Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 09, 1897, Image 9
lntt Sie. E- 3tot9 wuide gewordenem Pierde en veruch!', über- ones, ein sa biger z Hotel, wuid? in Nachttier' John nd leben?gcfäKIich gr mit dein Abend: vuide von dem be. fordert, sich M be f mit einem Zxan Dieser zog hierauf euerl einenschns, in ! U erschrecken, die er niib verwandele , woraus betn Hott) let Nähe des Her ng. Der Clerk hat tUt. ) i I l 1 WM . . . i I .- vie ConfrfHotwtft Grzidt, m Hed t t l i . Sie hieß WWM und war sieben zehn Jatne alt. Eine anmuthige, schön, Gestalt und sreui'.dllche. wenn auch nicht regelmäßige, so doch interessante e fichlSMe, machten fte zu einer angeneh. weil Erscheinung. Ihr Vater nahm an einer großen iSisensadrik eine höhere Etclle ein. und so lange er lebte, hatte Elisabeth die völlige Ausbildung, die ihr Stand erlangte, erhalten können, wozu vor Siliern der Besuch einer Höhe, ren schule gehörte. U aber plötzlich der Vater starb, erlaubten ti die Mittel der nun völlig verlassenen Mutter nicht mehr, ihre einzige Tochter weiter, bis zur ersten Klaffe, die Schule besuchen zu lassen. Schwerer, alZ es das Mutter, herz ahnte, wurde Elisabeth der Abschied von den Verhältnissen, in die sie so ein geweiht war. von all' den Freundinnen, die ihr ewige Treue" geschworen ha ten. Nun war sie allein mit der Mut ter. und um deren Sorgen ein wenig mitzutragen, hatte sie sich vorgenom men. selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ader womit Der beste Aus weg blieb, in ein Geschäft zu gehen, denn da brachte sie wenigstens die liebe Mutter nicht ganz zu verlasien. Ihren kisrigen Bemühungen und ihrem lie benswürdigcn. theiluuhmeerregenden Wesen war cS denn auch bald gelungen, in einem größeren iZonfeltionsgeschastc eine Stelle als dritte Verkäuferin zu er halten. Und in ihrer nunmehr verander, ten Lebensweise irgend etwas Verletzen des zu finden, dazu war Elisabeth noch zu harmlos, aber schwer, unendlich schwer wurde es ihr zuweilen, an heißen Sommertagen, im drückenden Geschäft, inmitten staubiger Waarendallcn. im liebenswürdiger Kolleginnen u. s. w. für Jeden ein freundliches Wort, für Jeden ein Lächeln zu haben, anstatt, wie früher, mit dem Mütterchen hinaus in die freie GotlcZwelt wandern zu können. m Doch die Freude, nun auch bald das erste selbstverdiente Geld zu erhalten, ließen sie immer wieder mit neuem Mnthe an die Arbeit gehen. Endlich war der ersehnte Monatsschluß gekom men. an dem der Kassirer Jedem seinen wohlverdienten Lohn auszahlte. Ohne sich an dem hastigen Drängen ihrer Ge fahrtinnen zu detheiligen. stand sie ab seit und wartete, mit gemischten Ge fühlen von Stolz. Freude und Be schiimnng, bis man sie rufe. Und glück lich, wie nie zuvor, war sie. als sie end llch die wenigen, ihr gebührenden Mark, mit der Zufichcrung einer GehaltSver befferung. empfangen hatte. Für sich wollte sie ja gar nichts haben. Alles sollte für die geliebte Mutter sein, denn Mütterchen brauchte unbedingt ein Paar neue warme Schuhe, auch mußte sie kräftiger leben, sonst wurde sie am Ende auch krank, wie eS der Vater gewesen. Elisabeth begann bereits, während sie ihrer Wohnung zueilte, auszurechnen, was nach solchen etwaigen Ausgaben wohl noch von ihrem Gelde übrig biet den würde. Endlich war sie unter sol chen Gedanken zu Hause angelangt, wo ,fie mit der erfreuten Mutter, die ihr gutes Tdchterchen gerührt in dic Arme schloß, weiter rechnete, überlegte und Pläne für die Zukunft schmiedete. Weißt Du. mein Kind," meinte plötzlich die Mutter, wie wäre es, wenn wir den morgendsn Sonntag dazu benntzten, einen kleinen Ausflug in die Umgegend zu machen?" Ach. reizend, Mütterchen." antwor tete erfreut Elisabeth, ja. hinaus in die frische Natur, in den schönen, grünen Wald wollen wir gehen! Aber weißt Du. ich will dann vorher einmal zu Alice, meiner liebsten Schulfreundin, gehen und sie fragen, ob sie uns beglei ten will !" So begaben sich die Beiden endlich zur Ruhe glücklich und zufrieden, wie tägliche Arbeit und das Bewußtsein er süllter Pflicht nur einen Menschen machen können. Wußte doch das liebe, junge Menschenkind in der stillen Kam mer kaum, daß Arbeit, die Arbeit die es so mit Stolz erfüllte, auf dieser Welt sogar als eine Schande angesehen wer den kann, natürlich nur von Leuten, die neben einer guten Herkunft und viel Geld, sonst nichts aufzuweisen haben. Am nächsten Tage war das Wetter so wunderschön, wie man es sich nur zu einem Ausflug im Juli wünschen kann. Sorgfältiger denn sonst hatte Elisabeth ihre reichen, blonden Haare zum Knoten verschlungen und dann ein leichte?, duf tiges Sommergewand übergeworfen, deffen hellrother Besatz ihr gut zu den braunen Augen stand. Als die Toilette beendigt war. begab sich das junge Mädchen auf den Weg, um Alice, des Juftizraths Baumert's Tochter, für den Nachmittag einzuladen. Elisabeth traf die Schulfreundin auch wirklich zu Hause, wurde aber kühler, als sonst, von derselbem empfangen und bald wieder mit den Worten abgespeist: ES thnt mir wirklich leid, liebe Lisa, Nachmittag nicht mitkommen zu können, aber Sonntags gehe ich prinzipiell nicht aus, eS ist überall so gewöhnlich! Sonn tag? geht ja Alles auS !" mit tl .it It7X-i'fis-h I n f&llUVZU) HlllVW uiiuuyiiw I" i .r. TiöitXsi mnr p,Viittrth (ipfffltttil m yiUpv Uilwvv IV wv vvw lert. Ich will noch einmal zu Gretchen Bollert gehen, vielleicht wird die unS begleiten," tröstete sie sich dann aber hnrfi bald wieder und sprach bei der eben genannten Schulfreundin vor. die j sie bereits im Konniagsnaat am Renner Hatte fitzen fehcn. Als sie dem Dienst Mädchen Weisung gab. Fräulein Grct- ?cr Sonntagsgast. KMhVttMß lZk. Bcilngc mn Ncbraska Ztaato A..'cigcr. o. 16. WmmmMmml chen die Freundin zu melden, brachte dasselbe bald den Bescheid zurück: Das Fräulein könntm sich überhaupt noch nicht sprechen lasten, auch seien daS Fräulein für die nächste Halde Stunde zu einer Ausfahrt eingeladen." Das also abgefertigte junge Mädchen machte keinen weiteren Versuch mehr, eine Freundin einzuladen, sondern ging still und niedergeschlagen nach Hause. Elisabeth konnte absolut keinen Grund finden, sich das veränderte Benehmen der Frrundinnen zu erklären. Warum wa rcn sie Alle nur so anders, seitdem sie im Geschäft ein und ausging ? Doch als Lisa bald darauf mit der Mutter der Stadt mit allerem Elend den Rücken gekehrt hatte, cnhmete sie er leichtert auf, und befreit war sie von aller Verstimmung. Während sie ein kleines Tannengehölz, wo die Luft kühl und der Boden mit feinen Nadeln be säet war. durchschritten, sang und ju belte Elisabeth mit den Vögeln um die Wette. An einem lieblichen feinen Sommer-Etabliffement machte die Mut ter endlich Halt, und Beide beschlossen, hier zu rasten, um sich ein wenig mit Kaffee und Gebäck zu stärken. Da es, noch früh am Tage wär, war der Gar ten ziemlich wenig besetzt. Lisa links ! zur Seite saß an einem kleinen Tische i einsam ein unger eleganter Herr. an scheinend sehr in eine Zeitung vertieft, doch ein aufmerksamer Beobachter Hütte wahrnehmen können, daß seine Blicke vielmehr auf seiner hübschen Nachbarin ruhten. Hinter ihm und Lisa saß eine Gesellschaft von zwei Damen und eben so viel Herren. Zufällig wandte sich!Eli sabeth um, und ihre Blicke fielen auf die Gesellschaft, wo sie zii ihrem Erftau neu alsbald in den beiden Damen Mar garethe und Elfe Vollert erkannte, die zu einer AuSsahlt eingeladen sein woll ten und nun statt dessen mit ihren Vet lern, die, wie sie gehört hatte, auf Be such bei ihnen weilten, einen Ausflug nach hier unternommen hatten. Freund lich, wie immer, grüßte Elisabeth hin über, doch die jungen Damen erwiderten den Gruß kaum. Da die Gesellschaft dicht hinter Lisa saß, und der eine der Vettern noch dazu eine helle, leicht verständliche Stimme hatte, so nahm das junge Mädchen kurz darauf folgende, ziemlich deutlich ge sprochene Bemerkung wahr : Du, Grete, kennst Du denn die junge Damc da drüben eigentlich?" Bitte, drücke Dich verständlicher aus, wen meinst Tu denn?" Na. mein Gott, das junge Mädchen, das Dich vorhin grüßte." Ach, was weiß ich, wer sie war." Na. stell' Dich doch nicht an. Du mußt sie doch kennen, mich grüßte sie je dcnfalls nicht." Ach. richtig, ich erinnere mich, na. wenn Du Dich für sie so schrecklich in teresfiist, so wisse, daß der Gegenstand Deiner Bewunderung nur eine Eonfek tioneuse ist; ich kaufe alle meine Bänder und Schleifen bei ihr. daher auch der zuvorkommende Gruß." Ach was. soso! Hätte nicht geglaubt, daß die kleine Blonde nur eine Geschäfts fec wäre!" Die Unterhaltung ging auf etwas Anderes über. Und Elisabeth ? Jedes der gefallenen, kränkenden Worte hatte sie verstanden, und wie Dolchstöße tra fen sie dieselben. Ihre Brust war zum Zersprengen voll, nein, sie konnte hier nicht länger rnhig sitzen bleiben. Mütterchen, laß mich ein wenig in die Anlagen gehen, ich will ein Strauß chen winden"; mit diesen Worten fand sie eine Gelegenheit, der Mutter, die in eine Zeitung vertieft, überhaupt nichts von dem ganzen Vorgang bemerkt hatte, ihr Verlosten des Platzes zu erklären. Aber auch der einsame junge Herr am Nebentisch hatie sich erHoden, noch einen thkilnahmsvollen, beobachtenden Blick warf er auf das junge Mädchen, dann schritt er langsam dem kleinen Gehölz zu, das. zur Benutzung des Publikums, mit Bänken und schönen Anlagen ge ziert war. Auch Elisabeth suchte das selbe auf. Bald hatte sie, ganz im Gc büsch versteckt, eine einsame lauschige Bank gefunden. Hier war sie endlich allein, und den Kopf in beide Hände geborgen, weinte fte ihr ganzes Leid aus. Nur eine Eonfektioneuse! DaS also war es, warum ftch alle Freundin nen von ihr zurückzogen! Darum wollte man heute nicht mit ihr gehen! Man verachtete sie! O. wie schrecklich! Und warnm? Weil sie arbeitete für Geld! Freilich, sie Alle wußten'S ja nicht, wie süß es war. der geliebten Mutter das selbfterworbene Geld zu überreichen und dann ihr Lächeln, ihren Dank zn em pfangen. O, wie daS glücklich machte, beschämend glücklich. Aber deswegm sollte sie nun von Allen, die sie lieb ge habt hatte, verachtet, vergeffin sein? Oh, waS hatte sie gethan, daß man überall sagte: Wir kennen Dich nicht mehr!" DeS armen Mädchens Thränen flössen reichlicher, ob aus verletztem Stolz, oder ob aus Mitleid mit seinem eigenen Selbst. daS wußte es selbst wohl kaum. Auf einmal raschelte eS im Laube. Elisabeth schaute erschrocken attf. Vor ihr stand derselbe Herr, der im Karten ihr Nachbar gewesen war. Errötheild. sich ihrr Thränen schamend, senkte sie die Blicke nieder. Es war eine peinliche Situation, denn der Fremde blieb unbeweglich stehen und sah forschend auf das verlegene Mäd chen. Mein Fräulein," sagte er endliches gcnthümlich langsam, dann schwieg er wieder. Elisabeth hatte erwartungsvoll auf gesehen, jetzt wagte sie endlich die naive grage: Ja, was wollen Sie denn ei gentlich von mir, warum sehen Sie mich immerfort an?" Weil Sie einten, mein Fränlein, und weil ich wußte, warum Sie wein ten." Nein, das konnten Sie ja gar nicht." Doch, mein Fräulein, man kränkte Sie, ich weiß Alles, denn ich saß im Garten neben Ihnen, sah Ihr Erblei chen " Wieder tropfte eine Verrätherische Thräne von Lisa's Wange. Sie war noch unerfahren, was sollte sie thun? Sollte sie den Fremden bitten, sie zu verkästen, daZ konnte sie doch wieder nicht, denn der junge Herr war doch sehr artig und dann, schließlich, wenn er sich auf die Bank setzte, so durste er daS, höchstens könnte sie dann auf stehen. Jetzt stellte er sich ihr vor. RcchtZanwalt von Gera war sein Name. Wie vornehm das klang, nein, solchem hohen Herrn wagte sie nichts zu sagen. Wirklich, nun setzte er sich auf die Bank, dicht neben sie. Sollte sie aufstehen? Aber halte er nicht vorher gefragt, ob sie gestatte, daß er sich setze, und da hatte sie Ja gesagt. Nun konnte sie auch nicht wieder direkt aufstehen. Aengstlich rückte sie zur Seite und sah zuweilen verschämt auf ihren Nachbar. Jetzt kam er ihr sogar ganz nahe, und langsam, im flüsternden Tone fragteer: Mein Fräulein. Ivenn Ihnen nun Jemand sagen würde, man soll Sie nicht wieder eine Eonfektioneuse nennen, d. h. es würde Ihnen Jemand einen Ausweg anbieten, daß Sie es nicht mehr nöthig hatten, in ein Geschäft zu gehen, würden Sie darüber froh sein?" Wenn ich irgend eine bessere Arbeit dafür erhielte, mit der ich meinem Müt tetchen ebensoviel verdiente, oder mehr, dann natürlich !" beantwortete Elisa beth die merkwürdige Frage. So meinte ich das nicht," sagte der Rechttanwalt daraufhin bedächtig, hm Sie müssen micht recht der stehen, mein Fräulein, ich meine, wenn man Ihnen das Geld schenkte, hm hm", er räusperte sich, suchte des Mädchen? Hand zu fassen und drückte dieselbe heiß. Nun war es aber genug, nun wußte Elisabeth, was sie zn thun hatte. Siedend heiß schoß ihr das Blut zu Kopf, in aufrichtigster Entrüstung sprang sie auf : Verlassen Sie mich Sie" Fassungslos blieb sie stehen, und die kaum gestillten Thränen bra chen auf's Neue heftig hervor. Nein," rief sie. nein, lieber heiße ich tausend Mal eine Eonfektioneuse, ehe ich etwas geschenkt annehmen würde, und noch dazu Geld !" Der Fremde hatte sich ebenfalls erho den. In gänzlich veränderter Haltung und mit anderer, theilnehmender Stimme nahte er sich der Weinenden : Verzeihung, tausend Mal Verzeihung, mein gnädigstes Fräulein ! Weinen Sie nicht mehr, was ich vorhin sagte, war nicht für Sie bestimmt, versuchen Sie, nicht mehr daran zu denken. Nochmals verzeihen Sie mir, aber ein Mann, den ein Mädchen ernstlich interessirt, kann heutzutage schwer die Grenze erkennen, die reine, harmlose Natürlichkeit von raffiniriefter Verstelluug und Coquet terie trennt, und die vorige Frage ge brauchte ich nur, um Sie, mein Fräu lein, kennen zn lernen. Ihre Thränen, Ihre aufrichtige Entrüstung und Fas sungslosigkeit sagten mir besser, als eine lange Bekanntschaft, ob ich an Sie glauben dürfte." Lange schon waren Elisabeth die Hände vom Antlitz gesunken, den küh nen Sprecher vor sich betrachtend, fand sie auf einmal, daß er schön, sehr schön sei. Also er hatte sie nur prüfen wollen, und nun glaubte er an sie. Wie glücklich machte es sie auf ein mal, daß dieser fremde Mensch an sie glaubte. Als er nun noch um ihren Namen und um ihre Wohnung bat und fragte, ob er sie einmal besuchen dürfte, antwortete sie ihm verlegen, aber nicht mehr unfreundlich. Also nochmals, mein liebes FrSu lein, wie nennt man Sie?" Elisabeth !" sagte sie lächelnd. Und sind Sie mir noch böse?" Nein." antwortete sie einfach und : legte zaghaft ihre Fingerspitzen in seine, : zum Abschied dargedotete Hand. Damit trennten sie sich. Elisabeth kehrte zu ihrer Mutter zurück, und er verließ das ' Lokal. Einen Blumenstrauß brachte Elisa beth der wartenden Mutter nun freilich nicht mit, wohl aber ein glückliches Herz, in das selige, süße Hoffnung, be rauschendes Almen der ersten Liebe ge zogen war. Ein Jahr war vergangen. Vor dem j hübschen, neuangeftrichenen Sommer j garten hält eine Equipage. Ein jun ger. eleganter iptix steigt heraus und bietet galant einer hübschen blonde Fran den Arm, indem er ihr zärtlich sagt: Nun. bitte, Elisabeth, steige auS. wir wollen hier ein wenig rasten und", setzt er lächelnd hinzu, alte Jugenderinnerungen ein wenig auf frischen." Warte nur. Du Böser Du," antwortete sie ihm, schelmisch drohend. Zwei junge Damen gehen vorüber. Höchst zuvorkommend grüßen sie die Frau RechtSanwalt von Gera. ES waren Margarethe und Elsa Vollert, die die frühere Eonfektioneuse nicht ken nen wollten. Das Celegrarnm, i"tnc wahrhaftige Geschichte. i;on H c i n r i ch iee. DaS war im gemüthlichen Dessau und wir faßen wie jeden Abend in un serem gemüthlichen Hinterftübchen bei einem vortrefflichen Tropfen ich er innere mich seines NamenS nicht mehr und zuverlässige Männer haben mir die Geschichte erzählt. Und weil es Niemandem schadet, wenn ich sie weiter erzähle, und weil mein feuilletonistisches Gewissen nach Erleichterung schreit nnd weil ich gleichzeitig dabei von einem Lustspieldichter reden kann, den ich per sönlich hoch verehre: darum los! In Disiau lebte Herr Jntendanzrath Diedicke, oer Leiter deS Dessauer Hof tbaterS, ein würdiger und vortrefflicher Herr, mit dem ich gleichfalls ohne daß er es vielleicht noch weiß daZ Vergnügen hatte, an oben angedeutetem Tische einige Becher zu leeren. Nun geschah eS vor Jahren, daß Herr Die dicke im schönen Städtchen Görliß eine Theaterangelegenheit persönlich zu er ledigen hatte. Ich glaube, es handelte sich darum, mit Herrn v. Mofer wegen eines neuen Stücks zu konferirm. Am Görlitzer Staditheater lebte dazumal j ein Mann, ein Theaterbeamter Mofer, i der sich von seinem dortigen berühmten Namensbruder als solcher nur durch den Mangel deS aristokratischen Partikels unterschied. An diesen bürgerlichen Moser, vermuthlich eine Art von Ver trauensmann deS Herrn Intendanz raihs. sendet nun der Herr Intendanz rath ein Telegramm: Komme heute Abend. Bitte Zim mer für die Nacht für mich besorgen. Diedicke." Adresse: Mofer. Theater. Das Telegramm langte glücklich auch in Görlitz an. Moser" lieft der Telegraphenbeamte. Theater". Das kann nnr Herr von Moser fein. Damals lebte noch die nun verftor bene Gattin deS Dichters. Herr v. Moser ist nicht zu Haufe. Der Bote giebt also die Depesche an Frau v. Moser ab. Eine Depesche ist etwas Wichtiges und Ehegatten haben bekannt lich niemals ein Geheimniß vor einan der. Frau v. Mofer öffnet sie und lieft. Plötzlich fährt sie sich mit der Hand über die Augen und lieft ein zwei teS Mal. Darauf zerknittert sie das Telegramm in ihrer Hand, geht erregt in ihr Zimmer zurück und wartet. Wartet!!! Gustav kommt nach Hause. Er hat nur in einem bekannten Wein Restaurant, seinem lieben Stammlokale, eine einzige Flasche getrunken und bei der Gelegenheit, weil er kein Grübler nnd kein Büffler ist, unter den anwefen den Offizieren einen ganz famosen Büh nentypus wieder sich gelangt. Immer war Gustav ein Held und ein Liebling der Damen, um wie viel mehr ein Rit ter gegenüber seiner eigenen Frau. Guten Abend, mein Schatz," sagte er herzlich. Der Schatz sieht ihn mit funkelnden Augen an. Laß mich!" ruft Madame ihm zor nig entgegen. Was hast Du denn?" fragt Gustav erstaunt. Was ich habe?" Mit den Blicken der Medusa blickte Madame ihn an. Ich verstehe Dich nicht!" erwiderte Gustav harmlos, aber doch ileinlant. So," spricht hohnvoll Madame, also Du verstehst mich nicht. DaS will ich Dir glauben. Du verstehst mich nicht, weil Du geglaubt hast, mir Deine Geheimnisse verheimlichen ?u kön nen. Du bist entlarvt. Deine Ge hetmni'ie, die kenne ich nun." Gustav'S Gewissen ist jedenfalls rein. , Dennoch wird er immer betroffener. Was denn für Geheimnisse?" fragte! er stockend. Fran v. Moser richtet sich stolz auf. 1 Genug," ruft sie, noch beute ver lasse ich dieses Haus. Ich lasse mich von Dir scheiden. Du brauchst mir kein Zimmer für die Nacht zu besorgen. 1 Verstehst Du? DaS werde ich mir sei der besorgen. Adieu!" Frau v. Moser legt auf daS Adieu situ ilrttll ruf iriV0 SHtffnmti inih 1 llllV HU"ü "VVUVVtil -VWiUUil UllV rauscht zur Stube hinaus. Es ist die- selbe Stube, wo Gustav, wenn er aus dem Restaurant kam, ihr so oft und so herzlich den Gutenabendkuß geboten hat. Gustav v. Moser ist allein zurückge blieben. Er hält zwar keinen Monolog, wie er dies sicher thun würde, wenn er nicht Herr v. Moser wäre, fondern eines seiner eigenen Bühnenkinder, weil die dramatische Situation in dem vorliegen den Falle daZ dringend fordern müßte, aber Gustav denkt nach. Wenn Je mand auf der Bühne einen Anderen nicht versteht, weil dieser infolge eines Mißverständnisses immer etwas An dereS meint, so sagt genannter Jemand ein eigenes Wort vor sich hin: Ver rückt!" und die unfehlbare Wirkung im Publikum ist da. ES amüsirt sich gott- mim . i imu&LKx . ' Ml - mal die AuStuhrung der königlich,, Befehle wegen der Schwierigkeit der Entzifferung der Handschri!t nnd deS Verständnisses deS Stils. Einst halte der Kommandant von Berlin dem Rfi. nig, der sich in Potsdam befand, von einem Aufruhr der bei einem öffent lichen Bau beschäftigten Maurergesellen berichtet. Der Kommandant erhielt eine Ordre, auS der er nur die Worte entziffern konnte: RSdel aushenken, ehe ich komme." Da der König seine An kvnft auf dcn nächsten Tag. Vormit tags 10 Uhr festgesetzt hotte, mußte daS Urtheil bis dahin vollzogen sein. Nie mand aber wußte, wer Rüdel" sei, bis man sich darauf besann, daß em Offizier dieses Namens der Berliner Garnison angehöre. Der Unglückliche wurde eiligst festgenommen und ihm daS TodeSurtheil angekündigt. Eden sollte dasselbe vollstreckt werden, als ein Kabinetssekretair deS Königs noch dazu kam und höchlichft verwundert Über die ungewöhnliche Erekution sich die Ordre vorzeigen ließ und ihren Inhalt dahin erklärte, daß der Rädelsführer unter den Mauren gemeint sei. Indeß eine Ermittelung darüber anzustellen, wer der Rädelsführer gewesen, dazu war keine Zeit mehr. Man nahm also, wie Hnnle'S Preußische Geschichte berichtet. flugS einen der Gesellen, den sein rothe? Haar besonders verdächtig erscheinen ließ und hängte ihn am Galgen aus. voll. wnstav amünrt ich nicht, iseme liebe Frau ist entschieden heute Abend nicht normal. Zum Mindesten ver langt er eine Aufklärung. So viel hat er an den zugeschlagenen Thüren gehört: Scine grau ist in'S Schlafzimmer gegangen. Er folgt. Die Thür ist geschlossen. Er horcht, drinnen wird geschluchzt. Gustav fühlt sein ganzes Herz erschüttert. Er pocht. Ader Schnuckelchen," ruft er durch's Schlüsselloch, sag' mir doch blos, was ich gethan haben soll." Keine Antwort. Sei doch gut, Schnuckelchen, und sag'S. Erneuter und bedeutend heftigerer Schluchzenanfall. Sag's, Schnuckelchen, sag's." Gustav'S Stimme klingt so milde, daß sie ihre Wirkung nicht verfehlt. Betrogen haft mich!" tönte es in einigen Stößen heraus. Gustav ist entrüstet. Wer sagt daZ?" ruft er hinein. ES ist ein Telegramm für Dich ge kommen. Ich hab' eS aufgemacht. Da steht es drin." Gustav ist unruhig. Sogleich aber faßt er seine ganze Energie wieder zusammen. Ein Telegramm? Das ist nicht mög lich. Oder es hat sich Jemand einen faulen Witz erlaubt." Natürlich! Das sagst Du jetzt so!" Zeig' mir doch wenigstens 'mal das Ding. Ich bitte Dich darum. Ueber Haupt, wenn es für mich bestimmt ist, dann ist es doch für mich und nicht für Dich!" Gustav ist etwas gereizt. Durch die Thürspalte schiebt sich ein weißes zerknittertes Stück Papier, ein Telegramm. Gustav ergreift cs nervös und er lieft: Komme heute Abend. Bitte Zim mer für die Nacht für mich besorgen. Die Dicke!" Die Dicke! Gustav kennt keine Dicke. , Er ist unschuldig. Er betheuert seine Unschuld mit allen feinen Schwüren. Madame schluchzt weiter ; es ist umsonst. Als Herr Jntendanzrath Diedicke an diesem Abend auf dem Görlitzer Bahn Hof anlangte, war er sehr erstaunt, sei nen Moser zu finden. Am anderen Morgen aber, als er sich Herrn von Moser melden ließ, fuhr dieses von fei nem Frühftückstisch, an dem er gänzlich allein saß. heftig auf. Wie heißt der Herr?" fragte er das meldende Mädchen. Diedicke!" wiederholte Minna. Ich lasse bitten!" rief Gustav mit Ekstase. Eine halbe Stunde später sank Ma dame ihrem verkannten Gustav voll Reue und Zärtlichkeit an die Brust. Zum Schluß sei es mir gestattet, die Frage an Herrn v. Moser aufzuwerfen: Warum haben Sie, Herr Hsfrath, aus dieser Geschichte eigentlich kein Luft spiel gemacht?" Bedenkliche Kabinetsjustiz. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen hielt sich bekanntlich Kraft sei ncr Souveränetät für durchaus berech tigt. zur strengsten Aufrechterhaltung von Ordnung und Pflichttreue schnelle Justiz aus eigenster Entschließung zu üben, wobei eZ freilich zuweilen vorkam, daß völlig Unschuldige davon betroffen wurden. Recht bedenklich war auch oft' Bom altverlincr Münzweseti. Berlin, seit dem Jahre 1319 mit dem Rechte, Münzen zu schlagen, belehnt, hatte im Jahre 1380 seinen eigenen Münzmeifter ans einer der angesehend sten märkischen Familien, Otto de Buek (Otto v. Buch). Die ältesten Münzen, die in der Mark geprägt wurden, hießen Brakteatcn, Blech- oder Holzpfcnnige, bestehend aus Silber, wovon 16 ein Loth wogen. Weil diese Münzen höh' waren und leicht zerbrachen, so schlug man Denarien oder Pfennige, die man nach Pfunden berechnete, und Finken äugen, wovon 36 einen Gulden aus machten. Zu diesen Münzgattungen kamen unter den bayerischen Fürsten die Scherpfennige, wovon zwei einen Pfen nig, und die Prager Groschen, wovon 6 eine Mark enthielten. Im 16. Jahr hundert war die Münze in der Poststraße No. 5; von da kam sie 1692 in das Seitengebäude deS Schlosses an der Spree, bis der große Kurfürft sie in den zur Wasserkunst eingerichteten Thurm verlegte, der nunmehr der Mllnzthurm hieß. AIS König Friedrich I. das Schloß und den Thurm durch Schlüter erhöhen lassen wollte, wurde das Ge bände No. 2 der Unterwasserftraße zur Münze eingerichtet und beim Erweite rungsban, 1750, No. 3 derselben Straße noch hinzugenommen. DaS Münzgebäude in seiner jetzigen Gestalt, Unterwasserftraße 2-4, ist nach Plänen von StÜler in den Jahren 1868-1871 in Ziegelrohbau errichtet. Bis zum Jahre 1750 standen die Münzen unter dem Generaldirektorium, von diesem Jahre an wurden sie direkt dem Könige unterstellt, der einen GeneralmÜnz direktor ernannte. In der Schmelze" glühen und flackern zwanzig Schmelz öfen, in denen Tiegel aus feuerfestem Thon und Graphit eingesetzt find, von denen jeder einen Metallsatz von 700 Pfund enthält. Bei Goldschmelzungen beträgt der Tiegelinsatz etwa 350 Pfd., bei Silberschmelzungen 600700 Pfd., und werden in je einem Tiegel in einer TageSarbeit sechs Goldschmelzen oder vier Silberschmelzen bei Coaksfeuerung ausgeführt. Ein kostspieliges Gitter. Als im Jahre 1714 Georg Ludwig. Kurfürst von Hannover, unter dem Na men Georg I. zum König von England, Schottland und Irland gekrönt worden war. wohnte er zwar einen großen Theil des Jahres in Landen, aber er fühlte sich niemals in England recht heimisch, sondern gedachte immer mit Wehmuth des Aufenthaltes in Hannover, wo er als unumschränkter Monarch geherrscht hatte und wohin er auch von England reifte, so oft es irgend anging. Befon ders scheint ihn in England die Unge nirtheit. mit der daS Volk ftch in der Nähe des Königs bewegte, peinlich be rührt zu haben. So konnte er sich gar nicht daran gewöhnen, daß der St. James-Palast, in dem er residirte, nicht abgesperrt war, sondern als Passage benutzt wurde, und er strebte danach, dies zu ändern. Eines TageS sprach er darüber mit feinem Lieblingsminifter, Lord Walpole, und beauftragte ihn, einen Voranschlag machen zu lassen, wie viel ein Gitter kosten würde, daS den Palast von dem Londoner Verkehr ad sperre. Ein solcher Kostenanschlag ist schnell gemacht." antwortete der Minister- dn Gitter würde Sie nur drei Kronen' ko- sten, die Kronen von England, Schott land und Irland." Von einer Absperrung war fortan nicht mehr die Rede. INilcrungsgrund. Richter: Siehaden einen Einbruch? diebftahl versucht ! Warum haben Sie ihn nicht ausgeführt?" Einbrecher : Ich hatte mir während der Arbeit ausgerechnet, daß ich nicht auf die Spesen käme !" Ans cinem eknitenbrikf. Liebe Eltern! Ueber Eure Wurst fendung war ich sehr erfreut, besonders da der Herr Unteroffizier mir erlaubte, auch etwas davon zu essen. . ..