wie die Creolin sich rächt. Mmkanische Siiihluiig vsn 2)1 arte tu , M a r f 0 i c 4, Zwischen Palmengruppen, sich an eil nen Hain von Lorbeer und JoiamiiS, . brotdäumen lehnend, nicht gar Nieit vom Golf von Mezico, lag da? reizende Blockbaus. Feigenbäume und ildeS Weingeranke , flnalen ihre Zweige in die mit parken Laken versehenen Fenster und rothbraune Lianen krochen Über da Dach bis zu den hohen dunklen Pinien und von da zurück zum Dache. Vom kleinen Wachtthurme, der mehr zur Zterrath als dem praktischen Zwecke der Befestigung diente, war die Aussicht eine entzückende. ' Weit unten die blaue Wasserfläche, stundenlang spiegelglatt, bis plötzlich das Meer mächtige Wogen hereinsendet, die brausend und klagend an den Riffen und Zähnen der Küste zerschellen das anmuthige Grün der Fruchthaine kleine Inseln, die sich wie helle Blumen von dem dunklen Meeresspiegel abheben, und nackte graue, von der Sonne durch glühte Felsen, die steil abfallen und sich tm Golfe baden. Die Sonne war im Sinken. Roth goldene Lichter huschten durch die grüne, heimliche Dämmerung des Waldes. Neben einem blühenden Mandelge büfche bewegte sich langsam eine Hänge matte auS der ein winziges FllSchen in goldgestickter Sandale hervorsah. Ein kecker Sonnenstrahl zitterte jetzt über ei nen plastisch geformten braunen Arm und eine zierliche Hand dahin und warf blendende Funken aus den Juwelen, die beide zierten. Hand und Fuß gehörten einem fchlan ken und doch üppigen Wesen, das da aus ' schwarzen Glühaugen, offenbar unge duldig, über den Blockzaun hinweg den Waldpfad hinabschaute. Wie graciös die Hand den Fächer aus 1 rothen Arraresfedern bewegte! Wie kräf tig die kleine Fußspitze an oen Stamm ' der Pinie stieß, um die Hängematte zu schaukeln! Wie zierlich der Kopf mit den blauschwarzen Haaren sich aus den un tern Arm stützte. Eine Pariser Mode dame Hütte das Alles nicht chicvoller ge troffen. Und wer war dies schöne Weib? Eine Farbige, eine Mestize, hervorge gangen aus dem Bunde eines Weißen mit einer Creolin. Man nannte sie Fandohama. ' Sie wandte den Kopf. Neben dem Mandelgebüsche erschien das schwarze Gesicht eines Mulatten. ,WaS willst Du, John?" fragte die junge Frau freundlich. Der Neger spähte den Wald hinab und da er dort nichts entdeckte, richtete er feine großen, weißleuchtenden Augen auf feine Herrin. John ist sehr traurig," sagte er leise. Yandohama richtete sich halb in der Hängematte auf. Warum vin Bu rranng? Was semr Dir? Svria,!" John ficht Dich heute noch und morgen Nicht mehr. Er ist morgen Abend schon auf dem großen Wasser und geht mit Colonel MileS dahin, wo die weisen Menlaen wodnen." Mit einem Satze war Yandohama aus ihrem Schaukeldette. Was sagst Du? Der Herr geht zu rück nach England, in seine Heimath ? Du Du begleitest ihn? Und ich-?' Der Neger bewegte seinen wollhaari gen Kops hin und her, wie ein Eisbär ; bei John da Zeichen der Aufregung. Du, Herrin? Der Colonel hat die Farm an Mister Well Ouecksaest aus SüdFlorida verkauft und läßt Dich mit dem neuen Besitzer. O John ist sehr traurig." Zwei große Thränen, die über des Mulatten schwarze Wangen rollten, be kräftigten seine Worte. Yandohama lehnte sich, wie zu Stein erstarrt, an den Stamm der Pinie, und wie sie so da stand, die hohe wunderbare Gestalt in ein eng anliegendes Gewand von rother chinesischer Bastseide gehüllt, hätten ihre plastischen Formen jedem Bildhauer zum Modelle dienen können. Dai reiche lockige Haar, mit duftigem Mandelöle gesalbt, hing in zwei schwe nn Zöpfen übn den Rücken weit hinab, und Perlenschnüre, sowie kleine Silber Münzen, schmückten es. Da feine Oval d Gesichtes zeigte ein liebliches Profil, der in den schwarzen Eluthaugen, die du langbewimperten Lid jetzt halb deckten, loderte das Feuer wilder Leiden fchaft. Benathen verkauft, die eine Waare" kam endlich mühsam aus der hochathmenden Brust hervor. Sie sah es kaum, daß der Mulatte sich zur Erde geworfen hatte und in Schmer, und Anhänglichkeit seine Lip per, auf den Saum ihres Kleides preßte. Endlich kam wieder Leben in die re gungslofe Gestalt. Yandohama ging bis zu der kleinen Terrasse, die fich vor dem Blockhause auf fünf Stufen erhob. Dort ließ sie sich auf einen der zierlichen Stühle aus Bambusrohr nieder und winkte dem Mulatten. Seit wann weißt Tu vom Verkauf d Farm und von der Reise des Herrn?' fragte sie fast tonlos. Der Reger nahm ein zahmen mingo, dn aus dem Hause gehüpft kam und H sich auf seiner Schulter bequem machen wollte, und ließ ihn hinaus flattern .John hat eS erst heute früh ersah, nn. alS fich der Coll nach San Da uila hinüberrudern ließ. John, sagte Ver Agnnlagsgast. Jahrgang 17. der Herr ich gehe morgen zurück nach Euroda. Die arm ist seit ei' nem Monat an Mister Well Ouecksaest aus Eüd'Florida verkauft. Wenn Du Dich entschließen kannst, mich in meine Heimath zu begleiten Du haft mich süns Jahre m Treue bedient , will ich Dir einen Freibrief ausstellen lassen. ohne den Du in England nicht leben kannst. Und John war sehr vergnügt und freute fich aus da große Wasser und das viele Gute, das die weißen Menschen .in England genießen. John küßte dem Eolonel die Haud und hüpfte wie ein Känguruh vor Freude, während der Herr weiter sprach.- Ich komme erst spät am Abend von fcan Dann zurück, Rüste Alle? ,ur Abreifr meine Klei, der, die Bücher, die Waffen. Ja, ja, sagte John, aber eS sehlt uns an Bast, körben, um das Eigenthum der Herrin wohl zu verwahren für die weite Fahrt . Da sah der Eolonel nach den Fenstern Deines Schlafzimmers und sagte langsam: Du irrst, Yandohama geht nicht mit uns. Sie bleibt hier zurück als da? Eigenthum des neuen Farmers." Die weißen Zähne deS jungen WeibeS knirschten zornig aufeinander, und die kleine ffaun ballte tt krampsdan. John sollte bei schwerer Strafe der Herrin kein Wort von alledem sagen der Colonel hat'S verboten; aber eS ist zu traurig, der arme John, zu traurig da mußte er sprechen. Wenn Du ihn aber verräthst, bekommt John die Peitsche und wird neben dem heißen Schmiedeofen festgebunden. Yandohama erhob fich. Sei unbesorgt, ich verrathe Dich nicht! Jetzt gehl Richte das Mahl für den Abend. Er i pst kommt der Herr, sagst Du? Geh' nur, ich muß allein sein." Der Neger küßte ihr die Hand, lugte nochmals auf den Waldpfad hinüber und verschwand dann im Hause. Noch immer arbeitete die Aufregung in Yandohama'Z Jnnem. Die Lippen fest aufeinander gepreßt, die kleinen Hände krampfhaft verschlungen, stand fte ans der Terrane, Verkaust verschenkt!" schrie es in ibr auf. Da? also war der Lohn für Jahre der treueften und beikesten Liebe. Zum fünften Male war die Regenzeit vor über, seit der weiße Mann aus dem Norden Amerika's nach SlldFlorida kam. um fich eine prächtige Farm zu erringen. Sie selbst, Yandohama, war zur Jungfrau nimm, obwohl kaum vierzehn Jahre; allein im Süden er blühen die Frauen so schnell, als sie bald wieder verwelken. Sie hatte ihre glückliche Kindheit bei Mister Walkers, dem Missionär von Tintolero, zugebracht, der ihre Mutter, die rechtmäßige Frau eine? Schiffs capitäns, wenn auch nur eine Farbige, freundlich aufgenommen, als sie den Gatten gelegentlich eines schrecklichen OrkanS verlor. Mister Walkers behielt auch das Kind und zog es auf, als die arme MissiS Fitsh, bald darauf ihre schönen Augen schloß. Der Misfionür liebte Yandohama wie sein eigenes Kind. EmeS TageS brachten zehn Schwarze einen reichen und vornehmen Weißen in einer Art Tragbrett. Colonel MileS hatte das Malariafieber und Yandohama widmete dem Kranken monatelang die sorgfäl Ngfte Pflege, verlor indeß bei diesem Eamariterdienft vollständig ihr kleines Herz an den schönen blonden Engländer. Sechs Wochen nach des Colonel'S Ee nesung gab der Missionär sie zusammen. MileS, der wissenschaftlichen Studien lebte, reifte im Lande umher, schlug bald hier, bald da sein Quartier aus und errichtete endlich vor Jahren die Farm am Golf von Mexico. Daß sie sein Herz nie ausgefüllt hatte; das mußte Yandohama. In erster Zeit behandelte MileS sie wie ein Kind: später wurde sie ihm ein Spiel zeug; seit Jahr und Tag war er kalt gegen fie. Oft wie; er ihre Zärtlichkeit fast brutal zurück. Doch hatte er nie von einer Trennung gesprochen, auch selten einer Heimkehr nach dem nebligen Strande der Themse erwähnt. Noch gestern, bei der Siesta, als sie ihm sein LiedlivgSlied auS den irischen Bergen auf der Laute gespielt, die Mister WalkerS fie gelehrt, hatte er einen Kuß auf ihre Lippen gedrückt, sie sein süßeS Kind" genannt und morgen morgen um er ne einem Anderen, dem er fie verschachert, wie eine Waare. Wie Schuppen nel Z von ihren Augen. MileS halte sie nie geliebt kür lvn eriuim die mu igr geiqionciu Ehe gar nicht Mister Walters war todt seit einigen Monaten kein Zeuge vorhanden. Der Eoloml kam als freier Mann iu feine Heimath und konnte unter den weißen Töchtern feines Landes fich ein Weid nehmen, von deren Stolz und Schönheit er ihr viel erzählt hatte. Beilage zum Nebraöka Ttaati-Anzelger. Yandohama preßte die Hand gegen das wild schlagende Herz. Glühende Eifersucht und die Sehnsucht nach Rache wühlten in ihrer Brust. Sie kannte MileS zu gut ihn von einem einmal gefaßten Entschlüsse abzubringen, war unmöglich. Mit der Thatsache also munte fie rechnen. Verstieß er fie daS gelobte fie fich sollte kein anderes Weib mehr an seinem Herzen ruhen! Sie schlang die langen Zöpfe um ihren Kopf und befestigte fie mit Elfen beinnadeln. In ihrem Zimmer wech selte fie die goldenen Sandalen mit ein fachen dunklen aus Eberleder, hüllte Haupt und Körper in einen grauen Plaid und verließ das Blockhaus und seine Umgebung. Nicht weit von der Farm hatte MileS einen Eanal und einen Teich anlegen lassen. Es hatte das Arbeit und ein gut Stück Geld gekostet, denn der Urwald ließ fich jeden Fuß Landes müh sam abriugen. Dorthin lenkte Yandohama jetzt ihre Schritte. Unten am Teichufer lag ein kleines bequemes anoe. Der Colonel hatte es für sie bringen lassen. Das junge Weib löste die Kette vom Pflock, ergriff die Ruder und war mit ein paar kundigen Schlägen auf das Waffer bald mitten im Teich, in den Feigenbäume und Weingerank ihre Wur zeln und Aeste streckten, schwellende Flech ten, Gräser und Blumen ftch schaukelten, gigantische Bäume ihr Schattenbild Marsen. Ost flüchtete Yandohama hierher, wenn MileS, sie tag-, ja wochenlang verließ; hier ttöumte sie offenen AugeS, lelbte in ihrer eigenen, felbstgefchaffenen Welt. Auch der Colonel lieble diesen Theil vergessenen Paradieses. Rothe und grüne Papageien flatterten von Ast zu Ast, ein wilder Pfau entfa! tete sein edelfteinflimmerndes Gefieder, und drüben am Ufer stand ein asch grauer Kranich auf einem Bein und ließ den nackten rothen Hinterkopf nach vorn nrnen All' das beachtete heute Yandohama nicht. Sie trieb das Canoe zu einer Stelle des Teiches, die es war jetzt die trockene Jahreszeit einen Sumpf bildete, eine schwan-grüne breiige Ma e. auf der Giftpflanzen prächtige Blüthen entfalteten. Dort lag ein vom Sturme halb entwurzelter Cypressenbaum, der beim ffalle auf eine uralte Pinie a stürzt war und nun über das Waffer hinmeghing, Yandohama spähte umher, und da fich Nichts regte, duckte fie fich im Canoe und begann eigenthümliche Klagelaute auszustoken, ähnlich dem Winseln tun, ger Hunde, dann lauschte fie. Fünfzig Schritte weiter erhob sich eine dunkle Masse auS dem Sumpfspiegel, ein lang, gestreckter Kops zeigte zwei hornige Höcker, unter denen ein paar große Augen her vorglotzten, denn kam eine Nasenspitze und endlich ein halbgeöffneter Rachen zum Vorschein, dem furchtbare Zähne etwas Granenbattes verliehen. Ein Alligator von mindestens neun niife Länge tauchte auf und Iroffl icriwer, fällig durch den Sumpf der gestürzten Eypreffe zu. Er ist da " flüsterte Yandohama stockenden Athems. Kaum warf sie das kanoe herum und ruderte mit kräftigen Stößen dem Landungsplatze zu, f sank das Thier still und langsam unter Waffer. Hätte der schöne Colonel mits das Treiben Yandohama'! hier beobachten können, er wäre etwas weniger sorglos, die Havanna im Munde, auf Deck des kleinen Dampfers Limit" heimgekehrt in das Blockhaus. Ein Stündchen später empfing Yan dohama, prächtig gelleidet und mit Iu welm geschmückt, ihren Gatten, r hatte ihr ein Kistchen schmerer, altspani scher Weine mitgebracht, zog fich aber sogleich in sein Arbeitszimmer zurück er komme später zu ihr wichtige Ge schüfte - Sie liefe ibn aewäbren; aber sie ichiich sich über den weichen Binsenteppich hin ter die Portieren der Thüre. MileS saß vor dem Schreibtisch und zählte große Banknoten, dann Rollen von Goldstücken; endlich ordnete er Brief schaften und legte Alles in eine eisenbe schlagene Caffette. John kam und rief den Eolonel aus dem Zimmer. Sofort stürzte Yando hema zum Schreibtisch. Link; lag ei dickes Blatt mit mächtigen Siegeln.! Fast erstarrte ihr Blut. j Der Kaufvertrag der Farm an Well Ouecksaest." John hatte nicht gelogen! Und ihr kein Wort von alledem Ihr Entschluß war endziltig gefaßt. Betrug gegen Betrug. Er hatte Liebe, kein Mitleid mit ihr sie wollte mit gleicher Münze bezahlen. ! tete harrte seiner an prästig ge schmückt, reich besetzter Tafel: fie cre denzte ihm den feurigen Rebensaft Spa liienS, trank ihm zu und benebelte ihm so die Sinne mit süßem Lächeln und Schaumwein. Ihm war, als habe er fie noch niemals so schön, so liebreizend gesehen. Bald aber wandte er sich ad und murmelte: Und doch nur die Schönheit eines farbigen Weioes!" Yandohama hatte ihn dennoch ver standen. Er sah den Blick glühenden Hasses nicht, der ihn streifte, sonst hätte er sich nicht bereden lassen, weiter zu trinken. Wie fie dann die Laute her überholte und ihm eine kurze Fahrt auf dem Teiche abschmeichelte ihn zärtlich umfangend, führte fie ihn zum Wasser hinab. Mit Mühe stieg der Colonel in das Boot und legte fein schweres Haupt auf den Rand des schmalen Fahrzeuges. Yandohama ergriff die Ruder leise trieb das Canoe auf dem Waffer. Der Mond schien in grellem Silber lichte, gespenstige Schatten warfen die Bäume, betäubender Blumenduft und Wasserftand erschwerte das Athmen. Auf des Colonel'S Verlangen fang Yan dohama zur Laute mexikanische Weisen. Leiser und leiser klang ihre Stimme Yandohama beugte fich über den fest Schlafenden, und ihre Augen glitzerten, wie die einer Pantherkatze. Jetzt löste sie rasch die Seidenschnur ihres Gewandes, theilte sie in zwei Hülf ten und band dem vom Wein Be rauschten Hände und Füße. Als fie emporsah, gewahrte sie den Kopf de Alligators, der in weitem Bogen das Eanoe umschmamm. Während Yandohama dem Lan dungSplatze zusteuerte, ließ sie die früher erwähnten Klagetöne junger Hunde hören der Lockruf, dem der Alligator folgte. 5kekt kubr das Boot auf den Sand, und Yandohama versuchte eS, den Eolo- nel auszuncdten. Doch nur eine Sklavin, lallte der Schlaftrunkene. Meinst Du ?" schrie fie auf. In wilder Rachsucht hob fie ihn in ihren Armen empor und warf ihn über Bord. Hoch auf spritzte das Waffer der Rachen des Alligators wurde fichtbar dann erschien ein schwarzrother Fleck auf dem Spiegel deZ Teiches. Wie von Furien verfolgt floh Yando, hama zurück in das Blockhaus. TagS darauf nahm Well Ouecksaest Besitz von der Farm; zu seinem Leid wesen fand er aber die schöne Sklavin todt aus ihrem Ruhebette ver giftet.... Gdol. Eine bedinkliche Historie von Dr, Omlglaß, Keinen Tropfen Alkohol mehr, Herr Wanstler!" hatte , der Doktor gesagt. Und der Frau Partikulier Wanstler hatte er vor der Thüre nochmals drin gend eingeschärft, dem leoerkranken Ge mahl alle geistigen Getränke vor der Nase wegzuräumen. Gehört Himbeersaft auch dazu?" Nein, Berehrtefte!" verabschiedete sich der Doktor. Etliche Tage ging die schwierige An gelegenheit deZ AbftinirenS recht gut von Statten. Herr Wanstler, mit einem lebhasten Sinn für Romantik ausgerüstet, dünkte fich überaus in tereffant und ein Musterbild mönn licher Energie. Freilich, je länger die Geschichte dauerte, um so ungemüth licher wurde ihm; und schon begann er, in seiner Seele bedenkliche Pläne herumzuwälzen. Ach was, so ein Biffel Wein hier und da, nur eben um den Lebens muth wieder aufzufrischen das wird doch nichts schaden! Kann nichts schaden, wenn'Z mit Maß ge schieht. Natürlich mit Maß; wozu ist man ein Mann? Und überhaupt: soll man fich so binden und fesseln lassen? Nein, nein, das wäre unwürdig." Er versank in tiefeS Nachsinnen. So ganz offen konnte er'S natür lich nicht treiben, denn r hatte ge waltigen Respekt vor seiner Gattin Badette. Er mußte fich ein ganz ras finirteS Mittel auSdenken. Und er sann mit wildsrbeitender Phantasie nach. .... Wie das Ehepaar in der, Abenddämmerung desselbigen Tages beisammen saß, hub Herr Wanftler auf einmal an: Du, Frau, man geht doch eigen! lich mit seiner Gesundheit recht leicht sinnig um." Die Gattin Babette schaute ihn scharf an und entgegnete: Es. Alter, geht Dir doch auch ein mal ein Licht auf!" Ich mein'Z nicht so. Ta hab' ich eben in der Zeitung einen Artikel über daS Odol gelesen. ES ist ganz unver antmortlich, wie man seine Zahne der nachlasfigt; aber die schlimmen Folgen Ro. 42. bleiben nicht auS Ich muß ge stehen, ich spür' auch schon die aller Hand Beschwerden, die da geschildert werden. Wenn ich morgen meinen Spaziergang mache, nehm' ich mir doch so ein Flascherl mit heim." Ach was," erwiderte Frau Babette, wozu so neue Narrheiten?" Herr Wanftler hatte aber doch eine Flasche Odol mit nach Haus gebracht, und zwar gleich eine große. Man kommt auf diese Weise viel billiger weg," hielt er, der über den wenig verschreibenden Doktor so wie so ärgerlich war, der skeptischen Gattin entgegen. Ich danke für derlei Kram," sagte die, ich bleibe beim Alten." Um so besser," dachte fich der die dere Gemahl. Das vornehme Gefäß wurde nicht auf dem Waschtisch des Ehepaare? unterge bracht, sondern im Kleiderkaften des Herrn Wanftler. DaS Odol könnte sonst verriechen," meinte der hygienische Privatmann. Aber mit einer Aufopferung und scheinbaren Selbstüberwindung, die seiner Frau Verwunderung abnöthigte, betrieb er die Kultur seines Zahnge heges und verschwand nach jeder Mahl zeit im Schlafzimmer, um Mund und Zähne total vor allen zahnsressenden Stoffen" zu schützen. Daß er in unglaublicher Verworfen heit den Inhalt der Flasche hinter einem Tannenbaum auZgegossen, die Flasche gründlich gespült und mühsam beim prositwüthigen Apotheker um theures Geld mit Xeres hatte auffüllen laffen, und daß dies jeden Tag beim Morgen spaziergang wieder und wieder geschah das behielt er freilich in seinem verbot, denen Herzen. Aber die Nemesis blieb nicht auS. Als Herr Wanstler wieder einmal auf seiner Ergänzungspilgerfahrt be, griffen war, bekam seine Gattin Zahw schmerzen und wollte eS in ihrer Einsalt nun doch einmal mit diesem nenmod,, schen Elixir versuchen. Die Flasche war zedoch auS dem asten verschwun, den. Sehr zur Unzeit kam eben der Ge, mahl fröhlich lächelnd herein. Ich kann Dein Odol nicht finden!" rief ihm die Zaynwehgepeinigie end gegen. Verlegen erwiderte Herr Wanftler: Jaso nun freilich ach ja; eben habe ich eine neue Flasche geholt. Aber wozu....?" Her damit!" Und fie riß ihm da? blau'weiße Unglücksgefäß aus der Hand und begann eS krampfhaft gegen ein leeres GlaS auszuschütteln. Wie fie aber den bräunlichen Saft an die Lippen brachte, war mit einem Schlag daS Weh vorüber, denn eine viel schmerzlichere Erleuchtung kam über fte. Christoph! Was ist denn das .... ? Ich glaube gar, Du haft da O Christoph, jetzt komm ich Dir hinter Deine Geheimgänge! DaS heißt man also Zähne Pflegen?! Jawohl, Deinen Weinzahn Du Hallodri.. ..I" Wir laffen im Gesühl unserer Unfähigkeit, der nachfolgenden Erör terung in ihrer ganzen dramatischen Wucht gerecht zu werden, bescheiden den Vorhang der Nächstenliebe fallen. , Der Erschossen. In dem Feldzuge von 1797. in wel chem die Oefterreicher in Italien gegen die Franzosen unter General Bonaparte kämpften, hatte fich Feldzeugmetfier Bl vinzq entschlossen, in der Nacht vom 14. auf den 15. Januar einen entscheiden den Schlag auszuführen. Ein kluger Plan war ersonnen, um den Feind auf den berühmten Höhen von Rivoli zu umzingeln und diese vielgepriesenen Linien zu durchbrechen. In aller Stille rückten die Kolonnen während der Nacht an die ihnen angewiesenen Punkte, und damit der Feind von dem ihm drohen den Schlage völlig , vermuthet über rascht werde, war jeder Schuß bei To desftrafe verboten. Ein Soldat von dem Regiment Jel lachich, ein vortrefflicher Schütze und begabt mit einer Sinnesschärfe, welche selbst die Dunkelheit der Rächt durch drang, sah fich bei dem Vordringen in dem okkupirten Terrain plötzlich einem feindlichen Vorposten gegenüber. Viel leicht schien es ihm, als ob der Fran zose ihn ebenso bemerke wie er ihn; ge nug, n drückte dem ausdrücklichen Be fehle des FeldzeugmeifterS zuwider fein Gewehr loS. Kaum war das Geräusch! des Schusses verhallt, als es fich auch schon an allen Enden rührte; das Ge düsch füllt fich mit glitzernden Bajo netten, und bald begannen die eherne Schlünde ibr verderbliches Spiel. Gleich nach dem knall de? Flinte sprengte auch der greise Feldzeugmeifter herbei und fragte erzürnt, wer geschossen habe. Man hatte den uvg'.üZ!ich:n ibitrc bald ausfindig gemacht, und der General be fahl, ihn unverzüglich hinter der Froiit zu erschießen. ES geschah und der Eol dat siel, von drei Kugeln gekosten, zu Boden. Die Folge dieses unglücklichen Schusses war aber, daß die Oefterreicher sich zurückziehen mußten. Mantua fiel am 14. Februar in die Hände der Fran zosen. Im Jahre 1801, während einer der kurzen Waffenpausen, welche der stets wachsende EhrgeizNapoleonS den Oefter reichern gönnte, besichtigte der Feld marschall Baron Alvinzh, damals kam mandirender General in Ungarn, das Lager, welches ein beträchtlicher Theil seines Armeecorps im Süden von längst des Esepeler DonauarmS bezogen hatte. Unter anderen hatte auch das 53. In fanterieRegiment früher daS Regi ment Jellachich dort feine Zelte auf gestellt. An den Reihen derselben an gekommen, nahm der Feldmarschall dem Obersten den Rapport ab. Euer Er cellenz erinnern ftch vielleicht," sagte dieser, an einem Mann, der am 15. Januar 1797 vor Rivoli erschossen wurde, weil er gegen Ihren Befehl sein Gewehr abgeschoffen hatte?" Auf die bejahende Antwort des Mar schalls ließ der Oberst einen Mann vor treten und sagte: Erlauben Euere Excellenz, daß ich Ihnen den Erschösse nen vorstelle. Er wurde von dem vor dringenden Feinde aufgehoben, und da man, trotzdem er von drei Flintenkugelu getroffen war, noch Lebensspuren an ihm entdeckte, in ein französisches Feld spital aufgenommen und geheilt. Seit her war der Mann in französischen Diensten in mancher Herren Landen, aber das Heimweh überkam ihn zuletzt. und er hat ftch diesen Morgen bei mir gestellt. Was befehlen Euer Excellenz, daß mit ihm geschehen soll?" Z ,1t vier zu bemerken, da damals noch die lebenslängliche Kapitulation in Oesterreich bestand. Der Feldmarschall dachte eine Weile nach und fragte endlich: Wiffen Sie aber auch gewiß, ob dieser Mann wirk lich der Erschossene ist?" Abgesehen davon, daß ihn alle alten Kameraden wiedererkennen, hat der Arzt an seinem Körper die Narben der drei Wunden aufgefunden!" war die Ant wort des Obersten. Todte Leute, Herr Oberst," sagte der Feldmarschall ernst, kann der Kai ser in seiner Arme nicht brauchen; Sie werden demnach Sorge tragen, daß der Mann seinen förmlichen Abschied be kommt." Das merkwürdige Ereigniß nahm übrigens einen für den Soldaten recht günstigen Ausgang. Der Kaiser hatte Alvinzy ein großes Gut im Banate ge schenkt, und auf demselben lebte der Er schossene noch manches Jahr als glück licher Schloßwächter. Schicksal wer Reujahrswunfch karte. Gegen Ende deS letzten JahreS machte ein neuvermähltes Ehepaar seine Hoch zeitSreise nach Paris. Angesichts deS Jahreswechsels gedachten die Beiden an der Seine ihrer Lieben im schwäbischen Heimathland und sandten ihnen Neu jahrswunschkarten. Sie schickten eine solche auch einem Oheim E. in Münster. O. A. Cannstatt : ES wünscht daS junge Ehepaar Dem lieben Onkel ein gutes Jahr. Nun stehen bekanntlich die Franzosen mit der Geographie auf etwas gefpann tem Fuß. Obwohl die Karte ausdrück lich mit Münster. O. A. Cannstatt in Württemberg" adresfirt war, kam sie nach Münster im Elsaß. Dort fand sie wirklich Einen, der den gleichen Namen hatte, wie Onkel E. in Münster. O. A. Cannstatt. Der Mann hat offenbar ein gutes weites Herz; denn es war ihm nicht möglich, die Karte der Post zurück zugeben, ohne obige Neujahrspoefie als fortzusetzen : Ein Namensbruder im Münfterthal Wünscht eS dem Onkel noch einmal. Dak nun die Karte. Satt dem Onkel am Neckar zuzuwandern, nach Münster in Westfalen kam, ist schon noch begreif lich: da sie aber von dort noch Mün chen gelenkt wurde, wäre kaum zu glau den, wenn nicht, wie der Schwäbische Merkur" versichert, der Poststempel ti deutlich und klar auswiese. Nun. an der Jsar waren sie so helle und gaben die ane fort aus die oute nach kann statt. Bon hier fand sie auch mit dem Boten den Weg hinaus nach Münster. Ihre Boefie abn traf dort in einem Herzen verwandte Saiten. Ehe fie an den Adressaten abgegeben wurde, schloß irgend Jemand obige Dichtung mit den Worten : Den rechten Onkel hat fie nun : Jetzt darf die arme Karte ruh'n ! vnxlapxert. Sie: Arthur, Tu bist mir untteu. ich habe Dich gestern mit einer anderen Dame gesehen!" Er: Das ist nicht wehr! UebrigenZ. warum haft Du mich nicht ange sprochen?" Sie: DaS hätte ich gern gethan aber ich hatte ja einen Herrn dn mir!' Schnell gtsaßi. Gnädige Frau (den Diener dabci treffend, wie er gerade eine Flasche an den Mund setzen will): Ist das ßd: lichleit. Jean?" Diener (stramm): Nein, e scheint Rosenl'qeuer zu fein!"