vertauschte Rollen. JloiifKdlc von Arthur T i i rf. Dann will ick Dir daS 'nial ortent lich erzählen," sagte mein Freund HanS laaffen, als er kürzlich nach langem Feriisein wieder einmal in Geschäften 011 Buenos AireS herüber" gekommen mar und ließ stch von mir sein GrogGlaS srisch füllen;' denn es war bitter kalt und vor den Fenstern wirbelte ein schaudervolles Getümmel von Schnee, Reaen. Wind und Hagel. Und weißt , Du. Dicker, wenn Du 'mal davon was in Deine Geschichten bringen willst, die manchmal für die Zeitungen chreil'st. dann thu' da? nur. Vielleicht Mit da den Einen oder die Andere vor r.llju langwierigen Verlobungen zurück, renn die taugen nun 'mal nichts, und jeder hat dabei nicht so'n Glück wie ich. Also waS ich sagen wollte. . . . Ich war ja noch ein ziemlich grüner Kerl, als ich mich damals mit Marie SenderhunS verlobte. Aber so grün ar ich doch nicht mehr, daß ich nicht gewußt hätte, waS eS heißt, einem Madel fein W?rt geben. Sie war ja auch so reizend damals ! Eine sichte Holsteinerin, blond, groß, kräftig und hübsch und so ungemein verständig mit ihren neunzehn Jahren ! Ich hatte fte in einem Winter kennen gelernt, wo ich, um den letzten deutschen Fasching auszunutzen, so recht eifrig auf alle Feste lief, die in Kiel vom Stapel gelassen wurden. Du weißt ja, daß ich damals im Begriff war, nach Argen tinien auszuwandern, wo ich hoffen durste, in kürzerer Zeit als hier zu einem Vermögen zu kommen? mein braver Onkel, bei dem ich bis dahin ge lebt, hatte aller Welt erzählt, daß mich in Buenos Aires die herrlichsten Aus- sichten erwarteten und daß ich, ein so lides, kaufmännisches Talent", dort in aller Kürze meinen Weg machen und ihm all seine erzieherischen Bemühun qen um mich reichlich belohnen würde, Kein Wunder also, daß man mich häufig einlud und so mancher freund liche Blick aus schönen und noch mehr aus schwiegermtttterlichen Augen mich traf. Marie und ich waren sehr bald einig miteinander, zuerst nur im Herzen, dann auch, mit Wort und Handschlag. Sobald ich drüben einen behaglichen. eigenen Herd haben würde, wollte ich sie nachkommen lassen, ganz gleich, ob vier, fünf oder noch mehr Jahre darüber hin' gehen würden. Was find Monate. waS find Jahre!" dachten wir in unserem LebenSenthu flaSmuS. Nun also, ich reiste ab, die Augen voll Waffer und daS Herz voll Jammer, denn ich konnte den verzweifelnden Blick meiner Marie nicht loswerden, mit dem sie nach einer letzten, schmerzlichen Umarmung mich gehen ließ. Immer klang mir daS Lied von Lenau durch den Sinn: Nie soll weiter sich in'S Land Lieb' von Liebe wagen, AIS Du blühend in der Hand Kannst die Rose tragen. ?!un kann man zwar heutzutage blühend in der Hand' ganz gut eine Rose im Eilzuge beträchtlich weit tra gen; aber von Kiel bis Südamerika, , , Jedenfalls war mir kreuzelend zu Muthe auch als die Seekrankheit schon hin ter mir lag, und ich saß halbe Tage immerfort in der Kabine, ihr Bild in der Hand, und ftudirte ihre sanften Züge. Würde sie mir treu bleiben? Würde sie, die Vielumwordene, in der langen langen Trennungszeit nicht einen Ande ren finden? Selbstverständlich entwickelte sich zu nächst zwischen uns eine eifrige Corre spondenz. auS der ich alle Gefühle und auch die meisten häuslichen Erlebnisse ersuyr, oe Marie raren. Zum Bei spiel hatte sie gleich in den ersten Tagen ihn Schwester, ein naseweises Ding von ib Jagren, m unere beimilche Vev lobung eingeweiht; die Eltern wußten icyon voryer vavon. Der Backfisch war in Entsetzen ge rathen. Was?" hatte sie mit aufgehobenen Händen gerufen, so viele Jahre ver lobt sein? Und immer mit demselben?! Da? ist ja garnicht auszudenken !" Aber Marie hatte ihr in stolzer Würde den Rücken gekehrt und ihr ge sagt, daß sie eben wahre Liebe und Treue nicht verstehe, weil sie sie nicht kenne. .Und Du etwa?" hatte das vorlaute Ding gefragt. .Du kennst doch auch höchsten jetzt die Liebe aus Erfahrung, aber die Treue noch lange nicht !" Solche und ähnliche Scharmützel be richtete mir Marie des Oesteren in ihren Briefen, nicht ohne jedesmal fchttjend hinzuzufügen, daß wir beide, sie und ich, deffer wüßten, woran wir seieil. Na, und so ging das weiter. Jahr für Jahr. Wenn man sagt, daß die Ehe das Grab 0 Liebe sei, so ist da natürlich schändlich Verläumdung, eine Pro fanarion unserer heiligsten Jnftituti. iien. Ader daß eine lange Trennung nicht gnade ein Treibhaus für die Liebe jft, da steht bombenfest. Räch und nach, so ganz langsam und unbewußt, begannen meine Geschäfte und neue Jntereffen mein Herz mehr anzufüllen als Marien Bild. Wenn ich sage neuk Jntereffen, f meine ich zunächst damit nicht etwa schöne Damm, sondna das fremde, südliche Leben, die ungewohnten Menschen, die andere D seinsweise überhaupt, die nun schon an- ring, in mein Blut überzugehen. Allerdings die SüdamerikaneriNl neu waren ja auch außerordentlich schön Da war besonders eine Familie cm- tez die Mutter Deutsche, der Vater Spanier deren Töchter alles an Liebreiz vereinten, was überhaupt nur an Weidergeftalt verschwendet werden konnte. Be anders die eine Margitta Zuerst, als ich mit ihnen bekannt wurde, verkehrte ich in der ungezwungen nen, vertraulichen Art mit ihnen, die ein Bräutigam so locht genießt. Man wußte, ich war verlobt, man konnte deshalb den jungen Damen keine Flirtation" vorwerfen, wenn sie mit mir scherzten, und mau konnte mich in'S Haus ziehen, ohne gleich zu allerhand Vermuthungen Anlaß zu geben. Ich war zu jener Zeit schon vier Jahre in Buenos, ich prosperirte, hatte bereits den so hei ersehnten, eigenen Herd, aber merkwürdig ich empfand gar nicht die brennende Eile von srllher, Die- sem Herde meine blonde Hausfrau vorzuführen: Wer vermag etwas gegen sein Schicksal! Das meine ward Margitta. Ich war damals fünfundzwanzig Iah alt. und die ivnge Schönheit vev kehrte mit mir mit einer so süßen Art der Ungebundenheit, die wunderbar ab, stach gegen den kühlen Stolz, mit dem sie andere junge Herren behandelte. Natürlich ich war ja schon verlobt Ach, es ging wie in dem Storm'schen Gedicht: Sie wußte nicht, eS konnte zünden." Und es zündete, ta es zün dete so, daß ich ganz verzehrt ward von dieser verbotenen Nahrung und noch mehr von dem Kampf zwischen meinem Herzen und meinem Ehrgefühl, denn um daS Unglück voll zu machen denke dich an meine Lage ich hatte zwei Mo- nate vorher, noch ehe dies Schaden- feuer thatsächlich in mir zum Ausbruch kam. an Marie geschrieben, daß ich nun bereit sei, mein Wort einzulö en. Zu jener Zeit nämlich kehrte eine in Buenos Aires ansässige Dame, Frau Brandt, nach Südamerika zurück, die vor etwa einem halben Jahr ihren Sohn ssranz, den jüngeren Partner des alten Santez, auf einer Tour nach Deutsch- land begleitet hatte. Frau Brandt war Bremerin und Marie kannte Verwandle oon ihr in Bremen. So machte der Anschluß an die ältere Dame ihr keine Schwierigkeiten, und sie antwortete mir, daß sie käme. Der Brief laugte natürlich erst kurz vor lyrer eigenen Ankunft an und ver setzte mich in wahre Höllenqualen. Denn allmählich ward mir schauderhaft klar, daß ich ja auf alle Fälle ein Schurke werden mußte! Entweder ich heirathete Marie und wurde ihr Gatte mit der sündigen Liebe zu einer Andern im Herzen, oder ich brach ihr mein Wort und freite Margitta. Daß diese allgemach in ihrem Herzen ein anderes als nur schwesterliches Ge fühl für mich entdeckt hatte, war mir aus taufend kleinen Anzeichen offenbar geworden und vermehrte meine Qual, Marien'S Briefe waren übrigens ebenfalls ganz anders geworden, als ihre ersten, feurigen Episteln. Sie deutete hier und da an, daß sie um meinetwillen einen neuen Bewerber heimgeschickt habe, und zuvieilen wollte eS mir scheinen, als klänge ein leiser Ton deS VorwurfS über ihre lange Ein famkeit heraus. Näher und näher kam inzwischen daS chiff, das die Erwartete brachte. Aus demselben Dampfer kehrte mit der Mutter auch Franz Brandt, der schon quasi als der zukünftige Schwieg son seines AffocieS und als versproche ner Bräutigam der schönen Margitta galt. Wenn ich an diesen jungen Herrn dachte, so drehte sich mir daS Herz im eive. Wenn wenn auch iq im Begriff war, Margitta aufzugeben, um mein Wort einzulösen, so schien eS mir doch unerträglich, daß sie AehnlicheS thun und einen Anderen heirathen sollte. Man wird Egoist, wenn man verliebt ist. DaS Schiff war schon gemeldet, und ich brachte die letzte, bittersüße Stunde mit meinem .Schicksal" zu, und zwar geschah dies in einer gemauerten Laube im Santez'schen Garten unter Blüthen bäumen und Rofenbüschen bei paradie fischem Wettn. Margitta saß auf einer Bank, die ei nen Ausblick weit in'S Land hinein bot, und schaute still vor sich hin. Ihre schwarzen Brauen waren leicht zusam mengezogen, und um ihre granatrothen Lippen grub sich ein fast zorniger AuS druck, denn ich hatte eben von Marie und meiner bevorstehenden Vermählung gesprochen. Und Sie Margitta?" fragte ich. Wann gedenken Sie zu heirathen?" Sie warf mir tinen räthselhaften Blick zu und bewegte verneinend ihren Zeigefinger hin und her. .Wie?" rief ich außer mir, .an ihre spanische Gestensprache schon gewöhnt. Sie wollen nicht heirathen ? Und Franz Brandt, der in einigen Stunden hier sein wird ?" .WaS geht mich Franz Brandt an!" fuhr sie aus. .Sie wiffen sehr wohl, daß ich ihn nicht liebe." .Margitta," fragte ich zitternd, ist das wahr? Sie lieben ihn wirklich nicht?" Nein, Herr Claassen, ich liebe ihn wirtlich nicht und Sie sollten der Letzte sein, der mich darnach fragt." Dabei warf sie mir wieder einen Blick auS ihren schwarzen Augen zu. die jetzt voll Thränen standen, einen Blick! Um meine Faffung war eS ge fchehen. Ich stürzte ihr zu Füßen, umklam. merte ihre Kniee und überschüttete sie mit LiedeSworten, tollen, lange zu rückgehaltenen Strömen von Worten Sie aber neigte fich über mich, nahm meinen Kopf zwischen ihre beiden Hände und sagte: .Und warum denn sollten wir un glücklich sein. Hans?" Warum? Mein Gott, Margitta, Du weißt doch, daß in der nächsten Stunde meine meine Braut hier eintrifft! Und ich darf doch mein ihr ge, gebeneS Wort nicht brechen!" Sie stand auf und schüttelte ihre schwarzen Locken zurück. .Nein!" sagte sie Plötzlich mit der ganzen Grandezza ihres väterlichen Stammes. Du Geliebter, sollst ihr Dein Wort nicht brechen, sie soll es Dir von selbst zurückgeben." .Margitta. was haft Du vor ? Be denke doch, das arme Mädchen würde ja vor Beschämung nie wieder nach Deutsch- land zurückkehren können! Ich muß, ich muß sie heirathen." Dabei rang ich die Hände in Ver zweiflung. Beffer zu früh als zu spät soll sie erkennen, daß ich Ihr Dein Herz ge nommen habe. Bleibe hier im Gar ten, ich selbst will gehen, sie zu empsan gen." Ader das litt ich natürlich nicht. Und da die Zeit drängte, verließ ich jetzt meinerseits das HauS mit dem Ver sprechen an Margitta, Marie zunächst noch nichts von baldiger Hochzeit der dergleichen zu sagen. Mir wirbelte der Kopf. Während ich zum Hafen fuhr und mir in ohn mächtiger Wuth vor die Brust schlug, daß ich noch in der letzten Stunde schwach geworden war, tönten mir doch wie himmlische Musik Margitta's Lie besworte in den Ohren, berauschte ich mich noch nachträglich an dem Dust lyrer Usse. Im Hafen legte eben das kleine Dampfschiff an, das die Paffagiere des großen Amerikafahrers an das Land brachte, und die Fahrgaste harrten am Geländer der Erlaubniß zum Ausster gen. Aeng tlich suchte ich mit den Augen Marie. Ich sah sie zunächst nicht. Oder doch? Dort die Dame, die mir den Rücken zuwendete und in ihr Taschen tuch weinte, während vor ihr ein Herr wayryanig ritz Brandt ! ne zu trösten schien, die war nach Gestalt und Haarfarbe meine einst so heißgeliebte Braut. Franz Brandt ermähnte sie augenscheinlich zur Ruhe und Faffung (was in aller Welt hatte sie denn jetzt zu weinen?) und unterstützte seine Reden, indem er ihr die Locken aus der Stirn strich. Ich traute meinen Augen nicht ! Aber doch hatten sie mich nicht at täuscht, denn resolut schob jetzt Brandt ihren Arm durch den einen, wandte sich dann der Brücke zu und zog fte mit fich fort. Frau Brandt, die ich jetzt erst bemnkte, folgte den Beiden mit einer wunderlich beklommenen Miene. Franz hatte mich bereits gesehen und steuerte jetzt direkt aus mich zu. Marie war, wie ich durch ihren Schleier sehen konnte, so weiß wie ein Stück Papier, ayer war mein erster Gedanke und meine erste, höchst unpoetische Frage, ais ne herangekommen waren: Ist Fräulein Senderhuus noch see- krank?" Und dabei streckte ich nur mechanisch eme yanb aus, anstatt fte als unge duidiger Bräutigam stürmisch zu um- armen. .Nein." sagte Brandt mit fester i&timme, aver es ist ihr ein anderes Unglück pasfirt das heißt, für mich bedeutet es das höchste Glück und es ist beffer, Sie erfahren eS gleich, Herr Claaffen : Ihre Braut ist nicht mehr ge onuen, Sie zu beiratben." Ich warf die Arme hoch ,n die Luft vor Ueberrafchung und dann, ohne Rücksicht auf das Publikum, fiel ich Franz Brandt stürmisch um den Hais, Men ch!" rief ich, .Marie ist das denn auch wahr?" Scheu traten die Beiden, die immer noch Arm in Arm standen, zurück: augenscheinlich hielten sie mein Beneh men sUr einen plötzlichen WabnttnnS ausbruch. Ich ich verstehe Dich nicht." murmelte Marie, die nun offenbar allen Muth zusammennehmen mußte; ich dachte ich meinte, ach Gott. HanS, eS ist so lange her, daß wir uns kannten und inzwischen in vier Iah ren kann man sich wohl ändern, und dann lernte ich in Bremen Franz kennen " Dunkle Röthe trat ihr in's Antlitz, mir abn ward der ganze Zusammen hang blitzschnell klar. Franz und Marie hatten drüben an fich dasselbe Wunder und wahrscheinlich auch dieselben Kämpfe erlebt wie inzwischen Margitta und ich. Also .Und auf der Ueberfahrt haben wir unS gefunden." vollendete Brandt ihren Satz. Und da sagte ich Marie, eS fei am Ehrlichsten und Tapfersten, wenn wir tS Jhnm gleich sagten: Falls Sie fich abn deshalb mit mir zu schießen wünschen, Herr Elaassen " Ich denke ja gar nicht daran!" schrie ich. Ja, ich schrie in meiner unsag barm Freude ganz laut: .Marie Brandt, auch ich habe ein Geftändniß abzulegen und zwar ganz dasselbe ich habe eingesehen, daß ich Margitta San tez lieb habe diel zu lieb, um eine Andere heirathen zu können! Herr gott, ist das aber ein Glück, daß fich das Alles so wunderbar fügt I. . . . Seht. dort kommt schon Margitta selbst Wirklich sprang soeben mein hoch sinnige? Lieb von ihrem Wägelchen; die Unruhe hatte sie doch zu Haus nicht ge duldet. "Changez les dames!" rief in übersprudelnder Laune Franz Brandt. Claaffen, das ist bei Gott mehr Gnade, als wir Beide verdienen, nicht wahr, Mutter?" Frau Brandt stand in stummem Entzücken bei dieser aufgeregten Scene, die viel beffer in den letzten Akt eines Luftspiels hineingepaßt hätte, als in das exotische Getümmel des großen Ha fenplatzes. Wenig fehlte, so hätte die würdige Dame segnend ihre Hände über die beiden Liebespaare ausgestreckt. Sie that es daslir ein paar Wochen später, als wir unsere Doppelhochzeit feierten. Der Reigen des Lebens hat uns auch späterhin nicht diese Extratour bereuen lassen, bei der wir die Damen gewechselt hatten! DaS aber sage ich Dir, alter Junge, immer läuft die Sache nicht so glimpflich ab; und deßhalb rathe Du allen vernünftigen Leuten, fich nicht eher zu verloben, als bis fie auch in ab fehbarer Nähe die Hochzeit vor fich sehen. DaS ist Deine Pflicht, wenn Du meine Geschichte erzählst, und dann hat sie auch gleich eine moralische Pointe!" Mein erster kandgang. Von R, Wcg, Wie verlockend sah die Stadt aus, mit ihren hellen Häusern, den zahllosen Tempeln, den reichoergoldeten Thürmen und den schwankenden Palmen am Strand, die ihre feingegliederten dun kelgrünen Wedel leicht in der Seebrise hm und herbewegten. Das Herz ging mir aus beim Anblick all dieser Herr- lichkeiten, die in ihrem fremdartigen Reiz mich mächtig anzogen und mein 'Verlangen, sie in der Nähe zu be trachten, mich in das bunte Gewühl der fremdartigen Z,!enschenmenge zu mischen, aufs Höchste steigerten. Dann hatte mir auch mein Freund Hans so viel Sonderbares und Interessantes er zählt, das meine Neugierde weckte. Er hatte Urlaub bekommen; für einen Leichtmatrosen war das schon felbftvev andllch. Ich aber war erst Kaillten Wächter und machte meine erste Reise zur See, da darf man nicht den großen Anspruch erheben, daß Einem der Her- zensmunsch eines Landurlaubs erfüllt werde. Wie sollte ich nun aber, wenn ich erst wieder zu Hause angelangt sein würde. von all' den Herrlichkeiten erzählen, wenn ich sie nicht selbst gesehen? Bon einem Menschen, der in China gewesen ist, er wartet man doch, daß er Interessantes zu berichten weiß ! Dem Hans konnte ich doch Nicht Alles aus sein Wort glau den; er flunkerte gern, das wußte ich Flunkerei war auch die Geschichte mit dem Maulesel, der in SantoS als Post böte benutzt werden soll, an die HauS- thüren mit dem Schweif schlage, worauf die Bewohner herauskommen und die Briefe aus dem ihm umgeschnallten Korbe entnehmen. Wenn ich Dergleichen zu Haufe erzählen wollte, so würden mich selbst meine Schwestern auslachen, und dazu war ich doch nicht zur See ge gangen, damit solch' dumme Frauen zimmer sich nachher noch über mich luftig machen sollten I Den Vnsuch wollte ich doch wenig- ftenS wagen, und mir Urlaub erbitten, Am nächsten Sonntage, nachdem ich den Frühstückstisch abgeräumt, faßte ich mir ein Herz und trat zum Kapitän. Die Hoffnung, meinen Wunsch erfüllt zu sehen, war nicht gerade sehr groß, und etwas gepreßt kam eS heraus : Capitän, darf ich heute Nachmittag an Land gehen?" Ob der Alte" nun schlechter Laune war, oder od ihm die Bitte überhaupt alS unpassend ers-hien, kurzum, er fer tigte mich barsch ab mit den Worten Jungen geh n anS Land, wenn der Großmast geht." Die Redensart, die ich an Bord so oft schon gehört habe, ärgerte mich, und halb gegen meinen Willen flog mir die Antwort herauS: Ja, Capitän, dann will ich wieder anfragen !" ES war ein Glück, daß ich mich in der Nähe der Ca ütsthüre befand. Ehe der Schiffs- Patriarch darüber nachdenken konnte, ob n die Antwort auf Rechnung einer un- erhörtkn Vorwitzigkeit odn aus allzu, große Naivetät schreiben soll, hatte ich das Deck reicht. -ES war vorstchtiqn. weiteren Erörterungen übn diese Frage auS dem Wege zu gehen, denn gegen die .schlagenden" Argumente meine? Herrn hätte ich doch nicht anzukämpfen vermocht. Aus Deck fand ich meinen Freund HanS, der fich eben wieder zum Land gang rüstete. .Nun darrst lu mit an anvv .Nein ! Tn Alte sagt, ich solle an Land, wenn dn Großmast geht da werde ich wohl noch lange warten ISn nen. Wn weiß?" ries mir m-nn Freund lachend zu, während n schon im Begriff war, ins Boot zu steigen. Bnlaß Dich aber daraus, ich erzähle Dir Alles genau." Mein lkummn war zuerst gro. abn die All heilende Zeit ließ die Wunde nach und nach vernarben. Wieder war eine Zwischenreise zu Ende, und dn .Graal" log im Hafen von Taka. Es war im Monat September, und wie ich den Capitän zu dem Steuermann sagen hörte, stand der Monsunwcchsel bevor. Nach den niedrigen Barometer stände sei nicht nur schlechtes Wetter, sondern auch leicht ein Taifun zu er warten. Ein Taifun, das war noch wenigstens eme Avwechsttung. wenn auch nicht gerade eine angenehme. Mein Freund HanS. dem ich die Neuigkeit erzählte, lächelte zwar ungläubig. Er war von der Aussicht auf einen solchen Sturm nicht gerade erbaut: gab eS doch dabei Arbeit in Hülle und Fülle. Gegen Mittag verdichtete sich die Luft. E begann zu regnen, erst mäßig, dann aber bald in Strömen. Der Capitän hatte mit dem Steuermann eine kurze Unterredung. Dann kam Letzlerer aus Deck und befahl die Vorkehrungen zur Sicherung des Schiffes zu treffen. Die obersten Rasen wurden an Deck genom men und die Stengen gestrichen, damit der Wind möglichst wenig Oderfläche finde, um sich darin zu fangen. Dem strömenden Regen folgte Wind, erst in einzelnen kurzen Stößen einfallend, dann anhaltend mit stets wachsender Stärke. Der Taifun fetzte mit voller Kraft ein und brüllte sein schauerliches Lied. Das Waffer zischte und sprang wie in einem Hexenkessel zur Höhe und überschüttete das Schiff mit schäumen, den Küssen. In dem wilden Auskiihr der Mlur wurde der Graal" hm- und hergeschleudert. Die ,Ankerkctten klirr ten und krachten, wenn das Schiff wie eine Nußschale in die Höhe geschleudert ward und dann in die Tiefe hinabschoß. Der Schiffsrumpf ächzte in seinen Fugen, die Masten krachten und krächz- ten, als der Taifun fie wie dünne Bin fen bog und zu brechen versuchte. Oben im Takelwerk heulte und pftff, klap- perte und zitterte eS als ob von unsicht baren Händen unS der Todtenmarsch aufgespielt würde. Glücklicherweise widerstanden die Anker und Kelten dem ungeheuren Drucke, der aus ihnen lastete, der Taifun häte sonst hier dem Graal" und feiner Mannschaft daS Grablied gesungen. Am nächsten Morgen hatte sich das llnwener verzogen; der Himmel sah zwar noch drohend aus und im Hafen rauschte noch immer die Brandung, aber dn Wind mar abgeflaut und auch die erregten Fluthen wurden allmählich ru higer. Nun galt eS den Schaden zu besehen, welchen der Sturm angerichtet, und der war allerdings nicht gering. Das Bugspriet hatte sich beim Ein stampfen in die hohe See gelöst und das Schiff hatte im Garnen so gelitten, dak es leck geworden war. Da konnte nur eine gründliche Reparatur helfen und die war in Takoa gar nicht zu beschaf fen. Soweit wie angängig, wurde das Schiff nothdülftig hergestellt, dann feael ten wir nach Amoy. um den .Graal" dort im Dock einer gründlichen AuSbef ferung zu unterziehen. Da lagen w,r nun. auf einen Stein- wurf bom Lande entfernt, bock und trocken im Dock, und mein Wunsch, nun einmal im himmlischen Reich den Fuß an an setzen zu dürsen, hatte durch die lange Zwischenzeit und die Nähe des Landes keine Einbuße erlitten. Die Bitte an den Capitän wollte ich aber nicht wieder riskiren. Um wenigstens meinen Wissensdrang etwas zu befrie digen und da Leben und Treiben dn Chinesen ungestört beobachten zu können. pflegte ich mich in meinen Stunden oben am Mast in die MarS u fetzen. w ich den prächtigsten Ausblick aus die Straßen von Amoy hatte. An einem Sonntage die Reparatur war schon nahezu beendet, und in den nächsten Tagen sollte das Schiff wieder au dem Dock geholt werden saß ich wieder oben aus meinem BeobachtungS Posten. Zufällig fiel mein Blick auf eine große Spalte, die zwischen dem Topmaft und der Marsstenge versteckt lag, fodaß ste bisher Niemand gewahr geworden war. Ein tiefn Riß zeigte sich, als ich die Sache genauer unter uchte, der beinahe rund um den Mast lief und theilweife von der MarS er deckt wurde. ES konnte kein Zweifel darüber herrschen, der Mast war bei dem schweren Schlinger und Stampfen des Schiffes im Taifun geknickt, und bisher hatte noch keiner von der Mann chaft den fatalen Bruch entdeckt. Schnell eilte ich hmad aus Deck, um dem Capitän Mittheilung von meiner Entdeckung zu machen. Die Sache er wies sich bei genauer Besichtigung als richtig. Der Mast war gebrochen und mußte durch einen neuen ersetzt werden. Nach wenigen Tagen war man dabei. ihn aus dem Schiff zu Heden und an? Land zu befördern. Dn Capitän stand gerade an der Reeling, als daS schwere Stück Holz über die Schiffsseile ging. Er war offenbar gut gelaunt, daß der Schaden rechtzeitig entdeckt worden war, ehe Un heil daraus entstand. Nun hielt ich die Zeit gekommen, mein Anliegen wie der vorzubringen. .Capitän!" hub ich an, darf ich nun am Sonntag an Land gehen? Der Großmast ist nun auch schon auf dem Weg dorthin." , Der Alte sah mich einen Augenblick verftändnißlos an, dann aber lachte er laut: Wohl mein Wort will ich hol ten! Am Sonntag Nachmittag sollst Du hin und Dir die Stadt ansehen. So kam ich zu meinem ersten Land gang. Zzmüdlend (Ritte, Frau: .Heut' Nacht hat mir'S träumt, fei häßlich g'worden !" Mann: .Dös ist unmöglich ! Ma' la' nit träumen, daß ma' was wird, was ma' scho' ist !" Riicksicht,oll, Bettler (auf einem belebten Platze zu einem vorübergehenden Herrn, von dem er kein Almosen erhalten): Danke tausendmal." Herr: Warum bedanken Sie fich, ich habe Ihnen doch nichts geschenkt?" Bettler: Ich wollte Sie nur vor den anderen Herren nicht blamiren." Schön Sei. Ich war schon da, ich war schon dort, Hab' Mancherlei erfahren; Doch ging ich da am schwersten fort. Wo Lied und Sang und lustig' Wort Erbeingeseffen waren. , Aus der Zstnktilttssiu,de, Der Lieutenant hat eine geographi sche Skizze an die Tafel gezeichnet und, wie üblich, die Richtung der Fluß strömung durch einen Pfeil angedeutet. Aus die den Fluß markirende Linie deutend, fragteer: Füsilir Lehmann, was ist das?" Ein Fluß, Herr Lieutenant I" Lieutenant: Woran sehen Sie das?" Füftlir Lehmann: Herr Lieutenant haben ja einen Hecht reingemalt." Kleines Mißverständniß, (Im Eisenbahncoupce,) Mei gutesteS Herrche, wo fahren Sie hin?" Ich fahre nach Dresden !" Ei ! Da fahren wir zusammen. Ich fahre och nach Dräsden. Ich hab' Sie nämlich was im Ooge !" So ! Zu welchen Augenarzt gehen Sie dain Dresden?" Ich will nicht zum Oogenarzt; ich hab' Sie nämlich e' Geschäft im Ooqe !" Swcif'lkaftes tob. Der Vormund eines Knaben erkun digte fich darnach, ob dieser auch immer recht fleißig lerne, worauf die Mutter erwiderte: Mein Sohn ist sehr genau in seinen Schularbeiten, er zeichnet gut, er lieft schön und schreibt wie geschmiert." Ausrede. Frau: Wie nöthig brauche ich nur ein neues Kleid I Du thust aber, als ob Du den Mangel gar nicht siehst ! Aber in unserem Brautstände, da versprachst Du mir jeden Wunsch zu erfüllen, den Du mir an den Augen absehen könntest I" Mann: Du weißt doch aber, daß ich kurzsichtig bin!" Ver paffendste yut. Geck: Ich möche öh l einen Hut kaufen aber äh. üb ! der für meinen Kopf gut paßt !" Huthündler: Fritz, bitte, geben Sie doch 'mal 'nen Strohhut 'runter !" MißoerstZndniß, (In der Apotheke.) Junger Herr Stotterer): HUP bp " Apotheker (leidenschaftlicher Freund des Rudersports): .Hurrah!!" Junger Herr: Ader nein ! Hyp hyper man gan fau faureS Kali !" Aus dem leben. Wenn Jemand einen Streich begeht Und ihm ein Schaden draus entsteht. Sieh' zu, was feine Freunde machen; Wohl fünfzig werden d'rüber lachen. Vielleicht auch zehn betrübt erscheinen Und fünf sogar darüber weinen, Kaum Einer wird mit klugen Sinn Für fich d'rauS eine Lehre zieh'. höchste Zeit, Schultze: Wat fagste denn dazu, daß der Tadaksbau in der Provinz Brandenburg in diesem Jahre wieder erheblich zujenommen hat?" Müller: Ick sage, 'S iS die höchste Zeit, daß in Cuba der Aufstand auf hört." öckiichtem. Madame: Wie kommt eS denn, daß Glimmer so mäuschenstill in dn Küche ist. wenn Ihr Bräutigam Sie besucht?" Köchin: Ach, Madame, der arme Mensch ist noch so schüchtern, wenn er bei mir ist. dann thut er auch nichts als essen." Anreden hilft, Schriftsteller: Ich habe mich ver lobt, dies ist die Photographie meiner Braut." College: WaS? Die Tochter deS reichen Banquier? Schmidt? Da find Sie aber vorsichtig in dn Wahl Ihre? Schwiegervaters gewesen." Schriftsteller: Sie scheinen sich in mir vollkommen zu irren; mein Schwie gervatn hat mich nur mit der größten Uebenedungskunft zur Annahme einer kleinen Mitgift bewegen können." College: Unglaublich ! Warum?" .Weil ich eine große forderte." iicurrf j ! Professor (dn spät Abend? heimge kommen): .Donnerwetter, ich wollte doch was ! Was war es denn nur gleich? iNachdem er eine halbe Stunde nachgedacht): Ach ja, jetzt fällt'? mir nn: zu Bette gehen wollt ich !" Die Raffich jliuirne. .... Man sollte meinen, Auguste. Sie fühl'ten fich in Ihrer Arbeit und Pflichterfüllung glücklich!" .ch. Iviadam . .glücklich allein ,R die Seele, die liebt"!"