Z3 pertmann und Lrau. !rimialjSHIg von Theodor H, i'ang'. Bor etwa sechs Jahren erhielt ich von ein NewVrIer LebensoerftcherungS Gesellschaft den Auftrag, mich aus einigt Zeit nach Warschau und von da nach Odessa zu begeben. Die Gesell sehnst hatte mich nicht zum Wenigsten meiner Sprachkenntnisse wegen Vor läufig auf ein Jahr zum RevisionS beamten und Oberinspektor, in ihre Dienste genommen. Ri meiner Ankunft aus dem Brom derger Bahnhofe in Warschau wurde ich an einiaen Beamten unserer Gesell scbakt emdsanaen. und am anderen Moraen faft ich mit diesen Herren l tritt zusammen in eifrigster Thätigkeit im Bilreau am Theaterplatze. Zu meiner großen Freude fand ich Alle! in Ordnung. Da wurde uns am achten Tage meiner Anwesenheit das Ableben eines gewissen Pertmann gemeldet, der mit zehntausend Rubeln für den Tode? fall versichert war und der sich noch vier Ta mvor auf unserem BUnau längere Zeit aufgehalten hatte. Ich erinnerte mich des Mannes ganz genau, denn ich hatte mit ihm, da der Borfleyer unseres Warschauer Büreaus, Herr CludzinZIi, nicht anwesend war, mindestens eine halbe. Stunde lang conferirt. Pert mann wollte nämlich seine LebenSver, klcieruna in eine solche von zwanzig tausend Rubeln umwandeln lassen. Ich Kam lbm aber eine ausweichende Ant, wort gegeben, da er mir etwas leidend aussah, und ihm unter Anderem auch gesagt, er müsse, da eine nochmalige körperliche Untersuchung nothwendig sei, zunächst mit unserem Gesellschaftsarzte sprechen. Erst dann könnten Schritte ,gethan werden, um die Police in der gewünschten Welse zu erhöhen, ffrau Pertmann, die Gattin des Per, ftorbenen hatte uns das Ableben ihres Ehemannes brieflich angezeigt, und zwar bereits zwölf Stunden nach dem Tode. Ich wem nicht, wie es kam, aber als ich den Brief der Frau Pert- mann m Handen hielt, und zugleich mit den übrigen Beamten des BüreauS über die Angelegenheit sprach, hatte ich unwillkürlich das Gefühl, es sei bei der Pertmann etwas nicht ganz in Ort), nung. Ich sah in den Büchern und im Archiv nach, ?!amen, Zahlen, Unter, schristen und so weitet Alles stimmte, Die letzte BeitragsRate die söge nannte Prämienrechnung war richtig gezahlt worden und die darüber ausge stellte Quittung hatte Frau Pertmann sammt der Police eingesandt. Nichts desto weniger beschloß ich, den Fall nach allen Selten hin auf das Eingehendste zu prüfen, da ich ein gewisses es Mißtrauens nicht loS werden konnte. 1 S Todesursache hatte unS Frau Pert mann Magenblutung angegeben. Ich sah noch einmal in seinen Papieren nach, und in seinem Gesuch, welches er vor mehreren Jahren bei der Aufnahme eingereicht und worin er über die Krankheiten, an denen er in seinem Leben gelitten, Bericht hatte erstatten müssen, befand sich die Bemerkung, daß n schon zweimal an einem schweren Magenkatarrh längere Ant gelitten. sonst aber besonders bemerkenswerthe kkranlbeiten nicht durchgemacht hatte. Ich beschloß, zusammen mit dem Vorsteher unseres Warschauer BüreauS, Senn ShludzinSki, die Sache gründlich zu untersuchen. Wir beide fuhren so fort zu unserem Gesellschastsarzte, theil, ten diesem kurz den Vorgang mit, und Dt. BronikowSki so hieß der Arzt war auch der Ansicht, daß wir alle Drei uns auf der Stelle in die Wohnung des BktfiorbkNkN gkbtn müßtm. Ptrt, mann'S HauS und Geschäft befanden na) m der TkSchenftrafje. Schon nach einer Viertelstunde hielt unsere Droschke ot dem Pertmann'schen Hause. Auf unser Klingeln öffnete tint Frau mit Meinten und getötheten Augen die Hausthür. Es war Frau Pertmann selber. Als sie erfuhr, wer wir waren, erschrak sie heftig und verfärbte sich. doch führte sie uns dann ohne Zögern in dai Zimmer, wo die Leiche lag. Als ich die Frau scharf fizirte. konnte sie meinen Blick nicht erfragen und schlug oie ugn zu oven. .Also an Magenblutung ist Ihr Mann gestorben?" fragte der Arzt die Winwe. Ein leises .Ja" war die Antwort, I war aber doch noch vor vier Tagen auf dem Büreau der Gesellschaft und hat mit keinem Worte erwähnt, daß n krank (ei, vielmehr beantragt, seine Police von zehntausend auf zwanzig tausend Rubel zu erhöhen. - .Bon der beabsichtigten Erhöhung der Versicherungssumme ist mir nichts bekannt," lautete die Antwort der Frau. Sind Kindtr vorhanden?' forschte Doktor Bronikowski weiter. Ja. ich habe zwei Söhne, der eine ist in Wilna, der andere in CmolenSk; Beide find HandlungSdiener." Auf ein Zeichen des Arztes entkernte sich Frau Pertmann. und wir waren allein. Der Arzt untersucht, zunächst du Leiche und meinte, allem Anschein nach sei der Tod in Folge einer Ma amblutung erfolgt. Im Gesicht wies die Leicht noch keine großen Verände nrngen auf. Ich kannte den Ver ftorbenm, obschon ich ihn nur einmal gesehen, doch sofort wieder. Der Aus urs des Todten war noch vorhanden, und loktot Btonikowski wiederholte seine Behauptung, daß Pertmann thatsächlich an Magenblutung gestorben sein müsse: ahn tS sei doch nothwendig, sofort den Polizeiarzt M Bezirks körn, inen zu lassen, da ein Verbrechen im merhin nicht auegeschloffen wärt. TaS bestürzte und unsichere Benehmen der Frau Pertmann war nicht nur mir, sondern auch meinen beiden Begleitern ausgefallen. Doktor BronikowSki rief vom genfler au! einen jungen Arbeiter, der durch die Straße schritt, an, damit derselbe den Polizeiarzt, der in det benachbarten Paulsftraße sein Amtszimmer hatte, herbeihole. Nach wenigen Minuten war dieser zur Stelle. Bei seinem Erscheinen hatte ftiau Pertmann. die wir inzwischen wieder in's Zimmer gerufen hatten, alle Fassung verloren. Sie schrie und tarn merte am Lag ihres Ehemannes in geradem Iläalicbn Weise, und doch kam mir die Trauer der Frau so erkünstelt vor, daß mein Verdacht, Pertmann sei keines natürlichen Todes geitorben, im, mer stärker wurde. Der Polizeiarzt verhörte die Frau nochmals. Vor vier Tagen muß Ihr Mann sich jedenfalls noch sehr kräftig gefühlt und keineswegs an ein nahes Ende geglaubt haben, wenn er auf dem Alieluranz büreau seine Police gleich um das Dop pelte erhöben lassen wollte?" Indessen schien jetzt Frau Pertmann plötzlich ruhiger zu werden, denn mit fester Stimme sagte sie: Mein Mann kam Montag vom Afsekuranzbüreau noch gesund zurück, doch hat er auf sein Magen und Darmleiden, das sich vor etwa zwei Jahren bei ihm einstellte. durchaus kein Gewicht gelegt. Als er sich vor ungefähr fünf Jahren bei der Gesellschaft versichern ließ, war er noch ganz gesund. Dienstag wurde er schon krank und bekam einen kurzen Aw fall, ging aber vorgestern also MM woch wieder aus. Erst gestern Donnerstag früh wurde et so matt, daß et den Tag übet auf dem Sopha liegen bleiben mußte. Abends erfolgten dann zwei heftige MagenBlutungen kurz hinter einander und eine Stunde vor Mitternacht war er todt. Heute früh schrieb ich sofort wegen der Police an die Gesell chaft " Der Polizeiarzt Dr. Gutorow hieß die Frau aus dem Zimmer gehen, nachdem er ihr zuvor befohlen hatte, ohne seine Weisung und Erlaubniß da? HauS überhaupt nicht zu Verlagen. Ich glaube. eS ist das Beste," sagte Dr. BronikowSki, wir lassen der Frau wegen den Verstorbenen noch durch den Polizei'Jnspektot deS Reviers recognoS, ziren und beantragen dann bei'm Kreis gericht die Sezirung der Leiche durch den Gerichtsarzt im Beisein der betreffenden Gerichtscommission. Dieser Vorschlag fand unsere Bil ligung. Der PolizeiJnspektor, welcher den Verstorbenen seit Jahren gekannt, erschien, recognoSzirte die Leiche und sagte auS, daß Pertmann im ganzen Quartier sich des besten Leumundes zu erfreuen gehabt habe. Der Verstorbene sei ein fleißiger, ehrlicher uud umnchti ger Geschäftsmann gewesen. Nachdem der Polizei'Jnspektot ein Protokoll aus, genommen, welches wir und die Frau Pertmann unterzeichnen mußten, war unsere Aufgabe vorläung erfüllt, und ich fuhr mit Doktor Btonikowski und Herrn Chludzinski in das Büreau zu rück. Ta eS inzwischen Abend geworden war, I trennten wir uns dort bald, Am anderen Tage war ich schon früh vor acht Uhr auf dem Büreau. Die Aufregung hatte mich die Nacht übn nur wenige Stunden schlafen lassen. Auch Herr Chludzinski fand sich srü her als sonst ein, und um zehn Uhr er schien auch Doktor BronikowSki. Der selbe theilte unS mit, daß die kaiserliche Staatsanwaltschaft die Sezirung ge nehmigt hätte, die im Beisein der be nenenden Beamten Nachmittags im Zimmer, wo die Leiche lag. vor sich gehen sollte. Auch Herrn Chludzinski und mit, als dem enteret der interes firten Gesellschaft, sei die Anwesenheit gestattet worden. T Stzirung gab in kkiner Hinsicht etwas Verdächtiges odn Frau Pert man etwa Belaftendas. Der Tod war thatsächlich in Folge Magenblutung ein getreten. Der Verstorbene mußte, wie durch die Sezirung festgestellt wurde, schon seit Jahren magen und darmlei dend gewesen sein. Mir, Doktor Bro nikowski und Herrn Chludzinski blieb schließlich nicht Anderes übrig, als uns bei Frau Pertmann, so gut es anging. zu entschuldigen. Wir nahmen sogar am Begräbnisse TheU, bei dem auch die beiden, noch sehr jugendlichen Söhne des Verstorbenen schienen. Eine Woche später war Alles geordnet und die Auszahlung d Versicherungssumme sollte in den nächsten Tagen erfolgen, Ich packte meine Koffer und fuhr, da ich in Warschau meine dienstlichen An gelegenheiten erledigt hatte, nach Odessa, um in dieser russischen Hafen ftadt am Schwarzen Meere ein General Agentur für unsere Gesellschaft einzurich ten. In Odessa hatte ich sehr viel zu thun. Inzwischen wurde mir von War schau mitgetheilt, daß der grau Pert mann die Versicherungssumme von zehn wusend Rubeln ausbezahlt worden fei und die grau ihren Gatten thatsächlich auf'Z Tiefste betrauere. Stundenlang bete fit täglich an seinem Grabt und lasse ihm einen kostbaren Denkstein setzen. Endlich wat t! mit doch geglückt, einen geeigneten Generalagenten für Ode'ia anzustellen, und ich freute mich darauf um so mehr, an die Heimreise nach New Zork denken zu können. So beschloß ich denn, Odessa zu der lassen. Den letzten Abend brach ich in einem sogmannten Sommerthtatnl zu. Doch befanden sich die Bühne und die Zuschauerplätze in einem vollständig geschlossenen Raume. TaS Theater stand aber in einem großen Garten. Man gab ein französisches Drama in russischer Uedersetzung. In der Pause nach dem ersten Akte musterte ich durch wein Opernglas einen Herrn und eine Dame, die aus dn ersten Tribüne, mei nem Platze gerade gegenüber, acn. Auch der Herr hatte einen Krimftecher in der Hand, und eS war mir borge kommen, als ob et schon einige Male mich durch fein Glas betrachtet hätte. Je mehr ich hinsehe, desto schneller jagt mir das Blut durch die Adern, l'lth nem Gegenüber ist es jedenfalls un, angenehm, von mit betrachtet zu wev den, denn eS nimmt den Theatkrzettel in die Höhe, scheinbar um darin zu studiren, in Wirklichkeit aber, um seine Gefichtszllge zu verbergen. Ich habe aber bereits genug gesehen und m dem Herrn den angeblich verstorbenen und in Warschau begrabenen Pertmann wieder erkannt. Die Dame neben ihm ist indessen nicht seine Frau. In die, sen Augenblicke ertönte die Glocke, um die in dem Garten auf und ab man delnden Theaterbesucher zum zweiten Akte zu rusen. Pettmann aber erhebt sich schnell und verläßt mit seiner Ge sährtin, einet auffallend hübschen und jungen Dame, seine Loge. Nun mußte auch ich schnell handeln. Ich stehe ebensallS auf, eile in die Garderobe, hole mir dort Hut, Stock und Ueber, ziehet und eile an den AuSgang. In, dessen wat von Pertmann und seiner Begleiterin keine Spur zu entdecken. Nun begab ich mich sofort auf das Haupipoliz iamt. Indessen war weder der Oberpolizeimelfter, noch der Pol, zeimeister oder einet det Inspektoren zu sprechen und den Unterdeamten wollte ich zunächst keine Mittheilung machen. in Gendarm fordert mich aber aus, am anderen Morgen, früh acht Uhr, wiederzukommen, da ich dann den Poli zeimeister bestimmt antreffen würde. Indessen gehe ich noch einmal in das Theater zurück. Man gab gerade den letzten Akt. Die Plätze, welche Pert, mann und feine Begleiterin inne ge, habt hatten, waren noch immer leer. ES unterlag gar keinem Zweifel, daß mein Gegenübet Pettmann gewesen wat, der sich in so auffälliger Weise entfernt hatte, nachdem er sich von mir beobachtet iah. Pertmann und seine Frau hatten unS in Warschau eine anscheinend wohl überlegte Komödie vorgespielt. Ich war fest entschlossen, das Geheimniß mit Aufbietung aller meiner Kräfte zu enthüllen. Als die Vorstellung zu Ende war, begab ich mich zu den Logen, schließerinnen auf der entgegengesetzten Seite. ES waren dies nur zwei alte grauen, welche zugleich als Garderobie ren angestellt' waren. AIS sich alle Theaterbesuchet schon entfernt hatten. gewahre ich, daß noch ein Ueberzieher und ein Hut. sowie Damenjacket in der Garverooe hangen. Auf meine Frage an eine der Gar, derobierin, ob diese Kleidungsstücke nicht von einem alteren Herrn und einer iun, gen xame aogegeoen worden seien, et hielt ich eine bejahende Antwoit. Die Hertfchaften sind aber kurz vor dem Beginn des zweiten Altes eiligst auS der Lage herausgekommen und die Treppe hinabgegangen, ohne bis jetzt zurückzukehren, erzählte mir die Gar, derobiere. So viel stand fest, daß Pertmann nicht mehr zurückkommen würde. Ich entfernte mich daher aus dem Theater, in dem schon die Flammen erloschen und ging nach dem sogenannten Stadt. bahnhof, von dem gegen zwölf Ubr Nachts noch ein Zug abgelassen wurde. Trotzdem ich mich lange vor Äbgang des Zuges an die AuSgangSthüt zum Bahnsteig gestellt hatte und jeden Rei senden scharf in'S Auge faßte, erschi,n webet Pettmann, noch seine Gefährtin. Erst gegen ein Uhr Nachts langte ich in meinet Wohnung miedet an, konnte ab kein Auge schließen und stand schon bald nach fünf Uhr auf. Eine eigenthümliche Unruhe überkam mich. Ohne gefrühstückt zu haben, verließ ich meine Wohnung und wan dette kreuz und quer durch die Straßen. Um acht Uhr mußte ich mich bei dem Polizeimeiftn einfinden, aber bis dahin hatte ich noch anderthalb Stunden Zeit. Als ich nach sieben Uhr in eine kleine Seitenstraße einbiege, pralle ich aber malS entsetzt zurück, denn vor mir steht Pertmann sammt feinet Begleiterin auS dem Theatn. Et trägt zwar eine blaue Brille, um sich unkenntlich zu machen, und hat nco auch den kleinen Backenbart, den er sonst trug, abneh men lassen, ad trotzdem weiß ich ganz genau, men ich vor mir habe. Eine unbeschreibliche Wuth überkommt mich, ich fasse mein Gegenüber, das bleicht und zu zittern beginnt, am Halse, in dem ich laut Hilse, Hilfe, haltet den Dieb ! schrie. Aber Pertmann gab sich nicht f leicht gefangen. Er versuchte. sich loSzureiden, während leine Beglei, terin mich mit dem Sonnenschirm in'S Gesicht schlug und schließlich mit ihren Händen mir die Augen auskratzen wollte. Natürlich hatte sich inzwischen um uns eine Schaar Neugieriger ange sammelt, die nicht recht wußten, für wen sie Partei greifen sollten. Zeit eilten ab auch schon zwei Polizisten herbei, und ich verlangte sofort, daß Pertmann und seine Begleiterin zur nächsten Polizeiftanon gebracht würden. Pertmann, det furchtbat schrie und zeterte, forderte gleichfalls meine Sifti rung. da ich gegen ihn aus offen Straße einen Raubanfall begangen hätte, um ihm feine goldene Uhr und Kette zu entreißen. Die Polizeibeam ten, die natürlich nicht mußten, wer der Dieb und wer der Beftohlene fei, gclei teten uns Beide, sowie da! fortwährend kreischende Dämchen zur nächsten Poli zeiwache in dem Glauben, einen großen Fang gethan zu haben, während unS das neugierige Publikum folgte. Auf der Polizeiwache angelangt, er zählte ich dem Polizei.Capitün zunächst den Warschauer Vorfall in aller Kürze, Pertmann behauptete jedoch steif und fest, niemals in Warschau gewesen zu sein, auch nicht polnisch zu verstehen; er wäre, obschon von russisch Abftsm mung, türkischer Staatsangehöriger und habe die letzten Jahre in der Türkei ge lebt. Erst vor zwei Wochen sei er mit einem türkischen Passe aus Constanti nopel nach Odessa gekommen, um hier eine junge Russin die Dame, welche sich in seiner Begleitung befand zu heirathen, waS das Dämchen auch be ftütigte. Pertmann nannte sich Wit kowski und sagte weitet aus, seine Eltern hätten vor langen Jahren in Kiew ge lebt, wären dann nach Conftantinopel verzogen, wo er das Licht der Welt er blickt habe. Im Familienkreise hätten die Eltern sich auch in Conftantinopel ausschließlich der russischen Sprache be dient. Zum Beweise seiner Behaup tung zeigte, er türkische Legitimations Papiere vor. die auf den Namen Wit kowski" lauteten und scheinbar in Ord nung sich befanden. Auch die darin angegebenePersonalbeschreibung stimmte auf seine äußere Erscheinung. Der PolizeiCapitän schien jetzt nicht übel Luft zu haben, Pertmann zu ent lasten und gegen meine Person womög lich wegen wissentlich falscher Anfchuldi gung vorzugehen, als mir plötzlich ein seltsamer Zufall zu Hülfe kam. " Pert mann war so aufgeregt, daß ihm det Schweiß unaufhörlich von det Stime tann. Er griff haftig in seine Rock tasche und zog sein Taschentuch heraus, um sich die Stirn abzutrocknen. Dabei siel ein ZeitungSblatt aus sein Tasche auf die Erde, daS ich sofort als den in polnische! Sprache erscheinenden War schauer Courier" erkannte. Pertmann oder Witkowski, wie er sich jetzt nannte, bückte sich schnell nieder, ich kam ihm ab zuvot, entriß das Blatt seinen Fingern und übergab eS dem Polizei, Capitün, der eS mit den Worten aus einander faltete: Aber, Herr Wit, kowski, Sie sagten uns ja soeben, Sie verständen kein Wort Polnisch, und Sie führen doch ein polnisches ZeitungSblatt m der Tasche." Pertmann behaup tete allerdings sofort, er habe die Rum mer im Hotel, wo er logite, an sich genommen, um ein Buch einzu schlagen, ab seine Stimme zitterte merklich, und ich nahm jetzt deutlich wahr, daß er das Russische mit polni scher Betonung sprach, worauf ich auch sofort den PolizeiCapitan aufmerksam machte. Der Beamte betrachtete das Zeitungsblatt nach allen Seiten, und als er die Annoncen überflog, legte sich plötzlich -seine Stirn in Falten. Tann sah er mich und Witkowski, besonders abet den Letzteten, ftagend an, Indem er mit dem Finger auf eine mit Roth ftift angestrichene Chiffre-Annonce unter den sogenannten kleinen Anzeigen wies. Dieses kleine Inserat enthielt nur fol gende Worte, beziehungsweise Buch stoben: P. in W. Geldbetrag erbat ten. AlleS gut. P. in O." Nun unterlag ei keinem Zweifel mehr, die Enthüllung des ganzen Geheimnisses mußte üb kurz oder lang folgen. Denn daß die chiffrirte Annonce sich auf Pettmann bezog, daran Beiseite midi der Polizeibeamte nicht längn. Mir war eS ganz klar und ich Hütte darauf einen Eid ablegen mögen, da die An nonce von Pertmann in das Warschauer polni che Blatt eingerückt worden war. um feinet Frau zu ihrer Beruhigung ein Lebenszeichen zu geben und den Em pfang des Geldes allem Anschein nach die Versicherungssumme zu be fchelnigen. Denn direkt an die Adrene seiner dtau in Warschau einen Brief zu fchicken, das tonnte er doch nicht wagen, weil dann das Schreiben möglicher Weile von der Polizei abgefangen wov den und sein Aufenthalt verrathen ge, Wesen wäre. Seine Frau mußte ihm wahrscheinlich erst vor Kurzem Geld an eine Deckadresse nachgeschickt haben. Ob schon der PolizeiCapitün meinte, daß wit Alle uns in Warschau hinsichtlich der Identität der Leiche in einem groben Irrthum befunden hatten und die ganze Sache ihm noch durchaus nicht klar fei, so wolle er den angeblichen Witkowski doch in SicherheitSarreg bringen lasten, da es sich hin jedenfalls um eine große Betrügerei handle. Was die Beglei terin Pertmann'S anbelangte, so sagte dieselbe auS, daß ihr Rittet erst vor etwa acht Tagen ihre Bekanntschaft ge macht und ihr die Ehe versprochen habe. ES wurde auch sofort festgestellt, daß daS junge Mädchen Vnkäuferin in einem Odessaer Modegefchüft wat und von det Vetgangenheit Pertmann'S durchaus nichts wußte. Als ich ihr jedoch sagte. daß Pertmann in Warschau bereits eine Frau besitze, erkaltete ihre Zuneigung zu ihrem Bräutigam erflchllich rasch, TaS junge Mädchen wurde alsdann ent, Ionen, und Pertmann tollte in eine Zelle abgeführt werden. Ta bean tragte ich noch seine Leibesunterfuchung, und wirklich wurden bei ihm achttausend Rubel orgefunden, welche die Polizei in Perwahrung nahm. Tie achttausend Rubel bildeten natürlich den Haupt antheil dn von unser Gesellschaft an Frau Pertmann ausgezahlten Verficht rungsfuinme. Nun galt e für mich, rasch zu han dein. Ich wollte erst nach Warschau an unser Büreau depeschircn. sah aber doch davon ab. Immerhin durste ich keine Minute Zeit verlieren, um mir über die ganze Angelegenheit so bald als möglich volle Klarheit zu verschaffen und die zehntausend Rubel wenigstens zum größten Theil für meine Gesellschaft zu retten. Bereits 11 Uhr Nachts ver ließ ich mit dem Eilzug Odessa. Das Alles trug sich an einem Dienstag Nachmittag, beziehungsweise Abend zu, und Donnerstag Nachmtt tag stand ich bereits mit zwei Ctimi nalbeamten vor dem Hause der Frau Pertmann in der Trachenstraße in War schau. Ich klingelte, Frau Pertmann öffnete und sührte mich, ohne eine Spur von besonderr Erregung zu zeigen, in das Wohnzimmer hinein. Die beiden Poli zeibeamten, die übet AlleS genau untet richtet worden waren, folgten mir auf dem kVuke. Frau Pertmann" so begann ich eS ist wohl das Beste, nachdem Ihr Mann fein Verbrechen eingestanden yai, daß Sie ein Gleiches thun, damit die Straft, welche das Gericht über Sie ver hängen wird, nicht gar zu hoch ausfällt. Ein reuiges Geständniß dagegen min dert Ihre Schuld." Wunderbarer Weise schienen aber meine Worte aus die Frau gar keinen Eindruck m machen. Mein Mann liegt draußen auf dem Friedhofe, und ich verstehe Sie gar nicht, mein Herr !" Jht Mann liegt nicht auf dem Friedhofe. Ich habe ihn vorgestern in Odeffa verhaften und ihm die Geld, summe abnehmen lassen, um die Sie und Ihr Mann unsne Gesellschaft in der infamsten We, e betrogen vaven, Ihr Mann hat bereits, wie ich Ihnen sagte, ein offenes Geständniß abgelegt Auch besitzen wir die Nummer des War, schauer Courier," in dem Ihr Mann Ihnen den Empfang deS Geldes anzeigt, Wollen Sie jetzt noch leugnen?" Damit daS Schmindlerpaar um so eher entlarvt wurde, bediente ich mich im Einverftändniß mit der Polizei einer kleinen Noihlüge, indem ich der Frau gegenüber behauptete, daß Pertmann bereits ein völliges Geständniß abgelegt habe. Frau Pettmann wurde zwar verle, gen, aber sie schüttelte mit dem Kopfe und schien zu keinem Eingeftündniß be, reit zu sein. Da sagte ich iht. sie solle wenigstens im eigenen Interesse mit der Wahrheit nicht zurückhalten. Ihr Mann wollte letzt, nachdem er die LebenSverficherungSsumme in Händen habe, von ihr nichts mehr wiffen. Er habe sich bereits in Odessa mit einem hübschen jungen Mädchen verlobt und werde bei der Getichtsvnhandlung ge, wiß versuchen, die Hauptschuld auf seine Ehesrau abzuwälzen. WaS meine Versprechungen und Tro, hungen nicht vermocht hatten, daß be wirkte jetzt die Eifersucht, die bei Frau Pertmann rege wurde. AIS sie hörte, daß ihr Mann, der mehrere Jahre jün ger, als sie war, in Odeffa ein Liebes Verhältniß mit einem jungen Mädchen angeknüpft hatte, schwand ihre bisherige Zurückhaltung sofort, und sie legte aus Aerger und Wuth, und da sie wohl ein sah, daß sie durch Leugnen ihre Lage nur noch verschlimmern konnte, ein döl Ilg offenes Geftandniß ab. worauf sie von den beiden Polizeibeamten verhaftet wurde. Ich kann mich ict hinsichtlich dn Ausklärung deS ganzen Falles kurz fas sen. Noch an dem Morgen, an welchem ich Pertmann daS erste Mal auf unserem Büreau in Warschau gesehen und wo er die Erhöhung dn Police von zehntau send auf zwanzigtausend Rudel bean tragt hatte, war er ein ehrlicher Mensch gewesen, der keinen Betrug plante. Ta machte ihn wenige Stunden späterem eigenthümlicher Zufall zum Verbrechet. Auf der Rückkehr von unserem Büreau zu feiner Wohnung trat er in das HauS eineS gewissen Witkowski ein, eines Mannes, der erst vor Kurzem fein To mizil nach Warschau verlegt hatte, und ihm zum Verwechseln ähnlich sah. Pert mann und Witkowski stammten Beide aus einem Landftädtchen in Polen und hatten sich schon in ihrer Jugend spre chend ähnlich gesehen, obschon keinerlei Verwandtschaft zwischen ihnen bestand. Als Pertmann in die Wohnung Wit kowSki'S trat, war dieser wenige Minu ten zuvor an Magenblutung gestorben. Ta zuckte ein eigenthümlicher Gedanke durch Pertmann S Gehirn. Wie, wenn n jetzt unbemerkt die Leiche in sein HauS an der Trachenftraße schaffen ließe und darauf die Kunde verbreitete, er selbst wäre gestorben, dann könnte ja seine r r . i .' v ai . . t ... ITiuu iiuu jcviuuuiciiu inuuei erqcoen. Natürlich mußte er auS Warschau vn schwinden und die Ehefrau des Verftor denen, die übrigens kindnloS war und ganz allein wohnte, mit dem Betrüge a . w fTM . s . , . ciuuri liutivr srzii. , icier ssif eica murve NUN winilch ausgeführt. Ta die Gat, tin deS Vnftorbenen sich in den dürftig, ften Verhültniffen befand und gern War icyau, wo ihr gar nicht genel, so tasch als möglich, wieder verlaffen hatte, so verkaufte fie die Leiche ihre! ManneS für zweihundert Rubel an Pertmann, gelobte Stillschweigen und verließ bald darauf Warschau. Pertmann packte noch an demselben Abend die Leiche gut in einen groben Koffer, den er in seine Wohnung in dn Trachenftraße schaffen , ließ. aS weitet gat nicht auffiel, daja'dn Pertmann Inhaber eines kleinen Spe ditionS Geschältes war. Nachdem der todte Wiltlowski in die Kleider Pettmaim'i gehüllt und ihm auch der Trauring angesteckt worden war, bahrte Frau Pertmann die Leiche auf. Pertmann selber entfernte sich dann auS seiner Wohnung, um nach Süd-Rußland zu reisen. Ob er wirk lich in Eonstantinopel gewesen war und sich dort von einem pflichtvergeffe nen türkischen Beamten die Papiere hatte ausstellen lassen, oder ob et sie in Odessa gelaust hatte in allen großen Hasen stadten handeln ja bekanntlich Schwind ler und Gauner mit tau chend nachge ahmten LegitimationSPapieren ließ ftch nicht genau feststellen. Außerdem halle Pertmann mit sei ner Frau noch daS Abkommen getrof fen, daß sie nach einigen Monaten HauS und Geschäft, welches ein Nachbat schon seit längetet Zeit zu verhältnißmäßig hohen Preisen zu erstehen beabsichtigte, an diesen verkaufen und alsdann gleich fall? nach Odessa übersiedeln sollte. AIS einige Wochen später Pertmann daS Protokoll vorgelesen wurde, welches daS offene Geständniß seiner Frau ent hielt, leugnete et nicht länger mehr. Bereits Ende September fand die ge richtliche Verhandlung gegen das Ehe paar in Warschau statt. Frau Pert mann erhielt ein Jahr, ihr Mann fünf Jahre Gefängniß, während die Frau Witkowski'S nirgends aufgefunden wer den konnte. Die achttausend Rubel, welche bei Pertmann beschlagnahmt wor den waren, wurden unserer Gesellschaft zurückerstattet, und außerdem wurde Pertmann noch verurtheilt, unS die feh lenden zweitausend Rubel zu ersetzen, die wir auch nach dem gerichtlichen Verkaufe deS Pertmann'schen HauseS ausgezahlt erhielten. Ich traf allerdings erst wieder im Oktober in New Bork ein, aber ich hatte die Genugthuung, diese große Betrügerei gegenüber unserer Gesellschaft aufgedeckt und daS bereits verloren ge wesene Kapital gerettet zu haben. Wer zuletzt lacht! Die Professoren R. W. Dale und RognS aus Birmingham gaben in der Grafschaft Lancashire eine Reihe von Vorlesungen, und in jeder Stadt, die sie besuchten, fiel es Doktor Dale auf, daß sein College, dn immn zuerst sprach, dieselbe Rede hielt. Der Pro fessor gab diese Rede thatsächlich so oft zum Besten, daß Dale sie schließlich aus wendig konnte, und dieser Umstand brachte ihn schließlich auf den Gedanken, seinem Freunde einen Streich zu spielen. Bei ihrer Ankunft in einer Stadt Süd Lancashire'?, bat Dale Rogers um die Erlaubniß, zuerst sprechen zu dürfen, worauf dieser mit Vergnügen einging. Tale stand daher auf und hielt die Rede des Professors RogerS, wobei er feinen Freund beobachtete, wie dieser den Scherz aufnahm. Doch RogerS saß ru hig und gefaßt, und als schließlich an ihn die Reihe kam, stand er ebenso ruhig auf und hielt zur größten Verwunde rung Tale'S einen ganz neuen Vortrag. Nach Schluß der Vorlesung sagte Tale zu feinem College: Ich glaubte, Sie würden in eine schöne Verlegenheit kom men." Ach nein," versetzte RogerS, die Rede, die Sie gehalten haben, habe ich ja schon gesprochen, als ich vor einem Monat hier war." Da ideale Pferd. Die Wochenschrift Sport im Bild." theilt folgende Anekdote mit: Um ein Pferd zu kaufen, begab sich kut, vor Weihnachten ein wohlhabender Mann auf eine Auktion. Er fand dort eine ziemliche Auswahl von Thieren von gu ter Herkunft, doch schien ihm keines so recht zu passen. Endlich sagte er zu dem Auktionator, der ein alter Bekanntet von ihm wat: Ich kann ein solches Pfnd nicht brauchen. Die treffen er ftms zu viel, und dann find fie zu schwer und auf det andern Seite wieder zu em pflndlich. Sie würden mehr Pflege brauchen, als meine Leute Zeit hätten ih nen angedeihen zu lassen. Ich suche ein Thier, dai wenig frißt, klein und leicht ist. und doch ein elegante; Aeußere hat; dazu soll eS ruhig und ausdauernd sein, soll sich eventuell für eine Tame eignen, und auch wieder schnell sein, wenn eS verlangt wird. Dn Auktionatot hatte aufmerksam zugehört, dann sagte er: Oh ja. ich verstehe Sie schon, doch was Sie da verlangen, das ist überhaupt kein Pferd, fondnn ein Fahrrad!" Tie verrStherischc Schuhe. Der in Nina aniässiae Reisend, fiir ein JuweliethauS. ein Herr G., wat kürzlich in dieser Stadt das Opfer ei nes TiedftahlS geworden, der von in, Jndividum verübt worden war. mit dem er auf dem Wege Bekanntschaft ge schloffen hatte; der Fremde hatte ihm für 10.000 Frcs. Juwelen aus seinem Zim mer entwendet. Herr G. nahm sofort den Zug nach Marseille, wohin seiner Anficht nach der Tieb sich gewendet ha nen rnuEie. Mi leinet Ankunft daselbst erinnerte er sich, daß der Spitzbube Schuhe von sehr auffälliger Form ge tragen hatte. Er machte sich daran, die Hotels aufzusuchen, und betrachtete sorgfaltig alle Schuhe, die von den ab gestiegenen Reifenden zum Putzen vor die Thüren ihrer Zimmer gestellt wor den roaren. Im dritten Hotel kand er die gesuchten Schuhe und lieft den Tieb vom Fleck weg haften. Er soll ein sehr gefährlicher Verbrecher und Hoch stavler sein, det aus diese injeniif 9wif Polizei überliefert worden ist.