Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 04, 1897, Image 11

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    k ",
S-.
. Pflichtgefühl.
l'oii Jean 9uf fietcr.
I.
Ein Aufenthalt von drei Jahren be,
rechtigte Mich ju einem sechSinonatlichen
Urlaub; ich tarn um denselben ein und
er wurde mir bewilligt, aber nicht aus
einem Personendnmpser. sondern aus
einem Transportschiff.
Dieser Beschluß erweckte in mir recht
trübe Aussichten: schlechte Kabinen, ab,
IckeulicheS Essen und Schaaren von
Truppen und Kraulen an Bord,
sin recht niedergeschlagener Stirn,
mung betrat ich die Schiffsbrücke des
Mekong", als ich von einer Rind,
stimme meinen Namen rufen hörte, und
ich brauchte nur die Arme zu innen,
um einen reizenden Jungen mit schönen,
blonden Haaren und groben, ausdruckS
vollen Augen in dieselben zu schließen.
Wie, Du hier, mein kleiner Dede?"
..Ja. weißt Du denn nicht, Papa
commandirt da Schiff, Tu fährst doch
mit un nach Frankreich, nicht wabr?
DaS ist aber hübsch, komm schnell und
neb Dir meine Vögel an.
Und eS ging nicht anders? auf der
Stelle zeigte mir Monsieur Andre seine
kleine beneoerte Menagerie, die in einem
großen Käfig untergebracht war, den
man in der langen Schaluppe bei den
Kabine angebunden hatte; Kakadus,
Papageien und ArarS von allen Farben
und allen Größen.
Ich habe sie hier hineingebracht, da,
mit sie frische Luft haben und sich nicht
langweilen. Sie haben einen hübschen
Käsig, nicht wahr? Cardec hat ihn mir
gemacht. DU kenn tun wohl nicht.
den Cardec? ES ist der Große da unten.
Er ist häßlich, was? Aber er hat mich
ehr lieb." ,
Mit diesen Worten deutete er auf
einen alten Steuermann mit rauher
Miene und sonnenverbranntem Gesichte.
der das Kind mit dem zärtlichen Blicke
eines treuen undeS ansah.
Deine Vögel sind sehr hübsch, mein
Junge, aber ich möchte gern Deinen
Bater begrüßen.
Der Commandant deS Schiffes
empfing mich wie einen alten greund
Wir hatten uns vor zwei Jahren in den
Kolonie n kennen gelernt; er comman
dirte damals als Schiffslieutenant ein
Kanonenboot, das infolge der Dürre im
Flusse blockirt war, und wir hatten
sechs Monate zusammen gelebt. Dede
war der Verbindungspunkt zwischen unS
beiden gewesen, denn Dank jenem In
ftinkte, daS die Kinder mit den Thieren
theilten, hatte das Kind in mir sofort
einen Freund gesehen.
J Herr de la Cauviniere, so hieß der
Commandant, war ein sehr liebenS
würdiger, einfacher und dabei doch sehr
vornehmer Mann und vom Stand
punkte des Berufes aus ein Offizier von
hohem Verdienst.
Ein heftiger Schmerz hatte sein Leben
zerstört; seine Frau, die er anbetete,
war ihm durch inen Schlaganfall ent
rissen worden, gerade als er sich in den
Kolonie' befand. Erst 45 Tage später
hatte er die Krankheit und den Tod der
Frau, die er liebte, erfahren. Als er
nach zwei Jahren zurückkehrte, fand er
nichts von ihr, als ein man.
Doch ein Kind war ihm geblieben
ein Knabe, schwach, anmuthig und
empfindlich wie seine Mutter, klug,
tapfer und großmüthig wie sein Vater,
Du Pflicht gebot dem Commandan
ten zu leben, und er übertrug auf dieses
zarte Wesen die ganze samtenen eines
blutenden Herzens. Nur schwer hätte
er sich von seinem Kinde getrennt und
der Minister, von der traurigen Lage
dieses Mannes gerührt, der nichts we
ter auf der Welt besaß, hatte ihm ge,
stattet, seinen Sohn mitzunehmen.
2.
Ter Mekong" verließ den Hafen
unter dem milden euer der unter
gehenden Sonne, und ich bemerkte gegen
1U Uhr eine ungewöhnliche Aufregung
unter den C muten.
Wa gibt'S denn?" fragte ich den
Lieutenant Ebarvet.
DaS Barometer ist seit einer halben
, Stunde m unerhörter äüeil gefallen."
Wir werden also ein starkes Unwet,
ter haben?"
.an sich, wahrscheinlich einen
Cyklon, aber sprechen Sie nicht davon,
e würde die Passagiere unnöthig er
schrecken."
Sollten wir nicht versuchen, enS
Land zu kommen?"
Ganz im Gegentheil, nichts ist ge
fährlicher, al! sich während eines Tor
nado in einem Hafen einzuschließen,
weit besser ist eS, da! hohe Meer zu er
reichen."
TaZ wollte Gott !"
Tann legte ich mich schlafen.
Ich erwartete, von einem fürchtet
lichen Unwetter geweckt zu werden, doch
die Nacht war ausgezeichnet.
Um 7 Uhr ging ich auf Tcck; wir be
fanden uns auf bober Stf.
Nun, Herr (ihiaivrt, wir find mit !
einem blauen Auge davongekommen." j
Leider nein, sehen Sie doch da
unten!"
ladn zeigte er mir einen kaum wahr
'nehmbaren Punkt am Horizont.
.Und der Barometer?"
Steht mich ebenso niedrig, wie vor
hn.
laß Schiff zum Kampfe bereit:
nicht ein mtimeter Leinwand war ,u j behagten. Dannhauser beschwichtigte
bemerken, die Maschine mit vollem ihn. indem tr dersprach, die Sache so
Tompf geheizt, die Pump bereit und Drasch als möglich abzumachen,
die Luken geschloffen. Er tiberklebte nunmehr, zur großen
Sie fürchte also?".... j ZZerwunderong Beethoven'S, dessen
Ja, einen gewaltigen Sturm."
Eine leichte Brise erhob sich, der Re
gen begann zu fallen, und der Himmel
verdüsterte sich.
Nach einiger Zeit hatte die Brise ei
em hcstigen Winde Platz gemacht, aus
dem Regen war ein Wolk;nbruch gewor
den, und es war fast Nacht.
DaS Schauspiel war herrlich und
schrecklich zugleich. Riesige Wellen er
hoben sich wie bewegliche Säulen, stürz
ten auf einander zu, zerbrochen, um
krachend zurückzufallen und sich dann
wieder zu erheben.
3.
Alle Passagiere in die Kabinen!"
befahl der Commandant, und mir ge
horchten. Nur die wachhabenden Ma,
trosen und die Offiziere blieben auf ih
ren Posten, und zwar in so geringer
Anzahl, wie möglich.
Der Mekong" floh mit vollem
Dampfe vor dem Cyklon, der sich jetzt
mit wildester Wuth entfesselt hatte.
DaS Fahrzeug würd? von oben bis un,
ten von dem Anstürme des Unwetters
hin und hergeschüttelt; sein solider
Eisenbau ächzte und stöhnte. Die Gläser
und Lampen tanzten eine tolle Sara,
bände, und klirrend flog daS Geschirr
zur Erde. Das Schiff schien sich in das
Wasser einzugraben, als wolle es unter,
gehen, dann erhob eS sich unter den
wüthenden Wellen bäumend in die Luft
und fiel stöhnend zurück, als wenn eS
im nächsten Augenblick auseinander der,
sten würde. Wie riesige Thränen über,
schwemmten die Wogen das Deck und
rissen Alles mit sich fort, was sie trafen.
Stricke, Tische, Sessel ; nur die Leute
von der Bemannung ließen sie zurück.
die halb ertränkt, Leib und Haare mit
SalzwaNer dede, an d,e Magen an
gebunden waren. Die Schiffsdrücke
war vor den Wogen auch nicht geschützt;
der Lieutenant Charvet und der
Steuermann Cardec hatten sich anbin,
den müssen, um nicht fortgeschwemmt
zu werden.
Die Finsterniß war so stark, da? wir
das Vordectheil des Schiffes nicht zu
sehen vermochten, nur die Thür der zu
den Kabinen führenden Treppe bemerk,
ten wir im Nebel. Dieselbe öffnete sich.
und zwar in dem Augenblick, als eine
riesige ävelle eben zurückgeprallt war,
und ein Kopf erschien, der Kopf Dede'S,
der frisch und lächelnd sich unter den
vom Winde zerzaumn Locken zeigte.
Dede, Dede, zurück!" schrie der Of,
sizier aus Leibeskräften durch den Sturm
hindurch.
Meine Vögel sie werden naß!
Mit diesen Worten wandte sich daS
Kind dem Canoe zu, wo sich der Käfig
befand. Cardec hatte sich bereits von
seinen Banden befreit und stürzte eilig
auf Deck, gerade als eine neue, ziefige
Welle aus vas in zuströmte.
DaS war der Tod, der sichere Tod.
Dede, Dede." schrie der alte Matrose
chluchzend, kommen Sie zurück!'
Doch Dede hörte ihn nicht unter dem
Brausen deS entfesselten Sturmes. Die
Welle kam näher und riß wie eine La
wine Alles mit sich fort.
tiurdec hatte sich, von den Kabinen
geschützt, an die Treppe anklammern
können, er erhob sich letzt halb erstickt.
sprang auf daS Canoe zu, das er in sie
vervaner Erregung loszumachen begann.
und brüllte: Mann über Bord! Macht
das Boot los!" Stopp!" befahl der
ieuienant Eyarvet.
Der Matrose, der am Steuer saß,
folgte dem Befehl, und in einem Augen
blick hatte die ganze Mannschaft die Ge
fahr vergessend, sich von ihren Banden
befreit; sie machten das Boot los und
schickten sich an, dasselbe in's Meer zu
setzen.
Kaum hrtte daS Schiff seine Schnel
ligkeit verlangsamt, als der Capitän er
schien. Er war leichenblaß.
Der Schrei: Ein Mann über Bord!"
lief von Mund zu Mund.
Ter Commandant blieb aus der
Schiffsbrücke stehen und fragte nur ein
Mn: Bier'
Commandant..
Jemand von der Bemannung?
Cardec weinte.
.Mein Sohn?"
Gnade, Commandant, lassen sie das
Schiff stoppen. Gestatten Sie. daß wir
das Unmögliche ersuchen, um ihn zu
retten. Zehn brave Männer sind bereit,
ihr Leben zu wagen."
Nur einen Blick warf der Commandant
auf den Himmel und das Wasser, dann
rief er mit donnernder Stimme:
Maschine vorwärts mit vollem
Dampf !"
ttt dirte Beihvn.
Ter bekannte Wiener Maler Joseph
Tannhavser (1805 1845) hegte für
Beethoven eine unbegrenzte Veredlung,
und ti war sein sehnlicher Wunsch, da
er sich neben der Oelmalerei auch viel
fach mu Bildhauerei deichästigte, den
Meister zu modelliren. Nach langem
Zureden entschloß sich Beethoven endlich,
dem Verlangen Dannhauser 8 nachzu,
geben. Tag und Stunde würd! an
beraumt, und der Komponist stellte sich
pünktlich in dn Wohnung des Malers
ein. ach der Begrötzung miifctt sich
Beethoven zunächst des Rockes und des
Halstuches entledigen und sich dann auf
eine Stuhl niederlafsen. Ich werde
doch nicht etwa gekötfi?" bemerkte der
Meister in etwas ärgerlichem Tone, da
ihm diese Vorbereitungen sehr wenig
Augenbrauen mit dünnen Papierftreif
chen und bestrick ihm da? ganze Gesicht
mit einer öligen Flüssigkeit, worauf er
ihn bat, emen Federkiel in den Mund
zu nehmen und die Augen fest zuzu,
schließen.
Bei der Modellirung wird da Gesicht
des ModelS mit einer lauen, flüssigen
GiPSmasse überstrichen, welche in kurzer
Am erkaltet und eine fe te Stufte bildet,
Diese, von dem Gesichte abgelöst, liefert
den getreuen Abdruck desselben, und die
Form läßt sich dann mit eichtigleit ad
nehmen. Selbstsergändlich ist aber
diese Prozedur eine in hohem Grade un,
angenehme, und daS Loslösen deS Ge,
fichteS von der GipSmaske ist sogar mit
einigem Schmerz verbunden, da sich
jedesmal einzelne Härchen in der Larve
festsetzen.
Von all' dem hatte Dannhauser dem
Komponisten kein Wort gesagt, aus
Furcht, ihn dadurch abzuschrecken. Der
Arglose war daher schon nach den ersten
Pinselstrichen Dannhauser s, die dieser
mit der GiPSmasse über fein Gesicht
machte, nicht wenig verblüfft. Als sich
aber die Ueberlage mehr und mehr der,
dichtete, und die Hitze des trockener wer,
denden KalkeS auf Wangen und Stirn
einzuwirken begann, da erfaßte ihn eine
mafzio e Wuth.
Mit gesträubten Haaren sprang er
plötzlich von dem Stuhle auf, indem er
sich der GipStünche zu entledigen suchte,
und schrie: Herr, Sie find ein Bandit,
ein Halunke!"
Um deS Himmels willen, hochver,
ehrter Herr!" stotterte der Über alle
Maßen bestürzte Künstler. Aber Beet,
hoben ließ ihn gar nicht weiter zu Worte
kommen und brüllte: Ein Bö ewicht,
ein Kannibale!" Dabei schmetterte er
den Stuhl, auf dem er gesessen hatte,
auf die Erde, daß er in Trümmer ging,
ergriff sodann seinen Hut und Rock und
stürzte nach der Thür. Dannhauser
eilte dem Rasenden nach; aber Beet
hoven riß sich von ihm los und stürmte
davon.
Beethoven hat dieses Vorkommniß
nie verziehen und verkehrte niemals
wieder mit Dannhauser. Indessen der
junge Künstler sollte doch noch seinen
Wunsch erfüllt sehen und dem Antlitze
Beethoven S einen Abdruck abgewinnen,
Diesmal aber ließ Beethoven alles ruhig
Über sich ergehen: eS war im Frühjahr
1827, als Dannhauser die Todtenmaske
deS großen Tondichters abnahm.
Verzeihlich Dienstwidrigkcit.
In heißen Julitaaen hatte der Klap,
perstorch über Nacht seinen Einzug in ein
einsames BahnwärterhanS der Linie
Basel'Olten gehalten. DaS war nun
an sich nichts Besonderes, da man die
Bekanntschaft dieses Vogels schon früher
gemacht hatte. WaS den Bahnwärter
diesmal in Verlegenheit brachte, war
der Umstand, daß seine eben neumelkend
gewordene Milchqmlle, eine etwas eigen,
finnige zimperliche Ziege, die Entleerung
ihre? Euters Niemand weiter gestattete,
als der Frau BahnwSrterin", die aber
natürlich dem Ziegenftalle bis auf
Weiteres" fern bleiben mußte. Indeß,
ein Schlaukopf darf nicht dumm fein,"
dachte schließlich der Bahnwärter,
schlüpfte in Rock und Jacke seiner das
Bett hütenden Gattin, hüllte fein kurz
geschnittenes Haar in ein dickes, wolle
nes Kopftuch und kroch, den Melkeimer
in der Hand, in den niederen düsteren
Ziegenftall. Und siehe da, die Bewoh
nerin merkte nicht den ihr gespielten
Betrug. Doch plötzlich dem bei der
ungewohnten Arbeit Schwitzenden ge
rann schier das Blut in den Adern
drang ein schriller Pfiff zu den Ohren
deS Bahnwärters; er hatte bei der Melk,
arbeit ganz und gar vergessen, daß ein
Zug fällig war, dem die Honneurs
aemackt werden mukten. Den bald ae,
füllten Milcheimer bei Seile setzen, in'
Freie eilen und sich an der mit kirnst
geübter Hand im Nu herabgelassenen
Schranke aufstellen, war daS Werk eines
Augenblicks! als der Zug vorüber ge,
braust war, sah der Bahnwärter erst,
daß er noch im HauSsrauenGewand
war. xnn Tage später traf ein dienst,
liches Schreiben ein, in dem der Bahn
Wärter Soundso auf Posten Nr. x.
nen Verweis erhielt dahin lautend, er
habe vorgestern seine dienstlichen Oblie,
genheiten versäumt und werde, wenn
seine Frau noch einmal den Außendienst
versehen müste, wie am gedachten Tage,
in eine Ordnungsstrafe verfallen ; für
diesmal wolle man noch Gnade für Recht
ergehen lasten u. f. w. Unser Bahn,
Wärter benutzte den ersten dienstfreien
Tag, um sich bei seinen Borgesetzten zu
melden und diesen den Sachverhalt
wahrheitsgetreu zu schildern. In dem
betreffenden Bureau, in dem sonst stets
feierlicher Ernst herrschte, soll man an
diesem Tage und noch lange nachher
aufteilt vergnügte Genchter gesehen ha,
den.
?o den nse küßt.
Beim Hofbauer wohnt ein Dichter
in der Sommerfrische. Schon ost hat
der Bauer mit Staunen zugehört, wenn
dieser seine schönen Verse vorgelesen
hat. Neugier und Ehrgeiz lassen ihm
keine Ruhe.
Eines TageS faßt er sich ein Herz und
fragt: .Herr Dichter, wie macht Ihr
denn dös; iS dös schwer?"
O nein", sagt der Dichter, da geh'
ich allein hinaus in den Wald und
da fallt mit halt ein!"
Der Hofbauer geht hinaus in den
Wald-aber 'S fallt ihm halt nir ein.
C lacht der Tichier. daß geht
mir auch manchmal so; da müßt Ihr
den Geist anregen, 'mal ein'S trinken;
dann wird'S schon gehen!"
Der Hofbauer geht in die Schänke,
setzt sich in die Ecke und bestellt sich a
Maß". ES wird nichts. Er be
stellt sich noch eine es wird immer noch
nichts.
NachtS zwei Uhr wanlt der Hofbauer
heim; von Versen keine Spur, aber die
Füße so schwer und ;den Kopf so voll,
wie'S ihm noch nie passirt ist. AlleS
dreht sich. Mit Mühe tastet er sich am
StraßengelSnder vorwärts. Da dasselbe
an einer Stelle gebrochen ist, so fällt er
tief in den Graben hinunter.
JesseS", schreit da unten einer. ES
ist der Huberbauer, auf den der Hof
bauer hinaufgefallen ist; er war auf der
Kirchweih in Rodering und just noch
nicht um jene Stelle herumgekommen.
Gemeinsame Versuche, sich empor
zuarbeiten, mißlingen vollständig, und
Beide ergeben sich schließlich ruhig in
ihr Schicksal.
Nach einiger Zeit stößt der Hosbauer
den. neben ihm schlafenden Huberbauer.
WaS willst D' denn schon wieder?"
brummt dieser ärgerlich.
Huberbauer", fragt der Hofbauer
leise, haft Du aa' gedicht?"
Bestrafter Dünkel.
Unter der Regierung der Kaiserin
Katharina die Zweite von Rußland
befand sich in Petersburg ein dortreff
licher Klavierspieler Namens Balschan,
ein Däne von Geburt. Dieser erhielt
vom Fürsten Pojemkin, dem Günstling
der Kaiserin, tausend Rubel jährlich
dafür, daß er zuweilen, wenn Potemkin
Gesellschaft gab, die Gäste mit seinen
Leistungen auf dem Klavier unterhielt.
Einst erschien bei einem solchen Vortrage
die Kaiserin zu spät und wandte sich
lächelnd an den Klavierlünstler mit der
Frage, ob er noch einmal sich hören
lassen werde; Balschan, ein ziemlich
rauher und schlecht erzogener Mensch,
antwortete in lächerlich übertriebenem
KUnftlerftolze: Ich habe meine Hände
nicht gestohlen."
Diese Unverschämtheit erregte selbst
verständlich große Bewegung in der Ge
sellschaft; die Kaiserin verlor zwar kein
Wort, aber Potemkin bat sie und die
übrigen Anwesenden, sogleich in ein
Nebenzimmer zu treten. Alsdann be
fahl er, daß seine sämmtlichen Diener,
bis zur Küchenmagd und zum Stall
jungen, sich im Konzertsaal versammeln
sollten. Hierauf mußte Balschan auf
seinen Befehl den Leuten ein prächtiges
Konzert auf dem Pianosorte geben, und
nachdem dies geschehen, wurde er fort
geschickt und war fortan in der PeterS,
burger Gesellschaft unmöglich.
Neber ine Brautwerbung zu Pferd
weiß der Hann. Cour." folgende Ge
schichte zu berichten: Ein iunaeS aristo
kratischeS Paar in Mecklenburg sollte
sich auf dem Gute deS Onkels der Braut
verloben. Sei es, daß die künftige
junge Gattin etwas schlecht gelaunt oder
der künftige Gatte zu schüchtern war
genug, aus dem Antrag wurde Nichts,
und das gnädige Fräulein reiste in Be
gleitung ihrer Mama ärgerlich von dan
nen und zwar mit der Sekundärbahn.
Einen solchen Hasemu von Schwie,
gersohn kann Mama so wie so nicht
gebrauchen," hatte das Fräulein beim
Abschiede zu ihrem Onkel gesagt, welcher
diese Aeußerung dem schüchternen Braut,
Werber mittheilte. Dies ging diesem
aber an die Ehre, er wollte einen derar
tigen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen.
Schleunigst bestieg er sein Pferd und
agle dem vor zehn Minuten adgeganae,
nen Klingelzuge" nach. Kurz vor der
Station arom erreichte er ihn und
ritt an ein Coupee erster Klasse heran.
gnädiges Fräulein ich bitte um
Ihre Hand ja der nein?.
Auf der kleinen Station Karow, in die
man gleich einfuhr, wurde das Ja,
wort" freudestrahlend ertheilt.
Von einem Bauer, der zuviel vcr
lang.
erzählt die Tond. Ztg.' folgendes
Stückchen: Landmann L., durch seinen
schlagfertigen Mutterwitz und under
wüstlichen Humor bekannt, sucht eine
Tienftmagd. Eines Tages trifft eine
Stellensuchen bei ihm ein. Ihr Con
terfei ist kurz dieses: Wuchs stämmig;
Wangen roth und rund; Kleidung
städtisch; Benehmen herzhaft und nach
Hintertreppenbildung riechend. Nach
einigen einleitenden Bemerkungen be
lauschen wir folgende? Gespräch. Sie:
Was Sie da sagen, gefällt mir; aber
auf Etwas möchte ich noch aufmerksam
machen: Feldarbeit thue ich nicht, beim
Heuabladen helfe ich auch nicht, mit der
großen Wäsche befasse ich mich ebenfalls
nicht, und jeden zweiten Sonntag habe
ich Nachmittags und Abends frei!" Er:
Und 5 Thaler Lohn, ein Rle,d m
Weihnachten und ö Mark zum Jahr
markt wollen Sie?" Ja!" Nun.
Sie gefallen mir ich will nicht drin
gen, fedoch eine Frage werden Sie mir
gestatten: Könnt Se ok lavier speeln?"
.Rein, daS kann ich leider nicht!"
Tat deibt mi unendli leed, denn dann
kann ick Se leider ni bruken!"
twichti,, ZRSnte.
TaS gangbarste und beliebteste Geld
in China ist daS Käsch, eine Kupier
münze. Käich, welches etwa I Tollar
Werth hat. wiegt aber nicht weniger als
8 Pfund! Nichts als die außerordent
liche Geldliebe kann die Chinesen dkwo
gen haben, sich mit einer solchen Münze
abzugeben. Die Geldstücke habe nur
eint gute Seite. ES ist nämlich unge
mein schwer, sie zu stehlen, und ein Dieb
kann in einer Nacht nicht viel davon
wegtragen. Und doch ist eS die Münze,
mit der man alle gewöhnlichen Markt,
artilel einkauft, es ist die einzige Münze.
die man im ganzen Kaiserreiche al
AuStauschmittel anerkennt; der Bauer
mißtraut dem Silber, ja er weigert sich
ost, es als Zahlung anzunehmen. P,
piergeld lautet unter den Chimesen stets
auf Kösch, nicht aus Silber.
Sarlflll,led,
Schlächter: I möcht' zahlen."
Wirth: Von Dir nehm' ich
cld, da klebt Blut daran!"
kein
Befriedigender Abschluß.
Dame: Warum schreiben Sie denn
keine Romane mehr?"
, Herr: Habe es nicht mehr nöthig
W r haben UNS gekriegt !"
Der franse MiUionZr.
Nun, lieber Toctor, sagen feie mir,
waS ich Ihnen für Ihre liebevolle Be,
Handlung schulde ! '
O, Herr Commerzienrath, zahlen
Sie mir, was Sie wollen!"
Nein, lieber Doctor, d a S ist mir
doch zu theuer!"
Streng militärisch.
Ein Rittmeister besaß einen hübschen
AngoraKater. Als er eines Abends
nach Hause kam, vermißte er daS Thier,
das ihm sonst immer gleich zulief. Wo
ist der Kater?" fragt er seinen Bur,
schen. Dieser stellt sich in vorschriftS,
mäßgige Positur und erwidert refpekt
voll: Melde gehorsamst, Herr Ritt,
meist, er ist mit einer C i v i l K a
spazieren gegangen !"
Ans Verzweiflung.
I' hab' a' liab's Schätzer! g'hadt
D'runten bei'm Bach ; . .
Af amol, d zottelt'S
An' andern Buam nach.
Do hab' i' wohl g'wettert,
A' biffel gor g'fluacht
Und hon auS Verzweiflung
An' ander' Schatz g'fuacht
A. Frank!,
vcrschnaxxt.
Weinreisender : . , Nachdem wir das
Geschäft nun abgemacht haben, lade ich
le ein zu einer guten Flasche Wem !
Wirth: Gut wohin gehen
wir !"
Einfach,
Herr Redacteur, ich bin so frei
mich nach dem Schicksal der Ihnen ein,
ge andten llederletzung zu erkundigen,
Ist leider für unser Blatt nicht vev
wendbar r
Ja, aber was soll ich jetzt damit an,
sangen?"
Uebersetzen Sie'S halt wie
der zurück!"
)nserat.
Ein armer, erwerbsloser, a chtk ö pfi,
ger Familienvater bittet edle Mew
schenfreunde um Unterstützung.
verblümt.
Mucki (der beim gemeinsamenAusterw
essen bemerkt, wie sein Freund ihm die
schöniien Austern wegfischt): ,. . .Hoho
halt, halt I"
Schluckt : Nun, was haft Du denn
immer?"
Mucki: O, es ist mir nur wieder
Etwas in die un richte Kehle gekom
men !"
Kinder der Zeit.
Warum weinst Tu denn, Arthur?"
Der Lehrer hat mich gebaut l"
Wer wird denn da weinen aed'
doch zum StaatSanwalt I"
Anzüglich,
K: Zu einem Schäfer hätt' ich
viel meyr Bemauen, wie zu einem
Arzt !"
B (Arzt): Recht hast Tu der
kennt Deine Natur jedenfalls besser!'
Im vertrauen.
Laura: Tu arbeitest an Deiner
Ausstattung! Bist Tu denn verlobt?"
Emilie (Tochter eines Büreauchefs):
Noch nicht! Aber Papa wird dem
nächst einen seiner Beamten für mich
avanciren lassen l"
lvalirscheinlich.
A.: Wenn ich nur wüßte, wer mei
nen Seidenspitz gestohlen hat."
.: Wahrscheinlich ein Seidensvitt.
bube."
Neuer Gesangverein.
Horch', im Nebenzimmer wird so
evtn vas ried gelungen : Bald gras
ch am Neckar, bald gras' ich am
Rhein!".. Welcher Gesangverein mag
daS wohl fein?" - .Wahrscheinlich ein
vegetarischer!"
Guter Rath.
Nervenkrankn (dem dem Arzt etwas
verschriedkn): Und wie soll ich s hallen
mit der Lebensweise?"
Arzt: Leben S' eise !"
Splitter.
Tas Leben sängt erst mit Er
innerunge an.
Im Unglück tröstet jedes Glück.
Im lück krönlt jede, Mißgeschick.
A. W.
kebcn und leben lasse.
Miether: Ist das Haus sehr ruhig?
Wirthin: TaS kann ich nicht sagen;
eS sind fünf Kinder hier, drei Piano!
und ein Papagei, außerdem bläst Je
mand Flöte und einer meiner Söhne
spielt Geige."
Miether: Na, das thut nichiS. Mein
Grundsatz ist: leben und leben lassen;
ich nehme daS Zimmer und werde gleich
morgen einziehen."
Wirthin: Entschuldigen Sie, was
haben Sie denn für einen Berus?"
Miether: Ich bin Musiker und blase
Posaune."
Lescheidenlicit.
Onkel: Zur Belohnung für Deine
Bescheidenheit kannst Du mir beim Ver
zehren dieser Kirschen helfen. Nun,
bist Du damit nicht zufrieden?"
Neffe: Weißt Du, Onkel, ich hab'
mal gehört: Mit großen Leuten sei nicht
gut Kirschen essen! Ist das wahr?"
Onlel (lächelnd): Ja, so sagt das
Sprichwort.
Neffe: Na, Onkel, da möcht' ich doch
wohl die Kirschen lieber ganz allein auf
effen."
Schlau.
Herr (zu seinem Freund): Sag' mir
nur, wie stellst Du es an, daß Deine
Schwiegermutter Dich nur immer auf
ganz kurze Zeit besucht?"
- Ich lass', während sie hier ist. meine
Frau kochen!"
Zmmer der Reihe ach.
Hausfrau: Ich habe da noch 'n
wenig Gemüse von diesem Mittag; wenn
Sie das wollen...."
Bettler: Warten Sie, da komm' ich
gleich zurück; will 'mal nebenan sehen,
ob ich da nicht erst 'n Teller Supp'
kriege!"
Abrechnung,
Mein Eheglück ift immer kleiner ge
worden: Zuerst war meine Frau die
reine Elfe; allmählich aber kamen die
Zähne zum Vorschein, sie sank immer
mehr zur bösen Sieben herab, bis
sie sich schließlich ganz mit mir entzweite,
so daß mir jetzt nur noch Eins
übrig geblieben, nämlich meine eigene
Hälfte."
Gleichmütkig.
Sonntagsreiter (seinem Gaul nach
rufend, der ihn auf dem Heimweg abge
warfen hat): Nur immer zu; ich sinde
mich auch allein zurecht!"
Unter Freundinnen.
Vergangene Woche habe ich meinen
zwanzigsten Geburtstag gefeiert!"
soll ich letzt einmal rathen, wie alt
Du bist?" ,
Losdaft.
.Nun, waS
sagen Sie
zu meinem
Rninnipin!"
,Hm der scheint mir aber sehr
dicht am Rhein gewachsen zu sein."
Kindermund.
Tante: Was hatte denn
Deine
Mama auf dem Balle an?"
Die kleine Grete: Ein langes.
weißcS, kurzes Kleid." .
Tante: Das ist ja Unsinn, es konnte
ch nicht gleichzeitig kurz und lang
sein."
Die kleine Grete: Gewiß, oben war
eS turz und unten lang."
Der Unterschied.
Freund: Dein Haushalt verschlingt
eine Unmengt Geld; ich komme mit acht
hundert Thalern Gehalt weiter, als Du
mit tausend!"
Glaub s: Tu hält aber auch eine
Köchin und meine Frau kocht
elbft!"
Ueberbsten.
Erster Reisender
(zum zweiten):
Worin reisen Sie?"
Zweiter Reisender
(einer Antwort
darauf ausweichend):
In Witz und
erstand."
Erster Reisender: .So. na. da müssen
Sie aber bessere Proben mit sich
Ühren."
Diplomatisch.
Unteroffizier: Haben Sie vielleicht
treichhölzer bei sich. Einiöbriaer Mül
ler?"
Einiähriaer: .Bebaute, nein. krr
Unteroffizier!"
Unteroffizier: .Na. dann geben Sie
mir 'mal eine Cigarre. Streichhölzer
werde ich schon irgendwo auftreiben."
heimgeschickt.
Erster Reisender: .Na. ich laat
Jh, ich habt einmal Kaffee getrun
ken, der war so stark, daß man öol, da
mit Hütte leimen können."
Zweiter Reisender: Das ift noch gar
nichts, ich habe kinmal Kaffee getrunken,
der so schwach war. daß er absolut nicht
aus der Kanne heraus tonnte."
Unwillkürliche LeftZtizung.
Er: ...Dir ein Eigenschaft findet
man doch übereinstimmend bei allen
Frauen:? sie müssen immr wi
ersprechen !"
Sie: Da ist nicht wahr...!"
Auch ei IagTroschZe.
Habt Sik schon 'mal eine Saujagd
mitgemacht?"
O ja! Ich kann Ihnen jetzt noch
du Hose zeigen, die ich mir btim Klet
tern zerrissen habe !"