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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 22, 1897)
SO ffl Q r A V V Doppelgänger. Von Heinrich 1 0 r n b e r g, S mundnbar eS ist, daß Mutter Natiir unter. Millisnen und Millionen von Menschen Jeden als einen anderen, d. h. mit verschiedenem Aussehen,' Aus druck und Gaben zu schaffen vermag, ebenso munderbar und noch wunder barer ist eZ, daß sie manchesmal einer gleich unerklärlichen Laune nachgiebt und ohne rechten Zweck und Sinn ur Plötzlich Manschen schasst, die einander zum Verwechseln ähnlich" sehen. Eines schönen TageS trafen auf der Promenade eines der fashionabelften Bäder Amerikas zwei Männer zusam men, die beim gegenseitigen Anblicke wie gebannt vor einander stehen blieben und sich mit weit aufgerissenen Augen eine Weile wie sprachlos anstarrten. Jeder sah einen untersetzten, wohlge nährten, behäbig aussehenden Mann mit einem schwarzen, etwas ruppigen Barte, einem glänzenden Cylinder, braunem Ueberzieber und grauen Bein Neidern vor sich. Kurz, Jeder sah einen Menschen vor sich, der genau so aussah, wie er selber. Keinem von Beiden siel eS aber ein, die Worte Tromio's zu brauchen: Ich sehe an Dir, daß ich ein netter Kerl bin." Der Eine jedoch, und zwar der, der zuerst seine Fassung ge wann, fuhr wüthend heraus: Mist Gould, nicht wahr?' Worauf der An den erwiderte: Ich glaube ja, und wenn Sie andere Kleider trügen, dann wüßte ich e! gewiß," worauf der Andere schrie: Lassen Sie sich lieber ihren Bart , scheeren damit man weiß, wer Sie find und wer ich! Die Wuth deS Anderen, eines der be deutendsten Aerzte von New York, hatte nämlich seinen guten Grund, denn seit man wußte, daß der Napoleon der amerikanischen Eisenbahnen" in dem Badeorte sei, wurde der gute Doktor auf Tritt und Schritt von Leuten der folgt, welche im Börsenspiete lyr Gel anlegen und nun die Rathschläge des , unfehlbaren Börsenkönigs einholen wollten. Dann wieder wurde er von Bittstellern überlaufen, und eines Tages wurde er sogar von einem , Opfer" Jay Gould'S beinahe niedergeschlagen. Am allerwüthendsten ,aber war der Doktor geworden, als ihm Einer auf die Schul tern geklopft und ihn, den eingefleischten Junggesellen, gefragt hatte: Na, wie ist' denn mit der Wiege, liegt chon was drin?" und er dann in einer Zei tungsnoti, erst die Erklärung fand. Da stand nämlich: Im Hause Gould sieht man einem freudigen Familienereigniffe entgegen und Mifter Gould hat seiner Frau eine- goldene, Wiege zu Geschenk gemacht." Ein sehr ergötzliches Abenteuer hatte auch Richter Poland von Vermont, eine in amerikanischen Kreisen wohlbekannte Persönlichkeit. Bei einer Hochzeit trat nämlich ein junger Mann auf ihn zu: Nein, wie ich mich freue, Sie wie der zu sehen, ja, kennen Sie mich denn nicht?" Bebaun sehr, habe wirklich nicht das Vergnügen." Aber wir waren doch vor zwei Iah ren in Meziko zusammen. Sie müssen sich ja daran erinnern!" Bebaun unendlich, da ich mein Leb tag nicht in Meziko gewesen bin, Wie, so find Sie nicht der englische Gesandte Sir Edward Thornton?" Fällt mir gar nicht ein. Mein Name ist Richter Poland von Vermont." Ein paar Tage später geht derselbe junge Mann auf den Botschafter Thorn ton zu. , ES war doch ein famoseS Mißver ftündniß neulich," sagte er ihm, als ich Sie für den alten Kerl, den Thorn ton. hielt." Und für wen halten Sie mich jetzt?" .Für Richter Poland von Vermont, selbstverständlich." Bebaun sehr, aber mein Name ist 'Thornton," sagte der Botschafter und ließ den unglücklichen jungen Mann stehen. Die originellste Toppelgängerfchaft. die e überhaupt giebt, ist die zwischen den berühmten Komiker Toole und dem früheren Lordmayor von London. Eine TageS war nämlich Toole Gast im Hause deS Mayor. Plötzlich wurde der Mayor dringend abberufen. Die Gesellschaft tonnte er doch beim besten Willen nicht im Stiche lassen, Glad ftone. den Premier, durste er auch nicht arten lassen, und so ging er denn schnell entschlossen auf Mr. Toole zu. Toole, ollm Sie mir nicht einen Ge fallen thun? ollen Sie nicht, bis ich ziederkomme, meine Rolle übemeh mm?' Wenn eS weiter nichts ist, mit Ver gnügen." . . Und Mifter Toole spielte seine Rolle s gut, daß Niemand, nicht einmal die Lady Mayoreß etwas von der Unter fchiebung merkte. Ja noch mehr. Toole hi,H als der Lordmavor zurückkam. gerade Encle und brzauberte Alle durch Itlltt levenswliroigieii une ,ri uut lvnidelnde Laune. Plötzlich streckte er dem Neuangekommenen die Hand rat gegen. , b. Toole. dai ift reizend, daß Sie da find. Tragen Sie uns einmal etwa! vor." Der Lordmayor lachte und betheuerte, daß er auch nicht zwei Zeilen auswendig kenne, wa natürlich eine Sturm des Pioteftti hervorrief. Toole aber that an, ärgerlich, stand uf, dnhte dem Lordmayor den Rücken nd sagte ostentativ: Mit dem omö diantenvolke ift ja nicht aukpikommen.' Eine peinliche Pause, die allerdings, als die Erklärung folgte, einer schallen den Heiterkeit wich. Viele glaubten aber erst dann an die Verwechslung, als der wirkliche Toole sich herbeiließ, eine Soloszene vom Stapel zu lassen. Beim Theater scheint überhaupt das Doppelgängerthu m weniger selten zu sein als anderswo und eines TageS gab eS in London einen glücklichen Theater direktor mehr, und zwar deshalb, weil er einen Doppelgänger gefunden hatte. Er enzagirte ihn sofort ali Sekretär und verpflichtete ihn) genau dieselben Kleider zu tragen, wie auch er sie trug. Und das hatte seinen guten Zweck, denn so oft Jemand um Vorschuß kam, sagte der Direktor stets: Ja, da müssen Sie sich an den Direktor wenden, ich bin nur der Sekretär." Auf eine ganz eigenthümliche Weise machte vor Jahren auch Marianne Brandt, die berühmte Münchener Sän gerin, die Bekanntschaft deS Liederdich terS und Komponisten Lovett King, Sie ging nämlich in London, wo sie gerade gastnte, direkt auf ihn zu uno: ..Ach Doktor." saate sie. eS ift gut. das ich sie treffe. Könnten Sie mir nicht 'etwas geben? Ich fürchte, ich werde wieder heiser." Da Mlßvev ftändniß klärte sich bald auf: sie hatte den Komponisten für den Theaterarzt gehalten, der ihm frappant ähnlich sah. Lodett King selber, der höchlich amll flrt war, beschloß, die Sängerin, die er auf so eigenthümliche Art kennen gelernt Hatte, au ringen zu hören. Er kaufte sich -ein Billet und ging Abends in S Theater. Er reichte oc3 selbe dem Billeteur, der zuckte die Achseln, lächelte und sagte: Sie brau chen doch bei unS keine Eintrittskarte." Und als er in den Zufchauerraum eiw trat, da klappte ihm der Diener einen Sitz auf, auf welchem er auch sehr ge schmeiozelkUder den Empfang, der ihm, dem berühmten Komponisten, geworden war, Platz nahm. Zwei Minuten später tippte ihm Je, mand auf die Schultern. Pardon, das ist mein Platz." Er drehte sich um und der Andere, der Theaterarzt, prallte entsetzt zurück. Denn er, der da ftand faß schon längst auf seinem Sitze! Seltsamerweise spielte sich ganz die. selbe Szene kurze Zeit später in einem anderen Londoner Theater und zwar dem Strand'Theatre. das unter Lei, tung der MrS. Swanborough ftand, ab. Der Held derselben war diesmal der berühmte amerikanische Autor Ro bert Heller. Sie brauchen doch wohl kein Billet." wurde auch ihm gesagt und zu seinem Erstaunen sofort eine Loge angewiesen, Kurze Zeit später ging die Thüre auf und ein Theaterdiener trat ein. Mifter William." sagte er, MrS. Swaw borouah wünscht Sie zu sprechen." Mich? Lieber Freund, das ist ein Irrthum, denn erstens heiße ich nicht William und zweitens kennt sie mich ja gar man. Aber Mifter William, Ihre Mama wird Sie doch kennen und wenn sie Sie rufen läßt...." Sie sind verrückt," rief Heller. meine Mutter ift feit sieden Jahren todt," und er warf ärgerlich die Logen thüre zu. Nicht zwei Minuten und die Thüre ging wieder auf und MrS. Swan borough, die Direktrice, , trat ein, um zu sehen, ob ihr Sohn den Verstand verloren habe. Das sich nun alles aufklärte und in Wohlgefallen auflöste, ift felbftverstand licd. Hunderte von Beispielen solcher Art ließen sich noch anführen. Eine? der drastischsten aber war wohl die fabel haste Ähnlichkeit bei großen Kaiser Wilhelms mit einem seiner Beamten, dem deutschen Generalkonsul in Trieft, Freiherrn von Lutteroth, welch' Letzterer in seiner Selbstgefälligkeit darüber so weit ging, sogar feine Kleidung zu ber nachlassigen, um seinem erhabenen Vor bilde möglichst auch, darin ahnlich zu sehen. Ja, selbst der berühmte geflickte Baumwollschirm spielte auch bei ihm eine besondere Rolle. Berühmte Doppelgänger unserer Zeit sind: Der gegenwärtige Ezar NuolauS und der kommende Thronerbe von Eng land, der Herzog von Aork. Die natür liche Aehnlichleit der Beiden wird ab sichtlich noch dadurch gehoben, daß Haar und Bartschnitt bei ihnen derselbe ist, und Ezar NicolauS von allen Klei dungSstücken, die sich der Herzog von Zlort machen läßt, ein gleiches Paar nach Petersburg gesendet erhält. In Bedlam, der berühmten Londoner Irrenanstalt, lebt ein Mann, der zu den reichsten und angesehensten Kauf leuten der Eity gehört und den seine Aehnlichleit mit dem Prinzen von Wales zum Narren gemacht hatte. ES wurde allmählich zur fizen Idee bei ihm, daß er der wirkliche Prinz von Wale sei, der Prinz von Wales aber nur ein Usur pator. SineS TageS drang er denn auch in das Palais ein. was ihm nicht schwer wurde, denn die Wachen präsentirtm vor ihm. die Diener verneigten sich vor ihm und der erste Kammerdiener ich entsetzt zurück, denn der Prinz von WaleS. der da auf ihn zukam, der war ja dort, dort, in feinem ArbeitSzim mer. Ja demselben Augenblicke ging- die Thür auf und der Prinz trat herein. Der Andere aber stürzte auf ihn zu und. wer weiß ozu et gekommen wäre, wenn der Kammerdiener sich nicht schnell entschlossen zwischen Herrn und dessen Ebenbild geworsen hätte. Der Schluß der Affaire aber war ich sagte eS ja schon, Beblam, daS Irrenhaus. Der Todte. Skizze von LoniS Bürkner. Wie eS soweit gekommen war? Ach eS war die alte, die uralte Geschichte. ?luna und besonnen und verliebt waren sie, ' verliebt bis in'S Blaue hin ein; eines schönen TageS fanden sie, daß sie einander liebten, daß sie ein seien für alle Ewigkeit. .Sie verlobten sich und waren selig. Sie verheiratheten sich und verlebten nicht nur Fliiterwochen, sondern ein ganze! Flitterjahr. Und dann kam es das sschrea liche, das Unbegreifliche, das, was heute vor ihnen beiden stand als ein drohen deS, furchtbares Etwas, wovor sie beide zurückschauderten, und daß sie doch sahen, fühlten, wußten, uuuai meines Lebens," hatte er ihr in'S Gesicht ge schleudert, als sie vor ihm stand, roth vor innerem Zorn, mit einem scharfen, leidenschaftlichen Ausdruck in dem noch immer so hübschen, mädchenhaften Ge ficht. Sie hatte dazu genickt. .zawoyl, Ouat aucy meines eoens, Aber was hindert uns, das zu ändern, auseinander zu gehen, uns zu trennen ? Warum soll ich mir mein bischen Leben verbittern laffen? So, so, und das von Dir von Dir?!" Und damit war sie zur Thür hinaus, und er war allein in seinem Arbeitszimmer, in dem eine schwüle, beklemmende Luft den Athem hemmte und dessen Schreibtisch von ftei feigem Gebrauch zeugte. Ja, warum nicht? Warum nicht aus einander gehen? Er stützte den Kopf in die Hände und sann nach. AuS lauter kleinen, winzig kleinen Steinchen hatte sich die Mauer ausge, baut, die sie von ihrem Glücke schied, und sie beide hatten, blind und unbedacht. emsig daran gemauert und die kleinen Steinchen zugetragen zu dem Bau und sie fest und dauerhaft ineinander gefügt, Und immer höher wuchs die Mauer und immer fester wurde sie, und da ftand sie vor ihren entsetzten Augen, thurmhoch und unerschütterlich! Mit kleinen Meinungsverschiedenheit ten hatte eS angefangen; böse Zänkereien hatten die Fortsetzung gebildet. Und dann erwieS es sich, daß sie ganz, ganz verschiedene Naturen waren: Er ein Pe, dant in kleinen Äußerlichkeiten, und groß angelegt und groß denkend in allem Ernften, sie, ein wenig unordentlich und genial in dem ersten, und klein und kleinlich im andern. Sie wurden älter. Aber statt daß sie sich in einandergelebt hätten, wuchsen sie auseinander. Fast schien eS ihm, als ob sie manch, mal versucht hätte, sich in seine Art deS Denkens und Fühlen hineinzuversetzen Ja, eS war wirklich so! Aber heute wieder diese Scene! Rein, nein, alles nutzlos! Und war S nicht bester, sie trenn, ten sich? Er sprang auf und kühlte seine heiße Stirn an der Fensterscheibe. Durch den dunkelnden Abend starrte er nach dem Hause gegenüber. Da wohnte auch solch ein Ehepaar, ja, auch ein solches! Auch so eine ewig nörgelnde, kleinliche, rnz, bare Frau; nur daß diese auch noch mit dem Putzlappen umherlief und keifte und zanite um iedes staudcyen. Er mochte auch ein bischen pedantisch und rechthaberisch sein der Mann. Drüben brannte im Schlafzimmer Licht, es war wohl jemand krank Das Mädchen kam mit Licht herein, Ein treues, altes Geschöpf, daS bei ih nen war feit den sechs Jahren ihrer Ehe und eine manchmal spaßhafte Unpartei, lichkeit bewies, in der Anhänglichkeit on sie beide. Sie blieb breitspurig vor ihm stehen, -Na, wissen Sie ti schon, Herr Tok tor'k" WaS soll ich wissen ?" ' Gestorben ist 'r, maustodt, der da drüben 'rüber! N Schlag geknegt, um, gefallen und fort, hast Du nicht gesehen Na ja, viele Thränen wird sie ihm nicht nachweinen, die Seine! Immer krakelt hat er und commandirt und cujenirt das arme Lamm. Aber jetzt kriegt sie feini Jetzl kann sie auch mal machen, was sie will." Gestorben?" fragte der Doktor mechanisch, wer ift gestorben?" Ich sag'S Ihnen ja !" knurrte daS Mädchen, der drüben!" Da wird keine Todtenkerze brennen, und keiner weint ihm ne Thräne nach. Re, dem nicht!" Nun ftand er wieder allein im Zim mer und starrte hinaus auf die hellen Scheiden. Schatten bewegten sich ge schäftig dahinter, trugen und hoben allerlei Dinge. Er sah alles so deutlich auf dem weißen Rouleaur. Und dann noch ein Hin und Her Hin und Her, und dann Stille. Und jetzt kam jemand, ftand im Schatten scharf abgezeichnet. bemegungS lo der Schatten der Frau. Durch des Lauschers Seele zog Un ausfprechlicheS. Wir, tolle, fürchtet liche Gedanken. Wie er so deutlich den Todten sah I Die eingesunkenen Augen, die nicht mehr spähen tonnten nach tau smd kleinen Dingen, den feftgeschlosie nen und, r nicht mehr redete, dem kein böse, höhnisches, verletzendes Wort mehr entschlüpfte. AlleS, alle sah mit den Augen sei ner Seele, üdren er hinüderschaute, schaute auf den bewegungslosen Schatten. Ne, dem weint keiner 'ne Thräne nach !" hallte eS in ihm wieder, so furchtbar, so laut, daß er umschaute, als habe jemand eS neben ihm wieder holt. Der Mann schauerte zusammen und stöhnte. Dann erschrak er heftig. Etwa! sakte seine Hand, und eine schwankende Stimme nannte seinen Namen. Hermann !" Du, Doraf" Hermann, verzeih mir ! Vergiß das, was war! Vergiß alles! Noch einmal laß uns von vorn anfangen. Ich will alles lernen, alles versuchen zu thun, nur versuch' Du'S noch einmal mit mir! Ich hab'S ja schon immer sagen wollen, alle die Zeit her, aber Du warft so gleichgültig, so weit von mir weg. Und deshalb meinte ich, eS sei besser, wenn wir unS trennten. Aber heute Abend" Sie brach ad. Ihre Stimme er stickte in Schluchzen. Er umfaßte sie und zeigte auf das Fenster gegen über. Sie schrak zusammen in seinem Arm und nickte. Ja! Und, Du sahstfie auch, nicht wahr? Nur das nicht, nur nicht so stehen müssen, so und der, zweifeln!" " . Und nicht so liegen," vollendete er, Die Mauer, die fie selber errichtet hatten, brach zusammen, und sie konn, ten in das Land des Glückes schauen. - Räch der Schlacht. Im ersten Bande seines BucheS Un, ter General von der Tann" erzählt der bayerische Hauptmann a. D. Hugo Ar, nold, wie das Biwack bei Sedan in den ersten Tagen nach der Schlacht in be, ständiger Gefahr schwebte, von einer ungeheuren Schaar herrenloser Pserde, die dort zusammengetrieben waren, über den Haufen gerannt, zu werden. Er chreibt: Schon in, der ersten Nacht, die. wir im Freilager vor dem Kanal zubrachten, hatten wir dem unerbetenen Besuch von Artilleriepferden erhalten, die durch den Hunger wild geworden waren, sich aus den Geschirren losgeris, sen hatten und an unsere Laubhütten herangaloppirten, um das Dach über unseren Häuptern wegzufressen. Mit Mühe und Noth prügelten die Soldaten sie fort. Aber weit schlimmer noch führ, ten sich die Pferde der Kavallerie und Artillerie auf, die 10, an der Zahl, in dem Winkel zwischen der Maas, dem Kanal und der Straße don Sedan nach MeziereS zusammengetrie den, on einer dichten Postenkette preußischer Ulanen bewacht und am Durchbruch gehindert waren. Hier er, eigneten sich wildromantische Scenen wie sie auf den Pußten Ungarn? und den Pampas von Südamerika sich ab, spielen. Seit dem Schlachttage hatten die Pserde, wie ich nicht zu erwähnen brauche, kein Futter erhalten; das Gras auf den Fluren war unter den Hufen der sich tummelnden und jagenden sqaaren gar bald zerstampft und um die wenigen Büschel, die nachsproßten. entbrannten die wildesten Kämpfe unter den feffellosen Rossen. Sie hatten sich m eerden gefondert, die fich gegenf, tig den Raum streitig machten der in tollem Laufe, einen muthigen Führer voran, gegen die Postenkette warfen. Bei Tage waren die Wachen durch Zu sammenschließen und den Gebrauch der Lanzen meistens im Stande, die rasen, den Thiere zurückzutreiben und auf die hinteren Schaaren zu werfen, worauf diese in Bewegung geriethen und, nach allen Richtungen auseinander stiebend, die ganze Menge in Aufruhr vraqlen. Wie die brandende See wogten die behenden Massen hin und her, und die flatternden Mähnen und Schweife glichen den weißen Wellenkämmen. Des Nachts dagegen vollführten ganze Heer den mehrmals einen gelungenen Durch bruch. Wie das wilde Heer stürmten fie in jähem Laufe über die Felder durch den dicksten Morast und über flutheten unsere Fnilager, bis wir diese mit unseren Fahrzeugen und gefällten Bäumen verbarrikadirten. Die unlieb sam aufgeweckten und überrittenen Schläfer sammelten sich dann und trie den mit Hussah und Halloh unter Stockschlägen die armen Thiere hinaus den Ulanen zu, die fie schließlich wieder zurückscheuchten. Mir persönlich wurden die Biester am unangenehmsten in einer stürmischen Nacht wahrend der Wache am Kanal. Am Fuße deS TammeS lagen wir ruhig in Laubhütten, da brauste eine wilde Jagd von solchen Thieren über die schmale Tammkrone daher; plötzlich kollerte eine Schaar über die Böschung herab auf unser Lager und in unsere Hütten, so daß sich Mann und' Roß über und unter einander wälzten. ES kostete viel Mühe, die Thien in der Finsterniß auf die Beineund sortzu bringen. Endlich würd eauch ihr L00S erfüllt. Kommissionen von Kavallerie und Artillerie Offizieren begaben sich auf den Tummelplatz und wählten jene Thien aus. welche fich für unseren Dienstgebrauch eigneten. Da ann 6000 Stück. Nach und nach thaten eine Menge von Ossizieren. die Ersatz für zu Grunde gegangen Pferd gebraucht oder sich be ritten machen mußten, das Gleiche, und außerdem noch fanden fich Liebhaber in großer Anzahl in. die sich underechtig ter Wtif Pferde zulegten. So kam daß in unserem Lager auf einmal Alle bkritten ar. selbst mein kleiner Tam bour kam auf einem famosen Berber daher. Dieser Unfug wurde abgestellt, nachdem wir über manche drollige Sonn tagsreiterscene herzlich gelacht hatten. Unter den och übriggebliebenen Tausenden dursten dann die Händler kaufen, was ihnen behagte. Wo das AaS ift. da' sammeln sich die Geier" kaum einige Tage nach der Kapitula tion waren fie in hellen Haufen herbei geströmt. Die Mehrzahl kam auS Belgien, aber auch aus den Rheinlanden fanden fie sich ein. Die Lcute erwarben einige Tausende ; waS dann noch übrig blieb, fiel dem Tode durch Erschießen anheim. Da war noch gar manch herrlicher Gaul dabei, der blos heruntergekommen war und nur der Ruhe und guten FutterS zur Erholung bedurft Hütte ; jedoch wo her hätte letzteres genommen werden sollen?" Was die Einbildung thut" beweift folgender Vorfall, der sich vor kurzem in Eberode zugetragen hat. Vor einigen Wochen führte dort ein Verein daS Theaterstück Der Wunderdoktor Ast" auf. Die Darfteller, besonders aber der Träger deS Titelrolle, verstan den ihre Rollen so vorzüglich durchzu führen, daß die Anwesenden vor dem Wunderdoltor alle Achtung bekamen. Der Triumph der schauspielerischen Leistung dürfte sein, daß ein Einwohner nach Schluß der Vorstellung allen Ernstes das Verlangen aussprach, von dem Wunderdoktor Ast untersucht und behandelt zu werden. Man ging auf den Spaß ein, gab dem Hilfesuchenden zu verstehen, daß dies augenblicklich nicht gut anginge, daß aber der Wunderdok tor später wieder nach Eberode käme, dann könne er sich in dessen Behandlung begeben. So vergingen einige Wochen, in denen eS wiederholt Gelegenheit gab, den eingebildeten Kranken, denn mit einem solchen hatte man eS zu thun weiter in seinem Glauben zu bestärken, und so kam denn der Tag und die Stunde, an dem der Wunderdoktor wieder eintreffen sollte. Der Kranke stellte sich rechtzeitig in der Wirth chast ein und erfuhr dort, daß der berühmte Mann" fich bereits im Nebenzimmer befände und auf ihn warte. Er begab fich nun dorthin und trug dem vermeintlichen Wunderdoktor Ast, der kein anderer als der Darsteller im Theaterstück war feine Leiden vor. Dieser schnittt ihm mit einer großen Schasscheere ein Büschel Haar ab und unter lichte, soweit angängig, den ran, ken, der fich nicht genug wundern konnte, daß der Wunderdoktor seine Verhältnisse und seinen Lebenswandel so eingehend kannte. Schließlich wurde ihm von Ast" eine Salbe, bestehend auS reinstem Schweinefett, überreicht. Höchst befriedigt verließ der Kranke" den Wunderdoktor, und wie er heute noch behauptet, hat die Salbe wun derbar gewirkt und er ist jetzt von sei, nen jahrelangen Leiden befreit. vor Gericht. Richter: Der Angeklagte bestreikt. während der Probe im Gesangverein Lump" zu Ihnen gesagt zu haben!" Zeuge: Gesagt hat er'S auch nicht, aber.. .. gesungen!" kr weiß Bescheid. Aeltlicht Jungfer: ..Ich bin fünf, undzwanzig Jahre alt." HeirathSvermittler : Na, wollen 'mal sehen, vielleicht findet fich ein Leichtgläubiger. Schlau. Vater: Was machst Tu denn da im Dunkeln?" Sohn: Ich kann die Streichhölzer nicht finden und suche sie überall." Vater: Dann steck' doch ein Licht an und such danach. Du Schasskops!" Gemüthlich. Geck: Mein Herr, Sie haben mich Milch deleidigt, da fordert Blut!" Mktzgermeifter: Meinetwegen, mor gen habe ich Schweineschlachten, da lade ich Sie zum Blutwurftessen ein." ' Loshaft. Vater der Braut (zu dem, etwas re duzirt aussehenden Bewerber): .Ein muß ich Ihnen noch bemerken. Mitgeben kann ich meiner Tochter nichts, nicht so viel, daß Sie sich einen neuen Anzug machen lassen können!'- Sicher Seichen. Arzt der Lebensversicherung: .Ift in Ihrer Familie schon einmal ein Fall von Verrücktheit vorgekommen?" Herr: Jawohl, meine Schwester hat au Liede geheirathet, ohne Geld." vor Gericht. Staatsanwalt: Ihr Vermögen ha den Sie in lüderlicher Gesellschaft ver geudet." Angeklagter (heruntergekommener Le bemann): Jawohl, wir haben unS ja auch schon 'mal getroffen!" löblicher vorktz. Ede (zu Lude, den r spät in der Nacht aus der Straße trifft): Na. wo hin gehst Tu?" Lude: . bissel einbrechen." Gröl. Mutter: !r iaht dem fiinh in. Stund leinn Borntiim7i und 8 (ml noc, man zu Dreien aufgehört.- Vater: Vielleicht artet eS darauf, daß Tu aufhörst." Ich trug vich ms dem Arm als Kind. Noch feh' ich Dich, wie Du als Kind, Von nur, dem Spielgenoffen, Getragen wurdest auf dem Arm Oft lang und unverdrossen. Die Zeiten find dahingefloh'n, Kiknell big Du arok aeworden: Doch Dich Und mich zieht' mit Gewalt Noch oft nach den lieven vrien. Mir ift, als würde ich versetzt . In eine Welt voll Sonne, Voll Jugendglück und Jugendlust Und unaussprechlicher Wonne. Und meine Brust schwellt stolze Kraft. Die nimncriiehr wird enden. Ich trug Dich auf dem Arm als Kind, Jetzt trag' ich Dich aus den Handen. Mißverständnis. Fräulein: ..Ich möchte mich gerne verheirathen, können Sie mir keinen guten Rath geben?" 1 HeirathSvermittler: Einen uiaiy ya ich vorräthig, ob er aber gutmüthig ift, weiß ich nicht." . Ans der höheren Töchterschule. Nrnkellar: ..Sie baben also ßen klopfen, Fräulein Ella? Sagen Sie mir doch, welche Empfindung Haben Sie da ungefähr?" Backfisch: Als ob ein Lieutenant in der Nähe wäre!" Nicht anerkannt. Student: Am nächsten ersten" ziehe ich aus, Meister!" Hausherr: Oho, aber nicht eher, bis Sie mich auf Heller und Pfennig bezahlt haben!" Student: Na meinetwegen denn, so bleibe ich wohnen! (Für fich.) So kommt'S oft. wenn man eS wirklich mit den Leuten gut meint." Malitiöse Wendung. Sie scheinen mich für einen einfäl tigen Menschen zu halten?!" I bewahre! ES liegk mir nichts ferner, als die Menschen nach ihrem Aeußeren zu beurtheilen." Unsere Dienstboten. Hausfrau (zu dem neuengagirten Dienstmädchen): Wollen Sie die Stelle gleich antreten?" Dienstmädchen: Gleich nicht, aber vielleicht schon in einer halben Stunde; ich habe nämlich noch anderswo eine Stelle angenommen, da will ich'S 'mal erst Probiren." Unbequem. Student: Nun, wenn Du Dir ein Rad anschaffen willst, Du kannst eS ja thun, auf Ratenzahlung!" ..... Ach. hör' mir auf,, das ift auch langweilig, so ratenweise, schuldig bleiben zu müssen!" S,o,z. Gauner (zum Kollegen): Du haft in Deiner Jugend das Schlosserhandwerk erlernt?" Natürlich; sonst wäre auch nie ein ordentlicher Spitzbube aus mir gewor den!" Der pumxneffe. Onkel: Ich sehe, Du führst ein Tagebuch: hast Du vielleicht zufällig notirt, wann ich zuletzt bei Dir war?" Neffe: Ich glaube kaum; aber daS werde ich in meinem Kassabuch nach sehen können!" Dann freilich! Richter: Sie behaupten, bei Be gehung der That total betrunken ge Wesen zu sein aber der Zeuge hat nichts davon bemerkt." Angeklagter: Glaub'S gern! Der war noch b'soffener als i'!" Dann allerdings! Frau A.: Ich sage Ihnen, ich habe jetzt eine wahre Perle von DienftmSd chen, daS beste, daS wir je gehabt haben." Frau B.: Wie lange baben Sie es denn schon?" Frau A.: Seit heute Morgen." Gute Ausrede. Arzt: .Aber, meine Herren, ich hab Ihnen das Biertunken doch streng der boten, und nun finde ich Sie bereits wieder im ollen Gange." Die Herren: Erlauben Sie mal. Herr Doktor, wir trinken aber beständig gegenseitig auf unsere Gesund heit!" llnrcnvandt. Dame: Ich sag, Ihnen, eS ift feine Cousine." Herr: DaS scheint mir unmöglich!" Dame: Mein Gott, weshalb denn?" Herr: Nun sehm Sie doch, wie er fie immerfort so unverwandt ansieht." Gut rnotirirt. Student: Nickt nmkr Cnkln. in Deinem Testament setzst Tu mir 'waS usr- Onkel (bestimmt): Rein!" ' Student: Und warum nicht?" Onkel: Weil ich an Dir so viel aus zlllksrn all: Zweifelhaft. . (in der Kneipe): Wie. Du willst schon gehen?" B.: .Mensch. Tu weißt doch, ich hab morgen Hochzeit!" .: .Deshalb sollte Tu gerade Kleiden, roer weiß, ob Tu Ldermorzm noch darfst!"