Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 06, 1897, Image 9

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    ine Nacht im Glühofen.
Furchtbar, vilebniß cinrfi jungen Hand
wnkri, Bon W. . Tchieibwnd,
Auf dn Pferdkbahn lernten wir uns
kennen. Schon oft hatte ich mtt dem
Manne, Denen graue Haar merkwur
dia aeaen seine roftae Gesichtsfarbe ab,
stach, auf der hinteren Platform der
Car gestanden, denn sein Weg führte
ihn Morgen nach derselben Straße der
unteren Gelchastftadt, nach der ,q lag
lich zu pilgern hatte. Aber außer eini
gm gelegentlichen Worten, die mir ge
wechselt, ar die Bekanntschaft mtt ihm
noch nicht eingefädelt worden in dieser
ganzen Zeit. Und doch mteressnie miq
der Mann. Er hatte etwa an sich,
da mir, da ich die Gewohnheit habe,
die verschlungenen Lebensschicksale mei
ner Mitmenschen au ihrer Phyfiog.
nomie und ihrem Wesen herauszulesen,
deutlich erkundete, er habe Ungewöhn
iiche erfahren. Und wa meiner
Phantasie immer wieder Spielraum
gab bei ihm, da war seine verkrüppelte
linke Hand. Ich rieth und rieth ein
Feuerwehrmann war nicht, daß er
sich die Hand bei einem Brande so ,u
gerichtet hätte, und doch sah dieselbe so
au, als ob die Gluth einer Flamme
da Fleisch und die Knochen so gezehrt
habe. Der Unbekannte aber, dem man
den soliden, behäbigen Wohlstand an
merkte, schien nicht die geringste Nei
gung zu verspüren, meine Neugierde,
die er wohl bemerkt hatte, zu befriedi.
gen. Er schien da Bewußtsein verlo
ren zu haben, daß eine so grausig der
krüppelte Hand wie die seinige ihn noth
Wendigermeise zum Gegenstand der Auf
merksamkeit stemple. Indeß eines
Abend, al er unten in der Stadt die
gedrängt gefüllte Car besteigen wollte,
stieß ihm der Unfall zu, mit der gefun
den, kräftigen Rechten die eiserne Rampe
zu verfehlen, sodaß er nothgedrungen
schnell die verstümmelte. Hand zu Hülfe
Nahm um mit den verkrümmten, kurzen
Gelenken derselben sich an den ihm zu
' nächst Befindlichen, der zufälligermeise
da war, anzuklammern, um nicht zu
Fall zu kommen. Ich packte diese der
kümmerte Linke und half ihm auf die
Platform, wofür er mir gleich darauf
' höflich dankte, und so ar ein Gespräch
eingeleitet, daZ noch im besten Flusse
war, als wir Beide an derselben
Straßenecke abstiegen. So vertagten"
wir un denn nach einem in der Nähe
befindlichen altmodischen WeinftUbchen
auf der Nordseite in Chicago. Bald
' standen die grünen Römer vor uns,
' und nachdem die Gläser in melodischem
Zweiklang erklungen, thaute mein
Mann auf und wurde mittheilsam.
- . ;
- i
Ja da ist eine eigenthümliche Ge
schichte," hemmte er bedächtig, eine
Geschichte, die mir immer noch nicht
i leicht von den Lippen fließt, trotzdem sie
schon vor nadem 3U Jadren pa nn m.
denn ich war damal ein blutjunger
Mensch von 22. Du Erinnerung daran
- aber ist mir heute och so lebhaft, al
ob ei gestern gewesen wäre. Ich habe
, nämlich damals eine Nacht eine
ganze Nacht im Giuyosen zuge
"bracht.'
" Na, na," warf ich lächelnd ein, das
ist doch nicht gut möglich, denn sonst
' würden Sie nicht gesund und munter
hin sitzen.'
Ist aber doch so', lachte er, .und
da es Sie augenscheinlich interesfirt, so
will ich die Sache erzählen. Sehen
Sie. mein Vater, der alte Jacob Loff
, ler, war seiner Zeit der erste Kessel
machn im Westen, und er lehrte mich
da Handwerk so gründlich und tüchtig,
' daß ich mit 20 Jahren schon ausgelernt
' hatte und auf eigenen Füßen stand.
. Nun war ich aber schon seit einiger Zeit
verliebt in ein Mädchen unserer Nach
' Barschaft, mit deren Eltern sie waren
Jrlünder mein Vater .sich nicht gut
, stand, und er opponirte, al ich von
Neuem auf eine Verbindung mit Norah
anspielte. Na, Sie wissen wohl, wie
, e mit jungen Leuten bestellt ist sie
hären ja doch niemal auf den Rath der
;' (fitem, und ich war eben keine Au
. ahme in dieser Hinsicht, umsomehr al
: meine Neigung voii dem Mädchen voll
'' und ganz erwidert ward. Nun hatte
mir freilich mein Vater Aussicht darauf
gemacht, in fein Geschäft all Theilneh
. mn und nächster Nachfolger einzutreten,
' ad ich wußte, daß ich in solcher Ab
' höngigkeit von ihm nicht gut meinen
' Willen in Betreff meiner projektirtm
' Heirath durchsetzen konnte, und außer
dem wollte ich da Handmerk auch in
anderen Städten kennen lernen, und
s ging ich denn nach Buffalo. wo ich
bald eine sehr einträgliche Stelle in dem
großen effelfchmied.eschäft von Need
haben & Et. einnahm, die mir geftat
tete, bald an meine Hochzeit zu denken.
Später, wenn mein Vater sich beruhigt
. haben würde, gedachte ich nach Chicago
zurückzukehren und, wenn mein Vater
Willen ar, in dessen Geschäft einzu
. treten.
EI ar nur wenige Wochen vor
dem Tage, auf welchem unsere Hochzeit
angesetzt war. Wir hatten seit Mona
ten alle Hände voll ja thun, denn wir
richteten gerade eine große Fabrik,
mit allen Kessel und Heizvorrichtungen,
die benbthigt waren, ein. Ich arbeitete
oft 5 Stunden Uederzeit, um meine
Ersparnisse, die ich al junger Ehe
mann gebrauchen ürde. ,u vergrößern,
und solche Uederzeit wurde ja doppelt
hoch bezahlt. Meine Arbeitgeber waren
. außerordentlich mit mir zufrieden, denn
alle ihn Kunden rühmten meine Ge
Der
" i'I - ;l. : "
Jahrgang 17.
schicklichkeii, Zuverlässigkeit und die
Qualität meiner Arbeit. Ich war
groß, stark, ohne irgendwelchen körper
lichen Fehler, und der Himmel hing
mir voller Geigen. Da passirte denn
die Geschichte, aus die ich vorhin an
spielte, und ne hatte mir beinahe mein
Leben gekostet und machte mich in einer
einzigen Nacht zum alten Mann
wenigsten ist meine Haar seitdem so
grau wie eZ heute noch ist.'
Der Erzähler seufzte. Doch nach
einem herzhaften Schlucke fuhr er fort:
Es war zwei Stunden nach Feier
abend, al eine dringende Bestellung
einlief und der alte Herr Needhaven,
der mit dem Hülfsbuchhalter noch im
Geschäfte war, selbst auf mich zutrat
und mich bat, den Auftrag sofort und
nach besten Kräften zu erfüllen. Ab
schlagen konnte ich nicht gut. Denn der
Auftrag war eine besondere Ehre für
mich, weil man Niemand für gut ge
nug dafür hielt als mich, und nur ein
ganz besonders erfahrener und tüchtiger
Mann die schmierige Reparatur, um die
es sich handelte, ausführen konnte. Zu
gleich versprach mir err Needdaven
auch noch eine Eitravergütung von 85.
Trotzdem ich also sehr müde war, sagte
ich sofort zu, nahm meinen Sack mit
Werkzeugen unter den Arm und begab
mich an Ort und Stelle.
ES war in einet Zuckerfabrik, wo
der eine Dampfkessel und die Röhren
leitung, die iu demselben führte- schad
haft geworden war. Die Anlage dort
war noch die altmodische der Kessel
hatte zwei Schornsteine, und die gebor
stene Rath war am äußersten Ende des
einen dieser Schornsteine. ES war ein
heikles Stück Arbeit, und ich mußte in
dem engen Raum mehrere Stunden
lang, auf dem Bauche liegend, mich
tüchtig abquälen. Natürlich hatte der
Heizer da Feuer völlig erkalten lassen,
und der Maschinist war während meiner
Arbeit zugegen, um mir Winke, zu er
theilen und hier und da eine Hand
reichung zu übernehmen. Al die Ar
beit nahezu vollendet war, und ich der
beiden Männer nicht mehr benöthigte,
rief ich ihnen zu, sie möchten nach Hause
gehen, um sich noch ein paar Stunden
auf' Ohr zu legen, denn die unter
brochene Thätigkeit der Fabrik sollte am
nächsten Morgen bei Zeiten wieder auf
genommen werden, und die Zwei waren
nahezu so erschöpft wie ich e war. ' Sie
ließen sich da auch nicht zweimal sagen
und gingen, mich allein zurücklassend.
Darauf ollendete ich meine Arbeit
und hatte nur mein im Inneren de
Kessels verstreute Handwerkzeug zu
fammen zu suchen, um mich entfernen
zu können. Genau wie eS zuging, das
weiß ich nicht mehr zu sagen. Genug,
in diesem Moment übermannte mich
die Müdigkeit, und in dem Rauchsang,
platt auf dem Leibe liegend, schlief ich
ein. Nicht störte mich. Alle herum
war still. Wie lange ich so gelegen
hatte, weiß ich nicht, jedenfalls mehrere
Stunden. Da träumte ra schon. Ich
war auf hoher See, auf einem scheitern
den Schiffe, und die wüthenden Wogen
schlugen auf dem Verdecke zusammen,
auf dem ich gefesselt lag. Mit einem
Schrei wachte ich auf. Alle um mich
oerum war dunkle Nacht kein lchi
schein, aber eiskalte Waffer floß um
mich und von oben herab. Blitzschnell
kam ich zum Bewußtsein meiner schreck
lichen Lage. De? Maschinist ließ den
Kessel voll Waffer laufen und der Heizer
mußte untm da Feuer wieder ange
zündet haben. El war jedenfalls Mor
gen da draußen, und die Beiden nah
men mit nimmt an, atz im mich
längst entfernt habe. Verzweiflung
packte mich. Wie konnte ich sie da
draußen benachrichtigen? Ich kroch
herab aus meiner engen Lage und
schlug mit dem Hammer gegen die Me
tallaand, daß mir' dröhnend in die
Ohren schlug. Umsonst die Doppel
and dämpfte den Schall für die da
draußen, und das Rauschen und Rie
sein de Waffer vernichtete den Ton.
Deutlich spürte ich, wie da Waffer
unter mir im Keffel sich zu erhitzen be
gann. Furchtbar! Sollte ich hier wie
eine Ratte ertrinken oder in siedendem
Waffer gebrüht werden wie ein Stück
Vieh? Nochmal schlug ich Lärm mit
voller Macht. Abermal umsonst. Und
jetzt fühlte ich schon den heißen Brodem
der Flamme unter mir und das Waffer
brannte mir schon die Haut wund.
Da, im letzten Bugenblick, besinne
ich mich auf den RettungSweg. Noch
einmal kroch ich in da enge Behältniß, I
wo mnn Werkzeug lag. und daraus
suchte ich nur einen stämmigen Meißel ;
und Hammer, und mit fliegendem.
Athem, und rasender Eile pochte ich
darauf los, um in da Wasserrohr ein j
Loch zu schlagen um da flüssige Elej
ment auf die glühenden Kohlen laufen
zulassen. Mit iesmftärte schlug ich !
und siehe da! schon ar ein langer!
Bruch in dem Rohrarm entstanden, den ,
Soinilaijspl
Beilage zum Nebraska Ttaats-Anzeiger.
ich jetzt erweiterte und verlängerte. biS
der Meißel durchdrang. Während der
letzten wüthenden Schläge aber drangen
schon die fflammen bis zu meinen guneu.
und als ich eine Oeffnung schimmern
sah, und vor derselben die weitgeöffneten
Augen deS Maschinisten und Heizers, da
brach ich ohnmächtig zusammen. Was
weiter geschah, das bekam ich erst später
zu erfahren.
Auf meinem Schmerzenslager, auf
dem ich schon mehrere Wochen lang in
Fieberphantafien gelegen, erwachte ich
wieder. Die kühlend, pflegende Hand
meiner Braut lag aus meinen schmev
zenden Schläfen. Als ich genesen, war
diese linke Hand so verkrüppelt wie letzt,
und der Schreck jener Nacht hatte mir
das Haar gebleicht. Aber es ist no,
Alles gut geworden. Ich erholte mi
völlig, und al an unserem Hochzeits
läge mein Vater sich gänzlich mit uns
aussöhnte und ich bald darauf in ein
großes Geschäft eintrat als jüngere
Mitglied, da habe ich. Gott ftt Dank)
für den Rest meines Lebens ohne linke
Hand auch auskommen lernen. Aber
machmal fehlt sie mir doch das haben
Sie heute Abend gesehen!"
Ich drückte dem Mann die kräftige.
biedere Rechte, und wir find später gute
Freunde geworden.
Zalsch spekulirt.
Eine kleine, aber sehr honette Gesell
schuft war Abends im gemüthlichen
Brau tubchen zu Reinbau en der am
melt. Der gutsherrliche Verwalter, dir
Förster und der Bräumeifter pflegten
hier tägliche Zusammenkunft zu halten.
um die wichtigsten politischen und
lokalen TageSfragen zu besprechen,
Heute hatte der Herr Verwalter aus der
Stadt eine Gast mitgebracht, einen
Herrn von Schnadelheim, der sich das
idyllische Reinhausen einmal ansehen
wollte. Der err Baron wie ibn
das Reinhauser Kleeblatt zuvorkommenft
betitelte war sehr liebenswürdig und
mittheilsam. Er erklärte den aufmerk
sam Lauschenden die ganze Orientpolitik
der Großmächte und enthüllte schonungs
los die Machinationen der hinter den
Couliffen agirenden Diplomaten. Seine
Zuhörer nahmen diese intereffanten
Mittheilungen respektvollst entgegen:
nur der Förster sah ihn hin und wieder
von der Seite an, wa aber sicher nur
der Ausdruck großer Verwunderung
war. Das Gespräch verließ bald den
Boden der Politik und man trat in
mehr materielle Erörterungen ein.
zeigte sich da bald, daß der Herr Baron
ein leidenschaftlicher Fischer und pas
fionirter Jäger war.
Na, meinte der Herr Verwalter,
wenn der Herr Baron eine solche Freude
an der Jagd hat, dann soll er halt bis
übermorgen da bleiben; da haben wir
den ersten Jagdtag, und ich erlaube
mir, den Herrn Baron hiezu freund
lichft einzuladen!'
Sehr liebenswürdig,' entgegnete
von Schnabelheim, nehm gerne an
Ist etwa da?' Der Förster warf
ihm einen bösen Blick zu und bemerkte:
Für einen richtigen Jagdschützen mehr
al genug: Schneider find wir noch nie
'worden, wenn ich und der Herr Bräu
meifter dabei waren!' Nur nicht
renommiren!' warf der Verwalter ein;
Ihr seid schon manchmal recht froh
um mich gewesen. Wiffen Sie. Herr
Baron ich bin nämlich der beste
Scheibenschütz in der Gegend, aber auf
der Jagd, da hab' ich manchmal Mal
heur. ES gehört halt ein Glück dazu!'
.Glück?' sagte der Herr Baron.
Im gewissen Sinne ja! Ich gestehe,
daß ich als Jäger allerdings etwas
abergläubisch bin. Ader wenn alle
Zeichen stimmen, allerdings stelle ich
meinen Mann. Was mir vor den Lauf
kommt, gehört mir. Ich bin kein bril
lanter Scheibenschütze unter 10
Schüssen höchsten 8 ernschüsse aber
al Flugschütze kann ich etwa leisten.
Da ist . B. eine mir befreundete
Durchlaucht an der Grenze, die ohne
mich gar keine Treibjagd abhalten will,
weil' den Herrschaften förmlich Spaß
macht, wenn ich die äsen nur so weg
blase. Sie glauben es wahrscheinlich
nicht, wenn ich sage, daß ich förmlich
darauf ausgehe, zur Pürschzeit Toud
leiten zu machen. E ist mir auch schon
Dutzendmalt gelungen! ' Er mußte
aussetzen, denn der Förster bekam einen
Huftenanfall.
Al der Herr Baron geendet hatte,
herrschte eine Zeit lang ehrerbietige
Schweigen. Endlich nahm der Förster
das Wort, an dem n schon einigt Zeit
f.fift nfi.
tybiw,.uu füllt, vyiw IV tjiuuvjuuiuiyci. I
Herr Baron,' sagte n. .allm Re
speit! Ich hab' auch schon viel erlebt
und noch viel mehr erzählt, aber gegen
Sie bin ich ein armseliger Treiber. Ich
bin gespannt auf Ihre Leistung über
morgen: ich erd' Ihnen zuschauen.
denn da kann ich ja noch waZ lernen!"
DaZ werd'n wir ja sehen,' meinte
der Verwalter, ,un kann e nur ange
nehin sein, den wir sollten für die
Hochzeit deZ jungen Herrn" ohnedies
einen größeren Posten Wildpret schicken!'
Werden Sie bekoinmen, wenn
das muß vorausgesetzt werden etwas
da ist !" sagte von Schnabelheim.
Jetzt wurde der Förster wirklich wild.
Ich hab'S ja bereits g'sagt, daß Sach'
g'nug da ist aber todtreden kann
man'S nicht, also müssen wir warten
bis übermorgen und da schlag ich vor,
daß wir eine kleine Wette machen. Der
Herr Baron, der Herr Bräumeifter und
meine Wenigkeit der Herr Vermalter
hat sich selbst ein Zeugniß ausgestellt
kommen dabei in Betracht. Wer von
uns drei am wenigsten zur Streck
bringt, zahlt das Bier und das Nacht
effen für die ganze Jagdgesellschaft, . . .
Einverstanden?" Er warf den Bräu
meifter einen bezeichnenden Blick zu;
derselbe ging auf den Vorschlag ein und
der Herr Baron konnte nicht zurück
bleiben. Vorbehaltlich,' meinte die
ser jedoch, daß kein besondere!, außer
gewöhnliches Ereigniß an den Tag
tritt." Der Vertrag Murde mit einem
feierlichen Trunke besiegelt.
Am andern Morgen besichtigte der
Herr von Schnabelheim das Herrschaft
Iiche Gut und flanirte in der Gegend
des SchloffeS herum, Er setzte sich, um
eine kleine Siesta zu halten, unter eine
Buche und dachte über die kommenden
Ereignisse nach. Die Wette verursachte
ihm einiges Unbehagen. Wie mar da
auszuweichen? Sollte er ein Abbe
rufungZ Telegramm fingiren? Das
ging nicht. Krankheit vorschtztzen? Eine
zu durchsichtige Ausrede! RathloS blickte
er in das Himmelsblau hinein; da
raschelte e neben ihm im Laube. Ein
alte? Mlltterlein mit einem Reisigbündel
auf dem Kopf trat zu ihm und bat um
eine Gabe. Er öffnete feine Börse und
wollte eine Kleinigkeit spenden. Da
fuhr ihm ein Gedanke durch den Kopf.
Sie konnte ihn retten! Mein liebeS
Weiberl," sagte er, ich denke, eS märe
beller, Geld zu verdienen, statt zu bet
teln. Ich geb' Dir Gelegenheit dazu,
Du brauchst Dich gar nicht anzu
strengen!' Die Alte erklärte sich bereit
und der Herr Baron gab ihr die nöthige
Anweisung. Sie sollte sich morgen
Früh um 3 Uhr hinter dem Waldsaum
aufstellen, und wenn er mit den übrigen
Herren Jägern de WegeS komme, solle
sie hervortreten und nur Guten Mor
gen, meine Herren!' sagen. Dafür
erhielt sie einen blanken Thaler und
verschwand. Er lachte und sagte der
gnügt für sich hin: Mich kriegen 6.'
nicht d'ran, Herr Oberförster: da sind
Sie doch nicht schlau genug dazu!'
Der Jagdtag brach an; die Gesell
schuft macht sich auf den Weg. Der
Förster befand sich in der heitersten
Laune und sagte: TaS wird ein
Jagderl, Herr Baron und der Fraß
am Abend! Die Wirthin sticht g'rad'
alle ihre Gockerln ab!" Der Angeredete
erwiderte: Ich hoffe, daß eS gut wird.
Wenn nur Alle glatt abgeht! In einem
Punkt bin ich nämlich eklig. Wenn
mir z. B. ein alte Weib begegnen
würde, dann thät' ich um keinen Preis
mehr mit ich habe die traurigsten Er
fahrungen in dieser Beziehung gemacht!"
A bah!" meinte der Förster da
begegnen wir Niemand!" Man ging
weiter und kam in die Nähe de Wald
saumeS. Plötzlich stieß der Baron einen
Schrei aus. Da haben wir'S!" rief
er, jetzt kommt uns doch ein alte Weib
entgegen!' Wirklich ließ sich eine weib
Iiche Gestalt sehen, die direkt auf dir
Herren zuging. AIS sie näher kam,
lachte der Förster und sagte: DaS
macht nicht, das ist ja ein junges sau
bere Madel die bringt sogar Glück!
Es ist die Enkelin von der alten Besen
binderkathi im Dorf!" Der Baron er
blaßte und wurde starr vor Entsetzen,
als das Mädchen auf ihn zutrat und iu
ihm sagte: Guten Morgen, Hm! Sie
san do' der Herr, den wo d' Mutta
genern trotten tat un zu dem r .au
ten Morgen' sagen soll? Sie hat selber
net komm könna, weil sie 'S Reiß'n
kriagt und da hat s halt mi' 'schickt!"
Der Förster ging in Entzücken auf,
der Baumeister ergözte sich nicht minder.
während der Herr Baron sprachlos auf
das UnglückSinädchen starrte, denn für
dieses Mal hätte er das älteste Weib
viel lieber gesehen, als daS hübsche junge
Ding !
Der Herr Baron mußte nun mittbun
ohne Gnade und Erbarmen. Im ersten
Bogen hat er vier Hasen gefehlt, im
zweiten einen Bock, im dritten wieder
zwei Hasen und so ging'S weiter.
DaZ Abendessen war prächtig, aber
dem Feftgedn schmeckte kein Bissen,
denn wenn r auf en Förster blickte,
der den ganzen Hunger auf diese Mahl
zeit gespart hatt, und sich nicht mit ei
nem und nicht mit zwei .Göckerln' be
8. 50.
gnügte, erfaßte ihn eine grenzenlose
Wuth. Er war selbstverständlich zu
den Kosten derurtheilt worden, deren
Höhe don Minute zu Minute wuchs
In seinem Falle wäre Schweigen toitt
lich Gold gewesen.
Eine Tauchergeschichte.
Wir befanden uns nahe der Küste
bon Florida, so erzählte ein alter See
bä:, um Schwämme zu sammeln. Zu
jener Zeit und diese! Versahren wird
von der ärmeren Klaffe der Meer
schmammlucher noch letzt angewendet
ließen wir uns on unserer kleinen
Jacht oder unserem Schooner, mit einem
Gewicht beschwert, aus den Meeresgrund
hinab und ich hatte mit Hülfe einer
kräftigen Lunge und einer mehrjährigen
Uebung die Fähigkeit erlangt, bis zu
10 oder 11 Meter hinabzutauchm, um
mich ,fodann, mit mehr oder weniger
Beute beladen, wieder emporzieyen zu
lauen.
An dieser Küste find der Hai und der
Octopu (großer sepienartiger Polyp)
und andere Seeungeneuer nicht feite
neS. Der Taucher, der sich anfänglich
or diesen Verfolgern entfetzt, wird mit
der Ant kühn und völlig furchtlos.
Während der ersten Jahre tauchte ich
niemals, ohne ein scharfes Meffer (m
Gürtel zu führen, mit dem ich einem
schnappenden Hai einen Stoß versetzen
konnte, aber zuletzt begnügte ich mich
damit, das Zeichen an der Leine zu ge
ben, wenn kaum hundert Meter vor mir
der Rachen eines Haifisches sichtbar
wurde. ; Obgleich wir im zweiten Jahre
meiner Be chäftigung IS Taucher zwei
Mann durch Haifische verloren, wurde
ich doch nicht vorsichtiger und gerieth
auch nie m wirkliche Gesayr. Im Be
ginn der dritten Sammelzeit ankerten
wir über einem prächtigen Schwamm
boden, wohlgeschützt vor Sturm und
Wellenschlag, und hofften auf reiche
Ernte.
Wir waren vier Mann auSgefahren
und der erste von uns, der hinabtauchte,
war ein alter Mann. RamenS Peterfon.
ES war etwa sieben Uhr deS Morgen!
und obgleich wir chon seit zwei stunden
wach waren, hatte sich in der Bai noch
kein Harn ch gezeigt. Wir sahen Petev
son über Bord gehen, aber wir sahen
ihn nicht wieder austauchen. Zwanzig
Minuten vergingen dann dreißig
dann vierzig und der alte Capitän lehnte
nch der das Geländer und sagte
JungenS, der alte Mann ist unten fest
und kommt nicht mehr auf.'
Wir warteten noch weitere zehn Mi
nuten und wußten nun, ,daß der Alte
verloren war.
Wir befanden uns über einer Tiefe
von 33 Fuß und da Senkblei zeigte
un den Meeresboden frei von Gras
und Tang und mit Felsen und Sand
bedeckt. ES ließ ftch schmer bestimmen,
was geschehen war. Er konnte mit dem
Kopf an eine Felsenklippe gestoßen oder
mit den Füßen in eine Spalte gerathen
fern; er konnte einen Biutlturz oder n
nen Krampfanfall bekommen haben,
Niemand brachte einen Octopu in Zu
sammenhang mit seinem Schicksal. Wir
hatten einige dieser Geschöpfe, aber on
ziemlich kleiner Gestalt, einige Tage zu,
or bemerkt und wußten, daß sie im
stiften Gewässer aus Beute lauern, aber
wir riethen auf alle andere als auf ei
nen Polypen.'
Der Verlust deS alten Burschen brachte
unS natürlich in große Auftezung, und
eine halbe Stunde verrann, ehe wir zu
einem niichiug ramm.
Ich war zunächst an der Reihe, zu
tauchen, und als ich mich fertig machte,
reichte mir der Capitän ein langes, ftar
kes Haifischmeffer. welches er zuvor ge
schliffen hatte. Ich nahm eS, mehr in
der Voraussicht, daß es mir da Her
aufbringendes Leichnam ermöglichen
könne, al in der persönlichen Gefahr.
Sollte Peterson in einer Spalte oder
zwischen Meerpflanzen festgehalten wor
den sei, so konnte ich ihn mit dem Mes
ser wohl frei machen.
Gut! ich tauchte also und faßte nach
einigen Sekunden festen Fuß. dicht ne
ben einem großen Felsen. Ich bemerkte
Schwämme rings in großer Menge, und
als ich die Hand nach dem nächsten aus
streckte, fühlte ich Etwa! über meine
nackten Schultern gleiten. Meine ganze
Kleidung bestand in einer kurzen Hofe,
weiqe den grollen Tdeil er Beine,
Schultern, Arme, also fast den ganzen
Körper unbekleidet ließ. Tag Etwas
stach, brannte, zog. doch in zwei Sekun
den hatte sich die Empfindung von mei
nen Schultern auf meinen Rücken und
nach abermals einer Sekunde auf meine
Beine ausgedehnt. AlS ich fortspringen
wollte, begriff ich meine Lage. Bei der
ersten Bewegung wurde ich mit heftiger
Gewalt an den Felsen gedrückt und der
brennend Schmerz verzehnfachte sich.
Ein Octopu hatte mich gepackt. Er
hatte drei seiner entsetzlichen Anne um
mich geschlungen und quetschte mich an
den Felsen.
Ich sage Euch, ich war starr vor Ent
setzen und vergaß auf einige Sekunden.'
daß ich ein Messer im Gürtel hatte.
AIs ich endlich darnach griff, hatte mich
der Octopu in den Schatten de Fel
Uni gezogen, und da erblickte ich die
Leiche de alten Peterson. Zwei Arm,
des Ungeheuer hielten ihn fest und mtt
den anderen schnürte e! mich zusammen.
. Mein linker Arm war an meine Seite
geklemmt, doch der rechte war frei. Al
ich da! Messer zog. bemerkte ich den Leib
de! Polypen. Ich war schon so lange
unter dein Wasser, daß e in meine
Ohren zu brausen begann, und ich
wußte, daß mir nur noch wenige Augen
blicke blieben. DaZ Glück stand mir
bei; ich stieß so langt mit dem Messer
nach dem Thier, bis Stücke seine Lei
des um mich her schwammen und der
Druck der Arme nachließ. Dann stieg
ich auf und ward wie ein todter Mann
von meinen Geführten in' Schiff ge
bracht. Mit mir kamen auch die drei
fürchterlichen Arme an die Oberwelt,
die vom Körper los geschnitten waren.
Man konnte sie nicht ander! von mir
entfernen, als indem man die Saug
näpfe Mittel! des MefferZ au! meinem
Fleische schnitt. Da! war mein letzte!
Taucherftück ; Monate lang lag ich im
Bett. Ich kann Euch dreißig Stellen
an meinem Körper zeigen, wo da
Fleisch glühend roth ist, und die Erin
nerung jenes Erlebnisse, jagt mir ei
nen eisigen Schauer über den Leib auch
am heißesten Tage. , - -
JnttMgenz Hundes.
Ein schottischer Schäfer, der von ei
nem dichten Nebel llberfaÄen wurde,
mußte von dem Hügel, auf dem er feine
Herde weidete, ohne sein Kind und sei
nen Hund nach Hause zurückkehren. Bei
Tagesanbruch machte er sich mit hilf
reichen Nachbarn auf, das Kind zu
suchen; der Tag verstrich aber ohne den
Jewünschien Ersolg. In seinem HäuZ
en angelangt, fand er den Hund, der,'
nachdem er ein Stück Brod erhalten
hatte, wieder fortlief. Mehrere Tage
wiederholte der Schäfer seine Nach
forschungen, kehrte aber jeden Abend
mehr und mehr verzweifelt heim. Im
iner war dann auch Donald", sein
Hund, wieder zur Stelle, der nach
Empfangnahme seiner Ration wieder
verschwand. Hierdurch stutzig gemacht,
blieb der Schäfer einmal zu Hause und
beschloß, dem Hunde, wenn dieser sein
Brod erhalten hatte, nachzugehen, um
dessen auffallendem Verhalten auf den'
Grund, zu kommen. Der Spitz leitete
ihn da nach einem Wasserfalle, nicht
weit von der Stelle, wo er sein Kind
zurückgelassen hatte. Der oben zusam
menhängende Wasserfall rauschte in eine
ungeheure Tiefe mit steilen Wänden
hinunter, wie man AehnlicheS in den
schottischen Berggegenden oft zu sehen
und zu bewundem findet. Sofort Ilet
terte der Hund den steilen Abhang hin
unter und verschwand an dessen Grunde
in einer Höhle, die mit dem schäumen
den Waffer fast in gleicher Höhe lag.
Mit großer Mühe folgte er ihm nach.
Wie freudig erstaunte er aber, in der
Höhle sein Kind zu finden, das das ihm
von dem Hunde überbrachte Stück Brod
verzehrte, während der treue Donald'
daneben stand und dem Kleinen mit
offenbarer Befriedigung zufah.
Ja, aber.
Bei Gelegenheit de Prozesses BoiZ
Uns in Paris macht folgende Geschicht
chen die Runde : Neulich bricht sich ein
reicher Bankier da! Bein. Er fragt
mehrere Chirurgen und alle antworten
einstimmig: Schneiden!" Da diese
Aussicht nicht gerade angenehm ist,
macht der Bankier einen letzten Versuch
und geht noch zu dem berühmten Doktor
X. Dieser untersucht und sagt dann :
Ich versichere, daß man Ihr Bein ret
ten kann." -
,O, Doktor ! wie dankbar werde ich
Ihnen mein ganze Leben lang sein!'
Gut, gut, beginnen wir inzwischen
die Kur!' Nach sech Monaten besucht
der reiche Bankier vollständig geheilt
den Arzt, um die Rechnung zu bezlei
chen.
Herr Doktor, ich möchte wiffen. wie
viel ich Ihnen schulde.'
5000 Franken, mein lieber Herr.'
Wa-aS! 500 Franken!'
Jeder meiner Kollegen, den Sie vor
mir befragt haben, würde eben so viel
verlangt haben.'
Das kann schon sein, aber Sie ha
ben doch auch nicht amputirt.'
uf Umweg.
' Lord Aberdeen fuhr einst in einem
Schlafwagen von London nach G!aS
gom. Ihm gegenüber faß ein Fremder.
..Entschuldigen Si. tun. w
Fremde nach einer Weile, darf ich mir
oie grage erlauben, ob Sie reich sind?'
Nun. ich habe zu leben.' war die
Antwort.
.Darf ich Sie fraatn ' fuhr hr
Fremo fort, wie reich Sie find?'
,?cun, mnnle der Lord, ich habe
mehrere hunderttausend Pfund.
-So.' saute der KM! nni.fi.-in.rh
erstaunt; nun. men Sie so reich sind,
dann sollten Sie doch lieber sich ein
Coupee allein nehmen, al andere Leute
durch Ihr Schnarchen zu stören.'
SerMent.
Welche! ?lhrtr pink iirfc
geboren, Herr Professor?'
,ia tuette.-