Q G ,s?d XL 1 c Der 5chwachkoxf. l'tjiüidmg von Fanny äuiiitien. Der erste VerlobungStrubel war vor Über. Die junge Braut, die bei ihren Schwiegereltern zum Besuch war, sprach den Wunsch aus, ihren späteren Wir kungSkreiS kennen zu lernen, und ihr ' Verlobter führte sie überall auf dem Gute umher. Ss kamen sie auch in die Schule, w sie dem Unterricht beiwob nen wollten. Die besten Schiller soll ten aus der Hand der Braut Belobun gen erhalten. Dem jungen Mädchen fiel es auf. daß der Lehrer mehrere Kinder Überging. ES wurde ihr klar, daß er die Begabtesten herausgesucht hatte. Jetzt haben wir Ihre besten Schiller gehört," wandte ste sich an den Lehrer. Lassen Sie uns nun einmal sehen, was die anderen leisten. Beginnen wir gleich mit dem Letzten." Mit dem dort? Verzeihen Sie, glitt digeZ Fräulein, aber der Junge ist zu dumm, er ist ein Schwachkopf ! Doch, wenn Sie befehlen, so werde ich einen Berlu machen. ' , Anna'S Augen ruhten theilnehmend auf dem Knaben, der während der ganzen Zeit gleichgültig und ausdruck los dreingeschaut hatte, wenngleich sein Geftcht hübsch und fein geformt war. Doch in demselben Augenblick, als der Lehrer ihn einen Tchmachiops nannte, war eS, als wenn die Eiskruste barst, und ein Schleier von leinen Augen ge nommen wurde. Ein tiefer Schmerz leuchtete aus diesen hervor, und ein flehender Blick traf das junge Mädchen, welches mit Interesse und Theilnahme seine hübschen, aber starren Züge de trachtete. Sie näherte ftch ihm der, traulich, um ihn nicht zu erschrecken, Sollte ste sich geirrt haben war eS nur ihr Mitleid und ihre Pvankane, welche einen bitteren Schmerz in den Augen gesehen hatten, die jetzt wieder ausdruckslos aus r ruhten? Der Lehrn richtete einige Fragen an ihn. Der Knabe nahm mehrmals einen Anlauf zu sprechen, aber vergebens. Er vermochte nicht, seine Gedanken zu einer Antwort zu sammeln. Scheu er hob er seine Augen und sah Anna an, dann senkte er fie wieder. Aber sie der gaß nie die hoffnungslose Verzweiflung, die sie in seinem Blicke las. Sie wurde roth nicht aus Ver legenheit. sondern auS tiefstem Mitleid. Sie beugte sich über ihn. drückte ihre frischen Lippen aus seine Marmorflirn, die feucht von ihren Thränen wurde, und ließ gleichzeitig unbemerkt von den anderen ihre Boise in seine Hände fallen. Gott segne Dich! flüsterte sie ihm zu. Der Knabe fuhr zusammen. Er zitterte am ganzen Körper, dann verfiel er in krampfhafte Weinen, und konnte sich nicht beruhigen, bis der Lehrer der inzwischen einige andere Kinder Überhort hatte, und daher nicht Zeuge dieser kleinen Scene gewesen war, ihn am Arme packte und vor der Thüre setzte, damit er den Unterricht nicht störe. Seien Sie nachsichtig mit dem Ar mm," bat Anna, er ist sehr Unglück lich. DaS junge Paar begab sich nach Hause. Dort sollte gerade an diesem Abende Gesellschaft sein. Ein kleines Luftspiel war einftudirt worden, und ein Prolog sollte von Anna gesprochen werden; doch sie konnte sich von dem An blick des armen Knaben nicht frei machen, wieder und wieder tauchten feine bleichen, starren Züge im Verein mit seinen sprechenden Augen in ihrer Seele uf. Sie hatte ihm alle die Goldstücke gegeben, die fie von ihrem Vater zur Reise erhalten hatte. Doch das war noch nicht genug wußte er auch mit dem Golde umzugehen, oder würde man es ihm vielleicht abnehmen? Der arme Schwachkops", wie der Lehrer ihn genannt sie fühlte, er hatte Gedanken, Verstand, Bewußtsein. .Das Gold ist kalt, es bedarf der Würme der Liebe,' dachte sie, ich will ihn aufsuchen und sehen, od ich dem armm Jungen nicht helfen kann,' und die ganze Nacht hindurch träumte fie von seinem sidmerzersüllten Blick. Am nächsten Morgen stand fie früh zeitig auf und schlich sich unbemerkt fort. Ein kleine Mädchen zeigte ihr das HauS seiner Pflegeeltern. Sie er zählte, daß er weder Vater noch Mutter, weder Verwandte noch Freunde habe. Er war auf Rechnung dci Armenwesens bei ihnen in Kost gegeben. Niemand liebte ihn infolge seines wunderbaren. unverständlichen Wesens, und er selbst war geistig zu todt, um andere lieben zu können. Seine Unlusi. zu antworten, wenn man mit ihm sprach, verschaffte ihm manche Schlüge, sowohl in der Schule, wie von den Pflegeeltern denn was sollte man nur mit diesem großen Jungen machen! .Gestern Abend,' erzählte die Pflege mutier, verschwand er plötzlich. So wohl mein Mann wie ich haben ihn überall gesucht. Er war aber nirgends zu finden. Wenn er nur nicht zu Scha den gekommen ist. Sonst haben wir Armen ja nichts mehr, wovon wir leben können. Ach. Herrgott, da? Unglück wird uns noch in das Grab hinein fol ge.' Wieder gingen ein Tag und eine Rächt dahin, aber der Knabe war und blieb fort, und man kam endlich zu dem Schlüsse, daß n durch einen Unglücks soll nm'i Lebe aetomrklk sei. Alle meinten, da fei in Grunde da Beste, er wäre ja doch zu nichts zu geIBergangenhelt. brauchen gewesen, und daSArmenwcsen würde auf diese Weise von den AuS gaben seiner Unterhaltung entlastet. Nur seine alten Pflegeeltern seufzten und klagten: Ach, Herrgott, daS Unglück wird uns noch in das Grad hinein folgen!" Achtzehn Jahre waren verflossen. Die junge, lebensfrohe Braut war jetzt Wittwe und Mutter einer entzückenden Tochter, die in jeder Beziehung ein wahres Edenbild war. Die Wittwe wUnschte, daß ihr Kind die Welt kennen lerne, und führte Margarethe in'S AuS land. Zu st gingen sie nach Paris. Eines TageS schlenderten sie im Louvre umher. Plötzlich machten sie vor einem großen Gemälde Halt, daS sie beide in Bewegung versetzte. DaS Bild stellte ein junges Mädchen dar, welches an einem ffelsabhange saß. Zu ihren Füßen lag ein spiegelblanker See, der von Büschen und Bäumen beschattet war. Ein Knabe von etwa IS bis lti Jahren lag am Rande deS steilen Ab Hanges und schlief eine einzige un vorsichtige Bewegung, und er wäre hinabgestürzt in den tiefen Bergsee. Mutter und Tochter stießen einen Laut der Ueberraschung aus. DaS junge Mädchen dort auf dem Bilde hatte Margarethe'S liebliche, seelenvolle Züge. Es saß und starrte mit seinen magnetischen, von Mitleid und Liebe strahlenden Augen auf den Knaben hinab. Der Schlafende trug die Bauerntracht ihres Landes, fein Antlitz war wie aus Marmor gemeißelt, doch ohne seelischen Ausdruck. Betrachtete man ihn aber länger, so schien eS, als komme Leben in den Marmor, als seien die Augen nur halb geschlossen, als gehe, ein leichtes Zittern über ihn hin. Man zweifelte keinen Augenblick daran, daß der Blick des jungen Mädchens das dämmernde Leben bervorgerusen yave, Die Berge und oen See erkannte die Mu tter aus der eimatb wieder, und der Knabe mit Macht drängte sich eine Erinnerung aus ihrer Jugendzeit vor, eine Erinnerung, die woo v wahrt, aber nicht veraenen war. Und wie sie so schaute und schaute bald auf die Leinwand, bald in die Tiefe ihrer eigenen Seele da erhielt das Bild Leben und Wärme. Denn der Knabe hatte die schönen, aber ftav ren Zü deS ..SchwachlopseS", und das iunae Mädchen war nicht ihre loch ter fie selbst war eS. So hatte sie als Braut ausgesehen, das Kleid, die Kette am Halse, die Blumen auf der Brust alles stimmte genau. Plötzlich wurde fie durch einen Ruf des Erstaunens aus ihren Träumereien aufgeschreckt. Sie wandte sich um und erblickte einen Herrn, der wie angekettet dastand, gefesselt durch den Anblick ihrer Tochter. Margarethe kühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, während der Blick des Fremden voll Bewunderung unv Entzücken auf fie gerichtet war. Er war groß und schlank, mit großen, tie fen, blauen Augen. Das trnar um rahmte in weichen Locken sein feines Antlitz, daS eine wunderbare Aehnlich teit mit dem Gesichte des Knaben auf dem Bilde zeigte. Margarethe wollte sich zurückziehen, um seinem Blicke auszuweichen. Doch er .legte seine Hand leicht auf ihren Arm. um fie zurückzuhalten, und flüsterte mit weicher Stimme : Werden Engel denn niemals älter Wie oft ich Ihrer gedacht habe, kann Ihnen dieses Bild erzählen. Jetzt sehen Sie, wie treu der arme Knabe sich jeden Ihrer lieben Züge eingeprägt hat." Margarethe aber verstand ihn nicht, Nur die Muttersprache klang wie Musik in ihren Ohren. Sie wandte sich über rascht zu ihrer Mutter und sagte: Mud ter. hörst Du?" Ja, ich habe alles gehört. Ihr Herz schlug wie vor achtzehn Jahren. Ge dankenvoll neigte fie sich zu ihm und reichte ihm tiefbewegt die Hand. Ich glaube nicht, daß ich auch irre. wenn ich Sie als alten Freund begrüße sagte fie gerührt. Hier sehen Sie meine lochtet Margarethe. Zu Hause glaubten wir, Sie seien todt und fie haben damals dem jungen Mädchen viele bittere Thränen gekostet; doch. Gott fei Dank, sehe ich jetzt, daß die Vorsehung so gnädig gewesen ist, Sie hier wieder auferstehen zu la en. Sie haben über den Schwachkopf' geweint, gnädige Frau!' Mehr konnte er nicht herausbringen. Er beugte sich nieder und küßte ihre Hand. AIS er wieder aufsah, gewahrte er Thränen in ihren Augen. Heute habe ich keine Luft mehr zu weiteren Kunftgenünen. Die alten Er innerungen haben schöne lichte Bilder aus der Jugendzeit vor meiner Seele gezaubert. Haben Sie Zeit und Luft, uns nach Hause zu geleiten?' Gewiß, herzlich gern,' lautete die Antwort, und über sein hübsches, me lancholilcheS Gesicht glitt ein sonnen warmeS Lächeln, das mehr sagte als Worte auszudrücken vermögen. Die Mutter wandte sich zu Marga rethe, die erstaunt diese Worte geHirt hatte. .Dieser Herr und ich find alte Freunde und nicht wahr, Margarethe, meine Freunde find auch die Deinen?' DaS junge Madchen reichte ihm er rathend die Hand, die er einen Augen blick in der Innigen barg. Tann ver ließen die drei die Gemäldesammlung. .Sie fragen mich nicht um meine gnädige grau ich danle Ihnen ! Gestatten Sie eS mir aber, so möchte ich Ihnen gern davon erzählen. Mein Leben begann von dem Au. genblicke, als Sie einen Kuß auf die Stirn des armen Schwachkopfcs" drückten. In demselben Augenblicke erwachte meine Seele und erhielt Ge danken, und Ihre gütigen Worte er reichten mein Herz. Zum ersten Male sllhlte ich, daß ich lebte daß ich nicht verlassen war. Von der Schule eilte ich hinauf auf die Berge, hinauf auf jenen Felsen, den ich auf dem Bilde wiedergegeben habe. Welch' herrliche, munderbar schöne Nacht ich war frei ! Der Rasen mit tausend und abertausend dustenden Blumen war mein Lager, und der Him mel mit seinen unzähligen funkelnden Lichtern wölbte sich über mir. Ich machte die Augen auf und wagte nicht, sie wieder zu schließen. Zum ersten Male in meinem Leben hatte ich das Gefühl, sehen zu können." Ja, jetzt war ich wach, ganz wach. Ich fühlte, daß ich Kräste und einen Willen besaß. Mein erster Beschluß war, wegzugchen, weit weg, wo man mich nicht stoßen und schlagen konnte, wo Niemand mich verhöhnen und mich Schmachkopf" schelten würde. So lag ich die ganze Nacht da und träumte mit offenen Augen. Und wie der erste Lichiftreifen am Himmel den Tag meldete, konnte ich sehen und sllh len. Denn nun war eS auch Tag in meiner Seele. Ich holte die Börse her vor, die ich an meiner Brust verborgen trug, ich drückte fie an meine Lippen es war der erste Kuß, den ich im Leben gegeben hatte dann verbarg ich ste wieder an ihrem alten Platz, und be gann meine Wanderung, ohne zu wis seit, nach welcher Himmelsrichtung ich gehen sollte. Nach langen Irrfahrten kam ich nach Paris." In schlaflosen Nächten wurde ich unter den Qualen des Hungers Künft ler, wo ich stand, und wo ich ging, folgten Sie mir ich fühlte stets Ihren Kuß auf meiner Stirn, den Kuß, der mich zum Menschen gemacht hat. Gar oft, wenn ich am Abende zu Bette ging, wußte ich nicht, woher ich das Brod für den kommenden Tag neh men sollte. Trotzdem trennte ich mich nicht von Ihrer Börse mit dem reichen Diamantenschmuck. Wie eine Reliquie hat sie hier an meiner Brust geruht, und mn Glück und Segen gebracht !' Vier Wochen später ist die ganze Be vdlkeruna des Gutes auf den Beinen, Ehrenpforten find errichtet, Guirlanden gezogen. Flaggen und bunte Decorano nen angebracht. Die Schulkinder stehen vor dem HerrschaftSgebäude, an ihrer Spitze der alte Lehrer. Er schaut ein wenig erlegen drein. Ist er doch er schienen, um seinen ehemaligen Letz ten", den armen Schwachkopf" als Herrn und Schulpatron mit feierlicher Ansprache zu begrüßen. Ein offener Wagen rollt herbei. Er bringt den Künstler mit der Schwiegermutter und seiner reizenden kleinen Braut in die Heimath zurück. Der Kosakenschimmel. Als der russische General Czernicheff im Jahre 17b2 mit feinem EorpS bei der Armee Friedrich S deS Großen tm traf, brachte er dem Könige zwei Kofa kenpferde mit. welche der König oft, k sonders daS eine, einen Schimmel, aus Märschen ritt, woraus die Kosaien. welche ihre Pferde ehr lieben, nicht we nig stolz waren. Als Friedrich gegen Ende des Jahres aus eine kurze Zeit in Meißen war, wollte er aus dem Kosaken schimmel nach dem Dorfe Miltiz reitcn. welches eine halbe Stunde von ' Meißen entfernt liegt, um in der dortigen e gend etwas zu besehen und anzuordnen. Gleich vor der Stadt begegnete er dem Generallieutenant von Krokow, welcher in Mitliz sein Quartier hatte. Der König befahl demselben, umzukehren und ihn nach Miltiz zu begleiten. Noch waren sie nicht weit geritten, als der König fragte, wie spät eS an der Zeit ei, und er fand nun, daß er eilen mllne. wen er nach Miltiz kommen und zur Zeit der Parole wieder zurück in Meißen sein wolle. DaS Ausgeben der Parole zu verzögern und die Offiziere darauf warten zu lassen, lag nicht in seinem Charakter. Er suchte daher seinen Ko sakenschimmel in einen schnelleren Gang zu bringen aber dieses war ganz ver geblich; denn die Kofakenpferde sind be kanntlich nur mit dem sogenannten Kantschu in Thätigkeit zu bringen. Der König schlug ihm, wie gewöhnlich den Stock zwischen die Ohren; der Kosake schüttelte den Kopf, drehte auch den Hals, aber schneller ging er nicht. Der König wurde verdrießlich über den trä gen Kchimmel. Da kam gerade ein siichstscher Bauer daher, mit seinem Wan derstock in der Hand. Ter Generallieu tenant von Krokow ließ sich diesen Stock von dem Landmann geben und sragte den König, ob er bey Schimmel damit antreiben dürfe? Der König sagte: Schlag er nur zu!', und nun ließ der General den Kosaken diesen Stock auf dem Kreuze und den Hintertheilen ener gifch fühlen. Diese Sprache verstand der Schimmel, er setzte sich sofort in Galopp, und so oft er im Laufe nach lagen wollte, rief der König: .Schlag er zu!' Der König hatte, weil es mitten im Winter war, seinen blauen Mantel um. und bei dem emlich kleinen und schma len Kreuze dieser Kofakenpferde deckte der Mantel den Rücken des ofaken fast gänzlich. Der General konnte also daS Pferd nicht antreibe, ohne daß er zu gleich auf des Königs Mantel schlug. und eben deshalb mußte er derb, und je länger der Ritt dauerte, derber zuschla gen. Wie der Zug auf diese Weise in daS Dors GroßJahe hineinging, und die Wache von dem dort stehenden In santerie Regiment Jung Schenkendorf ins Gewehr rief, ließ der Kosakk im Lauf wieder nach, aber der General mochte nicht gerade jetzt den Kosaken mit dem Stocke antreiben. Aber der König, welchen diese Situation belustigte, ries ihm lachend zu: Schlag er nur zu! Die Infanterie wird zwar glauben, daß er mich schlägt, allein das schadet nicht; wenn wir nur fortkommen! Schlag Er nur zu! Und der General schlug zu und die Hiebe fielen hageldicht aus des Königs Mantel, der des Kosaken Kreuz bedeckte; und so ging der Zug an der Jnfanteriewache vorbei bis Miltiz, und von da, nachdem der König die Gegend besehen hatte, wieder auf dieselbe Art zurück. Der General prügelte so fleißig und energisch den störrischen Kosaken schimmel, daß Friedrich noch zn rechter Zeit zum Ausgeben der Parole nach Meißen zurückkani. Papiergeld Fälschungen Rapo leoa's des ersten. Aus den Denkwürdigkeiten des Barons Eugen v. Vitrolles hat die Welt That fachen erfahren, welche selbst denen ganz unerwartet kamen, welche keine Achtung vor dem Charakter des ersten Napoleon besaßen. ES ist allgemein bekannt, daß Bonaparte in seinen Mitteln, dem Gegner zu schaden, nicht wählerisch war, daß er aber vor Ausbruch eines Krieges falsches Geld deS feindlichen Staates herstellen ließ, um dasselbe im Falle des Erfolges im eroberten Lande zu verausgaben, übersteigt doch selbst die bösesten Vermuthungen. Vitrolles erzählt aus dem Jahre 1814, als er so eben, nach der Restauration, sein Porte feuille übernommen, Folgendes: EineS Tage? erschien bei mir der Baron v. Mounier, ein Mann, der zu nahe bei Bonaparte gestanden hatte, um ihn zu lieben, der zu viel Geradheit besaß, um ihn zu schätzen, und zu viel Geist, um ihn nicht durchschaut zu haben. Er hatte, als der kaiserliche Schatzmeister von La Bouillerie nach BloiS gegangen war, eine Lifte im Kronschatze Napo leon'S aufgenommen, die er mir jetzt brachte. ES war ein Berzeichniß der im Schatze befindlichen Betrüge von fal scheu ausländischen Dukaten, preußischen FriedrichsdorS mit Angabe ihres Nenn und ihreS wirklichen Werthes, zwischen denen ein großer Abstand war. Man unterbreitete mir die Einzelheilten die ser schändlichen Geldmacherei: Scheine der Wiener Bank, preußische Staats noten, russische Papierrubel, alle falsch. Mit diesen übelschwemmte man in den Feldzügen die Länder, soweit ste von den französischen Heeren besetzt wurden. Man wußte im Kronschatzamt, wie und wo die falschen Werthpapiere hergestellt worden waren. Polizeibeamte waren damit beauftragt, dem falschen Papier gelde das Aussehen des schon längere Zeit im Umlauf gewesenen zu geben. Hierzu lieferte man ihnen Handschuhe, und sie rieben nach und nach beide Sei ten jedes Scheines mit dem von den Striegeln entnommenen Pferdeschmutz. Der fette Staub benahm den Papieren völlig daS Aussehen frischer Herstellung. Die letztere Einzelheit wurde mir im nächsten Jahre (1815) während der Hundert Tage" bestätigt. AIs ich nämlich (nach Napoleon'S Rückkunft verhastet) in deS MilitSrgefängniß der Abtei gebracht worden war, gab man mir einen Polizeiazenten, Namens Pingrenon zum ständigen Aufseher. Dieser erzählte mir von der schönen Zeit, als er täglich sechs Francs für das Schmutzigmachen von Banknoten bekam.' Der jüngste Ritter eiserne reuzes. Den jüngsten Ritter deS eisernen Kreuzes im Feldzuge 1870-71 zählt Berlin in seinen Mauern, eS ist der Te legraphift Lehming im ZentralTele graphenbureau des königlichen Polizei Präsidiums. In dem trefflichen Werke deS Freiherrn E. von Dincklage wird ungenauer Weife Fähnrich von Ekenfteen als der jüngste Kreuzritter' bezeichnet, welcher diesen ehrenvollen Orden im Hohenzvller'schen FüfllierRegiment Nr. 40 sür sein tapferes Vorgehen gegen die Zuckerfabrik von GrugiS im Januar 1871, als er 18 Jahre alt war. erhal ten hatte. Jünger als Fähnrich von Ekenfteen ist der Sekretär Lehming. wel cher, am 13. Mai 1853 geboren, den Feldzug bei der t. Kompagnie des 0. Brandenburgischen Infanterie Reqi mentS Nr. 52 mitmachte und im No vember I7, im Alter von 17 Iah ren, das eiserne Kreuz für seinen Lel denmuth in den Schlachten bei Spichern und Vionville nachträglich erhielt. Leh ming ist nicht nur an Alter jünger, son dern auch bei Erhalt der Auszeichnung jünger als der damalige Fähnrich von Ekenfteen gewesen. Ueber eine beson ders blutige Episode, welche auch die 6. Kompagnie bestand, erzählt Lehming: .Am 16. August, Vormittags 1 Uhr. langten wir auf dem Schlachtfelde von Vionville an und standen bis 5 Uhr Nachmittags im heftigsten Gewehr und Gefchützfeuer. Kurz vor unfern Ab löfung attackirte noch ein Regiment feindlicher Kürassiere unser kleines Häus lein, den Rest de 52. Regiments. Tie Attacke wurde abgeschlagen, der Feind floh. Vor dieser Attacke vertheilte ich meine och überflüssige Munition an Kanieraben, welche die ihre verschossen hatten. Ich nämlich hatte während der Schlacht meine Patrontaschen drei Mai gefüllt, indem ich Verwundeten und Todten die Munition abnahm. Nach glücklich abgeschlagener Attacke gingen wir über eine Chauffee vor, bald aber wieder in unsere alte Stellung zuiü, weil Kreuzfeuer uns gänzlich zu ver Nichten drohte. Hierbei verloren wir unseren letzten Offizier, Hauptmann Hildebrandt.' Das Schlangenthal. Dieses liebliche, anmuthige Thal, welches sich in einer der zahlreichen Schluchten des KaukasuSgebirgeS be findet, führt noch bis zum heutigen Tage den Namen deS SchlangenthaleS. Es hat etwa zwei Quadratmeilen im Umfange, ist ringsum von hohen Ber gen eingeschloffen, und ein ewiger Frühling herrscht daselbst. Bäume, Stauden und Gewächse der reichsten orientalischen Vegetation bedecken seinen Boden, schön gefiederte Vögel bauen ihre Nester in den Bäumen, tryftallhelle Quellen rieseln in Silberstreisen von dem Gebirge herab, und eine milde, mit Blumendüften geschwängerte Atmo sphäre herrscht hier unter einem ewig azurnen Himmel. Im Oktober, wenn die Weiden außerhalb dieses Thales zu ersterben ansangen, ziehen die Noma denstämme des Kaukasus sich für den Winter in diese? Eden zurück. Aber ehe noch im März die Sonne ihre glühenden Strahlen über diese Gründe verbreitet, verlassen sie mit ihren Heer den das Thal, um den gefährlichen Be wohnern Platz zu machen, deren Namen es trägt. Von dieser Zeit an ist das Thal jedem anderen Wesen verschlossen: Tausende von großen und kleinen Schlangen haben dann ihren Wohnsitz hier aufgeschlagen, und wehe dem armen Geschöpfe, das sich dahin verirrt. Von den Bergen herab hat man durch Fernröhre die gräßlichsten Scenen beob achtet, die hier vorgehen, wenn sich eins der größten Raubthiere in dieses Thal verirrt. Züngelnd und zischend um schlingen die scheußlichen Bestien seinen ganzen Körper wie mit einem lebendigen Netze, donnernd hallt sein Gebrüll durch die Lüste, vergebens streckt es sich aus und braucht die gewaltigen Kräfte zur Adwebr seiner ent edliozen einde; immer neue und neue Fäden schlingen sich um dasselbe, bis es leiser und leiser stöhnend im fruchtlosen Kampfe mattet und verendet. ' Wolf, Siw, impel, Wachtel, Jnchs uno Bar. Was dieser Ueberschrift folgt, ist nicht etwa eine Fabel, sondern eine wirkliche Gerichtsverhandlung, die sich dieser Tage in Wien vor dem BezirksGericht Alser gründ abgespielt hat. Kläger war der Geschäftsdiener Wolf, der von dem Kaufmann Low ein Gimpel genannt wurde, weil er beim Betreten eines Ge schäftslokalS nicht die Thür für den ihn auf dem Fuße folgenden Herm Löw offen ließ. Ein Wolf braucht sich nicht gefallen zu laffen, daß man ihn in die minderwerthige Klaffe der Vögel ver fetzt, und der Beleidigte wandte sich des halb an den Advokaten Dr. Wachtel. der für ihn die Ehrenbeleidigungsklage einbrachte. Zur Verhandlung konnte jedoch Dr. Wachtel wegen anderweitiger Berufs'Geschöfte nicht erscheinen und er sandte deshalb seinen Vertreter Dr. FuchS. Bei der Verhandlung wurde als Zeuge Herr Bär vernommen. Schließlich kam ein Ausgleich zu Stande. Löw nahm den Gimpel zurück und er klärte sich bereit. Wolf die Kosten zu be zahlen, womit sich Fuchs für Wachtel einverstanden erklärte, worauf Löw frei gesprochen wurde und Bar sich entsernen konnte. Und so ist nun die Naturge schichte wieder in Ordnung. Das Hindernis. Im Schatten der mächtigen Linde, Die schon fünfzig Lenze geblüht. Man täglich ein vornehmes Fräulein Voll größter Erwartung sieht. Sie sitzt auf eigenem Grunde, Wohl viele Taufende werth. Auch sind ihre Finger und Ohren Mit großen Brillanten beschwert. So harrt sie der kommenden Freier, Denn fie stand im Inserat. Wie kommt'S, daß noch immer Keiner Der veirathsluftigen nabl? Sie war ihren großen Reichthum Zu theilen vom Herzen bereit ! DaS macht, weil sich jeder Bewerber Vor dem Lindenbanme scheut. Und wißt Ihr, warum gerad' dieser Jungen Freiern im Wege ftand? Sie Hatte die mächtige Linde Gepflanzt mit eigener Hand. In leixzig Dienstmann: Ach, herjeseS. mein kutesteS Herlichen, fe woll'n gewiß zur Leipziger Meffe? Ham fe denn voch Se bäck bei sich?' Bäckermeister: , aber. Riekchen, so was I Sieht mer der gleich an, daß ich Bäcker bin !' Jnu ja! vhalb, Neulich war ich in vier Wirthsckafle und wollte für zehn Dollar? Kleingeld haben, aber nirgends bekam ich es.' .Weshalb nicht? Jft denn das Klein geldforar?' Das nicht, ich hatte nur keinen Zehn dollarfchein!' Ach so, Herr: Sie lieben de Eissport wohl recht sehr?" Dame: Ach nein!" Herr: Ja, aber warnm gehen Sie dann auss Eis?" Dame: Weil man so schön Belannt schaften anknüpfen kann." Doppelsinnig, Und wie hat sich Dein Bräutigam verhalten, als Du mit dem Radfahren begonnen ?" O, der ließ mich ohne Weiteres fah ren I" l'erzkrank, Ihre Fräulein Tochter sieht Ihatsäch. lich blaß und leibend aus." Ja! Der Weisung unseres Arztes, recht viel Partien in dieser schönen Um gebung zu machen, sind wir eisrig ge folgt, aber ich sehe noch wenig effe rung." Das glaube ich gern, aber ihr könnte eine einzige, recht gute Paine anderer Art sofort helfen." Zlnskuchtnng: Onkel: Ich denke beim Studireu könntest Tu endlich das Biertrinlen lassen !" Student: Ader, Onkel, ohne das bringt man ja das trockene Zeug abso lut nicht hinunter!" Abgelehnt, Gattin: Ich möchte mir ein neues Kleid kaufen, Theodor; bitte schieß niir siebzig Mark vor-willft Du ?" Gatte: Nein, denn ich weiß, daß Du das schießen nicht vertragen kannst." Mineralogisches Zengnisz. Richter: Dieser Mann hat Ihnen die Fenster eingeworfen?" Professor: Ja, er warf mir ein faustgroßes Stück Kieselsäureanhydris WS Fenster." Glück, Haben Sie Glück im Spiel ?" Oh ja, ich gewinne immer." Und in der Liebe?" die: Er: Sie: Er: .Da habe ich erst recht Glück ; ich bekomme immer einen Kord." Daher. Gatte (zu seiner Frau im Theater): Sieh nur, wie blaß Fräulein Meyer aussieht. Ich hätte nie geglaubt, daß sie sich so vom Theater aufregen läßt." Gattin: Ach, das ist ja nicht der Grund, ihr Zopf ist zur Erde gefallen." Gemüthlich. Fremder (zum Hausknecht): Ich muß morgen früh um fünf Uhr adrei reisen, verstanden!" Hausknecht: Hm, um fünf bin ich aber noch nicht aus; da geben Sie mir das Trinkgeld schon beffer diesen Abend!" ' Einwand. Mutter (zu ihrem Töchierchen, das hinter ihrem Rücken eine Liebelei mit einem Schauspieler begonnen): Be denke, was der Lebensphilojoph und Menschenkenner Jean Paul sagt: ,Die erste Liebe fällt gewöhnlich auf einen Unwürdigen'." Backfisch: Aber Mamachen, das ist ja gar nicht meine erste!" Gerade deskalb. Mann: Ich hatte Dir doch ausdrück- lich depeschirt. Deine Mutter unter lei nen Umständen mitzubringen." grau: .Aber. Artliur. wie konnte Tu auch so etwas depeschiren, Du weißt doch, Mama lieft jedes Telegramm!" Ein kleiner Schlaumeier. Morikchen. soll ich d'r 'n Bucb Ich. ken ?' Ja.Onkelleben, Dein-Check-Buch.' Ein Schvcrcnöther. Sie werden doch die Partie mitma chen, Herr Lieutenant, eS wird sehr schön werden." .SelbftverKändlich, Gnädiafle, faäne Partie zu machen ist Lieutenant nie ab geneigt.' Ja, wenn. Richter (zum Angeklagten): Sie sind angeklagt, den Schneidermeister Nadel kurz vor Mitternacht halb tobt gejchla gen zu haben, das ist straffällig!" Angeklagter: .So. hätt ich das ge wußt, hätt' ich den Kerl erst nach Mit ternacht durchgebläut!" Ein Swdenlenmiz, ' Student (zu einem Optiker in den Laden ttetend): .Sagen Sie mal. Herr Zirkel, haben Sie wohl Sextanten?" Optiler: .Gewiß!" Student: .Tann, haben Sie mehr als ich. Herr Zirkel, denn ich habe nur zwei Tanten!' vcrftübt. Patient (wüthend): .MillionenSckcck. ärgere ich mich jetzt!" tfrau: .Warum denn Mannerl?' Patient: .Je bab' ich a aar.w l. sehen Voll Medliin. und kckon nn btm ersten Löffel voll find meine Schmerzen nsl müjKia. HanSjörg In net müßig sein! Trinkt er net. so schenk, er ein. Ißt er net. so schöpft er 'rauS; der iS das Effa an?. Maaß er uf d'r Stell' in 'S Bett Mttaßig sei d ka' er net!