;tnfxa .of AmicKiit ttiiiS mim 91 II f 8 l U U. I! , tyyKWVf ...... treiben und genießen will, wenn man erst zu Hause ift. Bücklinge mit Spie geleiern, dozu Kdem un Beer (Kümmel und Bier) Donnerwetter, so etwas kennt man gar nicht hier an der dösigen chinesischen Küste. Und die Müdels Kennst Du Meta Tongedloed?" fragt Dirk Fockes, ein flachsblonder Ostfriese, seinen Nebenmann. rf yj ( ii I rt ij rtrt ! I OUllllUUpllU l. I J J -1 )al,rganst 18. Beilage zum Rcbrasla Ztaato-Att'.cigcr. i;. Wat soll ick die Meta nich kennen, , die' feinste Deern in Oftfriesland?" Da i Dirk FockeS schweigt und nur listig mit der. Augen zwinkert, sragt der Andere : i Ist dat Din Deern?" Dat just nich, awerst ick kann se hebden, hen min Oller schrewen." Großmaul !" dentt der also 9 lehrte, an der nächsten Geschützlafette seinen Kalkitummel ausklopfend. An der Bordwand aber lehnt Einer, dem gehen die Worte des Renommisten tie fn. Jan de Vrie ist'S, der an feinem rotbraunen Schnurrdart kauend aus dem Hintergründe lauernde Blicke nach seinem ehemals besten Freunde hinüber cy.. r ii f-.,irif ,'11 lvui. vPl uiinin v g.. vvl1. I weshalb seine Mutter mit ihrem letzten Brief keimn Gruß von der Meta gc I schickt und nur erwähnt hatte, die hüb !sche NachbarZtochter verkehre jetzt viel I beim alten Fockes, ihrem Onkel und ! Vormund. WnS hatte die Mutter sonst immer Alle von der Meta zu erzählen gewußt! Daß sie herübergekommen sei, ein ois chen im Haushalt zu helfen, in Wahr bett hätte sie aber nur forschen wollen, ob kein Brief vom Jan gekommen sei. Ein wahrer Staat von einem Mädel, und dabei reich, steinreich; man munkele, ihr Vater, der alte Geizhals, habe zwei tausend Thaler hinterlassen, eher mehr als weniger. Und trotzdem so schlicht und so brav und Jan. min töte, min eenzige Jung', ick glöm, sie het Dich leim !" Sie hatte sich getäuscht, die Mutter, und der alte FockeZ konnte ja auch nichts Besseres thun, als das Mädel an sein HauZ zu gewöhnen. Die brachte es ge wiß fertig, den unstüten Dirk daheim zu halten, wenn er erst von der Marine freikam. Horch! wie er da drüben wieder schwadronirt ! Gut, daß jetzt der Bootsmannsmaat der Wache ein Ende macht mit seinem Stille gebietenden: Pfeifen und Lunten aus; Ruhe im Schiff !" frühen Morgen geht'S Anker auf und hinaus. Jedes der zurückbleiben den Kriegsschiffe erhält ohne Unterschied der Flagge ein dreimaliges Hurrah als AbschiedSgruß, der umgehend erwidert wird, wenn auch nicht ganz neidlos. Ist auch ein besonders schmnckes Schiff, das da heimwärts segelt, blitzblank in und auswendig. Das Holzwerk an Deck und die Kupferdeschläge glänzen nur fo. selbst die eisernen Stützen wurden blankpolirt. als man für die Straf arbeitet nichts Anderes mehr zu thun fand. Der Commandant braucht, weiß Gott, keine Besichtigung zu scheuen, und sollte sie der Kaiser selbst vor nehmen. Die Steuerbordwache ist beschäftigt. Anker, Geschütze und Boote seefest zu zurren, die TopZgäfte sehen in der Takelage nach dem Rechten und gucken dazwischen nach Gegenseglern aus. Dschunken wird! man jetzt bald keine mehr in Sicht bekommen, eoeniowenig Holzthürme mit Schnabclschuhdüchern, wie die an der entschwindenden Küste da drüben. Das Land scheint schon ganz mit dem Horizont zu verschwinden, die Luft ist trübe und schwül: Hätten wir 'ne ordentliche Mütze voll Wind !" ruft Dirk Forkes im StarZ seinem Lands mann de Vries zu; der zuckt aber nur die Achseln und wendet dem Flachskopf den Rücken zu. Im Lause des Nachmittags wird o,e Luft immer unsichtiger, der Comman dant schickt wiederholt den Steuer mannsmaaten unter Deck, nach dem Barometer zu sehen. Dann berathen sich die Offiziere im Kartenhäuschen. Als sie wieder an Deck kommen, sagt der jüngste Lieutenant: Werden schließ lich 'nen pyramidalen Puster belom men, Donnerwetter, was?" Er will noch mehr sagen, doch ein verweisender Blick deS Commandanten verschließt ihm den Mund. Während der Abendmahlzeit erfolgt das Commando: opgäste, Utzarne, ter klaren !" Die Gerufenen entern auf. und als Dirk Fockes wieder an Deck kommt, zeigt er nach dem westlichen Horizont auf eine scharsbegrenzte Wol kenwand. um deren Rand es stärker und schwächer aufleuchtet. Dort kommt etwas her." Was denn?" Ein Wetter natürlich; meinst woll, 'n nebratener Kanarienvogel?" entgeg- net Dirk dem Fragerund höhnt: Bind' Dir man die Haare fest, daß sie nicht wegwehen." So schlimm wird'S nicht werden", sagt ein Dritter; wenn's nicht etwa ein Taifun ist." Nachdem das Wort Taifun gefallen, stockt die laute Unterhaltung, die Leute reden nur noch in gedämpftem Tone, indem sie das Näherkommen deS Wet ters beobachten. Ueber einen herzhaften Sturm ulkt der Matrose. sei'S nun ein Kuhsturm, ein Kanonen- oder ein Alt weibersturm, an die unheimliche Ueber macht eines TaifunS aber getraut sich der Spötter nicht heran. Und jetzt zur Zeit des Monfunwechlcls find die ge fürchteten Wirbelstürmc in den chinefi schen Gewässern nicht selten. Dem Commandanten ist'S längst nicht mehr zweifelhaft. waS ihm bevor steht: die hochgradige elektrische Span nung der Atmosphäre und da? rasche Fallen deS Barometer? sagen eZ ihm. Doch der wiffenschaftlich gebildete See mann steht dem Taifun nicht mehr machttos gegenüber, seit der englische Oberst Rnd und der deutsche Physiker Tove das Gesetz der Stürme erforsch, ten: er weiß wenigstens, daß im Norden deS AequatorS die Wirbeldrchung des Taifuns stets von rechts noch lints er- folgt und welchen Kurs er also zu steuern hat, um dem Centrum deS ! OrkanZ auszuweichen. Hätte das schiff auch nur immer genug freien Spiel- räum! Im vorliegenden tfaue irini dies nicht zu, im Süden und Westen ift Land und gerade dorthin mußte man abhalten. Nachdem alle Vorkehrungen getroffen find, wird die Freimache unter Deck gc i sedicki, nocb eine kleine Weile auszu- ruhen. An der Luke trifft Jan de Vries mit Dirk FockeS zusammen, der sich wohl ein paar Schnäpse zu verschaffen geloußt hat, denn er packt den Lands mann bei den Schultern und ruft: I Man nich bang, min Jung ! Wenn ! wir beimkebren, sollst Du mein Braut- führet sein. Die Meta, weißt Du' weiter kommt er nicht, denn Jan schleu dert ihn gegen die Lukcnkante, daß es nur so knackt. Grimmiger Haß sprüht aus dem Blick deS Gefoppten, der halb unbewußt fein Scheidemeffer lockert, während er die Treppe hinabsteigt. Unter in der dumpfen Luft schläft ftch's schlecht und ein böser häßlicher Traum ängstigt ihn, bis dnS Com mando Alle Mann auf, klar zum Manöver!" ihn emporschreckt. Kaum vermag er auf den Füßen zu stehen, so schief liegt das Schiff, draußen heult der Sturm, daß man sein eigenes Wort nicht hören kann. Und wie blitzt es ringsum ! Schier das ganze Firmament steht in Flammen. Das Schiff wird unter Sturmsegel gebracht, damit es in der unregelmäßi gen, von allen Seiten her sich aufthür menden See mehr öalt bat. ES liegt in der That ruhiger, nachdem es ge- schehen, wenn eS auch unter dem jrua von Wind und Wasser ächzt und erzit tert unter den Stößen der Maschine. Die Heizer da unten thun wahrlich ihre Schuldigkeit: vermuthlich gießen sie, um mit ihrer Maschine da? Aeußerfte leisten zu können, Oel in die Feuer, denn Ra keten gleich fliegen die Funken aus dem scylote. Da steht plötzlich die Schraube still, der Ingenieur kommt an Deck geeilt und meldet: Die Lager find warm gc laufen: wenn wir noch fünf Minuten weiter dampfen, läuft sich die Maschine in Brand!" Den Commandanten bringt die Meldung zwar nicht außer Faffung, aber schwer genug trifft sie ihn dennoch. Daß die? gerade jetzt geschehen mußte, da der Taifun erst mit voller Gewalt einzusetzen droht. Tort kommt er ja heran, sogar die Wogenberge nieder wehend, als ginge eine Walze über sie hin. Er droht, das schiff im ersten Anprall aus dem Waffer heben zu wol len, die Boote reißt er stückweise unter den starken Zurrings heraus und schleu dert sie über Bord. Die Luft ist mit Salzwafferstaub derart erfüllt, daß es unmöalick ist, auck nur drei Schritte zu sehen. Noch unmöglicher ist's, ein Commando zu hören, so braust und zischt und prasselt es. Im Vortop klap pern und peitschen Segel'etzen. Die Fock hat sich losgerissen, und bringt sie das Schiff zum Abfallen, dann nimmt es leicht einen Brecher über und Das Unglück ist kaum auZgedacht, da bricht schon eine ungeheure Wassermaffe über Deck und fegt Alles weg, was nicht niet- und nagelfest ift. Von der Lec- ver ckannma i t keine vur mebr m sehen, so tief liegt sie unter Waffer : das Schiff wieder aufzurichten, giebt es nur ein einziges Mittel : die Masten kappen ! Offiziere und Mannschaften schreien sich den Befehl dazu in die Ohren, und nun zeigt es sich, aus welchem Holze unsere Seeleute geschnitzt sind. Mit der linken Hand sich feftkrallend, in der rech ten Faust das Kappbeil, drängen sie sich förmlich heran zu der furchtbar gefahr vollen Arbeit. Zuerst gilt's das stehende Tauwerk in See zu kappen, sonst kön nen die über Bord gestürzten Masten nicht loskommen und stoßen da? Schiff leck. Wer vermag aber unter Waffer das Beil zu schwingen ? Jan de Vrieö steht im Großwant bis an die Hüften im Waffer, als daS Schiff sich plötzlich noch weiter überlegt. Bis unter die Arme reicht ihm schon die Fluth, da kreischt eine Stimme : Wir sinken!" WaS weiter geschieht, kommt ihm nur vorübergehend zum Bewußt- l fein, denn nun folgt ein Schrecken dem i andern. Er sucht inftinttmäßig von dem sinkenden Schiffskörper frei zu kommen und umklammert eine Spiere, die ihn über Waffer hält, bis mit TageSgrauen . der Sturm etwa? nachläßt. DaS Schiff ist verschwunden, aber leewärts, wo die See so iarchtoar brandet ist dort nicht !Land? Zweifellos, doch wer in diese i Brandung hincingeräth Plötzlich zuckt er zulamnien und seine erschlaffenden Sinne sind auf seinen mit der Fluth ringenden Landsmann ! Dirk Fockes gerichtet, der mit Aufdie iung der letzten Kraft die Spiere zu ?r i reichen sucht. Diese vermag aber nur einen Mann tragen, und Jan ist schon gestern Abend versucht gewesen, dem Flachskopf daS Scheidemesser zwi schen die Rippen zu stoßen. Aber der Blick deS Ertrinkenden, der Blick! Gegen Mittag finden noch Beute aus spähende Chinesen zwei todte Matrosen am Strande; der eine hält feinen Ka. mcraden am Haar gepackt, daß die blon den Strähne bis auf'S Blut in die Fin gcr einfchneiden. So greift man zu, wenn man einen Ertrinkenden retten will, aber so fest hält nicht Jeder. Die Festrede. Von U R a u ch e n e g g c r. In dem Markte Schmuckebach herrschte eine unbeschreibliche Aufregung, denn das Kronprinzenpaar hatte eS sich in den Kopf gefetzt, über Schmuckebach nach einem alten Stammschloß zu rei sen, um dort einige Tage mit ihren Ah nen zu verbringen. Das hohe Paar mußte natürlich festlich empfangen wer den. Zu diesem Zwecke hatte sich schon längst ein Haupt- und verschiedene Sub comites aeeiründet: man hatte seit vier- j zehn Tagen die schwierigsten Sitzungen gehalten, bis das Programm richtig ausgearbeitet war. Dann übte man Tage lang denn die Sache sollte .Scbwuua" baden. Die sechs cst- jungfrauen ezercirten in der Front; die Feuerwehr machte Aufmarschübungen; die Veteranen bereiteten Antworten auf die voraussichtlich an sie aestellt werden- den Fragen vor; die Honorationen ka men täglich 'oeim Frühschoppen zusam men. um sich im Hochrufen zu üben. Am schwierigsten gestaltete ftch die Sache für den Bürgermeister Salzknopf, der die festliche Ansprache übernommen hatte. Der Amtsrichter hatte einen schneidigen Text hierfür verfaßt, und seit mehreren Tagen hallten die kräftigen Worte durch den grünen Wald, in dem ,der gcstvorstand seine Rolle studute. Aber die Sache war nicht tetcyt ; wenn der brave Mann die Rede ein dutzend mal abgeleiert hatte, überfiel ihn ge wöhnlich eine Sprachverwirrung. Aber auch für diese wußte der junge Amis richter einen Ausweg. Er bestimmte für den Bürgermeister als selbstthätigen Souffleurkasten den Cylinderhut. Die kleine Rede wurde mit großen Buch staben auf einen Zettel geschrieben, der in der fraglichen Kopfbedeckung ver wahrt bleiben sollte. Dieser Plan be ruhigte das Oberhaupt der Gemeinde. Es war 9 Uhr. Der Herr Bürger meister stand vor dem Spiegel und ordnete die galten an seiner vravattc. Hinter ihm lag auf dem Tischchen sein Hut ein etwas abgegriffener Cylin der. Während er mit feiner Person beschäftigt war, schlich Frau Bürger Meisterin herein: husch nahm fie den Cylinder an sich und stellte dafür einen funkelnagelneuen S)üi an deffen Platz. Sie hatte nämlich schon vor einigen Tagen ihren ijheyerrn vcrantaiien wollen, einen neuen Hut anzuschaffen; er hatte sich aber aus Sparsamkeitsrück- sichten stet- dagegen gesträubt. Eine kluge Frau weiß sich jedoch zu helfen; fie fetzte ihren Willen durch! Es war die höchste Zeit zu dieser Metamorphose, denn jetzt stürzte der Herr Beigeordnete herein, um den Burgermeister auzu holen. Dieser stülpte rafh dci: Hut auf's Haupt und eilte mit den andern Bürgern auf den Bahnhof hinaus. Dort war er voll uno ganz m An'pruch genommen, denn die Festversammlung mußte ordnungsgemäß aufgestellt wer den. Es kostete große Mühe, die Mütter der sechs Ehrcnjungfrauen in den Hin tergrund zu drängen: das Musikkorps mußte bald oben bald unten Stellung nehmen. Dem Bürgermeister rann der Schweiß von der Stirne. Plötzlich hieß eZ: der Zug kommt!" Ein jäher Schreck durchzuckte den Herrn Bürger meister. Durchlaucht, geben Sie auf die Leute Acht !" sagte er zum Polizei soldaten, dann stellte er sich vor die Front der Versammlung. Der Zug brauste herein. Alle Häupter entblößten sich, als das hcchfürftliche Paar den Salonwagen entstieg; die Damen knir ten, die Herren krümmten sich. Nun trat der Bürgermeister vor und begann: Durchlauchtigste Herrschaften! " Pause. Rasch nahm er den Hut vor da? Gesicht was war da? Kein ein gepappter Zettel war darin, nur schwarzes Seidenfutter mit Firmenauf druck. Dem Guten schwindelte. Durchlauchtigste Herrschaften!" begann er wieder. W:r preisen den Tag. an dem die Einwohner dieses Markte? durch die Ankunst Euer Hochwohl- geboren aus Freude Alles versetzt haben wir freuen unS sehr un endlich über alle Maßen" Wir gleichfalls. Herr Bürgermeister," unter brach ihn der Thronfolger lächelnd. Ich danke Ihnen zugleich Namens meiner Gemahlin und bitte, dielen Dank der ganzen Bevölkerung zu über Mitteln!" Dann drückte er dem Bürger meister die Hand und wandte fich zu den Ehrenjungfrnuen. Der Amtsrich ter hatte die Geistesgegenwart, das ver geffene Hoch" zu intoniren; daS Volk schrie, die Mufik schmetterte einen Tusch und dann sangen die Schulkinder Heil Dir u.s.w." Die hohen Gäste stiegen in die dereitstehendcn Wagen und fuhren zum Gafthof, um dort ein Frühstück ein zunehmen. Der Bürgermeister wankte niedergeschmettert nach Hause. Dort hielt er fürchterliche Musterung. Als er den Sachverhalt erfuhr, wollte er zu erst als Standesbeamter die Scheidung von seiner Gattin sofort vornehmen. Da aber dies nicht anging, ließ er feine Wutb an dem unseligen Hut aus. Er warf ihn zu Boden und sprang mit beiden Füßen darauf herum. In dieser Beschäftigung wurde er durch den Ein tritt eines Hoflakeien unterbrochen. Durchlaucht laffen den Herrn Bürger meister zur dejeuner dinatoire" bitten ! Aber sofort!" Herrschaft mein Cylinder!" mur inelte er und hob den gemarterten Filz schnell vom Boden ans, streichelte ihn zärtlich und eilte dem Boten nach. Un terwegs schloß fich ihm der gleichfalls eingeladene Oberamtsrichter an. Aber Bürgermeister!" sprach dieser zu ihm, da? ift doch ein Skandal, mit einem solchen Hut zu Hof zu gehen!" Der Hut ist nagelneu," seufzte der Bürgermeister und das war mein Unglück !" Der würdige Beamte sah ihn erstaunt an und sagte dann tyeitnayms voll: Nimm Dir's nicht so zu Herzen ! Deine Anivracke wäre sehr hübsch ge- Wesen, wenn Dich der Thronfolger nicht so schnell unterbrochen hätte! AVer daß man Dir im Nachhausegchen den Cylin der angetrieben hat. war unanständig von den Leuten!" Das Dejeuner ver lief großartig! Äierzehn Tage später traf ein Orden für den Bürgermeister ein. Freude strahlend zeigte er seiner Gattin daS blinkende Kleinod. Siehst Du." sagte diese mit bedeutungsvoller Betonung, es ist gegangen, wie ich hoffte: aber einem Menschen mit einem schäbigen Cylinder hätte man diesen schönen Orden nicht geschickt I" wie zusammengeschnürt, keinen Laut konnte fi" hervordringen. Mit einem Male trat ganz nahe an fte heran, wobei er seine Hand in die Tasche feine UcdkirockeZ versenkte. WaS suchte er dort? Einen Revolver? Einen Dolch? Einen Schlagring? Sie sprang auf und harrte ihn ent s ,'tzt an. WaS wollen Sie von mir?" Er lächelte grimmig, dann sagte er: Ich habe Sie doch nicht erschreckt? DaS wollte ich Se denn doch merklich und wahrhaftig nicht. Ader sehen Sie. mein giitesteS Freilein, ich muß Ce necmlich gleich auSstcigen und Se fitze ich, seit Se eingeftiege find, auf mei nen Hut !" Gertrude stammelte tausend Ent schuldigungen. Der Hut war zum Gluck ein weicher. Bcrsiand schwabisch'-U Wenn Engländer schwabisch verstehen, so ist dieö. namentlich aus Reisen in Italien, eine lebr schöne Sache, Daß eS solche Söhne AidionS gibt, d.iS bat wie ein römischer Korrespondent schreibt ein in Mailand ansüsfiger biederer Schwabe. Großkaufmann und nebenbei Rescrve-Offizier der Artillerie, zn seiner hellen Freude erfahren. Herr M. machte mit seiner Gattin jüngst eine kleine Reife und dachte an nichts BöfeS, als urplötzlich ein baumlanger nglilyman in sonpei'yerkiN'Ummette und es fich nach seiner Art bequem machte, daS heißt, seine langen spazier Hölzer über die gegenüberliegende Sitze und der Dame beinahe unter die Nase schob. Höflich, wie der Schwabe nun einmal ist, versuchte eS unser Lands mann mit Englisch allein Pseudo Jamesou that, als ginge ihn die ganze Sache nichts an. Darauf Französisch dann Italienisch; derselbe Erfolg. Nun aber ging es unserem Schwaben wie dem Ritter im Uhland'schen Liede: Da wallt dem Schwaben auch sein Blut", und er stülpt fich ohne weite reS Rock- und Hemdärmel auf, unter denen ein Paar eiserne Arme sichtbar werden, wie ein richtiger Kanonier sie braucht, und frägt den Engländer nun mehr in echt schwäbischer Mundart, aber diesmal nicht mehr verbindlich flötend: Ob Sie Ihre Füße wegdeant?" (UV Sie Ihre Füße wegthun wollen?' ) Ich kann Ihnen versichern, daß Mister Englishman dem schwäbischen Kom mando mit derselben Fixigkeit parirte wie ein gezüchtigter Schuljunge, und daß er schwerlich so bald die schwäbische Lektion vergcffen wird auch wenn er den Wortlaut vielleicht nicht vollständig erfaßt hat. Auf dem Hute. Eben begann der Zug sich in Be wegung zu setzen, als eine junge Dame, firmste nach mi reckten Heit. dieCouvee- thüre aufriß und fich hastig auf die Polster des Wagens fallen tielz. Wayr haftig eS wäre kein Vergnügen ge wefen, zwei Stunden auf den nächsten Zug zu warten. Sie lehnte sich behag lich zurück und entfaltete eine Zeitung, in deren Lektüre sie bald vertieft war. Was da alles in der Welt vorging! Entsetzlich ! Krieg. Pest, Elend aller Art und da schon wieder ein Raubmord aus der Eisenbahn. In einem Coupes zwei ter Klaffe hatte man eine Dame be stialisch ermordet ausgefunden. Der Mörder hatte ihr die BrillantbouttonS aus den Ohren qeriffen und ähnliche scheußliche Details mehr. Von dem Thäter fehlte selbstverständlich jede Spur. Gertrude Schröder war gerade kein allzu furchtsames Mädchen, aber immer hin warf sie jetzt einen scheuen Blick um sich. Außer ihr war bloß ein Herr im Wagen, ein untersetzter, breitschultriger Mann mit buschigen Augenbrauen, un ier denen sie Zwei steckende Auacn fort- während forsckend und erwartungsvoll anblickten. Anfänglich ließ c sie ziem- lich gleichgültig, als aber der Mann nicht aufhörte, sie anzustarren, legte fich ihr allmählich die Furcht, gleich einer kalten Schlange, auf's Hei, WaS er nur hahm konnte? Er blickte auch zeit- weife unstätig hin und her. wobei fein Geficht einen immer grimmigeren Aus druck annahm. Plötzlich sprang er auf und blickte um fich, scheu und ängstlich, nach allen Richtungen, hinauf und auf den Boden, als fürchte er. beobachtet zu werden. in iäber Sckreck durchzuckte Ger- irude ! Wenn da? ein Räuber war welleicht ein Mörder? Sicherlich hatte er tri fit nbaeseben. Sie wollte rufen. um Hilfe schreien, aber ihre Kehle war Der Polterabend. Die Sitte deS Polterabends in Ber lin war gegen Ende des vorigen Jahr Hunderts etwa? aus der Gewohnheit ge kommen und eS wurde deshalb auch von oben mit theilnehmendcr Aufmerksam teit gesehen, als Profeffor Wadzek vom adligen Kadettencorps 1797 auS Anlaß seiner Hochzeit einen wirklichen Polier abend anordnete. Die Feierlichkeit die ses AbendS wurde in den Zeitungen ausführlich beschrieben mit der Her leitung deS Gebrauchs davon, daß in Holland der Braut in Wirklichkeit noch ein Ball überreicht wurde, deffen Wer fen daS .eicken zum Anfang deS Tan- zenS und SpringenS gab. Bei Pro feffor Wadzek trat einer der Gäste als Schulze verkleidet auf, öffnete mit einem: Nichts für ungut !" die Thüre und brachte Frau uno drei Töchter mit; die eine derselben führte ein Lamm an seidenem Bande, die Andere trug ein Körbchen mit Tauben, die Dritte ein gleiches mit Eiern. Der Schulze gab nun an. daß ihn die Erleuchtung der Fenster heraufgelockt, daß er eine Hoch zeitsfeicr vermuthet u. f. w., außerdem waren mehrere Gäste als Landmädchen oder Jäger verkleidet. Seit jener Zeit ift die Sitte jedenfalls allgemeiner ge worden, denn heute giebt es wohl keine größere Hochzeit, welcher nicht ein Pol teradend mit derartigen Scherzen vor angeht. Damals, wie gesagt, wurde eS Wadzek zur Ehre angerechnet, daß er alS Profeffor der deutschen iteratur für Erhaltung eines deutschen Brauches Sorge trage. Gicht und ipperlctn. Von dem verstorbenen, sehr bekamt ten und gesuchten Geheimrath Profeffor v. N. in München wird Folgende? wahrheitsgetreu" berichtet. Ein Brauereibefitzer, der an Gicht leidet, kommt zu Profeffor v. N., der ihm von früher noch bekannt ift, zur Kon sultation. Dabei entwickelt fich folgen des Gespräch: Profeffor v. N.: Na, lieber G.. wo fehlt'S denn?" G.: Herr Geheimrath, ich hab'S in den Beinen?" Profeffor v. N.: So. so. in den Beinen haben Sie'S! Na, schaun's, wenn Sie s oben un nie haben, nach iS'S die Gicht, wenn Sie's aber unten in den Zehen haben, nacha is'S Zip perle." G.: Herr Geheirnrath. ich Hab'S in den Knien, " Profeffor v. N.: So. dann zeigen'? mal her. . . .Richtig, das ist die Gicht." G.: Nun. waS hilft denn dagegen. Herr Gedeirnrath?" Profeffor v. N.: Ja. schaun's liebe: BL. da denken'? setzt 'mal drüber nach. und wenn Sie a richtiges Mittel wiffen, nacha sag'n S' mir' dann fin ma alle zwo in einem Jahr Millionär."