Er betrog den Galgen. (.ine mahn Begebenheit von s. M a r Hasjelbach. Der Mann, von welchem ich erzählen werde, ist seit Jahren todt und da er fünfzig Jahre lang im fernen Westen ein ehrliche! Leben flihrte und finge sehen Kinder hinterließ, will ich seinen Namen nicht nennen. ES genügt, daß ihn die Leser als Deverauz kennen. Devirauk war ein Advokat und kein übler Jurist nach amerikanischen Be griffen. Von guter Familie in Ala bama geboren, hatte er eine vorzügliche Erziehung genossen und nach bestände nem Examen ein Bureau in einer llei nen Stadt eröffnet, welche noch nicht an dem jetzigen Ueberflufj von Advokaten litt. Es wäre jedoch bester für Deverauz gewesen, wenn er sich anderswo nieder gelassen hätte, denn dieser kleine Ort war der Sammelpunkt der reichen jun gen Plantagenbefitzer . Söhne, welche hier ihre Orgien feierten. Der junge Deveraux hatte srühzeitig ein liebenS würdige! junges Mädchen aus guter Familie geheirathet, aber selbst sein Familienglück hielt ihn nicht von dem Spieltisch ab und so kam eS bald, daß er sich an dem ihm anvertrauten Gelde und Gut anderer Leute vergriff und dem Spielteufel opferte. Eine Zeit lang ging Alles gut, denn er beraubte Peter, um Paul zahlen zu können, aber der unvermeidliche Krach kam end lich und es wurde Deveraux klar, daß die Entdeckung seiner Veruntreuungen unausbleiblich war mit der folgenden Entehrung und infamen Bestrafung. In dieser Zeit war weder ein Eisen bahn, noch ein Telegraphennetz über Alabama gesponnen und alle Reisen wurden zu Pferde gemacht. Auch exi stirte unser modernes Bankwesen mit sei nen Checks, Transferirungen, Wechseln u. s. w. noch nicht und Zahlungen wur den gewöhnlich alle viertel oder halbe Jahre persönlich gemacht. Daher be hielten die öffentlichen Beamten, die SteuerEinnehmer und County-Schatz meister stets große Summen öffentlicher Gelder an sich, um in regelmäßigen Perioden dieselben persönlich dem Schatz' meister des Staates in der Hauptstadt abzuliefern. Gerade um die Zeit, in welcher sich Deveraux am bedröngtesten befand,, rüstete sich der Schatzmeister des Countys zur jährlichen Reife nach Tuspukee und Teverauz kannte dessen Pläne zu genau. Der Schatzmeister steckte sein Geld, eine sehr bedeutende Summe in die Satteltaschen und ritt eines schönen Morgens aus der Stadt hinaus. Mehrere Stunden später traf er einen anderen Reisenden, welcher, wie späterhin bewiesen wurde. Niemand Anderes als Deveraux. war, auf dem Wege und am Abend kehrten Beide in derselben Herberge ein und schliefen in demselben Zimmer. Am nächsten Mor gen wurde die Leiche des Schatzmeisters mit abgeschnittener Kehle im Bette ge funden. Der Reisegeführte und die Satteltaschen mit dem Gelde waren verschwunden. Der Raubmord der ursachte eine ungeheure Aufregung im Lande. Nach allen Richtungen hin wurden Patrouillen ausgesandt und Bluthunde zur Verfolgung des Mörders verwandt. Die Spur führte zu Deveraux, welcher schon nach wenigen Stunden eingefangen wurde. ES wurde positiv bewiesen, daß Deveraux der Reisege fährte und Schlafgenoffe des Schatz meisterS gewesen war. Ueber seine Schuld herrschte nicht der geringste Zweifel, besonders, da seine nun be kannt gewordenen Veruntreuungen das Motiv des Verbrechens, erklärten aber merkwürdigerweise wurde kein Cent des gestohlenen Geldes aufgefunden. Aus letzterem Grunde gab es noch immer einflußreiche Leute, welche die Schuld Deveraux' bezweifelten und welche sich für ihn bemühten. Bei seinem Prozeffe standen ihm die besten Advokaten des Staates zur Seite, die Beweise waren aber zu überzeugend und er wurde schuldig befunden und zum Tode ver urtheilt. Eine Appellation an die höhe ren Gerichte, sowie ein Gnadengesuch an den Gouverneur blieben erfolglos und so lag Deveraux wohl bewacht in dem Gesängniffe der kleinen Stadt St. StephenS, feine Hinrichtung erwartend. Auf menschliche Hülfe konnte er nicht mehr bauen. Aber trotz deS enormen und entsetzlichen Verbrechens halten diele einflußreiche Bürger deS CountvS große Sympathie mit dem zum Tode verurtheilten jungen Manne. ' Seine Jugend, männliche Schönheit, LiebenS Würdigkeit und Ruhe, sowie seine ent schiedene Ableugung der That, hatten diese Sympathie hervorgerufen. Deve raux hatte Nichts gegen seine Ankläger und Richter zu sagen. Er behauptete, er sei das Opfer einer Reihe von nicht zu erklärenden Umständen gewesen und müßte sich seinem Schicksale fügen, denn seine Unschuld sei nicht zu de weisen. Sein Wächter, der Sheriff des Eountys, gehörte zu den Leuten, welche Zweifel an der Schuld Deveraux' hatten und ihm Sympathie bezeugten. Der pflichtgetteue Beamte gewährte Deveraux alle Bequemlichkeiten und Vorzüge im Gesängniffe. aber n gab gut Acht, daß ihm sein Gefangener nicht entwische, war er doch dem Staate verantwortlich und hatte n doch am festgesetzten Tag die Hinrichtung zu vollziehe!. Der Sheriff ging fast jedm Abend in Deve xaat Zelle, um sich mit ibm zu unter halten und um ihn zu kosten und kam zur Ueberzeugung, daß er wirklich einen unschuldigen Mann hängen mußte. An solchen Abenden pflegte ihm De veraur häusig zu sagen, er glaube doch, daß er nicht gehängt werden würde. Er versicherte ihn, daß er nicht die Absicht habe, zu entfliehen, doch glaube er an die göttliche Einmischung und der Tag würde kommen, an welchem seine Un schuld festgestellt' werden würde. Der Sheriff hoffte dies ebenfalls, traf aber trotzdem alle Vorkehrungen zur Exe kution. Wenige Tage vor dem festge setzten Tage wurde Deveraux vom5 Sheriff in einem Zustande der größten Extase ' angetroffen und auf Befragen gab er folgende Erklärung seiner Auf regung ab: Ich habe eine außerge wöhnliche Erfahrung gemacht. Sie kam zu mir in letzter Nacht in Gestalt eines Traumes so klar und deutlich, daß ich glaube, ich habe die wahre Begeben heit gesehen. Ich kann diese Ueber zeugung nicht abschütteln. Es mag Ihnen als die überspannte Einbildung eines dem Tode verfallenen Mannes er scheinen, aber dennoch will ich Ihnen den Traum erzählen. Ich träumte, ich stände in Gegenwart von mehreren tau senden Personen auf dem Schaffst, Die Scene war mir so klar wie die Wirklichkeit. Ich hatte einige Worte des Abschiedes gesprochen und war daran, mich Ihren Händen zu über geben, da sah ich plötzlich vor mir in der Menge den wirklichen Mörder des Schatzmeisters. Ich habe den Mann nie zuvor in meinem Leben gesehen, wußte nun aber positiv, daß er der Mann fei, für welchen ich den Tod er leiden mußte. Er war von schlanker, zarter Statur, mit dunklem Haar und dunklen Augen, höchst elegant gekleidet. Mit diesem Erkennen schwand mein Traum dahin. . , ; Nichts Weiteres wurde mir über mnn Schicksal bekannt, ich glaube aber, daß Gott selbst gesprochen und mir seinen Schutz in der letzten Minute gewährt hat. DeS Erzählers Manier war so ernst und so überzeugend, daß sie in der Seele deS Sheriffs einen Wiederhall fand. Er war geistig vorbereitet für das Wunderbare und entschlossen auf Alles Acht zu geben. Der Hinrichtungstag brach an. Es war ein schöner kühler Oktober-Vormit tag. Tausende bon Menschen hatten sich eingefunden und umstanden das Schaffst. Da die Hinrichtung eine öffentliche sein sollte, so hatte sich fast die ganze Bevölkerung deS CountieS ewgcfunden, um die offizielle Er würgung eines Mitmenschen zu beob achten. Unter den Anwesenden befan den sich viele Freunde des Verurtheilten und noch machten sich Stimmen laut, die Schuld sei nicht genügend bewiesen, Deveraux sei ein Opfer der Umstände. Endlich stand der Verurtheilte auf der Bühne des Galgens und sah der Menge entgegen. Kein Mensch in der Menge war so ruhig, so selbstbewußt, wie dieser Candidat des Todes. Er trat vor, um einige Worte deS Abschiedes zu sagen und in fester, klarer Stimme hub er an: Freunde," sagte er, dies ist nicht die Gelegenheit, um meine Unschuld zu be theuern, gegen mein Schicksal zu pro testiren. Ich wiederhole nur, daß ich nicht schuldig bin und bin mir wohl be wußt, was die Folgen einer Unwahrheit sein würden, denn ich stehe in der Ge genwart des Allmächtigen. Es ist mir besonders angelegen, irgend Jemand von dem Gedanken zu befreien, er möge mich irrthUmlich beschuldigt haben, und ich möchte ihm in der ewigen Zukunft mit anklagenden Worten entgegentreten. Es ist ein menschlicher Fehler, das Re sultat " In diesem Augenblick brach der Red ner kurz ab. In der furchtbarsten Auf regung lehnte er sich über die Brüstung. Mit aschfahlem Gesicht stierte er aus einen Menschen in der Menge und deutete auf ihn so gut er es mit seinen gebundenen Händen thun konnte. Als, er endlich seine Worte wieder gefunden, schrie er mit bebender Stimme: Dort ist er, der Mann meine? Traumcs, der Mörder! Haltet ihn fest. Haltet ihn!" Er hatte auf einen schlanken, elegant angezogenen, etwa! weiblich aussehen den Menschen gezeigt, welcher jetzt den Versuch machte, aus der Menge zu ent kommen. Aber er wurde festgehalten und vom Schaffst hinunter stürzte der furchtbar aufgeregte Sheriff und seine Gehülfen. Sie nahmen den Fremden fest und unterwarfen ihn schnell einer Untersuchung. Man fand an ihm eine Uhr, eine Pistole und mehrere ofsizielle Dokumente, welche dem ermordeten Schatzmeister gehört hatten. Nach kur zem Widerstände gab n nach und be antwortete kaltblütig die ihm gestellten Fragen. Well, eS scheint, als ob Ihr mich habt. Ich war ein Esel überhaupt hierher zu kommen. Von den Beamten erlange ich aber Schutz gegen diese Menge.' C sprach der Jüngling, und Schutz war in der That nothwendig. Wie Quecksilber lief die überraschende Neuigkeit durch die aufgeregte Volks maffe. Ein unschuldiger Mann war in der letzten Sekunde gerettet und der wahre Mörder ergriffen worden. Schon wurden Rufe laut: Hängt den Schur km!" .Laßt Deveraux frei !" und drohend umringte das Volk den neuen Gefangenen. Die Beamten hatten die größte Muhe, ein Lynchen zu vertun dem, doch hätten sie in wenigen Minu ten nachgeben müßen. Da erscholl noch I malS die klare Stimme Tevereux' vom I Schaffst: I Laßt das Gesetz seinen Lauf neh men," rief er. Um Himmels Willen übereilt Euch nicht. Ich bitte Euch als einer, welcher einem schmachvollen Tode durch. menschliches Irren so nahe stand. Laßt den Sheriff diesen Mann in Gewahrsam nehmen.' Gebt ihm einen gerechten Prozeß und mag der Himmel ihm verzeihen, was er mir hat angethan." Die Worte keine! anderen Menschen hätten den Gefangenen gerettet. Das Volk trat zurück. Selbstverständlich war von der Hinrichtung Deveraux' keine Rede mehr und hätte sie das Volk auch nicht erlaubt. Auch fühlte sich der Sheriff berechtigt, einen Aufschub eigenmächtig zu gewähren. Deveraux wurde losgebunden und der neue Ge fangene nach der Jail geschleppt. Dort legte er ein umfassendes Geständniß ab, welches sich mit Blitzesschnelle durch die Bevölkerung verbreitete. Berittene Boten wurden sofort nach der Staats Hauptstadt gesandt, um den Gouverneur zu benachrichtigen und der Criminal richtet deS Ortes entließ Deveraux in aller Form gegen nominelle Bürgschaft. Er wurde der Löwe des Tages und nichts war zu gut für ihn. Deveraux mischte sich unter alle Klassen der Be völkerung und agitirte zu Gunsten eines regulären Prozesses für den Mörder und gegen die beabsichtigte Lynchjustiz, Nachdem er sich überzeugt hatte, daß dem Gefangenen nichts passiren würde, bat, er um zwei Dinge, nämlich um ein schnelles Pferd, fodaß er feine Frau be nachrichtigen könne und um etwas Geld zum Bestreikn seiner augenblicklichen Bedürfnisse. Er erhielt Beides, letzte reS sogar in Hülle und Fülle. Bei'm Sonnenuntergang war Deveraux mei lenweit über die Berge. , Am nächsten Morgen, als der Sheriff die Runde des Gefängnisses machte, wurde er von seinem neuen Gefangenen gerufen. , Ich denke," sagte dieser, es ist jetzt bald Zeit, daß Sie mich gehen lassen." Diese mit Zuversicht gesprochenen Worte erstaunten den Beamten so, daß er glaubte, einen Verrückten vor sich zu haben. Ich meine, was ich sage," fuhr der Gefangene fort. Schickt eine Frau her, Eure Frau. Ich bin nicht was Ihr glaubt. Ich bin ein Weib. Ich bin William Deveraux' Gattin. Mein Zweck ist erfüllt. Ich habe fein Leben gerettet und er ist jetzt meilenweit fort von hier. Nie werdet Ihr ihn finden. Er sandte mir Nachricht, wo ich die an mir gefundenen Gegenstände finden würde, und ich holte sie und gebrauchte sie, um Euch glänzend zu täuschen." Und so war es. Die ganze Geschichte vom Traume, das Auftreten im Ge fängniß, die Rede auf dem Schaffot u. s. w. waren alles Theile eines fein geschmiedeten Planes. Der kavalier mäßige Geist der Zeit erlaubte keine Bestrafung der heldenmüthigen Gattin. Sie verschwand auch eines Tages und fand ihren Gatten unter anderem Na men in Californien. Lange Jahre lebten sie glücklich zusammen und ihre Kinder sind angesehene Bürger des Landes. Alte iebc,. Eine Geschichle vom ivkstttchen Äanws von ft. o. Schierbrand. Jake Betz war eigentlich noch kein alter Mann, kaum 40. Aber die Stra pazen eines Lebens auf der Viehranch, die Hitze des glühenden Sommers und die Blizzards im Winter hatten selten seine robuste Gesundheit etwas erschüt tert, obwohl ihm das aus den ersten Blick nicht anzusehen war, denn seine herkulische Gestalt stand fest auf den Füßen und seine Faust glich einem Schmiedehammer, so hart und mächtig war sie. Aber wenn Jake Betz auch innerhalb der 15 Jahre, die er im Westen zugebracht hatte, zum reichen Man:, geworden war, denn sein Ranch gab an Ausdehnung nur wenig einem deutschen ,Fllrstenthum nach und die Heerden Rinder, die darauf grasten, wären auf den Stockyards in Kanfas City nicht für $100,000 zu haben ge wesen, so war er doch nicht glücklich. Seine treuen braunen Augen blickten trübe, und das Lächeln hatte er seit Jahren beinahe verlernt. Die Cow boys der ganzen Umgegend mußten, was Jake Betz wie ein Wurm am Her zen fraß. Es war eine alte Liebe. Dergleichen sentimentalen Kummer sin det man nicht selten unter den rauhen Männern des fernen Westens. Man wußte, daß er in Ohio damals noch ein sehr junger Mann, ein Mädchen ge liebt hatte, die ihn verschmähte und einen Nebenbuhler heirathete. TaS war'S, was ihn fortgetrieben hatte aus der Heimath, fort nach dem westlichen KanfaS. wo ihm das Glück gelächelt hatte, wo er wenigstens einen so unge wöhnlichen Erfolg gehabt, daß er, kaum im Alter deS gereiften ManneS, schon ein Vermögen angesammelt hatte, daS ihm gestattete, in die Heimath zurllckzu kehren und nach seinem eigenen Ge fchmack hinfort zu leben. Aber wie hatte er sich auch geplagt, wie war sein einziges Dichten und Trachten, Com mer und Winter, immer nur der Ge winn, der Reichthum gewesen. Und jetzt hielt er sie fest in der Hand, diese goldene Frucht, und halb that'S ihm leid, daß er nicht noch einmal von dorne anfangen konnte. Denn wozu die Schätze, wozu daS viele Geld? Für sich allein brauchte nur wenig keine i I der Leidenschaften, die seine Cowboys! von Zeit z Zeit erfaßten wie ein Cyclon und sie nicht eher ruhen ließen, als bis der letzte Goldadler in der Countystadt, im fündigen, geräuschvollen Blackmood, hängen geblieben war, keine dieser Lei denschasten hatte je Herrschaft gewon nen über Jake Betz, der wie ein Ein siedln dahingelebt , hatte auf seiner Ranch. Aber seinen Cowboys war er stets wie ein älterer Bruder gewesen großmüthig und nachsichtig, und sie liebten ihn dafür auch nach ihrer Weise, die nicht die Weise des ruhigen, mora lischen, langweiligen Ostens ist. Einmal, als Lame Kid" in der Trunkenheit seinen Revolver auf Jake abgefeuert hatte, da war Jke Satterlee, ein graubäriiger Veteran der westlichen Ebene, dazwischen gesprungen und hatte die Kugel in die eigene Schulter empfan ge. - Ja, sie liebten ihn, diese rauhen rohen Gesellen, und wehe dem, der ein 'Haar seines Hauptes gekrümmt hätte! Denn sie gingen alle für ihn durch's Feuer. Und so waren sie auch jetzt alle sehr trübe gestimmt, als es bekannt ward, daß Jake Betz seine Ranch verkauft hatte und zurück wollte nach dem Osten. Schon heute sollte die Abreise sein. Jake war, um sich der ihm peinlichen Ab schiedsszene zu entziehen, bei Tages grauen fortgeritten nach der nächsten Bahnstation, die bei Roundup liegt. Jetzt war's schon 3 Uhr früh, und er mußte schon einen guten Theil der 40 Meilen zurückgelegt haben. Aleck Brown, Jke Satterlee, Bill Woods und Sam Steele standen auf dem Hofe vor dem Ranchhause, und unterhielte, sich mißmuthig über den Verlust des Boß". So 'nen guten kriegen wir nie wie der!" meinteBill, indem er seinen grauen Sombrero auf die Erde warf. Denk' uicht aber wir Kerle müs sen's eben nehmen, wie's kommt gerade oder schief," sagte Jke philofo phisch. In diesem Augenblick sehen sie einen kleinen Jungen angelaufen kommen, quer über die Prairie. Es war ein ganz kleines Bürschchen, kaum 10 Jahre alt, aber er lief wie ein Windhund. Wo der kleine Kerl nur herkommen mag? Da müssen solche verd Squut ters wieder hier herum sein," murrte Aleck Brown. Na, uns kann's jetzt gleich sein," er widerte Jke, da der neue Boß ja doch noch nicht da ist." Athemlos stand der Kleine jetzt vor den sonnverbrannten, wilden Männern. Mit einer Hand wischte er sich den Staub und die Thränen aus den Au gen, mit der andern hielt er zitternd seinen zerknillten Hut und einen Zettel. Bitte, bitte!" konnte er nur noch wispern. , Der alte Jke nahm ihm den Zettel ab und las die darauf hastig ge. kritzelten Worte mit augenscheinlicher Mühe. Die Handschrift war die einer Frau. - , Derjenige, in dessen Hände dieser Zettel gelangt, wird von einer hülflosen, kranken Frau, die sich auf der Reise nach dem Osten befindet, gebeten, ihr einen Arzt so schnell wie möglich zu be schaffen, sonst muß sie sterben. Mein Name ist Alice Doyle. Der Träger ist mein einziges Kind. Habe Mitleid mit meiner Lage, Fremder!" ' Der alte Jke stand einen Moment ge dankenvoll da. Dann gab er den Zettel weiter, und sie alle lasen ihn. WaS sollen wir thun?" frug Jke. Fragen wir den Jungen erst," sagte Aleck. Der gab Bescheid, so gut er konnte. Sie waren vor 3 Jahren nach Okla homa gekommen, damals als der Boom" war und das Land zuerst be fiedelt ward. Aber sie hatten kein Glück gehabt. Der Vater war vor einem Jahre von einem streitsüchtigen Nachbar erschossen worden, die zwei kleineren Geschwister waren am Fieber gestorben, und jetzt hatte die Mutter den Claim" aufgegeben und befand sich mit ihrem einzig überlebenden Kind auf dem Rückwege nach dem Osten ; nach Ohio wollte sie, wo sie noch Verwandte und Freunde hatte. Aber nun war sie krank geworden auf dem Wege. Ihr Planwagen, der etwas Hausgeräth und sonstige Habe enthielt, stand eine halbe Meile entfernt, mitten auf der Prairie. ,Alice Doyle heißt Deine Mutter ?" frug der. alte Jke daS war, wie er sich jetzt entsann, der Name deS WeibeS, das einst Jake Betz verschmäht hatte. Ja," sagte der kleine Bursche. Oh, bitte, helfen Sie uns doch lassen Sie meine Mama nicht sterben", bat er jetzt mit herzbewegter Stimme." Hat Deine Mutter sonst keine Freunde, mein kleiner Mann ich meine Niemand näher als in Ohio?" fuhr Jke fort. Niemand freilich hat sie auf der Fahrt mehrmals von einem Mann ge sprachen, der hier im westlichen KansaS sein soll Jake Betz heißt er aber sie weinte immer, wenn sie den Namen auSsprach, und sie sagte sie dürfe ihn nicht um Hülfe bitten." Hm, hm, machte der alte Jke. während ein Blitz der Freude auS feinen tiefliegenden grauen Augen zuckte. Als Jake Betz heißt dieser Mann bist Du sicher, mein Junge ?" Ganz sicher ich habe den Namen oft genug gehört." So, so na. weißt Tu was, ich erde mit diesem Eentleman hier" er deutete auf Bill WoodS. rasch zu Deiner Wutler reiten und mir die Sache einmal ansehen. EiwaS Chinin habe ich mit. Vielleicht hilft daS WaS. Und dann wollen wir einen Arzt holen. Bis heute Abend bringe ich ihn mit." Eine halbe Stunde später befand sich der alte Jke, mit Bill Woods an feiner Seite auf dem Ritt nach Roundup. Die Beiden ritten einen langen, fchwin genden Gallop, wie ihn die Mustangs von Kanfa den ganzen Tag aushallen können. Um 3 Uhr Nachmittags kam der Zug in Roundup an aus dem Wege nach Osten, den Jake Betz benutze wollte zur Fahrt. Sie mußten dort eintreffe vor der Ankunft deS ZugeS. ES war ein böser, langer Ritt. Der Weg über die Prairie, die im Sonnen brande wie ausgedörrt dalag, war stau big und heiß, und der Durst quälte die Zwei auch bald. Aber sie eilten dahin über den staubigen Boden, immer ihrem Ziele zu, ohne Rast. - Jetzt hatten sie nur noch eine halbe Meile zurückzulegen, aber die Gäule waren erschöpft und der Schaum troff ihnen von den Flanken, Da ertönte der gellende Pfiff der Lolo motive. Die Zwei blickten sich an dann stießen sie ihren Mustangs die scharfen Sporen in die Weichen, und wie der Wind ging'S auf daS kleine Städtchen zu, und wie eine wilde Jogd rasten sie durch die lange, ruhige Straße, die nach dem Depot führte. Der Zug setzte sich eben wieder in Be wegung, aber der alte Jke sprang schnell hinein in den langen Wagen und kam im nächsten Augenblick mit einem An deren heraus, den er hinter sich her schleifte und mit dem er von der Platt form sprang. ES war Jake Betz. Eine Stunde später ging'S wieder zu 'rück. Aber diesmal waren noch zwei andere Männer in der Cavalkade. Der eine davon war Dr. Muncie, der einzige Arzt deS Städtchens, der andere aber war Bill Woods unbekannt, er hatte aber ganz das Benehmen und das AuS sehen eineS Geistlichen. Als die kleine Reiterschaar spät in der Nacht vor dem Planwagen hielt, in dem die Krank ruhte, da sprang der Kleine rasch heraus und stellte sich kampfbereit hin zum Schutze seiner Mutter. Der alte Jke beruhigte ihn aber schnell. Die Kranke empsing den Besuch des Arztes mit Fassung. Er fand sie auf der Besserung und hinterließ ihr einige seiner Medikamente. Tann aber hatte er eine kurze, aber inhaltreiche Unter Haltung mit ihr. Und plötzlich hörte man durch die stille, kühle Nachtluft ei nen Freudenschrei. Er kam aus dem Inneren des Wagens und einen Mo inent später stand Alice Doyle zitternd und doch voll Jubel, vor dem Manne, der sie so viele Jahre geliebt. Und um's kurz zu machen, will ich nur noch erwäh nen, daß hier inmitten der endlosen Prairie, der tiefblaue Himmel und die funkelnden Sterne als einziger Altar, Jake Betz und Alice Doyle von dem Geistlichen getraut wurden. Heute ist Alice Betz eine glückstrah lende, blühende Frau, und Jake sieht nicht mehr melancholisch aus seinen Au gen. In dem hübschen Ohioer Städt chen, wo sich das Paar angesiedelt hat, -galten sie allgemein als das Modell ei nes glücklichen Ehepaares. Sie müsstN'S wissen !" Ort der Handlung: Amtszimmer auf dem Polizei-5kommissariate eine? süd westlichen Bezirkes in Wien. Per sonen: Ein Kommissär ,und eine Gustmirthin. Zeit: Freitag Vormittag. Der Beamte sitzt vor seinem Schreibtisch und die korpulente Wirthin tritt, mit einem großen Packet in der Hand, auf geregt ein. Sie legt das Mitgebrachte mit den Worten dem Kommissär auf seine Akten: Js das a Nudelteig. Herr kaiserlicher Rath ? Ziegen's 'n ausein ander und redm'S." Kommissär: Ich verstehe nicht. waS Sie eigentlich wollen, liebe Frau?" Wirthin: Wissen will ich. ob ich die Köchin gleich davonjagen darf, die so eine Patzerei sür ein Nudelteig aus giebt, und Sie sollen da entscheiden, Herr Rath." Kommissär: Ich bin aber kein Fach mann, um den Teig beurtheilen zu können." Wirthin: DaS verstehn'S net amal als ftudirter Herr? DaS müss'n'S ja doch wiff'n auf der Polizei. Rufen'S Ihre Frau Gemahlin her, die wird'S uns sag'n." Kommissär. Ich bin aber nicht ver! heirathet." Wirthin: Als Herr Rath t der heirathet und net wiss'n, wie man ein' Nudelteig anmacht, daS ist das Höchste. Da werd' ich selber den Richter mach'n und werf' meine öchin hinaus". Die Frau packt ihren Teig zusammen und geht unwillig ab. Konsequent. Mama: Lüge nicht erst, Marie. Ich weiß Alles ! Tu haft Dich von Herrn Dringlich, mit dem Tu gestern auf der Veranda saßest, schrecklich abküssen lasim." Marie: Ja, Mama, er hat mich acht bis zehn Mal geküßt." Mama: Acht bis zehn Küsse. Und Tu schämst Dich gar nicht " Marie: Aber, liebe Mama, waS konnte ich denn thun? Als er mich das erste Mal küßte, sagte ich ihm ganz empört, daß ich nie wieder mit ihm sprechen würde, und da mußte ich doch, um mein Wort nicht zu brechen, mir die folgenden Küsse ruhig gefallen laffen." r kennt sich ! Student' (zum Frühschoppen aus gehend): Na, gute Nacht. Mutter!" vennutblich. Richter: Sie erhielten einen Schlag von dem Angeklagte! wohin?" Zeuge: Es klang mir wie 'ne Ohr feige." Segen der Bildung, Junge Frau (ihr Dienstmädchen fchel tend): ..Sie faule, schmutzige, freche Person!,. Wissen Sie, wenn ich nicht vier Jahre in der Pension gewesen wäre, dann würde ich noch ganz andere Ausdrücke gebrauchen!" Boshaft, Alle Welt behauptet, meine Tochter hätte ihre Schönheit von mir! Was sagen S i e dazu, liebe Freundin?" Daß eS eigentlich nicht nett ist von dem Mädchen, die eigene Mutter zu be rauben!" Ein hieb, , Frau (zum Dienstmädchen): Minna, das ist merkwürdig, seitdem Sie mit Ihrem Schatz böse sind, stiehlt uns die Katze nichiS mehr aus der Speisekam mer !" Bescheide, Herr: Was meinen Sie, Jean, ob ich diese belle Cigarre bestelle oder die dunkle ?" Diener (eifrig): O, nehmen Sie auf mich nur leine Rücksicht, gnä' Herr !" Abnung. Sonntagsjäger: Zehn Mark Schmer zensgeld wollen Sie haben dafür, daß ich Sie angeschossen habe? Nun, mei netwegen. Können Sie mir auf zwan zig Mark herausgeben? Nein? Nun gut, dann behalten Sie die andern zehn Mark gleich für das nächste Mal." Gluck im Unglück. Dame: Denken Sie, Herr Baron, eine halbe Million habe ich in der Lot terie bei der gestrigen Ziehung gewon nen, daS ist doch ein riesiges Glück, nicht wahr?" Baron: Ganz gewiß, meine Gnä digste, und ein doppelt riesiges, denn jetzt haben Sie mich noch dazu gewon nen !" Srsb, Mich wollen Sie mit der dummen Geschichte anlügen? Da suchen Sie sich einen Dümmeren!" ' Na. das sollte mir wohl schwer fallen." linier guten Freundinnen, Anna: Du hältest Karl sehen sollen, als er mir seinen Antrag machte!" Emma: Ja, da wird er wohl eben solch dummes Gesicht gemacht haben. wie damals, als ich ihm einen Korb gab !" vann freilich! Richter (zum Verurtheilten): Na, Sie scheinen sich ja förmlich darüber zu freuen, daß Sie auf einen Monat ein gesperrt werden?" Verbrecher: Und ob! Meine Schwie germutter kommt jetzt grad' vier Wochen auf Besuch!" Fortschritt, ..Und Nachts, Herr Doctor, schläft mir jetzt immer der rechte Fuß ein!" Na sehen Sie, daS ist schon immer hin Etwas!. .Also doch keine a b s o lute, Schlaflosigkeit mehr!" Billiges versprechen. Holzdiebin: Ach, lassen S' mich dies mal noch laufen, Herr Förster, ich werd' gewiß net wiederkommen." Förster: Ist das auch Euer Ernst?" Holzdiebin: Na gewiß; ich hab' heut' schon meinem Bub'n g'sagt, er sollt' statt meiner geh'n!" Angebrachter Wunsch. Friseur: Wie soll ich Ihnen die Haare schneiden, mein Herr ?" Herr: Möglichst schweigsam.". Ausweg. Frau (zu ihrem in früher Morgen stunde heimkehrenden Manne): Jeden Morgen sind die Kinoer schon auf, wenn Du nach Hause kommst; schämst Du Dich nicht?" Mann (zerknirscht): Du hast recht, liebe Amalie die Kinder müssen länger im Bett bleiben!" Früh übt sich. Glauben Sie auch, daß man im Spiel der Kinder die Neigung für ihren künstigen Beruf entdecken kann? WaS würden Sie zum Beispiel bei meinem Buben herausfinden?" Was haben Sie an ihm beobachtet?" Ich habe ihm inen Tuschlasten. Handwerlskaften, einen Baukasten und einen Kaufladen gekauft, aber alle diese Sachen waren in kurzer Zeit zer krochen." Na also, er scheint Anlagen zum Möbeltransport zu haben !" Vor dem Genchtsgebäude. Ra, Frau Meiern, wie iZ et Ihnen jejangen?" iZreigesprochen haben se mir. Eijent lich, hat der Jerichtshof gefegt, müßten se mir verknaren. aber ie hatten Mitleid mit meine sieden Jöhren Aha also wegen Verjöhrung freige sprochen !"