Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 19, 1897, Image 11

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    t
I
wer AndttN eine (Srube gräbt!
, iroflifemii' )rl.t,autge,ck'chtt
tfmma .ldinand,
ES war n den ersten lagen des
Marz, ali zwki vornklim gekleidete, zum
lich giklchaltriak Heuen einem eleganten
Landauer knlftikgm. der vor dem Thore
der berühmten Irrenanstalt zu Breiten
selbe hielt. Der Eine, ein Jünglmg
mit offenem, freimüthigen Antlitz. ver
rieth aus den ersten Blick den ehemaligen
YorpSftudenten. der Andere, offenbar
Zleltere. gab sich offenbar Muhe, imsio
nirend dreinzuschauen, ovmoyl lym oie
fragte er. nachdem er ein Weilchen oen
ftumpsfinnlg ,um irknfter Hinaukslar.
renden beobachtet hatte.
,Er laust unmaßig.' gab der wackere
Assessor betrübt zur Antwort, delon.
der? Sect. Sie werden Ihre liebe
Noth haben. bm diese Untugend adzu
gewöhnen."
Wenn das gelingt, meinte der T;
reltor nachdenklich. ist woM Hoffnung
auf Heilung vorhanden. "
Der Herr Affeffor fchuttelte ihm ge
rührt die Hand. Unsere ganze gami
lie wird aufathmcn. Herr Direktor,
wenn ich ihr diefe tröftliche Hoffnung
nrrinelk,.' Und er entiernle ftch mit
fer Versuch nur mäßig gelang. Sein achwngZvollem ruße,
.eficht war Über und über mit Hocken-, DaZ Thor der Irrenanstalt sch oß stch
naVbe'i bedeckt und deutete m 'einer gerade hinter ihm. als der Direktor se,
rothblauen Fürbung aus einen ewohn. nen neuen Patienten begrüßte. Der
beitstrinter hin die kchiesen. wafser. empfing ihn nicht sonderlich gnadig.
blauen Schlitzaugen zwinlerten auZ- In wenigen hochmüthigen Worten setzte
druckSloö zwischen dicken Fettpolstern er ihm den Zweck seines Kommens aus
innnher.
Märend der Kutscher vom Bock stieg. Und wo ist Ihr Herr Better?
.Hnrt sied die schwere. c crne Gitter-
thür der Irrenanstalt, und die beiden
Ankömmlinge wurden vom Thürhüter
i,,HiA in hn lfmhfanj?iimmer dkS
sragte
hr ilnl ohne üinDnndhcblf t
ES war ihm zu heiß hier." spöttelte
der Schlitzäugige ironisch. Ich bade
ihn daher unter der bliut yres Vf
uuniiu in uu3 v --- , , .....
dirigirenden ArzteS gewiesen. Der ners ,n den Garten geschickt.
r ' . . . w L t .fi. iC ßA t! thu hrtl
frr Tircfinr itt augenblicklich belchäs
tigt." meldete entschuldigend ein Die
ner, der im Korridor, wie eS schien.
Wachtposten stand.
Wir Haben Hinreichend Zeit!" lächelte
der Flotte
PiiaVn mir ihn also dort aus." bat
der Direktor und lud den angeblichen
Herrn Affeffor zum Anlegen des Man
telS ein. Im Korridor blieb er indes
sen vor einer eisenbeschlagenen Eichen
thür stehen, an der eine sasei mir oen
:l. :a.'uKfi.t ,..k, .;.r nnhoft Tu lalnnischen Wortcii ..Nummer zehn" bk
III yuuiuy jir ", ii i ,"" -' " , " c. r j,
nicht ' suhr der Flotte lort. Wir kdn festigt war. Ich muß Sie ersuchen,
nen getrost unsere Mäntel ablegen." mir noch wenige Augenblicke Gehör zu
mwL mXl- . k...a ! Hr,.inmn ki Arnffn " wandte er sich an den KB
f Uf 0 uuv UllllU u il V""" ; n . , ' ' ,. . r
j Einverständnis zu erkennen, woraus ihm den. öffnete die Thür und ließ ihn ,u.
der Andere diensteifrig beim Ablegen erst eintreten. Dann zog er sie lern
keiner Winterhülle dehülftich war. Dem hinter ihm zu und drehte von außen den
aufmerksamen Beobachter märe es nicht Schlüssel herum.
entgangen, daß er beim Anhängen der Eine Halde Stunde später meldete der
Mäntel aemandt in die Manteltasche ! wiener oem mm, umm
thenü hinpinnriti lind daraus Nicht min
der gewandt ein Bündel Papiere in sei
ner eigenen Rocktasche verbarg. Aber
Theo, der hörbar gähnend anS Fenster
getreten war. hatte aus diesen seltsamen
Vorgang nicht weiter Acht gegeben.
Nach einer minutenlangen Pause sragte
er etwas schroff: mwM
Dii wirst also hostentllch vernünikig
sein. Fritz, und Dich fügen?"
ES ist wohl am besten so," entgeg
nete dieser harmlo.
Wieder erfolgte eine minutenlange
Pause, die Better Fritz dazu benutzte,
sich in auffälliger Art mit dem Schnupf
tuch die Stirn zu trocknen.
..Nimm mir's nicht Übel. Theo
saute er endlich, aber in diesem gehe,;
ten Käsig halte ich's nicht
gehe hinab in den Garten."
Theo runzelte die Stirn. Ich werde
Dich begleiten." meinte er kurz.
Fritz lachte. Du denkst doch nicht
etwa, ich brenne durch? Dann brauchst
Du ja einfach dem Diener einen Wink
mit cvm HsninfotflDI SU mm. VIIIIII.
einen d!UMVk!laI upunivte. icr
Clief begab sich infolgedeffen nach Num
mer zehn, nahm aber zwei handfeste
Wärter mit.
Wüthend fuhr Theo sofort auf ihn
loS. Denken Sie denn. Herr, ich habe
meine kostbare Zeit gestohlen?" schrie er
ihn an. Eine halbe Stunde mich ein
geschloffen hier warten zu laffen! Ich
glaube gar, Sie halten mich für ver
rückt?"
Sie werden mich hoffentlich bald ei
neS Befferen belehren," lautete die im
i mildesten Tone gegebene Antwort. In
! zwischen dürsten Sie aber gut thun, sich
, allen meinen Anordnungen gehorsam zu
! fügen." .
Ich danke für Ihre famosen Anord
Gründ, meines zwar grausamen, aber
nicht schlechten Streiche klärt Sie die
beiliegende Epistel auf. die Sie gefal
ligft meinem liebenswürdigen Better,
der kerngesund und wirklich Affeffor ist. ;
umgehend übermitteln wollen. Mit
besonderer Hochachtung Fritz Rittet..
Besagte Epistel lautete wortgetreu: j
Lieder Better Theo! Dank Deinen
Ränken und salschen Angaden willigte
das BormundschastSgeiicht in meine zeit. t
weillge Versetzung m'S JrrenhauS: auch
das dezirtSärztliche ulachten verdanke
ich Deiner vetterlichen Betriebsamkeit.
Hoffentlich hat die süße Rache, die ich
nahm, Dich für immer von meiner
vollen ZurechnungSsahigkeit uderiührt.
Sollte dieS nicht der Fall sein, so wird
mein Herr RechtZanwalt liebevoll dafür
sorgen, daß Du in Zukunft vor ahn
liehen Mißgriffen in der Wahl Deiner
Mittel dauernd bewahrt bleibst. Möge
der unfreiwillige Aufenthalt in Breiten
selbe seinen heilsamen Einfluß aus Dein
vetterlicheS Gemüth nicht verfehlt haben
und mögest Du. wenn die goldene Frei
beit Dir wieder lacht, nicht nochmals die
bittere Lehre deS schonen prichworlS:
Wer Andern eine Grube gräbt, fällt
selbst hinein", praktisch zu erproden
brauchen. DieS wünscht t)ir von Her
zen: Dein treuer Fritz,"
.Ich habe natürlich. Herr Affeffor."
ließ sich der Direktor vernehmen, als
Theo mit einem Seufzer der Erleichte
! rung die bedeutsamen Schriftstücke zur
Seite schob. Ihre sofortige Entlastung
; verfügt." Und mit boshastem Schmun
zeln setzte er hinzu: Wenn Sie wieder
mal einen Kandidaten für's JrrenhauS
haben, fo dar? ich doch unbedingt au?
' gütige Empfehlung rechnen? Ich heile
die Kranken zwar streng, aber sicher.
Das wiffen Sie ja aus eigener Erfah
rung."
Leider wurden die Hoffnungen des
braven Herrn Doktor schnöde ent
täuscht. Vetter Theobald. genannt
Theo, hat seine Anstalt nirgends em-
psohlen!
Ttt -chein ist aesäi'cht" er'.Iärte
er endlich.
Entsetzt schnellt der Juwelier aus.
Za-MV."
'Ja. falsch !" verletzt der estaura
teur kühl. ,
Und dieser Hundertmarkschein?"
Mit zitternden Händen zieht der Be ,
trogene den zweiten Schein aus der
Tasch:. Ter Wirth prüft ihn aufmerk ,
sam.
..Auch salsch!" meint er endlich.
Allerdings drillant nachgemacht. Ha
den Sie vielleicht noch mehr der Torte?"
Ter Juwelier ist sprachlos. Da
kommt ein ihm bekannter Eriminal
Eommiffür. der am Nedentisch gese'sen.
zu ihm heran. Ihm erzahlt der Un
glückliche die Geschichte. Mitleidsvoll
drückt ihm der Eommiffür die Hand.
Mein aufrichtiges Beileid! Sie
find geleimt worden. Ter Mann mit
dem Regenschirm und der vorüderftür
mende Paffant werden sich schon in den
I Raub getheilt haben und ftch vielleicht
gerade in diesem Augenblick in'S äust
chen lachen. ES ist übrigens der neueste
i Trick, und Sie ftnd nicht der Einzige,
der reingefallen ist."
Zerschmettert wankte der betrogene
Betrüger nach Hause. Gegen Hundert
mnrU&-he'me und Männer, die wie
Gutsbesitzer aussehen, soll er besonder
mißtrauisch geworden fein.
erzählt man ftch solgende Anekdote.
ü'.nt iae? nurde in der Fabrik von
Roiftel die Entdeckung gemacht, daß
eine große Menge Ehokolade, die schon
längere Zeit deS Absatzes harrte, weiß
geworden war. Menier wurde davon
unterrichtet, und er zerbrach ftch den
Kops, wie er einem Schaden von min
bestens drei bis viermalhunderttausnid
Franken vorbeugen sollte, fand aber
nicht. Da meldete ftch einer seiner
Leute mit einem 'Vorschlage, für den er
aber. lallS er befolgt werden sollte, im
voraus fünfzigtaulend Franken ver
langte. Nach einigem Nachdenken ging
Menier darauf ein.
Setzen Sie." sagte der Mann, auf
Ihre Plakate noch die Worte: die Eho
tolade Menier ist die einzige, welche
, durch Allern weiß wird."
Menier befolgte den Rath und hatte
eS nicht zu bereuen . die Nachfrage nach
: der weißen Ehokolade" war ungeheuer,
und eS giebt in Frankreich jetzt noch
Leute genug, welche ein besonders Ge
wicht darauf legen, daß die Ehokolade
Menier. wenn man sie zerbricht, an den
Bruchstellen weißlich erscheint.
Marseillaise". Plötzlich erhob ftch au,
der ländlichen Zuhtrerschas, ein paß.
macher und riet mit lauter Stimme:
atz'! Katz'! Euch' da, Katz'll!"
Azor" machte einen Satz und der
schwand. Ader welche Ued.rroschung!
Tai Klavier spielte ganz aIeitM
E war ein mechomschej Piano.
Vtx xormch zri'rui
Herr : Himmel, wie kahl bin ich
geworden! Diese Platte ist da?
Grob meiner Jugend !"
Friseur : Be gießen Sie es mit
meiner H a a r t i n i t u r und eS
wird bald SraS darüber gemach
s e n sein !"
poch.
Ans dem berliner Vebc von . Kiiopi.
auS. Jch nungen!" brauste das arme Schiaazi.
! vser auf. ..Wollen Sie durchaus Je
mand einsperren, so sperren Sie meinen
verrückten Vetter ein.
Mitleidig lächelnd zuckte der Arzt die
Achseln. Geben Sie doch endlich die
sen verhüngnißvollen Irrthum auf!"
sagte er in bedeutend strengerer Tonart.
V
Und schon hatte er rasch leinen Mantel Oder wagen L?ie etwa noa, ianger zu
übergehängt und die Thür zum Eor- behaupten, daß Sie Theobald Ritter
ridor ausgeriffen. Men? Er sixirte hin bei dieser Frage
Theo ertheilte dem Diener den bün-1 so scharf, daß der angeblich Irre ver
diaen Austraa. den Herrn im Mantel wirrt den Blick senkte,
hinab in "en Garten zu führen und, Natürlich heiße ich Theobald R,t
schars im Auge zu behalten, was dieser, , ter." stammelte er und fuhr mit der
an solche Aufträge gemahnt, auch ver-! Hand in die Tafche seines Man els.
sprach Als er mit seinem Schutzde-; Hier stecken a meine sämmtlichen Legi
foblenen den Eorridor entlang schritt, i timationspapiere. Aber wo find sie
snkte ibn ,ri plötzlich heftig am Arme, i denn?" unterbrach er sich plötzlich und
Führen Sie mich fofort zum Herrn
Direktor!" raunte er ihm zu. Dieser,
ein weißbärtiger Herr von hohem, schlan
kem Wüchse, stand bald darauf vor ihm
und maß ihn mit durchdrindendem
Blick.ll , .
Nun?" fragte der Arzt, als er Fr,tz
gegenüber in einem Veynnuyle ia?
kehrte das Futter der leeren Tasche her
auS. Gestohlen!" murmelte er ver
stört. Dann aber stürzte er mit geball
ter.Fauft auf den immer noch scharf ihn
in'S Auge faffendm Direktor zu. Herr
geben Sie auf der Stelle mir die Pa
piere wieder!" brüllte er in maßlosem
Zorn.
m selben 'Moment umnammerien
o j.u 0rtiiinnin'" fr
lUilllUll! IHtlUl IMUH".1 " I m ,rr . . .
widerte der Gefragte, indem er eine die Wärter mit eisernem Griff seine oei
w.'ik. un Tnfumentm auS feinet Rock den Handgelenke. In ohnmächtiger
takche zog. Mein Name ist Theodor
mmr 9Wuf Assessor, der leider die
schmerzliche Aufgabe erfüllt, den eigenen
unglücklichen Better Ihrer Anstalt zuzu
führen. Mein Vetter. Fritz Ritter, lei
, hiMf,irnhin?T Nervosität und zeit-
u "W P" an. n
weiligem Verfolgungswahn. Wollen
npfftflifift über.euaen: Hier da?
bezirkZärztliche ' Gutachten über seinen
Zustand."
Der Arzt prüfte die vorgelegten Pa
piere sorgfältig und nickte befriedigt.
"eider." tunr 'ein lAegenuver ,cu,
Wuth mußte er eS dulden, daß ihm die
Zwangsjacke angelegt wurde.
Zwei Stunden lang tobte er seinen
Grimm in Flüchen und Schimpfworten
auS; dann fühlte er ttch o mau uno ge
brochen, daß er um Gnade bat. Man
befreite ihn von der Jacke und willfahrte
seinem Wunsche nach Speise und Trank.
Eine Flasche Wein wurde ihm aber be
harrlich verweigert.
AIS er hinlänglich gestärkt war, kam
das Lächerliche seiner Lage ihm von
Neuem schmerzhast zum Bewußtsein.
1U1II irIi , j....... I- 8T-I- v -
send fort ist dieser vetiagensiveriye , Zievri vcu,l " z
Qnftntih meines Vetters in ein neueS Z ben. Die Folge war, daß er als tob-
iKtrthi,, netreten. Er bildet sich näm
lich ein. nicht Fritz zu Heißen, sondern
Theo, wie man mich kurzweg beim Vor
namen nennt und Affeffor zu sein,
wie ich. obwohl er erst Referendar ist.
Er lebt in dem Wahn, er begleite mi,
süchtig zum zweiten Male in die Zwangs
jacke kam. Am andern Morgen wieder
holten sich die Anfälle. Fünf-, sechsmal
beglückte man ihn daher mit eiskalten
Wasserstrahlen.
TagS daraus weigerte er sich ay
in'S Irrenhaus - und nicht umgekehrt. ! rung anzunehmen. Auch dieses herni
wie es thatsächlich der Fall ist." ! fch Mitte! ha ihm nur über v'erund
Der Arzt lächelte verständnißvoll. ! zwanzig trostlose Stunden hinweg.
v.L iimm-rt,. 9Mtr eine Nach dieser Galgenfrist wandte man
Brieftasche öffnete, ihr einige Hundert- mit Erfolg die Zwangsfütterung an
markfcheine entnahm und diese als erste
Benfionsrate für den ungiualiazeii
Am vierten Tage war seine Wider-
ftandsfühiqkeit dahin. Er ließ sich le.
vi .,...,". 1 -- .... ...
rtritz" deponirte. Der Herr Direktor ten wie ein nmv unu zr,.c
auitlirte zuvorkommend über da? Geld j leisestem Winke gefügig,
und stand dann auf. um nunmehr, wie! Ter Direktor, der ihn am sechsten
er sagte, den jungen Menschen Person- j Tage besuchte, gab seine vollste Zufrie
lick ,ü sondiren. denheit kund.
Er ist im Empfangszimmer." be Am siebenten Tage trat em unerwar
merkte der Andere. . Es müßte aber teteS Ereigniß ein. Der Direktor er
: .. rminnAmn(ifiili einen Brief, dem eine weitere
KM "
Keine Angst!" fagte der Arzt.
Er führt den Herrn Affeffor in feine
Studirftube. die neben dem Empfangs
zimmer lag. und löste behutsam einen
Schieber in der Wand, durch welchen
man die Borgänge nebenan, ohne selber
gesehen zu werden, geni.u verfolgen
konnte. . . ., . .
Ihr Better ist ein starker Tnnker i
(5hifsfl deiaeschloffen war.
Ter Brief hatte folgenden Inhalt:
Verehrter Herr Direktor! ätzten
Montag erlaubte ich mir den kleinen
Scherz, meinen Vetter Theobald, ge
ismnt ?beo. stirer Anstalt zur Beob-
achtung und zweckmäßigen Behandlung
zu überweisen. In Wahrheit sollte
eigentlich ich. und nicht er, hinter ver
gitterten Fenstern fitzen. Ueber die
Vor dem Schaufenster eines Juwelier
laden?, besten Inhaber durch seinen
j schmutzigen Geiz und seine Habgier be
j rüchtigt ist. steht ein anständig gekleide
i ter Herr, anscheinend ein Gutsbesitzer
! aus der Provinz.
Ten Regetischirm nachlässig unter
1 dem Arme haltend, fleht er da. versun
! ken in den Anblick aller der blitzenden
!und funkelnden Herrlichkeiten. Er
j scheint sich ein Geschmeide für seine Frau
! aussuchen zu wollen. Erwartungsvoll
: beobachtet ihn der Juwelier.
i t)a rennt ein Spaziergänger im
Sturmschritt vorbei, stößt heftig an den
Regenschirm des Gutsbesitzers, und mit
einem Ruck fährt die Spitze des Schir
mes in die Fensterscheide, die klirrend
zerbricht.
Starr vor Schreck steht der Arme da,
und ehe er sich von seinem Entsetzen er
holen kann, ist der Schuldige über alle
Berge. Auch der Schirmträger will
sich schleunigst entfernen, aber da stürzt
schon der Juwelier auS dem Laden, hält
ibn kett und ,errt ibn ttl sich herein.
Mein Herr," brüllt er ihn an. oie
Kckeike welche Sie soeben zerbrochen
haben, kostet 110 Mark. Sie werden
die Güte haben, diese umme zu oezay
len." In Wahrheit kostet die Scheibe nur
90 Mark, und da sie versichert ist. würde
der Ladenbefttzer überhaupt keinen Scha
den haben. Aber der Harpagon. deffen
Geschäft seit einiger Zeit schlecht geht,
hofft, auf diese Weise einen Gewinn von
dem unwissenden Provinzialen heraus
zu schinden.
Dieser ist bleich vor Angst. Er be
theuert seine Unschuld und sträubt sich
Karwackia. die Scheibe zu bezahlen. Ei
nen unbewachten Moment benutzend.
tii?i,,sht pr nnnr. ,u em m umen. :n
deß macht er das fo ungeschickt, daß eS
ihm nicht gelingt. M
Nun wird der Juwelier, der froh
lockend sieht, daß er eS wirklich mit ei
nem Dummen zu thun hat, dringender,
unverschämter und schreit ihn an:
Wenn Sie mir nicht auf der Stelle
das Geld bezahlen, schicke ich sofort zur
Polizei !"
Polizei! Wie eS scheint ein ominöses
Wort für einen Gutsbesitzer aus der
Provinz, denn er zuckt zäh zusammen.
Dann zieht er seine Börse.
Sechszig Mark!" bittet er.
Der Juwelier verneint.
Achtzig Mark!"
Der Juwelier bleibt unerbittlich.
Nun ,ttblt der fremde seufzend Zwei
funkelnagelneue, blaue Hundertmark-
'scheine aus. weiche oer umelier ,cymun
zelnd einstreicht.
Ein gutes Geschäst denlt er vei nq.
Ich wünschte mir alle Tage solche zer
brochene Schaufensterscheibe."
I?r niekt neurnia Mark beraus. und
der Fremde verläßt schnell den Laden.
Am Abend will sich der Juwelier des
leichten Verdienstes erfreuen. Er geht
in eins der feinsten Restaurants und
läßt sich ein splendide? Champagner
Souper auffahren. Lange schon hat eS
ihm nicht so gut geschmeckt, wie heute.
Endlich will er aufbrechen, in fidelster
Stimmung. Dem Kellner giebt er zum
Wechseln einen der blauen Scheine von
heute Vormittag.
Der kerr Oberkellner betrachtete den
Hunderter prüfend. Nach einer Weile
kommt er mit dem Wirth, zu dem er
flugS geeilt ist, zurück. Der geschmeidige
Wirth zuckt bedauernd die Achseln.
.Zur schichte der Zrommcl.
Der Pariser Gaulois veröffentlicht
einen interessanten Abriß der Geschichte
der Trommel und der :Xeg,mentStam
; dours. Von der Trommel ist schon bei
; den Griechen in einer Hymne an Eybele
! die Rede. Die Hebräer und die Griechen
! scheinen der Trommel ähnliche Jnftru
mrnle sipbslbt n haben, rtn der fran-
zöftschen Armee wird die Trommel zum
.ersten Male unter Franz I. erwähnt.
ES gab deren vier für e tausend Mann
und einen ersten Tambour" für die
ganze Armee, u Beuay ,priqi im
Jahre 1549 vom "tambcrni' maioiir",
der bei dem Obersten sich befinden
muß, um plötzlich seinen Willen zu
schreien". Aber erst im Jahre 1651
erscheint der RegimentStamdour in den
iin des leeres mit einem höheren
(ftrnlv nl die Soldaten, und im ?iabre
1775 wurden ihm Hodoisten und Kla
rinettlften untergeordnet. spater
nannte man ihn Tambour-Oberft"
und auch Tambour General" und
man machte aus ihm einen ' das offi
cier" gleich dem Sergeanten. Im Jahre
17!0 wurde die Ernennung des Regi
mentstambours dem Obersten über
laffen, und von da an begann man ihn
herauszustaffiren und aus den schönsten
Männern ,u wählen. Unter dem Kon-
sulate und dem Kaiserreiche mar
die Uniform des Regimentstambours
von außerordentlicher Pracht. 1811
wurde der Luxus etwas geringer, ging
aber unter der Restauration wieder
sehr in die Höhe, schließlich wurde
1831 die Ausstattung deS Regiment
tambourS militärisch regulirt, man
ließ aber noch große Ausgaben zu: so
wurde der Degen allein auf 160 Francs
veranschlagt. Der troddelgeschmückte
Stab war anfangs ein einfacher Stock
zu Züchtigungszwecken und wurde erst
in der Mitte des XVIII. Jahrhunderts
ein Kommandostab. Heute hat der e
gimenlStambour nur noch den Rang
eines Sergeanten, während er vordem
den eines Sergeant-MajorS innegehabt.
Bon der Pracht im Palast dk
,;aren.
Ein englischer Reisender, dem eS vor
Kurzem gestattet wurde, die izaren
Paläste zu besichtigen, entwirst in einer
Zeitschrift eine begeisterte Schilderung
der Pracht, die sich ihm geboten hat.
Selbst wenn man mit reichster Einbll
dungSkraft begabt ist meint er .
kann man sich kaum eine Vorstellung
davon machen, mit weichem Glan und
welchem LuruS ein russischer Herrscher
, umgeben ist. Stühle und Tische auS
massivem Silber, Thronseffel aus Elfen
!bein. mit Brillanten und Saphiren
üWrpiif vertiert, ganze Wände aus
Bernstein, Fußböden aus Perlmutter !
hi? iiflp iindei man. so mürchenhast
eS auch klingen mag. im Palast des
i Ezaren. Im Kreml' in Moskau kann
i man nicht nur zahllose Kronen unv
j Scepter bewundern, die von Diamanten
strotzen, sondern sogar die Geschirre der
j Staatskarossen, die Sättel und Steig
! bügel find mit Edelsteinen bedeckt. Tort
sieht man Hunderte von lonoaren
Schwertern. Dolchen und andern Was
sen. die buchstäblich mit Perlen. Rudi,
nen und Türkisen übersät find. Sel
tene Tapeten, wunderbare? Porzellan
von Sevre? und Japan, herrliche Gem
men aus Asien, unbezahlbare antike
Manuskripte und juwelengeschmückte
Buchdeckel die? find nur wenige der
Gegenstände, die in den zwölf Palästen
de? Ezaren mit echt kaiserlicher Ver
schwendung umhergestreut sind.
Foriiälitt
Sag', lieber Freund, ist Deine grau
noch immer so schüchtern?"
..Nun. allmählich tritt sie etwas mehr
aus sich heraus ! Jitzt lagt sie schon :
Unlere Schulden!"
Der Sotin sine moderne Malers,
Lehrer : Nun sage mir einige ein
fache Sätze
Schüler .?,e Lust 11 grün. Der
Baum ist roth. Der See ist gelb..!'
Lehrer : Wo hast Tu denn diesen
Unsinn her? Wo hast Du das jemals
gesehen?"
I Schüler : Auf den Bildern meine?
ValerZ !"
fSyttM.
Studiosus Pumpineikr : Jetzt weiß
ich von Gläubigern bald nicht mehr ein
noch aus. Ich glaub', wenn ich in
einen Abgrund st ü r z ' t e . süß'
unten bereit? ein G l ä u b i g e r !"
Schrccklict'.
A .. , . . WaZ. Sie waren in Mün
chen und haben dort kein Bier g e -trunken?!
Erlauben Sie mir. das
ist ja gerade so. wie Neapel sehen und
dann nicht sterben !"
Aosrich.ig
, , .Also, lieber Neffe, wenn Du daS
Examen bestehst, schenke ich Dir 100
Mark!"
Aber, Onkel, mach' Einem doch den
Dnrchfall nicht gar so schwer!"
Glückliches Mihverstandnitz.
In der Wiener Hofburg fand im
Herbst 1765 ein Ball statt, und Joseph
der Zweite, ivor Kurzem zum römischen
Könige gekrönt, beehrte bald diesen,
bald jenen mit einer leutseligen An
spräche. Auch vor dem Grafen v, B.
blieb er stehen, sagte ihm einige Worte
und ging dann weiter. Der Graf war
erst vor Freude erröthet. dann aber blaß
geworden. Se, es, da oer ai,er
undeutlich gesprochen hatte, sei e?, daß
die Musik zu laut gewesen war. er hatte
von der Anrede deS Kaisers nichts ver
standen als die Worte Familie" und
lend". Aber gerade diese Worte
fielen ihm schwer aufs Herz, denn erst
vor wcnlgcn Stunden hatte er seinem
Gutsverwalter den Auftrag gegeben,
im Nttcktersfamilie. die ihren rückftän-
digen Zins nicht zahlen konnte, von
firn,? und .ins ZU iazen. Ohne Zweifel
hatte der Kaiser davon gehört und ihm
bedeutet, die Familie nicht ins Eleno zu
nkn. 5,atte der Mensch doch erst
unlängst feinem Adel in einem beson-
deren Erlaß Milde gegen die Bauern
nn?mnsnklen. Graf v. B. beeilte sich
he mich sofort seinen Verwalter an
zuweisen, dem Pächter die ruananoige
Schuld zu erlassen und ihm seinen Hos
wieder zurückzugeben.
Einige Wochen später iras er mn
hern Nnrrm ii. M. zusammen, der ihn
fragte, ob er bereits etwas zur Beffe-
rung feiner Gesundheit geiyan yaoe.
Weshalb?" erwiderte der Graf, ich
fiM? milk iilill ständig wobl."
Ich dachte nur, weil der Kaiser
damals auf dem Hofball zu Ihnen
sagte "
Wie. Sie haben eS gehört? Was
sagte er denn?"
Ich stand ja neben Ihnen. Seine
Majestät sagte: Wie geht eS Ihrer
Familie. Graf? Sie sehen etwas elend
aus."
Der Graf soll nach dieser Aufklü
rung kein sehr geistreiches Gesicht gemacht
haben.
Die weiße ynololade.
ner industriellen Laufbahn des
bekannten Ehokoladefabrikanten Menier
Der Bumerang.
Die den Eingeborenen Australiens
eigenthümliche Waffe hat den Gelehrten
schon oft ein Räthsel ansgegeben. das
immer noch nicht richtig gelöst ist. Er
besteht aus einem Stück geschnitzten
Holzes etwa in Gestalt eineS Halbmon
des. ist 30 biS 4 englische Zoll lang
nd an beiden Enden zugespitzt. Seine
Benutzung ist ebenso eigenartig wie die
Wane selbst, verlangt man von einem
nxilnciw ibn so zu schleudern, daß
er wieder zu seinen Füßen niedersällt,
und sofort stiegt der bumerang eima
100 ftufe weit und 3 bis 5 Fuß über
der Erde hin, worauf er sich 100 bis
160 Fuß hoch erhebt, einen Bogen ve
fArpilit und schließlich vor den Füßen
deS Schleuderers zur Erde fällt. Wüh-
rend des Fluges dreht er sich, wie aus
einem Zapfen, mit rasender Schnelligkeit
und pfeifendem Geräusch um sich selbst.
ES ist wunderbar, daß ein oaroariscyes
Nnlk eine so eigenthümliche Waffe er-
funden hat, die alle bekannten Gesetze
der Bewegung der ttörper umzusloen
schemt.
aitr ?inen Kuroväer ist der Versuch.
den Bumerang nach irgend einem
Gegenstände zu schleudern, jeyr gesayr
lick da die Waffe bei der Rückckehr ihn
leicht selbst verletzen kann. In der Hand
des Eingeborenen ist ne um ,o surcyi-
barer, weil dieser damit buchstäblich
um die Ecke schießen kann.
verlockend,
Schlächtermeister : Fünfundfiebzig
Pfennig' werd' ich für das Papier zah
len !"
Dichter: Geben Sie eine Mark?
E? ist nämlich ein Schauspiel, und
da haben Sie gleichzeitig daS Auffüh-
r u n g S r e ch t !
Unsere Dienstboten.
Frau (zur Köchin, die seit einigen
Tagen im Dienste ist): sie sagten,
Sie heißen Marie und nun finde ich in
Ihrem Dienstbuch, daß Sie eigentlich
Kathi heißen!?"
Köchin : Ja. gnädige Frau. Marie
ist mein Pseudonym!"
Räubcrgcilanterie.
Strolch (im Walde eine junge Dame
beraubend): Mein Fräulein, darf ich
Sie versichern, daß an einem so reizen
den Hündchen ein Brillantring gänzlich
überflüssig ist?!"
Aufoxscnid.
Die Praxis Ihres Herrn Eou
fins will sich wohl immer noch nicht
recht machen?"
Leider! Wir in der Verwandtschaft
thun natürlich alles Mögliche aber,
mein Gott, immer kann man doch auch
nicht krank sein!"
Malice.
Dame: Nun. interesftrt sich denn
Ihr Freund immer noch so sehr für
Früulein Adele Mayer?"
Herr: I bewahre, er hat fie ja längst
geheirathet."
Galgenhumor,
Eommis: Was wünschen der Herr
Proseffor für einen Schirm?"
Professor : Einen zum Stehen
laffen!"
Die geborene" Königin.
In einem Aussatz über ' 'Royalties"
in der internationalen Monatsschrift
EoSmopolis" erzählt Max Müller:
Ich war sehr erstaunt über die Beob
ächtungsgabe eineS meiner französischen
Freunde bei Gelegenheit des Erscheinen?
der Königin Bictoria und der Kaiserin
Eugenie in der großen Loge der Pariser
Oper. Ein ungeheurer Beifallssturm
erhob sich. Der Franzose wandte sich
zu mir mit den Worten: Beachten Sie
doch den Unterschied zwischen dem Ver
halten der beiden Herrscherinnen." Sie
hatten sich Beide dankend verneigt und
nahmen nun Platz. Haben Sie Nicht
bemerkt, daß Eugenie sich umsah, ob
ein Seffel dasteht, ehe fie sich setzte.
hre Köniaiii. eine geborene
Königin, setzte sich nieder, ohne sich um-
zusehen. Sie wußte, em sessel muizie
dastehen, o sicher, as sie onigin von
England war."
Variante.
E? kann der Beste nicht in Freuden
leben,
Wenn eins ihm fehlt: das liebe Geld.
Drucksehlcr.
Die junge Dame betrachtete mit
heißen Blicken den Mond (Mund) ihres
Geliebten.
Der musikalische Hund.
Ein fahrender Künstler" hatte letzt
hin einen Hundezirkus in einer kleinen
Gemeinde des franzöftschen Südens
aufgestellt. Mitten in der Vorstellung
ward eine neue Sensationsnummer an
gekündigt. Agor", sein kleiner Lieb
lingshund. sollte auf dem Klavier spie
len. DaS gelehrige Thier sprang auf
einen kleinen Schemel und begann die
Lrkannt,
Angeklagter (der soeben von der An
klage deS DiebftahlS freigesprochen
wurde): Herr Rechtsanwalt, wie kann
ich Ihnen für Ihre Bemühungen
danken?"
Anwalt: L:ehr einfach, stehlen Sie
nur nicht bei mir."
wie das Volk spricht.
DaS ist der schönste Abschnitt meines
Lebens sagte Studiosus Klamm, da
schnitt er den Eoupon einer ihm eben
durch den Geldbriesträger zugestellten
auf vierhundert Mark lautenden Post
anweisung ad.
Moderne Dienstboten.
Erstes Dienstmädchen: Wa? ist denn
das für eine Familie, bei der Du jetzt
dienst?"
Zweites Dienstmädchen: Ach, mit
den Leuten ist nicht viel loS, von den
Töchtern führt nicht einmal eine
Bycikle."
MMÄM'Z