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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 4, 1897)
v i e r k I e e. i'on Ark, Der junge Doktor Wenthoff saß vor seinem Schreibtisch. Ebbe. Ebbe!" stöhnte er, sprang auf und fuhr mit beiden Händen durch seinen dunklen rauskopf. Sein Blick wanderte über den Schreibtisch; da lag eine Menge be schrieben Blätter seine angefangene Novelle, die durchaus nicht weiter kom mm wollte. Ich blamire mich, und außerdem Schockschmerenoth noch einmal, ich brauche ja das Geld!" schrie er im höchsten Zorn. Wenn der Mensch im Zorn ist. so mUßte er schreien können, ohne daß er selber ti hört; die eigene, überange ftrengte Stimme wirkt ernöästernd. So schwieg auch der Doktor und setzte sich. Jetzt möchte ich wissen, warum ich nicht arbeiten kann." sagte er plötzlich mit ganz ruhiger Stimnie. ES war eigentlich nichts da, was ihn am Arbeiten hindern konnte. Sein Zimmer war ideal gelegen, freundlich, sonnig, sauber, mit zwei großen Fenstern nach dem Garten hinaus, und ringsum herrschte völlige Ruhe. Seine Um gebung war in keiner Weise geeignet, ihn vom Dichten, Träumen und Schaf fen abzuhalten. Wa! war eS Kenn? Er fing an zu Philosophiren, tieffinnig dreinschauend und am Schnurrbart zupfend. ! ' Ich hab'S," rief er plötzlich. Na. türlich, das ist es!" Auf sich selbst ein. redend fuhr er fort: Du bist zu genuß. süchtig" ein Windhauch brachte ihm durch das offene Fenfter einen Strom von Fliederdust herein, den er wohlig kinsog da haben wir'." eiferte er gegen sich, statt zu arbeiten, schnüffelst Du hier herum. Immer genießen, ge. nießenl Wenn Du den blauen Himmel siehst, wenn die Sonne lacht und der Fliederduft Dir um die Nase streicht, dann ist'S aus mit dem Arbeiten, dann treibt'S Dich hinaus ja Sapperment, wozu ist'S denn Frühling und wozu ist man jung. Doch nicht etwa, um hier in der Stube zu hocken und auf Ge danken zu warten, die nicht kommen wollen!" Entschlossen setzte er den weichen Filz. Hut etwas schief genial aus sein Haupt, legte den Havelock über den Arm und stürmte hinaus... Wenthoff faß wieder in seinem Zim mer behaglich auf dem Sopha und trank den Morgenkaffee, während Freund Ben der vor ihm stand und etwa! erregt auf ihn einsprach: Um also meine Epistel zu beschließen: " Du bist auf dem Wege, ein verbummel. te Genie zu werden und sollst Dich besinn." . Wenthoff lachte: Ach nein!" Ja." .Nein!" Kreuzbomben " .Dein Fluchen hilft Dir nichts." .ES soll aber helfen." Hilft aber nicht!" und dabei reichte Wenthoff seinem väterlichen Freunde", wie er ihn belustigt nannte, seine Cigar nntasche. Bender nahm knurrend eine Cigarre, steckte sie in Brand und ging im imm aus und ab. die bände aus dem Rücken, die Cigarre im Munde hin und herschiebenli, dabei stoßweise hriimmnhr Und dabei hat der Kerl hier eine so gemüthliche Buve: so lange ico miaj herumtreibe, habe ich'S nicht so gut an getroffen Du, höre einmal, wo hast Du daS Kraut her?" Und er sog be haglich an der Cigarre. TOin Kkbeimnik!" Bender trat vor ihn hin: Na beichte 'mal, oa yan u moyi wieoer emano angepumpt, was?" i hnhr Tiir in nß(rn fiinhifl Mark abgezogen für meinen Lebens ' unterhalt!" lachte Wemyon. Bender sah ihn über die Brille hin. weg an: .Du wolltest dafür die Miethe bezahlen," sagte er ruhig. .Ach. da, hat noch Zeit!" &nl" R,nd,r Itatt die Ciaarre fein säuberlich auf den Aschenbecher und nahm seinen Hut. .Adieu!" ltill!" Wenthoff sah ganz verwundert, wie sich die yun Motz. Da hört doch AllcS auf. solch ein Nbilikerl Er Moralvrediaten. und ..MAMilltMtA fca (Mt. ttndt' VUIIII uiiytmmtf.iMf vm Heute Abend soll er sein Geld haben. tir 9)nfl tintitrliA. (nl(f) sin Statt dall Der Mensch versteht ja zar keinen Spaß. Aber etwas unbehaglich war ihm doch , Wutht. In Nkiliiter war kein treueSer Freund: er hatte ihm viel Gutes zu verdanken. .Ach was, die Kameraden, die Käme raden, denen er sich in letzter Zeit ange schloffen, sind ganz andere Bursche, da geht alleS flott her", aber eS fiel ihm In hnn nnn.frthr in. hak tt ti her fidelen Gesellschaft verdankte, wenn er dai letzte Halde Jayr lerne iKinve oe zahlen tonnte. Sie hatten ihm AlleS, waS er verdient hatte, .abgepumpt" und in ihrer Genialität bai kleinliche Bejah len ganz .vergessen". Und heimlich sagte er sich, daß eS ihm doch ganz lieb wa, wenn n daS Geld wiederbekam, mn, Hütte. , Hx schlug unwillig mit der Faust auf den Zisch. .Solch ein Philister steckt m, das sehlte mir gnad och. Ich muß nntn luftige Menschen!" Und fort war n wieder Die Sonne schien in Wenthoff'? Zim Der Jahrgang 17. mer und in ihrem hellen Strahl drehten sich langsam winzige, glitzernde Staub theilchen. ES herrschte lautlose Stille. Plötzlich öffnete sich die Thür. Elise trat ein, mit Staubwedel und Wisch tuch bewaffnet. Sie hatte sich von ihrer Tante die Erlaubniß ausgebet, im Zimmer des Herren Doktor auf räumen zu dürfen. Ein lustiges Lied singend, fing sie damit an. Die Staubtheilchen wurden unruhig, sie fürchteten nicht umsonst, in ihrem behaglichen Tanze gestört zu werden. Jetzt wurde ein Wirbelfturm daraus. Nach einer Stunde war Alles eitel Sau berkeit. ' Das Singen hatte aufgehört. Elise stand in Gedanken versunken am Schreib tisch vor dem Haufen beschriebener Blätter. Nein, jetzt treibt er eS doch zu arg! Wieder nichts gearbeitet, nicht eine Zeile! Solch' ein Faulpelz, warte!" Sie dachte nach, dann legte sie die unglücklichen Blätter vor sich auf den Schreibtisch, setzte sich davor und begann zu lesen. Wunderschön!" rief sie. Jetzt muß eS sich aber endlich entscheiden, ob sich die Verliebten bekommen, oder nicht. Er muß jetzt wieder arbeiten. Wie mach' ich ihn nur aufmerksam darauf." Ich hab'S! husch war sie hinaus. Nach einigen Minuten kam sie wieder, ordnete sorgfältig die Blätter und legte sie in die Mitte deS Schreibtisches, stellte den Seffel davor und legte ein lichtgrü neZ Vierklee auf die odenaufliegende, halbbeschriebene Seite.. .. Der Sonnenschein im Stübchen war verschwunden, die Dämmerung kam und wich, und eS wurde tiefe Nacht, bis Wenthoff heimkam. ES war ihm nicht gelungen, dem Philister per Post da? Geld zuzusenden. Die lustigen Kame raden hatten ihn auf seine leise Andeu tung, daß er Geld brauche, einfach aus gelacht. Verdrießlich steckte er die Lampe an, welche auf dem Schreibtisch stand. Dabei bemerkte er, daß sein Manuskript einen anderen Platz erhalten hatte und daß ein grüne Blättchen darauf lag. Er sah eS verwundert an. war aber zu müde, um darüber nachzudenken und ging schlafen.... In mißmuthiger Laune läßt sich schwer arbeiten, daS mußte Wenthoff jetzt an sich erfahren. Dabei wuchsen ihm die Schulden über den Kopf. Die unvollendete Novelle langweilte ihn und fing die verschiedensten Sachen an, um sie iinmer wieder liegen zu laffen. Er wußte, daS Honorar für die be treffende Arbeit hätte seine pekuniäre Unordnung wesentlich gehoben. Die Arbeit ging ihm nicht schnell genug und deshalb .ließ er sie ganz liegen. Er er hielt eine kleine Summe' geborgt und lebte so halb luftig, halb unluftig in den Tag hinein. Morgens ging n fort, spät in der Nacht kehrte er heim. WaS er des erste Mal kaum bemerkt hatte, wiederholte sich zu seiner höchsten Verwunderung. Immer lag das ver aßte Manuskript sorglich zusammen gelegt auf dem Platz, auf dem n zu schreiben pflegte, der unbeendete Bogen aufgeschlagen, und in kurzen Zwischen räumen lag ein frischgrünes, vierblättri geS Kleeblatt gerade auf dem letzten Wort. Er schob AlleS bei Seite. Ader endlich blieb er doch einmal sitzen, nahm das Blättchen in die Hand und drehte es hin und her. Er dachte an seine alte Mutter, die, sonst nicht abngläubisch, doch viel von diesem kleinen GlückSbrin ger hielt. Hatte sie ihm doch heimlich in die Tasche des schwarzen RockeS. den er zu seinem Abiturientenezamen trug, ein Viertlee eingenäht! Sie hatte eS ihm nachher gebeichtet und ließ sich dann von ihrem großen Jungen dafür gehörig auslachen. Und dann dachte er weiter, wie glückselig sie über jede neue Arbeit war, die er ihr zusandte, und einmal strahlend zu ihm sagte: Du wirft gewiß etwas Großes werden!" Wn hatte das Vierklee auf seinen Schreibtisch gelegt? ES konnte nur das luftige, braulockige, junge Mädchen, daS seit einigen Monaten im Hause war. ge wesen sein. Er blickte umher Alles war so zierlich und saubn und dort auf dem Fenftndrett standen zwei Rosen stocke mit herrlichen Blüthen. ES war Zeit zum Frühschoppen: n griff nach seinem Hut. Tann sah n sich im Zimmer um, legte den Hut wie der an seinen Platz, ftieß ein mehrfaches Hm! Hm!" hervor, setzte sich an den Schreibtisch und fing an zu arbeiten! ElisenS Augen leuchteten; die Novelle war sntig und das Liebespaar glücklich vereint. Sie war eben damit beschaf tigt, ihrem Kanarienvogel frisches Futter zu geben, waS dies mit freudigem Ge zwitscher begrüßte. Die Tante schielte übn ihre Brille hinweg öfters zu ihr hinübn und meinte endlich: Na, wie kommt denn das. der Doktor geht ja gar nicht mehr aus." .Ja. scheint so", bestätigte Elise Änntagsgast. Beilage zum Nebraska TtaatD-Anzeiger. sehr gleichgiltig und trällerte irgend etwas sehr Luftiges. Tantchen legte die Stricknadel an die Nase und lächelte still und schlau vor sich hin. Da klopfte eS Wenthoff trat ein und sah noch den Zipfel von ElisenS blauem Kleidchen hinter der Thüre ihnr gegenüber verschwinden. Entschuldigen Sie, wenn ich störe!" sagte er, sich höflich vor der Tante ver neigend; ich bringe Ihnen hier die rück ständige Miethe." .Gut," sagte die Alte, stand auf und verwahrte sorgfältig das Geld. Dann setzte sie sich wieder hin, eifrig strickend, und wies auf den Stuhl, der ihr gegen über stand. Wenthoff setzte sich, aber eine Unterhaltung wollte nicht recht zu Stande kommen. Er räusperte sich und sagte: Nun, Sie sind ja so einsilbig?" Ich doch nicht." Ja. ja, gestehen Sie's nur. Sie waren in letzter Zeit nicht sehr zufrieden mit mir wie?" Eigentlich nein. Sie bummelten mir zu viel." , Sie haben ganz recht; und nun seien Sie nur wieder gut; jetzt bin ich wieder vernünftig." Wär' auch Zeit," brummte die Alte. Dann sing er an von seiner Mutter zu erzählen, daß ihm Redakteur K. ein reichliches Honorar für seine Novelle ge schickt hätte, daß er daran dächte, seine Mutter zu bitten, ihn zu besuchen. Er fragte an, ob seine gute Wirthin wohl noch Platz schaffen könnte. Damit hatte er Tantchens Herz wieder zurückerobert. Die Mutter wird sich freuen, wie gut ich es hier habe, und wie sauber AlleS ist. Mein Zimmer ist iminer so allerliebst hergerichtet. Ja hm sagen Sie 'mal. wer räumt denn eigent lich bei mir auf?" Die Elise." Die Elise!" So! hm." Jawohl," sagte Tantchen, ganz in ihre Strickarbeit vertieft. Wer ift fie denn?" forschte Wenthoff. Meiner Schwester Kind. Sie soll bei mir die Wirthschaft lernen." Aha! hm Ja, was ich noch fragen wollte in Ihrem Gärtchen wachsen wohl recht viele VierkleeS?" Tantchen sah ihn erwundert an; dann meinte sie: Daß ich nicht wüßte." Fräulein Elise findet wohl viele?" Die? Ja. die hat darin Glück; wenn sie sich bückt, dann hat sie eine?." Sie sieht auch immer so fröhlich aus wie alt ist sie denn eigentlich?" Erst achtzehn Jahre; ich sagte ihr schon, sie soll noch warten mit dem Hei rathen." Wenthoff schien nicht recht zu ver fleyen. aüomu )oll fte warten?" .Mit dem Heirathen!" Will will sie denn heirathen?" Freilich, sie ist ja schon lange tx- lobt." Dabei hob sie vorsichtig eine heruntergefallene Masche auf das Lügen wurde ihr doch schwer. Ver verlobt?" rief Wenthoff und narrte die Tante an. Mit wem?" .I daS ist so 'ne lange Geschichte; es geht fett m auch gar nichts an." Allerdings nein ", er stammelte noch irgend etwas, bemerkte, daß der Kanarienvogel e,n sehr hübscher Vogel sei, und empfahl sich dann. In seiner Stube angekommen, setzte er sich an den Schreibtisch, holte die Glücksblattchen, die er sorgsam aufbe wahrt hatte, hervor und zerrieb eines nach dem andern. Gut, daß die No velle beendet war; in der jetzigen Stim mung Hütte er das Liebespaar todt unglücklich gemacht Wieder tanzten die Sonnenstäubchen wie toll im Kreise herum; Elise ordnete WenthoffS Zimmer und sang wie eine Lerche. Da stockte sie mitten im Sin gen: sie wischte den Schreibtisch ab und fand ihn zum Theil mit einem grünen Staub bedeckt. WaS ist denn das?" Sie fand noch einige unversehrte, trockene Blättchen. Ach, der abscheu liche Mensch! Meinen Vierklee! Und er hat ihm doch so viel Glück gebracht !" Sie machte sich an die Arbeit, die Spu ren von WenthoffS zorniger Tätigkeit zu entfernen. Auch der Boden war be streut und sie kniete sich hin, um die Reste in ihre Schürze zu sammeln. Ich möchte wirklich wissen, warum n das gethan hat." sagte sie in ihrem Unmuth ganz laut. Möchten Sie das wirklich. Fräulein Elise?" Erschrocken wandte sie sich um und starrte Wenthoff an. der sich durch die halboffene Thüre hneingeschlichen hatte. Sie war durch sein Erscheinen so ver blufft, daß sie ganz vergaß, aufzustehen ! und mit den Uederdleidseln der Glücks' blattchen auf dem Schooße vor seinem , Schreibtisch knieen blieb. Sie batte dem Fenftn den Rücken gewandt; der Sonnen'chein umleuchtete ihre zierliche Gestalt und vergoldete die braunen Löck chen sie sah zum Kälten aus. Went hoff dachte wohl AkhnlicheS. Er trat 1 einen Schritt vor. um sofort mit grim miger Miene sich zurückzuziehen. Er räusperte sich stark, legte Hut und Man tel hin und ging dann mit Riesenschrit ten im Zimmer auf und ab, immer schneller, immer schneller, so daß der armen Elise ganz schwindlig wurde. Mitten im rasendsten Tempo blieb er vor ihr stehen und schrie sie unvermittelt an: Es ist unglaublich, ganz unglaub lich !" Jetzt wurde ihr die Sache zu bunt. Sie stand auf. Sie scheinen sehr auf. geregt zu sein, Herr Doktor, ich störe Sie, ich werde gehen " Sie müssen bleiben; die Sache muß zur Sprache kommen, also, bitte, mein Fräulein, nehmen Sie Platz." Aber, Herr Doktor ich " Bitte, nehmen Sie Platz!" Elise setzt sich auf den Stuhl, der vor dem Schreib tisch steht. Aber ich begreife nicht " Sie begreifen nicht gut, dann werde ich eS Ihnen sagen. Glauben Sie, ich habe mein Liebespaar umsonst so glücklich gemacht?" Aber um Gotteswillen wie meinen Sie das?" Wie ich das meine? Sie haben un verantwortlich gehandelt, Fräulein Elise. ganz unverantwortlich. Sie hatten kein Recht, mir die Vierklees hinzulegen " Aber Herr Doktor --" Elise will auffteh'n. Bitte, bleiben Sie sitzen und laffen Sie mich ausreden. Zuerst hab ich sie gar nicht beachtet, aber dann fing es an, zu wirken, weit mehr, als ich dachte und tausendmal mehr, als Sie dachten. Die kleinen, grünen Blättchen brachten mir Glück und ich arbeitete mit Eifer, todte nicht mit meinen Kameraden herum, sondem saß hier, hier, hier," und er schlug bekräftigend auf den Schreibtisch, kaum daß ich zum Effen fortging. Und zwischen drin paßte ich auf, ob ich Sie nicht im Hause singen hörte und stand stundenlang am Fenster, um Sie im Garten zu erspähen, und und Gedichte habe ich gemacht, wie ein ver liebter Schuljunge! Und wie die Novelle fertig, mein Liebespaar glücklich und AlleS in Ordnung ist, gehe ich zu Ihrer Tante und höre, daß Sie verlobt find! Herr im Himmel, warum haben Sie mir gar nichts davon gesagt?" Elise saß blutübergoffen da und schien nicht geneigt, Antwort zu geben. Wäre nur nicht der Weg zur Thüre durch ihn versperrt gewesen! Sie wäre für'S Leben gern davongelaufen. WaS soll nun werden?" sagte Went hoff plötzlich ganz sanft und setzte mit vorwurssvollem, melancholischem Blick hinzu: Thut eS Ihnen denn gar nicht leid?" Elise antwortete noch immer nicht. Fräulein Elise" und er sprach den Namen äußerst weich Fräulein Elise lieben Sie Ihren Bräutigam sehr?" Ach Gott, das ist ja Unsinn, ich habe ja keinen Bräutigam!" Schade, daß kein Momentphotograph zur Stelle war; Wenthoff's Gesicht lieferte das denkbar Möglichste an aus drucksvoller Mimik. .Sie haben Sie find Hurrah!" .lim Gotteswillen, schreien Sie nicht so, die Tante " Ach was, die Tante! Fräulein Elife, liebe Elife, könnten Sie mir ein wenig gut sein?" Elise nickte. Elise, liebe Elise, ich will arbeiten arbeiten! Großartig will ich arbei ten, wenn Elise, find Sie mir viel leicht schon gut?" Elise nickte heftiger. Er nimmt ihren Kopf zwischen seine beiden Hände und giebt ihr einen herz haften Kuß. Die Tante " Jawohl, Schatz, Du haft ganz recht ! Die Tante I" Dabei hebt er die sich nach Kräften Sträubende aus den Arm und trögt sie die Treppe hinunter nach Tan tenS Zimmer. Die Tante hörte das Lachen und den Lärm draußen, öffnet die Thür und schlägt die Hände zu sammen. Doktor, sind Sie verrückt geworden? Elise ! schämst Tu Dich gar nicht?" Jawobl, Tantchen, Sie schämt sich, aber eS hilft ihr nichts !" Wenthoff ftellt Elise in die Mitte des Zimmers : Hier, mit habe ich die Ehre, Ihnen meine künftige Gattin. Elisabeth Wenthoff, vorzustellen !" Herr Redakteur" Wenthoff weilt mit seiner Familie in dn Sommerfrische. Er. sein hübsches Weidchen und zwei rosige Kinder halten sich bei den Hün den und tanzen einen Ringelreihn auf der Wieie. Tantchen fitzt, wie immer mit dem Strickzeug beschäftigt, auf dn weinunravkten Veranda und sieht dem Treiben zu. Sie nickte vergnügt, daß ! die Schleise auf ihrem schneeweißen Häubchen hin und hn tanzt. Jetzt sind ! Rs. 41. sie vier, jetzt find sie selber ein Vierklee ! Ich Hab'S immer gesagt, es ist ein Glllcksblatt!" ' Hartes Schicksal. Skizze von G, Graf von KbnigSmark, Herr Mehles, es thut mir aufrichtig leid, aber eS geht wirklich nicht" mit diesen Worten und einem bedauernden Achselzucken überreichte der Mustkverle ger BernuS dem vor ihm Stehenden eine Anzahl beschriebener Notenblätter und wandte sich wieder seinem Arbeit? pult zu. So sah er nicht das tief schmerzliche Zucken, das über die abge härmten Züge des Andern flog, nicht den traurigen Blick, dn den Bewegun gen Jenes folgte, um dann starr und geistesabwesend sich auf den Boden zn heften. Doch nein, nein, es konnte nicht sein ! Diesmal durfte seine Hoff nung nicht fehlschlagen, es war ja seine letzte und die seines todtkranken Weibes. Er mußte noch einmal sprechen. Herr BernuS," begann er stockend. Jener blickte von seiner Arbeit auf. Ah, Sie noch hier, Herr Mehles, waS denn?" Man merkte ihm die Ungeduld an. Herr BernuS, geht es denn wirklich nicht mit den Liedern? Sind sie denn so schlecht, daß Sie den Verlag nicht übernehmen können?" Thränen schwer und hülfeflehend streifte sein Blick den Verleger. Ich will Ihnen etwas sagen, Herr MehleS," erwiderte Jener nach einer kleinett Pause, Ihre Lieder sind so schlecht nicht, Sie haben unzweifelhaft Talent, aber aber Sie find nicht populär, man will Ihre Compofitionen nicht mehr, " er zögerte wieder, dann legte er dem Anderen treuherzig die Hände auf die Schultern und sagte: Wollen Sie eS noch einmal darauf ankommen laffen, daß man Ihr Werk auspfeift?" Mit einer jähen Bewegung fuhr Jener auf. Nein, niemals," kam es fast keuchend von seinen Lippen, lieber todt, als daS noch einmal erdulden," fügte er leiser hinzu. Dann riß er seine geschmähten Lieder an sich und stürmte hinaus, ohne Gruß, nur von einem verlegenen Lächeln des Verlegers gefolgt. Hugo Mehles eilte die Straßen ent lang, bittere Gedanken durchkreuzten sein Hirn. Ja, er sah ihn wieder vor sich, jenen Abend, auf den er all sein Vertrauen gesetzt und der fein Leben zerstört hatte. Seine Oper, sein Erst lingswerk wurde aufgesührt, und wie hatte er daran gearbeitet! Alles, was sein empfindliches Herz durchzog, alle seine Freude, alle Lebensluft, alle Liebe zu seinem jungen Weibe, aber auch alle Trauer um den Verlust deS ersten und einzigen Kindes hatte er in Tönen ausgeströmt. Und dieses Werk, das hatte man verlacht und ausgezischt. Er wußte nicht mehr, wie er an jenem Abend nach Haufe gekommen war, er erwachte erst nach Wochen wie der nach einem schweren Nervenfieber und der erste Blick, den er wieder klar in die Welt sandte, fand sein treues Weib an seinem Bette ; er fühlte ihre weiche Hand und hörte ihre lieben Worte. Dann hatte er wieder gearbei tct. gerungen, immer vergeblich ! Wer konnte für ihn denn auch noch Interesse haben? Und dann, dann hatte sein treues Weib sich gelegt, und der Arzt so ein sonderbar ernstes Gesicht gemacht, und von einn Reise nach dem sonnigen Süden gesprochen. In seiner Ver zweiflung war er mit seinen Liedern zum Verleger gegangen. Sie mußten genommen werden der Erlös würde seinem Weibe die Genesung oeben ! Vergeblich! Ta trat er auch schon in sein Haus und tappte die dunklen Stiegen empor. Einen Augenblick stand n an der Thür ftill, strich mechanisch über die Stim, wie um die Sorgen fortzuwischen, dann trat er leise ein. Behutsam schlich n durch das armselige Wohnzimmer, hes sen einzigen Luxus ein Flügel aus machte, leise trat n an das altmodische Himmelbett, aus deffen Kiffen eine blaffe Frau ihn mit großen Augen an blickte. Nun. Hugo, wieder vergebens?" Wortlos barg n sein müde? Haupt in den Tecken. Leise ftreichclten die weißen Hände das dichte Haar. ' .Nicht vnzagen. mein Eeliebtn. Gott wird schon weiter helfen. Geh' mein Lieb, hole mir die Bibel." Fühlst Tu Tich wohl, mein Herz?" forschte n besorgt, mit einem unruhigen Blick auf ihre Züge, doch ein mattes Lächeln huschte darüber hin. Toch, mein Liebling, ich fühle mich wohler. als feit tonae, adn mich vn langt ach der Schrift, lies mir den 42. Psalm." Schweigend gehorchte n und schwer gend stahl sich seine Hand in die durch sichtig weiße seines geliebten Weibes. Wie der Hirsch schreiet nach frischem Waffer, so schreiet meine Seele, Gott, zu Dir," klang es durch das stille Kämmerlein, und so fort, das ganze hohe Lied des Knechte David vom Trost und der Hilfe der Elenden und Schwachen. Plötzlich verstummte er. Ein schwerer Seufzer hatte die arme, gequälte Brust seines Weibes gehoben, leise, unmerklich fast, hatte ihre Hand in der seinen ge zuckt. Von jähem Schrecken erfaßt, beugte er sich über sie. Wie friedlich sie dalag, wie verklärt. 1 Sie schlief, ja. sie schlief den Schlaf, der da währt, bis die Posaune rufen wird zum jüngsten Tage. Wortlos, thränenlos brach er neben der Todten zusammen. So lag er lange. Da auf einmal begann ein Singen und Klingen in feiner Seele; erst leise, dann stärker und immer deutlicher hörte er wie von Engelsstimmen die Klage: Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser," und dann, in vollen Accorden, rauschte eSi Was betrübst Du Dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?" Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, daß er meine? Angesichts Hilfe und mein Gott ist." Langsam erhob sich verlassene Mann, ein überirdisches Feuer strahlte in seinen Augen und noch in derselben Nacht stand die vierstimmige Motette fertig auf dem Papier. Der weite Saal der SingAcademie war bis auf den letzten Platz gefüllt. Glänzende Toiletten, strahlende Bril lanten, bunte Uniformen, lachende, scherzende Gesichter neben den ernsten Mienen der Recensenten. Die ersten Nummern des Concertes gingen ohne sonderliches Jntereffe vorüber, dann aber, auf einmal, verstummte auch das leiseste Geflüster, als die ersten Accorde einer vierstimmigen Motette, Psalm 42, einsetzten. Niemand kannte den Com ponisten, Niemand sah ihn. Dann klang es: Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser", erst leise, klagend, dann voller, iminer voller und gar manches schöne Auge schwamm in Thrä nen, gar manches graue Haupt sank schwer auf die Brust. Da, was war das? Ein schriller, mißtönender Pfiff, dann ein Zischen mitten hinein in die andäch tig lauschende Menge: Da, dort in der Ecke, jener blasse Mann mit den Feuer äugen, er hatte den Pfiff ausgeftoßm. Vorsichtig näherten ftch ihm die Saal dienn, doch da lachte er auch schon schauriggellend auf: Zischt doch, pfeift doch, waS sitzt Ihr hier andächtig? Ein elendes Machwerk, wie darf man eS wagen, das hier aufzuführen?" Und wieder klang der schrille Pfiff von seinen Lippen. Ein leiseS Flüstern ging durch die Menge, das sich fort pflanzt von Mund zu Mund: Es ist der unglückliche Componift, er ist mahn finnig geworden!" Während der Saal von rauschendem, nicht enden wollendem Beifall wider hallte, fuhr der Wagen vor, der den armen, irrsinnigen Hugo MehleS dem Irrenhause zuführte. Macht der ?inbilkung. Ein französischer Offizier fiel in der Schlacht bei Wagram 1809 plötzlich zu Boden. Er fühlte einen Ruck und hatte die Empfindung, als ob ex, von einn Kanonenkugel getroffen, plötzlich einen Fuß tiefer unter dem Erdboden stände. Er blieb liegen in der festen Ueberzeu gung, daß ihm beide Beine unter dem Knie abgeschossen seien. Die ganze Nacht blieb er so liegen, ohne ein Glied zu rühren, denn er wußte, daß die ge ringfte Bewegung eine tödtliche Blu tung zur Folge haben könnte. Als am nächsten Morgen die Ambulanz kam, rief er um Hülfe und bat ängstlich, ihn sorgfältig aufzuheben, da seine beiden Beine abgeschossen seien. Aber dn Arzt, der ihn untersuchte, fing an zu lachen und sagte: .Stehen Sie nur auf, Ihnen fehlt ja gar nichts." Es stellte fich nun heraus, daß eine Kano nenkugel unter den Füßen des OffizinS ihren Weg genommen und ein Loch in die Erde gebohrt hatte, in welches darauf der Offizier eingesunken war. So war ihm in seinem Schrecken die Einbildung gekommen, daß ihm seine beiden Füße abgeschossen seien. Tic längsten Rtgierungjzcite europäischer Fürsten haben zwei franzö fische Köniae aebabt. nämlick Ludmia XIV.. der am 14. Mai 1643 den Thron estieg und ihn biS zu feinem am 1. September 1715 nfolatnt Ableben, als 72 Jahre und 110 Tage, inne hatte. Jym svigke lein Urenkel, als Ludwig X V., der nahezu 59 Jahre lang reginte. Beide au? einander folaendm Läniae hatten demnach eine Reginungszeit von ml hagren wiederum etwas noch nie Tagewesenens! Darf man alten Berichten alauben. s h.ttt derfiänia Pepi (auch PbiopZ. ApappuS genannt). r gegen auw v. vvr. lebte, den Thron, den n freilich fchon im sechsten LedenZiabre destiea. volle 94 Jabre bin durch innegebadt. KifiitspolI. Frau: Wie. Tu kommst jetzt nft. um eins?" Mann: .Absichilich; in dn Gespen fterftunde wollte ich nicht klopfen: Tu hättest Tich vielleicht erschreck: '."