Zlirting" Jlmy. Srzählung aS Arizona von W. v. brand. idjitn Wenn c Etwa giebt, da der Mi. kann absolut nicht versteht und demnach auch nicht würdigen kann, s ist eS da .Flirten" der amerikanischen Mädchen. Nicht, als ob die Mezikanerinnen mit den feurigen Augen und den zierlichen Händen und Füßen nicht wüßten, wa! Coquetliren heißt. Im Gegentheil, sie wissen da nur ,u gut, und daZ reizende diel mit dem cher. die herausfor demde Art. wie sie die Enden ihrer Mantilla gerade nur genug über die Stirn hingen lassen, um da! Brillant feuerwerk der dunklen' Augensterne noch effektvoller zu machen, und die graziöse Art. wie sie ihren Rebozo zu tragen wis. sen und das gestickte Taschentuch hanti. ren. da find Alle so viele gefährliche Köder, die sie den Herren der Schk pfung auswerfen, um sie in ihren NeKen ,u fangen. Aber sie thun dies Alle auf unbeschreiblich diskrete Art. und nur selten kommt eS vor. daß eine Ge berde oder gar ein Wort bei all' ihrer Gefallsucht bemerkbar wäre, die gerechte Ursache zur Eifersucht geben könnten. Und so kommt S. daß in Mexiko, ob wohl der Eingeborene aus caftilischem Geblüt auch die heiße Leidenschaft ge. erbt hat, von der Saphir sagte, sie .suche mit Eifer was Leiden schafft," nur selten häusliche Tragödien orfal l,n. Das, was der Amerikaner des Norden Flirten" nennt, ist den Mexi kanern beiderlei Geschlechts völlig unbe kannt. Eine Freiheit, wie sie bei uns die Mädchen genießen, giebt'S da nicht. Bi sie als Braut am Altar an der Leite ihres Erwählten steht, wird sie täglich und stündlich bewacht und be hütet, wie die ja in fast allen Ländern romanischer Zunge der Fall ist. und die geringste Indiskretion ihrerseits würde ihre Chancen, unter die Haube zu kom mm. ernstlich gefährden und sie zum Gespött ihrer Bekannten und Verwand ten machen. In Arizona, wo die eingeborene mexikanische Bevölkerung die Sitten und Gebräuche ihrer spanischen Borfahren fast ganz rein bewahrt hat, sollten die Amerikaner und Amerikanerinnen, die dorthin kommen und in Verkehr mit dem spanischredenden Theil des Volkes tre ten, obige Thatsachen wissen und beher zigen, wenn sie nicht in Trubel" gera then wollen. Am Robbin, die junge Nichte des reichen Rancher Sam Bowle, wußte davon aber Nicht. Sonst hätte sie wohl jenen dummen Streich nicht be gangen. ES kam nämlich f: Am war ein sehr hübsches Mädchen. Ihre lachenden blauen Augen wurden von ei nem förmlichen Urwald von goldenen Locken beschattet, und ihre anmuthige Gestalt, die schlank und biegsam, wie ein Reh war. huschte über den Boden hin, IS wären ihn Fäßchen Flügel. Amy hatte ihre Kindheit im Osten er lebt, und die letzten drei Jahre, seitdem sie von ihrer Mutter in die Gesellschaft eingeführt worden war. hatte sie sich eidlich amüsirt im Sommer in Long Branch. Newport oder Saratoga, im Winter in New Vorl. wo sie zu den Schönheiten gerechnet ward, die auf Bällen und in der Oper ihren vornehm lichen Wirkungskreis haben. - Natür lich hatte sie die letzten drei Jahre ge ' flirtet" welches hübsche amerikanische Mädchen thäte die nicht? Amy aber mehr, als die Meisten. In der That halte sie sich in ihren Kreisen den Spitz, namen Flirling" Amy erworben, eil sie in der Kunst de Coquettiren es zu einer ungewöhnlichen Meisterschaft ge bracht hatte, um die sie ihn Freundin nen sammt und sonder beneideten. Alle ganz unschuldig nicht der ge ingfte Schaden gethan. Ihr Herz blieb ganz, und ihre Verehrer, die sie schaannweise nur viit schönen Worten abgespeist hatte, waren wohl auch nicht besonder tief vom Pfeile Amor' ge troffen worden, wenigsten schien' so. Zu allen ihren Eroberungen, zu allen ihren tollen Scherzen und muthmilligen Einfällen hatten Papa und Mama nur ein geduldige Lächeln. Mein Gott, sagten sie, da Kind will sich eben amü siren man muß ihr den Spaß nicht verderben. Gegen Ende der letzten Saison aber, Mitte März, hieß es in den fafhionablen Kreisen von New York plötzlich. Amy Robbin hab sich verlobt verlobt im Ernst, wie man hinzusetzte. Mit dem stattlichen Paul Banderveer, einem .iunaen Mann mit einer Zukunft.' lie Kühnsten erdreisteten sich. Miß Amy ach der Wahrheit diese Gerücht zu fragen. Ta kamen sie aber schön an. Miß Amy lachte übermüthig, legte dann den Zeigefinger auf die Lippen und sagte, indem sie au ihren dunkelblauen Augen so naiv und unschuldig schaute, ie sie es eben nur fertig brachte: Wenn Sie gefragt tentxn sollten, meine Liebe, so antworten Sie nur rubia. daß Sie' nicht wiffen." ES war ganz einfach Miß Amy wollte sich 01 zuletzt va orrecai ,es meriia ischcn Mädchen nicht rauben lasten, ivre iaene Snrin u sein und zu beißen. E war eben ein unverbegerliche .Fürt," diese Miß Amv. Und ihre Mutter stand dabei und lächelte. Und im April ar sie dann in rizcma auf Besuch bei ihrem Onkel. dem steinreichen alten Sam Bowle, dessen schier unermeßliche Ranch in Llano County und dessen 60,000 Rinder und Pferde bis nach Tucson hin jedem Einwohner sprichwörtlich waren. Sein Brand", der Stern im Halb, mond, war berühmt in den StockyardS in Chicago. Aber sonst war Sam Bowles ein komischer Kau, Hage stolz, Weiberseind, ohne jede andere Leidenschaft al seine Ranch. Er trank nie, er rauchte nicht; ja, er spielte nicht einmal Poker oder Monte, eine fast un erhörte Thalsache in jener Gegend. Im Winter war der närrische Alte in Washington gewesen, eS handelte sich dabei um einen wichtigen Punkt, die Wafferrechte im westlichen Gebiet der Ranch. Nachdem er diese Angelegenheit zu seiner Zufriedenheit erledigt, war Onkel BowleS auf einen Abstecher von wenigen Tagen nach New York gegangen, wo er gastfrei in dem prächtigen Heim der Familie Robbin aufgenommen worden war. DaS war nicht so ganz uneigen nützig, denn obwohl die RobbinS selbst reich waren, so lebten sie doch seit Miß Amy in die Gesellschaft eingeführt wor den war, etwas über ihre Mittel, und die schlaue Mama RobbinS, die immer die Lieblingsschwefter deS alten Ranchers gewesen war, dachte bei sich, es könne jedenfalls nichts schaden, wenn sie und ihr Töchterchen einmal den kinderlosen Alten beerbten. -Natürlich ließen sie nichts von diesem Gedanken merken, und e kam ganz aus dem Herzen des Onkel Bowles, als er beim Abschied seine Nichte dringend aufforderte, ihm vor ihrer Hochzeit, die auf Juni feftge setzt war, einen Besuch auf feiner Ranch zu machen, von der er ihr Wunderdinge erzählt hatte. Er hatte das muntere, schelmische Mädchen wirklich lieb gewon nen in der kurzen Zeit. Und da Amv von der Unmasse Bällen und sonstigen Vergnügungen während des Winter wirklich etwas angegriffen war und ihrer Gesundheit vaS milde, kräftigende Klima Arizonas ledeinaiis nur gut thun würde, lo tagte ne bereitwillig zu. Und da war sie nun. Die erste Woche war ihr alle so sremd und neu gewesen, alles hatte einen so ganz m deren Anstrich, als sie bi dahin ge wohnt gewesen war, daß sie gar nicht zur Besinnung kam und sich wirklich lehr gut die Zeit vertrieb. Ueber die Prairie dahinzusausen auf den wilden Ponies, den aromatischen Duft deS jungen EraseS und der ersten Blumen, die schon zwischen dem Grün hervor, schössen, einzuathmen, und die belebende, dünne, reine Lust in ihre erschlafften Lungen zu saugen, da war ihr zuerst ein mahrer Hochgenuß, und der alte Onkel freute sich wie ein Kind, wenn sie so zu Zweit auf feurigen Raffen durch sein weitgehendes Eigenthum jagten und er das zarte Roth in ihren Wangen yerautfteigen ay. Nach der ersten Woche wurde Miß Amy aber die Geschichte langweilig, Nichts zu flirten!" ein Mensch, dem sie die Macht ihrer Schönheit und Co. quetterie fühlbar machen konnte! kein einziger junger Mann, der ihr den Hof machen konnte. Gräßlich! Und Miß Amy gähnte und schüttelte sich vor Ent setzen. DaS war ihr noch nicht borge' kommen in ihrem Leben. Sie seufzte und dachte an ihre Bewunderer in New Vorl. Sie konnte noch nicht gut ihren alten Onkel verlassen und nach Hause reisen. Der würde ihr da übel ge nommen haben, und dann Adieu! Erb schaft. Also gute Miene zum bösen Spiel machen. Aber wa anfangen? Miß Amy hatte schon die sämmtlichen Vaquero und Cowboys ihre Onkel Revue Passiren lassen die waren ihr alle zu klobig, zu roh und ungeschliffen. So zog sie sich eines Morgen nach dem Frühstück auf ihr Zimmer zurück und durchblätterte einen neuirschienenen fafhionablen Roman, und dabei gähnte sie und wurde schläfrig. Plötzlich erscholl die Stimme ihres Onkels, der nach ihr rief. Amy machte, alter Gewohnheit folgend, erst etwas Toilette und glättete die reizenden Stirnlöckchen. ehe sie dem Rufe folgte. Auf der Veranda fand sie ihren Onkel und einen sehr hübschen, sehr mtereffan. ten Fremden, einen Mexikaner, der ihr als Sennor Ruiz Pacheco vorgestellt wurde und der ein Nachbar war d. h, seine Ranch ar cirka eine Tagereise zu Pferd entsernt. Endlich ein Wild, da ihrer Pfeile werth, dachte Miß my blitzschnell und wurde sofort die Liebenswürdigkeit, die Anmuth selbst. Sennor Ruiz war bei ihrem Eintreten zusammengezuckt die Schönheit und der unnachahmliche Reiz des jungen Mädchen hatten ihm offenbar angethan. Die Unterhaltung, die sich nun entspann, tonnte eigentlich nicht lebhaft genannt werden, trotzdem der alte Herr den Dolmetscher spielte, Dazu sprach der stattliche junge Mep, kaner da Englisch zu gebrochen, und Miß Amy verstand erst wenige Brocken Spanisch, der Beiden schien'S, als verleihe dieser Mangel erst dem Ge spräche seine eigentliche Würze. Ten uiz war wie verauscht. liest Freiheit der Bewegungen und de Ausdruck dei einem jungen, schönen Mädchen waren ihm wie süßer Wein, gegen dessen Macht er nicht ankämpfen tonnte noch wollte. Und die Beiden verstanden sich prächtig, trotzdem die Auge und die Geberoen das Meiste zu thun hatten, um die Un terhaltung zu führen. Gastfrei, wie man im Westen über Haupt ist. drängte der alte Herr seinen Gast zum Verweilen auf einige Tage, und al er Abends sich zur Ruh begab. da drückte ihm Miß Amy die Hand und verabschiedete ihn mit einem strahlenden Lächeln. Da waren ein paar lustige, tolle Tage, die nun folgten, und Miß Amy fühlte sich wieder ganz in ihrem El mente, da der junge ritterliche Mexi kaner ihr beständiger Begleiter war, Ten alten Onkel wußte sie ganz im vintergrun zu la sen. Am Abend des dritten TageS, als die Beiden auf dem Heimritte nach der Ranch waren, da machte ihr Don Ruiz eine förmliche Liebeserklärung. Seine dunklen Augen blitzten dabei, und der Athem kam keuchend und schwer au seiner Brust. Miß Amy blickte ihn erst ganz er staunt an. Sie hatte die ganze Sache einfach als eine kleine Flirtation" an gesehen. Was doch diese Mexikaner komisch sind. Als ob man leben Mann heirathen könne, den man ein oder zwei Mal angelacht habe und dem man er laubt hat, einen Kuß zu rauben. Eigentlich konnte sie nichts dafür er hatte sich so weit aus dem Sattel zu ihr hinübergebeugt, daß wenn sie zurückge wichen wäre, er sicherlich vom Pserde ge fallen wäre. Und da hatte sie denn vor gezogen, seine Lippen einen Augenblick auf den ihren zu dulden. Aber warum das nun gleich so tragisch nehmen? Er mußte doch Spaß verstehen. Alle Mün ner verstanden doch Spaß wenigstens alle Männer, die sie bis jetzt gekannt hatte. Zu dumm! Und unmuthig, beinahe erzürnt, der setzte fie ihrem Pferde einen scharfen Streich, mit der Gerte, daß eS erschreckt vorwärts sprang.' Aber Bon Ruiz folgte ihr wie der Blitz. Meine Antwort, meine Antwort, rnicorazon querida!" drängte er, und seine Stimme klang auf einmal schrill. Sie blickte ihn erschrocken an. Dann mäßigte fie den Laus ihres Rostes, und nun begann fie etwas befangen, aber doch mit völliger Selbstbeherrschung, dem jungen Mexikaner die Wahrheit zu sagen. Sie sagte ihm. daß er ihr in den wenigen Tagen sehr werth gewor den sei. daß fie ihm stet ein Andenken in ihrem Herzen bewahren werde, aber daß sie seinen Antraz nothwendigerweise abweisen müsse. Warum, warum?" ächzte der Mexi kann und runzelte die Stirn. Wenn Sie' durchaus wiffen mlls sen, Don Ruiz," sagte fie beklommen, weil ich schon mein Herz einem anderen Manne gegeben habe, dessen Braut ich bin. und den ich nächsten? heirathen werde." Ist das Wahrheit?" frug Don Ruiz, feine Stimme klang wie verhaltener Donnn. .Die volle Wahrheit." murmelte Miß Amy, der jetzt ganz unheimlich zu Muthe wurde. Don Ruiz erwiderte kein Wort. Stumm ritt er neben ihr her, bi fie vor der breiten Veranda de alten Herrn hielten. Aber sogleich bat er Sam BowleS um eine Unterredung, die ihm gewährt wurde. ' Eine halbe Stunde später trat der alte Herr BowleS bestürzt und mit sor genvollem Geficht in daS Zimmer fei, ner Nichte. Don Ruiz hat dei mir um Deine Hand angehalten." sagte er. Tu weißt. Onkel, daß ich schon der lobt bin. Und wenn da nicht der Fall wäre, so würde ich diesen über spannten Mericann doch auf keinen Fall nehmen," erwiderte Miß Amy, die sich letzt wieder sicher zu fühlen begann, Der Onlel schüttelte da graue Haupt, Kind. daS ist eine böse Geschichte. Er sagte mr. Du habest ihn geküßt. Er hat mich gelübt " Da! kommt auf EinS heraus jedenfalls ist nach Anficht dieser Spa nisch Amerikaner ein junges Mad chen, da sich von einem jungen Manne küssen läßt, dessen erwählte Weib. Er will nicht von Dir lassen, und die An schauungen der Leute seiner Raffe geben ihm Recht. Nimmst Tu ihn nicht, so müssen wir un auf seine Rache gefaßt machen, wa sagst Du dazu?" Ich mag ihn nicht ich verab scheue ihn jetzt ein arme Mädchen, da sich bei dem Scherz nicht Böse gedacht hat, so zu verfolgen da ist feig da ist gemein," rief Miß Amy. und brach in Thränen an. .Hm, qm also da ist Deine letzte Antwort?" ftug der Onkel. .Ja. ia. um Gotieswiuen. sage ihm. er solle gehen,' und Miß Amy hob ihre vände wie beschwörend gegen ihren Onkel. Der ging und brachte Ton Ruiz Be scheid. Al der Mexikaner wenige Minuten später au der Ranch fortritt, da sah er au wie Jemand, der Böses sinnt. Am nächsten Morgen, als der South rn Pacific Erpreßzug an der klei nen Station hielt, die der großen Ranch de alten Bowle zunächst liegt, da drängte sich ein Mann an den Alten, der neben sein Nichte die Plattform entlang schritt, um den Zug zu best, gen. Der Mann, ein Mexikaner, zog im selben Moment etwas Blitzende au der Tasche. Ein Knall, eine Rauch mölke als dieselbe verzogen war, lag ein todter Körper am Boden. Da Blut floß ihr noch au einer Wund, die sie mitten in ihren goldenen Locken empfangen hatte. Ton Ruiz Pacheco ar gerächt. yn Arrest. Eine lustige (richichie tut dem ?eben von Karl Maria von Wcber, Bon Karl licnmann ireia. E siel natürlich auf. daß Karl Maria von Weber der unsterbliche Komponist deS Freischütz", als er einst in einen Familienkreis trat, zur Mutter dionv lockiger Knaben und Mädchen sagte: Vor allen Dingen lehren Sie Ihre Kinder rech von links nnterscheiden, denn deshalb in den Arrest zu kommen, ist wirklich nur eine Kleinigkeit." Was war da natürlicher, als daß man ihn von allen Seiten förmlich be stürmte, sich nähn zu äußern, ein Bei spiel zu erzählen. Er selbst, meinte man, müßte das erlebt haben. Und wirklich Weber gestand, er habe erst in späte ren Jahren gelernt, was rechts und was IlnkS sei, und dieser Unlenntntß wegen sei er während eines seiner Besuche in Wien in ein sehr finsteres Gewölbe ge sperrt worden. Wer war dieser ganz abscheuliche Mensch, der Sie deshalb gefangen nahm?" fragte die entrüstete Mutter, Eine Dame war eS," sagte der Ton künstln lächelnd, und noch dazu eine Dame, die bald darauf Weltruf er langte. ES war Wilhelmine Schröder Dedrient." Unmöglich! O bitte, erzählen Sie." riefen da ein halbe? Dutzend Stimmen wie aus einem Munde. Und diese Geschichte, die Weber hinter einer Flasche goldenen Rebensaftes zum Besten gab, war so: Am 7. Mrz 1822 kam er nach Wien, um noch an demselben Abend den Freischütz" zu dirigiren. Die Proben hatte der ständige Kapellmei fter geleitet; Weber mußt aus dem Wagen springen und nach dem Theater eilen. DaS Jauchzen der Menge em pfing ihn; der Ouvertüre und jeder Arie folgte rauschender Beifall. Doch hatte er kaum ein Ohr dafür, und für die Darstellerin deS Aennchen kaum ein Auge. Denn wer ihn durch den wun derbaren Gesang fast ausschließlich fesselte, war daS siebzehnjährige schlank gebaute Mädchen, daS die Agathe sang; ihr Name auf dem Zettel lautete: Mam sell Wilhelmine Schröder Al der Vorhang zum letzten Male gefallen, eilte der Komponist auf die Bühne. Liebstes Kind." rief er Wil. helmine zu, Sie find die erste Agathe der Welt und haben Alles übntroffen, was ich in die Rolle hineingelegt." Wirklich. Herr Weber? Das ist wirklich Ihr Ernst?" rief da? Mädchen. Ich hätt'S also ganz leidlich gemacht? Ach was, Sie dürfen mir'S nicht übel nehmen, ich muß Ihnen einen Kuß da für geben und Sie schlechtweg Papa nennen. Also Papa Weber, ich hab Sie und Ihre Musik auch sehr lieb, und ich möchte so gern so recht viel und recht lange mit Ihnen plaudern. Bitte, Papachen, kommen Sie zu Tisch, und damit Sie einen guten Appetit mitbri, gen, spielen Sie erst mit mir und mei nen Geschwistern unten aus dem HauS, flur Soldaten. Schlagen Sie ein?" Herzlich lachend schlug er ein. Da trat Frau Sophie Schröder, die Wil heiminen Worte vernommen hatte, kopsschüttelnd au der ersten Kouliffe. Ich bitte dringend." sagte sie. daß Sie Wort halten, Herr Kapellmeister, und morgen unsere Mahlzeit theilen. Aber ergeben Sie meinn Tochter daS Geschwätz. Sie ist ein alberne Kind, und ich kann reden so viel ich will, es wird nicht ander mit ihr , . . ." Kaum hatte eS am nächsten Mittag auf dem StevhanSthurm zwölf gefchla gen, als Weber jenes Hau betrat, in dem Frau Schröder drei Stiegen hoch wohnte. Welch' komischer Anblick bot sich ihm dar! Eine Kinderschaar in Reih und Glied, mit Stöcken auf den Schultern; recht ein kleiner Tambour, links in liebliche Mädchen al Marke tenderin gekleidet, und davor, den Säbel in der Hand, den dreieckigen Hut mit wallendem Federbusch aus dem Haupte, Wilhela.ine, die beste Sängerin der Agathe, al Osfizin! Den Komponisten sehend warf sie den Säbel auf den Boden. .Papachen, eS giebt Schnitzeln. Noch eine Viertel stunde recht tüchtig marschirt! Sie find der Aeltefte und deshalb unser Kom mandeur. Soldaten, hier Euer ßinrnl 9IAtiinn!" Zwar hegte Weber keine Luft, sein neues Amt anzutreten, aber in seiner Gutmüthigkeit wollte er den Scherz nicht verderben. Richt'Euch! Marsch!" rief n aus. Die kleine Schaar setzte sich gleich in Bewegung, bis die Wand ihren Schritt hemmte. Rechts um. kommandine Weber. .Papachen, Sie schwenken nach links." rief ' Wilhelmine. . Ja so! Marsch!" Und wieder ging'S den Hausflur hinab, bis die Wand aber mal Stillstand gebot- Link um !" Aber. General, jetzt drehen Sie sich nach recht." rief Wilhelmine. .Sie wollen kommandiren und können nicht rechts von links unterscheiden? DaS fordert schwere Strafe! Ein Krieg gericht!" In den Arrest mit ihm." jubelte die Schaar wie au einem Munde In arme gutmüthige Webn! Er ließ sich die Hände binden, auf den Hof und in den Holzftall führen. Er lachte und nickte sogar, es war doch nur Schnz. Von draußen wurde der Riegel vorgeschoben. .Alle hallen Wache." befahl Wilhelmine. e? ist in sehr tnühmtn Gefangener!" Einige Minuten verstrichen, da pochte Weber. Jetzt sei e flenn deS Spiel, es sei finster und dumpf in diesem Stalle. Keine Antwort, nur ein Kichern ertönte. Wieder schwanden einige Mi nuten. Zum Henker, so macht doch aus! Ich habe Hunger und die Schnitzeln werden kalt!" , Oho, di Schnitzeln stehen im Ösen, und der Appetit muß noch besser wer den," sagte Wilhelmine, die sich vor Freude über diesen Streich kaum zu fassen wußte. AIS aber eine Vier telftunde vergangen ar, hatte der Komponist auch den letzten Rest seine Humor verloren. Mit ganzer Kraft warf er sich gegen die Thür, scheltend, rufend Frau Schröder hatte schon öster au dem Fenster und nach dem Gaste gesehen. Weder von ihm noch von ihren Kindern konnte sie etwas bemer ken. Ob die lose Jugend, wie schon einmal geschehen, in den Taubenschlag deS HauSwirthz gestiegen war? Die Mutter wurde bedenklich und hielt eS gerathen, gleich selber nachzusehen. So kam sie in den Hof, stieß auf die be waffnete Schaar und hörte die Rufe deS Gefangenen. Wer ist da eingesperrt?" rief fie aus. Lachend drehte sich Wilhelmine auf dem Absatz herum. , Denke Dir. Mut ter, er wollte unser General sein und wußte nicht, waS rechts und was links ist! Deshalb steckten wir ihn in den Holzstall! Ich begreife Dich nicht wen meinst Du?" Kannst Du's nicht rathen? Papa Weber steckt da drin!" Natürlich wurde der Komponi schleu nigft in Freiheit gesetzt. AIS er mit ei nem recht sauren Geficht in den Son nenschein trat, empfingen ihn Frau Schröder Ent chulddigunaen. Er vn suchte zu lächeln, aber die Falten auf seiner Stirn drückten noch seine Vn ftimmung aus. Stumm bot er der Wirthin den Arm, und stumm schlichen Wilhelmine und ihre jüngeren Geschwi fter hinterdrein. Sie machten denn doch wohl fühlen, daß sie etwas recht Dummes begangen hatten, und ahnen, daß oben in der Wohnstube ein schweres Gewitter herauf ziehen würde. Ziemlich schweigsam setzte man sich um den Tisch. Kein freundlicher Blick der Mutter fiel auf die Kinder. Die köstlichen Schnitzeln wollten doch nicht recht munden, und Webn sah noch im mer verdrießlich aus. Aas brachte die Magd nun aber herbei? Sein Leibge richt, einen gesottenen Fisch! Die Anderen hatten keinen Appetit, doch Weber aß für Zwei. ES währte auch gar nicht lange, so wurde er hei lerer, und sein Anger war plötzlich vorbei. Er hob daS GlaS und rief : Auf die Gesundheit der Mutter und Tochter, auf daS Wohl der ganzen Fa min!" Frau Schröder dankte mit herzlichen Worten, aber ein tiefn Seufzer entrang sich ihrer Brust. Was quält Sie?" fragte der Künft ler, dn dei dem Fische den Holzftall schon völlig vergessen hatte. Sie ließ daS feuchte Auge auf Wil helmine ruhen und sagte: DieseS Kind macht mir große Sorge. Solch einen Streich, wie fi Ihnen spielte, führt fie fast an jedem Tage aus. Wie soll das enden? Und in ihrem Alter verlangt man doch größeren Ernst! Aber auf der Straße, auf dem Hausflur, in der Hand den fcäoel, so m s ihr am wohlsten. und ich fürchte, daß sich das Schicksal einst bitte an ihr rächen wird!" Mutter!" rief Wilhelmine. Liebe Frau," sprach Weber, wohl Ihrem Kinde, daß e noch ein Kind ist. Nur zu bald kommen die Tage, an de ren Füßen Bleigewichte hängen. Doch genug. Was mich betrifft, so bin ich Wilhelminen innigst dankbar." .Dankbar?" Alle horchten gespannt auf. ' Sehr erklärlich." fuhr er fort, denn wird man nicht in Arrest gesteckt, um sich zu bessern ? Nie hatte ich mich bemüht, den Unterschied zwischen rechts und links zu lernen, aber von heute an wird S min größtes Bestreben fein, das leichtfinnig Versäumte nachzuholen." Wie tausend Sonnenstrahlen flog es da über Wilhelminen'S Antlitz. Mut ter, was sagst Tu nun?" Uud al fie die Mutter dann herzlich lachen sah und mnkte, daß ein günstiger Wind da Ge witter ganz verscheucht, da setzte fie. da GlaS schwenkend, noch hinzu: Hoch lebe der Gebesserte! Hoch lebe dn Frei schütz! Papa Weber lebe hoch!" Sh Ershrnt einer ItUisch, PsInitri. Dem Joe sei Frah schreibt an den Adln": Ihr Tinteschmiern! Zeit a ich g'heiert bin. nau schier sechs Johr. Hot' mich schun oftmals g wunnert. ,e s kamt, daß s oen ar. ßer Unnerschied i! zwische vor un noch em Heire. un ich bin zum B'schluß kumme, ich wett, sn de Benint dun de Möhd, wu so heiernärrisch sin, emol etliche dun meine Erfohringe in selln Lein gewe. Ter I i mich imer en Johr un en Halmes sehne kumme, eb mer g'heiert hen. In selln ganze Zeit weeß ich net. aS n mal kumm? i uhne a n en Lack voll Cündq oder sunscht Schleckfach g'hat Hot. Nau sehn ich oftmals en ganz Johr ken pändy. Sellemohl hat er mich al noch alle Schob genumme in zwanzig Weil un mit EiScriehm und TingS getrieht di ich' ledig war. Nau halt ich Schoh mit de Kinner un n eßt'S Eisttiehm un werd' net ledig.- SellemolS war ich als die steß Sallie." Nau bin ich' alt Kalb, wann' net Du", sag" oder Süll" i. SellemolS Hot er ussitze kenne bis zw Uhr Morjets mit mir; ncni schlaft er ei glei noch em Soppnesse un schna rixt wie in Sau. SellemolS hat er mir vun alle e Bescht gewe; nau nemmt er'S felwert. SellemolS war ich viel Taufend Dahler werth zu ihm; nau fchelt er, wann ich sechzig Cent brauch for'n kattunicher Frack. Sellemol war ich' fcheenscht Mähdel im Dahl; nau ficht er alle Tag schmiere. Ich sag Eich. Ihr Müd: wann ich' noch emol zu dhu hätt, dhät ich niemals heire. Ich dhät en Wittfrah bleiwe, wie felle g'faht Hot. ES is juscht ee RiSk derbei. Mer werd älter un no meenen die MannSleit, wu ah net fcheener sin, mer wär auSglvielt un fin eem ledig. Wann ich'S noch emol zu dhu hätt, kennt mich ken Eselfuhr hie ziege for in dere Fix zu sei. Em Joe sei Froh."" in kpstk der DiScipli. In der kleinen GarnifonSftadt Tech telhausen herrschte die höchste Ausre gung. Morgen sollte der Brigadekom manöeur eintreffen, um daS Bataillon zu inspiciren. Besonders den jüngeren Offizieren, welche die Mannschaften auszubilden hatten, schlug das Herz. Unter den mancherlei Eigenheiten, die man sich von der Ercellenz erzählte, war nun besonders auch die eine, daß der General sehr scharf darauf sah, ob die Offiziere denn auch mit dem Civilderuf jedes einzelnen Soldaten sich vertraut gemacht hätten. Da war aber, wie dei den meisten seiner Kameraden, auch eine besonders schwache Seite des Lieute nantS Schneidig. Doch plötzlich, als er schon verzweifeln wollte, kam ihm eine Idee. Er ließ seine Leute antre ten, hielt eine Ansprache an dieselben und sagte zum Schluß : Also verftan den! Wenn Seine Excellenz mich bei einem von Euch fragt: Was ist der Mann in seinem Civilberuf?" und ich antworte Schneider!" oder Schufter!" so ist er eben Schneider oder Schufter! Dabei bleib!" Die Excellenz kam. Alles ging wohl von Statten. Plötzlich blieb der Gene ral vor dem Rekruten Schulze stehen. Was ist denn der Mann in seinem Civilberuf, Herr Lieutenant?" Schneider, Excellenz!" antwortet Schneidig präcis. Der General nickt freundlich. Bist Tu schon lange Schneider. Sohn?" fragt er wohlwollend. Nein. Excellenz!" Seit wann denn?" Seit heute. Excellenz !" Seit heute?.. Ei. wie kommt denn das?" Der Herr Liutenant hat's befohlen. Excellenz!" Der General sah in Schneidig' mo mentan nicht allzu geistreiche Gesicht und schmunzelte. 9tt bin it !" Eine köstliche Episode spielte sich oie ser Tage in einem nördlichen Vorort Berlin'S ab. In diesem Orte wohnen nicht wenig Leute, die auf den Namen Schultze" hören. Unter der großen Menge diesn Namensvetterschaft sind es nun aber vier Brüder, gut situirt Leute, welche von den übrigen Bewoh nern deS in Rede, stehenden Vororts der besonderen Beachtung gewürdigt er den. Um diese vier Auserühlten nun nicht mit der breiten Menge dn ge wohnlichen Schnitzen zu verwechseln, hat man jedem der vier noch einen be sonderen Namen beigelegt. Der reichste der Brüder heißt der reiche Schultze." sein Bruder, ein KieSgruben.Besitzer, heißt KieSschultze," ein dritter Bruder, welcher infolge ein Leiden stet ein feuchtes Auge bat. hört aus den schönen Namen .Vlierschultze" und dn Letzte endlich führt aus irgend welchem Grunde ob mit Berechtigung odn nicht, wollen wir hin nicht untersuchen die nähere Bezeichnung der dämliche Schultze." Kürzlich kam auf der Haupt ftraße des OrteS ein Wagen mit Maun steinen angefahren. Als der Kutscher vor einem Grundstück einen Mann stehen sah, wandte er sich an diesen mit den Worten : Sagen Se mal. ick soll hier Maunfteene abladen, weeß aber de genaue Adreffe nich. Kinnen Se mir ich sagen, o hin 'n gewiffer Schultze wohnt?" Hm." versetzte der Angeredete. Schultzen jiebt det hin 'ne janze Menge, da wird det wohl schwer find, den richtigen ,u finden, wenn Se de Adreffe nich wissen." Na," erwiderte dn Kutscher, .viel leicht jeht det doch noch: mein Hen sagt, ick soll man nach'n .dämlichen Schultzen" fragen, den kennt ja jedet Kind." .So, na denn fahren Se man hier uff a Hof. Dn dämliche Schultze det bin ick." llnrcrfrornt. Hausfrau (zur neuen Köchin): .Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß wir stet um 7 Uhr Morgens den Kane einnehmen." Köchin: Gut. gnädige Frau, ich werd mich darnach richten, sollt ich aber hin und wieder 'mal um 7 Uhr noch nicht aus sein, dann bitte geniren Sie sich gnädige Frau nicht und trinken den Kaffee allein."