Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 23, 1897, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    s
I
wmmm
papMMMpMpMBMipMaPWHVnia h iwwipi mm - " ----- ... ' ' 1 i aaSÄÄW-, r-
r "Vv' ' , - .-", v t . W
Lufl
U
211ir3Ms Pater.
flnäblutifl nach Rriminaloftrn.
Hansc,
Feind, dcn Ptojefcbauti" erschoffcn
Wi Lit" Wi-'iJ
Der Beamte hatte genug gehon. r
winkte den Gendarmen zu. Die drei
schritten nach der Sägemühle zu.
DaS Waffer rauschte über das Wehr,
aber die Michle stand still. Auffallender
weise war da Werk nicht im Gange.
Die drei traten in'S WohnhauZ.
Wie sie auf dem Stur waren, höiten
sie. wie im Wshnzimmerdrinnen Jean
i!ourdet mit heiserer stimme sagte
Jetzt kommen die Gendarmen !"
Eine andere stimme, die dk?ail.nen
.
AuS dem großen Walde oon st.
Gcrmain hervor ftuthel ein klarer Bach
und ergießt sich in die Seine, nachdem
er zuvor noch einen kleinen tiesen Teich
gkdilset. An diesem Gemüffer befand
sich Jahre 1810 eine kleine Säge
mü!,,e mit dazugehörigem Wohngedüude
w ftJLi ..4 xhnn rt n,'ll!.t)
UUO lUUJl IÜCU UUUVU v - inv rnivviv wihimiv " - - r "
Bauerngehöst. Weiterhin sah man die Sohnes, des Einarmigen, sprach daraus
Daier und Hausgiebcl eines Dorfes etwa? Unrftändllichi, doch anschei
aus dem Grün der Büume und Büsche ! nend Beruhigendes,
hervorlugen. Der Beamte stieß die Thür auf und
Alles dieS der breite Seineftrom trat mit seinen Begleitern in'S Zimmer,
im Vsrdergruude. der Bach, der leich, ; Ganz verstört saß der Sägemüller
die Wiesen, die Sägemühle, das Bau ; auf einem Stuhle. Bei ihm stand sein
erngedöft, daS entfernte Dorf, der j Sohn Joseph, dessen gleichfalls an
prächtige Wald im Hintergrunde niesende Mutter. Brüder und Schwe-
Knt iiainmen ein so re,zv.'lles und an- : ftern vor Entsetzen fast außer sich zu
den alten Namen führten, jetzt aber
harte Zwangsarbeit im Bagno und den
Arsenalen von Toulon zu verrichten
hatttn.
Dorthin wurde Joseph Eoutbri mit
einem Transport anderer Sträflinge
geschafft.
Der Umstand, daß eö ein einarmiger
Krüppel war. kam ihm nun allerdings
in Bagno gut zu statten. Denn für
schwere Arbeiten war er ja untauglich!
man konnte ihn nur mit leichteren
Arbeiten deschüstigen.
Er war vier Jahre älter alS Margot.
DaS Jahr 1838 kam heran.
muthigeS landschaitücheS öild idyllischen
ari?h.n und rubider Schönheit, daß
schon häufig Pariser Landschaftsmaler
mit ihren Stizzenbüchern hinausgepilgert
waren, um den stillen Zauber dieses
LandichaftSioizlls mit Farbenstift oder
Pinsel zunächst auf Papier und nachher
auf Malleinen zu bannen.
Wie trügerisch ist aber ost der äußere
Anschein! So war'S auch hier: kein
J&iTJ deS Friedens und der Ruhe waren
jene beiden benachbarten Wohnftütten.
sondern vielmehr ein Schauplatz des
heiligsten Haffes und unaufhörlichen
Streites zwischen den beiden Nachbarn,
dem Sägemüller und dem Bauer.
Ersterer hieß Jean Eourbet. Letzterer
Pierre Lebrun. Beide waren ,cyon
Grauköpfe, über die Fünfzig hinaus,
wenn auch noch sehr rüstige Männer;
doch von Jahr zu Jahr haßten sie sich
ingrimmiger, ein Prozeß zwischen ihnen
spielte seit langer Zeit und verursachte
schwere Kosten.
Es handelte sich in ihrem Rechtsstreit
erstens um den Teich, der ihnen gemein
schafuich als einzigen Landanliegen ge
hörte. Wegen der Fischerei und Enten
jagdnutzung hatten sie sich niemals
einigen können. Dann aber bildete
zweitens eine noch schlimmere Streit
Ursache, die sür den Sägemühlenbetrieb
Eourdet's durchaus nothwendige Waffer
ftaugerechtsame. Es konnte natürlich
nicht fehlen, daß dadurch, trotz aller auf
die richtige Stauhöhe deS WafferS ge
wandten Aufmerksamkeit und Sorgfalt,
dennoch die an den Teich grenzenden
Wiesen des Nachbars zuweilen ein wmig
iihfritomnit wurde, was diesem
dann erwünschte Beranlaffung zu hef
tigen Beschwerden gab. Jean (iourbet
war wohl auch ein hitzköpfiger und jäh
zorniger Mann, Pierre Lebrun aber
dasselbe in noch viel höherem Grade.
Man nannte ihn in der Gegend allgc
mein den Prozeß Bauer", weil er an
Prozeß-Ehikanen aller Art so recht seine
Lust zu haben schien.
Im Mirlhshause des benachbarten
Dorfes hatten (5ourbet und Lebrun sich
oft gezankt, in Gegenwart Anderer
Drohungen gegeneinander ausgeftcßen
und sich gegenseitig alle möglichen
Schlechtigkeiten nachgesagt. Manche
Leute meinten deshalb kopfschüttelnd:
Das kann kein gutes Ende nehmen
mit den beiden!" Und darin sollten
fte sich auch wirklich nicht täuschen.
Jean Courbet hatte eine große Ja
milie zu ernähren, was ihm Mühe ge
nug machte, denn leider war er ziemlich
verschuldet. Und seinen ältesten Sohn
Joseph hatte vor Jahresfrist ein sehr
schweres Unglück betroffen. Der 2i
jährige junge Mann war nämlich un
heilooller Weise mit seinem rechten Arm
in das Sägewerk gerathen und hatte
ihn dabei eingebüßt. So war er also
zum Krüppel geworden und konnte nicht
mehr ,'o thätig sein wie zuvor. Joseph
war verheirathet gewesen, aber jetzt
Wittmcr! er hatte nach kaum zweijäbri.
ger Ehe seine liebe grau durch den Tod
verloren, die ihm ein reizendes Töchter
chen hinterließ, die kleine, niedliche, jetzt
dreijährige Margot.
An einem Auguftmorgen des Jahres
1810 liefen bei einer alten Ulme am
Feldwege nördlich vom Teiche viele Leute
zusammen.
Dort lag unter dem Baum der ent
feelte Körper Pierre Lebruns. Den
Prozeßbauer" hatte ein wohlgezielter
Schuß durch den Hals getödtet. wie die
Untersuchung ergab.
Eil Gendarm sprengte herbei, bald
daraus kam ein zweiter. Eine Justiz
Person und ein Arzt wurden aus St.
Germain rasch zur Stelle geholt.
Man forschte nach der Kugel, konnte
fte aber nicht finden, denn in der Leiche
fand sie sich nicht.
Der Justizbeamte fragte alsdann mit
lauter Stimme die Anwesenden: Hat
jemand eine Vermuthung über den
Thäter?"
Zuerst Schweigen, dann leises Ge
murmel. Endlich sagte ein alter Bauer:
Nach meiner Ueberzeugung kann's nur
der Sägemüller gethan haben."
Ja, ja!" riefen andere zustimmend.
.Sicherlich ist Jean Courdet der Thä
ter! Die beiden waren sich ja so grim
mig feind. wie Hund und Katze! Wie
oft haben fte fich gezankt, wie giftig ftch
bedroht!" . .:
Einer sprach bedächtig: Heute Mor
gen, ganz in der Frühe, als ich zur
Feldarbeit ging, traf ich hier in der
Näde Jean Courbet, dcn Sägemüller.
Er hatte eine Kugelbüchle auf der Schul
kr und sagte mir. er wolle einem Fisch
otier weiter oben am Bach nachstellen.
Aber ich glaube nun auch, daß er seinen
sein schienen. Auf einem Bettchen in
der Ecke des Zimmers schlummerte un
schuldsvoll und sriedlich die kleine,
Margot.
Jean Courbet," sprach der Beamte.
Ihr habt heute Morgen Euren Nach-
bar Pierre Lebrun erschoffen. Jm
Namen btS Gesetzes verhaste ich Euch !" j
Ter Sägemüller. stöhnend sein Ant
litz mit den Hände bedeckend, antwor
tete nicht.
Ader sein Sohn Joseph, dessen blei
ches ernstes Gesicht einen unbeugsamen
Entschluß verrieth, sagte mit fester
Stimme Das ist ein Irrthum, mein
Herr !"
Wieso?"
. Mein Bater wird ungerechterweise
beschuldigt, denn er hat Pierre Ledrun j
nicht erschossen."
Wer hat's denn gethan?"
Ich selbst."
Ihr? Der Einarmige? Das ist wohl
nur ein Gerede, um Euren Vater, den
Thäter, vor dem Verhängniß. das ihn
bedroht, zu behüten, möchte ich fast
glauben. Ha. in der That, ein HeroiS
mus ohnegleichen !"
Mabrbeit itt'S, waS ick sagte. Mei-
ner linken Arm weiß ich wohl zu brau
chen; darin bin ich geübt. Und um eine
Pistole abzudrücken, braucht man nur
eine Hand."
Man hat Euren Vater ganz in der
Frühe draußen mit einer Kugelbüchse
gesehen
Er war auf der Fischotterjagd und
ist freilich ohne Jagddeute, aber auch
ohne einen Menschen getöolet zu ha Den,
heimgekehrt. Der Schuldige bin ich
allein. Draußen hatte ich bösen Streit
mit Lebrun; harte Worte wurden ge
wechselt, er deschrmpste mich; da über
mannte mich der Zorn, und ich erschoß
ihn. &o ist'S gewesen."
DaS ist seltsam ! Euer Vater sieht
doch so verstört auS."
Das Unglück seines SohneS veran
laßt das daS ist doch wahrlich kein
Wunder."
Euer Verbrechen !"
Das ist ein schlimmes Wort für
meine That, aber eS möge gelten."
Wo ist die Pistole?"
Hier !"
Der junge Mann brachte eine Pistole
zum Vorschein und überreichte sie dem
Beamten.
Dieser prüfte mit Jntereffe die Waffe
und steckte sie als "Corpus delicti"
zu sich.
Dann sagte er: Unter solchen Um
ständen verhafte ich also Euch, Josepd
Courdet, wegen Mordes, verübt an dem
Bauern Pierre Ledrun ! Dem Ermessen
meiner Vorgesetzten will ich es Über
laffen. ob etwa dieselbe Maßregel auch
auf Euren Vater, als vielleicht der An
ftiftung zur That verdächtig, ausge
dehnt werden soll. Einstweilen sehe ich
davon ab."
Mein Vater ist ganz unbetheiligt.
Ich allein bin der Schuldige."
Führt ihn ab !"
Die Gendarmen nahmen den Höft
ling in die Mitte.
B tte, laßt mich noch einmal mein
Töchterchen Margot sehen und küffen !"
bat Joseph.
Es wurde ihm gestattet. Er neigte
ftch über das Bettchen und küßte das
schlafende Kind.
Dann sagte er gefaßt: Jetzt bin ich
bereit. Lkdt alle wohl für immer I
Sorgt gut für Margot !"
Sein Vater stöhnte schwer auf, und
die Mutter rief jammernd: Gott segne
Dich, mein lieber Sohn, und stehe Dir
bei in Deiner großen Pein !"
Seine Brüder und Schwestern
schluchzten und meinten ebenfalls, wah
rend Joseph abgeführt wurde.
Einige Tage darauf bestattete man
die Leiche deS erschaffenen Pierre
Lebrun.
An der alte Ulme am Feldwege, der
Stätte d' s Mordes, wurde, dem Brauch
in den südlichen Ländern gemäß, ein
kleines, einfaches hölzernes Gedächtniß
kreuz befestigt.
Nach etlichen Wochm fand du Ge
richtsverhandlung gegen Joseph Cour
bet stand. Sie nahm bei dem offenen
Bekenntniß des Angeklagten, der stand
hast bei der Behauptung blieb, daß er
allein der Schuldige sei, nicht viele Zeit
in Anspruch
Man fand für ihn einige mildernde
Umstände und billigte fte ihm zu. DeS
wegen wurde er nicht zum Tode verur
theilt, fondein zu den Galeeren" auf
Lebenszeit. H
Galeeren, die gerudert werden muß
ten. gab's ja freilich nicht mehr, wohl
aber noch Galeerensträflinge, die noch
2.
Die kleine Margot erfuhr bezüglich
ihres Vaters nicht den wahren Sach
verhalt, der ihr vielmehr ängstlich ver
h,hlt wurde. AIS sie damals erwachte
und sehnsüchtig nach ihm verlangte,
sagte man ihr, daß er verreift sei.
Später brachte man sie zu dem Glau
den, daß der Vater in der Ferne geftor
den wäre.
Ihrem Großvater Jean Courdet war
der unschulosvolle Blick des Kindes,
wenn er diesen auf sich gerichtet sah,
stets wie ein stiller, aber um so peini'
genderer Vorwurf. Aufs liebevollste
wurde übrigens für die Kleine gesorgt,
bald aber bot sich für sie unverhofft eine
noch bessere, ja. geradezu glänzende
Versorgung.
In einem schönen Landhause in der
Nähe wohnte zur Miethe daS kinderlose,
sehr wohlhabende Ehepaar Letellier.
An Geld und Gut und allen Annehm
lichkeiten, die ddsür zu haben, fehlte es
dem Paare also nicht; aber die fröh
liche Kinderlust im Hause blieb ihm
versagt.
Madame Letellier hatte nun zuweilen
die niedliche, hübsche Margot vor der
Sägemühle gesehen und sich gänzlich in j
dre reizende Kleine vernarrt. Sie faßte
den Entschluß, das Kind, dem sie mit
unter Zuckerwerk, Konfitüren und kleine
Spielsachen zum Geschenk gemacht, zu
adoptiren, als fte mit ihrem Gemahle
den derzeitigen Wohnort zu verändern
ftch veranlaßt sah. Sie hatten nämlich
in Tours ein großes schönes HauS nebst
prächtigem Garten von einer verstor-
denen Tante geerbt, wohin fte nunmehr
zu übersiedeln gedachten.
Mit ihrem Mann besprach sie zunächst
die Angelegenheit.
Gern würde ich Dir gefüllig sein,
meine Liebe," meinte er. Ader hm
ich fürchte eS ist doch ein Bedenken
dabei."
WaS meinst Du? Welches Be
denken?" Der Vater des kleinen herzigen,
niedlichen MüdchenS ist ein Bagnofträf
ling." Ach ja! Aber was kann die schuld
lose Kleine dafür? Sie weiß ja noch
gar nichts davon : sie hat keine Ahnung
von dem Schrecklichen. Deshalb märe
es besonders gut, wenn sie von hier
wegkäme. Denn sonst könnte ihr auf
die Dauer das Fürchterliche doch nicht
verheimlicht werden."
Ich zolle ihr das herzlichste Mitge-
fühl." : " -. I
Das macht Deinem edlen Gemüthe
die größte Ehre. Charles."
Wenn Du Dich also darüber hin
wegsetzest Ja, das thue ich! Ich fühle mich be
rufen zu diesem Werke wahrer Barm
Herzigkeit. Die arme Kleine ! Wir
wollen für sie sorgen, sie glücklich
machen. Durch ihre kindliche Anmuth
und Dankbarkeit wird sie uns erfreuen,
unsere Häuslichkeit erheitern und ver
schönern. Wir wollen sie mitnehmen
nach Tours."
Nun, so mag es denn nach Deinem
Wunsche gesch,hen, meine liebe Hör
tense. Ich gebe mit Freuden meine
Einwilligung. Wir wollen noch heute
dem Sägemüller Courbet den Vorschlag
machen."
Das geschah.
Jean Courdet berieth mit seiner Frau
darüber, und nach längerer Ueber
legung w lligten die beiden ein.
In der That schien ja auf solche
Weife eine herrliche Zukunft ihrer
Enkelin Margot gesichert zu sein. Und
gkwiß war's am besten für die Kleine,
sie ganz aus der Gegend fort und nach
Tours zu schaffen.
Margot unterwarf sich bereitwilligst,
ohne viel zu weinen, dem großelterlichen
Beschlusse, denn fte hatte die freundliche
Madame Letellier sehr lieb gewonnen.
Fortan lebte sie also bei dem gut
herzigen Ehepaare in dessen prächtigem
Hauie zu Tour an der schönen Loire,
Bei den vortiiffüchen Leuten hatte sie
es da sehr gut. Als fte etwas heran
wuchs, erhielt sie eine tnffliche Erziehung
und wurde zugleich immer schöner und
lieblicher.
Margot war zu einer holden neun
zehnjährigen Jungsrau erblüht. Gafton
zu einem stattlichen jangen Mann von
dreiundzwanzig Jahren herangereift.
Nachbarlich und gesellschaftlich hatten
die beiden stets viel miteinander ver
kehrt. Kein Wunder also, daß die
Liede ihre Herzen gefangen nahm mit
Allgewalt.
Gaston flüsterte ihr eineZ TagkS
feurig zu: Ich liebe Dich'" und fte
gestand ihm hold erröthend ihre Gegen
liebe. Als Margot ihrer guten Beschützerin
von dem Borgesallenen Mittheilung
machte, rief diese freudig: O, das ist
ja herrlich! Freilich, daß eS einmal so
komme würde, habe ich immer ge
ahnt "
Du haft also nichts dagegen?"
Nicht daS Geringste!
Herr Letellier hatte ebenso wenig
etwa? gegen diese Liede einzuwenden,
billigte fte vielmehr von ganzem Herzen.
Ungefähr zur nämlichen Zeit zog
Gafton seine Eltern inS Vertrauen.
Sein Vater rieb fich die Hände und
tief vergnügt: Ganz vortrefflich! Du
hast eine gute, verständige Wahl ge-
lingS. eine MörlxrS! Gafton lebe
auf ewig wohl ! Ich kann, ich daif,
nicht die Leine werden, denn ich bin bei- j
mr nicht würd, o. deine Muttter
hat ja ganz recht. iott im Himmel !
Für mich wird bald der barmherzige
lob die erwünschte Erlösung sein!"
Man suchte fi. zu beruhigen, jedoch
verged.'nS. S:r murk immer ausge
legter, iinmer verzweifelt.
Gafton rief: Und ivenn es sich denn
auch lo verhalt, :ch halte dir doch die
Treue! Was kümmert mich das Bor
urtheil, da Geschwätz der Menschn, f"
Tu Gute, du Holde, du Schuldlose,
mein sollst du doch werden!"
Sie aber jammerte: Nein, nein!
Es kann. eS darf ja nicht fein! 'i.he
fort Gaston! C fliehe von hier!"
Ein Arzt mußte gerufen werden!
Damit die aufgeregte Kranke ruhiger
würde, erschien eS räthlich. daß '"aston
Nogaret ftch entferne.
Tief betrübt und erschüttert verließ
er daS Zimmer und das HauS.
4.
Zur selben Zeit, da diese Ereigniffe
in Tours geschahen, lag im Norden in
seinem Hause bei der Sägemühle der
alte Jean Courdet auf dem Sterbebette.
Einen Beichtiger ließ er kommen,
troffen. Ich bin darüber entzückt, mein außerdem seinen Notar und einen
jftiriSfnf! I"
Aber zum größten Erstaunen von
Vater und Sohn war Madame Nogaret
anderer Meinung.
Sie schüttelte den Kops und sprach
erregt: Mein lieber Gaston. diese
Verbindung ist unmöglich!"
Wie denn?" rief der junge Mann.
Warum das?"
Das möchte ich auch erfahren",
sagte der Apotheker. Wahrhaftig
Justizbeamten
Diesen Herren gab der Sterbende
folgende Erklärung, die zu Protokoll
genommen wurde:
Mein im Jahre 1M0 zu lebens
länglicher Bagnostrafe verurtheilter
Sohn Joseph ist ganz unschuldig, den
Bauer Pierre Lebrun habe ich selbst
damals erschossen. ES geschah in einer
bösen Aufwallung deS Jähzorns nach
! vorhergegangenem Streite. AIS ich
liebe Amalie, du bist heute einigermaßen ; ganz verstört nach Hause kam. bekannte
unbegreiflich." ich meiner Familie das Vorgefallene
Margot ist nicht die wirkliche Toch-: uno ,agie. es ,ei reine menung. man
ter der LetellierS." i würke mich sicherlich als Thäler ermit
..bre Adovtivtochter ist sie. das ist l teln und bestrafen. DaS verursachte
ja allbekannt, aber voraussichtlich der
vielmehr ganz bestimmt wird sie
einst Erdin sein."
Ganz recht. Doch eS haftet ihr ein
Makel an. der eine Verbindung mit
unserem Sohne leider unmöglich macht
grenzenlosen Jammer. Da sprach
mein sohn Joseph : DaS darf nicht
sein ; die Mutter und meine Geschwister
können dich ja gar nicht entbehren ; sie
würden sonst dem völligen Ruin, der
bittersten Noth verfallen müssen. Ich
Maraot ist die Tuaend und Un- aber, der einarmige ruppei, lann drey
schuld selbst !" rief unwillig Gaston. j nicht mehr gut arbeiten und schaffen in
Das ist wahr." sagte seine Mutter, der Sägemühle, kann also entbehrt
Gewik ick aebe es ,u. ste würde sehr i werden : also übernehme ich deine
paffend für Dich sein, wenn nur der Schuld, die ja Sühnung erheischt ; eS
auSgeftandenen Leiden ftch an dem Glück
feiner lieben Zochter zu erfreuen.
Auch feinen Familienangehörigen
daheim in der Sägemühle erging
gut in der Folgezeit, da sie von den
LetellierS und den NogaretS. wenn eS
noth that, großmüthig unterstützt wur
wüt
Vr eopirtc üint.
AIS die Schauspielerin Cramer zum
Benefiz idrer fünfzigjährigen Bühnen
thätigteit ausgetreten war. gaben ihr
die Kollegen im Grünen Baum" an
der Jsar ein kleines Fest. d,i welchem
König Ludwig der Erste, wie er eS gern
pflegte, die Kefellschast überraschte. Da
die Heldin deS ZageS von ihm adge
wandt saß, hielt er zum Scherz ihr
rasch die Augen zu und fragte mit sei
ner etwas stotternden Stimme : ..Wer
ist das?"
Ach, das find Sie wieder Lang"
berühmter Schauspieler, Komiker, letz
ter Vertreter deS StaderlS und ähn
licher Lokalpossen-vharaktere. 1810 bis
1882), ries die greise Künstlerin, Sie
eopiren den König prächtig."
So," rief Ludwig erstaunt, indem
er die Künstlerin freiließ, er copirt
mich? DaS möchte ich auch einmal
hören. Vorwärts. Lang, copiren Sie
mich."
Der Komiker erschrak und sträubte
fich. aber der Monarch bestand darauf :
Ich wünsche es. und Ihr König be
stehlt es."
Lang setzte sich an ein seitentischchen
und rief unter der angenommenen
Manicr Seiner Majestät : KadinetS
rath Riedl soll herauskommen V
Majestät wünschen?" fuhr der
Künstler im näselnden Tone des Gern
fenen fort.
Ah, bravo! Ausgezeichnet!" applau
dirte der anwesende König, er copirt
meinen Riede! so gut wie mich und ist
ein vorzüglicher Menfchendarfteller, mit
Jffland zu redenH '
Aber der Komiker fuhr fort: Riedl,
schicken Sie morgen dem Schaaspieler
Lang auS meiner Kadinctskassc zwei
hundert Gulden."
Hören Sie auf, Spitzbube !" rief
der König lachend. Brauchen mich
nicht weiter zu copiren ; doch diesmal
sollen Sie für Ihre Gastrolle das Hono
rar erhalten."
unglückselige Umstand nicht wäre
Welcher Umstand?" fragte der Apo
theker. Erkläre uns das. liebe
Amalie!
muß so sein !" Anfangs wollte ich daS
natürlich nicht zugeben ; er blieb aber
fest bei feinem Entschluß ; und so kam
es denn so : er wurde verurtheilt, in-
3.
Im Nachbarhause wohnte der Apo
theker Nogaret, mit dessen Frau Ma
dame Letellier bald sehr befreundet
wurde.
In einer traulichen Plauderftunde
gab Madame Letellier ihrer lieben
Freundin, der Apolhekersgattin, eines
Tages unoorftchtigermeise volle, rück
haitilose Auskunst über die Hcrkunf,
Margots und daS Verhängniß, welches
deren Vater betroffen halte, seldftver
stündlich unter dem Siegel der strengsten
Verschwiegenheit.
Madame Nogaret schwieg auch ge
treulich darüber viele Jahre lang.
Sie hatte einen Sohn, Namens
Gaston, der ftch dem nützlichen Bcru'e
des VaterS widmen, also Apotheker
werden sollte, um dann dereinst das
väterliche Geschäst zu übernehmen und
weiterzuführen.
Ich darf jetzt nicht länger schweigen ! dem er ftch zum Heile seiner Mutter und
darüber. So höret eS denn : Margot Geschwister für seinen Bater aufopferte.
Wahrheit in s, was icy aussage im vin
geftchte deS nahen Todes ! Man suche
in der alten Ulme am Feldwege ; die
Kugel schlug da hinein ; finden wird
man, daß eS keine kleine Piftolenkugel
ist, die damals in den Baum fuhr,
nachdem fie Pierre Lebrun getödtet hatte.
So wahr mir Gott helfe, das ist die
reine Wahrheit !"
Am Tage nach diesem Bekenntnisse
verschied der Sägemüller Jean Courdet.
Der Sachverhalt wurde höheren Ortes
berichtet. Man forschte nun zunächst
in der Ulme mit dem Gedüchtnißkreuz
nach. Und richtig, man entdeckte darin
eine große, etwas plattgedrückte Büch
senkugel. Also war Pierre Lebrun
nicht mittels einer Pistole erschossen
worden.
Es erging der Befehl zur sofortigen
ehrenvollen Freilassung des Bagnofträf
lingS Joseph Courdet.
Ungeheures Aussehen erregte dieser
Vorfall, als die Kunde davon in wei
teste kreise drang. Die Zeitungen
brachten lange Artikel darüber. Man
pries enthusiastisch diesen Heroismus
ohnegleichen, den Aufopferungsmuth
dieses Mannes.
Er wurde vorgeschlagen für den gro
ßen Monthyonpreis.
Damit hat es folgende Bemandtniß
Bor langer Zeit hat in Frankreich ein
menschenfreundlich gesinnter Krösus
Namens Monthyon testamentarisch eine
Stiftung der Art gemacht, deß die be
trächtlichen Zinsen eines sehr bedeuten
den Kapitals alljährlich als Preise an
solche Personen vertheilt werden sollen,
die sich in hervorragender Weise durch
besonders edle Thaten bemerkbar ge
macht haben.
In der That erhielt Joseph Courdet
den großen Monthyonpreis im Betrage
von zehntausend Franken und außer
dem auch noch eine große goldne Ehren-medaille.
st die Tochter eine Bagnosträflings,
eines Mörders!"
Vater und Sohn schrien vor Ent
setzen laut auf.
Unmöglich!"
Das kann nicht wahr sein!"
Wahr ist's! Madame Letellier hat
mir das vor Jahren selbst mitgetheilt."
Und Margot weiß daS?"
Nein, die Aermste hat davon gar
keine Ahnung. "
Madame Nogaret berichtete den ihr
bekanntm Sachverhalt nun ausführ
licher. .
Das kann ich aber noch immer nicht
recht glauben!" rief Gaston geisterbleich,
Darüber muß ich sogleich Genaueres
erkunden."
Er rannte auS dem Zimmer.
Jetzt läuft er direkt zu LetellierS,"
sagte Herr Nogaret kopfschüttelnd.
Ich wasche meine Hände in Un
schuld, ' sprach seine Frau. Mag da
nach kommen, was da will. Unter
solchen Umständen durfte ich nicht lün
ger schweigen."
Gaston erschien in LetellierS Woh
nung und traf dort zuerst Margot.
Mein Gott, wie siebst Du verstört
aus, Gafton!" rief fie bestürzt.
Ach. mein theures Lieb, ich muß
nothwendig sogleich mit deiner Mama
sp echen."
Gehe nur dort hinein!"
Der junge Mann schob eine Portiere
auseinander und trat ins Nebenzimmer,
wo sich Madame Letellier befand.
Madame " sagte mit bebender, bei
serer Stimme Gaston, meine Mutter
bat mir soeben erklärt, meine Verlobung
mit Margot sei nicht thunlich."
Was sagen Sie da, Gaston? Wahr
lich. ich hätte da? von Ihrer Mutter
nicht erwartet."
Sie hatte einen seltsamen Grund.
Es ist ganz entsetzlich!- Sie, Madame,
so behauptet meine Mutter, haben ihr
einst mitgetheilt, Margot sei die Tochter
eines Bagnosträflings, eines Mörders.
Ist denn wirklich etwas Wahres an sol
chem Gerede?"
Mein lieber, junger Freund, fassen
Sie fich!"
Geben Sie mir gewissenhaft Aus
kunft, Madame! Ich bitte Sie instän
dig!" Nun denn wenn Sie so dringend
fragen ich darf und kann es ja nicht
leugnen, sondern muß der Wahrheit die
Ehre geben leider, leider ist eS fo,"
Man vernahm ein schmerzliches Aechzen
einen Fall.
Die beiden eilten ins andere Zimmer.
Margot, welche begreiflicherweise der
Neugier nachgegeben, um hinter der
Parliere zu laulchen, halte alles gehört
Ohnmächtig war ne niedergefallen.
Madame Letellier und Gafton be
mühten ftch um fte und brachten sie wie
der zur Besinnung.
Wehe mir!" klagte sie vr,zweiflungS
voll. Also das ist mein Verhängniß!
Ich bin die Tochter eines Bagnofträf-
Naqethier,
schmackhaft
Richt Schande, sondern Ehre hatie
also Joseph Eourbet auf feinen Nam,n
gehäuft. Das sahen letzt auch Gaston?
Eltern in Tours ein. Margots Vater
wurde ja wegen seines Opfcrmuthes in
ganz Frankreich bewundert.
Jeder zog den Hut vor ihm, wohin er
auch kam und sich blicken ließ, so auch
in Tours, wo er seine Tochter besachte,
die vor Freude wieder gesund geworden
war.
Wer will's mir nun wehren, die
holde Tochter eine solchen wackeren
Mannes an den Altar zu führen?" rief
Gafton.
Seine Mutter sagte : Ja. nun ist
es ganz etwas anderes. Mit tausend
Freuden gebe ich meine Einwilligung
und meinen Segen !"
Und Margot hatte keinen Grund
mehr zur Entsagung. Von neuem
wurde der Herzensbund geschlossen, die
Verlobung gesciert und später die Hoch
zeit. Joseph Eourbet blieb, allgemein ge
achtet in TourS. um nach so vielen
Brasilianisch, Zafclfreuden.
Ein besonders sür Hausfrauen und
Zoologen ergötzliche? Buch ist der drasi
tische Cozinheiro Nacional" oder
Nalionalkoch", in welchem die man
nigfaltigsten Recepte zur Zubereitung
der in Brafilien einheimisch.n ihicre zu
finden find; so sür den Tarir Ili und
den Affen 7 Kochvorschristen. Von
letzterem heißt es: ,vcan nimmt einen
Affen, schneidet den Kops ab und richtet
ihn zu 1. am Spieß gespickt, 2. im
Ofen gebraten, 3. gedünstet mit Gur
ken, 4. geftobt mit indischen Feigen, 5.
gekocht mit Kürbis, 6. gekocht mit
Bananen, 7. gebraten mit salat von
süßenKartoffeln." Weiter werden u. a.
Recepte dem Reh gewidmet. Eßbar
scheint alles zu sein, da selbst Fischotter,
Eidechsen und Raudthiere in dem Ver
zeichmtz nicht fehlen. Vielen Thieren
wird dabei auch eine Heilkraft zuge-
schrieben. So soll ein
Capivara", nicht bloß
sein, sonder auch äußerst gesund für
skrophulöse, rheumatische und tuberku
löse Personen; das Fleisch eines VogelS
Anu (Crolophaga) soll zwar stark ne
chen, aber Asthma und Warzen heilen.
Am meisten gepriesen wird das
Ichlangenflcisch, daS angeblich jedem
anderen vorzuziehen ist und dabei un
fehlbar Herzkrankheiten heilt. Unter
den Schlangen wieder nimmt an Wohl
geschmort und Heilkraft den ersten Platz
die Klapperschlange ein. Karl von den
Steinen bemerkt hierzu in seinem Werk
Unter den Naturvölkern Central
Brasiliens": Den größeren Theil der
aufgeführten Gerichte haben wir redlich
durchkostet, doch find die wenigen
Schlangen, denen wir begegnet find,
Inder niemals in den Kochtops geman
deit." Für das Affcnfleisch konnte fich
Steinen nicht reicht begeistern. Der
Zapier verdient dagegen wirklich ge
gessen zu werden. Jaguar fleisch, das
1-84 wie fett. 3 Schweinefleisch vor--tresflich
mundete, hat Steinen auf sei
ner zweiten Schingu - lroeoition nicht
genossen. Dafür vereinte er u. a. in
öen Schuppen geröst m Alligator
Schwanz, Das ftichweife, in dicken
Lüngsbündeln geordnete Fleisch war
etwas zäh, aber wohl geni,ßdar und
wurde von dem einen ali fich-, von
dem anderen als krebsartig betrachtet
und der Abwechsln, ig halber unserem
Dörrfleisch vorgezogen."
Linsamkcit.
Tief unten in farbiger MeereSfluth,
In der Muschel verschlossenem Hause,
Die Perli', die unschätzbare, ruht
Hört nichts von der Wogen Gebrausk.
O glückliches LooS. so traulich allein
In tiefster Stille begraben !
Ich sprach: Ich möchte die Perle sein!"
Siesprach: Ich möchte fte ha den I"
y
Bei den Kannibalen.
Häuptling: Sie gefallen mir, Sie
müssen recht lange bei uns bleiben."
Reisender: Ach, ich s irchte. Ihnen
lästig zu fallen. Sie find wohl gar
nicht auf Logirbesuch eingerichtet
Häuptling: Hat nichts zu sagen.
Im Keller ist Platz genug. Ich lass?
Sie einpökeln."