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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 4, 1897)
Gnkel Sambucj. im Mkichlchlk an der Pro:, Kar m oft bäte Trovbine Cogolin, bei im Umkreise des FortS Saint.Jean allgemein Kapitän Trefiime hieß, die Geschichte von Onkel Sambug zum Besten gegeben und seine Erbschaft so ,u sagen diskontirt. Schließlich glaubte er selber daran. Thatsache ist, daß dieser Peter Sam bug. ein Schlingel, dem der Schelm im Nacken saß und der seinen Eltern vielen Kummer verursachte, sich 1843 von inem amerikanischen Dreimaster als Schiffsjunge hatte anmustern lassen und seitdem geradezu verschollen war. 5me so schlichte Geschichte war nicht ach dem Sinne der biederen Mar seiller; für sie war ein Aufputz von nöth.n. Eine TageS hatte Kapitän Trefiime seine Bekanntschaft mit einem Matrosen wieder aufgefrischt, der eben aus Ame rika puppenlustig heimgekehrt war. Er - bot ihm eine Flasche geschmuggelten Weins an und holte ihn durch Fragen über den Fall Sambug urgründlich aus. Aus Höflichkeit und in der biede ren Absicht, Kapitän Trefiime nebft Frau zu erbauen, berichtete der Seebär, r habe wiederholt auf den NeMVrker Quais einen steinreichen, patenten mttt fchen gesehen, der dem verschwundenen sambug wie aus dem Gerichte geqnid ten gewesen. Weiter war Nichts nöthig, um einen Mythennng zu bilden. Glich doch das Individuum nicht allein dem verschollenen Peter Sambug der Mensch war es leibhastig, man konnte einen körperlichen Eid darauf schwören. Hätte er nicht, vom Matro sen auf'S Korn genommen und erkannt, dem auf die Seele gebunden, alle Lie den in der Heimath ausnahmslos zu grüßen? Abwarten und sich in Geduld fassen. Ich habe die Meinen nimmer vergessen, und für'S Warten will ich sie schadlos halten." , Dann hatte er dem Matrosen eine Schachtel mit köstlichstem Inhalt anver traut, die dieser bei einem Schiffbruch leider den Wellen preisgegeben, an fänglich war Onkel Sambug steinreich. und nach etlichen Jahren gebot er gar über ungezählte Millionen, endlose Plantagen, eine Sllavenschaar, Gold' bergwerke und Petroleumquellen, kurz , über alles Amerlkanermögliche. Die Tresumes waren im ganzen Stadtviertel ein Gegenstand deS Neides geworden. Nur vom Onkel sambug war die Rede, wenn Abends die Nach barn vor der Hausthür plauderten, in den engen, steifen, winkligen Straßen der Altstadt, die sich hufeisenförmig zum alten Hafen hinzieht, der, gegen alle Winde geschützt, mit seinem Masten walde, seiner Tomaten und Orangen Pracht Jedem, der ihn einmal gesehen, unvergeßlich ist. Und die TrefumeS entgegneten stets mit ruhiger Heiterkeit: Wir gönnen dem Aermsten ein langes, gottseliges Leben, wir werden ihm bei Leibe nicht mit einem Anliegen zusetzen." Und auf der Vordermauer ihrer Aabache, deren Thür und zugleich ein zige Oeffnung zwischen zwei verkalkten Felsen auf Meer und Sonne schaut, hatten sie von einem vetterlichen Deko rateur d TtadttheaterS eine Art Feen Palast anpinseln lassen, der in einem unmöglichen Gewirr an die Alhambra und Venedig zugleich gemahnt : Mina retS, Kuppeln, hängende Gärten, Kapi täle, eine Seufzerbriicke und dann ein LufthäuZchen auf dem Wasser, wie man ti sich etwa nach der Erbschaft er träumte. Und die wackeren Leute lebten glück lich, hielten sich für reich und waren es fast. So vermengen sich bei gewissen harmlosen Gemüthern Phantasie und Wirklichkeit. Da kommt in einem Allen unerwarteten Augenblick aus New-York ein Schreiben mit dem Stempel der Gesandtschaft an. Capitän Trefume spazierte erst einen ganzen Tag mit dem Schreiben in der Tasche umher und wies es Freunden vor. Da? Siegel blieb vorerst noch unverletzt. Erst spät Abends entschloß er sich, eS mit seinen zitternden Fingern im Beisein seiner Frau mit feierlicher Förmlichkeit zu lockern. Der Brief, der nach feinem Gewichte wie mit Banknoten gespickt schien, ent hielt nur den Todtenschein Peter Sam bug'Z auf dickstem Papier und in einsil bigften Ausdrücken. Also wirklich todt?' fuhr die Frau auf. Mäuse todt, 0 weh, 0 weh ! Der Gesandte be glaubigt'Z ja.' Kleine Pause.... Zwar hatte man den Onkel Sambug so recht gar nicht gekannt, aber nach einigen Minuten stellte sich ein kleiner Drüsenreiz ein und die Beiden sahen überfließend einan der an. .Und von der Erbschaft kein Wort?" fragte endlich zaghaft die Frau. Wenn'S nach Dir ginge, sollte er wohl gar ohne Weiteres klimperklein AlleS auseinandersetzen, für fo verhun gert hält er unS eben nicht. Wie wäre das unfein I Abwarten, Liebste. Räch fter Tage kriegen wir sicherlich ein Brü derlei." Leider schickte der Gesandte, wohl auS Unachtsamkeit, kein .Brüderlein". Aus war'S mit den stillen Träumen, in die sie sich vordem eingesponnen, und ein Fieber, ein wahres Eoldneber, ergriff das unselige Paar. Und von des OnkelS Eambug Millionen träumten pe. Ihr Dasein war getrübt. Und selbst am Sonntag leuchtete ihnen keine milde Sonne, dünkte ihnen ihr Knob lauchfleisch'Gericht ohne Würze und ihre Aalsuppe ohne Saft und Kraft. Und eines Morgens durchzuckte der Gedanke einer Luftveränderung das Hirn des EapitänZ. Ein bis zwei Monate kann ich fortbleiben. Mittler weile mag der Aeltefte die Bark führen. Tausend Franken bringen Einen noch nicht um, und ich fühle, daß ich krank werden könnte, ließe ich mir nicht den Wind um die Nase streichen, um zu sehen, wie eS mit diesem New'Iork steht." Jeder war damit einverstanden. UebrigenS hätte eine etwaige Mißbilli gung bei Capitän Trefume nichts ver schlagen. Und hatte Capitän Trefume einmal einen Gedanken im Kopfe, so saß er thatsächlich darin fest. In Savre fand die Einschiffung statt. ein Umstand, der den Wackeren in eine ungemüthliche Laune versetzte denn das Geld für eine Eisendahnsahrt dünkte ihm wie aus der Tasche gestohlen. Ader der Anblick deS MeereS heiterte ihn wie der auf, obschon ihm daS Wasser etwas grünlich vorkam und er sich nicht recht erklären konnte, was es für eine Be wandtniß mit den Gezeiten und Fluth tiden hatte. Doch der gewaltige, blitz saubere atlantische Dampfer mit seiner wenig lärmenden Mannschaft, seine hoch feine GoldsalonZ, seiner hellglänzenden Stahlmaschme flößte ihm tm ersten Nu eine fast religiöse Bewunderung ein, Acht Tage lang sprach er so gut wie Nichts, schlich von einem Ende des Beo decks zum andern und sann mitunter minutenlang, die Ellenbogen auf die Reeling gestützt, staunend über die hauZ hohen Wellen, um womöglich ein Höhen Verhältniß auszumitteln. Fast am Ende der Ueberfahrt, als ihm das Gewiffen schlug und er sich nach seinen Zwecken in New York fragte, verflog seine Wort kargheit. Er wurde ernstlich unruhig und wollte seinen Fall die Erbschaft Onkel Sambug'S dem Unterkommiffar erzählen, einen vertrauenerweckenden Landsmann von ihm. Der aber hatte es, wie alle Unterkommissare der Marine am Tag vor der Landung, mehr als eilig und schüttelte sich den Mann ohne Weiteres ab, doch rieth er ihm, sich an zwei lang aufgeschossene, aufge dunsene Kerle zu wenden, die echt amerikanische Schnapphahngesichter stets allein bei einander waren. Die Herren werden Ihnen besser als ich Bescheid geben können, die kennen New Dorf urarllndlich." Entzückt, Leute vor sich zu haben, die New Aork wie ihre Tasche kannten, hes tete sich Kapitän Trefüme spornstreichs an ihre Sohlen und lauerte ihnen all überall auf: am Heck, beim Lustwan dein auf dem Verdecke, in dem schmalen Verbindungsgange zwischen den Kabi nen, um sie schlechterdings zu einer Une terhaltung zu bewegen. Die machten ihm seine Anstalten wahrhaftig nicht leicht. Jedesmal, wenn Trefüme mit abgezogenem Hute sich ihnen näherte und Schön guten Tag, bitte vielmals um Entschuldigung, vielleicht " her vorstotterte, drehten sie ihm unwirsch den Rücken, wie in ihrer Würde ge kränkte steifleinene Engländer. Dabei entfuhr ihnen ein recht englisches Gluck sen. Ach, warum sind sie nicht einneh mendn," seufzte Trefüme auf. Allein er tröstete sich mit dem Gedanken, jedes Volk sei eigen? geartet. Indessen befragten die beiden Ame kaner", durch das Gehabe und Gethue dieses Mannes mit der komischen Sprache neugierig gemacht, ihrerseits den Ma rinebeamten, der, in größter Eilfertig keit, aber immer etwa? Spottdrossel, erwiderte: Sie wissen doch, es ist in Paris ein großer Diebstahl verübt wor den. Ich möchte meinen Kopf verwet ten, wenn das nicht Erneft ist, unser be rühmtest Geheimpolizist, der, den Die ben auf der Spur, jeden Verdacht ab lenken will und deshalb in der Berklei dung eines MarfeillerS auftritt. Die beiden Amerikaner warfen sich einen vielsagenden Blick zu, verließen daS Ver deck und suchten ihre Kabine auf, um sie nicht eher zu verlassen, als New Fort in Sicht kam und männiglich aufs Ver deck eilte, um einen Rundblick auf die Rhede zu genießen. Bei der Lan dung suchte Trefüme sie vergeblich auf. In dem allgemeinen Wirrwar hatten sie es ermöglicht, unerkannt durchzuschlü ' pfen. DaS Gesandtschaftshotel, wer thefter Herr, können Sie mir nicht den Weg zur Gesandtschaft angeben? " Mit diesen Worten versuchte Kapitän Tresüme, der vom Morgen an in den einem Schachbrett zum Verwechseln ähnlichen, nur mit unbarmherzigen Nummern versehenen Straßen umher rannte, wohl schon zum tausendsten Male irgend eine Auskunft zu erlangen. Schockschmere Noth, sich in einer Stadt von Wilden zu verständigen, wo nur englisch gesprochen wird! Und Hunde müde, abgearbeitet, dachte er wehmüthig bei sich, Onkel Sambug hätte wohl des ser daran gethan, anderwärts mit Tode abzugehen. Plötzlich sieht er wen? Einen der Amerikaner vom Dampfschiff her. Er ist'S ganz bestimmt, obschon er den Anzug gewechselt und sich Kopf und Barthaar bis auf die Stoppeln hat fcheeren lassen. Herr, Herr! " Der andere hört's und rennt davon. Doch diesmal soll er nicht entschlüpfen. Kapitän Trefüme klammert sich cm ihn als an seine letzte Hoffnung an. Der Amerikaner hat lange Beine, aber Tre füme'S Beinmuskeln sind au-dauern der. .Sollte der Schlingel, der New Z)?i! wie kein Anderer kennt, mir nicht bei meiner Suche behilflich sein?" Bergedens stürmte der Amerikaner fort und fliegt nur so um die Straßen ecken, Kapitän Trefüme, immer hinter drein, läßt kaum eine Spanne zwischen ihm und sich. Endlich flüchtet der Ge hetzte, erschöpft und abgemattet, in eine Kneipe. Kapitän Trefüme folgt ihm auf dem Fuße an die Bar. Schön guten Tag, Herr, könnten Sie mir am Ende sagen . . . . " Der Amerikaner verfärbte sich. Chut (Pst)", sagte er zu ihm im elegantesten Französisch. Nur kein un nütze; Aufsehen, bitte. Nehmen wir in dieser Ecke Platz." DaZ macht sich ja prächtig." denkt der Kapitän. Der Amerikaner fährt fort: Ich weiß, was Sie nach New York führt, sind Sie ge willt, mit sich reden zu lassen?" Warum nicht?" antmorteteTrefüme, im festen Glauben, ei handle sich um die Erbschaft. Biedermänner verstehen immer einander." Biedermänner hin, Biedermänner her, in dieser Brieftasche liegen 50,000 Francs in Bankscheinen. Wollen Sie, so gehören sie Ihnen nebft einer gleichen Summe, die Ihnen ein Unbekannter im Moment der Abreise einhändigen wird, ich meine, wenn die Bretagne" die An ker lichten wird. Heute Abend dampft sie ab und Sie mit ihr. Verstanden?" Verstanden!" Nun also eingeschlagen, gesehen haben wir un! nie." Kapitän Trefüme begriff den Sach verhalt nicht gleich, deiftioch willigte er ein. Hunderttaufend Francs ist immerhin kein Pappenstiel, und dann hatte er das New Z)ork mehr als satt. Die Verabredungen wurden von bei den Seiten ehrlich gehalten. Und dann, als Kapitän Trefüme so glücklich ge Wesen, für einen Polizeispitzel gehalten zu werden, konnte er auch noch Onkel Sambug'S Erbe antreten: nur war dieser völlig zahlungsunfähig im Spital verstorben. Uebrigens hat Kapitän Trefüme die Sache noch immer nicht recht begriffen. Aber das ist ja im Grunde einerlei und ficht ihn nicht an. Und wenn er zur Börsenzeit seinen Geh rock anlegt, um im türkischen Cafe sein Täßchen Mokka langsam auszuschlürfen, erzählt er sogar nur zu gern, daß in rascher Abwicklung der Geschäfte die Amerikaner ihre? Gleichen suchen. Das Gedenkbüchlein. Novellette von F. v o n M i n r a. Lucie feierte heute Geburtstag. Ihre Eltern, Herr und Frau Oberst von Zettlitz, hatten sich daher die Ehre" ge, geben, die Damen und Herren vom Regiment zu Tische zu bitten. Nach dem Diner zerstreute sich die Gesellschaft in den umliegenden Zimmern. Luc, die, in hellblaue Seide ge kleidet, reizend aussah, war mit zwei Offizieren an den GeburtStagSti ch ge, treten, auf dem eS viele kostbare Gaben zu bewundern gab. Sie war eine zarte Erscheinung, mit reichem blonden Haar und roden, strahlenden blauen Augen. Die Blicke der beiden Herren ruhten mit Wohlgefallen auf dem lieblichen Ange, ficht, und obgleich daS Benehmen der mnqen Dame gänzlich untadelhast war, so hätte ein aufmerksamer Beobachter doch merken müssen, daß ihr Auge fich öfters zu dem Lieutenant von Bemdt erhob, und daß fie leicht erröthete, wenn sie mit ihm sprach. Auch dem anderen Offizier, dem Grasen Angern, entging das nicht; innerlich war er sehr erregt darüber. Er war zu dem Entschluß gekommen, sich um Luc zu bewerben, und als er heute früh mit einem Pracht vollen Bouquet seine Gratulation ad stattete, sah er aus den Mienen der Eltern sehr deutlich, daß er, der reiche Graf und künftige MajoratSherr, ihnen als Schwiegersohn sehr willkommen sein würde. Aber Lucie? War es möglich, daß fie den unvermögenden Lieutenant hm vorzog? Dieser war kaum hübsch zu nennen, hatte kein hervorragendes Ta lent. das ein junges Mädchen hätte be stechen können. Freilich er war sehr beliebt im Regiment durch seine große HerzenSgüte, sein ernstes Streben und seinen streng rechtlichen Charakter ! Ge wiß, Graf Angern hatte gar Nichts gegen ihn wenn er nur Lucie fern bleiben wollte! Während dies Alles ihm durch den Kopf ging, sagte Lucie soeben: Sehen Sie, meine Herren, hier ist das Büch lein, von dem bei Tische die Rede war. Eine Freundin hat eS mir heute ge schenkt. Für jeden Tag des JahreS ist eine Seite bestimmt, mit einem Sinn spruch darüber. Unter diesem sollen meine guten Bekannten an ihren Ge burtStagen ihre Namen einschreiben, zu dauernder Erinnerung!" Und darf auch ich von diesem Vor recht Gebrauch machen?" fragte der Graf sehr eifrig. Warum nicht?" meinte Lucie und fügte leise erröthend, mit einem Seiten blick auf den Lieutenant v. Berndt hin zu: Wenn die Herren das Buch ein weihen wollen ! " Gern 0 sehr gern, mein gnädiges Fräulein." rief Herr v. Berndt und be eilte fich, Tinte und Feder zu holen, während Lucie daS hübsche, in Roth und Gold gebundene Buch dem Grasen reichte. Nun lassen Sie seben, meine Herren, welch' einen Spruch Ihre Geburtstage ausweisen." Ja wohl." rief der Graf, etwas er, regt, wir können den Vers ja gewisser maßen als eine Vorbedeutung sllr 3ie Zukunft auffassen!" Die Augen der beiden Männer trafen fich in diesem Moment. Herr . Berndt sah ernst auS. in des Grafen Augen blitzte eS wie eifersüchtige HerauSsor derung. Dann schlug er daS Buch auf: Den 6. Dezember. Lächelnd laZ er den Spruch laut vor: Der Mensch hat nichts so eigen, So wohl steht Nichts ihm an, Als daß er Treu' erzeigen Und Freundschaft halten kann." Nun. da ist ja sehr hübsch," meinte Lucie, während er seinen Namen darun ter schrieb. Gewiß, sehr nett," meinte er dann, fich behaglich das schwarze Bärtchen streichend, gefällt mir auch beson ders das mit der Treue!" Sein Blick suchte Lucie, die fich schnell abwendete: Nun, Herr v. Berndt?" Dieser hatte inzwischen daS Buch zur Hand genommen. Ich brauche nicht lange zu suchen, denn mein Geburtstag ist am 7. Dezem der, und so wie das Heitre und Ernste im Leben immer nahe bei einander liegt, so scheint es auch in Ihrem Ge deniouchiem zu sein!" Langsam zu Lucie ausblickend, las er dann: ES hat der Mensch, er sei auch, wer er mag, Ein letztes Glück und einen letzten Tag." Erschrocken griff Lucie nach dem Buche: Wie traurig das klingt ! Solche Verse dürften eigentlich garnicht dabei sein! Sie verderben Einem die Laune! Kommen Sie, meine Herren, dort im Nebenzimmer wird muficirt wir wollen auch zuhören!" Die Herren folgten, aber Beide konn ten für den Rest des Tages ein Gesühl deS Unbehagens nicht los werden. Dem Herrn von Berndt ging der melancho- tische Vers beständig durch den Kops, und der Graf ärgerte sich, daß Lucie heute keinen Blick für ihn hatte. Er trank mehr, als er gewöhnt war; gereizt und aufgeregt verließ er spät Abends mit einigen Kameraden das gastliche Haus. Herr von Berndt war auch dabei, man ging noch in ein Bierlokal, sprach dort, wie natürlich, viel von der reizen, den Lucie, und beide Herren mußten sich einige Neckereien gefallen laffen, welcher von ihnen der bevorzugte Be, Werber sei. Da brach Alles, waS der Graf heute an Eifersucht und Aerger empfunden hatte, auf einmal hervor, es fielen Reden von seiner Seite, die Herr von Berndt fich nicht bieten lassen durfte eine Forderung seinerseits war die Folge. Jeder sühnedersuch, den die schnell gewählten Sekundanten auch am nach ften Morgen wiederholten, scheiterte der Gras nahm Nichts von seinen War, ten zurück, und so wurde das Duell für den andern Tag verabredet. O lieber Berndt," sagte deffen Se cundant, Lieutenant Rothftein, Sie wissen, der Gras ist ein ausgezeichneter Schutze, und feie" Ich bin es nicht!" ergänzte Berndt. ich weiß das recht wohl, lieber Freund. Meine Kurzsichtigkeit ist schuld daran. Glauben Sie mir, ich gehe mit vollem Ernst diesem Schritt entgegen. Meine irdischen Angelegenheiten finden sich ge ordnet in den Briefen, die ich Ihnen hierbei übergebe. Einer ist, wie Sie sehen, an Fräulein von Zetlitz. Ich weiß, eS wird ihr Kummer bereiten. wenn ich falle war eS doch gestern schon wie eine Vorahnung!" Und er erzählte dem Kameraden die Scene mit den Sprüchen. Diesem stan den die Thränen in den Augen. Kopf oben, lieber Rothftein!" sagte Berndt, ihm die Hände auf die Schulter legend, den Pflichten der Ehre muß genügt werden. Komme es, wie eS wolle früher oder später hat Jeder von uns ein letztes Glück und einen letzten Tag!"- Ter nächste Tag brach herein. Auf einer Waldwiese, ziemlich fern derStadt, standen sich die Duellanten gegenüber. Kahle Bäume nasses Nebelgeriesel dichte, schwere Lust umgaben ne, Mechanisch sah der junge Berndt in den öden Wintertaa hinein er chien ihm ein Abbild seiner eigenen Stimmung war eS wirklich sein letzter Tag?" DaS Command ertönte zu gleicher Zeit fielen die Schüsse!! In der nächsten Minute knieete der mitgekommene Arzt neben einem der beiden Duellanten, welcher ohne Be wußtsein, die Kugel in der Brust, auf dem Rasen lag. Der Andere stand auf recht, die Pistole noch in der Hand, und starrte wie traumverloren zu dem Ver wundeten hinüber. Schweigend trat sein Sekundant zu ihm und schloß ihn in die Arme. WaS nun ?' fragte er lee. Ich stelle mich sofort dem Militär gericht!" sagte Berndt haftig. wie aus einem Traum erwachend ; dann trat er dem Arzte näher. Dieser las die stumm Frage in seinem Blick. Ich hoffe, der Gras wird leben wenn auch nur langsam genesen!" Gott sei Tank." flüsterte Berndt. ich habe nicht gedacht und nicht geglaubt, daß ei so kommen könnte!" Als im nächsten Jahre Lucie'S Ge burtstag wiederkehrte, finden wir aber mal eine fröhliche Gesellschaft bei ihren Eltern versammelt. Und dort am Geburtstagstisch, fast auf derselben Stelle, befinden sich auch diesmal Lucie, Herr von Berrdt und der Graf Angern. Wie herrlich ist es," sagte Lucie so eben, daß Sie endlich soweit hergestellt sind, um wenigstens ,u meineni Ge burtStage hier zu sein. So werden durch das fröhliche heutige Fest hoffentlich alle schlimmen Erinnerungen an die Folgen es vorzährigen, vollends auf ewige Zei ten verdrängt werden!" Freundlich und unbefangen lächelte sie dabei den Grafen an, der das Lächeln eoenso erwiderte. Ich bin auch sehr glücklich," sagte er, wieder unter Ihnen zu weilen, be sonders da es mir an Ihrem Vermäh lnngStage, gnädige Frau, meiner Ge sundheit wegen noch nicht vergönnt war!" O still, sprechen wir jetzt nicht von Ihren Leiden und dem entsagungsvollen letzten Jahre!" meinte Herr . Berndt, dem Grasen herzlich die Hand drückend. Ich möchte aber Ihrer Frau Ge mahlin noch selbst sagen," erwiderte der Graf, welch ein treuer aufopfernder Freund Sie mir während meines Kran kenlagers geworden find wie Sie nach Verbützung Ihrer kurzen Festungshaft mir jede freie Stunde geopfert, nachdem wir uns die Hand zur Versöhnung ge reicht hatten. Ich beklage mein ganzes eiven iet nicht mehr, es bat mich ern fter, reifer und nachdenkender gemacht uno mir Den Werty eines wahren Freun des vor Augen geführt. Freilich.' schloß er lächelnd, hat derselbe nebenbei immer noch Zeit gefunden, auf Amor'S Wegen zu wandeln!" O, dazu bedürfte eS nicht vieler Zeit. lieber Graf! Jetzt dürfen Sie'S wissen: Meine Lucie war mir schon gut, als wir vor einem Jahre hier standen und zu sammen die Verse lasen. Da sieht man nun, wie trügerisch die sogenannten Ahnungen sind. Ich, ein ganz schlech ter Schütze, hatte die anderthalb Tage bis zum Wuell keinen anderen Gedanken als daß das Büchlein mir mein Schicksal vorausgesagt hätte." Nun," rief der Graf, bei mir ist es um fo besser eingetroffen. Ich hoffe, Ihnen Beiden zeitlebens beweisen zu können, daß ich Treu' erzeigen und Freundschaft halten kann!" ,Dr Lampelwirth hat halt o recht." Kaiser Ferdinand von Oesterreich war ein grundgütiger Herr und noch find in Oesterreich Anekdoten im Volke lebendig, die von seiner Güte ein oft drastisches Zeugniß geben. So erzählt man fich in Steiermark in der Landbevölkerung. allerdings mit einigen Variationen. Folgendes: Lebte da in einem Dorfe OversteiermarkS eine arme Bäuerin, deren Stütze ihr einziger Sohn war, Und der sollte nun zum Militär. Alles Bitten der Bäuerin half nichts. Als letzte Zuflucht galt damals in allen Nöthen der Kaiser. So ließ fich denn die Bäuerin vom Dorsgelehrten ein Ge, such fein säuberlich schreiben und trot, tete, das Bittgesuch in ein Tüchel einge, bunden, auf der Landstraße über Berg und That gegen die Wienerftadt zu. Endlos lang und mühselig war der Weg und oft und oft mußte die Bäuerin fich ausschnaufen, ehe fie den Steffel" sah hervorgucken auS dem Häuserwirrniß. Aber für ihren Einzigen kam ihr nichts zu schwer vor. Zu Wien hielt die Frau noch Einkehr in einem VorstadtwirthS hauS und erzählte dem zuthunlichen Wirth von ihrem Vorhaben und wie fie den Herrn Kaiser" bitten wollte, ihren Buben freizulassen. Der Wirth, der als alter Wiener Alles besser wußte. schüttelte bedenklich daS Haupt mit dem grünen Kappchen. Mit dem Reden wär'S nichts, meinte er, dazu käme eS gar nicht. Der Kaiser nimmt daS Bittgesuch auS der Hand, sagt: Wer den's schon machen!" winkt mit der Hand und die Audienz ist aus. Doch auf Eins möge fie gut aufmerken Wenn der Kaiser das Bittgesuch an lächelt, sagt: Werden'S schon machen!" und daS Gesuch auf den Tisch legt, dann ist's nichts; wenn aber der Kaiser daS Gesuch nicht anlächelt, aber eS an der Ecke einbiegt, dann ist'S was. Die gute Bäuerin schrieb fich das hinter'S Ohr und ging in die Burg. Zum Kai, ser kam sie freilich nicht so leicht, sie mußte Stiegen aus und abgehen, durch großmächtige Zimmer, vorbei an hohen Herrschasten mit vergoldeten Röcken aber endlich stand sie doch vor dem Kai ser, und da befiel sie der erste Schrecken. Nach all' der Pracht, hatte fie gedacht, wie prächtig, ganz in eitel Gold, Sammt und Seide gekleidet, müßte der Kaiser ausseben, mit der goldenen Krone auf dem Kopfe und dem Szepter in der Hand! Und nun stand vor ihr der Kaiser im schwarzen, schlichten Rock, wie der Schulmeister an Sonntagen, nur einen Stern an der Brust. DaS war als der erste Schreck, daß dem Kaiser so alle? Ueberirdische fehlte, und die Frau hatte jetzt so gar keinen Muth mehr. Der Kaiser nahm das Gesuch auS ihrer zitternden Hand, warf einen freund lichen Blick darauf und legte eS. wäh rend er wohlwollend sagte: Werden'S schon machen," auf den Tisch. DaS war der zweite Schreck, der offenbar der Bäuerin in die Beine ging, denn fie stand wie angewurzelt, obwohl der Kai ser durch eine Handbewegung daS Ende der Audienz angedeutet hatte. Ganz wie der Lampelwirth gesagt hat," so fäbrt'S der Bäuerin durch den Kopf. Der Kaiser, bereits etwa ungeduldig, wiederholte deutlicher die Handdewe gung. Da rutschte eS in ihrer Angst der Bäuerin aus dem Mund: Möcht halt wohl schön bitten daß ich nicht ganz umsonst hergegangen bin möcht' wohl gar schön bitten, mein G'such a bissel einbiegen bitt' schön! Sonst war'S nix, hat der Lampelwirth gesagt." Dem Kaiser stahl fich ein Lächeln um die Mundwinkel und gütig sagte er: Geht'S nur getrost zu Hau, Mutterl. und sagt'S dem Lampelwirth: diesmal hätt' er fich geirrt!" Der aumn stürzten Thränen au den Augen und als sie durch den Thränenflor noch einen letzten Blick zurückwarf, kam eS ihr vor doch beschwören wollt' und konnte fie eS nicht der Kaiser habe rasch eine Ecke der Schrift eingebogen und fie wie der, als fei nichts geschehen, auf den Tisch gelegt. Der Lampelwirth hat halt do recht," sagte die Bäuerin, als fie leichten Herzens über den Burghof , ging. Nach acht Tagen war ihr Sohn frei. Ausgeglichen. Dame: Ader, lieber Doktor, wie konnte nur der Baron die Tochter des reichen HolzhändlerS heirathen?" Doktor: Na, ganz einfach! Sie bat die Baumstämme und er den Stamm bäum!" So sind sie Allel Herr Schulze: Brigitte, woher kommt beim das? Mein Kaffee ist heut' weit stärker als gewöhnlich?" Wirthschafteritt: Ach Gott, Herr Schulze, ich habe mich ja versehen, da? ist ja mein Kaffee!" Zu anspruchsvoll. Bauer zum Apotheker: Hent'r an Leberthran?" Apotheker: Gewiß." Bauer: Jscht er au frisch?" Apotheker : Ja moinet'r denn, mer däb' für jeda Baura en Wollfisch metzga, wenn er emol für zehn Pfennig Leberthran will?" ver Aveck. Lebemann (zu einem andern): Wozu lernst Du noch auf Deine alten Tage französisch? Versprichst Du Dir Nutzen davon?" Und ob. Bisher konnte ich einen Franzosen anpumpen." nie Er traf ihren kleinen Bruder an 2. Ave., gab ihm einen Nickel und fragte schmeichelnd: Denkst Du, daß Deine Schwester mich ein Bischen gern hat, Freddie?" 1 Na sure." erwiderte wicbtia' der Kleine, erst heute beim Essen, als der Vater für Dich ging, hat fie ihm ein Piece of ihr Mind gegeben!" Wirklich? Und was hat denn der Vater gesagt gegen mich?" O, nicht viel, er meinte nur, Du wärst ein Esel, aber SiS hat das gar nicht geglichen und ihm gesagt, er solle doch besser wissen, als einen Menschen blos nach seinem Aeußeren zu beur theilen." Sicheres Zeichen. A. : Ich glaube, der Maler Felder ist kein großes Talent." B. : Wieso glauben Sie daS?" A.: Keiner von feinen Kollegen schimpft auf ihn: das ist ein Beweis, daß keiner auf ihn neidisch ist." Noch mutkiger. A. (renommirend): Ich habe heute ein durchgehende? Pferd angehalten." B. : Und ich habe mir von meiner Alten für heut' Abend den Hausschlüssel geliehen." Uebnboten. A. : Ich habe ohne einen Pfennig in der Tasche angefangen." B. : Mir ging'S noch schlimmer; ich hatte nicht einmal eine Tasche." INalitiös. Alte Jungfer: In dem alten Schloß wurde ich geboren." Herr: Eiistirt das schon so lange?" Belobnter Zleiß. Rentier: Jetzt bin ich zwei Stunden spazieren gefahren, habe eine Stunde die Kurse durchgelesen, Coupons ge. schnitten und eine Stunde gefrühstückt nun will ich mir aber endlich 'mal ein Stündchen Ruhe gönnen!" Doppelsinnig. Onkel: Ich will Dir als meine großen Rittergüter übergeben fühlst Tu Dich der Aufgabe gewachsen?" Neffe: O. ich werde damit schon fertig werden!" tvarum? ..Ihr Radler, deren CiegeZflügt DeS Adlers Schnelle übertrafen. Warum fahrt Ihr denn just gerade So langsam in der Ehe Hafen?" Anzüglich. A.: Na, Sie sehen ja so mißmuthig aus, Doktor?" Junger Arzt: Ja. denken Sie sich, ein Patient. denen Behandlung ich gestern übernahm, ist heute gestorben." A.: Na. trösten Sie sieb, der Mann wäre vielleicht so auch gestorben!" Line gehorsame locht. Lehrerin: .ffräulein Emilie. tuet können Sie mir über die Familie der Kakteen sagen?" Fräulein Emilie: Mama hat mir derbsten, über Familien zu sprechen."