3m Zwischendeck. (mc 2fUt " dem deullch-ammwnischkn Vtbcit von (i. x. Ein ftrahlblauer Himmel spannte sich über den Ocean, durch dessen nur mäßig bewegte Wogen sich einer der deutschen Schnelldampfer den Weg nach der neuen Welt bahnte. Tie Sonne senkte sich dem Untergange zu und schien mit schrägen Strahlen kalt auf die glitzernde Fluth. Das Wetter war ploglich, wie eS auf hoher See zu ge scheden Pflegt, umgeschlagen, trüben und feuchlmarmen Nebeltagen war kla rer Froft gefolgt. Aus die Stimmung der Besatzung und der Passagiere des Schiffe hatte dieser Witterungswechsel vortrefflich gewirkt. Aus dem Vorder deck, dem Platz für die Zwischendecks Passagiere, drängte sich eine buntge mischte Gesellschaft ; da Bedürfniß nach frischer Luft war hier noch größer gelve sen, und so gut wie möglich gegen die Kälte geschützt, saßen Alt, und Jung. Männer, Frauen und Kinder, bei ein ander. An den Bordrand des Schiffe? ge lehnt, stand hier ein junges Aiädchen, dessen ganze Erscheinung in dieser Um gebung auffallen mußte. Eine schlanke, geschmeidige Gestalt, die in einen lan gen, anschließenden Mantel gehüllt war, trug einen feingesormten Kopf, auf dessen dicke Haarflechten eine schon etwas abgetragene Pelzmütze gediückt war. Tie Gefichtszüge waren früher gewiß weicher und echt mädchenhaft ge wesen man sah eS noch an den sanf ten und lieblichen Linien des KinnS und der stirnpartie jetzt hatten harte Erfahrungen ihre Spuren dann zurück- gelassen. Sympathisch und anziehend aber war me ganze Erscheinung ge blieben. Jetzt trat ein junger Mann aus einer Gruppe Auswanderer an sie heran. Auch er hob sich von den übrigen Passagieren ab und namentlich der intelligente Ausdruck seines GeftchtS und die sicheren Formen seines ganzen Auftretens zeigten daß er wohl bessere Tage gesehen hatte. Fräulein Stein," wandte er sich an das junge Mädchen, wollen Sie nicht Schutz vor dem Balten Würde dort hin ter dem KajütenhSuschen suchen? ES fitzt sich dort besser als hier, und außer dem sicherer. Unser Deck gleicht bald einem Gletscherfelde Sie könnten leicht eine unliebsame Rutschpartie über das Deck machen. " Schweigend folgte Martha Stein dem vorsichtigen Rathgeber. Die Beiden hätten sich auf der lan gen Fahrt auch wohl ohne den Zufall kennen gelernt, der sie zusammengeführt hatte. Das Kind eines polnischen Aus Wanderers, ein wagehalsiger Junge, war die unterste Treppe zum Zwischen deck hinabgestürzt und hatte sich den Kopf blutig geschlagen. Es hatte schlimmer ausgesehen, als er in Wirk, lichkeit war, und die Polen hatten ge, jammert und geschrien, aber nicht zuge griffen und gedolsen. Da war Georg Blank dazwischen getreten, hatte den Jungen auf den Arm genommen und ihn zu beruhigen gewußt. Und als er sich nach Hülfe umsah, war ihm ein Taschentuch gereicht, mit dem er das Kind verbinden konnte, bis der Schiff, arztkm. Martha Stein hatte es ihm gegeben ; sie halten zujammen den kleinen Patien, ten noch öfter ausgesucht und sich so kennen gelernt. Bald hatten sie ihre Erfahrungen ausgetauscht und wußten dann, warum sie der alten Welt den Rücken gewandt. Sie war, seit dem 15. Lebensjahre eine Waise, den Dor nenweg deutscher Erzieherinnengegan gen und suchte im fremdem Lande mit einigen Empfehlungen in der Tasche ein besseres LooS, als ihr die Heimath hatte bieten können. Er hatte, was man so nennt, ein verfehltes Leben hin ter sich. Mitten aus dem Studium heraus hatte ihn der, Tod seiner Eltern gerissen ; er hatte, um Brod sür seine jüngeren Geschwister und sich selbst zu schaffen, ein kleines kaufmännisches Ge schüft übernehmen müssen. Jetzt waren di Geschwister alt genug, um auf eige nen Füßen stehen zu können, jetzt warf er die Last des unfreiwillig üdernom menen Berufes von- sich, und da die alte Welt ihm den Weg zu anderen höheren Zielen mit Vorurtheilen aller Art versperrte, hatte er ihr Balet ge sagt. Er war mit muthiger Entschlossen- heit gegangen und nichts hatte 'eine Hoffnung aus eine bessere Zukunft herabdrllcken können. Martha Stein hatte ihren Muth schon manchmal recht klein werden sehen, aber an Blank'k ruhiger Zuversicht hatte sie ihr eigenes Selbstvertrauen nnmer wieder ausge richtet. Auch jetzt, wie sie da mit ihm hinter der schützenden Wand saß. fühlte sie sich sicherer, die trüben Gedanken, die sie noch eben beherrscht hatten, wichen von ihr, und sie sagte: .Uebermorgen ist Weihnachten." .Weihnachten?" 'versetzte Blank. halb sragend, ach ja I Run. wir wer den auch hier unseren Weihnachten ha. den. Sie soll! sehen, rt ist All duu vorbereitet. Der Eapitln thut eS nicht anders und bat mich durch den Doktor mit in Pertrauen gezogen, ( Sogar einen echten deutsche Weih nachtSdaum sollen wir haben, und mor gen wollen wir ihn ausputze. Wollen Eu unk helfen?" Gewiß wollte sie eS. und all sie zu sagte, lag ein so weicher, sinnender Zug in ihren Mienen, daß er sie lange an sehen mußte und eS ihm ganz warm um'! Herz wurde. ES war so, wie Blank gesagt hatte. Der Kapitän hatte kurz vor der AuS fahrt aus dem heimathlichen Hafen einen stattlichen Weihnachtsbaum an Bord bringen lassen und beim Heranna hen deS Festes den Doktor mit den wei teren Porbereitungen betraut, der sich wieder mit Blank in Verbindung gesetzt hatte. ES hatte sich bald herumgesprochen an Bord, und als der Doktor dem kran ken Kinde eines AuSwandereS zum Trost gesagt hatte, eS solle auch seinen Weih nachtsbaum haben, da hatte die Mut ter deS Kindes hoch aufgehorcht, und sie weiter getragen, die frohe Botichast, daß sie Alle, die hier in Verzagtheit und Mutlosigkeit beisammen waren, auch ihre Weihnachtsfreude haben sollten. Und über die ernsten Gesichter war ein Schimmer der Freude gegangen, und in den gleichgültigen Blicken blitzte eS auf wie eine Erinnerung an fröhliche Kinderträume. Die Kinder aber dräng ten sich an Vater und Mutter mit Fra gen und Bitten, und mit einer Art Ehr furcht sah man den Vorbereitungen zu, die zum Feste im Zwischendeck getroffen wurden. Der Tag war nun da. Die See war ruhig geblieben, ruhig und stetig durch schnitt das Schiff die Blüthen, auf die ein kalter Wintertag herabfchaute. Ein würziger Tannendust durchwehte den unteren Schiffsraum. Hinter einem Vorhange aus dichtem Flaggentuch ftand die deutsche Tanne, geschmückt nach hei mathlicher Art und bereit, die ersehnten Freuden zu spenden. Aus einer langen Tafel lagen die Gaben für die Kinder, etwa 20 an der Zahl; viel konnte eS ja nicht fein, was man ihnen zu bieten hatte: Aepfel und Nüsse und knusperiges Backmer! aus dem Vorrathe des Odev ftewards, und sür JedeS ein kleines Geldgeschenk aus einer Sammlung unter den Passagieren der ersten Kaiüte Martha betrachtete mit Blank und dem Doktor das gemeinsame Werk. Dann kam auch der Kapitän, der es sich nicht hatte nehmen lassen, der Feier beizuwohnen, und über daS wetterharte Gesicht deS alten Seebären flog ein mil, der Schein, als er das freundliche Bild betrachtete, das sich ihm darbot. Nun läutete die Schiffsglocke vom Deck herab mit mächtigen Schlägen durch den stillen Abend und die bunte Gesell schast deS Zwischendecks sammelte sich vor dem geheimnißvollen Borhang. ES entstand ein Raunen und Flüstern. dann nach einem frommen und schlichten Ehoral, den die Schiffslapelle so gut spielte, wie ihre Instrumente es zulie, ßen, wurde der Vorhang fortgezogen. und wie im Traume schauten die Kleinen auf daS echte deutsche Weihnachtsbild mit dem brennenden Weihnachtsbaum und den freundlichen Gaben. Und erst befangen, dann freudestrahlend folgten sie Martha Stein, als sie an die Kinder herantrat, um sie an den Gabentisch zu sühren, Wie das anmuthige junge Mädchen die Kinder bei der Hand nahm und' ihnen mit freundlichen Worten die rothbäckigen Aepfel und das blitzende Geldstück rnjdie Händchen gab, das war ein schönes. rührendes Bild, und in manchem Ge- ßcht der Aelteren zuckte es wie von ver haltenen Thränen. Blank hatte mit eigenartigen Em psindungen MarthaS Thun zugesehen; er hatte bei den Vorbereitungen manche spottluftige Bemerkung gemacht, jetzt stand er ganz unter dem Bann des WeihnachtszauberS, jetzt konnte er den Blick nicht abwenden von der Gestalt deS jungen Mädchens, das wie eine gütige Fee hier waltete. Erst die tiefe Baßstimme deS Kapi tünS weckte ihn aus seinem tiefen Sin nen. Ein halbes Dutzend Stewards hatten den Raum betreten und reichten nun auf großen Servierbrettern dam pfenden Weihnachtspunfch herum. Das wa, des Kapitäns Gabe. Blank griff zu und stieß mit ihm an, und dann auch mit Martha. Auf eine frohe Zukunft!" fagte er m Herzlichstem Tone. Sie nickte und ein wehmüthiges Lä cheln ging über ihre Züge. Als Blank dann über, die bunte Ge sellschaft hinblickte, drängte eS ihn. den Leuten da ein Wort zu sagen, ein Wort der Ermuthigung, und er schlug an sein GlaS und redete sie an. TiefeS Schweigen legte sich über die Versammlung, das nur unterbrochen wrde von dem eintönigen, dumpfen Gekusch der Maschine. Von der alten Heimath sprach n ihnen, die sie nun Alle verlassen, um vielleicht nie wieder dahin zurückzuleh ren; eine neue Heimath wollten sie sich in der Fremde gründen. Wohl wechsele daS Land, sie selbst aber blieben die Alten. Und wai sie aus der alten Hei math mitgenommen Hütten, die deutsche Art, da deutsche Fühlen und Denken, das würde sie nicht vertauschen und weggeben wollen. Mancher sei gar recht in Gall' und Haß aus der alten Welt geschieden. Seine Stimme hotte sich erhoben, und einen warmen klang angenommen, ali er fortfuhr: .Laßt solche Empfindungen nicht Herr über Euch werden, und denkt der Heimath. wie man eines lieben Todten gedenk!, der uns VuM und Gute? ge gebe hat. Hier, der Weihnachtsbaum mil seinem Zauber, seine Erinnerun ge glückliche Zeiten. daS ist nn stück Heimath. wie e freundlicher und trauter kein Land der Erde wieder bie ten kann. DaS haltet fest im herzen, wenn Ihr im fremden Lande daterlandS loS und allein seid! Laßt unS der alten Heimath gedenken, und ihr, der Stätte unserer Kindheit und bisherigen Wirk' samkeit ein stille GlaS weihen!" Sie thaten eS alle in tiefer Erregung, und auch die wenigen fremdländischen Auswanderer, denen die Worte Blank'S fremd an'S Ohr klangen, fühlten, daß eS etwas HoheS und Feierliches sein müsse, wovon er gesprochen, und sie drängten sich mit den übrigen heran, um ihm die Hand zu reichen. Mit einem glucklichen Ausdrua in oen feucht schimmernden Augen trat auch Martha auf ihn zu und dankte ihm in ihrer innigen Art. Dann schüttelte auch der Kapitän kräftig Blank'S Rechte. DaS haben Sie gut gemacht, lunger Freund!" sagte er. DaS thut Einem wohl, der Victor hat mir schon von Ihnen erzählt; Sie gefallen mir und ich will sehen, was ich für Sie thun kann. Habe da in Brooklyn einen alten guten Freund, dem es ähnlich gegangen ist, wie Ihnen, und der sich heute mit der Veredelung der Brooklyn Rangen ad giebt. Wäre gerade nicht mein Ge schmack, aber es geht ihm gut dabei. Am Ende kann der Sie gebrauchen. Jedenfalls spreche ich noch mit Ihnen, ehe wir an Land gehen." Das war em Hoffnungsstrahl, der blitzschnell leuchtend und klärend auf vaS Bild siel, das sich Blank von seiner Zukunft gemacht hatte, und mit neuem Muth ging er ihm nun entgegen. Eine Stunde später stand er mit Martha auf dem Deck. Sind Sie nun zufrieden mit unserem heiligen Abend?" wandte er sich an sie. Freilich, S haben immer nur gegeben und nichts für sich begehrt." Was sollte ich wohl für mich ver langen?" antwortete sie. .Was? ja was sollten Sie wohl ver langen! Aber Eins haben Sie doch halten, ohne es zu verlangen, das heißt, wenn Sie eS nicht ausschlagen, einen Freund, der Ihnen helfen will, auf den Sie sich erlassen können, fest und sicher. Und der steht vor Ihnen! Wollen Sie, dann schlagen Sie ein!" Martha reichte ihm beide Hände, die er so rasch und ungestüm ergriff, als ob er die anmuthige Mädchengestalt an seine Brust ziehen wollte. Am Horizont vor ihnen stieg jetzt ein heller Lichtschimmer auf. Blank deutete darauf hin. Sehen Sie dort! Das ist unsere neue Heimath! DaS ist daS Licht der FreiheitSftatue von New Jork!" Und klopfenden Herzens sahen fie den Schein wachsen, bis auch die dunk len Massen deS UferS austauchten. Noch eine Weile, dann ertönten Kom mandorufe, die Maschine stoppte und rasselnd fielen die Anker in die Tiefe und schnaubend und pustend lag der Koloß auf der Rhede, um den Tag der Einfahrt abzuwarten. Vier Monate später. ' Der Dampfer liegt wieder im Dock zu Hoboken. Auf der Kommandobrücke sieht der Kapitän. Da wird er vom Lande auS angerufen, er beugt sich vor. grüßt und lacht fröh lich auf. .Sieh' da, Herr Blank und da Fräulein auch! Haben wohl gemein fchaftlicheit Kurs genommen? Ist recht so und freut mich!" Frau Blank, geborene Stein," sagt Blank, aus leine lunge ffrau deutend. die glücklich dreinschaut. Am letzten Sonntag ftnd wir getraut." Da bitte ich Sie heute Abend zu Gast bei mir," erwiderte der Kapitän, oder wollen Sie etwa eine Hochzeits reise machen?" Lachend und sich neckend sagt das jungt Paar zu, dann drängt eS sich durch das Menschengewimmel und geht dem Häusermeer von New Jork zu, so sicher und fest, als ab eS niemals an deren Boden unter den Füßen gehabt hätte. Schmunzelnd sieht der Kapitän den beiden glücklichen Menschen nach. ine historische ütiht. Noch in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts fiel den Besuchern des Parks von Versailles eine alte Kräbe auf, die dadurch besonderes Interesse erregte, daß sie einstmals im Leben der unglücklichen Marie Antoinette eine ge wisse Rolle gespielt hatte. TieS hatte folgende Bemandtniß. An einem schönen Oktobertag deS Jahre 1785 ftand Marie Antoinette am Fenster ihres BoudoirS. das auf den Garten on Trianon hinausging. Tie Königin hielt gerade ein Biskuit in der Hand, das fie in eine Tafle Milch tauchte, als plötzlich eine Krähe heran flog und heftig an das Fenster pickte. Obwohl der Anblick deS schwarzen Vogels die Königin zuerst ängstigte, so gab fie ihm doch ein Stück Biskuit; dann schloß fie nachdenklich dai Fenster. An der FrühftückStafel erzählte sie dem König den Vorfall und verhehlte ihm auch nicht den peinlichen Eindruck, den daS Thier auf fie gemacht hatte.- Am folgenden Tage spielte sich zwischen der Königin und dem Vogel wieder dieselbe Scene ab, und das Thier wurde schließ lich so anbänglich, daß eS der Fürstin ftetS nach'log. wenn diese dm Pari de trat, um ihre Schafe ,u besichtigen oder in dem Teich zu fischen. Vom Jahre 1789 ab war der Vogel nschmunden und wurde erst im Jahre 1810 wieder gesehen. Damals hielt sich die Kaiserin Marie Luise. NkvoleonS I zweit Gattin, einig, Zeit in Trianon aus, und bei einer Mahlzeit, welche man im Park einnahm, bemerkte sie eine Krähe, weiche e Insel heilig krächzend, umflog, als wenn sie etwas zu fressen haben wollte: das war die Krähe der Königin Marie Antoinelie. Der Vorfall wurde Napoleon mitge theilt, der bekanntlich sehr abergläu bisch war und sofort den Wunsch auS sprach. Marie Luise möchte daS Schloß verlassen. Doch im Jahre 1814 kehrte sie, nach der Entthronung Napoleons, nach Trianon zurück und empsingchier am 19. April ihren Vater, den Kaiser von Oesterreich. Sie gingen allein zusarA men in den Alleen deS Parkes spazieren und nahmen nach kurzer Zeit auf einer Bank Platz. Tie Kaiserin gedachte der, schönen Zeiten, die fie hier erlebt, und erzählte ihrem Vater on ihren Zu--kunstsplänen, als plötzlich ein heftiges Krächzen zu ihren Ohren drang; sie wandten sich um und sahen eine Krähe ausfliegen. Marie Luise stieß einen Schrei deS Entsetzens auS, denn sie hatte den Unglllcksvogel erkannt. Marie Luise verließ noch an dem selben Tage Trianon, doch die histor sche Krähe ward noch lange Jahre hin durch im Parke beobachtet. öpcnick. Das alte Hohenzollernschloß, seit 1852 zum SchullehrerSeminar iumge wandelt, birgt eine Reihe historischer Stätten, nn denen wenig bekannt ist. Aus dem Jahre 1168, also lange vor der Begründung Berlin's und Köln's, dürfen wir die älteste Urkunde datiren, wclche'unS von dem Dominus Jacza de Copenic berichtet, dem Verwandten der Pommernsürsten BoguSlaus und Cazi maris, der damaligen Herzöge von Stettin und Temmin. Bon die em Jacza besitzen mir Münzen und eine Chro nikennachricht, diese sreiltq erst aus vem vierzehnten Jahrhundert stammend, wonach er im Jahre 1157 die Stadt Brandenburg erobert, fie aber bald dar nach wieder verloren habe. Aus den Münzen wissen wir, daß Jacza (Jo hann) von Köpenick ein Zeitgenosse Al brecht'S des Bären gewesen. Anno 1510 etwa geschah eS, daß der Ritter von Otterstedt im Jagdschloffe Köpenick an die Thür deS fürstlichen Schlafgemachs die kühnen Worte chried: Joaqimken, höte oy, Wo wi dy krigen, do hängen wi dy!" Hier weilte der prachtliebende Joachim der Zweite mit der Anna Sy- dow. und hier tard dieler ffürst am ä. Januar 1571. 1631 - hatte Gustav Adolph, der Schwedenkönig, in dem Schlosse zu Köpenick sein Hauptquartier aufgeschlagen. 165 wurde vom Gro ßen Kursürsten ein alchymistisches Labo- ratorium, eine Goldmacherwerkstatt, in dem verfallenen Gebäude eingerichtet. in dem etnn Für Joachim den selb er- legten Hirsch auf reich besetzter Tafel gehabt hatte. Am 15. Januar 172g schleppte man den Ssldatenkönig Fried rich Wilhelm den Ersten blutend nach Schloß Köpenick. Bei einer Jagdpartie war er von einem Wildschweine stark vsrwundet worden und hätte sein Leben eingebüßt, wenn ihm nicht einer seiner Jäger noch rechtzeitig deigesprungen wäre. Am 28. Oktober 173 trat im Wappensaale" von Schloß Köpenick das Kriegsgericht zusammen, das über den Lieutenant statte vom Regiment Genvarmes, sowie über den desertirten OberstLieutenant Fritz" Urtheil sprechen sollte. Dieser Wappensaal ist zwei Trep- I pen hoch und blickt mit seinen Fenstern aus oie Spree yinaus. iu4 gelang Köpenick in den Besitz deS Grafen von Schmettau, 1811 das Schloß wieder in den Besitz des Staates und wurde 1831 zum Gefängniß degrarnrt. Das Schul- Ikkrkr.KkMmnr mnrde im slfir 1 H5'2 aus der Stadt Potsdam hierher erlegt, Das Zopfabschneivtn. AuS den Seite Comuni", der letzten deutlchen Sprachinsel auf italienischem Gebiete, verirrt sich nur selten einmal eine Nachricht in die italienischen Blät- ter. In ihrer schwer zugänglichen Hochebene nördlich von Vicenza führen die Cimbern", wie sich die Bewohner der -sette Eomunk selber nennen, od wohl ihre Abstammung von jenem alt germanischen Stamme eine Fabel ist, daS ruhigste Dasein von der Welt. Verbrechen gehören unter ihnen zu den größten Seltenheiten, nur eine barba rische, seltsame und uralte Sitte setzt von Zeit zu Zeit einmal die Polizei und den StaatSanwalt in Bewegung. Diese Sitte besteht darin, daß ein er rathener Liebhaber seinem ungetreuen Schatze die langen Zöpfe abzuschneiden sucht. Wenn ihm dies gelingt, so gilt er als ein tüchtiger Bursche, or dem man trotz seine LiebeSunglllckeS gehö--Tigert Respekt hat. DaS Mädchen hin gegen ist arg schimpfirt und hütet, wenn es irgend angeht, so langt daS HauS, bis ihr dit Zöpfe wieder gewachsen find. Ueber einen derartigen Fall wird auS Venedig geschrieben : Bor einigen Ta gen nun ist eS in Sleze (dem itulieni- Ichen fleago) wieder zu loiq einem Zopfadschneidk gekommen. Dem Bauersohne Anton Pussele war von sei- nem Schatze, der zwanzigjährigen Anna Bachtala (Bachtala ist unser hochdeut- scheS Wachtel) der Lauspaß gegeben worden, obwohl die beiden schon öffent- lich versprochen gewesen. Die hübsche Anna halte rasch inen anderen Anbeter gesunden und wollte sich in kurzer Zeit erbtiratben. Vier 4 würd nichts daraus. Anton begegnete ihr aus der Hauptstraße von Siege, bekam das Mädchen an den Zöpfen zu soffen und schnitt fie ihr, trotzdem Anna wie eine Wildlatz diß und kratzt, rein ab, Nun siichen schon seit ein paar Tagen Sarabinieri, die man auS Bassano her beigerufen hat. nach Anton Pussele und den Zöpfen, haben aber bisher weder den einen noch die anderen gefunden, und die Anna sitzt zu Haufe und weint sich die Augen blind. Unverbefferlich. Johann, der Hausknecht das Fakta tum im Hause Müller und Sie. hatte ,sich im Lause der Jahre durch seine vielseitige Verwendbarkeit, seine goldene Treue und seinen unermüdlichen Fleiß eine Vertrauensstellung erworben, deren er sich wohl bewußt war und sie auch dazu benlltzte, sich eine und die andere harmlose Freiheit herauszunehmen, Dazu gehörte auch, daß er in Geschäfts- angelegenheilen nie anders als per Wir" sprach, waS feine Chefs mit stillem Lächeln hingehen ließen. EineS Tages aber kam plötzlich ein Schreiben auSderNachdarftadt Protzhausen, worin der Compagnon der dortigen Firma Huber und Söhne" zunächst seinem Unmuth Luft machte, daß man ihn bei seinem letzten Besuche mit so wider Er warten geringen Aufträgen beehrt habe, und daran die boshafte Bemerkung knüpste, wenn er das vorausgesehen hätte, würde er sich ja allerdings rechtzei tig um das Wohlwollen des Faktotums Johann beworben haben, der eine ganz besondere Machtstellung zu genießen scheine, da er fortgesetzt nur per Wir" im Geschäfte rede. Die Chefs der Firma schmunzelten. Weißt Du," meinte der Eine, lesen wollen wir's dem Johann doch mal lassen, vielleicht wnkt'S!" Sofort wird das ffaktomm gerufen und ihm der Brief überreicht. Na?" fragen die Herren, IS er ihn gründlich studirt hatte. Was sage Sie dazu?" Pah," entgegnet Johann stolz, dem geben Wir gar keine Ant wort !" tit Tchrist tt Tultans. Noch heute besteht das amtliche Schnstzeichen des türkischen Sultans aus Schriftzügen, die zusammen die Form einer ausgestreckten Land haben, Dieses Zeichen rührt von Sultan Murad I., dem Sohne Urchans, her. Er sollte im Jahre 1365 den Vertrag mit der Republik Ragusa unterzeichnen Der tapfere Sultan hatte aber nicht schreiben gelernt. Der daraus erwach- senen Verlegenheit machte Murad schnell entschlossen ein Ende. Er ließ ein flaches Gefäß mit Tinte füllen, drückte seine Handfläche darauf und dann unter das Pergament: die Unterschrift war fertig, wenn sie auch nicht gerade sehr sauber aussah. Man hielt seitdem an diesem Schriftzeichen fest, nur daß der Abdruck der Hand mit Buchstaben zier lich ausgefüllt wurde. Milltt und Paftcur. Ter berühmte, aber äußerst eitle und hochfahrende Maler Millet hatte einen Pudel, den er über alles liebte. DaS Thier wurde eines Tages krank und er hatte die Kühnheit zu Bafteur zu senden, da er der Anficht war, daß ein gewöhn- sicher Thierarzt für diesen kostbaren Hund nicht genüge. Pasteur war über diese Unverschämtheit zuerst etwas starr. dann aber nahm er die Sache on der humoristischen Seite, verschrieb dem Hunde ein Rezept und sagte beim Fort- gehen: Ach Herr Millet, Sie haben wohl die Freundlichkeit, in den nächsten Tagen bei mir mit heranzukommen! der Fußboden in meinem Sprechzimmer muß gestrichen werden." Mißverstanden. Bräutigam: Aennchen, was machst Tu dar Braut (eifrigst den Notenständer durchwühlend : Ich suche Händel I" Bräutigam: Ach laß das lieber bis nach unserer Verheirathung !" , Ein Unglücklicher. .Ach, heernse, ich bin Sie wirklich een unglücklicher Mensch ! .Warum denn?" Weil ich Sie nämlich Kraudwurschd heeße!" .Na. deshalb? DaS ist doch nicht daS Aergfte." Ja, wiffen Sie, das war sie näm lich mal mein Leibgerichd un da hab' ich mich dran überessen und kann Sie jedzd davon nich reden Heeren !" Deplaciert Redensart. Professor Stichling, welcher seinen Mitmenschen gar zu gern etwas am Zeuge flickt, hat sich dabei die Redens art angewöhnt: .Anwesende auZge schlössen ! Neulich aus einer Ballseft. lichkeit bringt der Wein den Herrn Professor in so rosige Stimmung, daß er sogar ein Tänzchen rislirt: Ach, ruft er am Schlüsse gegen die umstehen den Damen ganz enthufiaSmirt auS: ES giebt doch noch schöne Frauen Anwesende natürlich ausgeschloffen !" Lntgegenksmmknd. Reisender: .Schaff.ier, hält der Zug auf der nächsten Station so lange, daß man nne Flasche Bier trinken kann? Schaffner: .Kaum da werd' ich Ihnen schon helfen müssen!" Was a macht bat WaS hat denn Ihr Sohn Fr, ik - i v -f 'vw u(iviMi ui niu loeaen eine auf den Sie s große yoffnungen setzten, Ohrfeige gegeben als ich mich ihr r.ü ... (,,( ci, ..;i,.ui,.,i'ii,. ' ill vcii iuii juiftiii utiiuii iiifiT milcht?" 93.: Nu, wa hat er gemacht; drei mal Konkur hat er gemacht." Vtx Nnwideistcliliche. Lieutenant (der von einer Dame einen Korb bekommen): .Aber, mein Fräulein. Sie werden doch nicht die Weltordnung über den Haufen werfen wollen!" 2lii einem Sicimmbuch, Wir Sachsen liewen B o e s i e ! Liebt er" se nich, so liebt se .sie". INanöverstudie. Bei einer Felddienstübung, welche ein Landwehrbataillon unternimmt, wer den die einzelnen Kompagnien unter Aussicht von aktiven Hauplleuten dnrch LandmehrpremierS gesührt, welche ibre Besühigung alsKompagniesührerldarle gen sollen. Nachdem der Marsch beendet ist. und die Vorbereitungen zum anschließenden Gesecht getroffen werden sollen, wendet sich der Premier an den ihn begleiten den Hauptmann mit der ängstlichen Frage: WaS soll ich nun machen r Daraus der vaupimann mit überlege ner Miene: Nun. Herr Premier, neh men Sie eine Aufstellung und war ten Sie, bis Sie angeschnauzt werden !" Macht in Seivohnheit, A (bei einer Festtafel, wo viele Trink spräche ausgebracht werden): Merk würdig, daß unser berühmter Verthei biger, der Rechisanwalt Lümmle, gar keinen Toast ausbringt !" V : Der traut sich hier nicht der muß ja bei jeder Rede weinen !" Gesährlichn Entlusiasmus. Richter : ES ist erwiesen, daß Sie den Kläger auf den Kopf geschlagen ha den, und daS dazu noch in einem voll besetzten Theater ! Haben Sie etwas zu Ihrer Entschuldigung anzuführen?" Angeklagter: Das Stück war so schön, Herr Richter, daß ich enthusiastisch Beifall klatschen mußte, und da kann's schon sein, daß mir zufällig der Kopf meines Vordermanns zwischen die Hände gekommen ist !" Schadenfroh, Wo steckt denn heute unser Freund Adolar?" O wenn Sie wüßten, was dem passirt ist !. . Der ist mit meiner Frau durchgegangen !" Im Zweifel, Vater der Braut : Mit zwanzigtau send Mark Schulden wagen Sie es, um die Hand meiner Tochter anzuhalten?" Bewerber : Wünschen Sie mehr oder weniger?" Zmmcr Pädagog. Herr Schulze hat Sie also als Schwiegersohn acceptirt?" Gymnasiallehrer: Ich habe die Auf nahmeprüfung bestanden." Modeme Gcmäldc. Maler (zu seiner Aufwärterin): Aber, Ursula, ich habe Ihnen doch ge sagt, Sie sollen mir die Leinwand, auf der ich immer die Farben Probire, auf den Boden schaffen, und unterdessen ha ben Sie mir mein neuestes Gemälde auf den Boden geschafft !" Aufwärterin: .U, jegerl! Gnä' Herr, ist schon möglich, man kann'S halt gar so schwer von einander unter scheiden !" wie das Volk spricht. Mir kommt ein eigen Grauen an bei diesem Segen," sagte der Schneider Zwirn, da schenkte ihm feine Frau Drillinge. Lr weiß sich zu helfe. ' Arit ! . 9W Tim innn h(lr(n Sie Abends nicht mehr so lange knei pen!" Patient: DaS werd' ich befolgen, ich kann ja Nachmittags zwei Stunden früher ins Wirthshaus gehen !" Vorsorge, . Fräulein (mit den Warhrrtiitmntn für die Geburtstagsfeier beschäftigt): .Wir können uns also darauf verlassen, daß Sie diesen Abend kommen." Student: .Selbstverständlich; ich habe sür morgen früh schon einen sau ren Hering bestellt!" tlindermnnd, Mutter (beim Buckbändler weiß nicht, kaufe ich Papa da? Buch in Kaliko oder in Schweinsleder gedun den?" Tie kleine Ella : .staut' ti ifim nck in 'Schweinsleder Papa, ißt ja Schweinebraten sehr fern !" kin I?ieb. Alte Iunaier ibeim Tin-r , ;..,m frtrrnl: Vrolit Gin nnw fmni macht wieder jung !" verr : '.?ta, a trinken Sie nur recht fleißig '." Durlbsckant, Lebemann : .Seien Sie verfichert. Herr ommerzienrath. ich würde Ihre Tochter Zeit mein,? Leben auk den Händen tragen !" .Ei Kunststück l Herr Baron, nachdem ich Ihnen aus die Beine geholfen habe !" Nette Ansm, t,, . t.i .. i . I jriir. ,Ab. aihtn Yint in mi l da! Mädchen ist och so schrecklich schüch-. lern!"