Ein (.Oruiiul. Zahlung von X. 0. MicjUi. Die Zeit. M beim Militär noch sin' WW WWW sogenannter Originale für den Humor sorgte, ift längst vorüber. Ler Krieg von 186'! mit seinen ein schneidenden Ilmmülzungkii in den mit. lelstaatlichen Armee'n hat erdarrnungS !oS aufgeräumt mit jenen Uederdlkid sein einer guten alten Zeit. TaS alte militärische Sprüchwort, Nirgends gibt e? so viel -paß wie bei'm 'Mili tär," hat längst seine Gültigkeit ver 'oren. Für den Dienst mag eS wodl gut sein, daß Dem so ist; für den Humor im WassenUeid jedenfalls nicht. Er ist gar selten geworden in der Strenge des Dienstes, Dem Major von Tchuabelliß war e? merkwürdiger Weise geglückt, sich in der Armee auch in der neuen Aera zu be Häupten, obgleich er zweifellos jenen Originalen der alten Zeit hinzu zu rech nen war. Sei eS. daß er sich eines mächtigen Fürsprechers erfreute, oder daß man ihm sein tapsereS Verhalten im Gefechle bei Kitschin so hoch an rechnete er hatte mit seiner Compagnie allein lange Zeit einem weit überlege nen Feinde Stand gehalten kurz, der wackere Schnabeltig blieb im Dienst und wurde sogar Major und Batail lonS'Eommandeur. Er war ein kreuzbraver und Herzens guter Mann, aber von einem schier UN glaublichen Eigensinne. Auch argwöh nisch und mißtrauisch war er in hohem Grade, besonders wo eS sich um feine Autorität als Vorgesetzter handelte. Wehe Dem, der ihm zu widersprechen wagte ! Und wenn der Widerspruch noch so berechtigt war, er wurde nachdrücklich zurückgewiesen. Aeben nich ! war daS dritte Wort deS Herrn MajorS. Aeben nich !" Da bei blieb eS. In seinem Aeuszeren zeichnete er sich durch einen eigenthümlichen Gang auS. Seine langen dürren Beine waren steif wie Stöcke, so daß man eigentlich kaum begriff, wie er sich fortbewegen konnte. Denn nicht die leiseste Biegung der Knieegelenke war bei'm Gehen bemerk bar. Dadurch erhielt sein Gang etwa? ungemein Komisches. Stelzenhaftes. Storchartiges. Erhöht wurde diese un freiwillige Komik durch seine eigenartige ialtung der Arme. Diese bewegten ch nicht, wie bei anderen Sterblichen, frei hin und her, sondern sie standen in sanfter Rundung etwa einen Fuß breit vom Oberkörper ab. Die auffallend großen Hände mit den auseinander ge spreizten Fingern staken gewöhnlich in viel zu großen Handschuhen von Zweifel hafter Reinlichkeit. Auf der langen hagern Gestalt thronte ein auffallend kleiner Kopf mit einem Paar listig dreinblickender kleiner Aeuglein von un bestimmter gräulicher Farbe. Ein struppiger, grau gesprenkelter Vollbart umrahmte das Geficht. Leider ging dem braven Major das für den Offizier doch zweifellos recht wichtige Vermögen, Gesichter zu unter scheiden und Namen zu behalten, gänz lich ab. Nicht einmal die Namen seiner Offiziere waren ihm geläufig, welcher Umstand oft zu den komischsten Ver Wechselungen Anlaß gab. Doch wehe dem Armen, dessen Namen ihm mund recht war ! Er konnte sicher sein, daß er der Schuldige war an Dem und Jedem, was zu tadeln war. DaZmar c er Sergeant Rindfleisch von der zehnten Eompagnie, dessen Name dem guten Major stets auf der Zunge lag vielleicht weil Rindfleisch mit Kar toffelstückchen sein Leibgericht war, diel leich! auch wegen der Absonderlichkeit dieses Namens. Denn besagter Rind fleisch war ein überaus brauchbarer und tüchtiger Unterofizier. obgleich der Be dauernSwerthe bei jedem Bataillons Exerzieren den Sündenbock abgeben mußte. Wenn nach unendlich langem Hin und Herrathen, Vor- und Rückwärts treten und Schulterverdrehen endlich, endlich die Richtung nach Points" ge lungen war und der gestrenge Herr Major noch einen letzten Blick auf die langen Linien der Glieder warf, so war zehn gegen eins zu wetten, daß der Sergeant Rindfleisch die Richtung der schließenden Unteroffiziere vollständig über den Haufen warf. Sergeant Rindfleisch!" kreischte als dann die breite Ouetschstimme des Mejors von Bchnabeltiß. Sergeant Rindfleisch, wollen Sie sich gleich ä Mal in de Richiung 'nein schären? Sie schmeißen mir ja wieder de ganze Karre um ! Sie trauriger Gottlieb, Sie !" Dann kam der Parademarsch in Zügen und die Kritik des Herrn MajorS über denselben. Parademarsch war so ziemlich. Bloß der Sergeant Rindfleisch, das dottige Pfährd, hatte wieder keinen Abstand ! Arretiren Se den Kerl, Herr Haupt mann." Zu Befehl, Herr Major," versetzte dieser dienstlich, ohne auch nur daran zu denken, diesen Befehl jemals aus führen zu wollen. Er wußte ja, daß es nur eine Redensart des Gestrengen war. Von den Offizieren war eS der Lieuie nant Berger, den er fortgesetzt zu schel ten hatte, wobei er ihn beständig Herr Leitnant Wäber" nannte. Herr Leitnant Wäber!" kreischt die Stimme des MajorS in heller Wuth. Niemand rührt sich. Leitnant Wäber!" Noch lauter tust er. Derselbe negative Erfolg. Herr Leitnant Wäber !" schreit er zum dritten Male so laut, daß die Stimme überschnappt. Und dabei jagt er aus seinem stark knochigen Braunen mit drohend ge schwungenem Säbel auf den Lieuu nant Berger zu mit einem Gesicht, al? ob er ihn sofort verschlingen wollte. Jn'S .... Namen, nein, wo ham Se denn heute wieder Ihre Ohren, Leitnant?" Ich heiße Berger. Herr Major," erwiderte der Lieutenant, indem er die Hacken stramm an einander schlügt und den Säbel senkt. Aeben nich!" schreit da Schnabeltitz vom Pferd herunter. Wäber hceßen Sie üben!" Dabei wendet er den Gaul und reitet zurück unter dem verstohlenen Gelächter des Bataillon?, ohne noch ferner daran zu denken, dem Offizier die beabsichtigte Nase zu ertheilen. Ein Mal wollte das Bataillons Crerzieren ganz und gar nicht klappen. Herr Leitnant Wäber" und Sergeant Rindfleisch hatten schon Grobheiten über Grobheiten gefaßt. Als eben wieder ein furchtbarer Hagel von traurigen Gottlieben", dottigen Pfährden" und Hammelkerls" auf den Sergeanten hernieder geprasselt war und das Eom mando Rührt Euch" ertönte, versuchte der Ehef der Zehnten Dergebu .g, seinen steifbeinigen Schimmel in Galopp zu setzen. DaS widerwillige Thier stieg kerzengerade in die Höhe, aber von der Stelle ging es nicht. Der Major bemerkte die Absicht des Hauptmannes. Ich wecß schon, waZ Se woll'n!" schrie er ihm zu. Bleiben Se nur hinten; ä dottiges Pfährd iS er doch!" Und schnell machte das Kommando Stillgestanden" allen weiteren Ver-mittelungS-Versuchen des HauptmanneS ein Ende. Aber erneut regneten die Verwün schungen auf den beliebten Sündenbock hernieder. Schon drei oder vier Mal hatte der Major dem Sergeanten Rind fleisch mit Arrest gedroht, nun hatte er es aber satt. Herr Hauptmann !" schrie er mit hochgeröthetem Kopf. Herr Haupt mann !" Der Name wollte ihm durchaus nicht auf die Zunge. Herr Hauptmann, der Sergeant Rindfleisch wird arretirt! Drei Tage mittleren Arrest von hmte Mittag zwölfe an! Verstanden?" Da schoß des Hauptmann's Schim mel unter dem wüthenden Druck der Sporen feine? Reiters auf den Major los und in einem Tempo, als ob er ihn über den Haufen rennen wollte. Herr Major!" rief der Hauptmann, daß es über das ganze Bataillon hinweg schallte. Der Sergeant Rindfleisch ist auf Wache!" Ganz ägal!" krächzte der Major. Er wird oben arretirt!" Die Herbst-Uebungen sind in vollem Gange. Der Herr Major hat ein herz lich schlechtes Quartier erhalten und ist außer sich. Er diktirt dem quartier machenden Offizier drei Tage Stuben- Arrest die er ihn niemals verbüßen läßt und bestimmt bei'm Antreten des Bataillons, daß der .Leitnant Wä der" von jetzt ab für den Bataillons Stab Quartier zu machen habe. Der Hauptmann legt die Hand an den Helm: Den Lieutenant Berger meinen der Herr Major?" Aeben nich!" schreit dieser ärger lich. Leitnant Wäber macht üben Quartier!" Gut. denkt der Compagniechef. Mir kann es ja recht sein. Lieutenant Ver ger also nicht. Am nächsten Tage ift Quartierwcchsel. Der Major ist schon außer sich, daß dieser Wäber" sich gar nicht zum Ab gang mit den Quartiermachern gemel det hat. Aber am anderen Morgen bei'm Rendezvous denkt er nicht mehr daran. ir :a r.'it . v ... . . iii tui grurienver .ug uno oas Manöver besonders anstrengend. Der Herr Major faßt so manche Nase, erst vom Obersten, dann auch noch vom General. Schließlich muß er in der Kritik de? Commandirendcn noch hören, daß er allein am Mißgeschick der Süd Partei schuld ist. Der Major von Schnabeltitz hält sich selbst für einen großen Strategen. Allerdings steht er mit dieser Ansicht ganz allein in der Welt; er befindet sich eben auf einfacher Höhe. Er ist wüthend über die natürlich ganz unge rechtfertigten Ausstellungen seiner Vor gesetzten. Schon geht er mit dem Ge danken um, den Leitnant Wäber" für das Unglück des Tages verantwortlich zu machen, als ihm einfällt, daß er ihn ja als Quartiermacher vorausgcsandt hat. Das geht nun doch nicht gut. Sergeant Rindfleisch hat die Fourage des Bataillons zu fassen, der kann also auch nicht schuld sein. In schlechtester Stimmung, hungrig und durstig, staubig und verschwitzt, reitet er mit hängendem Kopf an der Spitze deSBataillonS dem Quartierdorf zu. Unablässig nagt er an dem stäche ligen Schnurrdart, ein untrügliches Zeichen seiner geradezu abscheulichen Laune. Wehe dem Leitnant Wäber", denkt er, wenn da? Quartier nicht sau der, wenn das Bett nicht vortrcnlich, wenn das Essen nicht bereit ist. Ich werde ihn unbedingt in Arrest schicken. Schon wird in der Ferne das Dorf fichtbur, das ihn mit einem Theile deö Bataillons aufnehmen soll. Die qunr- I hermachenden Unteroffiziere der Com pagnie erscheinen einer nach dem anderen auf der Bildftache und melden sich mit den Quartierzetteln. Vom .Leitnant Wäber" keine Spur. Der Major ge ! räth schon wieder in Zorn. Wo zum Kukuk steckt denn nur der Leitnant Wader! Der Kerl scheint ooch noch ferne blaffe Ahnung vom Dienste eine? Quartiermachers zu ham. Erscht meldet er sich ich zum Abgang, dann kommt er dem Bataillon nich ä Mal entgegen. Dän Herrn würd' ich in Arrest stecken." Jetzt ift das Dors erreicht. Die l Compangnien find entlassen. Der Herr Major ist am Z.ele und weih noch immer nicht, wo sein Quartier ist. Er ruft den Quartinmachir der nächsten Com pagnie heran. Ham Se denn den Leitnant Wäber nich gcsüh'n ?" Nein. Herr MajorK Wissen Se denn nich wenigsten?, wo j mein Quartier iS?" ..Nein. Herr Major." Ein anderer Quatiermacherwirdher beigerufen doch dieselbe nichtssagende ! Auskunft. Der Major ift außer sich. Da rückt die zwölfte Compagnie an ihm vorüber. An der Spitze derselben, neben dem ! Hauptmann: der Lieutenant Berger. Die Zornader schwillt dem gestrengen ! Herrn. Eine verrätherische Nöthe über zieht sein Maulwurfsgeficht. , Herr Leitnant Wäber!" schreit er so laut, als ob er die ganze Brigade über schreien müßte, dem dicht an ihm Vor überschreitenden zu, jede Silbe dehnend und stark betonend. Der bedauernswerthe Lieutenant sieht das Ungewitter hereinbrechen. Den An j ruf einfach zu übergehen, geht nicht an, trotzdem falschen Namen, da der wü thende Major ihm unmittelbar in'S Ge j ficht schreit. Er tritt also aus der z Marsch-Kolonne heraus und legt die Hand an den Helm. Gleichzeitig mit ihm biegt der Haupt j mann aus. Er läßt den aufgebrachten j Commandeur ruhig austoben. Dann sagt er mit größter Ruhe: Verzeihung, !Hcrr Major, aber Lieutenant Berger j ist auf des Herrn MajorS ausdrück , lichen Befehl nicht quartiermachen ge fangen." Was?" schnauzt dieser. Ich habe doch ausdrücklich befohlen . . . . " Berger üben nich!" ergänzte der ! Hauptmann. Schnabeltitz wandte erbost sein Pferd und ritt dem Dorfe zu. In dem mehr als bescheidenen Quartier des Lieute j nanis Berger machte er fich'S dann, fo gut eS eben gehen wollte, bequem. Der Leitnant Wäber" aber war als solcher für immer abgethan. ' " Der Krieg ift ausgebrochen. Stolz zieht der Major von Schnabeltitz an der Spitze seines Bataillons in'S Feld. Er wird den Franzosen zeigen wo Barthel den Most holt." Mit Hurrah hat man die französische Grenze überschritten. Bei strömendem Regen wird ein Bivouac auf schlammi gem Ackerboden bezogen. Es ist ein wahres Hundewetter. Ein trauriger Anfang in Feindesland; eine unver geßliche garstige Nacht. Naß wie die gebadeten Mäuse, übernächtig und frierend ersehnen Tausende den Morgen herbei. Endlich ist er da. Bleiern und grau, naßkalt und unfreundlich wie die Nacht. Es regnet Bindfaden. Das Regiment rüstet sich zum Ab marsch. Gott sei Dank! Nur fort aus dem lehmigen Brei. Nur vorwärts, vorwärts! Der Herr Major will zu Pferde stei gen. Da tritt der Bursche zitternd vor Angst und Schuldbewußtsein an den Gestrengen heran. Die Pferde sind verschwunden! Im Schutze der Nacht haben sie sich davon geschlichen mit- sammt den Pflöcken, die sie mit Leichtig seit aus dem Schlamme herausgerissen haben. Sie sind und bleiben ver schwunden." Millionen-Bomben-Elcment noch ä Mal!" schreit der Major in heller Wuth. Meine Psührde! Du neun Mal ge nähtcs Heipfährd. Du dottiges! Jetzt schleppst Du sülber de Sättel alle beede bis nach Paris, Du trauriger Gottlieb, Du!" Aber da? Regiment setzt sich schon in Bewegung. DaS Bataillon Schnabeltitz wird gleich folgen müssen. Und der Herr Major ift ohne Pferd. Da kommt ihm ein Gedanke. Herr Adjutant!" ruft er. Herr Major?" Da würd ich üben Ihren Braunen reiten." Der ist als lahm in'S Pferde-Depot abgegeben." Und Ihr Fuchs?" Den reite ich." ..Aeben nicht," fiel der Major ein. Wir werden uns üben abwechseln. Wenn ich reite, lösen Sie und wenn Sie lösen, dann reite ich üben." Und der bedauernswerthe Adjutant mußte eS geschehen lassen, daß der Major seinen Leibfuchs bestieg, während er selbst im Matsche nebenher traben mußte. Mit der französischen Sprache stand der Major auf sehr gespanntem Fuße. Und die dottigen Psührde", die Ein geborenen, verstanden ja ihre eigene Sprache nicht fo meinte der Herr Major wenigstens, da sie fein furchida reS Knudermülsch zumeist wirklich nicht verstehen konnten. Nun war aber Schnabeltitz aach mißtrnurisch und das eine? VergiftungSverhicheZ Herrlichkeit für den alten Haudegen ein ihn von Quartier zu Quar-' Ende. Eine OrZre rief ihn in die Hei- Gespenst verfolgte tier. In einem Torfe in der Champagne war er bei'm Schulzen einquartiert. Derselbe ließ ihm daö MittagZessen auf fein Zimmer dringen. Sofort witterte Schnabeltitz Berrath. "Maire ici!" befahl er der erstaun- ten Köchin in barschem Ton. Der Maire erschien, um nach MajorS Wünschen zu fragen. "Mangscheh (rnangc. dielet ihn an und zeigte dabei auf daS salnii de lapin," das vor ihm stand. Der Dorfschulze verstand ihn nicht gleich. "Oh, c'est bon ca. nion Commandant." sagte er. So ä falscher Hallunke," raunte Schnabelt'tz dem neben ihm sitzenden Adjutanten zu. Wir sollen essen! Na wart, RaW "Mangscheh! Ici avec nous!" schrie er den Schulzen an, der verblüfft einen Schritt zurücktrat. Sähen Se den Giftmischer!" rief Schnabeltitz dem Adjutanten triumphi rend zu. Er wecß schon, warum er nicht essen will." Der Maire aber erwiderte würdevoll! "Mon Commandant, j'ai deja pris mon diner." Ach was da, 'S würd üben mitge gössen !" platzte der Major ärgerlich heraus. "Prendre place; Mang scneh!" Bei diesen Worten ergriff er den er staunten Schulzen am Arm, zog ihn auf einen der Strohsefsel nieder und legte ihm eine tüchtige Portion von dem unvermeidlichen Kaninchen-Ragout vor. "Mangscheh dong !" schrie er dazu, sobald der unglückliche Mann nur eine Pause machte. Erst als dessen Teller geleert vor ihm stund, war der Major befriedigt und fing nun mit großem Behagen und mit noch größerem Appetit zu schmausen an. Den Schulzen aber überhäufte er von dem Augenblicke an mit Liebenswürdig leiten. Er trank ihm zu, klopfte ihm vertraulich auf die Schulter und lobte feinen Wein. "Bong se wing, traj bong" (bon ce vin. ?tres bon). Dann bot er ihm gar eine von seinen Cigarren an, was bei seinem bekannten Geiz wahrhaftig keine Kleinigkeit war. AlS aber der Kaffee kam, wurde er von Neuem mißtrauisch. Kaffee eignete sich am Ende am Besten zur Gift mifcherei, und daS Gesicht der alten Haushälterin sah nichts weniger, als vertrauenerweckend auS. als sie den Kaffee vorsetzte math zurück, wo er bei den Ersatztruppen Verwendung finden sollte. Der alte Herr weinte, als er von feinem Ba taillon Abschied nahm. Er empfand die Abderusung gft eine furchtbare Kränkung. An seiner Statt übernahm der älteste Hauptmann da? Commando deS Ba deS taillons. Mit dem von da ad zu Ende. schrie Spaß aber war eS Redacteur Zeller. Humoreske von H. H ir! Arnold Zeller saß in seiner Redae tion und starrte voll Unmuth auf eine Reihe eingelaufener Schreiben, die ganz nach Brieskaftenanfragen aussahen. Da habe ich mir eine schöne Suppe eingebrockt." murmelte er. Giebt man, da in einer launigen Anwandlung ein i paar witzige Antworten, und nun über schwemmen mich diese Kleinstädter vor ; Neugierde und Langeweile mit Anfra gen ! Als ob ich allmissend wäre ! Nur ! das eine Gute ist dabei, daß die Abon ncntenzahl zunimmt, und ich wette, da Concurrenzblüttchen erscheint nächstens 1 i vor Neid auf gelbem Papier !" Ein paar junge Mädchen hatten ihm ' j ihr Ltiö geklagt, da hatte er ihnen einige drollige Rathschlüge gegeben und sich aii alter Cntel" titulirt. Seither regnete eS nur so tun Anfragen. Er ö"nete die Briefe. Da bat ein Gymnasiast um Angabe eines passenden j Geschenkes für junge Damen, hier wollte j ein spätes Mädchen" auf ihre Soin- j mersprossen verzichten. Und wieder ein ' Mann bat um Angabe des besten GrundeS, sich schleunigst scheiden zu las fen, aber so, daß sie eS erst möglichst spät merkte! So ging eS fort. Erst blieb er noch gut gelaunt und witzig, dann wurde er aber auch grob und schrieb: A. K. 00. Wenn Sie einmal mit der Orthographie nicht mehr auf so sehr gespanntem Fuße leben, und annähernd einen richtigen Satz zu Stande bringen können, dann dürfen Sie mich wieder fragen, was Sie mit dem schonen! Schreiner beginnen sollen. Vielleicht daß ich Ihnen dann rathe, ihn bei Ihrer Eifersucht in einen Glaskasten zu setzen zur schönen Ansicht. Ten Gruß nehme ich allenfalls noch an, für den Kuß danke ich aber bestens ! Der alte Onkel." So, das nützte für ein ptar Tage. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht! w -r ' .3 ZU' qm Dann kam wieder ein zierliches, rosa , - lv All , 1 T n . i t 4 4 X.v..Wl ll-,.Y.aaM,. - - ,L' ,TTlk L r 'y? 3 neschm Mit niedlicher Handschrift auyt . t iy uiiuucu inuuic. uuu uu ic Sie hatte Schnabeltitz j knirschte er, Ein junges Mädchen frug neckend an, wann man aufhöre ein Backfisch" zu sein. Ob sie mit fiebenzehn Jahren noch nicht erwachsen sei? und fügte hinzu: Bitte sehr, verehrter alter, alter Onkel, entscheiden Sie zu meinen Gunsten! Sie werden sicher nicht so ein trockener, alter Hagestolz sein?" Die Unterschrift lautete: Dora Schwarz." f.C i . rtv4rtrt Iv 01), in x.z hnn WfMiprn ! w . . w. Kmif v 1 Fräulein ! Damen haben immer Recht, saus vtm feI6n fjn te HageM," giebt e ihnen mit Vergnügen. Ich denke mir aber, wenn Sie die Tanzschule absol virt, alle Hand- und Hausarbeiten ken nen, darf Sie Niemand mehr einen Backfisch" nennen. Dann find Sie erwachsen," eine junge Dame, die alle die Huldigungen der Männer als selbst verständlichen Tribut entgegen nehmen kann, und wäre ich nicht eben schon der verehrte, alte Onkel," ich würde mich am Ende auch noch dazu einstellen. So aber heißt es tempi Passati !" Er lachte laut auf, daß die ehrwür digen Redactionswände widerhallten, wenn er an sein Alter" dachte. Diese Antwort hatte nun am meisten Fuiore gemacht. Man tuschelte beim Kränzchen, man stritt in der Kaffee- ihn natürlich nicht verstand und demge mäß nicht die geringste Miene machte, zu gehorchen, fo sprang er auf, packte sie mit der Linken am Arme fest und goß ihr mit der Rechten den heißen Kaffee eigenhändig in den Mund. Die Alte kreischte laut, sich den Mund verbrannt, aber gerieth in Wuth. Da, Du olle Gifthexe!" indem er bemüht war, ihr den Kaffee einzuflößen. ; Gebräu gefälligst selbst !" Der Adjutant hatte mittlerweile den Schulzen über den Verdacht des Majors aufgeklärt. "lon Commandant !" rief dieser nun. "Le cafe est tres-bon!" Und mit einem Zuge leerte er die riesige Schaale. Das wirkte. Ruhig, als wenn gar nichts geschehen wäre, fetzte sich Schna beltitz an den Tisch und schlürfte behag lich seinen "cafe au fait." Paris ist eingeschlossen. DaS Ba taillon Schnabeltitz befindet sich auf Vorposten. In einem der wahrhaft fürstlichen Prunkgemächer der Maifon Rouge sind die Offiziere, die nicht auf Feldwache find, beisammen. Ihre lehmigen Schmierstiefel bilden . " . , f f i Tt mmmtjt L ta W1H eitlen vi"i wcHcmiu0 ju vcu , w m&mttr hAthnfl.n (SiniMrnn.qt.hhi., ! Xl; 0K UUilUKI , , i ,lVw . "Ul WH lHlU'-tlf f lllll, Wll Utl Fußböden bedecken. Und die Tafel, die sonst die auserlesensten Speisen zu tragen gewohnt war. ist mit Commiß bro'd und Pellkartoffeln nothdürftig de setzt. . . Mit selbstzufriedener Miene setzt der Adjutant eine Blechbüchse mit Schweine fett auf den Tisch. Zum allgemeinen Beften," sagt er schmunzelnd. ES war ja ein seltener Leckerbissen. Alle? füllt über die Fettbüchse her. um die Kartoffeln ein bischen schmack hafter zu machen. Auch der kugelruude Stabsarzt, gegen den der Major Schna beltitz eine unbegründete Abneigung hegte, langt mit seinem Messer in die Büchse und deftreicht sich mit Behagen seine Brodschnitte. Der Major sieht eS. Sein Mund Winkel verzieht sich. Wie kommen Sie denn eigentlich dazu, sich von meinem Fette zuzulangen. Herr Stabsarzt? Ich dachte. Se hätten gerade genug eegeneS Schmär am Leibe! Runter mit dem Fett vom Brode!" Allgemeines Gelächter. Der Stabs- arzt macht ein verdutztes Geficht und zögert. Der Major aber wiederholt kreischend: Sie haben wohl nicht verstanden, Herr Stabsarzt? Runter mit dem Fett vom Brode!" Und mit verbissenem Grimme kratzt der Doktor das schmackhafte Fett von seiner Schnitte herunter, um es defehls gemäß wieder in die Fettdüchse zu ver senken. schlacht, wer dieser neue Redacteur sei. die vom Stammtisch der Krone" waren, blinzelten schlau und ichwiegen wie das Grad. Schließlich steckte sich die Weiberlist, die ja über alle List geht" hinter einen Reporter, lud ihn ein und als er an sing, die Welt rosig zu sehen und red selig zu werden, rief die Frau Rendant: Ihr Redacteur. daS ift ein Witzbold ! Haha, dieser steinalte Onkel." Nicht wahr?" sagte er. Und so ein hübscher Kerl, und erst sechSund zwanzig Jahre ! Wir amüsiren uns tüg lich riesig darüber." Die jungen Damen waren starr, aber die älteren suchten die Fassung zu be wahren: Nun, er will sich interessant machen !" Dora Schwarz war auch dabei und in ihrem Kopfchen reifte der Plan, ihm daS nicht so hingehen zu lassen, ihn dafür zu bestrafen. Sie spionirte so lange, bis sie ihn aus der Redaction kommen sah. Und oa gener er iyr ausneymeno. Avir er hatte doch die Mädchen von Kirchheide schnöde zum Beften gehabt! Er dachte wohl, es sollte nach ihm geangelt wer den?! Q, da sollte er sich gründlich der rechnen, sie, des Bürgermeisters Töchter- lein, war v!el zu stolz dazu und würde Eden sauste er dahin, machte eine kle gante Wendung und wurde von einer Iiingkii Dame mit kraufen. blonden Lockchen. die unter einer Pelzkappe her vorauollcn. und einem niedlichen Stumpfnäschen gehörig angerempelt. Mühsam reihte er seine Haltung, dann folgte beiderseitige Entschuld! gütig. . Tausendmal Verzeihung, daß mir das auch bei einem alten Hagestolz pas siren mußte." sagte sie spöttisch. Blitzschnell kam ihm der Gedanke ,Das sst das Backfischchen, Pardon, die junge Dame !" Aber ehe er och etwas erwidern konnte, war fie fort. Wie leicht sie da hinschwkbte, wie entzückend ihr das enganliegende, grüne Zuchklcio mit dem Pelzbesatz stand! Er mußte ihr nach. Und bei der Restauration erreichte er sie. Eden wollte fie ihre Schlittschuhe ausziehen und drehte verzweifelt an den schneebedeckten Schrauben. Gnädiges Fräulein g, statten, dafi ich Ihnen helfe", fagte er mit galanter Berdcugung. Ein fester Griff, und der Schlittschuh fiel ad. Warum wollen Sie denn schon so früh fort, wo daö Vergnügen eben eist begonnen und Sie so vorzüglich lau sen?" suchte er ftch einzuführen. Sie sah ihn schelmisch an. Sie meinen, ich sollte die Huldigungen der Herren als schuldigen Tribut entgegen nehmen? Ich danke ! Ueberhaupk. wie konnten Sie sich bei Ihrem Alter noch auf'S EiS wagen? Plagt sie nicht das Podagra?" Obgleich sie zürnte, gefiel sie ihm immer besser. Er dengle sich zu ihr und sagte: Fräulein Schwarz, nicht wahr, ich habe Sie erkannt, warum find Sie mir so böse Sollten Sie nicht einen Scherz verstehen können?" O ja, aber Sie haben mit uns Da men ein abscheuliches Spiel getrieben, wir vertrauen da Ihrem alten, väter lichen Herzen all unsere Geheimnisse an. und Sie lachen uns auS !" So, das war heraus, sie hatte eS ihm ..gründlich gesteckt". Ja", versetzte er. ich bin ein Sün der, aber ein reuiger, und denen soll man verzeihen I Wollen Sie es nicht auch thun und zum Zeichen einmal mit mir zusammenlauscn k DaS junge Mädchen sah in sein auf richtiges Gesicht, zögerte eine Secunde und meinte : Wenn Sie eS so ernstlich bereuen, ja !" Sie flogen dahin, fie sprachen, aber was, daS wußten sie nachher kaum noch. Es war schön, herrlich, fie waren glück lich, und daS fühlten fie, und es ieuch tete ihnen auS den Augen, Wie war doch Alles so schnell, so anders gekommen ! An den folgenden Tagen hatten fie Beide ein zerstreutes, träumerisches Wesen. Das flinke Dor chen trug den Kaffee auf und goß ge kochtcS Wasser in die Tasse, daS Kaffee mehl hatte fie vergessen. Der junge Redacteur ertappte ftch, daß er Politt scheS beim Vermischten" anbringen wollte, und der Druckfehlerteufel guckte höhnisch an allen Ecken und Enden hervor. Er wurde plötzlich sehr gesellig, tanztf gern auf kleinen Festen, gewiß blß zufällig" mit Dora, und lernte sogur der dicken Bürgermeisterin schön thun. Es war im Frühling, bei einem Waldfest, da traf er däs junge Mäd chen allein in einem Seitenwege. Er ergriff ihre Hände, sah ihr tief in die Augen und zog sie jubelnd an seine Brust. Als die Beiden sich nach geraumer Zeit dem Vater entdeckten, da meinte der joviale Bürgermeister schmunzelnd Das hätte ich doch von solch' altem Onkel nicht gedacht ! Man ficht wieder. Alter schützt vor Thorheit nicht", dabei schielte er nach seiner Ehehälfte, die außer Hörweite war. Nach zwei Jahren holte Arnold sein Bräutchen in die große Stadt, in der er j sich inzwischen eine gute Stellung errun ; gen. Und beim Hochzeitsmahl klang der Toast : Der gute, alte Onkel soll leben !" s nein. Man kann die deutsche Sprache in deutschamerikanifchen Familien nicht erhalten. ES geht nicht ! So hört man oft. Aber trotz Alledem sagen wir: ES geht." Hier ein Beispiel äuS Cincinnati. Eine kleine Tochter des Herrn Thilly von der scharsen Ecke." das heißt im VolkSfreund"-Gedäude. verließ dieser Tage in Begleitung einer kleineren Schwester und eine? bcfreun beten Knaben das elterliche HauZ, um sich auf einige Tage im Hause einer Freundin der Mutter auszuhallen. ES war Nachmittags, und Papa war noch nicht von seinem gewohnten Schläfchen erwacht. Was fand er aber, als er sich den Armen deS Morpheus entwand? Einen allerliebsten kleinen Brief in deutscher Sprache mit deutschen Buch staben geschrieben, worin daS kleine Wesen ihr Bedauern darüber auZsprach, daß fie dem lieben Papa nicht hatte Adieu sagen können. Herr Thilly selbst ist in Cincinnati von deutschen Eltern geboren ; sein Töchterchen reprüsentirt also die dritte ihm seine That schon heimzahlen !. . . . Generation. Wenige Tage darauf hatte die KriegZ- Es war ein schöner, klarer Winter- tag. und die Jugend deS Städtchens amüfirte sich beim Schlittschuhlausen. Da faßte Arnold Zeller auch das Ver langen, wieder jung zu sein, aus seiner Zurückgezogenheit heroorzutreten. Er brauchte also recht fleißig die Schecre. war heute früher fertig und eilte zum Eisfeft. Aus der Schul gcxlzudctt. Lehrer (beim Unterricht in der Natur gefchichte) Wer von euch kann mir ein Beispiel von der galschhiit der Katze sagen?" Der kleine Thomas (-öhnchen eines Wirthes): Sie gibt sich gerne für Hasenbraten aus !"