Tausend Silberg.tlden." SrzSHIg von M a r v, W e i b k t h r , Tausend Silbergulden Belohnung Demieniaen. welcher im Stande in, von Ugo Guinaldi Mittheilung ' zu aeben, die leine Verba tuna ermögilqi. Solckie Vlalate waren an den StraKenecken der Stadt und auf dem Lande bei'm Gerichlsgebaude und bei den WirtbSliäu ern angebracht; in ' schlechtem Sokschnitt sah man auch da neben das Bildniß des von der Behörde Verfolgten und konnte sich die Thatsache nicht leicht verhehlen, m es rn schöner, intereffanter Mann fei. Zur Zeit der revolutionären Be meaunaen im Lombardilchen war es, wo Ugo Guinaldi eine bedeutsame Rolle gespielt hatte; man oeyaupreie, er nein sei es gewesen, welcher das Volk gegen die Regierung ausgewiegelt, er wurde als Landesverräther betrachtet und war als solcher dem Galgen verfallen. Tau send Silbergulden hatte man auZge schrieben, um sich seiner zu versichern; er war, so glaubte man wenigstens, in einem der letzten Scharmützel zwischen dem Militär und dm Insurgenten ver wundet worden; eS hieß, dqg er in der Nähe von Valvason irgendwo verborgen sei, und an dem epheuumrankten fctMnbKnrint ttwfAfS 111 JltT RkslKlINN wMf.vpv""", 0- -rv"B der Grafen von San Vito gehörte, sowie an der Wirlhshauspforte waren die oben erwähnten Plakate mit feiten Lettern angeschlagen. Die Dorfbewohner standen umher und lasen diese Plakate; besonders jene hatten es sehr wichtig, die. auf dem Heimwege vom Markt begriffenen, mit offenem Munde zu den buntfarbigen Zetteln empor blickten, welche sie, des Lesens unkundig, doch nicht so recht ent ziffern konnten. Sie mußten sich damit begnügen, den Holzschnitt anzusehen, bis irgend Jemand sich ihrer erbarmte und ihnen den Tezt dazu vorlas. Dann schwirrten natürlich die ver schiedenften Bemerkungen über den In halt des öffentlichen Anschlages durch die Luft; vorherrschend war die Ansicht, daß die Summe eine recht namhafte sei und der Mann zu beneiden wäre, welcher sich dieselbe zu verdienen wüßte. simirh ISr nnr spin TOilft fniW Onorina, Deinen Zins zu bezahlen, wenn Du jenes Burschen habhaft wer den könntest !" sprach ein altes Markt weib zu einem ernsten Mädchen, das in ihrer Nähe stand. ; .Ja, gut thäte eS mir schon, aber ich möchte mir das Geld doch nicht verdic nen, möchte einen Mann nicht zu Tode hetzen, der muthig seine Ueberzeugung vertritt; er hat kein Verbrechen began gen, und ich will lieber arm bleiben, als einem Mitmenschen zum Galgen verhelfen!" Ja, ja, schöne Worte das Du brauchst auch kein Geld, weil Dein Vetter Toni Dich heirathet!" lachte das alte Weib, und die Umstehenden lachten mit, während daS ernste Müd chen sich mit thränenfeuchtem Blick ad wandte. Langsam schritt Onorina dahin; nach einer Weile fuhr sie sich mit dem Taschentuch über die Augen; denn,! wenn sie nach Hause kam, sollte ja die Mutter die Thränen nicht seyen. AIS sie ein Stück WegeS gegangen, öffnete sie eine weiße Gartenpforte und schritt über einen bekieften Weg einem zier lichen Haufe zu. ES stand am Eid gange deS Dorfes und hatte an der einen Seite ein paar bescheidene Wirth schaftsGebäude, welche offenbar dazu gehörten was aber in der Wirthschast geleistet werden mußte, das ruhte jetzt Alles auf Onorina'S jungen Armen; denn die Tage deS Wohlstandes hatten aufgehört zu fein, seit der Vater gestor den, und das arme Mädchen hatte genug zu thun, wenn es die Kuh füt terte, den Garten nach besten Kräften pflegte und die kranke Mutter wartete, s gut eS eben gehen wollte. Traurig dachte Onorina über all' Das nach und fragte sich besorgt, wo sie das Geld für die nächste halbjährliche Miethe werde hernehmen sollen; zu Michaeli sollte dieselbe bezahlt werden. Plötzlich zuckte sie zusammen, denn eS war ihr, als habe sie im Buschwerke, knapp neben sich, vernehmlich seufzen gehört den Athem anhaltend, horchte sie ja, da war eS wieder, dasselbe Geräusch, daS mehr einem Stöhnen, wie einem Seufzen glich. Onorina aalt als das muthigste Mädchen im Dorfe, weil sie im Dunkeln allein nach dem Kirchhofe ging, aber trotz ihres Rufes blieb sie mit ängstlicher Scheu flehen und horchte. Xie sonne war schon vor einer Stunde untergegangen, tiefe Stille herrschte umher: so diel aber stand fest. daß sie nicht in'S HanS zurückkehren durfte, bis sie nicht wußte, woher dieses Seufzen und Stöhnen herüberklinge. Und so rosste sie denn ihren ganzen Muth auf. bog die Zweige auseinander und sah in daS üppige Buschwerk hm ein. Zu ihrer Erleichterung bemerkte tu, daß nur in einzelner Mann da kauere, offenbar ein Verwundet, denn er trug den einen Arm in der Schlinge; ein weißes Tuch, an dem sich Blutflecken zeigten, war um seinen Kopf gewickelt; mit den Augen eine! gehetzten Wildes blickte er auf das junge Mädchen, und dieses zuckte einen Moment ängstlich zu lammen, dann ab trug das Erbarmen über die Hülflofigkeit bei Mannes den Eieg davon und, sich zu ihm nieder beugend, fragte sie: .Seid Ihr krank al fehlt Cuch?'. Der Mann richtete sich mühsam auf dem Elldogen empor und sprach leise: .Tritt näher in die Büsche, sonst sieht man von der Straße aus, daß Du mit mir sprichst!" Und was liegt da weiter daran ?" fraate Onorina achleliuckend. Der Mann lachte leise, dann sprach er: Was daran liegt? Man wird mich hängen DaS ist Alles ; vielleicht tti! Du'S den Leuten sagen und die tausend Silbergulden verdienen! mir ist nicht viel weiter daran gelegen; ich war irre geleitet, mein Leben ist ein verfehltes ! Nur, um aller Heiligen willen, gieb mir erst emen Trunk Waffer!" Die Erwähnung der tausend Silber gülden ließ daS junge Mädchen sofort an jenes Plakat denken, aber sie sagte Nichts, fondern lief in das Haus und kehrte gleich daraus mit einer Milch kanne' zurück. Ihre Mutter lag zu Bett und zwar oben in der Mansardenstube, und so brauchte sie Niemand Rede und Antwort zu stehen. Nachdem der Mann die Milchkanne an die Lippen geführt und dieselbe fast auf einen Zug geleert hatte, sprach Onorina ruhig : Seid Ihr Ugo Guinaldi, der auf die Soldaten geschossen und die Ka serne.in San Onofrio in Brand gesteckt hat!. Wer sagt Dir Das r Eine innere Stimme; aber Ihr habt von mir Nichts zu fürchten, ich werde Euch nicht anzeigen; wie seid Ihr hier her gekommen?" Der Mann schwieg still, ohne seine Identität zu leugnen oder zuzugestehen. und Onorina fragte ihn zum zweiten malt ; jetzt erst antwortete er : Ich habe mich tm Walde von 'an Vito versteckt, aber dort bin ich auch nicht mehr sicher, denn ein paar Kindersahen mich und zeigten mich an; nun wird überall gefahndet nach mir. Heute Nachmittag habe ich mich über die ml der hierher geschlichen, aber es gebrach mir an Kraft, weiter zu ckommen ; er schöpft sank ich hier zusammen und sagte mir, ich wolle bleiben und warten, ob der Zufall mir ermöglichte, daß ich ei, nen Trunk bekomme. Schon wollte ich nach dem Hause gehen und an die Barm Herzigkeit der Menschen appelliren, welche dort wohnen; plötzlich aber erfaßte mich wieder die Angst, und ich verbarg mich gier im Bu chwerk." Ein Glück, daß Ihr es gethan! Ein Glück daß Ihr nicht angepocht," rief Onodina, denn Mutter hüte Euch ganz gewiß ausgeliefert! Sie ist sehr erbittert gegen die Insurgenten! Ihr aber seid Iran! und bedürft der Pflege. Das Mitleid, daS aus ihren Augen sprach, brachte einen feuchten Schimmer in die seinen. Du thust besser daran, Kind, wenn Du mich meinem Schicksal überlässest und Dir das Geld verdienst. Ich sah das Plakat, al! ich über die Felder flüchtete, an einer Gartenmauer ange bracht." DaS Mädchen .schüttelte verneinend den Kopf. , Um den Preis eines Menschenlebens will ich mir kein Geld verdienen, aber hier dürft Ihr nicht verweilen. Wird Euch das Gehen beschwerlich?" Ugo lächelte melancholisch. Ein wenig, ja. Ich fühle, daß ich dem Ende nahe bin. UeberdieS wüßte ich auch nicht, wohin ich gehen sollte!" Ich wollte, ich könnte Euch in'S Haus bringen zu uns aber Mutter würde den Nachbarn bald AlleS offen baren!" ,,Jch danke Dir!" sprach der Ver mundete; eS that ihm so wohl, nachdem er eine Woche lang eS gemieden hatte, Menschen zu sehen, und von ihnen ge hetzt worden war, als sei er ein seltenes Wild, nun plötzlich den Ausdruck deS Mitleids und des Erbarmens in einem Paar menschlicher Augen zu begegnen. Laß mich ruhig hier liegen, ich werde mich vielleicht erholen, der Trunk hat mir sehr wohl gethan, und bei m Mo gengrauen mache ich mich dann wieder aus den Weg." Nein, hier bleiben dürft Ihr nicht! Ihr habt jetzt schon Fieder. und wenn Ihr die ganze Nacht da außen liegt, ist oas Euer heueret Tod. Ich bin daran gewöhnt." sprach Ugo ulnaldi mit so wehmüthigem Lächeln, daß daS Herz deS inngen Mädchens da, durch auf deS Schmerzlichste berührt wurde. Ihr sollt auf dem alten Heuboden uver dem Stall eine Unterkunft finden, wenn Ihr dort hinausklettern könnt." sprach sie plötzlich. Kommt, ich will euch veduifllch setn!" Onorina lief noch einmal zu der Gartenpforte zurück, um sich ,u über, zeugen, daß Niemand des WegeS daher komme, dann ihn halb in ihren starken Armen empor pedend, hals sie dem Mann das kleine Stück WegeS zurückzu legen. Ihr findet genug Stroh oben, um darauf liegen zu können, wenn ?bt nur im Stande seid, über die Leiter hinaus zu klettern, sprach sie, und eilte dann in da? Haus voran, um Waffer zum Waschen der Wunden zn zu holen. Ugo Guinaldi'S Augen folgten jeder Bewegung des Mädchens, als ob sie ein Engel gewesen wäre. AIS daS häßliche Tuch von feiner Stint entfernt war. da! trockene Blut von den Schlafen ge waschen, da konnte Onorina nicht um hin, ibrem Patienten mit lebhaftem Interesse in die Augen zu sehen: denn trotz der abscheulichen Wund.' die ihn entstellte, war Ugo Guinaldi doch ein schöner, zugn Mann mit krausem. schwarzem Haar und kühn gebogenen, üppigen Augenbrauen. Aus rein weiblichem Mitleid mit fei nem hülflosem Zustande hatte Onorina ihm beigestanden; nun aber, als der wilde, angstvoll gehetzte Ausdruck seiner Züge einein Lächeln der Dankbarkeit Platz gemacht, begriff das Mädchen. das jetzt, wo sie diesen Mann pflegen und verbergen könne, ihr das Leben mit einem Male inhaltsvoller erscheine, als eS ihr um eine stunde früher bor gekommen. Nach einer Weile, nachdem sie ihren Schützling sorgsam auf dem Stroh ge bettet, kehrte Onorina zu ihrer Mutter zurück und entschuldigte sich wegen ihrer späten Heimkehr; die alte Frau aber wunderte sich, wie leichtfüßig Onorina heute ihrer häuslichen Arbeit nach komme. Kind, Du siehst ja glücklicher aus, als es sechs Monate lang der Fall ge mesen. Gewinnst Du Deinen Vetter Toni lieber? Er ist ein ehrlicher, guter, großmüthiger Bursche, verspricht auch, meine Schulden zu bezahlen, wenn Tu nur erst verheirathet bist! Jammer schade, daß er Teinem Herzen nicht näher zu stehen scheint !" Wenn der alten Frau daran gelegen war. daS Klücksemvkinden in dem .fttr. zen ihrer Tochter auszulöschen, hatte ihr dies in gar keiner Weife besser gelingen können, als fo. Bei der ersten Nennung des Namens ihreS Verlobten war Onorina wieder ernst und bleich gewor den der gleiche Ausdruck der Trauer trat in ihre Augen, welcher dieselben gekennzeichnet hatte, als sie noch im Dorfe das Plakat gelesen. Und dieser Ausdruck wich auch erst am späten Abend, als ihre Mutter schon schlief und sie durch den Hof dem Heuboden' zuschritt, eine Schüssel mit Milch und Brod in der Hand tragend. Onorina und Ugo Guinaldi fanden, daß die Tage sehr rasch vergingen; der Mann erholte sich zusehend? bei der Pflege deS Mädchens; mit allerlei Hausmitteln hatte sie seine Wunden ersorgt, und dieselben heilten. Nie mand beachtete die häufigen Gänge Onorina's nach dem Heuboden, und ihr Kommen war stets der einzige Lichtstrahl in Ugo Guinaldi's trübem Dasein; zuweilen humpelte die kranke Mutter des Mädchens auf eine oder zwei Stunden in den Hof hinab und hinderte so einem Besuch aus dem Lew doden. Einmal sogar fügte es sich, daß sie die Tochter mit einer leeren Schüssel m der Hand über den Hos schreiten sah, aber das Mädchen hatte rasch eine Er klärung zur Hand. Gefährlicher ge, staltete sich die Situation, als Tonio eine Tages seine Braut besuchte und ihr in den Stall folgte, ehe sie es be merkte; von da an war Onorina doppelt vorsichtig und ging nie nach dem Heu boden, ohne sich vorher genau umzu sehen und sich zu überzeugen, ob die Mutter schlafe. Die Sorge für ihren Kranken wurde bald das interessanteste Ereigniß ihres Lebens. Es gab aber auch noch andere Tinge, welche daS Mädchen ernstlich bekümmer ten, so daS Herannahen deS Zinster minS; feit einem Jahre schon war man dm Zins schuldig, und wenn man dies mal nicht bezahlen konnte, hatte der Hausherr hoch und theuer geschworen, daß Onorina und ihre Mutter auch nicht einen Tag länger im Hause ver weilen sollten. Die arme Onorina wußte ganz gut,' daß das erforderliche Geld sich nicht auftreiben lasse, wenn sie nicht Tonio heirathe, der versprochen hatte, als Morgengabe für feine Braut diese Schuld zu bezahlen. Selbst bevor sie Ugo Guinaldi kennen gelernt, hatte Onorina eine Heirath mit ihrem rohen Vetter verabscheut jetzt dünkte es sie geradezu unmöglich, sich mit diesem Ge danken vertraut zu machen. Und doch wußte sie, daß, wenn sie sich nicht opfere, der Meierhof verkauft und ihre alte Mutter heimathlos auf die Straße hinaus geworfen werden würde. Nur die kindliche Liebe für diese Mutter war es ja, welche daS Madchen dazu veran laßt hatte, die Einwilligung zu dieser Heirath zu geben; sie wußte, daß es daS Herz der alten Frau, brechen werde, wenn sie gezwungen werden sollte. daS Heim zu verlassen, in dem sie von Jugend auf geweilt. Je näher der Michaeli Termin heranrückte, desto mehr zeigte sich in Onorina'S Zügen tiefe Betrübniß und Erregung. Ugo Guinaldi, der von Tag zu Tag kräftiger wurde, bemerkte dieselbe auch; aber eS währte lange, bis er daS Mädchen dazu brachte, ihm die Ursache ihrer Blässe und ihreS verstörten Aussehens zu errathen. Als sie ihm endlich all' ihre Sorgen offenbarte, lauschte er ihren Worten mit unzetheil km Interesse. ' Tu darfst jenen Mann nicht heira then !" sprach er bestimmt DaS war aber auch AlleS! Onorina hatte von ihm mehr Theilnahme erwartet, sie fühlte sich ein wenig verletzt, als Ugo umaldi aber das nächste Mal ihren Besuch empfing, kehrte er wieder auf daS Thema zurück, und eS machte den Eindruck, daß er ernstlich über dasselbe nachgedacht haben müsse, feit sie zuletzt dagewesen Würden sünshundert Silbergulden genügen, um Eure Schulden zu bejah, len, und Dich davor reiten. Deinen Vetter heirathen zu müssen?" fragte er. DaS Mädchen schlug die Bände lu- sammen. Fünfhundert Gulden mein Gott. damit könnten wir uns ja auch eine! zweite Kuh kaufen und wären davor gesichert, nicht so bald wieder in Der legenheit zu gerathen; wo aber sollte ich sünthundert Gulden hernehmen?" Ich habe selbst kein Geld bei mir. sprach Ugo Guinaldi langsam, aber in San Onofrio habe ich einen Freund, der. wenn mich Nicht Alles . tauscht, Dir daS Geld geben wird, wenn ich ihm einen Brief schreibe, ihn darum zu diiten." " Ihr sagtet aber. Ihr hättet keine Freunde in der Umgegend!" rief Ono. rina, die Augen weit aufreißend bei dem bloßen Gedanken an die Möglichkeit, daß ihr ein so namhafter Betrag gedo ten werden könne. Es klang wie ein Märchen, und athemlos hörte sie zu, wie Ugo (uinaldi fortfuhr: Mein Freund würde mir zur Flucht nicht behülflich sein, aber ich denke, daS Geld weigert er mir nicht. Kannst Tu mir Feder, Tinte und Papier verfchaf, fen. damit ich diesen Brief schreibe?" Onorina selbst benöthigte niemals Feder und Tinte, das Schreibmaterial mußte Alles aus dem Dorfladen herbei geschafft werden, und Ugo Guinaldi verwandte einen ganzen Morgen dazu, um den Brief so, wie er ihm richtig dünkte, zu schreiben. Am Nachmittag gab er ihn seiner treuen Pflegerin. Bringe diesen Brief dem Kavalier Giovani Galli in San Onofrio und sage ihm, daß Du auf das Geld warten wollest." Den Eavalien Giovani Galli dem Gerichtsrath? Wird Das aber nicht ge föhrlich fein, Ugo?" Der Mann schüttelte den Kopf. ,. Nein, Kind ; Du brauchst ihm nicht zu sagen, woher Du diesen Brief hast, oder erwähnst Du einfach, ein Mann habe Dir denselben im Walde von Val vason gegeben." Onorino nieste und nahm den Brief in Empfang. Willst Du mir nicht einen Kuß da für geben, mein Kind." fragte Ugo, und Onorina erröthete bis an die Haar wurzeln. Ich habe daS Geld 1a noch gar nicht in Empfang genommen," sprach sie mit verlegenem Lachen. Aber ich glaube, dan Tu Testen ge miß sein kannst, jedenfalls that ich mein möglichstes! Einen Kuß für meinen gu ten Willen, Onorina! Wer weiß, ob ich hier bin, bis Du zurückkehrst!" Du Erinnerung an die stete Gefahr, in welcher der Terfehmte schwebte, rührte sie, und sie bot keinen Widerstand, als er seinen gesunden Arm um ihre Schul, ter schlang und sie innig auf den Mund küßte. Leb' wohl, mein Kind!" Leb' wohl, Ugo!" In Onorina'S Augen standen Thränen, ohne daß sie gewußt hatte, weshalb, als sie von dem düsteren Heuboden herabstieg in den bellen Sonnenschein deS Hofes. Ihrer Mutter gegenüber fand sie eine Ent schuldigung sür ihren AuSgang und zog ihr bestes Sonntagskleid an, als sie sich auf den Weg machte nach San Ono frio. Dort angelangt, ging sie geraden WegeS auf das schöne stattliche HauS zu. in welchem der Gerichtsrath Galli lebte. Sie gab den Brief ab und wurde in ein elegantes Gemach geführt, indem man ihr Wein und Fleisch präseniirte. Onorina aber war zu schüchtern, um etwas zu sich zu nehmen, obgleich der heiße, staubige Weg sie müde gemacht und sie lange in dem stillen Zimmer warten mußte. Gegen Abend erst trat der Eavaliere Galli, ein dicker Mann mit rothem Gesicht, in daS Gemach. Ihre Mittheilungen sind richtig be funden worden, wollen Sie das Geld gleich mit sich nehmen ?" Wenn ich bitten darf !" antwortete Onorina knicksend, odschien sie nicht wußte, von welchen Mittheilungen er sprach.. Der Gerichtsrath legte eine Rolle Geldstücke vor fte auf den Tisch. Sie thun besser daran, nachzuzählen, um sich zu überzeugen, ob die Sache in Richtigkeit ist!" sprach er, aber das arme Kind war viel zu nervös und zu be sorgt, zurückzukehren und dem Manne zu danken, durch den ihr so unverhoffter Reichthum wurde, als daß sie sich Zeit genommen hätte, das Geld zu zählen. ,e steckte eS hastig ein und wandte sich nach einem erneuten Knicks der Thüre zu. Geben Sie Acht, daS Geld nicht zu verlieren!" rief ihr der llavaliere nach Onorina war eS, als schwebe sie im Traume dahin. Der arme, verwundete Flüchtling, den sie gepflegt und genährt, war ihr plötzlich zum Feenprinz gewor den, und hastig eilte sie heimwärts, nur darauf bedacht, ihrem Wohlthater zu danken. Als sie endlich das Häuschen er reichte, in welchem ihre Mutter wohnte, kletterte sie haftig vor Allem auf den Heuboden. Ugo!" sliislerle sie leise ader leine Antwort erfolgte, und als ihre Augen sich an die Finsterniß gewöhnten, sah sie, daß der Boden leer war. Besorgt kletterte si . wieder hinab, da bemerkte sie unten auf der letzten Stufe der Leiter Blutspuren. Zitternd lief sie in'S HauS und be gegnete ihrer Mutter auf der Schwelle der Küchenthüre. O, Tu haft ein großartiges Ereig niß versäumt denke Tir nur, Ugo Guinaldi. der Landesverrätber, war auf unserem Heuboden versteckt! Kaum zwei Stunden, nachdem Tu fortgegan gen. kamen die GerichtSleute und suchten ihn." .Und haben sie ihn verhaftet?" fragte Onorina leise. Richt lebend er riß einem der Po lizeisoloaten daS Gewehr aus der Hand und hat sich selbst erschossen doch, waS ist Tir. Mädchen ?" ' Als Onorina am Abend, von einem plötzlichen Gedanken erfaßt, das Geld zählte, welches Ugo Guinaldi'S Freund" ihr gegeben, fand sie, daß ei nicht fünfhundert, sondern tausend Sil bergulden seien. Die letzten Zttittdett eines Ver urtheilte. Bon H a r o l d ff i d. Mein Schicksal ist besiegelt," sagte er, und sllr mich giebt eS keine Hol ,1; nung mehr, ich mu ad chiieken m meinem Leben. In wenigen Stunden ist Alles vorüber, aber seid versichert, meine Freunde, daß ich niemals ge glaubt hätte, es könne so weit mit mir kommen." Wir haben ja auch nie an Deiner Unschuld gezmeiselt, sagten Mir, und Du siebst. eS verläßt Dich Keiner von uns in dieser schweren Stunde, darum zeige Dich als ein Mann " Oh", unterbrach er uns, ich fürchte mich ja nicht. Ob früher oder später, einmal muß eS ja doch sein, und auf das wie" kommt es nicht an ! Nein, es ist also nicht Furcht, aber ein seit sameS Gesllhl, eine schauernde Frage, wie wird eS dort sein,' in dem anderen Leben?" Und er fiel in dumpfes BrUten. Wir thaten alles Mögliche, um unse ren Freund, der jäh und auf so grau saine Art uns entrissen weröen sollte. wieder aufzurichten. Jeden Wunsch suchten wir ihm förmlich von den Augen abzulesen. ttomm", sagten wir. sieh , wir haben Dir daS Beste gegeben, was wir Dir bieten können, und wir zeigten auf die Speisen, die zu ihm hereingebracht worven waren und die seine Lieblings speisen waren. Er schauerte zusammen. Die Henkersmahlzeit !" flüsterte er. Dann setzte er sich, seine Muth und Hoffnungslosigkeit gewaltsam abschüt telnd, zu uni und aß. Aß, wie einer, der nicht weiß, was er thut. Maschinen mäßig säst. Dann schob er die Teller zurück und holte ein Tina aus der Tasche, ein Ding sag' ich Euch, . . . doch warum oll ich S Euch nicht sagen: seine Pfeise. ' Wehmüthig betrachtete er sie. Seht Ihr. JungenS." sagte er, nichts wird mir so schwer. IS der Ab schied von dieser meiner Freundin, die mir so oft in schweren Stunden eine Trösterin gewesen. Meine letzte Pfeife!" Und eS war. als zitterten Thränen in seiner Stimme nach. Die letzten Rauchwolken, die ich ihr entlocke ! Site letzten !" Mir seieriiqer Wehmuih sieaie er seine Pfeife in Brand, mit feierlicher Anvachk zog er den Rauch in ftch ein und slietz die Wolken langsam von sich. als könne er ftch nur zögernd davon trennen. Er wurde bleich und feine ippen zitierten. Die letzte Pfeife I" kam es stöhnend aus seiner Brust, und plötzlich wie eS kam, ich weiß eS nicht aber plötz, lich entglitt die Pfeife seinen Lippen - sie fiel, und in Scherben lag sie auf oem voen i r aber starrte aus diese Scherben mit einem Blick, den ich nie vergessen weroe. Dann stand er auf. Mit einer Sand fuhr er sich glättend über die Stirne und durch das wirre Haar. Das ist der Anfang vom Ende," flüsterte er und streckte uns feine Hände entgegen, die wir erschüttert ergriffen und drückten Am nächsten Morgen trat er den schweren Gang an. Er war blaß und gefaßt. Der Priester ging ihm zur Seite und redete liebevoll auf ihn ein. Wir folgten. Noch einen beredten Blick warf er uns zu.... den Abschied für ewig, dann stieg er die Stufen hinan die Stufen zum Altare und ließ sich mit Miß Meredith trauen Hn schlauer Professor. Im Magdalenen Gymnasium zu D. läutete der alte Schul Pedell die sogenannte grosze Frühstückspause an. Aus lamminqen lassenzimmern scholl sofort der übliche Lärm und die gestrengen Henen Professoren begaben sich iqieunign in vaz ehrwürdige Leh, rerzimmer. um, bei anregendem Ge sprach die mitgebrachten Buitersem meln verzehrend, sich für die noch vor ihnen liegenden Unterrichtsstunden u stärken. Draußen wirbelte der Schnee in dicken Flocken, drinnen im Zimmer war es behaglich warm und die in der Nähe der Feuerung sich benndenden Platten des alten, eisernen Ofens waren dank dem reichlich zur Verfügung stehenden Brennmaterial rothglühend geworden. Sinnend stand der klassische Philo soph, der grundgelehrte Tr. Stiefel, vor dem Ösen und starrte ihn undeweg lich an. .Na Stiefel." sagte der Mathema tiker und Phzsiklehrer, der gesürchtete Professor Schnauzer. Tu freust Tich wohl über die rothglühenden Tinger da?" I .Gewiß." sagte Stiefel. eS ift aan, kolossal. Da Zeug muß ja ganz ent setziiq vtiB lein. Nicht halb so schlimm.' entgegnete Schnauzer, wenn Tu mir eine Mark giebst, lecke ich daran." Stiefel sah ihn mit großen Augen an. .Ich wiederhole Tir. wenn Tu mir eine Mark giebst, lecke ich daran." , Stiefel'S Augen wurden immer größer, er schaute mit einem gewisse Grause auf den kühnen Kollegen. Inzwischen halten die anderen Sol legen, aufmerksam geworden, eine KreiS um Beide gebildet. Wenn Du mir ein Mari giebst, lecke ich daran," sagte Schnauzer beden tnngSvoll zum drittenmale. Im Innern deS äußerst sparsame Stiesel wogte ein heftiger Kampf. Aber schließlich siegte doch die Neugierde über die Sparsamkeit. .DaS möchte ich doch sehen," sagte er, langte eine Mark aus der Tasche und übergab sie Schnauzer. Schnauzer nahm dieselbe und leckte an der Mark. Und mit den Worten: Die soll mir bei'm Abendschoppen wohl thun," steckte er sie vergnügt ein und verließ mit einem teuflsichen Lächeln das Zim mer, den ganz bestürzten Stiesel unter den laut lachenden Kollegen zurücktas. send. Der Elephant im Theater. Auf dem Theater zu Marseille pro duzirte sich im Jahre 1833 der Elephant Kiouny, welcher auch in Paris und Lyon große Sensation gemacht Int. Dieses Riekentheir war Eigenthum der Gebrüher Maffey. Wie sie es angefan gen, ihn für das Theater auszubilden, haben sie in einem Buche beschrieben. DaS Stück, worin Kiouny auftrat, führte den Titel: Kiouny, der der Elephant und der Page." und eS hatte nur insofern Werth, als es die wunder bare Gelehrigkeit des gewaltigen ThiereS darthat. Die schwersten und schönsten Leistun gen Kiouny's waren erstlich die Be freiung seines Herrn aus dem Thurme, wobei er ihm eine Feile hinaufreicht und dem schlafenden Wächter auf sehr listige Weise die Schlüssel stiehlt; sodann war der Tanz deS schwerfälligen ThiereS in dem Hochzeitsreisen, sein Kampf mit der Schlange und sein Niederfallen unter dem Gewehrfeuer der Verfolger beson derS bewunderungswürdig. Die schönste und rührendste Szene aber war unstrei tig die deS letzten Aktes, wo seine Herrin jammernd ihr kleines Kind- suchte, das sie im Walde verloren. Da erscheint im Hintergrunde der treue Kiouny. Mit seinem Rüssel trägt er das Mädchen, das nach der Mutter ruft. Ein Bach hemmt des Elephanten Schritt, er reibt einen Baum aus der Erde, legt ihn als Brücke über das Wasser, schreitet auf dem schwachen Steg hinüber und legt das Kind in die Arme seiner Mutter. Ein langn, rauschender Beifall folate diesem Kapitalstück. Das Riesenthier trat einige Schritte vor und schaute das Publikum mit seinen klugen Augen an. ES schien gar wohl eine Ahnung zu haben, daß der stürmische Applaus der Menge ihm galt. Kiouny'S ganze Darstellung war tresflich; immerhin erschien er zu rechter Zeit auf der Bühne und trat allein auf und ab, ohne Führer, blos dem Zuge feines getreuen Gedächtnisses folgend. Nur einmal erlaubte sich das tteue Thier zum Scherz ein wenig zu extempc risiren. Es näherte sich dem Musik Direktor, der auf , seinen erhabenen Standpunkte gravitätisch den Takt schlug, guckte in sein Notenbuch und schien nähere Bekanntschaft mit ihm machen zu wollen. Der Musikdirektor, über den unerwarteten Besuch ein wenig verblüfft, versetzte dem neugierigen, großnafigen Herrn mit dem Fiedelbogen einen Klaps aus den Rüssel. Zum Glück nahm der Elephant diese Zurechtweisung mit guter Art auf und ließ den unhöfli chen MufikuS ferner ungeschoren. ule nftcllung. Der österreichische Staats Kamler Fürst Kaunitz machte einst eine Reise durch Baiern und mußte mehrere Stun den im Wartezimmer einer Poststation auf frische Pserde warten. Nach kurier Zeit traten mehrere Handlungsreisende in das Zimmer und ließen sich an dem selben Tische, an dem der Minister saß, nieder. Es entspann sich ein allge meines Gespräch; ein ieder rübmte sein Geschäft, bis sich einer der Handlungs reisenden an kaunitz mit den Worten manote: snischuldigen Sie, mein Herr, sür welches HauS reisen Sie eigentlich?" Für ein ziemlich großes," erklärte der Minister lächelnd, .für das HauS Oesterreich." v XaMer's tage. ' In einem kühlen Grunde. Ta steht ein Damenrad. Mein Liebchen ist verschwunden, DaS drauf gefahren hat. Sie hat mir Treu versprochen. Wir radelten zu Zwei'n; Sie hat die Treu aebrocken. Jetzt radle ich allein. Ich möcht' als Champion reisen Weit in die Welt hinaus. Und meine Kunst beweisen. Doch mach' ich mir nichts draus. Weit, weit in fernen Landen Mein Liebchen wohl spaziert. TaS jüngst auf einem Tandem Ein Andrer hat entführt. seb ich ein Tandem kabren. Dann ist'S um mich geschehn. ch. einen grotzeren Narren Hat nie die Welt gefeh'n. Z lkeater. Hausbesitzer zu seiner Frau, die leb haft applaudirt). .Klatsch doch nicht so auffallend, athi.. .. die Leute meinen sonst, wir haben Frei-Bille I"