Tm HopfewVsbot. von Äflir rill. König Heinnch der Achte von ÜTlf land erwachte an einem Sommermor grn be? JahreS 1":U in sehr schlechter Laune. Wahrscheinlich hatte dieser onuinelle Despot und blutdürstige D ran in der Nacht einen unangenehmen Traum gehabt. Vielleicht waren ihm die 'elfter einiger der vielen blutigen Opfer seiner königlichen Willlur erschie neu. Wahrend seiner langen Regie rungSit ließ er reichlich 72. 000 Men schen hinrichten, darunter auch mehrere seiner grauen, immer, wenn er eine loS fein wollte, um eine andere, die ihm des skr glsirl. heirathen u können. Er war so eine Art von Blaubart auf dem Throne. Seine Höflinge, Pagen und Diener zitterten, als fte das nster grollende Antlitz deS (ebielerZ erblickten. .Den Morgentrunt!" rief barsch der Tyrann. WS befiehlt Eure Majestät ?" fragte zaghaft der Mundschenk. Vielleicht Malvafter?" Bier will ich!" Der Mundschenk verneigte sich dem ü thig. Wein oder Bier war der gewöhnliche Morgentrunk aller Vornehmen damals, als man von Kance. Thee und Shoko lade noch nicht die geringste Ahnung hatte. Auch die Königin und die Hof. damen tranken Wein oder Bier zu jeder Zeit deS Tages, sobald sie Durst der spürten. Zur Winterszeit schlürften sie (lühwein und Warmbier mit Eiern. Ein großer silberner Humpen von schäumenden BiereS wurde gebracht und dem Könige kredenzt. Heinrich that ei nen langen, durstigen Zug. Da ver zerrte sich plötzlich fein Antlitz, er spie auS, warf den Humpen auf den Estrich und schrie wüthend: Ha. was ist daS? Will man mich etwa vergiften?" Gott verhüte es. Eure Majestät; an solche Ruchlosigkeit denkt doch gewiß Niemand!" stammelte der Mundschenk deftüizt. Das Bier ist nicht wie gewöhnlich." Nein, es ist von der neuen Sorte, die man für viel besser hält." Besser? Dies schändliche Zeug? Was ist's für Bier? Sprich!" Neues Hopfenbier, Eure Majestät!" Warum bringt man mir denn nicht das gute altenglische Wermuthbier?" Der Vorrath davon ist gestern in folge des heftigen Gewitters sauer ge worden." Hm! Zu bedauern ist's, daß Wer muthbier nicht haltbarer ist," brummte Heinrich. Ja. freilich. Majestät. Und da das neue Hopfenbier, wovon der Kellermei fter ein Faß zur Probe erhalten hat. ganz vorzüglich sein soll" Findest Du das auch, Man Tyr rell?" Ich muß gestehen, Majestät, daß ich daS neue Bier sehr gut finde." Wo ist es gebraut?" So viel ich weiß, in London." Ist der Brauer vielleicht deS Keller meisterS Freund?" Ich weiß es nicht." Oder Dein Freund?" Nein. Aber ich halte ihn für einen rechtschaffenen Mann." So, so? Ha, ha, wer's glaubt ! Man hole sogleich Doktor Butts und dringe mir einen Humpen Malvasier, da gutes, gerechtes Bier heute nicht zu haben ist!" Malvasier wurde gebracht. Der Kö nig trank den köstlichen Wein. Dann sprach er heimtückisch: Wenn Doktor Butts sagt, daß Hopfenbier schädlich oder verdächtig ist, so lasse ich sowohl Dich wie den Kellermeister foltern, um der Wahrheit auf die Spur zu kom men." Der Mundschenk Allan Tyrrell er bleichte, obgleich er ein gutes Gewissen besaß. Ader er kannte genau die er darmungslose Grausamkeit seines furcht baren Herrn. Nach Verlauf von kaum zehn Minu ten erschien der berühmte Leidarzt. Mein hochgelahrter Doktor," fragte Heinrich, wißt Ihr, was Hopfen ist?" Hopfen ist eine Pflanze, die man in Deutschland beim Bierbrauen verwen bet," versetzte Doktor Butts. Ist Hopfen giftig?" Giftig wohl nicht, aber in größeren Mengen betäubend." Also schädlich?" Allzudiel davon ist allerdings schäd lich. Man hatte soeben die ungeheuer liche Dreistigkeit, mir Hopfenbier zu kredenzen. Zum Glück habe ich das höchst verdächtige Getränk nicht ver schluckt; deshalb wird's mir wohl nicht schaden können." Es schmeckte Eurer Majestät also nicht?" Ganz und gar nicht." Hm. hm! Ja, das altgewohnte englische Wermuthbier mag wohl be kömmlicher und zuträglicher für den Magen sein " Ganz recht, Doktor! Ich halte eS auch mit dem Wermuthbier." Vermuth ist ein köstliches Kräut lein. Es hat gar herrliche magenstär kende und andere vortreffliche Eigen schalten." So ist'S, Doktor! Ich will nicht, daß meine unbesonnenen Unterthanen Schaden an ihrer Gesundheit durch das deutsche Hopfenbier erleiden. Bei'm altgewohnten Wermuthbier sollen die Leute bleiben. Der Gebrauch des Hopfens soll den Bierbrauern bei har- ter Etraie verboten werden; noch beute soll das Nöthige geschehen. Giebt es Hopfenpftaii,ungen in England?" .Ich glaube, bis jetzt nur eine ein ,!ge." sagte Doktor Butt?. ' .Wo ist dleZ" I j Zu Farnham in der Grafschaft Zurrev. Die Hoplenpflanzung soll auge rottet werden. Ich will keinen Hopsen bau in England. Auch kein Hopsen Bier. Bei meinem Zo,n ! ES soll ein ,Tas wird er wohl bleiben lallen und zwar auS sehr triftigen Gründen. Die Hansa würde ihm, wenn er ihr all zuviel Verdruß ween einiger kleinen Schmuggeleien machen wollte, kein (tfeld Mehr pumpen, ivüdiitch tiNc Majestät dai'n sicherlich früher oda päter in arge chwulitötcn gerathen müßte." Ja. daS ist freilich wahr. Doch um den Geldpunkt handelt eS sich auch in Betreff der Begründung einer deutschen Brauerei in London. Mein Bruder daraus bezügliches Gesetz ausgefertigt , yal nur ,eyr geringe vuun, ,onn yane und mi! dem großen Siegel und mei- er sich längst selbständig gemacht und ner königlichen Unterschrift versehen seine Marianne geheirathet." werden!" Auch das zu bewerkstelligen ist nicht Und so geschah eS. Niemand wagte schmierig. Da ist gerade eine kleine eS. dem eigensinnigen Tyrannen das ' Brauerei dillig zu verkaufen, hier nahe Jbstriile seiner Handlungsweise klar bei in Eastcheav. nicht re,t von der aU zu machen und ihm gegenüber ein ver nünftiges Wort zu Gunsten deS für die Bierbrauerei so äußerst nützlichen HopfenS einzulegen. Weil der gekrönte Despot persönlich einen Widerwillen ge gen daS Hopfenbier gefaßt hatte, wurde dies die Veranlaffung, daß vorläusig England hinter den anderen nord- und mitteleuropäischen Ländern in der Kunst deS BierbrauenS weit zurückdlicb. Die kaum erst begründete Hopscnpflanzung j bei Faenham in Surrey wurde auf Kö ! nig Heinrich's Befehl vernichtet, und die Einfuhr und der Verbrauch des Hopfens den Brauern verboten. Auch die Einfuhr von Lübecker, Rvstocker. Braunschmeiger, Eimbecker und Ham burger Bier, welche zuvor ungehindert stattgefunden, wurde fortan sehr er- schwert. Bier Land. oder fünf Jahre gingen in'S ten -chänke Zum Ebcrkopf". Was Deinem Bruder an der Kauifumme fehlt, schießen wir vorlau'ig z. Die ganze Hansa ist ja an der Sache in teressirt." Wahrlich, nun gefüllt mir Dein Plan! Ich will meinem Bruder Arnold brieflich davon Kenntniß geben, und ihn dafür zu gewinnen suchen. Auf solche Weise können wir doch endlich einmal gutes, kräftiges, deutsches Bier bekommen!" Die Direktoren der Hansa werten derselben Meinung sein, denn auch sie seufzen in dieser heißen Zeit alle Tage gar kläglich über das schlechte und schale Bier. Die anderen jungen Handelsbefliffe nen im Komptou des StahlhofeS stimmten dem schönen Plane mit wahrer Begeisterung zu. Auch gefiel derselbe den Herrn EhefS der Hansa. Die er sreuliche Ausficht auf gutes Bier über woa iealiche Bedentlichkeit. Sie be- und Wnad'n bei Seiner Majestät steht. könntet vielleicht meinem Manne helfen ! kwiß, das steht in Eurer Macht. Also bitte ich Euch inständig, liedweilher Meister Holdem, solche? zu thun und ... . . IRmI .... uii . . Citui iu guti? ZVv IU ihn einzulegen !" Freundlich versetzte Holbcin: ,.Ge tröstet Euch, liebwerthe Frau Knapp! , Gewiß bin ich von Herz?n gern bereit, in der Sache Eure? ManneS zu tbun. waS ich vermaz. ES muß freilich auf eine gar besondere und seine Art ge ! macht werden, denn König Heinrich ist der eigenwilligste und launenhafteste Potentat in ganz Europa. Im Juli j vorigen Jahres ließ er meinen edlen I Freund und Gönner, den würdigen ! Großfarmer Thomas Morus, enthaup ; ten. Ich hätte damals zu deffen Gunsten j freilich nichts ausrichten können, so gerne ich daS gewollt. Aber jetzt in diesem, ja sicherlich weit weniger ernsten Falle getraue ich's meinem Einfluß doch zu. etwa? Ersprießliches auszurichten. Mor gen Vormittag kommt Seine Majestät zu mir, um da? neue große Bild zu be- trachten, welches ich sür ihn male, und das nun der Vollendung nahe ist. Da habe ich also die beste Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Vielleicht wird Euer lieber Mann, der wackere Meister Arnold, schon morgen Abend wieder in Freiheit gesetzt werden. Hoffet also das Beste und seid geti osten Muthes!" nicht so nock einrichten, daß ihr als treuer Hofmaler bei mir dlriot ?" O ja. Majestät! Sorgt nur dafür, daß ich gute? Hopfenbier erhalte!" WaS soll ich m solchem Behusc ,.. Damals war noch der mächtige Bund schloffen, der Unternehmung allen mög- . - . ' . . m. c i.ia... -t o.fv liegen orcyuo zu leinen, auaj weio Mittel dafür zu beschaffen. Auch solche Weise wurde Arnold Knapp Bierbrauer in London. Die kleine Brauerei in Eaftcheap kaufte er mit Hülfe der Hansa, und richtete sie nach deutscher Art zweckmäßig ein. Nach damaliger Sitte war damit auch zu gleich ein Bierausschank verbunden, Bor der Uedersiedelung nach der eng lischen Hauptstadt hatte Arnold sich in Hamburg mit seiner Marianne ver heirathet. Beide machten sich im Ver laufe einiger Monate die englische Sprache ziemlich zu eigen. Er braute ein ganz vorzügliches Bier. Der nöthige Hopfen dazu wurde heimlich einge schmuggelt. Da sonst nirgends gutes Hopfenbier zu haben war, erlangte er bald zahl reiche Kundschaft. Die deutschen Hansa kaufleute und Gewerbetreibenden in London bezogen von ihm das stärkende und wohlschmeckende Gambrinusgetrünk und waren auch seine regelmäßigen der yanlaiausleute recht IN Flor in England und blieb es auch bis zum Tode Heinrich's des Achten, dem sie srei lich, um ihre Privilegien zu behalten, zuweilen hübsche Geldsummen schenken und oft große Vorschüffe leisten mußten. Fast der gesammte ausländische Handel deS JnfelreichS war in den Händen der erfahrenen und gewandten deutschen Kaufleute. Metallmaaren, Häute, Le der und Wollwaaren, besonders feine englische Tuche und Teppiche wurden ausgeführt. Im sogenannten Steel yard" oder Stahlhof" in der Themse straße hatten die Hansakaufleute seit Alters ihre Comptoir? und dabei auch große Speicher und Kellergewölbe als Lagerräume. Auch sonst hielten sich viele deutsche, niederländische und schweizerische Ge werbetreidende damals in London auf. ebenso Künstler, die dort ihr gute? Auskommen fanden, so zum Beispiel der berühmte Maler Hans Holbein aus Basel, deffen Genie von Heinrich dem Achten sehr geschätzt wurde. Das dicke Ungethüm von einem Tyrannen war nämlich durchaus nicht ohne scharfen Verstand und feinen Kunstsinn, und dabei so eitel, daß er eine Menge Por träts seiner plumpen Person von den besten Malern jener Zeit malen ließ. Die jungen deutschen Komptoir Beamten, oder, wie man damals zu sa gen pflegte, Handelsdiener im Ttahlhof zu London, zogen natürlich das deutsche Hopfenbier allen anderen Getränken vor. Es war ihnen recht ärgerlich, daß solche? nicht mehr in England ge braut werden durfte. DaS zuweilen heimlich noch eingeschmuggelte Lübecker, giostocker. Braunschweiger, Hamburger und Eimbecker Bier war oftmals nicht gut, besonders im Sommer meist schal und schlecht, weil man sich damals noch nicht auf den zweckmäßigen Versandt des BiereS in Eispackung verstand. An einem schönen Julitage deS Iah res 1536 waren sieden Handelsdiener in einem der geräumigen Komptoire des Stammgäste im AuSschankstübchen. Ebenfalls viele deutsche Schiffer der Hansa, wenn ihre Fahrzeuge auf der Themse ankerten. Der ausgezeichnetste Stammgast aber, der allwöchentlich an zwei Abenden sich einstellte, war ein reich gekleideter, stattlicher, etwa vierzig jähriger Herr von freundlichem Wesen, Ihn begrüßten alle die anderen Gäste stets ehrerbietig; selbst die reichen und stolzen Direktoren der Hansa verneigten sich vor ihm, und sahen eS als eine hohe Ehre an, mit ihm an einem Biertische sitzen zu dürfen. Dieser Mann war der Maler Hans Holdein, Allen be konnt als der Günstling Heinrich'S deS Achten. Nahe bei der deutschen Brauerei in Eaftcheap lag die berühmte Schänke Zum Eberkopf", die schon damals und auch noch lange Jahre nachher eristirte, und welche Meister Shakespeare später zum Schauplatz einiger seiner drolligsten Falstaffsfcenen machte. ES konnte natürlich nicht ausbleiben, StahlhofeS zu London eifrig mit der ! daß daS gute Hopfenbier des deutschen Korrespondenz und dem Eintragen in i BrauerS auch auf Engländer bald allerlei Geschäftsbücher beschäftigt. Es j magnetische Gewalt ausübte und von war sehr heiß, und sie hatten infolge ihnen häufig dem Wermuthbier vorge deffen alle großen Durst. " 1 zogen wurde. Der Ederkopfwirth ver Das Lübecker Bier war in den Fä - lor also einige leiner rammgane. fern schal geworden. Und das einhei- mische Wermuthbier mochten sie nicht trinken. 0, wäre ich doch jetzt in Hamburg!" seufzte schwermüthig Einer von ihnen, der Martin Knapp hieß. Warum daS. lieber Martin?" fragte ein Anderer. Weil ich allda im vorigen Jahre um DaS wurmte ihn über alle Maßen. Er forschte eisrig der Ursachenach, und kam dem Geheimniß der Hopfenfchmuggelei auf die Spur. Darauf reichte er scha denfroh eine Beschwerde und Denunzia tion bei der hohen Obrigkeit ein. Die Folge war. daß ein Sheriff mit zwei Häschern erschien, um Arncld Knapp zu verhaften. Der junge Brauer diese Zeit ein ganz vorzügliches Glas! wurde ms Gesüngn! gevracyl, die Bier getrunken habe, solch' ein recht ! Brauerei und das Ausschankstükchen schäumendes, wohlschmeckendes, kühles Glas Bier." Aus welcher Brauerei ?" Aus der vom Peter Mumm am Rö dingSmarkt." Ja, die kenne ich auch. Wirklich, da bekommt man im AuZschanksstübchen das vortreffliche Bier." Mein jüngerer Bruder Arnold ist bei Peter Mumm als Braumeister an gestellt." Da habe ich einen gar herrlichen Ein fall! Dein Bruder Arnold möge doch nach London kommen, um hier für uns und die anderen Deutschen Bier nach Hamburger Art zu brauen." Der Gedanke ist recht schön, nur leider unausführbar. Warum ?" ES darf kein Hopfen eingeführt wer den." Pah, wir schmuggeln so viel herein, als wir brauchen. ES wird ja doch nicht daS erste Mal sein, daß die Hansa Schmuggelei betreibt. Darauf verstehen mir uns schon." Aber wenn's der König erführt, und der Hopfenfeind die Hansa deswegen drangsalirt " einstweilen geschlossen, und ein Ballen Hopfen, den man fand, amtlich mit Beschlag belegt. Frau Marianne gerieth begreiflicher Weise in höchste Angst und Verzweif lung. Auch die Hansakaufleute im Stahlhofe, welchen fte sofort Nachricht von dem Geschehenen sandte, wurden einigermaßen d, stürzt. ES war ja füg lich vorauszusehen, daß sie wegen der Hopfenfchmuggelei jetzt allerlei Unan nehmlichkeiten und Scherereien haben würden. Ader bevor noch die Direktoren der Hansa zu einem vernünftigen Beschluß über das, was zu thun sei, gelangten, kam von anderer Seite die erwünschte Hülfe in der Noth. Holbein, der von dem Vorfall noch nichts mußte, wollte wie schon so oft, Abendö die deutsche Bierstube in East cheap besuchen. Zu seinem Erstaunen fand er sie geschlossen. Doch grau Marianne bat ihn in's Wohnzimmer, und berichtete ihm dort ausführlich das Geschehene. Zum Beschluß rief sie wehmüthig und doch hoffnungsvoll: O, mein guter Herr, Ihr. der Ihr so hoch m Gui,st 3. Als HanS Holbein in London ein mal mit einem jungen Edelmann in einen ernsthaften Streithandel der wickelt war, welcher vor dem Könige zur Entscheidung gelangte, gab dieser dem deutschen Maler Recht und sagte zu dem vornehmen Kläger zum Beschluß: Ihr vermeinet, daß Ihr mehr in der Welt vorstellt, als er, weil Ihr vom ältesten englischen Adel seid. Darin irret Ihr gar sehr. Ich kann leicht auS sieden Bauern sieben Lords, auS sieben Lords aber keinen Holbein ma chen. Das merkt Euch, Mylord Groß maul!" Sehr häufig besuchte der König des Meisters Atelier. So auch wieder wenige Tage nach der Verhaftung des deutschen Bierbrauers. Guten Morgen, Meister Holdein!" rief er gemüthlich. Guten Morgen, Majestät!" versetzte der Künstler, indem er ftch verneigte. ES ist verwünscht warmeS Wetter heute." Sehr warm! Ich fühle mich gar nicht recht wohl dabei." Ich auch nicht. Aber bei mir ist das kein Wunder ; ich werde alle Tage dicker." Der König setzte sich keuchend auf einen herbeigeschobenen Seffel und be trachtete dann mit Wohlgefallen das große, auf der Staffelei befindliche Ge mälde. Da? wird sehr schön," sagte er an erkennend. Ich bin außerordentlich damit zufrieden." Es ist nun bald fertig," bemerkte Holbein. Wohl, dann werde ich sogleich ein neues Bild bei Euch bestellen." Majestät, ich muß leider die Bestel lung ablehnen." Wie, was Zausend sagt Ihr da. mein lieber Meister ?" Ich muß nämlich England ver lassen." Ha, was muß ich hören ? Ich gedachte Euch lebenslänglich zu beschäftigen. Wo wollt Ihr denn hin (" Nach meiner Heimath zurück, fühle mich hier nicht mehr wohl." Wie geht das denn zu?" Es giebt hier nichts Gesunde trinken." Die edelsten Weine aus meinem Kel ler stehen zu Eurer Verfügung!" Eurer Majestät Weinkeller ist gewiß gut versorgt, doch ich darf nicht alle Tage Wein trinken: ein gutes Glas Bier ist meiner Gesundheit durchaus von Nöthen." Nun, wird denn etwa kein gutes Bier in England gebraut?" O, freilich. Aber ich kann das eng lifche Wermuthbier nicht vertragen." Es ist gesund, sagt Doktor Butts." Möglich; mir bekommt's aber nicht. Und. das eingeführte deutsche Bier ist zur Sommerszeit auch meistens schal und schlecht. Es war nur eine Brauerei in London, wo ich Bier erhalten konnte, das meiner Gesundheit zusagte. Seit gestern ist das vorbei. Der Brauer ist verbaftet, die Brauerei geschlossen." Wegen Hopfenfchmuggelei." Jawohl; leider! So wird das wahr-! haft Gute verkannt in England!" Lieber Meister HolbFin, Hopsen ist schädlich im Bier." DaS glaubt Eure Majestät. Ich aber bin ganz anderer Meinung, und zwar auf Grund langer Erfahrung. Und da ich also in London kein gutes Hopfenbier mehr bekommen kann, so mutz ich England verlassen. Denn was nützt alle Huld, womit Eure Majestät gnädigst mich beehrt, wenn meine Ge sundheit leidet?" Das ist kurios!" rief der König. Ich habe schon davon gehört. Es handelt sich um einen deutschen Brauer, den die Heuen von der Hansa hierher gebracht haben." Daö ist so. Die Hansaherren können auch ohne Hopfenbier nicht leben." Na. wegen der Hopfenschmuggelei will ich sie zwiebeln und zwacken, wenn sie mir nicht ein neues Darlehen von tlinf zehntausend Pfund Sterling geben. Ader Ihr, Meister könnten wir das Euer königliche? Rachlgebot befreie den braven deutschen Brauer auS der Haft. Und dann verleihet ibm ein Pri vilcgium. welches ihm gestattet, unge bindert Hopfenbier zu brauen für die Deutschen in London." Wenn ich daS thue seid Ihr dann I bereit in England zu bleiben ?" Ja. Majestät! Von Herzn, gern." Wut, eS sei! Noch heute soll'S also ; nach Eurem Wunsche geschehen." Fortan konnte Arnold Knapp ohne j Störung sein Hopfenbier brauen; mäh reno vieler Jahre war er der einzige der ! artige Brauer in England. Er wurde , mit der Zeit ein reicher Mann. Die Hans ahmen hatten wegen MI kleinen HopfcnschmuggclS also keine Un- , annehmlichkcitkn und dursten fortan für Arnold Knapp S Bedarf ein gewisses Quantum Hopsen einführen. Tnsür bewilligten sie auch gern dem König daS neue Darlehen. Wußten diese klugen Kaufleute doch immer dadurch neue Vortheile zu erlangen, daß fte -einer dicken Majestät als bereitwillige Ban kiers dienten. Erst nach dem Tode Heinrichs deS Achten wurde das Hopsenverbot völlig aufgehoben, sodaß dann auch andere Brauer Hopsenbier brauen durften. Auch begann dann wieder der Hopfen bau in England; bei Farnham in der Grafschaft Surrey, bei Eanterbury, bei Worcefter und in anderen dafür geeig netm Gegenden. Königin Elisabeth trank jeden Mor gen zum Frühstück eine Kanne Bier. Auch ihre Hofdamen ließen ftch dasselbe gut schmecken. Selbst Shakespeare trank gerne Bier. Bis 1730 begnügte man sich mit Ale und Dünnbier. Im genannten Jahre aber erfand der Bierbrauer Harmood in London das starke dunkle Porterbier, und seitdem entwickelte sich daS Bier brauereigewcrbe in England immer ge Maltiger bis zu den riesenhaften Braue reien der Neuzeit. Ich es zu Pie versteckten kiebttergüsse. öerr Professor Vumvenicht. Ordi narius der fünften Klasse, saß bei der Eorreltur. Eden ergriff er daS Heft deS Ferdinand Schlickebein. Will feh'n" sagte er zu sich selbst ob der Bursche wieder nicht gefolgt hat !" Und gleich darauf schlug er mit der fluchen Hand so heftig auf den Tisch, daß daS Tintenfaß in äußerst bedenk liche Schwankungen gerieth. Es war die alte Geschichte. War eS Leichtsinn? Oder Bosheit? Oder schlimme Gewöhn heit? Oder die Folge eines krankhaften Zustandes? Was war es? Der Profes sor saß vor einem Räthsel. Die Sache war die: Ferdinand chlickebein hatte eine ganz merkwürdige Schrift. An und für sich war fte gar nicht übel. Im Ge gentheil ! Ader in sehr vielen Wörtern zeichnete sich ein Buchstabe manchmal waren es auch zwei oder drei durch auffallende Fettleibigkeit au?. Alle Mahnungen, Schlickebein möge sich einer ganz gleichmäßigen Schrift be fleißigen, waien bisher vergeblich ge Wesen, und eben hatte sich der Proseffor mit einem einzigen Blicke wieder über zeugt, daß es nicht um ein Jota besser geworden war. Er gerieth deswegen in Zorn, hatte aber seinen Gleichmuth bald wieder gefunden und ging an die Korrektur. Da mit einem Male stutzte er. Eine Weile ruhten seine Blicke unverwandt auf drei fettleibige Burschen, die sich eng aneinander schmiegten. Der erste heißt l, der zweite i, der dritte e. Der Professor sagte mehrmals lie, dann la? er lieb, dann liebe und dann nahm er ein Blatt j Papier und fetzte die wohlgenährten ! Kameraden vom Anfang bis zum Ende ! fein säuberlich in eine Reihe und nun gab es eine gewaltige Uebenaschung. i TaS hieß ja: O Anna, ich liebe Dich täglich neu ! Lein Ferdinand, der bleibt Dir treu ! j Nun hätten wir ja das Räthsel ge löst!" schmunzelte der Professor und rieb sich vergnügt die Hände. So ein ! Teufelskerl ! Schreibt meinem Mädchen j mitten in die Arbeiten hinein Liede?-, briefe ! Also ein kranlhastcr Zustand ! Wart', Schlickebein, Dich will ich kuri ren ! Bin aber doch neugierig, was der Schlingel Alles verbrechen hat !" Und der Proiessor fing an zu blättern und ni schreiben und zu lachen. Ein großes Dichtergenie offenbarte ftch ihm. Was da zwischen den Zeilen doch alles stand: Kennst Tu, liebes Aennchen, mein Verlangen? Täglich möcht' ich küffen Deine Wan- gen!" O trag eö zu Ihr, du brausender Wind; Ich liebe Dich innig. Du herziges Kind !" O Du liebes, gutes Aennchen, Wäre ich doch schon Dein Männchen !" Um acht Uhr wird bei'm Schufters garten Dich Dein Ferdinand erwarten." Aennchen. ach. ich hab' Dich gerne ! Deine Augen find wie Sterne; Deine Haare find wie Flachs, Deine Wangen sind wie Wachs !" Und so ging eS noch eine Weile fort. war da zu thun! Welche träfe war bier am Platze? Der Piofeffor. ein humorvoller Mann, hatte bald Rath ge funden. Er tauchte die Feder ein und .,,,(,,.. j. ..... MI... .1,1 ,..F,,k. U i hu i un iijuii 'mi, im i't .i mit rother Tinte. Das war Alle?, was er tbat. Am folgenden Tage aber fetzte ' Schlickcbein Buchstaden neben Buch staden, und dabei wurde er immer ! blasser, und blasser, und zuletzt saß er kreideweiß auf dem Stuhlc.uiid zitterte wie Espenlaub. Noch lange Zeit nach her gruselte eS ihm. sobald er den Pro sessor erblickte, den er nur scheu von der ! Seite anzusehen wagte. Auch bei'm ! lieben einem reizenden 15 jährigen Backfiichc, war eine merlwllr j dige Aenderung vor ftch gegangen, ES war ängstlich bestrebt, dem Pla aus dem Wege zu gehen, und wurde seuer roth, wenn sich ihre Blicke begegnen mußten. Der Professor aber lächelte ost stillvergnügt in ftch hinein. Er ; wußte, daß es dem verliebten Paare glücklich gelungen war. aus den roth iiiit rstrichknen Buchstaben das VerSlein z schmieden : Mein Kind, laß von der Liebe !" Denn sonst bekommst Du Hiebe !" (inc Hcldc,I, der Bv,ru,kr grauen. Während des dreißigjährigen Krie ges. alS in Deutschtand AlleS drüber und drunter ging, gab eS auch Seeräu ber in der Nordsee. Sie plünderten die Handelsschiffe, überfielen die Städte und Dörfer an den Küsten, nahmen den Leuten Hab und Gut, mordeten oder mißhandelten fte und brannten ihre Wohnungen nieder. Einer der schlimmsten und berüchtigtsten jener Seeräuber war der schwarze Rolf". An die Insel hatten ftch die Räuber noch nicht gewagt ; die Untiefen und Sandbänke erschienen ihnen zu gefähr lich. Dadurch waren auch die Bemoh ner der Inseln sorglos geworden und von Borlum gingen eine Sommers sämmtliche junge und kräftige Männer mit holländischen Schiffen nach Grön land aus den Wallfischfang. Außer den Frauen, Kindern und einigen schwachen Greisen blieb nur ein einziger junger Mann zurück, der ftch mit seinen Kameraden veruneinigt hatte und den fte deswegen nicht mitnehmen wollten. Da erfuhr man plötzlich mit Schrecken : der schwarze Rolf habe die benachbarte Insel Rottum geplündert und werde in wenigen Stunden auch nach Borkum kommen. Statt zu jammern und klagen, be schlossen die Frauen auf Borkum, ftch zu vertheidigen. Sie zogen Mannsklei der an und drückten den Hut tief in'S Geftcht, so daß sie wie Fischer aussahen. Dann bewaffneten fte sich mit Heuga beln, Sensen, Beilen, Bootshaken und was fte sonst auftreiben konnten. Als das Schiff des schwarzen Rolf wirklich kurz darauf in die Fischerbalge einlief und ftch dort vor Anker legte, marschir ten fte auf der runden Platte auf, um ihn mit den Waffen zu empfangen. Der erwähnte junge Mann machte den Anführer. Er hatte früher auf einem Hamburger Kriegsschiff als Kanonier gedient und besaß auch eine Kanone, die von einem gestrandeten Schiffe ge rettet worden war. Mit dieser zielte er nach dem Seeräuberschiff, und eben als dieses daS Frauen- und Mädchenbeer mit Kettenkugeln beschießen wollte, brannte dee Borkumer Eonstablcr sein Geschütz loS und zerschmetterte den Hauptmast des Schiffes, so daß er über Bord in See stürzte. Im Fallen zer schlug er ein Boot mit Seeräubern und brachte daS Schiff so zum Schwanken, daß die Kugeln deffelden hoch über den Köpfen der Frauen hinweg gingen, ohne einer einzigen zu schaden. Schnell setzte der Borkumer Mann sein Geschütz wieder in Stand und riß mit der zwei ten Kugel das Steuer des Schiffes hin weg. J.tzt war letzteres völlig hülfloS und zog eine weiße Flagge auf als Zeichen, daß es unterhandeln wolle. Der tapfere Friese fuhr als Parlainen tär zum Schifte und drohte daffeldc in den Grund zu schießen, wenn ftch die Mannschaft nicht sofort auf Gnade und Ungnade ergeben würde. Den Seeräu bern blieb weiter nichts übrig. Sie wurden entwaffnet, gebunden und in denselben Thurm gesührt. der jetzt als Leuchlthnrm dient. Darauf verbrannte man das Schiff deS schwarzen Rolf. In der Nacht glückte es zwar den See räubern, sich zu befreien und in dem Fischerboot deS Friesen zu flüchten, sie waren aber nicht weit gekommen, als sie auf eine Untiefe gcriethen. Die Wellen brachten das Fahrzeug zum Ken tern und alle Seeräuber fanden ihren Tod in den Fluthen. versiändnisjiniiig. Dame : Die Gedichte,' Herr Redak teur, die ich Ihnen Udersandt. bergen die tiessten Geheimnisse meiner Seele " Redakteur: Ich weiß eS. mein Fräulein und kein anderer soll sie erfahren." Gute Vertheidigung. Richter : .Sie find angeschuldigt, eine Uhr gestohlen zu haben bei dem Uhrmacher Penotschline. WaS können ff Ihrer Vertheidigung voidrin gen?" Angeklagter: Ich bin lange Zeit allein durch die Straßen gegangen da sah ich eine Uhr. die auch ging. Und da dachte ich. wir könnten zusammen gehen." l