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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 8, 1897)
Treue. Novelle,,, von Philipp "ersanl. 1. Guten Morgen, meine liebe Marie! Ist Fräulein Flonstan schon aufgestan den? Ich möchte mit ihr sprechen." Meine Herrin hat schreckliche Mi grüne, darum ist sie noch nicht sichtbar. Aber treten Sie nur näher, Madame: ich werde ihr sagen, sie möchte ihre Toi leite beschleunigen.' Madame ('hapelain betrat nach dieser Aufforderung, während die Köchin, eine kräftige Person von 30 Jahren, der Kopsschmerzen und andere Leiden dec Menschheit unbekannt zu sein schienen, k,ie Fenster eines ziemlich einfach auSge statteten SalonZ öffnete, die Wohnung. Man befand sich in Batignolle in der iue Rollet. Wenn ti sich um eine schlimme Nach ' richt handelt," meinte Marie iquoziern, so könnte ich sie dem Fräulein dielleicht mittheilen? Das Fräulein ist so zart, so schwach!" - Madame Chapelain nahm den Vor schlag de braven Mädchens mit Ber anitaen an. Ich danke Ihnen. Marie." sagte sie, Sie ersparen mir eine große Un annehmlichkeit, wenn Sie Fräulein Floreftan den Tod meine? armen Onkels mittheilen wollten. Er war ihr Pathe, wie Sie wiffen, und hatte, seit sie ruinirt war, die außerordentliche Güte, ihr eine Rente von 1500 Francs auszusetzen. Doch hat er kein Testament hinterlassen, und das ift von jedem Gesichtspunkte aus sehr bedauerlich. Sie sehen mich untröstlich dariiber, denn diese Rente fällt nunmehr mir zu; ich werde dadurch ein wenig reicher, und Fräulein Flore ftan wird etwas ärmer." Marie wurde so blaß wie ihre Schür. Madame werden doch sicher die kleine Rente weiterzahlen.... Wenn der Wohlthäter des Fräulein ihr nichts hinterlassen hat. so hat ihn nur die Krankheit daran verhindert Meine Herrin besitzt augenblicklich nur 1000 oder 1200 Francs Rente, und das ist gerade so viel, um nicht vor Hunger zu erben." Ich bedaure," versetzte Madame Chapelain, aber Gesetz ist Gesetz, und daS müssen wir Alle respeltiren. , . Adieu, Marie, ich erde vorläusig nicht wieder. kommen. DaS Fräulein muß sich erst an die neue Lage gewöhnen." Nach diesen Worten stieg die Egoistin par excellence" ganz leise die Treppe hinunter! noch war sie nicht auf der unteren Treppe angelangt, als sie hörte, wie Marie ihren Namen rief." Madame, wenn eS Ihnen recht ist," sagte sie, so werde ich meiner Herrin den Tod ihre? Pathen mittheilen, ohne ihr von dem Ausfall ihrer Pension zu erzählen. Ich kenne zwei Personen, die Fräulein Florestan sicher unterstützen werden und darum werde ich scheinbar zum Notar gehen, um die Rente zu er heben. Wollen Madame die Sache we nigftenS geheim halten?" Madame streckte mit großherziger Geberde ihren geschlossenen Sonnen schirm aus, wie Hamlet' Freunde ihre Schwerter, und versprach Alle!, was man haben wollte, wenn man nur ihren Geldbeutel in Ruhe ließ, dann ging sie auf Alles ein! Ja, wenn ich Sylvester heirathen könnte, dann ließe sich die Sache leichter machen," sagte sich Marie, während sie wieder die Treppen hinaufstieg. Aber in diesem Punkte ift Fräulein schrecklich eigensinnig. Sie ift eine Feindin der Ehe und ist ordentlich stolz darauf. Weil ihr Bräutigam sie verlassen bat und sie ruinirt ist, brauchen doch nicht alle Männer Lumpen zu sein. Aber nun hat sie einmal ihre Manie und ist nicht nicht davon abzubringen." DaS gute Geschöpf theilte der alten Jungfer den Tod ihres Pathen mit tau send Umschweifen und Vorbereitungen mit und ertrug mit wahrer Engelsge duld die Thränen, die endlosen Reden und Lobeserhebungen über den Verftor denen. Dann linderte der Kultus der Erin nerung die Bitterkeit der ewigen Tren nung; als dankbares Mündel ließ sie von ihrem Wohlthäter zahlreiche Photo graphien anfertigen; sie kaufte verschie den Rahmen und stellte Blumentöpfe um sein Bild; selbst die, Kaminsimie standen voll. Da aber jeder Kultus mehr oder we niger kostspielig ift, so verlangte Fräu leiu Floreftan jeden Augenblick von Marie, ihrem Ivinanzminifter, Geld. Diese aber ward über diese Forderungen stets ärgerlich, und die alte Jungfer fand, daß ihre Köchin, die sie Allen als Perle" gerühmt hatte, recht viele Feh ler hatte. In der That blieb Marie jeden Mor gen zwei stunden auf dem Markte, ge, rade als wenn sie die kleinen Erbsu, eine nach der anderen eingekauft Hütte. Am Tage bat sie um die Erlaubniß, in ihre Dachstube hinaufgehen zu dür fen, angeblich, um an der Aussteuer ihrer Schwester zu arbeiten, die sich ver heirathen aolle: auf diese Weise entzog sie sich ihrem Dienste wieder auf drei Stunden. Punkt sechs Uhr bracht sie ihrer Herria die Suppe herein, führte das Diner im Galopp zu Ende und ging dann iviedn in ihre Kämmn hinaus. fc-3 Sehr ft hatte sie Fräulein Floreftan überrascht, daß sie äußerst unruhig schlief.ZSu hatte .Zrüume. in denen ihr die düstersten Drachen erschienen. und hüung wunderte sich die alte Jung fer über ihre seltsamen Reden. Ging sie in'S Theater? LaS sie Theaterstücke? Fräulein Floreftan wußte nicht mehr, was sie davon denken sollte. Wenn der Argwohn einmal wach at worden ift. fehlt eS bekanntlich nie an Beweisen, und wenn die Köchin ihre Herrin betrog, so that sie daS nicht immer geschickt. So ließ sie sich mit Snlvefter. ihrem Bräutigam, übn- raschen und hatte in ihrer Verwirrung nicht einmal die Zeit, vier Fllnssranl stücke zu verstecken, die er ihr eben über geben. Warum treffen Sie sich mit ql bester?" fragte Fräulein Floreftan wüthend, während der Liebhader der schwand. Habe ich Ihnen nicht der boten, ihn zu empfangen? Und was ift das für Geld?" Das ift eine Summe, die ich auf die Sparkaffe bringen will, bis wir uns heirathen, Fräulein," stammelte die Schuldige. Fräulein Florestan witterte eine Lüge unter ihren Worten und fragte sich: Sollte ich eine Diebin in meinen Dienst haben?" Von diesem Tage ab hielt eS Fräulein Floreftan für un würdig, ihrer Köchin alle Selbstmorde aus Liebe" vorzulesen, von denen ihre Zeitung meiftentheilS wimmelte, doch sie wollte wenigstens genau wissen, wie sich ihr räudiges Schaf von der Heerde verirrt hatte. Eines Nachmittags ging sie in die Dachkammer der Köchin. Dieselbe war leer. Keine Spur von Näharbeit, kein Stückchen angefangener Ausstattung. Marie hatte als gelogen. , Und sie war abwesend! In dem Korridor der Zimmer des sechsten Stockes stand eine Nachbarin, eine geschworene Feindin Marie'S, die laut zu lachen ansing. Ja. die können Sie lange suchen, Fräulein," meinte sie. Sie ist jeden Tag zwei Mal stundenlang fort, Mor genS und Nachmittags. Und alle Abend geht sie in'S Theater von BatignolleS, wo sie ihr Liedhaber Sylvester häufig abholt. Fräulein Floreftan kehrte zitternd in ihre Wohnung zurück. So lange Jahre hatte sie rückhaltlos an die Treue dieses Mädchens geglaubt. Ihr gelbes G ficht war an diesem Tage noch bleicher und fahler, und sie glich einer Kerze, deren lamme erloschen ift. Am Abend spielte Marie dieselbe Komödie; sie erklärte, sie fühle sich krank und bat. zu Bett gehen zu dürfen. Doch kaum hatte sie daS Zimmer ver lassen, da stellte sich die alte Jungfer an'S Fenster und sah sie über die Straße huschen. Nun setzte sie in aller Eile ihren Hut auf, zog ihren Mantel an und folgte lyrer öailn m gewi ler Entfernung. Sie machte einen seltsamen Eindruck in ihrem altmodischen Kleide, als sie die Schwelle des Theaters in BatignolleS überschritt,- sie, die sich stets geweigert hatte, m Schauspiel zu gehen. Kennen Sie Marie Jamin?" fragte sie erregt den Kontrolleur. Gewiß, Madame", antwortete man ihr. Sie ift sehr pünktlich und kommt alle Abende hierher." Fräulein Floreftan wollte noch weiter fragen, aber plötzlich bemerkte sie Syl bester, der mit einem Billet in der Hand, in'S Theater wollte. Ah, Sie sindS?" rief sie in heftigem Tone. Schön, besuchen Sie mich mor gen, ich muß mit Ihnen sprechen!" Nach diesen Worten ergriff sie die Flucht, und die Kontrolleure und das Publikum hatten die Empfindung, eine Wahnsinnige vor sich gehabt zu haben. die der Aufsicht ihrer Wärter entflohen war. ' 4. Sylvester hatte nicht viel freie Zeit, Er war Kellner in einem kleinen Reftau, rant, das hauptsächlich von Minifterial, beamten besucht wurde. Ausgehen tonnte er nur elten. UebrigenS war er ein ausgezeichneter Kellner. Man schätzte ihn wegen seiner prächtigen stimme, und wenn er Ein Beefsteak" oder Eine Portion Blumen kohl mit Beilage" rief, dann hörte man ihn im ganzen Restaurant. Sein Ehef liebte, feine Gäste achteten ihn. Nichts hätte zu seinem Glück gefehlt, wenn er Marie Hütte heirathen können, und oft hatte er auf Fräulein Floreftan geschimpft, die sich ihrer Verbindung widersetzte. WaS mag sie denn jetzt nur von mir wollen?" fragte er sich. Er mußte den Nachmittag abwarten. Wenn n die Bestecke aereiniat und die Moftrichtöpfe gefüllt hatte, konnten sich nach BatignolleS begeben. .Ich muß Ihnen sagen. Sylvester." begann grüulein Floreftan die Unter, redung. daß ich in ihre Heirath mit Marie willige. Ich will sie nicht dn Gesahr aussetzen, schlecht zu werden. Nehmen Sie sie also mit; "ich werde sie Ihnen nicht streitig machen, da sie ja doch so wenig Anhänglichkeit besitzt, daß sie sich dreimal täglich aus dem Hause entfernt. Ich habe leidn jedes Vn trauen zu ihr verloren." Fräulein entlanm Marie also?" .3.' .Nun gut." rief n. .dann muß ich dem Fräulein sagen, daß Sie an Via tun schlecht handeln!" .Sind Eu tollk" Fräulein weiß also nicht, daß Sie die Pension verloren hat, die ihr ihr Pathe ausgesetzt hatte? Ja. ja. wo wären Sie heute, wenn Marie nicht zwei Aufmartestellen in der Stadt und den Posten einer Garderobiere im Theater zu BatignolleS übernom men hätte, den ich mit Müh' und Noth ihr verschafft habe ? DaS ganze Geld, daS sie verdient, ift für Sie bestimmt, Fräulein. Und dieses anständige Mäd chen, das von mir nicht einmal ein Ge schenk hat annehmen wollen nicht einmal einen filbnnen Fingerhut bat sich oft 20 Franc von mir geborgt, als Sie krank waren!" Sylvester'S Worte wurden plötzlich durch ein heftiges Klingeln unterbrochen; dann meldete Marie'S Stimnie Herrn La Tonfette, den Notaire des Fräu leinS. Herr La Tonfette schien sich am An blick, der zahlreichen Portraits des Ber ftorbenen zu weiden und sagte: Ich komme, um Sie zu fmgen, Fräulein, warum Sie Ihre Pension nicht mehr bei mir erheben lassen!" Aus dem einfachen Grunde, weil ich dazu kein Recht mehr habe. Hatte mein Pathe mich nicht bei seinem Tode ver geffen? Doch, ich bin deshalb seinem Andenken nicht weniger dankbar." Sie irren Fräulein, Ihr Pathe hat Sie im Testament vergeffen, damit Sie keine Streitigkeiten mit den Verwandten haben sollten; doch hatte er mir schon mehrere Monate vor seinem Tode 300, 000 Francs übergeben, die ihr Eigen thum sind. Wünschen Sie, daß ich dieses Kapital weiter verwalte, oder soll ich es Ihnen übergeben? Ich habe die Summe hier in meinem Portefeuille. Fräulein Floreftan rang gerührt die Hände und versetzte mit bewegter Stimme: Ich bitte Sie nur um einen Tau sendfrankschein, mein werther Herr La Tonfette, den Rest behalten Sie und verwalten Sie nach wie vor mein kleines Vermögen." Nachdem die alte Jungfer den Notar hinausbegleitet hatte, eilte sie in die Küche, wo sie ihre Köchin in die Arme schloß und zu schluchzen begann. Marie begriff, daß diese Thränen jede Beleidi gung tilgen, jeden ungerechten Verdacht verschwinden lassen mußten, und sagte in traurigem Tone: .Also behalten mich Früulem wie, der? Aber wenn Fräulein mich be, halten, dann kann ich mich ja nie ver heirathen!" Doch, doch, meine armen Kinder, rief die alte Jungfer, und hier ift mein HochzeitSgeschenk!" Damit reichte sie Sylvester die Bank note. Behaltet Euch recht lieb." fügt- die alte Jungfer gerührt hinzu; ich glaube, es ift doch etwas Schönes um die Liebe!" Die perle. Humoreske von Graf iünlher Ziosenhagen. Gesucht per sofort ein Mädchen. Nur solche, die perfekt kochen und gute Zeugniffe aufzuweisen vnmögen, wer den aufgefordert, sich in den Nachmit tagsstunden zwischen fünf und sieben Uhr zu melden." So inserirten wir in sämmtlichen in unsern Stadt erscheinenden Blättern. Meine Frau hatte sich zuerst an eine Bermietherin wenden wollen, aber die traurigen Erfahrungen, die wir das letzte Mal mit einer derartigen Dame gemacht hatten, bewogen sie doch end lich, von dem gewöhnlichen Wege abzu weichen. Also wir inserirten, und kaum hatte am nächsten Nachmittag die Uhr auf meinem Schreibtisch, die noch dazu vier zehn und eine halbe Minute vorgeht, fünf geschlagen, als sich das erste MSd chen melden ließ. Dfn Ersten folg ten in einem Zeitraume von 20 Minu ten fünfunddreißig Andere und entsetzt ergriff ich Hut und Stock, um dem Hause zu enteilen. Mochte meine Frau seyen, wie he mit den in und durch, einander sprechenden Jungfrauen fertig wurde. Als ich am Abend heimkehrte, eilte mir meine Frau entgegen : Denk' Dir nur, ich habe bereits ein Mädchen , miethet. Morgen hält sie bereits ihren Einzug, ich glaube, diesmal wirklich einen guten Griff gethan zu haben. Lies nur dieses Zeugniß." Ich ergriff den Zettel, den sie mir reichte : Nur mit schwerem Herzen trenne ich mich von meinem Mädchen Meta Ruckel. Drei Jahre ift sie bei mir im Dienst ge wesen und hat sich stets zu meiner voll ften Zufriedenheit geführt. Sie ift ohne Uebertreibung thatsächlich eine Perle. Wenn ich sie gehen laste, so ge schieht es, weil ich in den nächsten Tagen von hin fortziehe und das Mädchen nicht zwingen will und kann, mich nach einer andern Stadt zu begleiten." Tiefe Einleitung bereitet mich auf Vieles vor," entgegnete ich. darf ich fragen, wie viel Lohn Du mit ihr ver abredet haft?" Etwa? verlegen sah meine grau vor sich hin und spielte mit den gingern auf dem Tisch : Daß ihr Mönnn auch alle so furchtbar prosaisch seid und immer nur an da Geld denkt. Etwas mehr Lohn mußte ich ihr natürlich ! geben, mit den 50 Thalern, die dn andere Küchendragonn erhielt, wäre sie selbstverständlich nicht zufrieden gewe fen." Mach s kurz." bat ich. .wie viel n hält her .Nun, wenn du es absolut wiffen, willst Hundntzwanzig Thaler fest, sechzig Mark zu Weihnachten und ein Drittel dn Trinkgelder." Leise pfiff ich durch meinen hohlen Zahn : Aber, liebes Kind, da ist ja unerhört bedenke doch, daS Mädchen hat so gut wie nichts zu thun. Wir find drei Personen und haben eine KindSfrau, einen Diener und dann noch das Mädchen" Aber bedenke." unterbrach mii meine kleine Frau, fte ift doch eine Perle und Perlen sind immer tyeuer." Von ganzem Herzen stimmte ich innerlich bei ich hatte meiner Frau zu ihrem Geburtstag, der in den nächsten Tagen war, ein Perlencollier gekaust und der Hut war mir vom Kopse ge fallen, als ich den PreiS hörte. Wenn schon die todten Perlen so theuer waren. durfte ich mich nicht wundern, wenn die lebenden auch angemessen bezahlt sein wollten. Am nächsten Tage hielt Meta ihren Einzug. Meine Erwartungen waren auf daS Höchste gespannt, aber ich kann wohl sagen, daß fje noch übertroffen wurden. Sie war mittelgroß, schlank und zierlich gebaut, hatte ein hübsche? Gesicht, gute Manieren, war leise und gewandt, kurz und gut, ich konnte nicht umhin, meiner Frau meine Anerken nung über die Acquisttion, die fte ge, macht, auszusprechen. Und denk' dir 'mal," flüsterte meine Frau mir zu, was 'mir am meisten an ihr gefällt fie hat keinen Bräuti gam." Ungläubig sah ich fte an! Das kann ich mir nicht denken, so hold, so schön, so reinlich und dann keinen Bräu tigam, da? glaube ein Anderer !" Aber wahr ift es doch," bestätigte meine Frau, ich habe sie gestern gleich darnach gefragt. Als Antwort rümpfte sie die Nase und sagte schnippisch : Mit so etwas hielte fie sich nicht aus." Nun, unS kann es nur recht sein", bemerkte ich, nun wollen wir unS aber Alle an die Arbeit begeben und die Perle mag ihre glänzenden Eigenschaf ten beweisen." Die nächsten Tage gingen dahin wie im Traum. Meta war wirklich vor züglich; man hörte, sah und merkte übn Haupt nichts von ihr, stets war Alles fix und fertig und doch sahen wir nie, daß fie irgend etwas that. Als meine Frau eines Morgens zu ihr sagte: Heute müssen wir wohl das Tischzeug waschen", bemerkte fie gekränkt : Aber, gnädige Frau, daS ist schon AlleS besorgt, ich bin um 2 Uhr aufgestanden, die Wäsche trocknet schon im Garten." Sprachlos stürzte meine Frau zu mir in das Zimmer : Denk' Dir nur, fie hat schon gewaschen was meinst du sollen wir nicht ihren Lohn er höhen?" Ader ich lehnte diesen Vorschlag ab. obgleich auch ich mit Meta sehr zusrie den war, denn fie kochte meifterhaft. Noch nie hatte ich so gute Saucen, so gute Braten gegessen und stets stand die nppe mit dem Glockenschlag aus dem Tisch. Sie war wirklich eine Perle, von allen Seiten wurden wir um den Schatz beneidet und ein mit der Feder bewanderter Freund, der eine? Mittags von Meta S Rehbraten nicht genug hatte bekommen können, feierte mich in einem längeren Epos IS Perlen besitze,". So waren mehrere Wochen vergan gen, ohne daß wir auch nur den ge nngflen gehler an ihr entdeckt hätten ÄZa rief icy fte eines Abends zu mir in das isimmn: vören sie mal. Meta. es ift ja beinahe unheimlich, daß Sie nie ausgehen. Haben Sie denn nicht irgend Jemanden, den Sie hier de suchen können? Ewig arbeiten muß der Mensch auch nicht, eine Zerstreuung und ein kleines Vergnügen ift um Leben unbedingt nothwendig." Sie hörte mir aufmerksam zu: Ja, ja, der Herr haden wohl Recht, ich habe nur nicht darum bitten mögen, da ich nst kurze Zeit hier bin. Allerdings, was mein Verlobter ist, der schrieb mir schon manchmal, ob ich mich nicht ein mal freimachen könnte." WaS!" rief ich, innerlich erfreut, daß meine Menschenkenntniß mich nicht getäuscht hatte, Sie haben einen Bräu tigam? Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, sondern meine Frau zuerst belogen?" Mit Verachtung und Stolz blickte fie mich an. Ich lüge nie, und wenn ich sage, daß ich keinen Bräutigam habe, dann habe ich auch keinen. Wo werde ich so dumm sein und mich mit so wa? ab geben. Aber mit einem Vnlobten ift das ganz etwas Anderes, so Einer hat wirklich reelle Absichten, da ist nicht so n unsicherer Kram als mit nem Bräu tigam." - Dieser unter! cyied Mjchen einem Verlobten und einem Bräutigam war mir bis zur Stunde neu. aber ich hütete mich, dies offen zuzugeben, denn ich bin der Ansicht, daß man nie und nimmer eingeftehen darf, daß man den Dienst boten an Können und Wiffen nicht eben bürtig ift. So beeilte ich mich denn nur, die Wolken von Meta'S Stirn zu der scheuchen: Wenn Sie heute Abend aus gehen wollen, um Ihren Verlobten zu treffen, so habe ich nicht da! Geringste dagegen, einzuwenden. Wir find doch auf einem Ball und werden schwerlich vor 2 dn 3 Uhr Heimlehren. So lange können auch i meinetwegen fortbleiben, ti ift Ihnen doch lange genug?" sie machte mir einen zierlichen nix, sagte .Danke schon" und verschwand, Eine Stunde später machte meine Frau Toilette sür die Gesellschaft und auch bei diesn Gelegenheit bewies Meta, daß sie wirklich eine Perle war. Sie konnte frisiien, bei dem Anziehen helfen, wußte von selbst, wo noch eine Nadel nöthig war, bewies vielen Geschmack bei dem Fkstftecken dn Blumen und unter stützte meine Frau bei der Auswahl bei Schmuckes. Nein, gnädige Frau, diese Perlen schnür dürfen Sie nicht anlegen, fie ift sür den Ball viel zu schade, denken gnü dige Frau nur 'mal. wenn die Kette bei dem Tanzen sich löst, auf den Boden fällt und zertreten wird?" .Entsetzlich." stöhnte meine Frau, ich würde sofort finden." Nun, nun," tröstete Meta wohlmei nend, so schlimm würde eZ wohl nicht gleich wnden. Aber hier, diese goldene Kette einfach und geschmackvoll, die mllffen die gnädige Frau anlegen." Als wir bald darauf im Wagen saßen und dem Hause unseres Gast geberS zufuhren, schmiegte sich meine kleine Frau an mich: Weißt Du warum ich Dich schon immer bitten wollte kannst Du nicht Meta'S Lohn erhöhen morgen ift ihr Geburtstag thue eS morgen, fie unterstützt ihre armen Eltern fie hat es wirtlich um uns verdient." Ich versprach, mein Möglichstes zu thun, wenn ich morgen gebackene See zunge und Trüffeln zu Tisch bekäme, und meine Frau wiederum versprach, auch ihr Möglichstes zu thun und alles Geld. daS sich etwa noch in ihrer Wirth schaftSkaffe vorfinden sollte, zusammen zukratzen. Ob Meta schon zu Hause ist?" fragte meine Frau, als wir in später Stunde heimkehrten, fie könnte mir so schön bei dem Auskleiden helfen." Aber die Perle war noch nicht da, fie genoß, wie eS schien, die Freiheit in vollen Zügen, und von Herzen gönnten wir ihr die Erholung. Aber auch am nächsten Morgen war Meta noch immer nicht zurück. Ver gebens suchten wir nach einer Lösung dieses Räthsels; sollte die Perle derartig ihre Fassung verloren haben, daß fie darüber so ihre Pflicht vergaß? Kreide bleich stürzte da plötzlich meine Frau zu mir in daS Zimmer: Denk' Dir meine Perlen find verschwunden fie find nirgends zu finden ich wage den Verdacht nicht auszusprechen, denn fie ift doch selbst eine Perle." Gleich und gleich gesellt sich gern," entgegnete ich, nachdem ich mich von dem ersten Schrecken erholt, nun will ich aber gleich zur Polizei gehen." Meine Bemühungen waren erfolglos und ich erfuhr nur, daß das Zeugniß, das meiner Frau vorgelegen hatte, gefälscht war. Die Perle und mit ihr die Per lenkette waren und blieben vnschwun den. Letztere habe ich mit schwerem Gelde letzte' Weihnachten erneuert aber eine Perle wieder in daS Haus zu nehmen, bewegt mich keine Macht auf Erden! , Im ildiz.Palast. Von der Lebensweise deS Sultans macht ein Türke wie es scheint ein Eingeweihter in der letzten Nümmer der .lZontemporary Review" unter der Ueberschrift "Läse at Yildiz" interes sante Mittheilungen. Abdul Hamid hat im Palast von Aildiz, in seinem Harem und den verschiedenen Schlößchen im Parke- mindestens 50 ArbeitsKabi nete. Niemand weiß, wo er irgend einen Theil des Tages oder deS Abends zubringen wird. , Oft verläßt er ein Gebäude durch die Hinterthür und be gibt sich nach einem anderen, während die Schildwachen vor der Thür ihn noch drinnen wähnen. In welchem Theile feines Palastes er sich aber auch befinden mag: Tag und Nacht wird er auf Schritt und Tritt bewacht. Zwischen dem Haupteingang des Palastes und den Räumen, die dem Herrscher als Wohnung dienen, befinden sich vier oder fünf Thüren, vor denen albanesische Schildwachen stehen und durch die Nie mand eintreten kann, wenn er nicht von einem der Kammerherrn oder dienst thuenden Flügeladjutanten begleitet ift, die ohne besondere Erlaubniß die betref sende Person nicht zulassen dürfen. Wo der Sultan schlafen wird, weiß Nie mand im Boraus. - Er besitzt mehr als 50 Betten. Die Schlafzimmer sind don dem übrigen Theile des Gebäudes durch eiserne- Thüren getrennt, deren Schlösser sich durch einen außnordent lichen und finnreichen Mechanismus auszeichnen. Man sagt sogar, daß die Wättde und Decken geheime Verfteckplütze enthalten, die von westeuropäischen kunft geübten Leuten hergestellt find. Und als ob es an diesen Vorsichtsmaßregeln noch nicht genug wäre, liegen zwei präch tige Bernhardiner Hunde stets vor der Thüre des Zimmers, in welchem der Sultan schläft, und fangen bei dem leisesten Geräusch laut an zu bellen. Abdul Hamid ift ein Liebhaber von Hunden und weiß, daß n sich auf diese viersüßigen Wächter sehr gut verlassen kann. Wann hrischan in de öwenkägg . In dem vor Kurzem in Bückeburg weilenden Lömenthealn der Geschwister Berg ereignete sich bei einer von Land leuten stark besuchten Vorstellung sol gend Borfall: Nachdem die letzte Num mn des Programmes ausgeführt ist, Kitt die heldenmüthige Löwendündi gerin" vor daS Publikum un ruft: 1000 Mi. Demjenigen, der eS wagt, in den Lowenkäfig zu gehen." Nachdem diese verheißungsvolle Auf forderung zum zweiten Mal verklungen, erhebt sich aus einer der hintnen Reihen ein Baun und meldet: Ick bau et." Allgemeines Erstaunen! Die Löwenbändigerin, welcher der Gedanke, die vor so vielen Zeugen ver kündeten 1000 Mk. möglicherweise zah len zu müssen, durchaus nicht angenehm ift, bedeutet den Mann, daß daS Unter nehmen aber höchst gefährlich fei. .Ick bau et," entgegnete ruhig der Bauer. Aber bedenken Sie doch, die Löwen sind sehr wild, Sie begeben sich in eine grüßliche Gefahr. Ick bau et," ift die beharrliche Ant wort. Sind Sie verheirathet?" Ja, ick dau et aber." Haben Sie Kinder?" Ja, ick dau et aber doch." Na, wenn Sie denn nicht hören wollen, so kommen Sie, ich will Sie in den Käfig führen." Ja, ick dau et, laten Se man erft die Löwen rut." Merkwürdiges Djturn. Student: Bringen Sie mir eine Flasche Wein, solchen wie ich schon ein mal bei Ihnen getrunken hab'!" Wirth: Aha! AdelSberger das war vom II. Mai!" Wieso ist Ihnen das Datum so un vergeßlich?" Weil Sie diese Flasche bezahlt haben!" tkasemdofblüthe. Sergeant: Der Hauptmann ift der Vater, der Feldwebel die Mutter, die Jnftruktionsftunde die Schule, daS Ge wehr die rechte Hand, die Felddien ft Übungen find die Wochentagsausflüge des Soldaten." Vosliaft. Fräulein Zleltlich: Den Mann möcht' ich sehen, der eS wagen würde, mich zu küssen !" Fräulein Niedlich : Ja, den möcht' ich auch sehen. Der verdiente die Tapferkeitsmedaille." Zmmn Sportsmann. Meine Tochter hat Ihnen Hoffnun gen gemacht, Herr Lieutenant, aber ich habe nach reiflicher Ueberlegung be schlössen, meine Einwilligung nicht zu geben ...." Ah, dann müssen Her Kommerzienrath aber entschieden Reu geld zahlen...." Stärkste leiftung. Fabrikant: ..Ich hoffe. Sie wer den meine Annonce in recht gefälligem Arrangement drucken !" Zeitungsbefitzn : Wenn Sie Ihre Annonce in meinem Blatte lesen kaufen Sie sich selbst 'was ab!" verdorbene Freude., Warum find Sie nur heut' so schlecht gelaunt, Frau Nach barin?'' - Denken Sie sich mein Pech ! In letz ter Zeit war mein Mann immer erft schwergeladen nach Mitter nachtheimgekommen: deßhalb prüparirte ich mich auf eine nie derschmetternde Strafpre d i g t ich sage Ihnen, die ging wie am Schnürchen und nun kommt der doshafte Mensch gerade gestern schon Abends 10 Uhr nüchtern wie 'n Fisch von der Kneipe zu rück!" rfannt. ' Heruntergekommener Lebemann (zu einem mehrfachen' Millionär): ...Ich bitte um die Hand ihrer Tochter, Herr Commerzienrath !" Millionär: Große Ehre.' Herr Ba ron , . . aber verzeihen Sie die Frage : warum fiel Ihre Wahl gerade auf m i ch?" Stufenleiter. Welch' wunderbares Hochgefühl, Wenn Einer sagen kann : ich will!" Beneidenswerth ift auch der Mann, Dn immer sagen kann: .ich kann!" Buch nahm das Schicksal nicht zu scharf Den, der stets sagen kann: ich darf!" Dagegen geht es Jenem schlecht. Der immer sagen muß : ich möcht'!" BejammernSwerth jedoch zum Schluß Ist der, der sagen muß : ,i ch m u ß !" O. E. W. - Zm Zorn. Rentier (zum Maler): Bitte, malen Sie mir meine Frau aber nicdt ae schmeichelt!.. Sie soll 'mal sehen. wie sie ausschaut !" kine liebe Freundin ! Nun. wohin denn mit dem schönen Bouauet, Frau Mlllln?" DaS bekommt die Frau Snfoector zum Geburtstag !" Wie, ich glaubte, Sie seien gar nicht mehr so befreundet mit ihr, wie früher?!" DaS schon, aber fie wird heute 40 Jahre alt und ich bin die Einzige, die' weiß!.. Da muß ich ihr doch gratu lireu !" !TUAf der Eemodndeit, Kaufmann : Sie. Mülln. welch gern'prechnummn hat dn Zuchfabri iant Malier?" lHBucb haltn: Principal !" Kaufmann : was nachlas Nummn 7350, Herr Nun. fen!" n wird schon