NRBRASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln. ff. in Drama im Sdjncc. Novelle, ooii h a r I e Xifluei. An einem Winterabend saßen wir, die Familie B., ein Freund und ia), aus dem Lande, an einem alten Kamin, wie man ihn nur noch in den alten not männischen Hausern findet. Auf der rechten Seite in einem großen Fauteuil au! der Zeit Ludwig XIV., saß ein junges, auffallendes dlaffeS Mädchen, mit blauen Augen und Üppigem schwär zem Haar, das ihren Schwanenhals zu ermüden schien ; neben ihr saß ihr Va ter, ein noch stattlicher Mann von un gesähr 50 Jahren. Auf der anderen Seite des Kamins befand sich ihre Mut ter, die ihre arme Louise nicht mit den Augen verließ. Mein Freund und ich, wir vervollständigten den Halbkreis. Man liindigte an, daß das Souper servirt wäre, und ich bot dem jungen Mädchen meinen Arm. Als wir an den Fenstern vorübergingen, warfen wir einen Blick auf die Landschaft. Seit den drei Stunden, da wir zurück gekehrt waren, hatte sich dieselbe voll ständig verändert und war wie mit einen ungeheueren Leichentuch bedeckt. Der Schnee fiel schnell und dicht, und die Bäume beugten sich unter der Wucht. Meine Gefährtin begann zu zittern und rief plötzliche O, mein Gott !" ' Ich glaubte an ein augenblickliches Unwohlsein, man bemühte sich um das junge Mädchen, über deren abgemagerte Wangen Thränen herabfloffen. . Louise l" sagte die Mutter, sie um armend. Als ihr Kind sich ein wenig erholt hatte, zog unS der Vater in eine Fensternische, deutete auf den Schnee, den wir wie glückliche Kinder bewunder ' ten und seufzte : ' , Das wird sie noch todten." Wir wagten nicht, den Vater weiter zu frage, und man setzte sich zu Tisch. Louise zitterte unaufhörlich und richtete die Augen auf die Fensterscheiben, an denen die Schneeflocken auf einen Augen blick kleben blieben. Das Souper war recht traurig, wie man sich wohl denken kann, und als eS zu Ende war, sagte der Vater : Umarme mich, Louise und ruhe Dich ein wenig." Sie zog sich zurück und ich sah ihr ties bewegt nach. Augenscheinlich lastete ein düsteres Geheimniß auf dem Schick sal dieses schönen 19jährigen Mädchens. Ich hatte sie zu sechszehn Jahren ge kannt, damals war sie fröhlich und hei ter gewesen, und jetzt war sie düster und verschlossen. Wir hatten unS von Neuem an den großen Kamin gesetzt, der Vater stocherte gedankenvoll in den Kohlen und rief plötzlich : Meine arme Louise. Jetzt wird eS bald ein Jahr, wer wird mir mein Kind wiedergeben? Hören Sie diese düstere Geschichte an", seuszte der Vater nach einer Pause und begann dann, nachdem wir näher an das Feuer heran gerückt waren : Ich habe eS eben gesagt, e! ist jetzt beinahe ein Jahr her. Einer meiner Freunde hatte mir seinen Sohn her . geschickt, um ein paar Tage bei uns zuzubringen. Louise und Georges hat ten beinahe ihre ganze Kindheit zusam men verlebt, sie liebten sich und mein theures Kind machte daraus kein Ge heimniß. ES war also eine große Freude für unS Alle, als sie erzählte, Georges würde hierherkommen, um ein paar Tage mit unS zu jagen. Seit einiger Zeit hatte meine Tochter, die die Leidenschaft des jungen Mannes für die Jagd kannte, den seltsamen Wunsch, ihn zu begleiten. Als ich sie daher von der Ankunft Georges benachrichtigt hatte, suchte sie mich in meinem Zimmer auf und sagte : Papa, willst Du mir einin Gefallen thun?" Gewiß, mein Kind." Georges kommt in vierzehn Tagen." Ja, und ich glaube, daß Du ganz besonders erfreut darüber fein wirft." Ja, Vater, ich bin darüber sehr glücklich, und damit meine Freude voll ständig wäre, wollte ich Dich bitten, mir ein Gewehr und ein Jagdiostüm zu kaufen. Ich liebe die Jagd und eS wird mir Freude machen, wie ein richt! ger Fra Diavalo über Berge und Thä ler zu steigen." Und wohl auch gar in die Sümpfe?" fragte ich weiter. Georges liebt diese Jagd ganz be sonders, und da wir Zwei find, wird es unS nur noch mehr Spaß machen.. Also nicht wahr, es ist abgemacht?" Ich hatte nicht den Muth, ihr ihren Wunsch abzuschlagen. Ich kannte Georges und hielt ihn mit Recht für einen verständigen jungen Mann. Die Verbindung meiner Tochter mit dem Sohne meines Freundes war beschloß sene Sache, und ich hatte als nichts dagegen, daß sie mit ihm auf die Jagd ging. Acht Tage später hatte sie ihr Kostüm. Es stand ihr zum Entzücken, und in den Tagen vor der Ankunft ihres Bräutigam! ging sie auf'S Feld hinaus, um sich zu üben. Trotzdem traten ihr immer die Thränen in die Augen, wenn sie einen Hasen aufhob. Georges kam, und Sie können sich die Freude denken, die aber bei ihrem Bräutigam den Gipfelpunkt erreichte, als sie ihm erzählte, sie würde mit ihm auf die Jagd gehen. Eine Morgens, als wir erwachte, war Alles so weiß wie heut ; eS hatte geschneit und dann gefroren, man ging einen Fuß tief im Schn und ich wollte nicht zugeben, daß Louise Georges be gleitete : nur durch langes Zureden er Der Jahrgang 17. hielt sie von mir die Erlaubniß, Nach mittag mit ihm gehen zu dürfen. Gegen 11 Uhr war Georges mit zwei Schnepfen und einem Hasen zurück. Wir speisten fröhlich und Louise lachte, in der Voraussicht ihres Glücks, wie eine kleine Närrin. Nie sollte fie wieder so lachen! Sie brachen zusammen auf; plötzlich ver düsterte sich der Himmel, der Frost hielt nicht länger an, und von Neuem wir betten Schneeflocken durch die Luft. Ich sah wie sie fich mit dem Gewehr auf der Schulter entfernten und rief ihnen noch Vorsicht!" nach. Schließlich verloren wir, meine Frau und ich, fie aus den Auge! doch kurz darauf vernahm ich einen Schutz, der sich noch mehreremale in der Gegend der Sümpfe wiederholte. Der Schnee hatte aufgehört, dann aber begann er wieder aufs Neue mit schreck licher Heftigkeit zu fallen. Man konnte nicht mehr hundert Schritt vor sich sehen, und ich glaubte jeden Augenblick, sie würden zurückkommen. Die Nacht brach herein, doch Niemand kam. Un ruhig geworden, zog ich meine Stiefel an und wandte mich den Sümpfen zu, doch die Wege waren verweht, und man konnte nicht einmal eine Fußspur entdecken. Die Nacht war schrecklich; mehreremal ließ ich ein Jagdhorn erklingen, das ich absichtlich mitgenommen hatte. Doch kein Laut antwortete auf die Töne des Instruments. Eine heftige. Angst be mächtigte fich meiner; ich wußte nicht mehr, wohin ich ging, der Schnee sknlrschte nicht mehr unter meinen Füßen, er zerschmolz, und der Wind warf mir die Flocken in'S Gesicht; ich war wie geblendet und stolperte hin und her. Da ich meine Nachforschungen nicht weiter fortsetzen konnte, so faßte .ich den Entschluß, nach Hause zurückzu kehren; vielleicht waren sie inzwischen angelangt. Diese Hoffnung belebte mich auf'S Neue und ich drehte um. Ich glaube, ich brauchte eine Stunde, um mein Haus zu erreichen. Die arme Mutter stand am Fenster und fragte mich nach ihrer Tochter. Was war unseren Kindern zugestoßen? Ich kannte Fuß für Fuß die Sümpfe, nach der fie ihre Jagd gelenkt hatten. Dieselben waren über und über mit Schnee bedeckt und durchaus nicht unge fährlich. In einer Ausdehnung von ein und einem halben Kilometer besän den fich 56 Quellen, in die man leicht versinken konnte. Sicherlich war den beiden zungen Leuten ein Unglück zuge stoßen. Von einem Diener begleitet,, der eine Blendlaterne trug, machte ,ich mich so fort wieder auf den Weg. Vor einer Stunde waren die Wege kaum zu erkew nen gewesen, jetzt waren sie unzugäng, lich. und man kam nur mühsam vor, würts. Von Zeit zu Zeit blieben wir stehen und laulchten; ein tieses Kchmei gen herrschte in der Ebene. Wir hatten uns. der Diener und ich, in dieser wege losen Landschaft fast verirrt und blieben stehen; da hörten wir ein leiseS Geräusch von Schellen. Man unterschied ein Licht, es war ein Schlitten. Ich er kündigte mich, der Kutscher hatte nichts gesehen, als ich mit einemmale Klage laute vernahm. Ein Hund heulte mit jener schrecklichen Stimme eines ftch in Gefahr befindlichen Thiere?. Das Ge heul hörte auf, fing dann leiser, unver ständlicher wieder an. Das Thier schien vor Müdigkeit erschöpft. Wir schritten nach dieser Richtung fort und sanken zeitweise in s Walter und in die Schling pflanzen, die hier und da kleine Inseln bildeten. Ich blieb stehen, um zu lauschen: nichts; jeder Klagelaut schien verstummt zu fein. Ich rückte weiter vor; endlich vernahm ich ein Athmen und wandte die Laterne der Seite zu, von der das Geräusch kam. doch ich sah nichts. Dann hörte ich plötzlich neues Geheul; ich stürzte vor, es war mein Hund. Das arme Thier lag auf einer weißen Masse, das war Louise. Der treue Hund hielt sei nen Kopf auf dem seiner Herrin und verhinderte so. daß der Schnei fie voll ständig zudeckte. Die Mrme seines AthemS brachte die Flocken, sobald fie herniederfielen, zum Schmelzen. Ich hob das theure Kind auf, dessen Kleider zerrissen waren, und sah nun, daß der Hund sie zehn Schritte fortgeschleift hatte, um fie dem Tode zu entreißen. Ihr Kopf fiel nach hinten über; war fie todt? Mir war die Hand so starr, daß ich nicht wagte, fie aus ihr Herz zu legen, um zu sehen, ob eS noch schlug. Ich nahm fie daher in die Arme und suchte ihr Geficht zu erwärmen: dann sagte ich dem Diener er solle seine Nachforschungen fortsetzen, ich würde allein nach Hause zurückkehren. Ter Hund folgte mir, und nach einem langen Maische fand ich den Schlitten wieder, der uns nach Hause brachte. Tort setzte ich, ohne ein Wort zu sprechen. Louise vor dem Feuer ad und legte die Hand auf , ihr Herz. ES Sonntagsgast. Beilage zum Nebraska Ttaats-Anzeiger. schlug, Louise lebte. Ich bedeckte sie mit Küssen, nach einigen Minuten kam sie zu sich und fragte, die Augen öffnend: Wo ist Georges?" Meine Arbeit war noch nicht beendet, der andere Unglückliche fehlte. Sogleich machte ich mich wieder auf die Suche nach dem jungen Manne, doch meine Hoffnung, ihn lebendig aufzufinden, war nur gering: Der Hund begleitete mich, diesmal hatte ich wenigstens einen Führer. Am Sumpfe angekommen, rief ich; keine Antwort; was mochte aus dein Diener geworden sein? Ich folgte dem Hunde, der von Zeit zu Zeit den Schnee mit seiner Schnauze zur Seite schob: und er führte mich rechts von dem Orte, an dem ich Louise gefunden hatte. Der Schnee war weniger dicht, und plötzlich bemerkte ich die Laterne des Dieners. Ich rief ihn an und eilte ihm entgegen. Der Hund schnupperte noch immer im Schnee. Wir waren bis auf's Aeußerste erschöpft. Augenscheinlich befanden wir uns an dem Orte des Unglücksfalles. Georges konnte Louise wohl kaum ver laffen haben. Ich will Ihnen nicht erzählen, welche qualvollen Minuten ich durchlebte. Der Unglückliche lag vielleicht neben uns. Endlich brach der Tag an, doch erst jetzt sollten wir erkennen, wie schwer unS das Unglück getroffen hatte. Plötzlich fließ der Diener einen Schrei aus, er hatte das Gewehr Georges gefunden; folglich mußte er hier in der Nähe liegen. Ich trat hinzu, und als ich den Fust auf eine Pflanze setzte, fühlte ich, daß ich einsank, und in der That befand ich mich auf einer jener verhängnißvol len Quellen, an deren Rande ich den Hund Georges bemerkte. Das treue Thier hatte den Kopf halb in der Oeff nung stecken, nur das Gewicht feines Körpers war auf der festen Erde ge blieben. Das Halsband wurde von einer zusammengekrampften Hand fest gehalten und war fast abgerissen. Ich zog den Leichnam deS Thieres heraus; die Hand Georges hatte das Halsband nicht losgelassen, in einem letzten Kämpft hatte fie sich an den Hund ge klammert, von dem sie Rettung erhoffte. Wir zogen den armen Jungen aus dem Loche; er war schon mehrere Stunden todt. DaS war das Schlußwort des Dramas. Louise war, wie ich Ihnen bereits sagte, zu sich gekommen, und welche Nacht die arme Mutter bei dem in Fieberphantasien liegenden Kinde verbrachte, können Sie fich denken. Nach acht Tagen war fie außer Gefahr. Sie .wußte die furchtbare Wahrheit und erzählte uns ganz genau, in welcher Weife fich der schreckliche Unfall ereig net, und wie sie eS nur dem Hunde zu verdanken hatte, wenn sie gerettet wurde. DaS ist in den geringsten Einzelheiten das entsetzliche Drama, daS aus meiner theueren Louise eine verwelkte Blume gemacht hat, die fich von dem Schlage, den fie erlitten, wohl nie ganz erholen wird." Während der Vater diese letzten Worte sprach, brach er in Thränen aus, und fuhr dann fort: Jetzt begreifen Sie wohl, was meine Tochter empfindet, wenn sie Schnee sieht. Seit einem Jahre hat nichts fie zu zerstreuen vermocht; sie.lebte nur in ihrem Georges und wird daran sterben." Für einen so tiefen Schmerz giebt eS keinen Trost, daher schüttelte ich dem Vater schweigend die Hand und ging hinauf in mein Zimmer. Als ich allein war, sah ich durch mein Fenster auf die weiße Ebene, der Schnee nel noch immer, und nun kam mir dieses weiße Linnen, das ich bisher so sehr geliebt, düfter und traurig vor. Ich ließ die Fenftervorhänge herab, um diese weißen Sterne nicht mehr zu sehen. AIS ich am nächsten Tage herunter, kam, glaubte ich einen bösen Traum gehabt zu haben; doch als wir wieder zusammensaßen und ich Lousie so weiß wie Schnee sah, da fühlte ich, daß Träume nicht so tiefe Runzeln graben. Eine Episode ans dem Garni sonsleben. ksn ?. i:cron. Selbst habe ich nur als Einjähriger das zweifelhafte Vergnügen genossen, als Vertheidiger des Vaterlandes in einer kleinen Garnison zu stehen, und kann daher persönlich kaum über die Militärverhällnisie in einer Provinzftadt sprechen. Denn wir Einjährigen traten selbstverständlich nicht in den Vorder gründ des gesellschaftlichen Lebens un serer kleinen Stadt und wurden hoch ftenS genannt, wenn irgendwo mal etwas ausgefrenen" war. I Desto mehr kann ich aber von den I Sprüngen berichten, die sich unsere , jungen Offiziere geleistet haben und die ; ich entweder selbst erlebt oder die mir auf dem Wege der mündlichen Ueber lieferung beim Glase Pilsener von den Vicewachtmeistern und ReserveUnter Offizieren nach gethaner Arbeit mitge theilt wurden. Eins haben diese kleinen Geschichten für sich: sie beruhen auf der reinsten Wahrheit. ES war in einer kleinen Garnison im Mecklenburgischen unweit S., wo Graf Z. an einem düsteren Januarnachmittage gelangweilt auf seinem Ruhebette lag und russische Eigaretten in die Luft puffte. Der schöne WeihnachtSurlaub war zu Ende und nun mußte man wie der des Dienstes ewig gleichgestellte Uhr aufziehen, die in den letzten vier Wochen bombenfest gestanden hatte. Der letzte Monat war schön gewesen. Civil, Reise nach Monte Pardon" Italien, Schweiz, Bergpartien in angenehnier Gesellschaft. Wahrhaftig, wenn sich der schöne Felir in den Spiegel sah, er erkannte fich kaum wieder. Statt des militärisch kurz geschnittenen Haares umwallte sein Haupt eine Fülle röth licher Urlaubslocken und statt des koketten Schnurrbürtchens schmückte sein Antlitz ein prachtvoller Vollbart. Der Bursche wär erst beim Anblick seines Herrn entsetzt zurückgeprallt und auch jetzt konnte er fich noch nicht recht an diese Lockenfülle gewöhnen. Morgen früh ging also der Dienst wieder los. Aber was bis dahin an, fangen? Sonst pflegte Graf Felir ja stets erst im allerletzten Moment vom Urlaub zurückzukehren, diesmal hatte ihn ein vortheilhaftes Angebot auf fei nen Vollblüter früher nach Haufe ge bracht. Wie also den Rest des Abends unterbringen? Nach einigen mühsamen Drehungen auf dem Sopha fiel schließ lich der Blick des Herrn Lieutenants auf die Zeitung. Also heute Abend war Oper in S. Na, das war wenigstens etwas. Mit einem Ruck schwang sich Graf Felix von seiner Lagerstätte und rief den braven Steppke zum Ankleiden. Ihn kümmerte nicht das vorwurfsvolle Gesicht seines Dieners, der es nicht nur für unchic.1 sondern für ein Kapitalverbrechen an sah, wenn sich sein Lieutenant in Uni form mit wallenden Locken und wehen dem Backenbart auf der Straße zeigte. Der gute Steppke wagte zwar auch nicht einen Ton zu sagen, denn er kannte seinen Gebieter, aber wehmüthig folgte er ihm mit seinen Augen und half ihm ächzend in den Mantel. Als der Zug in S. anlangte, hatte die Vor stellung schon begonnen und Graf Felix betrat möglichst leise die Prosceniums toge, in der er im Halbdunkel auf den Porderplützen zwei Generalsuniformen bemerkte. Still lauschte er den schmel zenden Melodien der Oper und blieb regungslos fitzen, als der Vorhang fiel. Sobald der Kronleuchter in der Mitte des SaaleS sich erhellte und die beiden gestrengen Herren Generale fich erhoben, j schnellte . auch er in die Hohe, um seine Herren Vorgesetzten zu begrüßen. Doch anstatt ihm wie sonst guten Abend zu wünschen, blickten ihn Beide befremdet an und schließlich fragte der Größere" von Beiden ganz erstaunt: Wer sind Sie denn eigentlich, Herr Lieutenant?" Graf Z., Ercellenz." erwiderte Graf Felix, indem er die Sporen zusammen schlug. Na, das' nehmen Sie mir aber nicht übel, ich habe Sie ja gar nicht erkannt. Wie kommen Sie denn zu einer der artig wilden Frisur. Militärisch ist das nicht und läßt sich auch schwer mit dem Charakter derUuiform vereinbaren." Se. Excellenz schien wirklich etwas ungehalten über die reglementswidrige Figur unsere! Lieutenants, und wenn sie eS auch in hglb scherzhasten Worten aussprach, so konnte Graf Felix doch deutlich den Tadel herausfühlen, der ihm denn auch sofort zu Herzen ging. Wenn Ercellenz befehlen, werde ich sofort " ;ü befehlen habe ich hier gar nichts, aber ich meine nur, es sieht so merk würdig aus. so ein lockenumwallteS LieutenantShaupt." Zu Befehl, Ercellenz." Wieder ein Klirren der Sporen und Graf Felix verschwand. Die Pause war vorüber und der Vor hang hob sich für den zweiten Akt. Graf Felix war noch immer nicht er schienen. Erft gegen Ende deS AiteS öffnete sich leise die Logenthllr und eine Gestalt schlüpfte herein, die sich schweig sam auf einen Stuhl im Hintergrunde der Loge niederließ. Wieder fiel der Vorhanz und der Kronleuchter in der Mitte des Saales leuchtete auf. Wieder erhob: fich beide Generale und blickten entsetzt und er staunt auf den Platz unseres Lieute nants, von dem sich mit lächelnder Miene ein Osiizier erhob, auf deffen Haupt und Antlitz auch nicht das kleinste Härchen zu feben war. Ja. wer find denn Sie nun wie der?" Immer noch Gras Z., Ercellenz." No. 3. Aber maS haben Sie denn geinacht?" Mich igeln lasten, Excellenz, da Excellenz das befohlen." Es hat einige Zeit gedauert, bis Gras Felix wieder seinen hübschen, roth blonden Schnurrbart wirbeln konnte. Der lustige Graf Felix war in der Garnison schon aus seiner Fähnrichzeit als das belebende Element des Regi menteS und als der liebenswürdige Thunichtgut deS Städtchens bekannt. Wenn fich irgend etwas ereignet hatte, was die lieben Spießbürger theils in sittliche Entrüstung versetzte, theils heimlich amüfirte, war sicher Graf Felix mit dabei gewesen. Ein treue: Genoffe seiner Fahrten war der Lieutenant v. Z)- der im gleichen Alter mit ihm zum Mindesten ebenso viel Sinn für liebenswürdigen Humor und Ulk besaß. Dies zeigte fich eines Abends, als beide Herren ebenso wie die anderen Offiziere der kleinen Garnison auf das Schloß von S. zum Hofball geladen waren. Wie immer hatten auf die fünf armseligen Droschken der Großstadt S. die Honoratioren und andere große Thiere" Beschlag gelegt und unseren lackgestiefelten beiden Lieutenants war es beim besten Willen nicht möglich ge wesen. einen Wagen zu ergattern. In dem Schmutzwetter konnten sie unmög lich ohne Gummischuhe den Weg zu Fuß antreten. Doch der findige Graf wußte sich zu helfen. Eine Viertelstunde dor Beginn des HofballeS sah man zwei Handkarren, geschoben von je einem keuchenden Dienftmann, den Berg zum Schlosse hinaufrollen und auf jedem dieser son derbaren Vehikel thronte einer unserer beiden Lieutenants in vollster Gala. Auf diese Weise gelangten die Herren reinlich und sicher in's. Schloß und hätten, stolz auf ihre Erfindung,- wohl jedesmal bei einem Hofball dieses Transportmittel benutzt, wenn nicht von höherer Stelle der Kommandeur auf die finnreiche Idee der beiden Lieutenants aufmerksam gemacht war den wäre. Am nächsten Tage wurden die Herren zu ihrem Oberst befohlen, der sie lächelnd aufforderte, fich doch in anderer Weise zu einem Hofball zu begeben. Da war nun guter Rath theuer, und als bei der nächsten Festlichkeit im Januar die beiden Freunde wieder Abends um sieben Uhr auf dem kleinen Bahnhöfe von S. standen, als nicht eine Drofchke zu sehen war und der Regen leise in den aufgethauten Schnee und Schmutz herabrieselte, waren sie momentan völlig rathlos. Da traten zwei stämmige, breite Dienftleute. von echt obotritischem Blute, auf sie zu. Na, Herr Leitnant, füllen wer Se rup tragen?" Luftig blitzte es in den Augen deS Grafen auf und mit kühnem Schwünge faß er auf den breiten Schultern des ersten Chriftophorus, während sich, dem Beispiele deS Freundes folgend, Baron Y. auf den Rücken des anderen schwang. Beide Offiziere mm bei der Bevöl kerung von S., wegen ihres liedcnS würdigen Humors und ihrer nicht minder großen Freigebigkeit, allgemein beliebt und lachend patschten die beiden Lastträger durch den tiefen Schmutz dem Schlöffe zu. Graf Felix zog seinen Säbel und kommandirte mit weithin schallender Stimme: Escadron, Galopp, marsch," und fort ging es den Berg hinan. Ader auch diese Art, in die Säle des Schlosses zum Hofball zu gelangen, schien nicht die Billigung der höheren Vorgesetzten zu finden, denn beide Herren wurden einige Tage später zu ihrem Oberst befohlen und mußten fich in ihren Wohnungen jeder drei Tage lang überlegen, wie fie bei der nächsten Festlichkeit in's Schloß gelangen sollten. ta ?cha. Bankier Rimundelo hatte fich mit der schönen Tochter des Großindustriellen Mohrenberg verheirathet und dechärtliche Schmiegerpape. außer einer snsebnlichen Mitgift, auch eine hübsche Villa in ei nem reizenden Sommersitze in die Ehe mitgegeben. DaS junge Ehepaar war. von seiner Hochzeitsreise zurückgekehrt, längere Zeit damit beschäftigt, das som merliche TuSculum in einer seinem ei genen Geschmacke entsprechenden Weise umzugestalten. Tie altväterlichen Möbel wanderten in die Rumpelkammer und wurden durch moderne ersetzt; der hübsche, aber etwa! wilde" Garten in einen Park nach englischer Manier umgewandelt. daS antidiluvianische Gartenhaus machte einem prunkvollen Treibhaus Platz, und nach vielen Mühen und Plagen konnte der Villendesitzer von seines ita lienifchen TacheS Zinnen mit vergnügten Sinnen auf feinen Part niedersehen. Nur ein! fehlte zu feigem Glücke, nur eins konnte den Werth in dem Genuß der ihn umgebenden ländlichen Reize in den Augen seiner Gäste möglicherweise herabsetzen; der Mangel eines Echo'S in dem Parke" und bei der am WaldeS abhänge gelegenen Aussicht". Ein Park und ein WaldeSabhang ohne Echo, wie reimt sich da! zusammen?" meinte Rimuitdklo, und da er ein Freund voll kommener Dinge war, ließ er sich Sep pel, des Gärtners Sohn, holen, und be mühte fich zwei Stunden hindurch, den Jungen zu einem Echo abzurichten und ihn in alle, übrigens nicht schwierigen Details dieser feiner neuen Stellung einzuweilzen. Und als am nächsten Sonntag zum ersten Male Gäste in die Villa kamen, wurde Seppel in einiget Entfernung vom Parke an einer buschigen Stelle installirt. AIs nun im silbernen Scheine deS MondlichteS nach einem copiösen Souper die Gäste in den Park hinaustraten, unternahm der Hausherr unaufgefor dert seinen EchoVersuch, der trefflich gelang. Die Gäste, angeregt durch die ses schöne Beispiel, ahmten es nach und bald tönten die merkwürdigsten Wort und Satzcombjnationen in den Park hinein und wieder zurück. Doch als einer der Herren Übermäßig laut in den Wald hinauZbrüllte: Dum mer Junge'." da tönt eS zurück: Aber. Euer Gnaden, i mach doch mei Sach' ganz famoS!" O unglückseliges Echo! ES war und blieb entlarvt, und der über diese uner wartete Wendung der Dinge höchst be stürzte Bankier blamirt. Nur seine Gattin besaß Geistesgegenwart genug, die Ehre des Gatten durch einen glück lichen Einfall wenigstens scheinbar zu retten. Sie erklärte das gemiethete Echo für einen Scherz ihres Gemahls und so löste sich schließlich Alles wieder in Wohlgefallen auf. Der Herr kberschinderknecht. Aus Berlin, 12. Januar, wird be richtet: Eine ergötzliche Scene spielte fich vorgestern Nachmittag am Hasen platz ab. Einer alten Frau war ihr Schooßhündchen weggefangen worden, weil eS einen defekten Maulkord trug. Laut jammernd flehte die alte Frau nun die beiden Hundefänger an, ihren Liebling freizugeben, wobei sie beständig die Titulatur Lieber Herr Schinder Inecht" gebrauchte, was die Leute natür , lich wenig geneigt machte, dem Berlan gen nachzukommen. Zufällig ging ein Inspektor vom Thierschutzverein vor über. Er bahnte fich einen Weg durch die umstehende lachende Menge und be fragte die beiden Hundefänger über den Vorfall. Kaum merkte nun die alte Frau, daß fie einen Vorgesetzten der Häscher ihres Hundes vor sich habe, so wandte fie sich an den Herrn Ober schinderknecht", wie sie sich ausdrückte, um die Freigabe ihre? Hundes zu er wirken. Der Inspektor machte die Frau nun zunächst darauf aufmerksam, daß er so wenig Oberschinderknecht, wie seine Fangbeamten Schinderknechte seien, ordnete dann aber die Herausgabe deS HundeS an, worauf fich die Frau mit einem Schwall von Dankesworten, die ftch aber immer wieder an die Adresse deS Herrn OberfchinderknechtS" rich teten, entfernte. Buch ei Jubiläum. In diesem Jahre begeht die Dampf pfeife ihr LSjährigeS Jubiläum. Sie wurde im Januar 1837 eingeführt, als ein übrigens unbedeutender Eisen dahnunsall den Behörden Veranlassung gab, die Anschaffung des damals im Gebrauche befindlichen Signalhornes des Lokomotivführers vorzunehmen. verunzliickter Beweis. Der Professor Hartmann in Leipzig gehörte zu denen, die an arger Zer ftreutheit leiden. So schloß er zum Beispiel einft einen Vortrag über die Lebensweise und den Charakter der ESkimoS mit folgenden Worten: Rührend ist die Liebe und Sorge der Eskimofrauen für ihre' Kinder; sie lassen sie nie aus den Augen und tragen fie deshalb stets in einem Korde auf dem Rücken." . ' Der Lrbonkel. Neffe (zu dem von schmerer Krankheit genesenden Erbonkel): Sie haben sich gewiß sehr geärgert, lieber Onkel, als Sie diese enorme Doktorrechnung be zahlen mußten." Onkel: .eiensaN nickt nwfcr al Du Dich gefreut haben würdest, wenn Du fie aus meinem Nachlaß hättest be zahlen müssen !" Drunter uns drüber. Herr Agent, ich möchte Ihnen den Verkauf meiner Villa übertragen." Hm, man munkelt, s fei Schwamm drunter.' Still, davon spricht man nicht ! ES soll Ihr Schade nicht sein, teern Sie Mir vk,,siia, sino. Schön l Was also diesen Fehler be t Schwamm drüber !" trifft Wahrscheinlich. Hausherr (zu dem Schlosser, der eine Reparatur in seinem Hauke vornimmt): Aber hören Sie mal. einen solchen Leichtsinn hab: ich noch nicht gesehen ! Sie lassen ja da eine ganze Menge Röh ren und Schrauben und anderes Mate rial herumliegen. Tie könnm ja ver koren geben !" Schlosser: Ach. Sie werden sie schon auf der Rechnung finden."