VQ Q A Das Opfer.' Von BitcmUlit 91 a c I a. I. Mit siebzehn Jahnn an einen Mann verheirathet, der beinahe drei Mal so alt war wie sie, wurde Frau Ludervac sehr srüh Wiltwe. Ei war eine zierliche Tame von ele Sanier Haltung und schlanker Figur. Ihr schwarze, in der Mitte gescheitelte Haar umrahmte ein feine? Antlitz von regelmäßigem Oval. Große, sanfte Augen, die ruhig in die Welt blickten, belebten zwar ihr Geficht, aber sie charal teriftrten ti nicht sonderlich. Wenn man fte so anblickte, fühlte man, daß ihre Seele noch kein Unwetter durchge macht, und daß ihr Herz keine Stürme kannte. - Ihr Leben war ohne leidenschaftliche Erregungen vkiflossen. Nur ein ruhiger Hafen war ihn Ehe; den Wellen M Ocean hatte sie nie getrotzt. Sie hatte fUr ihn, dessen Namen fte trug, eine milde, ungetrübte, leidenschaftslose Zu neigung gehegt. . , , Als der Tod ihr den Gatten nahm, hatten ihre Augen Thränen vergossen, und ihr Herzeleid hielt sie für unüder windlich; doch ihre Trauer war mehr äußerlich als innerlich gewesen, denn, ohne eS vielleicht zu ahnen, kannte sie die Liebe nur dem Worte nach, hatte sie niemals ihre wahren Entzückungen em Pfunden. ' Ein Sohn, der zwölf Jahre alt war, als der Bater (tyrb, war die einzige Frucht ihrer Ehe. Der Mutter unähnlich, war das Kind zeitweise von einer beängstigenden Ner vofttät. .Zu geweckt!" sagte der Arzt oft. und er rieth, den Kleinen sehr zu schonen. Da Frau Lubervac nur noch entfernte Verwandte hatte, häufte fte alle ihre Zärtlichkeit auf das liebe Haupt ihres Kindes. Seinerseits hegte der Sohn für sie eine echte kindliche Liebe. Aber ein Kind füllt nicht das ganze Dasein eiper noch jungen Frau auS, und oft empfattd Frau Lubervac ihre Verein famung sehr lebhaft. Sie merkte, daß einer Person ihre Alte eine Stütze nöthig sei. Und der Gedanke an eine Wiederverheirathung ging ihr häufig durch den Kopf, nun. da in den drei Jahren ihrer Wittwenschaft die Zeit sie vergessen gelehrt hatte. Die Vergangenheit legte ihr keine Pflichten einer Treue über'S Grab auf, und bei aller Ehrfurcht vor den Erin nerunaen ihrer Frühzeit, hatte fte doch keinerlei Ursache, auf ein Glück zu ver lichten, da die Zukunft ihr noch brin gen tonnte. Solchen Gedanken gab fte nach, seit sie gemerkt hatte, welchen Eindruck fte auf einen Kavallerieoffizier gemacht, den Hauptmann Pugerol. dessen Blicke sie nicht losließen, so oft sie ihm begegnete. Nicht lange, so gehörte er zum Kreise ihre vertrauteren Verkehrs. , Häusige Besuche des Herrn von Pu gerol hatten ihr Gelegenheit geboten, den persönlichen Werth und die ernsten Charaktereigenschafien uiiann ,u schützen: sie fühlte, daß er sie liebte, und die innen Erregung, die fte in sei ner Gegenwart befiel, hatte ihr der rathen, daß er nicht bloS gefiel, daß auch sie ihn liebte. Ein Apriltag um fünf Uhr. DaS Wettn ist warm und milde. Seit einer Woche stehen die Bäume in Blüthe. Frau Lubervac athmet durch da! offene Fenster ihre Saloni den Duft ein. Ein Zufall hatte es gewollt, daß der Hauptmann sie allein antraf. Sie faßen einander gegenüber. Kein Frem der störte ihr Beisammensein. Sie sprachen ganz leise, obgleich Niemand fte härm konnte. Worte, die aus dem Herzen kämm, traten auf die Lippen. Ja, gnädige Frau, sagte der Haupt mann mit zitternd, gewaltsam unter brücktet Stimme, Sie find für mich die Frau, nach der Jeder sich sehnt, die au, erwählte Gefährtin de Lebens. Seit langem liebe ich Sie. und mein schön ster Traum ist, Ihnen anzugehören. Ich habe eS Ihnen nur deshalb noch nicht gesagt, eil ich eine Zurückweisung fürchtete, die mich tödtlich getroffen hätte; ich bin zaghaft gewesen, weil mir vor der Entscheidung bangte. Wenn Eie mir nicht so theuer wären, würden Sie mein Geständniß schon vernommen haben. Wollen Eie sich meiner Liebe anvertrauen und mich für das Leben glücklich machen, indem Sie meine Frau werden?" Sie hörte lächelnd ihn an. bewegt. Hingeriffen. Diese LiebeSworte waren köstlich Musik für sie. und als er ihre Hand ergriff. Am sie an feine Lippen zu fühnn, kam eS ihr, vor, als ob ein Schleier zerriß vor ihren feuchten Augen, und als eb sie plötzlich den lachenden Horizent eines neuen Leben entdecke. Ja, diese Freude empfand sie zum ersten Male! Diese himmlisch Uebneinftim mung der Seelen. Sie war jung, sie war schön, sie war geliebt sie liebte! Mit inr langsamen und sanften Be wtgung migtt sie sich zu ihm, dr sie verzehrend anblickte. .Liebster!' sagte sie nur. Und sie lächelte ihn an. Da plötzlich wurde er sehr blaß. Sie nahm an! Mit in leiden, schaftlichen Bewegung riß er sie an seine Brust, und sie wechselten den Ver lobungSkuß. ' kUDoch in lauter Echrei eckte fte aus ihre Traum. Die Thür würd geöff net und JacqueS siel bei ihnm Anblick ohnmächtig hin. grau uoervac uurue naj auy reu Eohn und bemühte sich, ihn durch Lied Der Jahrgang 17. kosungen zum Bewußtsein zu dringen. Ihre vor Erregung bebenden Hände er sachten die Kleider dei KindeS zu öffnen, aber sie zitterte so heftig, daß der Haupt mann ihr helfen mußte. Endlich, nach einigen Minuten, kam JacqueS wieder zu sich. Seine Augen öffneten sich, lächelten die Mutter an, aber als sie des Herrn von Pugerol anfichtig wurden, nahmen sie einen Ausdruck des Schreckens und des Hasses an. Die Mutter bemerkte eS. .Ich habe noch kein Recht," sagte sie zum Hauptmann, Sie an meinen Sorgen theilnehmen zu lassen. Lassen sie mich ich bitte Sie mit meinem Sohne allein. , Die Gefahr ist vorüber, und ich habe mit ihm zu reden. Mor gen wollen wir unser Gespräch wieder aufnehmen auf morgen also." . Uns fte reichte ihm zärtlich die Hand. Ohne ihren Wunsch zu erörtern, fügte sich der Offizier. Auch er fühlte, daß seine Gegenwart unnöthig, dielleicht unliebsam sei, und daß ei bester wäre, der unvermeidlichen Aufklärung nicht beizuwohnen. Auf morgen, 'gnädige Frau, sagte er. .und auf immer." n. Ihre Blicke waren ihm gefolgt in dem Gedanken beruhigt, ihn am nächsten Tage wieder zu sehen. Aber wer kennt das Geheimniß der Zukunft, selbst der allernächsten? Oft, wenn zwei Leute sich trennen, und sei eS auch nur auf kurze Zeit, haben sie sich vielleicht zum letzten Male gesehen. DaS unvorhergesehene Mißgeschick ist da; eS lauert unaufhör lich. Man glaubt, sich auf eine Stunde zu trennen, und man ist für immer auseinander gegangen. ' Bei den ersten Worten . seiner Mutter unterbrach JacqueS sie mit einer hef tigen Bewegung. Sie verstärkt die herbe Festigkeit einer Sprache noch, die weit über sein Alter hinausging. .Du bist Herrin Deiner Handlungen wie Deine Herzens, Mutter; aber ich könnte Deine Lieb: nicht mit einem Fremden theilen. Niemals dulde ich einen Stiefvater. Wenn Du Dich wie der verheiratheft, Verlage ich Dein HauS und werde Schiffsjunge, vielleicht noch Schlimmeres aber Du wirft mich nicht wiedersehen!" Er sah sie fest mit harten, unversöhn lichen Blicken an, die nichts besänftigte, weder Vernunftsgründe noch mütterliche Thränen. Wähle!" wiederholte er unaufhör lich. Dann auf einmal, einer unwillkür lichen Rührung nachgebend, schluchzte er. Ach, Mama," rief er, durch dieses einzige Wort ihr die süßen Erinne rungen seiner, ersten Jahre zurück rufend, .ich flehe Dich an, Mama, hei rathe nicht I" Seine Brust hob sich, eine grausige Bläffe überzog sein Geficht. Er hatte seine Hände gefaltet. Frau Lubervac fühlte sich besiegt. Beruhige Dich," sagte sie, ich werde thun, was Du von mir vorlangft, ich schwöre es Dir! Aber Du wirst mich auch sehr lieb haben, nicht wahr? Denn ich bringe Dir ein großes Opfer, ein Opfer, deffen Tragweite zu rotesten Du noch zu jung bist." JacqueS warf sich in ihre Arme und drückte sie wie toll an sein Herz. Und sie weinten lange zusammen. ES war entschieden: da? Weib war todt die Mutter lebte. Sobald Frau Lubervac in ihrem Zimmer war, schrieb sie an Herrn von Pugerol mit bewegten Worten, was sich soeben zugetragen. Der Brief schloß so: Mein Freund denn Sie werden für immer diesen Namen in meinem Herzen behalten vergessen Sie denn unsern Traum. Da! Hinderniß, daß sich zwischen uns erhoben, war unüder windbar. Mein Kind hat sich zwischen unsere Liebe geworfen, und wenn es dem Kummer über unsere Heirath unterlegen wän, würde fein Andenken inen Abgrund zwischen uns aufgethan haben, den nichts überbrückt hätte. Meine Vergangenheit ist es, die mir verbietet, Ihnen mein Leben zu weihen und das Ihrige anzunehmen. Ich gebe Ihnen Ihn Freiheit zurück, feien Sie glücklich, heirathen Sie ein Mäd chen, das Ihrer werth ist, und denken Sie bisweilen an die, die einsam ihr Leben im Andenken an Sie beschließen wird." Eie schickte den Brief ab; eine Stunde später kam die Antwort. Ich gehorche, gnädige Frau." schrieb Herr von Pugerol, und ich werde nicht thun, um durch meine Bitten ihren Entschluß zu ändern; ich werde nicht einmal versuchen. Sie ein letztes Mal zu sprechen. Da! Wiedersehen würd meine Kräfte übersteigen. Ich fliehe diese Qual, denn ich fühle, daß Ihr Entschluß unwiderruflich ist. Ich werde mich einer Erpedition anschließen. !Ei erden mich nicht wieder sehen. Ämtagsgast. Beilage zum Nebraska StaatS-Anzetger. Aber von Ihrem Anerbieten, meine Freiheit zurückzunehmen, mache ich keinen Gebrauch. In alle Zukunft ge höre ich Ihnen. Auf ein Zeichen von Ihnen werde ich wiederkommen, und ich werde nicht über ein Leben verfügen, das Ihnen gehört. Jch liebe Sie." ' Frau Lubervac weinte, als sie diese Worte las, aber fte antwortete nicht. Der Kelch war bis zur Neige geleert. III. Fünfzehn Jahre find verflossen. - Sie waren gnädig mit Frau Luberac ge Wesen, denn sie haben ihr keinen Rum mer gebracht. Die Tage waren einan der friedlich gefolgt. JacqueS ist ein Mann geworden, und sein Betragen ist musterhaft geblieben. Ruhig hat sie neben ihm gelebt, sie hat keine andere Aufgabe gehabt als feine Erziehung, kein anderes Glück als feine Freuden. Jetzt wird sie ihr Werk krönen und ihn mit einem jungen Mädchen verhei rathen, die ihm gefällt, die sich in allen wünschenSwerthen sozialen Verhältnissen befindet. Und fte träumt davon, ihr Leben am Herde ihrer Kinder zu be schließen. Frau Lubervac ist noch schön, obschoN zwar ihre Haare schneeweiß. ihre Ge fichtSzüge find fein geblieben. Wenn man sie so steht, könnte man meinen, ein gepuderter Frauenkopf deS achtzehn ten Jahrhunderts trete auS seinem Rahmen. In einen bequemen Seffel zurück gelehnt, plaudert sie traurig mit ihrem Sohn, der in dem Gedanken an seine bevorstehende Heirath strahlt und Luft schlösset baut. Man spricht von der Einrichtung des jungen Haushalts. Siehst Du, Mutter." begann JacqueS plötzlich, .Du mußt regelmäßig an bestimmten Tagen bei mir zu Tische sein. DaS ist die einzige-Möglichkeit, sich oft zu sehen. Die Frau wurde bleich, als sie diese grausamen Worte hörte. Niemals war ihr der. Gedanke gekommen, sich von ihrem Kinde zu trennen, von ihm, dem sie alles geopfert hatte. Und sie hatte immer gedacht, daß auch er sie nie von sich lassen würde. Ader der Stolz ge stattete ihr nicht, über ein Arrangement zu reden, das sie kränken muß. Gewisse Fragen find entschieden, sobald sie gestellt werden. Von dem Augenblick an, da ihr Sohn sie nicht in seinem Hause behalten will, von dem Augenblicke an, da er sich anschickt, seine Glück ohne fte zu grün den, mit welchem Rechte sollte fte sich zu widersetzen versuchen? Vielleicht hat er gar Recht, der junge Herr, der kei nen Dritten will, zwischen seiner Frau und sich. Mütterliche Zärtlichkeit ist manchmal lästig. Dann hat jede Ge neratim ihn eigene Auffassung, ihren Geschmack, ihre Freuden. Die Gegen wart läßt sich nicht mit der Vergangen heit in Einklang bringen. Frau Lubervac beherrscht ihre Er regung. Jetzt ist er logisch, ihr theurer Sohn: damals hatte er Unrecht mit seiner lind lichen Eifersucht. UebrigenS, vom gesellschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, ist sie eine glückliche Mutter. Der Sohn muß ihrem Stolz schmeicheln. Er hat ge arbeitet, er ist geehrt, er wird ein ange seheneS Familienhaupt werden. Warum sich beklagen? Nun also! Schweig', schwaches Herz. Die traurige Mutter zwingt sich, zu lächeln, sie spricht von der WohnungS einrichtung. Aber ihre Gedanken sind nicht dabei. Sie weilen im Vergange nen; sie denkt jene? herrlichen Kriegers, der sie einst liebte, den sie niemals wie der gesehen, und von dessen ruhmreicher Karriere von Zeit zu Zeit ihr Kunde zu kam. Sie weiß, daß er unverheirathet geblieben. Wo weilt er gegenwärtig, er, deffen Andenken sie immer bewahrt hat? Kürzlich hat sie gelesen, daß er General geworden und auf seinem ruhmvollen Degen KriegSthaten ver ewigt hat. .Gute Nacht, JacqueS," sagte Frau Lubervac. ich fühle mich ermüdet." Sie küßte den Sohn und begab sich auf ihr Zimmer, denn sie sehnte sich nach Einsamkeit. Auf ihrem Tische liegt die Zeitung aufgeschlagen. Mechanisch blickt sie hinein. ,' Plötzlich wird sie bleich. Dort auf der ersten Seite lieft sie mit Entsetzen die Nachricht vom Tode des Generals Pugerol er war in Tonkin gefallen. Ihre Hände zittern; ein tiefer Eeuf zer kommt aus ihrer Brust. Sie erblickt in Gedanken das Dasei, das fte nicht genossen, das sie hätte ge nießen können. daS sie dieseS felbstfüch tigen und undankbaren Kindes wegen ausgefchlazen. Tann entringt sich ihr in Laut der Liebe für den Todten, der unten in Asim. fern von ihr, gefallen ist. Ein Ringkampf. In früheren Tagen, Früh schon hatten die Franzosen un ter unvergleichlich kühnen Führern ver sucht, v die weiten Landftrecken am St. Lorenzofluß und den großen nördlichrn Seen deS amerikanischen ContinentS als Kolonialbesitz zu erwerben, Beftrebun gen, welche von den Königen Ludwig den Dreizehnten und Ludwig den Vier zehnten und deren thatkräftigen Mi niftern Richelieu und Tolbert eifrig ge" fördert wurdkn. Männer wie Sa muel de Champlain und Graf Louis von Frontenac haben ihre Namen mit ehernem Griffel in die Geschichte jener Kolonien eingeschrieben. Die Franzosen hatten es verstanden, sich das zu jener Zeit noch zahlreiche Volk der Huronen, welches in seiner Hauptmasse an dem See gleichen Na menS hauste, zu Freunden zu machen und unterstützten eS in seinen Kämpfen gegen den südlich der Seen ansässigen gewaltigen Völkerbund der fünf Ratio nen, von dem die Huronen oft arg be drängt wurden. Dieser Bund war zwischen den MohawkS, OneidaS, OnondagoS, CayugaS und SenecaS er richtet worden, welche den gemeinsamen Namen Irokesen führten und in den damaligen Streitigkeiten zwischen Fran zosen und Engländern auf Seiten der letzteren standen. Im Jahre 1671 war Graf Frontenac in Neufrankreich, dem heutigen Canada, gelandet und hatte als Gouverneur die Regierung angetreten. Mit einer un vergleichlichen Geschicklichkeit .wußte cr sich rasch die Sprache der Eingeborenen zu eigen zu machen und im Verkehr mit den Kindern der Wälder ist ihm kaum je einer gleich gekommen, er verstand S meisterhaft, sie in der ihnen zusagenden Weise zu behandeln und ihre Herzen zu gewinnen. Die Huronen verehrten ihn und selbst die feindlichen Irokesen be wunderten den kühnen und doch men schenfreundlichen Soldaten in ihm, ob er sie gleich wiederholt geschlagen hatte. Im Jahre 1675 rüsteten sich die fünf Nationen zu einem übermächtigen An griff auf Canada, dessen Pelzreichthum ihnen um so begehrensmerther erschien, als die jagdbaren Thiere in ihren Ge bieten sich sehr vermindert hatten, und Felle ihr einziges Tauschmittel waren, um europäische Waaren dafür einzu handeln. Frontenac erfuhr zeitig ge nug von dem geplanten Angriff der Irokesen, um Anstalten zur Abwehr treffen zu können. Er bot sein Ver bündeten, die Huronen, OttowaS und Illinois zum Kampfe auf, noch ehe sich diese sammeln konnten, mit zweihun dert Grenadieren vom Regimente Ca rignan und ebensoviel bewaffneten Landleuten und Jägern dem Feinde entgegen, um in der Nähe deS Ontario feine rothen Hilfstruppen zu erwarten. In seiner Begleitung befand sich der Missionar Pater Daniel, der gleich dem Grafen in genauer Kenner indianischer Eigenart war. Unter den Grenadieren marschirte ein Mann einher, der wegen seiner außer ordentlichen Körperkraft weit und breit dei Rothen und Weißen berühmt war; dieS war Thomas DierkS, ein Spröß ling der Rormandie. Während sich Graf Frontenac zur Abwehr rüstete, hatte er gleichzeitig auch den Weg der Unterhandlung mit den Feinden versucht um fte entweder hin zuhalten oder zu trennen, und zu diesem Zwecke besonders das Volk der MohawkS bearbeiten lagen, dessen Häuptlingen er schon früher in-schmeichelhafter Weise begegnet war. Ganz unerwartet traf er auf seinem Zuge auf eine stattliche Zahl von deren Kriegern, welche etwas zu hitzig vorgedrungen waren und be reitS nordwärts des Ontario lagerten. Die MohawkS, auf deren Häuptlinge die Schmeicheleien und Versprechungen Frontenac'S nicht ohne Wirkung geblie den waren, sahen mit Ueberraschung die stattlichen Grenadiere vor sich, dergleichen sie bisher noch nie erblickt hatten, schätz ten auch de? Grafen Macht höher als sie wirklich war und liehen den Worten Pater Daniels, der sich kühn, sobald ih Anwesenheit bekannt war, zu ihnen be geben hatte, und sie zu friedlichen Un terhandlungen ermunterte, anscheinend geneigte Ohr wohl gleich dem fran zösischen Führer auf zeitige Verstärkung hoffend, um mit sicherem Erfolg angrei fen zu können. Nun befand sich in ihrer Mitte in Häuptling Sawatha, der Eichbaum, dem gleich dem Normannen eine unge wöhnliche Körperschaft nachgerühmt wurde. Sawatha war der Stolz seines Stamme!. Wie e in diesen Grenzkriegen natürlich, hatten beide Männer schon von einander gehört, ohne doch bisher zusammengetroffen zu sein; aber jeder kannte den Ruf unvergleich lich Körperftärke, welcher den Gegner Ro. 4. begleitete, und brannte darauf, sich mit ,hm zu messen. Als Vater Daniel dei den MohawkS war. fragte Sawatha höhnisch: Ist der dicke Büffel" (er meinte damit atjo inaZ DierkS) bei euch? Ich möchte ihn sehen, oder verkriecht er sich vor dem Schatten deS EichbaumS"? DieS gab dem Pater Daniel den Ge danken ein, um Zeit zu gewinnen, da er den Versprechungen der heimtückischen Indianer nicht traute, einen unblutigen Zmeikampf zwischen diesen beiden be rühmten Athleten zu veranstalten, ein Schauspiel, welches die Indianer sehr liebten. Als er stö in diesem Sinne äußerte, ergriff der Mohawk begierig die Ge legenheit. sich auf diese Weis mit dem Rivalen zu messen, und seine Stam mesgenossen stimmten ihm so bereit williger bei, als sie sicher auf seinen Sieg hofften. Als Frontenac diese Angelegenheit unterbreitet ward, äußerte er nur seine Bedenken aeaen eine Hinterlist der In dianer; doch hierüber beruhigte ihn der Pater mit der Verftcherung, vag die Häuptlinge ihr Wort, nicht in den Kampf einzugehen, oder währenddeffen anzugreifen, halten würden wie der Graf das feine, woraus der Gras inne Einwilligung zu dem Ringkampf gab. Thomas DierkS, gefragt, ob er die Herausforderung des Wilden anneh men wolle, erklärte sich lachend bereit dazu. Alle Vorbereitungen zu dem Ringen wurden nun getroffen. Gegen das Wort Frontenac'S gaben die Mo hawkhäuptlinge, denen der höfliche Franzose viel Artige sagte, da ihre und ein Kampfplatz wurde gemeinsam ausgewählt, den beide Parteien nur in gemeffener Entfernung umstehen durf ten. Ihre Aufregung nur mühsam unter stoischer Außenseite verbergend, harr ten die Indianer deS starken Weißen, der eS wagen wollte, sich mit ihrem Sawatha zu messen. Auf ein ge gebeneö Zeichen traten nun die beiden Männer, nach Uebereinkunft entkleidet, in die Mitte deS frei gelassenen Rau meS. Auf der einen Seite standen Grenadiere, Waldleute und Pater Da niel und über ihren Häuptern ragte das Lilienbanner Frankreichs, auf der an deren die federgeschmückten Mohawk kriegn. Der Graf hielt sich, um jeder india Nischen Teufelei gewachsen zu sein und den Ueberblick über allenfalsige Bewe gungen deS Feindes nicht zu verlieren, mit dem Gros seiner Truppen in dem Hintergründe. Thomas DierkS erblickte seinen Geg ner nicht ohne zu erstaunen. Sawa tha, ein Mann von hoher Gestalt, zeigte eine Muskulatur von ungewöhnlicher Ausbildung, und wie gewandt die Ro then warm, wußte der Rormane aus Erfahrung. Er sah sofort, daß er es mit einem ebenbürtigm Gegner zu thun habe, und dies machte ihn vorsichtig. Der federgefchmückt Sawatha schaute mit einem hochmuthigen Lächeln auf Thoma, deffen eisenfkfter, massiver Bau ihm wenig zu imponiren schien, hernieder. Auf ein mit einem Mu schelhorn gegebenes Zeichen konnte der Kampf beginnen. Sawatha begann den Normannen zu umkreisen, so daß dieser sich drehen mußte, um dem Gegner immer die Snm zu bieten. Schneller wurden 'die Bewegungen deS Indianers und plötzlich warf er sich mit einem ttegerifchen Sprung auf DierkS. Nicht viel Männer hätten die fem plötzlichen Ansturm gestanden, aber der Normanne, der Sehnliches erwartet haben mochte, stand eifenfeft. Der ge wandte Wilde hatte aber den Untergriff erlangt. Doch dieS focht DierkS, deffen Kreuz aus Stahl gefügt schien, wenig an. Gewaltige Anstrengungen machte der Indianer, den Normannen nieder zureißen, und wußte dabei mit großer Gewandtheit dessen Griffe wirkungslos zu machen. Aber DierkS stand fest und bewahrte feine ganze Ruhe, während der Mohawk durch feine so vergeblichen Anstrengungen in Zorn gerieth. In nicht geringer Aufregung wohn ten die Zuschauer diesem durch die unge wöhnliche Körperkraft der Kämpfer furchtbaren Schauspiele bei. Immer wilder und hitziger wurde der Wilde, der auch durch größere Leideslänge einen Vortheil über den mehr stämmig ge bauten Normannen hatte, und schon athmete er schwer. Die Aufregung aller Umstehenden steigerte sich. Immer noch hielt sich DierkS in der Defensive und die Anstrengungen deS Indianer wurden sichtlich schwächer. Jetzt aber entfaltete der Grenadier seine ganze ge waltige Kraft und faßte mit ehernen Händen dei Gegners Kehle und Haupt. Der Indianer ließ ein dumpfe Stbh neu hören und feine Züg verzerrten sich. Da befteite in machtvoller Ruck den Normannen von den umschlingen den Armen des MohawkS. seine Hände ließen dessen Kehle und Huupt loi und nun schlangen sich feine furchtbaren Arme um den nackten Leib deS halb de täubten Wilden; mit unwiderstehlicher Kraft preßte er ihn an feine mächtig Brust, fo daß jenem der Athem schwand.' hob ihn plötzlich hoch empor und schleu derte den Körper mit gewaltiger Wucht zur Erde. Besinnungslos lag Sawa tha da. Ein hallender Jubelruf der Fran zosen begleitete den Sieg de Grena dier; finster und wortlos standen die MohawkS da, aber ihre funkelnden Augen drückten grimmigen Haß aus. Eines geringen Anlasses nur hätte e bedurft und die Wilden würden mit indianischer Wuth auf die Weißen loS gestürzt sein. Für einen solchen Fall hielt indessen Frontenac den Haupttheil seiner Mannschaft in Schlachtordnung und ließ jetzt, als der Sieg vollendet war, die sechs Tambour, welche er mit führte, Wirbel schlagen. Die feste Hal tung der stattlichen Grenadiere und der ungewöhnliche, in diesen Widern nie gehörte Laut wirbelnder Trommeln ver hinderte einen Ausbruch indianischen Zorne!. Sawatha wurde hinweggetragen, während Thomas Dierk lächelnd die Glückwünsche semer Kameraden entge gennahm. ' Den abergläubischen Mohawk er schien diese Niederlage ihre gefeierten Helden beim Beginn eine Kriege Un heil bedeutend und ehe eine Stunde ver gangen war, hatten sie, ohne einen An griff ersucht zu haben, den Rückzux angetreten, um zur Hauptmacht der Irokesen zu stoßen. Gleich darauf trafen bei Frontenac tausend Huronen kriegn ein. Die Geschichte berichtet, daß der tapfere Graf auf diesem Krieg zuge gegen die fünf Nationen ihre Macht fast vollständig vernichtete. Im Omnibus. Da Wiener Jlluftrirte Extrablatt" dringt folgende Momentbildchen, ge treu nach der Natur aufgenommen: Ein junger, .aufgeschossener" Mensch mit keckem Schnurrbärtchen und einer Don Juan'Miene springt elastisch in einen Omnibus ein und setzt seine Lackftie feletten in'S richtige Licht, denn Platz ist genug vorhanden, da nur eine elegante Dame und ein älterer Herr im Wagen sind. Zudem fitzt der Herr ganz in der Ecke vorne und sieht auf die in gemüth lichem Trab gehenden Pferde hinaus. Der junge Ankömmling lächelt siege? gewiß. Sein Exterieur und namentlich fein Schnurrbart mußten ja auf die Dame Eindruck machen o, ganz ge iß. Ein Gespräch um jeden Preis. Er fragt recht fesch: Fahren gewiß auch nach Mariahilf, mein Fräulein?" Ein Nicken, ein Blick deS Erstaunens ist die Antwort. Aber die jugendliche Gecken haftigkeit ihre Gegenüber übt eine komische Wirkung auf die Dame auS; ein Lächeln der Ironie spielt um ihren, schönen Mund, als sie die Fragen dei Unwiderstehlichen hört. Ach, der Kar neval! Wie gut daß er zu Ende ist. Freilich, da zarte Geschlecht hält im Tanzen mehr auS. Nicht wahr?" Ich tanzte Heuer sehr wenig!" .Ei. wie ist das möglich! Eine Elfe mit dem Antlitze eines Engels!" .Zu viel der Liebenswürdigkeit, mein Hnr!" ' O, wenn ich Ihnen auf einem Balle begegnet wäre, dann wäre ich Ihnen zu Füßen gesunken und .Nicht so rasch, mein Herr!" Und was hätten Sie darauf geant wartet, wenn ich Sie gefragt haben würde, ob Sie mein sein wollten für' ganze Leben ?" Die Dame erwiederte lächelnd: .Ich hätte Ihnen mitgetheilt, daß ein kleine Hinderniß diesen Bund unmöglich macht!" .Ein Hinderniß?" deklamirt der Jüngling. .Welche Hinderniß könnte es geben, das ich nicht beseitigte!' Da tönte es im tiefen Baß au der Ecke, wo der dritte Passagier fitzt: .Re den S' net f dummes Zeug. Da? is ja meine Frau!" Der Courmacher klingelt, er muß gerade jetzt ausfteigen! ossuth's Mutter. , Zu dm schmerzlichsten Prüfungen im Leben dieses hervorragenden ungarischen Patrioten gehörte es. daß seine Ver bannung ihm verwehrte, an das Sterbe bett seiner Mutter zu eilen. Sie lebte in den ärmlichsten Verhältnissen in Brüssel und wünschte den Sohn noch malS zu sehen, bevor sie stürbe. Die belgische Regierung wollte offuths Ge such, die Mutter wiedersehen zu dürfen, nur unter der Bedingung gestatten, daß n sich die stete Begleitung eine Polizei beamten gefallen lasse. Dn Sohn wäre wohl selbst auf diese demüthigende Be dinzung eingegangen, aber sobald die Mutter davon gehört hatte, untersagte sie dem Sohne selbst seinen Besuch. So starb sie ,u End des Jahre! 1802, mit ihrem letzten Athemzügen den Sohn noch segnend. t' Unglückszahl. Der Michel im Wirthshaus Ter jammert net schlecht ; Daß f z dreizehnt am Tisch san, TöS is eahm net recht. No", moant da der Hiasei. .Da ocß , an' Rath: Mir schmeiß' Di' außi Na' iZ V Zahl wieder g'rad!" t i