Zm Schlafwagen. Zkriminalgeschichie von A. Sroner. Der Expreßzug nach Italien rollte au der Halle. Er nahm nicht über mäbig viele Paffagiere mit. Die rimme Kälte mochte den meisten Men schen das eisen verleidet haben. In einem bi jetzt angenehm durchwärmten ' Eoupee eine Schlafmagen befanden sich zwei Heran, ajer eine, nun, hager, unansehnlich, mußte recht durch froren sein, denn er machte bislang noch keine Miene, seinen Ulster auszuziehen, sondern er drückte ftch, einer frierenden Katze gleich, in seinen Winkel. Der andere, früher gekommene Herr. ne stattliche hübsche Erscheinung, hatte ' ch seine? Pelzes schon entledigt und t eftelte an einer eleganten Tasche, der ir eine seidene Reisemütze und ein auf. fallend dessinirteS Foulardtuch entnahm. Nachdem er die Mütze tief in fein schwarze! welliges Haar gedrückt, schlang er das Tuch um seinen HulS, entnahm einem sichtlich neuen, hellgelben Leder tui eine Cigarre und bereitete sie zum Rauchen vor. Während er ihre Spitze abschnitt, fragte er artig bei seinem Coupeegenos sen an, ob diesen das Rauchen nicht jienire, und begann erst damit, als jener feine Zustimmung dazu gegeben hatte. Der elegante Herr mußte wohl die Langeweile scheuen, denn bald dar nach hatte er den anderen in ein Ge spräch verwickelt. Er mochte wohl auch gerne wissen, mit wem er eS zu thun habe, denn er stellte sich gleich zu An fang als Honte Voldi, Gutsbesitzer aus Sacile vor, worauf natürlich der Mann im Ulster nicht anders konnte, als auch Namen und Stand zu nennen. Er hieß Breuner und war Apotheker. Wie es so Gewohnheit der Reisenden ist, hatten auch diese beiden mehrere Zeitungen im Bahnhofs-KioSk erftan den. Diejenigen BreunerS lagen neben ihm auf dem Sitze. Der Konte hatte mehrmals flüchtige Blicke darauf geworfen, und er mußte ein fehr lebhafter Mensch sein sofort ein Gespräch mit seinem Reise genoffen begonnen, worauf auch dieser nicht ungern einzugehen schien, denn seine Entgegnungen wurden in freund lichem Tone gegeben. Sie berührten also Wien nur auf der Durchreise! Haben Sie sich gar nicht da aufgehalten?" sagte unter Anderem der Konte und Breuner ant wartete : So ist eS. Ich komme von Mühren und mußte froh sein, daß mich der Fiaker so rasch vom Nordbahnhof zum Südbahnhof brachte, sonst hätte ich den Anschluß versäumt." Da haben Sie wohl heute noch gar leine Wiener Zeitung gelesen?" Doch. In Gäuserndorf kaufte ich mir das Wiener Abendblatt. Es stehen ja wieder famose Sachen darin ! Sie den Selbstmorde, der große Einbruchs diebstahl im Bankhause G. und der Raubmord an einer alten Dame der Rame ist mir entfallen." .An der Obersten.Wittwe Rosetti." .Richtig. Die That ist eine Scheuß lichkeit ersten Ranges I Nun, ich bin begierig, ob man den Mörder diesmal entdecken wird. In letzter Zeit war ja die Wiener Polizei in diesen Dingen nicht glücklich. Sie erlauben, ich möchte nur einen Blick in da Abend blatt thun." Bitte ! Aber Sie haben, wie ich sehe, ja nicht die zweite Auflage da werden Sie nicht viel erfahren." So, giebt eS eine zweite Auflage?" Ich lai sie, ehe ich nach dem Bahn Hofe fuhr im Kaffeehause." .Und sie bringt also da Neueste?" ES ist so. Man glaubt die Person des Thäter? schon zu kennen. Mehrere HauSgenoffen deS Opfers sagten über einstimmend aus, daß ein Mann zwi schen zwanzig bis fünfundzwanzig Iah ren, klein, robust, häßlich, in defekter Kleidung zur kritischen Zeit im Hause gesehen worden sei, diesem Individuum nun ist man schon auf der Spur." Ah, da ist intereffant. Na, wenn Se den Schurken nur auch wirtlich krie gen. Solche Rassinement, solche Grausamkeit ist ja kaum je dagewesen ! Eine alte Frau so verstümmeln t Konnte die Bestie sie nicht wenigsten rasch töd tat? Zur Gegenwehr mochte eS ja gar nicht gekommen sein !" .Da weiß man doch nicht. Alter bedingt nicht immer Kraftlosigkeit, und zuweilen haben auch Frauen Energie." .Ader mein Herr. Bedenken Sie! Elf Stiche, die Arme gebrochen und zwei Finger völlig von der Hand ge trennt! Hatte ein, wie Sie sagten, robuster Mann solche Grausamkeit nöthig?" Konte Bald! zuckte die Achseln. Er mußte die Cigarre noch einmal andren nen. Da aufflammende Zündhölzchen beleuchtete ihn sehr deutlich. Die linke Hand hatte er entblößt. Sie war sehr fein, sein Gesicht jetzt stark geröthet. Dem lebhaften Italiener war offenbar vd de Gespräche warm geworden. Seine rechte Hand, in einem dicken Lederhandschuh steckend, pickte jetzt leicht zusammen. Hatte da schon kurz ge wordene Zündhölzchen sie durch das Led gebrannt? Mit einer haftigen Gederde warf Valdi e en sich. ES flog ganz nahe vor Breuner' Fuß. wo V auf dem dicken Teppich fortglimmte. Pardon !" sagte der Konte, bückte sich und drückte e mit der Hand au. Eik glaube also, daß möglicher eise ein Kamps zwischen dem Mörder und der Ermordeten ftattgekunden hat?" ftgk der Apotheker interessirt. Saldi blies eine dichte Rauchwolke von sich und hinter dieser sagte er: Ich nehme da als gewiß an. Die Alte hat sich gewehrt." Aber womit wohl? In einem Da menzimmer pflegen keine Waffen zu sein." Alte Weiber haben nicht nur scharfe Zungen, sie haben auch scharfe Nägel, und zuweilen find die Sehnen in ihren hageren Händen wie Stricke." .Da ist wohl möglich, aber nun sagen Sie mir noch eine: da Morgen blatt spricht die Vermuthung au, daß dem Mörder der Schauplatz seiner That nicht unbekannt gewesen sein könne, da er mit gewiß großer Schnelligkeit das viele Baargeld der osetti glaube ich, sagten Sie zu finden wußte. Wenn eS ihm also um die zu thun ge Wesen ist, warum nahm er e nicht, als die Dame, die ja oft ganze Tage bei ihrer Tochter zubrachte, ihn nicht daran hindern konnte? Der Mord, sehen Sie, der Mord der so leicht zu vermeiden war dieser überflüssige Mord scheint mir das Unerklärlichste bei diesem Falle." . Man denkt wohl noch gar nicht daran, daß auch Rache dabei im Spiele gewesen sein könne?" entgeg nete der Krönte und lächelte spöttisch, wobei Breuner Gelegenheit hatte, seine weißen, großen Zähne zu sehen, die sich bei diesem Lächeln fest aufeinander preßten. Rache an einer so milden, hochge bildeten Frau!" Breuner neigte sich unwillkürlich ein wenig zurück, denn der lebhafte Jtalie ner, der sich offenbar auch sehr stark für diesen Fall interefftrte, hatte sich weit vorgebeugt und hatte seine bloße Linke auf da Knie seines Gegenübers gelegt, während er mit merkwürdiger Haft redete. Mild! Was wiffen Sie davon, ob die Alte mild oder ob sie Unmensch lich gegen ihre Diener gewesen ist!" Breuner's Hand war in die Tasche d Ulsters geglitten und er entgegnete ohne Haft, aber fich stramm aufrichtend mit ein wenig lauter Stimme: Und was wiffen Sie über diesen Punkt?" Scharf ruhten seine Augen in denen des Italieners, dessen Hand fich eben so schnell, als sie sich vorgestreckt, wieder zurückgezogen, und dessen Gesicht an Röthe. dessen Blick an Sicherheit dedeu tend verloren hatte. Wenige Sekunden der nur dauerte Valdi'S FassungS losigkeit, dann hatte er seine Glätte wie dergewonnen. Er lächelte jetzt und erhob sich. Eine ganz kurze Zeit hindurch schaute er in die finstere Nacht hinaus, dann wendete er fich seinem Coupeegenoffen wieder zu und sprach, noch immer mit dem ein wenig verlegenen Lächeln, daS seinem schönen, männlichen Gefichte .sehr gut stand: Ich verzeihen Sie, mein Herr! ich bin nicht Konte Valdi aus Sacile. Ich bin und nun werden Sie gleich wiffen, woher in diesem Falle meine Kenntniß kommt ich bin ge heimer Agent der Wiener Polizei und beauftragt, mich speziell dem Falle Ro setti zu widmen." Ah daS ist intereffant!" sagte der Apotheker gemüthlich. Also geheimer Agent der Wiener Polizei find Sie und haben natürlich in dieser Eigenschaft schon allerlei entdecken können, worauf unsereiner selbstverständlich nicht tom men kann. Und jetzt reisen Sie wohl im Dienste?" Wie Sie sagen, mein Herr. Und irre ich nicht, so bin ich meinem Ziele nahe, denn ich habe Grund, zu er muthen, daß in diesem Zuge der Mann mitfährt, nach welchem man so eifrig sucht. Bis Pontebba werde ich wohl meiner Sache sicher fein." Aber Lieber, warum sollen wir des halb bi Pontebba fahren?" lächelte Breuner sein Gegenüber an. Der Jta liener erhob sich. Wir?" sagte u. Wir?" und seine Stimme vibrirte dabei ein wenig. Auch Breuner hatte sich erhoben. Er war genau um einen Kopf kleiner als der falsche Konte, dessen Brust fich jetzt merkwürdig schnell hob und senkte, und dessen bloße Hand da Seidentuch fest am Halse zusammenhielt, während Breuner gleichmüthig fortfuhr: Also, beffer gesagt: Warum soll ich in dieser kalten Nacht bi Pon tedba fahren? Ich bin kein Freund vom Reisen und wäre selbst ein Kollege bei mir, denn hören Sie auch ich muß sagen" Verzeihen Sie, mein Herr! Ich bin nicht der Apotheker Breuner, sondern Breuner. geheimer Agent der Wiener Polizei, nur habe ich. da ich doch alle meine AmtSgenoffen kenne, nicht die Ehre. Sie zu kennen." Einen Fluch sprach der andere au, machte einen Griff nach seiner Tasche und eine jähe Bewegung nach der Thüre aber e kam nicht zur Flucht. Breuner' Hand war au dem Sack ge fahren und hielt dem Italiener einen Revolver entgegen; da sank der schöne, große Feigling auf den Sitz nieder und regte sich kaum mehr. Fast animirt be trachtete ihn der Detektiv. Wie Sie fich verleumdet haben, Petro Paduzzi!" begann er. .klein, häßlich, in defekter Kleidung, so de schrieben Sie fich, und das Alles stimmt doch nicht! Man könnte Sie thatsächlich eher für inen Edelmann halten, als für den abgestraften Be dienten, den Frau von Rosetti einst mal au ihrem Dienste gejagt hat: und hätten Sie nicht die Dummheit gemacht. Ihr ganz Reisetoilette kaum fünf Häuser weit vom Schauplatz Ihrer That zu kaufen und zwar noch ehe Sie sich ganz don Ihrer natür lichen Aufregung erholt hatten und hätten Sie nicht die ebenso große Dummheit gemacht Ihren Kauf mit Dukaten so seltenen Alter zu bezahlen Sie wären den Leuten in Sick Ge schüft nicht aufgefallen, und man hätte un keinen Wink geben können. Da aber die Personalbeschreibung stimmte, dachte man natürlich sofort an Sie und seit vier Uhr Nachmittag bin ich Ihnen schon auf den Fersen. Der im Kragenfutter Ihre Pelzes eingenähte FirmaName Sick, das auf fallende Muster Ihres FoulardS. das uns beschrieben wurde hätte mich wenn ich früher meiner Sache noch nicht sicher gewesen wäre, davon überzeugt, daß Sie es sind der mit jenen selte nen Münzen zahlte, und wie Sie zu diesen gekommen find, das beweift Ihr Hals, der noch recht deutlich die Spuren eingekrallter Nägel zeigt, und die Stelle hinter Ihrem Ohre, aus der die Rosetti Ihnen ein Haarbüschel riß. Auch ist Ihre linke Hand blutunterlaufen und Ihre rechte, die Sie bedeckt halten, sieht wohl noch schlimmer aus." Während Breuner noch so redete, war der Italiener, wie er wohl meinte, unmerklich ein wenig welter gerutscht und jetzt, jetzt wollte er emporschnellen und die Flucht ergreifen. Der Galgen war ihm ganz bestimmt sicher, falls er blieb, warum hätte er nicht einen letzten Versuch machen sollen, fich jenem zu entziehen? Als er fich jedoch jüh auf richtete, hallte ein Pfiff durch den klei nen Raum und im nächsten Augenblick drangen zwei Männer ein, die den Mör der bald dingfest machten. Das elegante Coupee mußte indessen nicht mehr lange dazu dienen, einen Gefangenen zu transportiren. Langsamer, immer langsamer fuhr der Zug, und jetzt hielt er. Baden !" riefen die Kondukteure aus, und da er hob fich Breuner und lud den falschen Konte mit einer Gefte ein, den roth sammtenen Sitz zu verlassen. Knirschend befolgte der Elende diese unangenehme Einladung. Als er neben Paduzzi, zu dessen lin ker Seite und hinter welchem die beiden anderen Polizeileute gingen, durch die Wartehalle schritt, sagte Breuner ge müihlich : Na, sehen Sie, mein Lieber ! Die Geschichte ist' viel schneller gegangen, als Sie meinten. Ich sagte eS Ihnen ja gleich, daß ich nicht bis Pontebba fahren würde." Drei Körbe. Novelletle von Marie Stahl. Sag' mal, mein Junge, könnten wir Dich nicht an meiner Stelle heira then lassen?" Geht nicht, Onkel, geht partout nicht. Willst Du denn Deine Linie ausfterden lassen?" Graf Ralph v. Ratzen machte ein Gesicht, als habe er fich auf einen hohlen Zahn gebissen. Er hatte endlich dem Drängen seiner Mutter nachgegeben, die einen Gefallen an seinem siedele Jungesellenleben fand, und war auf dem Wege zur Brautwerbung um die älteste Tochter der Ulmershausen, einer begüterten NachbarS'Familie. Sein Neffe. Lieutenant Randolf v. Eberzahn der nach dem Manöver seinen Urlaub bei ihm auf der Ratzenburg zu brachte, mußte ihn auf diesem schweren Wege begleiten, denn er hatte geschwo ren, er wolle lieber niit einer einzigen Schwadron von seinen alten Kürasfie ren gegen ein ganze? Regiment feind licher Infanterie unter Feuer gehen, als fich allein einer künftigen Schwie germutter überliefern. Kurz vor dem Ziel wurde ihm fein Entschluß über Haupt wieder leid. ES war ein goldener Herbsttag und in allen Jagdrevieren knallten die Büchsen. Ganze Trupps von Jägern begeg neten ihnen, an denen die Frische der herbstlichen Felder hing, und Graf Ralph'S Herz schwoll vor Neid. Famoses Jagdwetter heut! Heute halten die Hühner wie noch nie ! Wirk lich äußerst fatal, hier wie ein Affe im Polsterkasten fitzen !" brummte er vor sich hin. und fühlte fich in seinem Slaatswagen, in der unbequemen Gala des beengenden schwarzen Civil! grüß lich unbehaglich. , Bei den UlmerShausenS trafen sie die Damen allein zu Hause, der Hausherr war natürlich auf der Hühnerjagd. Man faß im Salon um den Sopha tisch herum, unter einer ganzen Reihe feierlicher FamilienPortrait vergeblich bemüht, über das Peinliche der Situa tion hinwegzukommen. Graf Ralph sah aus. als ob ihm der Halstragen zu eng wäre, so war ihm alles Blut zu Kopf gestiegen, und er drehte krampfhaft den Chapeau claque in den Händen, an denen die Hand schuhe hier und da in den Nähten platzten. Mit bewunderungswürdiger Ge wandtheit sprach Randolf auf Frau v. Ulmer-Hausen ein. indem er seinem Onkel Gelegenheit geben wollte, sich der blonden Heimine zu nähern. .Mein Gott. Graf Ratzen.' sagte die junge Dame, um da stockende Gespräch in Fluß zu bringen, was sagen Sie denn dazu, daß dn armk Oderslohe gestorben ist? Seine unglückliche Lieb zu der schönen Toni Pleßenberg scheint ihm wirklich das Herz gebrochen zu ha den. E thut mir so leid !" .An gebrochenem Herzen soll der brave Nante gestorben sein?" lachte da Graf Ratzen, auf' Höchste amllsirt. laut und dröhnend auf, indem er fich mit der flachen Hand auf' Knie schlug, daß der Handschuh quer über die Fläche platzte. .Schwerebrelt meine Gnä digste, zu Tode getrunken, allezeit fidel, bis zum Letzten! War ein gemüthliche alte Haus, der beste Kamerad ist mir nahe gegangen wahrhaftig, sehr nahe! Aber da beruhigen Sie sich und die schöne Baroneß Toni an gebrochenem Herzen stirbt unsereiner nicht!" Fräulein v. Ulmershausen sah erfro ren aus, und wandte Graf Ralph den Rücken. Als darauf der Vater heimkehrte, und der Graf in aller Form bei ihm um die Hand der Tochter anhielt, erhielt er von der sanften blonden, Hermine einen Korb. Nu sag' mal blos, mein Junge, warum fie mich nicht will?" fragte er erstaunt den Neffen auf dem Heimweg, Randolf erklärte ihm, welchen Bock er geschossen hatte. Um GotteS Willen. Onkel, nur nicht die Wahrheit sagen! Du mußt die Frauen immer in dem Glauben lassen, daß fie für Dich und alle Männer deS Erste, Höchste und Letzte auf Erden find." Hm, hm, wollenS uns hinter die Ohren schreiben 'S ist erstaunlich, was für salomonische Weisheit heut zu Tage schon die Grünschnäbel haben, " brummte Onkel Ralph. ' Bald darauf wiederholte er, auf er neuteS Drängen seiner Mutter, seine Brautwerbung bei der einzigen Tochter deS KroneckS. Fast dieselbe Scene wiederholte fich dort, nur, daß die braunäugige Gerta von Kroneck, etwas kecker und zugängli cher als Hermine ? dem Grafen scherzhaft begegnete. Ich schwöre Ihnen, meine Allergnä digste, ich habe nur den einen Wunsch, Ihnen zu gefallen," betheuerte er ihr unter vier Augen, als er von ihr wegen seiner ungewöhnlichen Liebenswürdig keit geneckt wurde. ' Ach, Graf, das glauben Sie ja selbst nicht," lachte sie ungläubig, wann.hätten Sie wohl je den Frauen gefallen wollen?" . Auf Ehre, Baroneß, Sie kennen mich nicht! Mein ganzes Leben war den Frauen gewidmet Die Frauen waren stets daS Erste, Höchste und Letzte für mich! Sie glauben nicht, wie ich die Frauen stets angebetet, wie ich fie geliebt habe! Massenhaft, gradezu massenhaft! Und so wird eS ewig bleiben, ich schwöre eS Ihnen, ich halte die Frauen für die Krone der Schöpfung!" Nun. ich wünsche Ihnen viel Glück dazu," war die schnippische Antwort, von der tief empörten Gerta einen regel rechten Korb. Siehst Du, wie ich mit Deiner Weisheit reingefallen bin," warf er dem Neffen vor. .Onkel, Du haft mich falsch verftan den! Du kannst die Frauen nicht mehr beleidigen, als wenn Du ihnen von der Liebe zu anderen sprichst. Diejenige, um die Du wirbst, darf natürlich immer nur die einzige Liebe sein, die Du je ge habt haft." Jetzt blieb nur noch Rosa Heimdal, die Nichte der alten Heimdals auf Schmaldenstein übrig. Als man auf dem Schwalbenstein ein traf, war Rosa nicht zu finden. Randolf fand sie endlich auf dem höchsten Pflaumenbaum, weit hinten im Obstgarten. Bl sie ihm mit einem Hagel gold gelber Eierpflaumen vor die Füße fiel, stießen beide einen Schrei der Ueber raschung aus. Sie waren fich im Leben schon ein mal begegnet, ohne sich zu kennen im Winter im Opernhau der Residenz saßen sie nebeneinander und Gott Amor hatte zwischen ihnen gesessen. Aber neben Rosa saß eine grieSgrä mige Großmama, die jede Annäherung unmöglich machte. Und da Rosa gleich darauf die Residenz verließ, verloren fie ftch aus den Augen. Randolf hatte sie seitdem vergeben! mit der Seele und mit dem Herzen ge sucht. Die jungen Leute hatten sich gleich merkwürdig diel zu erzählen zwischen den Stangenbohnen und Gurkenbeetm de! Gemüsegarten!. Randolf vergaß ganz den Zweck seines Kommens, so un möglich schien eS ihm, daß sein alter Onkel, der bereits zur Korpulenz neigte und eine angehende Glatze zeigte, um diese Rosa, jung und morgenschön wer den könnte. Auch Rosa war betroffen, als Graf Ratzen ihr später feierlich entgegentrat und fie abseits in den Salon iührte. .Mein gnädiges Fräulein, ich bitte Sie um ein Wort unter vier Augen ich habe eine entscheidende Lebensfrage an Sie zu richten. Könnten Sie sich wohl entschließen, in den Stand der Ehe zu treten? einen Mann zu heira then, dessen erste und einzige Liebe Sie sind." Rosa blickte mit einem freudigen Leuchten in den Augen au. Ich will ganz offen sein sehen Sie. al eingefleischter Junggesell war ich bisher gegen das Heirathen ingenom men, aber ich bin der Letzte meine! Stamme!, mein Neffe Randolf ist mein einziger, männlicher Verwandter in di rekter Linie, aber leider nicht meine! Namen! könnten Ei wohl den Mann ein wenig lieben, für den Sie einzig und allein da! Erste, Höchste und Letzte auf Erden sind?" Ja, ich liebe ihn," sagte Rosa mit überraschender Wärme. ' .Bravo Sie find ein Staatsmäd chen, frand und frei ohne Flausen so lobe ich mir die Weiber! Und nun geben Sie mir einen schönen Kuß zu alt bin ich Ihnen jedenfalls noch nicht dazu " , Ach nein, je älter, je lieber!" Graf Ratzen sah etwas erstaunt aus, aber als Rosa ihm ein scherzhafte! Schmätzchen gab, lachte er über das ganze Gesicht. Hier, meine Herrschaften, wir find im Reinen, Alle! klipp und klar!" rief Graf Ratzen in das Nebenzimmer, der bereit! vorher bei den alten Heimdahl! um die Hand der Nichte geworben, Randolf, alter Junge, wo steckst Du denn?" So komm doch, fie hat Ja ge sagt bei Gott, e! ist wahr! Du willst e! nicht glauben? Na, so frag fie doch selber!" Im nächsten Augenblick machte Graf Ratzen kein sehr geistreiches Gesicht, als Rosa und Randolf fich plötzlich in den Armen lagen. Randolf hielt fie fest als sein eigen. Als Graf Ratzen endlich den Sach verhalt begriffen hatte, gewaun er feine Fassung bald wieder. Dummer Junge, warum hast Du mir denn das nicht gleich gesagt? Ein anderes Mal besorgst Du Dir Deine Brautalleine!" Mit diesen Worten drehte er dem glückstrahlenden Brautpaar unwirsch den Rücken, aber sein Zorn verflog bald. In kurzer Zeit war er sehr damit einverstanden, daß der Neffe an seiner Stelle heirathen wollte, er adoptirte ihn sogar später auf seinen Namen und wurde in dem Heim des jungen PaareS der geliebte, verehrte Familienonkel. i lavier Schuberts. Franz Schubert gelangte erst in sei nen letzten Lebensjahren dazu, ein Kla vier sein eigen nennen zu können; die seZ Instrument befindet fich gegenwärtig im Museum der Stadt Wien. Früher war er gezwungen, bei Freunden vor zusprechen, wenn er die Eingebungen seiner Muse sich selbst zu Gehör bringen wollte. Am liebsten ging er zu dem Maler und späteren Kustos der Belbe dere-Galerie, W. A. Rieder, von dessen Hand auch das Aquarellbild Schuberts aus dem Mai 1835 stammt, das gegen wärtig in der Ausstellung zu sehen ist. Rieder hatte frühzeitig Schuberts Ta lent erkannt und bot ihm willig die Ge legenheit, auf seinem Klavier zu spie len. Schubert machte davon Gebrauch, und zwar bald in einem Umfange, die dem Gastgeber unbequem wurde. Er verabredete daher mit Schubert ein Zeichen, daS ihm bedeuten sollte, wann er willkommen sei und wann nicht. Rieder wohnte damals im Gluck-Hause auf der Mieden, und seine Fenster gin gen auf die Straße. Waren bei einem bestimmten Fenster die Vorhänge auf gezogen, so bedeutete dies, daß Schubert heraufkommen könne, waren sie zuge zogen, so hatte dies zu sagen, daß der Hausherr Ruhe haben wolle. Man konnte nun Schubert sehr oft sehen, wie er eiligen Schrittes daher kam. die Brille auf die Stirne schob und zu dem verheißungsvollen Fenster blickte; freu big verklärte fich sein Blick, wenn er daS günstige Zeichen erblickte, traurig zog er ad, wenn fie ihm'den Eintritt in Rie der'! Wohnung verwehrte. Welch' vernichtende Ironie liegt in dieser Thatsache. Zu einer Zeit, da in Wien schon fast jede höhere Tochter ein Klavier besaß, auf dem fie zur Qual der Nachbarschaft Walzer und Polkas addreschen konnte, mußte ein Fürst im Reiche der Mufil, der Millionen mit seinen Melodien erfreute, betteln gehen, um seine eigenen unsterblichen Werke spielen zu können! Wi man Regeri wird. AuS Wien schreibt man: Die Gattin eine! Hausbesitzers in Ottakrieg, Frau P., gilt mit Recht als eine hübsche sympathische Frau, die leider die üble Gewohnheit hat, ihre frische Gesichts färbe unter einer weißen Schminke zu verbergen. ' kürzlich fühlte die Dame einen heftigen Schmerz in den Wangen und im Nacken. Man führte das Lei den auf Rheumatismus zurück und rieth Frau P. Schwefelbäder an. Das wurde befolgt, aber die Wirkung war nicht die, die man erhoffte. Die Dame schrie entsetzt auf, als sie nach dem ersten Bade einen Blick in den Spiegel warf. Gesicht. Hals und Nacken, ebenso die Arme waren ganz Schwarz wie Eben holz. Da hals auch kein Waschen und Reiben der Haut. Frau P. kehrte als Negerin heim. Ursache dieser Meta morphose war die Schminke, die in Ver bindung mit dem Schwefel so unange nehme Folgen erzeugte. Die arme Dame bat jetzt für längere Zeit Zim merarreft, sie muß geduldig abwarten. biZ sich aus der Negerin wieder die schöne Wienerin herausschält. Unbcdatt. Frau (im Eirku!. bewundernd): Der Esel tanzt wahrhaftig beffer wie Du!" Mann: .Ja. der ist auch dressirt!" , kieldcnmütbig. Herr (im Restaurant zu einem an deren Herrn): .Sie haben mich einen Esel genannt. Sosort nehmen Sie die Beleidigung zurück, oder Sie haben e! mit meine, Frau zu thun!" Entfettungskur. In fröhlicher Tafelrunde erzählte kürzlich ein bekannter Arzt folgende niedliche Geschichte. Eine Dame seiner Bekanntschaft, die große Anlage zur Korpulenz hatte, wollte wissen, wie fie dagegen zu Felde ziehen konnte. Der Doktor entwarf ein ausführliches Pro gramm für ihre Diät: Dry Toast, ge kochte Rindfleisch k. und hieß sie, in ein paar Wochen wiederum vorzufpre chen. Die Dame kam, und präsentirte fich noch einmal so stark wie vordem. Der Ar,t war sprachlos. Haben Sie gegessen, was ich Ihnen verordnet habe?" fragteer. Immer," erwiderte fie, wehmüthig lächelnd. Die Geschichte kam dem Mann der Wissenschaft geradezu unheimlich vor. Plötzlich aber durchzuckte ihn ein greller Blitz der Erkenntniß. Und haben fit sonst noch etwa! gegeffen?" O gewiß, meine regelmäßigen Mahl zeiten natürlich." antwortete fie ge laffen, von dem Bischen Zeugs habe ich doch nicht leben können." vom Regen in die Traufe, Herr: Alle Damen flunkern!", Fräulein Birkholz: Mein Herr!" Herr: Pardon, die alten Damen find natürlich ausgenommen." vor Gericht. Richter: Warum haben Sie denn den dicken Knüppel mitgebracht?" Angeklagter: Na, mein Anwalt hat mir doch gesagt, ich solle meine Verthei digungsmittel mitbringen. Na, hier ifteS!" kzoffnungsvoll. Tochier: Da hörft Du eS, Papa, vier Töne find nun schon kaput auf dem Piano." Vater: Gott sei Dank, daS ist doch wenigstens schon ein Anfang zum fröh lichen Ende!" ' Ein Mittelchen, Wenn fie dich fragt, Ob du schon 'mal geküßt. Sag' Nein" und lächle Ja" zum Schein. Doch fragt fie dich, Ob schon verliebt du bist, Sag' Ja" und lächle Nein". Nettes Früchtchen. Meister: Nachläfftger Bengel. haft wieder die Thür offen stehen lassen; kannst Du nicht lesen, eS steht doch dran: .Jedermann wird gebeten, die Thür zu zumachen'." Lehrbube: Meester. det jeht mich nicht an; ick bin keen Mann, un' 'n Lehrjunge wird ooch nich' gebeten!" Durch die Blume. Frau (entrüstet): Nein, denke Dir nur. drüben Müllers Frau, ist früher Köchin gewesen!" Mann: Nun, ich wollte, Du auch." Deutlich. Bekannter (sehr zudringlich) : Schade, also der Herr Professor ist wieder be schästigt? Was schreibt er denn eigent lich?" Hausfrau: Ich glaube, ein Werk über.... Schmarotzerpflanzen!" Eut ausgebildet. Vater des Lehrlings (aufgebracht): Jetzt war mein Sohn drei Jahr in Ihrem Geschäft, und wissen Sie, wa! er gelernt hat? DaS Comptoir reini gen und Packete zur Post bringen!" Kaufmann: Genügt ja, denn wenn er jetzt eine reiche Frau heiratdet, braucht er kein eigenes Geschäft anzu fangen!" verhindert. Wie, die Klara ist immer noch ihre Braut?" Ja, jedesmal, wenn wir zum Stan desamt gehen wollten. Hat'S geregnet!" Immer derselbe. Dame: .Der Arzt hat mir zur Hei lung meiner entzündeten Augen verord net, daS Anschauen alles Blendenden zu vermeiden." Lieutenant: So werde ich also fern bleiben müssen." Gut gegeben, Dichterling: .So find Sie also eine große Freundin von Gedichten?" Dame: O gewiß, ich liebe fie über alles und trage die Klassiker in meinem Herzen!" Dichterling: Nun, und meine Ge dichte, gnädiges Fräulein?" Dame: Ihre? Die liegen mir im Magen!" Erholungsbedürftig, Bureauvorfteher: .Vier Wochen Ur laub möchten Sie haben? Wie soll ich den aber befürworten. Sie haben doch gar nicht so einen anstrengenden Dienst!" Beamter: .Hier im Bureau nicht, aber zu Hause, wo ich jeden Tag ein Dutzend hartherzige Gläubiger adzufer tizcn habe!" ' v pantoffelbel. Frau: .Ich weiß nicht, wa! mein Mann heut' hat. den ganzen Tag macht er schon ein vergnügte! Keficht." Schwager: .Heut' ist doch Wahltag, grau SchSzerin, und da freut sich der gute Kerl, deß er auch einmal in Stimme hat."