Der Sängerkrieg im Turnverein- Als ich gestern früh bei'm Material, aarenhitndler meine Cigarren ein kaufte, bediente mich der Chef, ein . Junggeselle im Anfang der Dreißiger, selbst. Eie'sehen ja so finster BUS?" fragte er. , Ich habe auch in der That Aerger gehabt," antwortete ich. Er wiegte den Kopf hin und her. .Oh, oh. Wissen Sie wai, kommen Sie mit mir heute Abend in den Turn verein; Strobel, der kleine CommiS von meinem Conkurrenten an der Ecke, wird Couplets vortragen. Sie werden allen Aerger vergessen und lachen, sage ich Ihnen, lachen, daß Sie,..." Ich kenne ja keinen Menschen im Turnverein." wandte ich ein. ES werden nur zehn Personen da sein, darunter der SchulamtScandidat Engelmann, den kennen Sie doch. Die Altersriege vertrintt nämlich die Straf, gelber." .Aber da kann ich doch nicht . . . . " Oh, Sie brauchen ja nicht zu naf sauern, geben Sie zwei Mark in die Kaffe." Ich war noch schwankend, aber Abend? holte mich Jäger ab, da mußte ich schon mitgehen, und ich bereute eS auch nicht, mitgegangen zu sein, denn eS war einfach zum Wälzen, und heute noch, wo fünf Stunden Schlaf zwischen dem Festabend und dem Morgen liegen, thut mir da? Zwerchfell vom vielen Lachen weh. Jäger stellte mich den Anwesenden vor, den Kandidaten Engelmann kannte ich bereits, und den kleinen Strobel hatte ich schon manchmal über die Straße trippeln sehen. Er weihte mich sofort in die Verschwörung ein. Es aalt. Strobel mächtig ni verkohlen, und zu diesem Zwecke sollte Fröhlich, ein junger Kanzlift, sich mit Strobel in einen Sangwettkampf einlassen. Früh , litt) sei ein ziemlich guter Coupletsänger, während Strobel aber Sie werden ja selbst sehen," schloß Engelmann. Fröhlich machte ein übertrieben wür digeS Gesicht, daS durch den Schalk, der in den Augenwinkeln saß, sehr drollig wirkte. Strobel merkte man die Auf. geregtheit und daS Beben vor dem Kampfe an. Als alle Bier hatten, erhob sich En gelmann, um eine Rede zu schwingen. Meine Herren sagte er, wir find zu fröhlichem Thun hier zusammen gekom men, zu tapferem Gelage. Jedoch der Mensch lebt nicht von Bier allein, eS müssen auch die Musen des Gesanges dabei sein. Die Musen stellen heute Abend unsere Freunde Strobel und Fröhlich vor. Sie wollen vor unseren Äugen und Ohren einen alten Streit auskämpfen. Beide sind ehrgeizig und denken wie der selige Cäsar: .Ich will lieber in Krähwinkel Erster. 15 in Rom Zweiter sein." Beide wollen in unserer AlterSriege, in unserem Turnverein, in unserer Stadt Erster sein erster Cou pletsänger. Ader zwei Erste können wir nicht brauchen. Entweder Strobel der Fröhlich. Heute soll eS entschieden werden, ob die Stadt, vom Bürger meist bis zum Armenhäusler herab. Strobel oder Fröhlich anbeten soll. Meine Herren Sänger! Sie stehen vor einem, kritischen Publikum, geben Sie sich Mühe, daß Sie sich nicht mit Spott und Hohn oedeaen, anstatt mir vem Kranz, den Sie in meiner Hand er blicken. Er zeigte einen ranz vor, ein Stiesendina. aus Draht und Tan nenzweigen hergestellt und mit bunten Papierftreifen geschmückt. Aber Sie müssen nun nicht denken, daß wir hier fitzen, um Sie etwa auszulachen; nein, wir werden ernstes Streben stets aner kennen, auch wenn Sie noch nicht auf der Höhe des Könnens angelangt fein sollten. Und den zukünftigen Sieger möchte ich noch bitten, gegen den Unter liegenden nicht stolz und überhebend zu sein, sondern sich milde und liebreich zu ihm berabzuneiaen. sollte auch der Sie ger der körperlich kleinen fein. Der Kampf der Wagen und Gesänge kann beginnen. Die beiden Sänger machten ihre 33, beugung und schritten auf eine Art Podium zu, das sich im Hintergrund erhob. Dasselbe war ebenso, wie daS aan Zimmer, mit Fähnchen, Papier streifen In Blau. oth. Grün und mit Tannenreisig geschmückt. ' Zunft betrat eS Fröhlich und trug das Couplet Walzervariationen" vor. Am Klavier begleitete ein - junger, adlernafiger Mensch. DaS Couplet schilderte, wie Lieutenant, Kaufmann. Bauernbursche u. s. w. tanzen und während dS Tanzes ihn Liebeserklärungen anbringen. Fröhlich trug mit dem leichten Humor und der zagen Juruayanung vor, vurco welche die CouplctS allein genießbar werden. Als er geendigt halte, sagte man: .Dagegen kann Strom nicht an kommen." .So?" meinte der verletzt. Fiöh lich. Tu fingst ja ganz gut. aber die Mimik sehlt Dir. die Mimik." Er sprang auf daS Podium und tollte wie ein wahnfinnig gewordener Brumm kreisel herum er brummte auch, er hatte eine ganz scheußliche Stimme. Wir lachten, daß uns die Thränen in die Augen traten, daß wir unZ am Tisch festhalten mußten, um nicht zu fallen. Und je mehr wir lachten, desto mehr er sprang er sah unser Lachen nicht sür ein Auslachen an. svndnn für einen Erfolg, den seine hohe BortragS kunft erzielt hatte. Dafür strömte frei lich auch der Schmeiß in. Bachen über sein Gesicht. All n vorn Podium bat, machte Fröhlich, der (Kl dahin mit am Schlimmsten gelacht hatte, ein Bium migeS Geficht, die Anderen nickten Strobel zu, und Engelmann sagte: Ja, die Mimik, die fehlt Ihnen wirk, lich noch. Fröhlich." .WaS?" schrie der scheinbor wüthend, ich hätte keine Mimik? Mehr ali Slrnbel." Dabei blinulte er UNS luftig zu und bestieg da! Podium. ,1-al Couplet von eroq,n7aiie: Die Marie ist eine Köchin, ?ibrt Serrkcbaft bet sie aern: Doch einen Fehler hat sie, Sie schwärmt sehr für die asern . Er warf Arme und Beine, schnitt Gesichter und ich habe zwar noch keinen heulenden Derwisch gesehen, aber ärger kann'S er auch nicht treiben. AlleS brüllte vor Lachen, nur Strobel war ernsthaft und dabei leichenblaß. Er schien die Palme seines Ruhmes wanken zu sehen. Er trug sofort dasselbe Cou plet vor und schlug Fröhlich was wir nicht für möglich gehalten hatten ganz und gar. Wie ein Wilder sprang er hin und her, sich fast in der Luft über, schlagend. Ich sank faktisch vom Stuhle und hielt mir den Bauch vor Lachen. So ging eS weiter. Hüpfte der Eine, sprang der Andere, sprang der Eine, tobte der Andere. Fröhlich nickte und lachte uns öfters zu, Strobel aber be theiligte sich mit heiligem Ernst am Kampfe. Dabei wurde von allen furcht bar viel Bier getrunken. Endlich sollte die Entscheidung gefällt werden. Fröh lich und Strobel mußten das Zimmer verlassen. Strobel zitterte vor Angft, nicht gekrönt zu werden. Fröhlich schnitt im Abgehen eine Fratze. Nun?" fragte mich Jäger. Ich werde blödsinnig, wenn ich noch weiter so lachen soll." i.D. daS m noch gar nichts, warten Sie nur, wenn er seine Gedichte vor trägt." WaS, der Mensch dichtet auch noch?" rief ich. Man kam dahin überein, Fröhlich zu krönen, der wisse schon, was er in die sem Falle zu thun habe. Der Klavier spiel- rasselte den Einzug der Gäste auf der Wartburg" herunter, die Thür wurde geöffnet, und die beiden Sänger traten ein. Fröhlich lächelnd, Strobel in furchtbarster Aufregung. Enget mann hielt eine hirnverbrannte Rede, an deren Schluß er Fröhlich, als dem Sieger,' den Kranz überreichte. Strobel knickte zusammen. Aber Fröhlich wandte sich ihm mit den Worten zu: Nimm hin, Freund Strobel, Du haft ihn vev dient, ich bin gegen Dich ein Waisen knabe." Er drückte ihm den Kranz auf, daß er dem kleinen Kerl bis auf die Hüften ging und ihm das Tannenreifig das Gesicht zerkratzte. Aber das genirte Strobel nicht. Aus dem Ungethüm von Kranz heraus quakteer: Meine Herren, ich nehme die Ehre mit Dank an, denn ich weiß, ich habe sie verdient." Ja. Du haft sie verdient," bestätigte Fröhlich und fuhr ihm noch einmal mit dem stachligen Ding über die Nase, ehe Strobel eS auf das Klavier legen konnte. Nun wurde Strobel bestürmt, etwas ganz Neue? vorzutragen, was Fröhlich nicht könne. Stolz lächend gewährte er und erkor sich die Kneipp'fche Kur. Bei einer bestimmten Strophe sollte Fröh lich ihm eine Gießkanne überreichen, DaS that Fröhlich, praktizirte aber einen Schwärmer in dieselbe, den er soeben mit einem Zündholz in Brand gesetzt hatte. Die Gießkanne enthielt natürlich kein Wasser. AIS nun Strobel die Gießkanne hin und herschwenkte, ging es auf einmal in ihr rassisch, bum. bum, bum, bum." . Strobel wechselte die Farbe, wich bis an die Wand zurück und setzte sie vor Schrecken auf den re verleften Tyeil seiner eversieite. - Die Gießkanne hielt er krampfhaft fest und starrte fie entsetzt an. Zehn Minuten vergingen, ehe sich AlleS erholt hatte, Strobel von seinem Schrecken, wir von unserem Lachkrampf. Dann fuhr er in seinem Bornage fort. Nun mußte ich ihm doch auch die Anderen hatten eS schon längst gethan ein Lob spenden. Dabei erwähnte ich. ich hätte gehört, er sei Dichter. So fort zog er lächelnd ein Packet Zettel aus der Tasche. Er las vor, ohne sicherst bitten zu lassen. Seine Gedichte übten dieselbe Wir, kung, wie vorher seine EoupletZ. Einige waren tiefernst, die wurden am meisten belacht. Aber er nahm daS nicht etwa übel, er schien das ganz in der Ordnung zu finden, z. B. bei dem Gedichte, das er zum SS. Geburtstage seiner Mutter erfaßt hatte und daS so begann : .Strömt herbei, ihr Völkerschaaren. Du bist eine alte Frau von sechZzig Jahren." Oder wie er eine junge Dame ver ehrte und ihr als Zeichen seiner Ber ehrung ein Fläschchen Sau de Colozne überreichte .Da nahm sie daS Fläschchen in die Hand Und warf eS krachend an die Wand." DaS ist ja herrlich." sagte ich. Herr Strobel. Sie sollten Ihn Gedichte ver öffentlichen. Sie würden ein Bomben geschüft damit machen." .Daran habe ich auch schon gedacht," meinte er. .ich will nächsten'S 'mal mit dem Buchdrucker sprechen. Aber, wissen Sie, ei ist mir nicht um bat Geld zu thun, den Üeberschuß überweise ich dem Turnverein." .Brav," jubelte eS durch'S Zimmer, .Strobel hoch, dreimal hoch." Strobel strahlte und dankte nach al, len Seiten. .Ein bedauernswerther Kerl," sagte ich zu Jäger, IS wir nach Hause gn aen. Ein glücklicher Mensch sagte dieser, Er nimmt jedes Wort für baare Münze und fühlt e nicht, daß er verult wird. Nur derartig beschränkte Menschen sind wahrhaft glücklich. Und was denken Sie, wann er dichtet? Nur Nachts, am Tage muß er ja Häringe bändigen und Kaffee eindüten. Nun liegt aber fein Zimmer in einem Seitengebäude, und sein Eies edt gerade in ein ffen ner, Brennt nun Strobel nach zehn Uhr noch Licht, ift fein Chef am anderen Morgen saugrob. Was macht nun fetrooei, daß er Licht brennen kann und trotzdem sein Fenster dunkel ift? WaS meinen Sie ?" ..Da kann ich gar nichiS meinen." Er setzt ein Talglicht auf den Fuß, boden und stellt zwischen daS Licht und daS Fenster den Spiegel, so daß dieser den Lichtschein in daS Zimmer zurück, wirft. Auf diese Weise bleibt das Zim, mer dunkel. Nun breitete er die Bett, decke auf den Fußboden, legt sich au1 den Bauch und schreibt im Liegen. Aber daS ift ja nicht beschränkt,' sagte ich, daS ift ia kolossal schlau." Damals," plauderte Jäger weiter, als die junge Dame seine Eau de CologneLiebe so schnöde zurückwies, war er tief unglücklich und verschwor daS Dichten, denn er hatte ne auch angedich, tet, und darüber hatte fie gelacht. Aber seine Verzweiflung dauerte nur acht Tage. Nach acht Tagen lag er wieder aus dem Bauch und dichtete." Im Chausseegraben. Humoreske on Marie Stahl. An der Gartenthür der Lambach, fchen Villa wurde stark geschellt. Die alte Dame, die in ihrem Mittagsschläf, chen gestört war, trat selbst an das Fen fter und sah mit Erstaunen einen Dienst, mann, der ein Fahrrad, ein sunkel, nagelneueS Fahrrad brachte und eS Beerboom, ihrem Haus und Garien faktotum, einhändigte. DaS muß ein Irrthum sein, das Rad gehört wohl nach drüben?" rief Ke zum Fenster hinaus. ' Ick soll det Rad bei Herrn Direktor Lambach abgeben", erwiderte der Dienst, mann und trat den Rückweg an. Frau Lambach versank in nachdenkli cheS Sinnen. Ihr Sohn, den fie nur als eine fies tigen Gegner des Radsports kannte, der ftch stets in der Behauptung gefallen hatte, daß die Fahrräder den letzten Rest von Gemüthlichkeit und Poesie aus der Welt fortwirbelten, den Dampf und Elektrizität noch gelassen, ihr Sohn Eduard, der einer lebe zur Bequem, lichkeit wegen schon mit fünfunddreißig Jahren etwa, zur Korpulenz neigte, wollte selbst unter die Radler gehen? Sie suchte noch nach einer Lösung diess Problems, da that sich die Hofthür der gegenüberliegenden Villa auf, eine lunae Dame aus einem ade nog ver aus und war bald auf der Straße, die rnZ Freie führte, verschwunden. Ah! dachte Frau Lambach, aha! Jetzt hatte sie eine ganze Reihe Räthsel aus ein Mal gerathen. ES ging ihr urplötzlich ein Licht auf. warum ihr Sohn den Eckfenfterplatz des kleinen Salons, den er sonst nie detre ten, seit einiger Zeit so sehr geliebt, Sie hatte sich im Stillen über seine sentimentale Anwandlung. Sonnen, Untergänge zu bewundem, fast beuw ruhigt, aber jetzt fiel ihr ein, daß man von jenem Eckplatz aus auch den Garten der gegenüberliegenden Billa übersehen konnte, die von dem penfionirten Oberst HarraS und seiner schönen Tochter Editha bezogen worden war. Und wie verblendet war fie gewesen, als fie sich einbildete, ihr Sohn wäre nur ihr zu Liede dem Berem Hiiari taS" beigetreten! Hatte fie ihm doch dieses Opfer so hoch angerechnet und geglaubt, daß thätsächlich Rückfichtnahme auf ihre Wünsche ihn veranlaßte, seinen Abscheu gegen allen Geschäftsgang zu überwinden. . Natürlich war er nur Editha HarraS wegen hingegangen, und nun fiel ihr ein, daß er von dem letzten Gefellfchafls abend auffallend verstimmt und schlich ter Laune heimgekehrt war. Ja, man hatte allgemein bemerkt, daß der junge Amerikaner. Harry Webs, Editha sehr den Hof mache, und Mr. WebS liebte jede Art von Sport eben so sehr wie Editha. . Er war gerade so schneidig und ab gehärtet, wie ihr Sohn Eduard bequem und verweichlicht, und ein Meister der Radfahrerkunft. Buch der alte Oberst HarraS gehörte zur Zunft der Radler, und s, hatten die Drei für die gute Jahreszeit weite Tou ren zusammen verabredet. Sollte nicht damit das überraschende ganz unerwartete Eintreffen des eben abgelieferten Fahrrades in der Villa Lambach zusammenyangen t Frau Lambach beschloß jedoch, sich blind zu gellen und zu schweigen, wie da? Grab. Wünschte sie sich doch brennend eine so hübsche, vornehme Schwiegertochter wie Editha! Ter Direktor der städtischen GaSan ftalt und Wassermerke, Eduard Lam dach, traf heute schon zu ungewohnt früher NachmittagSftunde von seinem GeschaftSbureau in der heimischen Villa Bester Edi". begrüßte ihn seine Mutter, man hat heute auS Versehen ein Fahrrad bei uns abgegeben, denke nur, wie lächerlich! Ein Fahrrad für Dich! Haft Du keine Ahnung, wo eS hingehört?" .Lächerlich?" fragte der beste Edi schwer gereizt, wenn Du erlaubst, da! Rad ift für mich." .Du haft Dir ein Rad gekauft?" Geschenkt hat eS mir Niemand und gestohlen habe ich eS auch nicht." .Das Rad ift für Dich? Du willst Radkabren?" .Glaubst Du vielleicht, ich .habe esl für Dich gekauft oder für Beerboom? " Aber, um GotteSwillen, Edi, Du kannft doch nicht bedenke doch" .Bedenke, bedenke!" höhnte Eduard, bedenken ist gut für alte Damen! Aber so seid Ihr! Du und der Doktor. Immer am Schürzenzipfel und Rock schooß soll man Euch hängen, immer hinter dem Ofen sitzen, in Watte ver packt! Aber ich hab'S satt l" Frau Lambach konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken. Wo willst Du eS denn lernen?" 'fragte sie mit besorgter Miene. Lernen? Weiber lernen Radfah ren, Männer können!" Jetzt bekam die Mutter wirklich einen Schreck. Ach Gott, sei nur vorsichtig " Der Direktor klingelte ohne Antwort Beerboom herbei. Beerboom, bringen Sie mal das Rad vor die Thür." Frau Lambach folgte besorgt dem Sohn. Herr Direktor, soll ich Sie sesthal ten?" fragte Beerboom. Festhalten? Unsinn! Wozu denn festhalten? Man setzt sich drauf und fährt, eS giebt nichts Leichteres auf der Welt. Das kann jedes Kind." Der Direktor der GaS und Wasser merke nahm einen kleinen Anlauf, wäh rend Frau Lambach und Beerboom in fichtlicher Spannung, auf den Treppen stufen der Villa verharrten. Jetzt schwang er sich mit einem ener zischen Satz in den Sattel, kippte je doch im nächsten Augenblick nach rechts über und lag mitsammt dem Rad auf dem Rasenrondell. Er War -sofort Wieder auf den Bei nen, nahm einen neuen Anlauf, sprang auf, kippte nach links und lag unter dem Rad in einer Teppichbeet.Rabatte. 'Zum Donnerwetter, halte doch mal das Rad, Beerboom, dlS ich im 'Am bin. Im Zug muß man sein, des ist Hauptsache. , Beerboom hielt daS Rad. Der Direktor kam in Zug und rage. wie aus der Pistole geschossen, quer über daS Rasenrondell, gegen den Draht zaun deS Vorgartens, wo er abermals aus dem Sattel, die? Mal aber durch Abspringen auf seine zwei Füße zu stehen kam. Freie Bahn muß man haben, freie Bahn, das ift die Hauptsache, mach das Thor auf, Beerboom!" schrie der Direk tor im Feuereifer. DaS Ach und Weh der seänastiaten Mutter verhallte ungehirt, kaum saß Eduard Lambach mit BeerboomS Hülfe wieder im Sattel, so war er auch schon zum Thor hinaus, die Zurückbleibenden iahen ivn noch eine Weile in Echlan genlinien die Chaussee hinuntersausen, dann war er verschwunden. Unterdessen kehrte Editha HarraS von ihrem Ausflug in gemüthlichem Tempo auf der Chaussee zurück. Sie freute nch des schönen Abends und der ungewöhnlich milden Luft, während sie im Stillen über die Räthsel deS Lebens nachdachte. Ja. es war für fie selbst ein unlöS bare? Räthsel, warum sie den Direktor Lambach so gern hatte, der eigentlich daS Gegentheil ihres Ideals war, und warum fie sich nicht da Geringste aus yarry WedS machte, der doch ganz aus gezeichnet für fie paßte. Und Harr liebte sie, während Eduard Lambach stets an ihr zu tadeln fand. Am uuartigften war er auf dem letz, ten GefellfchaftSabend der HilaritaS ge, Wesen, er hatte ihr gesagt, daS Radfah, ren fei nicht nur unschön, sondern un weidlich. Im höchsten Zorn ihres gekränkten Herzens erwiderte fie ihm, Bequemlich kett und Verweichlichung sei noch viel unmännlicher. . Woraus er mit einem ganz rothen Kopf gesagt hatte, wenn er sich noch so ehr kür eine Dame innrem, sobald er fie ein Mal auf dem Rad gesehen, ver löre fie für ihn jeden Reiz. Da brachte fie eS fertig, mit eifiaer Kälte zu erwidern, fie könne sich über Haupt nie für einen Mann interessiren, der nicht sür allen Sport abgehärtet und ein Radfahrer sei. Und dann ane sie ibm den Rücken gewandt und sich von Harry WebS den Hof machen lassen. Sie waren nun wohl sür immer ser tig miteinander. Für immer! Er war lächerlich, dieser heimlich boh rende Schmerz, der seitdem nicht von ihr wich. In diesem Sinnen verloren, erblickte sie plötzlich von fern einen dunkeln Punkt in Zick'Zacklinien die Chaussee daherkommen. Sie erkannte bald einen Radfahrer. der zuweilen geradeaus schoß, zuweilen in den seltsamsten Krümmungen und allerhand Bogen von einem Grabenrand des Weges zum andern hinüberflog. Mein Gott, der kann ia nicht sahnn! dachte sie, da saufte der Radler auch schon in einem Tempi und einer schnür geraden Linie heran, al! gölte es ein Distanzmettsahren. kurz vor ihr machte er mit der Hand eine grüßende Be wegung nach dem Hut, worauf das Rad quer über den Weg gerade auf einen Steinhaufen lief, und mit Entsetzen sah Editha den Direktor Lambach, in ele gantem Bogen, kopfüber in den Chaus seegraben fliegen, während die Trllm mer deS RadeS nach der entgegengesetzten Seite auf der Chaussee zerstreut lagen. Im nächsten Augenblicke saß fie auch im Chaufsee.Graben und hatte den Kopf deS 'Verunglückien in ihrem Schooß. In Todesangst preßte fie ihr Battist. tuch auf die blutende Stirnmunde, und als fie ihn so bleich und leblos sah, lie fen große Thränen über ihre Wangen. Mein Ge, mein Gott, er stirbt und ich bin schuld," schluchzte fie in Ver zweiflung, da schlug er die Augen aus, sah fie lange an und flüsterte: . Editha!" Sie faßte ihn fester in ihre Arme, in dem fie das tropfende Blut, das ftch mit ihren Thränen vermischte, sanft von sei nem Gesicht tupste. ' Editha, meine liebe Editha," kam eZ leise von seinen erblaßten Lippen. Nicht sterben! nicht sterben!" flehte fie schluchzend, und überwältigt von Angft und Liebe drückte fie ihre Lippen auf die Wunde. Er richtete sich plötzlich auf und schien wie aus einem Traum zu erwachen. Im nächsten Augenblick hatte er fie mit seinen Armen umfaßt und hielt fie fest an seinem Herzen. Die Liedenden vergaßen den Unfall. fie vergaßen, daß sie an einem staubigen Chauneegraden saßen, als sie ftch gegen seitig daS Geständnis; der Liebe auS den Augen lasen und ihre Lippen sich in dem ersten, seligen Kuß zusammensan den. Mann und Weib hatten sich gefun den in dem urewigen, schicksalbesiegen, den Naturtrieb der Liebe, vor dem alle Aeußerlichkeiten, aller Wechsel von Sit, ten und Sittengesetzen Spreu find vor dem Winde, Wolken, die vor einem ein, zigen Siegesblick dieser Ledenssonne zer, flattern. Die Verletzungen, die der Direktor erlitten, erwiesen sich als ungefährlich und zum Glück kam eine leere Droschke deS WegeS daher, welche das Paar und die beiden Räder ausnahm. So ging S heimwärts. Frau Lambach und Beerboom mach, ten große'Augen über die Art, wie der kühne Radsahrer seinen Rückzug hielt, MalitiSs. Schauspieler (der gern engagirt wer, den möchte): Wissen Sie, Herr Direk, tor, wenn ich auf die Bühne trete, bin ich begeistert wie kein Zweiter, ich sehe nichts mehr selbst das Publikum erschwin det!" Direktor: DaS glaube ich gern!" verblümt. A.: Na, WaS sagte Deine Frau, als Du dielen Morgen um vier Uhr heim kamst?" B. (seufzend): .O, die sagt nicht sehr viel!" Ein Glücklicher. Zuchthausdirektor (zum Sträfling, der nach zehnjähriger Haft entlassen wird): Sie weinen?" Sträfling : greuseniyranen, nu brauch' ich doch nit mehr der Frau Direktor ihr lavier! viel, anzuhören, Ausgezeichnete Begründung. In dem StadtabgeordnetenKolle gium einer kleinen Landstadt wird, nachdem ein neues, schönes Rathhaus erbaut worden, der Gedanke angeregt. daß alle Häuser des neu anzulegenden RathhauSplatzeS tn gleichem Stile er baut werden sollen. .Ich bitte Sie, meine Herren," platzt der Stadtverordnete Zapfel heraus, der gern einen guten Tropfen trinkt, .wenn alle Häuser gleich aussehen, wie sin det man denn da nach Haufe?" Lin gutes Mittel. Drozuift: .Nun, find die Ratten an das Gift herangegangen?" Frau: .Sofort!" Droguift: .Da find Sie jetzt wohl von dem aaerzeug vetnitk" Frau: .Bewahre; das Gift muß ihnen wohl gut bekommen, denn fle sin den sich jetzt jeden Morgen zur Fütte rung ein!" Bffenberzig. .Ihr Sohn soll auf seinen Geistes zustand geprüft werden. Was meinen Sie dazu? Hallen Sie Ihren Sohn für irrfinnig?", .Herr Rath da is er viel ze dumm dazu." 8oSbjft. Denken Sie nur, Herr Doktor, wie ängstlich mein Mann ist; er hat solche Angft vor Feuersgefahr, daß er mich nicht einmal an den Kochherd läßt!" .Ach. solch ein Feinschmecker ift Ihr Herr Gemahl?" Unnütze Zrage. Jüngg saßen fröhlich bei dem Biere Vereint der Stünde mancherlei. Und einer war, der trank für viere. Drum fragte man, was er denn fei. Da sprach er nur: .Welch' dummes Fragen. Mich wundert, daß man'S nicht erkennt; Wer soviel Schoppen kann vertragen. Der ift ein ... . luftiger Student! Heroskop sür iMüe. Die Mädchen, geboren Im Januar, sie haben ein Seel'chen, mie'Z Bächlein so klar, ihr Herz auf dem plappernden Zünglein schwebt, und AlleS an ihnen ftetS lebet und webt. Die Mädchen, geboren im Februar ic iiuycii , nuyiivm uri uiy unu Gefahr, sie tragen die Lasten de Lebens so leicht, auch Manche der Jungfrau von Orleans gleicht. Die Mädchen, geboren im Monat März, sie treiben mit männlichen Her ren nur Scherz, doch wer sie verstehet und richtig sie nimmt, fürwahr dann ein köstliches Kleinod gewinnt. - Die Mädchen, geboren Im Monat April, sind launisch und herrisch und schweigen nie stilld'rum, wer solch' ein Mädchen zur Gattin sich nimmt, wohl unter dem harten Pantoffel sich krümmt. Die Mädchen, geboren im Monat Mai. find heiteren Muthes, von Sor gen ganz frei, sie lieben nicht stürmisch, doch innig und wahr, und kränzen mit Blumen den Eh'standSaltar I Die Mädchen, geboren im Monat Juni, verschmähen das Kosen, nicht Abends, nicht früh, verlieben sich täg. lich wohl zwei bis dreimal, und fühlen doch feiten der Liebenden Qual. M. i..k.i. ... . . ni,k..L . : . w in.iii , .. & Die Mädchen, geboren im Juli Monat, sie werden der Liebe und Arbeit leicht satt. Und seufzen zum Monde, verstehen sich nicht, umdüstern mit Schmermuth ihr holdes Gesicht. Die Mädchen, geboren im Monat August, sind ftetS ihrer Reize zu sehr sich bewußt, vertändeln am Spiegel die goldene Zeit und blicken auf schönere Schwestern voll Neid. Die Mädchen, die Monat September befcheert, bekümmern sich fleißig um Haus und um Herd; fie wissen in Küche und Keller Bescheid, d'rum glück lich der Mann, der solch' Mädchen sich freit. Die Mädchen, geboren im October Mond, find nur ein geräuschvolles Leben gewohnt ; fie lieben Theater. Conzerte und Ball; man sieht fie. wo fich'z gut lebt, überall. Die Mädchen, die Monat November uns giebt, find würdig der Liebe und werden geliebt; d'rum frei ift ihr Köpf chen und heiter ihr Herz, ihr Seelchen stets lustig, geeignet zum Scherz. , Die Mädchen, die Monat Dezember uns , bringt, sind immer von düsterer Schwermuth umringt; fie sehen Ge spenfter, bei Tag und bei Nackt, und weinen da. wo man sonst jubelt und lacht. . Ach so! .Du. dieser Meier bat da Neck h,l Damen!" Ich dächte nicht! Er treibt kick nock schon jahrelang in Damenkreisen herum und ift immer noch ledig!" ' wink. Köchin (vor dem Manöver): Wirft Du auch häufig an mich denken. chatz?" Soldat: ..jedesmal, wenn ick ein Packet von Dir kriege!" Nette Familie. Wovon lebt der alte Schulze?" .Der borgt überall." .Und was thut feine Frau?" .Die läßt Alles anschreiben." .Und der ältere Sobn. der Lim. tenant?" .Der macht Schulden." .Und der zweite, der Student?" Der pumpt." Zmmer derselbe. Student: .Fräulein Anna, kckenken Sie mir einen Kuß." Kellnerin: .Nein, nein, daraus wird nichts." Student: .Na. dann pumpen Sie mn einen. Sie bekommen ihn am nächsten Ersten wieder." lN,lliH3c ,WaS macht denn eigentlich der B. ren in der Sommerfrische?" .Na. er ervolt ftch von leinen fünf. undachtziz Gläubigern!" Z'us-dcm kramen. Professor: .Herr Kandidat, ich hebe oeben über Zeit gesprochen und bnen eine entsprechende Definition gegeben. Was ift nun Raum?" Kandidat (schlecht vorbereitet, heraus platzend): Raum ift in der kleinsten Hütte für ein glücklich liebend Paar." lnnte gerochen. Frau (gegen Abend ,u ihrem Manne der im Begriff ift. auszugehen): .Papa, weicht Stiefeln soll ich Dir denn zum Ausgehen bereit pellen ; doch Deine . neuen?" Mann: .Nicht doch, die knarren mir ,u sehr. Frau: .narren? Wie kanae ball Du denn da vor. auszubleiben 1