Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 15, 1897, Image 9

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    BXe nnft.
He-tjeuttie oon M, ", Uarpentn Mruei,
Komm an mrm et 1
atz t tu retrt dadr
Wir infl int Vttii '
Nun wir Ihre Knochen wieder to
weit zusammengeheilt haben, bleibt nichts
mehr für unS Chirurgen, die Natur
muß daS Übrige thun, lieber Freund.
ich rathe Ihnen, di zum Sommer an
it Nordsee zu gehen, in ein einsame?
gischerdorf."
Mit diesem wohlmeinenden Uiath eitt
liefe mich Prosessor B. aus seiner ftli
nik. und ich ging in die Verbannung.
Cedt und verlaffen lag der strand
des lleinen Fischerdorfes P. da. ein
paar kreischende Möven, spielende Rin
der, zur Zeit der Ausfahrt und Heim
kehr, die Fischer mit ihren Netzen und
Körben, der Wechsel von Ebbe und gluth
und hin und wieder in der gerne ein
schwarzer Streifen der Rauch eines
OceanSdampferö.
Drei Wochen schon beobachtete ich Die
fes ftch ewig gleichbleibende Bild und
fühlte, wie die Krüfte langsam wieder
kamen trotz der frischen Märzluft, wenn
nur die schreckliche Langeweile nicht ge
Wesen !
Außer mir beherbergte P. zur Zeit
nur noch einen Gaft. einen reichen Ame
rikaner. Da, alS ich eines Nachmittags träum
verloren am Strande lag, ftand plötzlich
ein junger Mann vor mir, der eine von
mir vor einigen Tagen verlorene Brief
tasche mit wichtigen Notizen in der Hand
hielt und mir dieselbe mit artigen Wor
ten reichte. Er war groß und schlank,
man hatte ihn schön nennen können,
wenn nicht ein so finsterer Zug auf sei
nem Geftcht gelegen hätte, wenn nicht
die Augen so starr und unheimlich ge
blickt hätten.
Ich sprach ihm meinen Dank für die
Tasche aus, wir stellten uns einander
vor und waren bald in eifriger Unter
Haltung. Es war der Amerikaner",
wie fte ihn hier nannten, obwohl sein
Name, Bodinghausen, echt deutsch
klang. Wir trafen uns von diesem
Tage ab öfter am Strande, ich fühlte
mich trotz des gießen Ernstes zu ihm
hingezogen.
Woche auf Woche ging so hin. Es
war Mai geworden und die ersten Som
mergüste waren in P. eingezogen! auch
meine Wirthin hatte noch zwei Damen
aufgenommen.
Es sind feine Damen, Herr," sagte
fie, eine Mutter mit ihrer Tochter, ei
ner jungen Kapitänswittwe."
Gesehen hatte ich die Damen noch
nicht, nur ad und zu hörte ich eine
schöne, weiche Altstimme zur Beglei
tung einer Harfe schwermüthige Lieder
singen. tyä
Baditiabausen und ich saßen wie ge
wdhnlich beim Schach, als im Neben
zimmer deutlich eine Frauenstimme
sagte :
Willst Du nicht einmal wieder fin
gen?" Ä&
Befremdet sal, mich Bodinghausen
an; ich erzählte ihm von den neuen
Mitbewohnern.
Gleich darauf ertönten von drüben
her sanfte, volle Harfentöne, und eine
schwermüthige Stimme sang:
Stell' aus den Tisch die dllslendeil Resede,
Tie leinen rothen ftern trag' herbei.
Und last uns wieder oon der Viebe reden,
Wie einst im Mai!"
Es klang wunderbar durch die Abend
stille, leise und geheimnißvoll rauschte
die See. es wurde wach, was tief im
Herzen geschlummert; Wünsche. Erin
nerungcn, Haffen und Sehnen regten
sich ein waches Träumen.
Es blüht und funkelt beut' aus jedem Grabe,
Ein lag im Jahre ist den lobten frei ;
Komm' nii mein Hetz, das, ,ch ?iä, wieder
habe,
Wie einst im Mai ! Wie einst "
Die Sängerin brach plötzlich ab.
Stumm, dem Gesänge lauschend, hatte
ich am Fenster gesessen, jetzt erst blickte
ich auf mein Gegenüber. Bodinghau
sen war anscheinend kraftlos in seinen
Seffel zurückgesunken meine Gegen
wart schien er vergessen zu haben.
Komm an mein Herz, daß ich Dich
wieder habe, wie einst im Mai
Evelyn !"
Leise wiederholte er die letzte Strophe
des schwermüthigen Liedes.
Ich wandte mich zum Fenster zurück
ich fühlte, hier war ich großem, schwe
rem Leid begegnet Lied oder Sängerin
mußte in irgend einer Beziehung zu ihm
stehen.
Da legte sich eine Hand auf meine
Schulter.' Bodinghausen ftand vor mir
und sagte:
Verzeihen Sie, die Erinnerung war
mächtiger als ich. Ich danke Ihnen für
Ihre Nachsicht, die Sie mir stets bewie
sen, laffen Sie mich Ihnen zum Dank
meine Geschichte erzählen."
Wir setzten unS und er begann mit
leiser, ruhiger Stimme:
Meine Eltern waren arm, Arbeiter
in einer großen Fabrik. Wir lebten
das Leben der Enterbten", dennoch
waren wir glücklich bis meine Eltern
rasch nach einander starben. Ein wohl
habender Mann, der Mitleid mit mir
empfand, nahm mich darauf zu sich.
Ich erhielt eine gute, gründliche Erzie
hung und trat dann in sein Geschäft
ein:' er wollte meine Zukunft sichern.
Ader es kam ander? er ftarb plötzlich.
Seine Erden entledigten sich meiner,
ich war ihnen eine Last: zum zweiten
Male ftand ich allein. ES war unmög
lich eine Stelle zu finden, überall ward
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Mnaasaal.
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VeUO um Nebraska Staate 3ftt$ei$tf.
No. 8.
mir der gleiche ablehnende Bescheid,
gast verzweifelt, kam ich aus den Ge
danken, nach Amerika zu gehen, als!
Steward auf einem Dampfer gelangte
ich hinüber und erlebte auch hier diese! !
den, bitterm Enttäuschungen, bis end i
lich der Zufall mir zu einer guten Stel
lung verhalf.
Mein Ehef war einer der kaliforni
schert Goldkönige". Er hatte im Laufes
der Zeit großes Vertrauen zu mir ge j
faßt und übertrug mir oft Privatange j
legenheiten, die mich in sein PalaiZ
führten. Hier sah ich Evelun Iohnftone, 1
seine einzige Tochter, die Erbin seiner ;
Millionen, zum erstenmale. Sie liebte :
das Deutsche, da ihre Mutter eine!
Deutsche war, besonders, und ließ sich
oft von mir über Deutschland erzählen,
ich mußte ihr deutsche Bücher und Noten
besorgen und sie auf dem Klavier zum
Gesang begleiten.
Der arme d-utsche l'lerl wurde als
ein Mann, der seine Augen zu Evelyn i
Johnftone erHeden könnte, von Mr.
Johnftvne überhaupt nicht gerechnet!
anders jedoch dachte Evelyn
Ich hatte, wie so oft, ihren Gesang i
begleitet, als sie noch ein Notenblatt auf
daS Klavier setzte:
Nur dieses noch, Mr. Bodinghau
sen, es war meiner Mutter ieblingZlied
und ist auch das meine."
Ich spielte und sie sang:
Stell' aus den lisch die dustenden Neseden,
tie letzt rothen Astern trag' berbei,
Und las! imo wieder von der Viebe reden,
Wie einst im Mai.
Gieb' mir die Hand, das, ich sie heimlich
drucke,
Und wenn man's sieht, mir ist es einerlei,
Gieb mir nur einen Deiner iüsten Blicke,
Wie einst im Mai !"
Und als sie geendet da war's um
uns geschehen Evelyn lag in mei
nen Armen wir hatten unZ ja so
lieb!
Mr. Johnstone ließ mich TagS darauf
in fein Privatkontor rufen.
Mr. Bodinghausen," sagteer Eve
lyn hat mir gesagt, daß Sie fie lieben,
ich achte Sie hoch, aber meine Tochter
wird nur ein Mann heirathen. der reich
genug ist, ihrer Trillionen nicht zu be j
dürfen können Sie ihr das bieten,
so sollen Sie mir als Schwiegersohn,
willkommen sein. Und nun leben Sie!
wohl."
Er reichte mir die Hand und übergab
mir ein kleines Packet; es enthielt ein
volles Jahresgehalt und einen Brief
Evelyn's. Sie schrieb :
Wir müssen uns trennen, Geliebter,
versuche es nicht, mich wiederzusehen.
Gott geleite Dich ; ich muß ohne Dich
leben, aber werde bleiben bis zum Tode
Deine getreue Evelyn."
Ich ging. Fünf endlose Jahre lebte
ich das Leben eines Arbeiters, ja eines
Sklaven, durchkostete alle Gefahren und
Schrecknisse des wilden Daseins eines
Goldgräbers, um das zu suchen, was
des Lebens und der Welt Glück scheint
Gold! Am Ende des fünften Jahres
kehrte ich zurück nach San Francisco
ein reicher Mann.
Von unendlicher Sehnsucht getrieben
eilte ich in das Haus Johnftone's, leise
betrat ich den Salon. Evelyn saß am
Klavier und sang wie damals:
Gieb' wir die Hand, daß ich sie heimlich
drücke.
Und wenn man's sieht, mir ist es einerlei,
Gieb mir nur einen Deiner ttisten Blicke
Wie einst im Mai,'
Ich wußte, fie war mir treu geblie
den, das Lied, es sagte es mir ; mit
einem Freudenschrei sank fie in meine
Arme.
Vier Wochen später wurden wir ge
traut und traten unsere Hochzeitsreise
an nach Deutschland.
Wir hatten eine wundervolle Ueber
fahrt und nur wenige Stunden noch
trennten uns von dem Ziele unserer
Reise.
Es wurde von unS luftigen Kajüts
pasiagieren, die wir überaus gesellig zu
sammen gelebt, beschlossen, noch zum
Schluß eine kleine Soiree zu veranstal
ten. Die Wogen der Fröhlichkeit schlu
gen hoch, auch Evelyn sang ein Lied,
ihr Lieblingslied.
Das einfache, deutsche Lied erregte
großen Befall und fie sang auf vieles
Bitten noch einmal den letzten Vers :
Es bliikl und iunke heul' auf leben, Grabe,
Ein lag im Iah ist den lobten frei
Komm an mein Hkrz, daß ich Dich wieder
habe
Wie einst im Mai!
Es war zum letzten Male. Kaum
hatte sie geendet, als ein Hin und Her.
ein Laufen und ein schreien oben auf
Deck begann. Plötzlich ertönte der ent
fetzltche,' lähmende Ruf, der schrecklichste,
den es auf See giebt Feuer!
j Es entstand ein wildes i)haoS. Eve
lyn und ich eilten in die Kabinen, leg
ten die Korkgürtel an und stürzten nach
! oben.
Zurück!" donnerte des Kapitäns
Stimme uns entgegen es ich nicht
Platz für alle, die Frauen und Kinder
in die Boote, jeden Mann, der eS wagt,
vorzudringen, schieße ich niedet!
Ich küßte Evelyn zärtlich, fie vorwärts
schiebend.
Geb, Evelyn, eS ist die einzige Ret
tung für Dich der Korkgürtel wird
mich tragen, irgend ein Dampfer wird
mich morgen früh finden. Geh mit
Gott, mein Liebling, er wird uns wieder
vereinen!"
Nein," sagte fte ruhig: jede Todes
üircht schien von ihr gewichen: wo Du
bleibst, bleibe auch ich, können wir nicht
zusammen gerettet werden, so sterben
wir zusammen, wie Gott will."
Keine flehentliche Bitte konnte ihren
Entschluß ändern. Ich schloß Evelun
fest in meine Arme und im nächsten
Moment nahmen unS die rauschenden
Wogen auf. Auf und nieder ging's
hundertmal schien es, als wollten uns
die Wellenberge hinadziehen in die un
endliche Tiefe, aber die Korkgürtel hiel
ten uns auf der Oberfläche.
Fürchtest Du Dich, Evelyn? Sei un
besorgt, die Gürtel tragen unS sicher!"
Geliebter, ich fürchte nichts!"
Eine Welle kam und riß uns mit
sich fort, eine andere warf uns zurück,
ich fühlte die Arme meines Unglück
lichen Weibes schwächer und schwächer
werden da riß eine Riesenwelle
Evelvn auS meinen Armen. Ich ver
suchte fie zu halten nichts als ihr
gelöfter Korkgürtel blieb in meinen
Händen da, dort mit aller Kraft
erreichte ich fie ; an ihren schönen, lan
gen Haaren, die das Waffer gelöst,
zog ich die Bewußtlose zurück in meine
Arme.
Stunde um Stunde verrann, doch
fester nur schloß ich die Unglückliche in
meine Arme. Meine Kräfte drohten
zu erlahmen, eisige Kälte durchzog mei
nen Körper ich fühlte, daß nur noch
eine kurze Spanne Zeit mich von dem
Moment trennte, wo AlleS vorbei sein
würde.
Evelyn, Evelyn !" rief ich immer
wieder, doch keine Antwort erfolgte,
nicht einmal den schwachen Herzschlag
vermochte ich mehr zu spüren.
Endlich ward es Morgen. Der
Sturm hatte fich gelegt, die Wogen
waren ruhiger geworden, der erste
Schein der Dämmerung brach bervor,
er gab mir neue Kraft, neue Honnung.
Liebevoll richtete ich das Haupt. daS ich
in der grausigen Nacht so treu an mei
ner Brust gebettet, empor daS Weib,
das ich während all der schrecklichen,
endlosen Stunden, in aller Angft und
Noth so zärtlich an mich gepreßt, war
nicht das meine, sondern eine fremde,
todte Frau !
Ausziehende Fischer fanden mich be
wußtloS und nahmen mich auf in ihr
Boot; ich wurde gesund gepflegt,
doch das Leben hat keinen Werth mehr
für mich seit jener Maiennacht !"
Das U)eibcken.
Wirst Du denn ewig fitzen und
Romane lesen?" fragte Mutter Nagel
in aufgeregtem Tone ihre Tochter Betty.
Ich habe mich in der Küche zu Schon
den gearbeitet, indessen hättest Du doch
hier im Zimmer Staub wischen können,
aber wie sieht es hier aus. DaS Gott
erbarm ! Man kann ja keinen anstän
digen Menschen hereinlassen."
Wer kommt denn auch zu uns?"
erwiderte die weder hübsche, noch ju
gendliche Betty naserümpfend.
Ja, das möchte ich auch wissen.
Auf Dich beißt keiner mehr an. Schön
bist Du nicht, von Geld ist auch nicht
die Rede wenn Du dafür nur ein
wenig wirthschaftlich wärest."
Ach, laß doch nur diese ewigen
Strafpredigten, Mutter, es haben schon
Manche geheirathet, die weniger werth
waren ich."
Ja, das sind so Deine Romanideen.
Trotzdem bin ich immer sehr dafür,
nach dieser Richtung Versuche zu machen,
vielleicht findet sich doch noch ein Dum
mer. Wie bequem und gemächlich
könnte ich von den Zinsen leben, die für
uns Beide nur schwach ausreichen."
Und was willst Du thun? Vielleicht
in den Zeitungen ausbieten?"
Das ift eine Idee! Damit wollen
wir es gleich versuchen."
Sie stöberte überall umher, um das
Schreibzeug zu suchen, das fie endlich
hinter dem Ofen hervorholte. Zu ihrer
Freude war noch ein wenig Tinte drin.
Dann nahm fie einen Fetzen Papier,
setzte sich nieder und begann zu schrei-
ben, indem fie die Worte laut au?j
fPraW
Junge Dame, Ansang der Dreißi
ger Jahre, von angenehmem "
Betreff? der Jahre sind wir doch!
übereingekommen, " rief Betty !
dazwischen, wurde aber gleich von der j
Mutter unterbrochen.
Nun ja. Bekannten gegenüber, aber!
hier, wo Tu nachher den Zausschein
vorzeigen mußt, kann ich doch unmög
lich
Ich leide es aber unter leinen Um
stünden "
Gut, gut." sagte die Mutter ver
drießlich, wir können daS also ganz
weglassen, und ich werde schreiben :
Junge Dame von nicht unangenelnnem
Aeußern
Von angenehmem," siel die Toch
ter ein.
Nein, das bringe ich nicht fertig,
llederhaupt laß mich in Ruhe. Ich
werde schon wissen, was ich schreibe."
Sie brachte das Inserat leise vor sich
hinmurmelnd fertig, legte ihre AuZgeh
kleider an und ging nach der ZeitungS
Expedition. In dieser war es ziemlich
voll, sie wurde daher nicht gleich bedient.
Wahrend Frau Nagel neugierig ihre
Blicke überall herumgehen ließ, fielen
ihre Augen auf ein Jnseratenblatt,
welches auf dem Tische lag, und unter
den Inseraten ftach ein besonderes
fettgedrucktes hervor, welches sogleich
ihre Aufmerksamkeit fesselte: Es lau
tete: Ein Weibchen
sucht Rentier Drossel. Putenstraße 10.
Der in jeder Frau schlummernde, bei
grau Nagel besonders ausgeprägte
SporsamkeitStried gab ihr sofort den
Gedanken ein, ihr HeirathZgesuch noch
zurückhalten und zunächst einmal den
Rentier Drossel zu besuchen, der in so
schlichter kerzgewinnender Weise ein
Weibchen" suchte.
Als Frau Nagel in das Wohnzim
mer des Rentiers Drossel trat, wurde
sie von einem betäubenden Geschrei
empfangen, welches zahlreiche, in Wand
käsige gesperrte Vögel vollführten.
Auch eine Liebhaberei," dachte Frau
Nagel, aber das werden wir dem Herrn
Schwiegersohn bald abgewöhnen."
Wag wünschen Sie?" fragte ein
Herr tm beften ManneSalter.
Ich habe wohl die Ehre, Herrn
Drossel zu sprechen. Ich komme deS
Inserats wegen : Ein Weibchen f licht "
Airn, weiß schon. Warum haben
Sie es nicht gleich mitgebracht?"
Nun, so schnell geht das doch nicht."
erwiderte Frau Nagel mit Würde.
Man muß doch erst sehen, wen man
vor sich hat."
Ich bin kein Mann von vielen Um
ständen, also welche Farbe hat es?"
Wer eS?" Sie meinen doch
meine Betty !"
Also Betty heißt sie, nun gut,
also von welcher Farbe?"
Früher war sie wie Milch und Blut,
aber jetzt "
..Also weiß und roth, und jetzt nach
der Mauser?"
Seltsame Sprache," dachte Frau
Nagel, aber das kommt davon, daß er
nur mit Vögeln umgeht. Jetzt sieht fie
ein wenig gelblich aus," sagte fie laut
und zögernd.
Das ift meine LleblingZcouleur.
stark leder- und kaffeebraun habe ich
besonders gern."
Nun, daS wird Betty mit der Zeit
ja noch werden, wenn Sie so einen Ge
schmack hiben." sagte Frau Nagel gut
gelaunt, fte ist ja im beften Alter."
Auf's Alter kommt es mir gar
nicht an."
Sie find ein Muster von Anspruchs
loftgkeit." Aus welcher Familie ift e? denn?"
Immer es! In Gedanken nennt er
Betty schon immer sein Weibchen".
Aus einer sehr achtbaren natürlich,"
sagte fie.
Nicht doch! Wahrscheinlich Sit
tich?" Natürlich ift meine Bettu fittig."
Ift sie gut abgerichtet?"
Wenn Sie mit diesem Ausdruck auf
ihre Erziehung anspielen wollen, so
kann dieselbe wohl eine vollendete nen
nen. Sie spricht fertig englisch und
franzöfisch."
Tonnerwetter." rief Herr Drossel,
das wäre ja unerhört, großartig, aber
das muß man selbst hören oder vielmehr
hören, um es zu glauben. Krakt oder
schreit sie viel?"
Mein Herr, ich finde Ihre Fragen
sonderbar!"
Nun, ich werde doch nicht die Katze
im Sack kaufen."
Sie wählen Ihre Ausdrücke wirk
lich so, verehrter Herr, daß ich zweifle,
ob ich Ihnen meine etty anvertrauen
darf."
Sie können fich darauf verlassen,
meine Dame, daß in Betreff der Be
Handlung Niemand so gut Bescheid
weiß, wie ich. Wenn Sie mir das
Weidchen überlassen wollen, werde ich
eS ftets warm halten und es alle Tage
baden."
O pfui, mein Herr, schämen Sie fich
nicht?"
Wahrscheinlich eine prüde, alte
Jungfer, die ihren vollen Verstand nicht
mehr hat," dachte Herr Drossel und
sagte laut: Nun aber zu der Haupt
suche, dringen Sie mir Ihre Betty her.
votmx fte mir gefällt, kaufe ich sie
, Ihnen ab."
Was? Abkaufen? Sind wir denn
Bardaren, sind wir Türken?"
Ich begreife nicht." sagte Herr
Dronel verdutzt, wie man mit so
einem Papagei so viele Umstände machen
lann."
WaS, Papagei nennen Sie meine
Tochter; Sie selbst sind ein GraSaffe."
Damit eilte fie hinaus und schlug die
Thüre Herrn Drossel vor der Nase zu.
Frau Nagel hatte eben versäumt, fich
; die Vorderseite deS JnseratenblatteS an
zusehen, auf der der Titel stand: Der
; Papagei. Internationales Organ für
' Zucht der Papageien und verwandter
'Arten.'
-
Episoden aus dem Heldzuge des
Jahres 1866.
Aus einem kürzlich veröffentlichten
Buche Episoden auS den Kämpfen der
k. t. Nord-Armee 18C" (gesammelt
und herausgegeben von Fr. Arthur
Bolivier und Johann Krainz, Graz, in
Kommission der Verlagsbuchhandlung
Styria) sei hier Einiges wiedergegeben:
Als die Preußen am Tage der Schlacht
i von Königgrütz das Südende von Ehlum
; und die drei von dem Orte auölaufen
! den Hohlwege besetzten und dadurch in
den Besitz deS Schlüsselpunktes deS gan
! zen feindlichen Heeres gelangen, befand
1 sich der österreichische Oberbefehlshaber,
Feldzeugmeifter v. Benedek, unweit da
' von auf der Höhe von Lipa. Als ihm
I die Meldung erstattet wurde, der Feind
! stehe bereits in Ehlum, ritt er sofort
dorthin. Ein heftiges Gewehrfeuer.
das ihn von der Umfassung deS Ortes
her empfing, bestätigte die Richtigkeit
der Meldung. Der Feldherr selbst ge
rieth in Gefahr, gefangen zu werden.
In dem heftigen Kugelregen, mit dem
!der au? Ehlum eben hervorbrechende
! Feind den Oberbefehlshaber und seine
Begleitung überschüttete, wurde der
, Flügel - Adjutant Ferdinand Graf
!Grünne tödtlich verwundet; Oberlieu
tenant Müller, der Liebling Benedek ?,
und Prinz Efterhazy wurden verletzt,
anderen Offizieren die Pferde unter dem
Leibe erschossen. Da? ganze Gefolge
sah sich gezwungen, dem furchtbaren
Feuer sich zu entziehen, und der Feld
zeugmeifter sprengte nun mit seinem
Stäbe den Abhang hinab gegen einige
unten gelegene Fabrikgebäude. Aber
auch hier hatte der Feind bereit? Fuß
gefaßt und empsing die Reiter mit eim
gen Salven, vor denen man nun in
einem nahen Gelände-Einschnitt Sckuk
! suchte und auch für den Augenblick
j fand. Aber die feindlichen Schützen
! rückten in den Gärten immer näher
heran, und um diese zu vertreiben, er-
öffneten zwei unweit de? Feldherrn auf
gefahrene österreichische Batterien ein
furchtbares Schrapnelfeuer gegen die
Häusergruppe; vor und hinter den Rei
tern platzten die todtbringenden Ge
schösse, und es bestand nun für Benedek
und sein Gefolge die doppelte Gefahr,
von den feindlichen Gewehrkugeln, oder
von den eigenen Schrapnels niederge
streckt zu werden. Allen stockte das Biut
in den Adern. Um Gotteswillen, wer
reitet zu den Batterien, um fte ihr Feuer
einstellen zu lassen?" rief General Krziz.
Und im selben Augenblick stürzte auch
schon ein todesmuthiger Osfijier. Ritt
meister Fürst, Kommandant des Gendar
merie-Kriegsflügels der Nord-Armee.
aus der schützenden Vertiefung hinaus,
mitten durch den Hagel der von beiden
Seiten einschlagenden Geschosse und rief
dem Batterie-Kommandanten zu, das
Feuern einzustellen. Aber im Donner
! der Geschütze verhallte ungehört seine
Stimme. Endlich gelang es dem mit
! Todesverachtung vorreitenden Offizier,
! der so muthvoll sein Leben für das des
; derdefehl?haber? und seiner Uin
' gebung einsetzte, mit hoch erhobener
Hand dem Batterie-Kommandanten zu
i bedeuten, daß er feinen Geschützen
schweigen gebiete.
Von dem ergreifenden letzten Gruß
eine? zu Tode getroffenen österreichischen
Offiziers an seine deutschen Brüder"
liest man in dem vorliegenden Buche
Folgendes:
ES war gegen halb 2 Uhr in der
Schlacht bei Königgrütz, als die Brigade
Kirschbcrg gegen das preußische Zentrum
vordrang. Der Gegner ließ die Kaiser
lichen auf 5600 Schritt herankom
men, dann aber richtete er ein mdr
derisches Feuer gegen ihre Front und
linke Flanke. Volle fünf Stunden
harrte das 4'.'. Infanterie - Regiment
Freiherr v. Heß unerschütterlich im Ge
schützfeuer aus. Alle Versuche der
Preußen, aus dem Hola-Walde und
aus Sadowa gegen Lipa vorzudringen,
blieben erfolglos. Da gab der Regi-ments-Kommandeur
Oberst Binder von
BinderZfeld, um durch einen entfchei-
dulden Angriff die Truppen der Brigade
mitzureißen und einen nachhaltigen Er
folg zu erringen, den Befehl zum Bor
rucken. Unter lautem Jubel setzte fich
da? Regiment in Bewegung und drang
im Laufschritt gegen die Südoftspitze
des HoIuWa!dkS entschlossen und un
aufhaltsam vor. Den Seinen voran,
mit starker aust den Säbel schwingend,
ritt der heldenmütige Oberst, und
unter dem Ruf: Hoch, Oesterreich!
Hurrad!" folgte ihm todesmuthig das
brave Regiment; Über das flache Feld,
ohne jede Deckung stürmten die Mehl
ftauder", wie die 4l)tx wegen ihrer hecht
grauen Uniformaufschlüge genannt
wurde, tMtMfctf, MBgtEtM deß
furchtbaren Feuers, mit dem der über
legene Feind auS dem schützenden
Dickicht da? Regiment überschüttete.
Auf 2"0 Schritt hatte sich die Sturm
kolonne dem Waldrande bereits ge
nühert, aber auch Hunderte aus den
Reihen der Stürmenden waren schon
gefallen. Doch vorwärts gings hnc
Zagen. Allen voran und Alle ermuthi
gend der tapfere Oberst. Vom Schen
kel quoll ihm daS Blut hernieder, aber
scharfer spornt er sein Roß an und ruft
den Seinen zu: Kommt Kinder, mir
nach! Seht, ich blute auch schon!" Gleich
darauf führt er im Sattel jäh und hoch
empor; er wankt und stürzt vom Pferde.
Zwei Kugeln hatten die tapfere Bruft
des Helden durchbohrt. Rasch sprangen
drei Mann zu ihm, aber auch fie tau-
mcln. zu Tode getroffen, auf die Erde
h'n. Und Mieder stürzten mehrere brave
Helfer herbei; fie heben den gefallenen
Regimen!SKommandeur sanft empor,
während die Kugeln um fie schwirren.
Korporal Joh. Beyer bricht, als er
kaum den Oberst angefaßt und aufge
Hoden, ichmcr getroffen, zusammen; die
Anderen beugen sich über den Sterben
den und hören seine letzten Seufzer:
Ach, mein schöne? Regiment ! Ihr
deutschen Brüder, Ihr schießt gut
von Herzen gern verzeih' ich Euch!"
Darauf hauchte Oberst von Binder seine
Heldenseele auS."
Biktoria'ö Verlobung mit dem
Prinzen Albert.
Prinz Albert war der jüngere Bruder
de? vor einigen Jahren gestorbenen
Herzogs Ernst von KoburgGotha; er
war etwa drei Monate jünger als feine
Base, die Königin von England, und
besuchte sie nach ihrem RegierungSan
tritte oft in dem uralten Königssitze zu
Windsor. Es wird erzählt, daß die
Königin gern mit ihm tanzte und ihm
viele Aufmerksamkeiten erwies, die fte
Anderen nie gewährte. Auf einem
Balle schenkte sie ihm einen Blumen
strauß. Die Uniform des Prinzen war
aber bi? oben zugeknöpft und er wußte
deshalb nicht, wohin er den Strauß
stecken sollte. Im Geiste Walter Ra
leigh'S aber ergriff Prinz Albert ein
Federmesser, machte einen Schnitt in
seine Uniform unmittelbar über dem
Herzen und steckte die Blumen hinein.
Nicht der Prinz, sondern die Königin
stellte übrigens den Heirathsantrag. Es
heißt, daß die Königin ihren Geliebten
durch die Frage ermuthigte, ob er Eng
land gern habe. Der Prinz antwortete:
Sehr gern." Am nächsten Tage wie-
j derholte sie dieselbe Frage und dieselbe
Antwort wurde ihr zu Theil. Am drit
i ten Tage wurde die Frage so zugespitzt,
! ob er gern in England leben möchte.
Dadurch beherzter geworden, ging Prinz
Albert auf das Thema ein und die
Sache war abgemacht. Prinz Albert
selbst schrieb an seine Großmutter in
Gotha: Die Königin ließ mich allein
auf ihr Zimmer kommen und erklärte
mir mit einem echten Ausbruch der Zu
Neigung, daß ich ilir ganzes Herz ge
wonnen habe und sie unendlich glücklich
machen würde, falls ich das Opfer
bringen könne, ihr Leben mit ihr zu
theilen. Denn sie erblickte darin ein
Opfer. Das Einzige, was fie quälte,
war, daß sie meiner nicht würdig wäre."
Vine merkwürdige Uhr.
Eine Uhr, die der Großvater des jetzt
! verstorbenen Herzogs von Aumale einst
' flir hon SNrinion hrtn SVWrtiVa hon fhrt-
UI VV.l V,.MV1 wtl VM.w, v.l IV
teren Konig Georg IV. von England
hatte anfertigen lassen, kam in Paris
kürzlich zum Verkauf. Sie zeigt in
feinster Ausführung die Form des
Kopfes einer Negerin. Rings um den
Hals find in die Bronze ein Geschmeide
bildende Juwelen eingesetzt, ebenso in
das wollige Haar und vorn dicht unter
dem Halse als Haken für den Uhr
schlüssel. Ein Paar trefflich gravirte
lange Goldringe in durchbrochener Ar
beit schmücken die Ohren. Zieht man
an einem davon, so erscheint im rechten
Auge die Zahl der Stunden, im linken
die der Minuten. Ein Zug am an
deren Ohre löst ein kleines, im Schädel
angebrachte? Glockenspiel aus, das die
Tagesstunden angiebt.
Leiner Ton.
Richter: Sie batten doch einen Kom
plizen bei dem Einbruch, wie heißt
der?"
Einbrecher: Ich hab' in der Eile
vergessen, mich vorzustellen!"
Bedenkliche Zustlininuna,
Gast: Sie, Susi, ist frisch angezapft
worden?"
Sufi: O. schon lang'!"
Ornfchler.
Durch .üte brachte der junge Ehe
mann seine Frau zum Nachgeben.