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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Jan. 21, 1897)
Die 2tofe des Runstschiitzen. Hu dem Französischen M BendeTuirique, Die gesummte Pariser elegante Welt strömte allabendlich nach dem Jardin d'Et, um den berühmten flunflfcfjiltzen Salvatori ,u sehen. ES war auch wirk lich der Mühe werth. Groß, schlank gebaut, wunderherrlich In seinem Koftum, schleuderte er die GlaS und Porzellankugeln in die Lust und zerschmetterte sie im Fluge, viw mal eine falsche der ungrauöse Bewe, gung. Er schien fich gar nicht die Mühe zu nehmen zu elen. Wie dura, m fall druckte er loS; und, ob die Kugeln oben an der Decke waren, oder schon dem Boden nahe, rechts, linls, vorn oder hinten, er fehlte keine. Er durchschoß den Boden einer Flasche, indem er die Kugel durch den HalS eindringen lieg, oder durchlöcherte eine Karte an der ihm angegebenen Stelle, oder schoß eine Rose glatt weg vom Stengel. Bei seinen Turneen hatte Salvatori einen lungen Bur chen bei nch, Peppo. Dieser raffte die zerschlagenen Kugeln zusammen, stellte die Gegenstande auf und hielt die Karten hoch, welche der echllbc treffen sollte. Ein ziemlich gesahrliches Geschüft, das ihm bei der geringsten Bewegung das Leben losten konnte.- Schon mehrmals hatten die Artisten des Theaters, mit denen Pedvo wah rend der Zwischenakte plauderte, ihr Erstaunen auSgedruat: ..Er muß Dich aber arg flott bezah len, oder Du mußt ein grenzenloses Vertrauen zu ihm haben. ..Bah!" antwortete Pedvo. die Ku gel, die mich treffen soll, ist noch nicht gegossen und noch niemals hat mein Alter chlecht gezielt." Die Anderen aber schüttelten den Kopf, und die Tänzerinnen des Bi lettS. womit die Schaustellung gewöhn lich schloß, schienen auch nicht so recht zu trauen: nur die kleine Paulelle, ,.pr rniere marcheiisc", für drei FramS den Abend engagut, schien Peppo s Zu, verficht zu theilen. O, ich mit Monsieur Salva tori hätte ich keinen Augenblick Angst,' sagte sie. Und die kleinen Kameradinnen betten: Ein Kunststück! Du, Du bist ja auch verliebt in den Salvatori!" Heute, Dienstag Abend, wird der Prinz von B. den Jardm d utee mit tcilicm 4JCuiy uc(iitu. ttl nilimsloae ist reservirt. Kein Zweifel. f.i...... U.t.., f.!. IbtM Mtyrtlcn. daß Salvatori. der Kunftschüße, sich diesmal übertreffen wird. Der Saal war zum Erdrücken voll. Ein auserlesenes Publikum. Die Stunde der Ausführung erwartend, maß fettr ler, der Direktor, die Bühne. .Schöne Soiree, rnes rnignonnes, schöne Soiree!" sagte er zu den kleinen Tänzerinnen, die ihm in den Weg kamen. Hübsch die Beine geschlenkert ! Denkt nur einmal, daß Euch eine Ho heit zusieht! Und Sie da. Herr Sän. er .... Tiefe! um Kukuk! Tiefe! Man kommt Salvatori'S wegen, es ist ja wahr; ich will aber doch nicht, daß eS heißt, ich hätte außer dem nur Holzböcke. AllonS! Anfangen!" Der Vorhang ging auf: und während deS ersten Theils der Vorstellung blieb der Direktor in seinem Kabinet. Nach etwa zwanzig Minuten wurde die Thür heftig geöffnet, und Salvatori trat herein. .Wir sind verloren!" Was? Was ist loä?" Los ist, daß ich den Peppo mords betrunken finde." Was aber jetzt machen?" Und der Direktor zog Salvatori mit fort und verlieb das Kabinet. DaS ganze Personal in'S Foyer der Künstler!" rief er dem Regisseur zu. Fünf Minuten später waren Sänger und Sängerinnen, Gymnastiker und Jongleurs. Tänzer und Tänzerinnen in dem großen an die Bühne anstoßenden Saale versammelt. Stirler trat ein mit Salvatori. Er zog ein blaues Papier aus seinem Portefeuille und schwenkte eS in der Luft: Peppo, der sonst Herrn Sal vatori bei seinen Ezerzitien hilst, kann diesen Abend nicht: hier, dies fünfhun dert FrancS'Billet für den, welcher ein springen will !" ' Es gab eine Bewegung unter der buntscheckigen Menge. Einige Hände streckten, wie unwillkürlich, sich auS. Kold ist ein mächtiger Versucher. Aber sie fuhren wieder zurück: und daS End resultat war: Niemand ging auf den Leim. Stirler zog ein zweites Billet heraus: .Taufend ffrancS!" Vollständige Stille. Der Direktor merkte, weiter zu bieten war nutzlos. Die Summe machte es nicht, die Leute hatten Angst. Er steckte sein Geld wieder in die Tasche und wollte sich schon auf dem Absatz herum drehen, als eine kleine Tänzerin ihre Kameradinnen, hinter denen sie fast verschwand, bei Seite schob und schüch tern vortrat: Wenn Sie ollen, Monsieur Stir kr, will ich Herrn Salvatori helfen, 'Tii....Paulette?" Ja, Monsieur Stirler...." AlleS hatte sich herangedrängt und man sah sich die kleine an. Wirklich nur ein Kind.... kaum acht zehn Jahr' wunderbar hübsch, die kleinen Locken und da Rosakoftüm, osaröckchen. rosa Schuhe, wie ein eK.wqts,V yerrsc, Der ZonntagSgast. Jahrgang 17. zierliches Porzellanpüppchen in den Schaufenstern der Spielwaarenlüden. Hier, mein Kind, die tausend FrancS!" Danke, Herr Stirler Ich helfe Herrn Salvatori weil mir das Spaß macht." Es macht Dir Spaß? Das ist etwas Anderes,... Deine Sache!" antwortete Stirler vergnügt, war er doch schön heraus, ohne daß eZ ihm an das Porte monnaie ging. Und er entfernte sich, indessen Salvatori Paulette bei Seite nahm und ihr einige unumgängliche Instruktionen gab. Also, Du hast wohl verstanden?. . . Du wirfst die Kugeln in die Lust. Du nimmst die Karte zwischen Daumen und Zeigesinger .... hübsch zierlich schließest die anderen Finger, streckst den Arm aus.... ich schieße. Du nimmst eine Rose, den Stengel in die Zähne, hältst Dich im Profil, unbeweglich, und wartest. Der Schuß geht los die Rose füllt.... Keine Angst...,. Ich bin meiner Sache sicher voilä! Jetzt weißt Tu so viel wie Peppo, , . , Kourage muß man haben, das ist Alles. Du wirst doch nicht zittern?" Ach nein,... aber Aber was?" Paulette schlug die Augen nieder und sagte erröthend: Im letzten Augenblick bitte Sehen Sie mir nicht in'S Gesicht!" Der Andere lächelte: Es ging ihm ein Licht auf! Warum denn, Kleine?" Ich hätte Angst, daß ich aussähe, wie wenn ich Furcht hätte." .Gut .... Ich seh' Dich nicht an ... . Aber sag' mir, Kind, warum haft Du die tausend Francs, die Stirler offerirte, ausgefchlagen. Du haft wohl das Geld so dasitzen?" Ach nein, Herr Salvatori! Im e gentheil aber " Na, dann versteh' ich's nicht." Paulette erröthete von Neuem und sagte, faft unhörbar, mehr zu fich selber: Da ist doch nicht viel daran zu der stehen." Nun begriff Salvatori Aber schon rief der Regisseur: Auf die Bühne! Der Vorhang ist auf " Und der Schütze mußte das Gesprach ab brechen. Ein gewaltiger Erfolg! Noch nie hatte Salvatori so viel Brio gezeigt, so kolossal rasch geschossen. TagS darauf lobte ihn auch die Presse rückhaltlos, feierte aber auch die Schönheit und Kaltblütigkeit des jungen Mädchens, das im letzten Augenblick für Peppo ein gesprungen war. Der Schütze verkannte auch nicht, wie die Gegenwart Paulette'S zu seinem Er folge beigetragen hatte. Ihre Erschei nung, ein doppelter Reiz weidliche Anmuth und etwaS Geheimnißvolles zugleich schmeichelte dem Publikum und erregte seine Neugierde. Salvatori hatte sich bald erkundigt: Paulette war ein sehr anstündiges Wüd chen. Ihr einziger Gedanke war, ihre Mutter zu unterstützen. Vollends mußte ihn nun dieser Vertrauensbeweis rllh ren. Und da sie ein liebreizendes Ge schöpf war, und er sich sagen mußte, schwerlich ein ihm ergebeneres, liebende res Weib zu finden, so heirathete er sie. Paulette glaubte zu träumen. Sal vatori! Ihr Ideal! Ihm nur nahe zu sein, mit ihm zu sprechen, war ihre ein zige Freude gewesen. Ein Wort, ein Blick von ihm, und sie trug sur den morgenden Tag ihre Glückseligkeit mit fort. Daß sie für Peppo eingesprungen war, war ihrerseits keine Berechnung, keine besondere Abficht gewesen. Ein Danlesmort, ein freundliches LS cheln Salvatoris und fie hätte fich für hinreichend bezahlt angesehen. Als er ihr nun den Antrag stellte, sie heirathen zu wollen, da meinte fie auf der Stelle tsdt hinsinken zu müssen. Die Freude ober tödtet doch nicht so leicht. Heute ist Paulette richtig und in aller Form vermählt; fie begleitet ihren Gat ten in alle Hauptstädte. Ihre Liebe ist glühend, anbetungsvoll. Ruch er ist übrigens der glüclllcdle ane. xai rei zendfte Paar, das man sehen kann. Ist die Höhe deSGlückeS einmal er klommen ach, da muß man auch oft wieder hinab. . , .Paulette war zu glück lich. Nach zwei Jahren ungetrübter Freude und deioerseitiger Liebe sollte sie um so grausamer auch den Kummer kennen lernen. Salvatori zeigte fich seiner Frau ge genüber immer noch voll Aufmerksam keit, entsprach, kam ihren Wünschen manchmal noch zuvor; aber eS war doch nicht mehr AllcS so. wie eS gewesen, und Paulette mnlte. daß fie nicht mehr daS fern ibreS Galten befaß Kornspon denzen. die idr in die Hände fielen, is irrt Adimsenbkiten eine nxan merkt schnell, wenn eS mit ihrer Herrschaft vorbei ist. ist I Vpimge nux, Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. Paulette hatte die Welt um sich her nicht studirt. Sie fand sich nicht in die Situation. Der Gedanke, sich zu empö ren, kam ihr nicht, so wenig wie fie fich zu schicken und zu ergeben wußte. Hütte sie sich gesagt: Geduld! Er kommt schon wieder. Alles kann wieder gut werden." Aber sie machte nicht ein mal den Versuch, den Ungetreuen zu fesseln. Sie hatte keine Seufzer, Thrü nen, Koketterien nichts. Den ganzen Tag saß sie allein, träum verloren, ein armes Bögelchen, dem man die Flügel geschnitten hat und das sich noch erstaunt, daß eZ sich nicht zum Himmel erheben kann. Er hat mich geliebt, dachte sie. Zwei Jahre lang besaß ich sein Herz, seine Seele, sein Leben. Ach. das Glück ist doch kurz hienieden. Alles ist aus, was thu' ich noch auf der Welt? Ihm war sie nicht böse, ihm nicht. Er war doch so gut mit ihr gewesen, hatte sie zu fich erhoben. Er hatte sich nur nicht gedulden wollen; das war AU les. Haß trug sie gegen Niemand. O, gewiß gern Hütte sie die Dinge leichter nehmen mögen. Aber sie vermochte es nicht. Sie litt zu sehr. Zwei Jahre vollkommenen Glückes? Waium war ihr auch das nicht genug?,,,. Zwei Jahre sind vorüber. Wieder tritt Salvatori im Jardin d'Ete auf. Die ganze Presse ist erschienen; eS ist wie bei einer Premiere. Salvatori tritt zuerst auf die Bühne; nach ihm konimt Paulette. Die llevun, gen kommen. Paulette wirft die Kugeln in die Luft. Salvatori trifft sie, wie wenn'S ein Kinderspiel wäre. Dann kommt das Kunststück mit den Bändern und das Kunststück mit der Scheibe und das Kunststückj mit der Flasche. Bei, fall gab es, als ob das Haus zusam menbrechen sollte. Nun noch das Kunst, stück mit der Rose, daS letzte ! Paulette nimmt eine Rose aus einem Körbchen von einem Tischchen, daS da steht. Jetzt geht fie nach der Mitte der Bühne. Sie grüßt die Zuschauer, faßt den Stengel der Rofe zwischen die Zähne. Der Stengel ist so kurz, daß das Publikum schaudert bei der Gefahr. Einen Augenblick sieht fie nach dem Proszeniumslogen rechts, wo ein Frauenzimmer dem Schützen zulächelt; sie wirst einen letzten Blick aus Salva tori selbst, der dem Lücheln dort geant- wortet hat. Sie macht eine unbe stimmte unvollendete Bewegung, als flehe fie um Hilfe oder schlüge ein Kreuz, dann stellt sie sich auf im Profil, hült sich gerade, unbeweglich; und im letzten Augenblick neigt sie unmerklich den Kopf. Der Schuß füllt und Pau leite stürzt todt auf die Bühne. Der Nimrod von Zoll. Humoreske von, W. M e r k l. Der Roither war zu Zell Krämer und weit und breit bekannt wegen seiner guten schlesischen Leinwand, wegen sei ner hübschen jungen Frau und seine? Mangels an Courage halder. Als stimmgewaltiger Bassist und Hauptstütze des Zeller Singvereines" sang er zwar mit grimmig verzerrtem Gesichte manche mit Brand, Mord und Todtschlaz garnirte Ballade in Grund und Boden, aber dann, nach geendeter Singprobe, um die mitternächtliche Stunde allein nach seiner, in der Nahe des FreithofeS gelegenen Behausung zu gehen, daS ging über seine Leistungs fühigkeit. So verließ er denn nur in Begleitung des alten Försters Mofer, der ihm benachbart war, das Goldene Schiff", allmo der Singverein" dem Sänge und dem Trunte fröhnte. Wenn den Furchtsamen sein Freunde wegen der ängstlichen Haft, mit der er jedem fremden Hunde auSwich, oder wegen der Todesangst, die fich beim FrohnleichnamSschießen" in seinen Zügen malte, hünselten, so suchte er sich mit Humor über diese Sticheleien hin wegzusetzen; tiefer aber packte ihn der Spott seines Weibchens. ES konnte von ihm nicht unbemerkt bleiben, daß fich nach und nach in das neckende Lachen Cäcilia'S etwas wie Hohn, wie Verachtung mischte. Und als fie ihm einft gar unter fichtlichem Behagen muntere, kecke siualein anderer lunqer Männer erzählte die kleine solche Lei- seist n" seien, da entbrannte wilde Eifersucht in seiner Krümerseele und er ! beschloß: Das muß anders werden !" Der Roither geht aus die Jagd!" Wie ein Lauffeuer ging diese unglaub liche Nachricht durch daS Dorf. Alles rannte zum Goldenen Schiff", um den .Kramer" zu sehen, der, vollkommen jagdgemaß auZgerüftet, die staunende Menge mit einem geringschätzigen La cheln der Verachtung maß. Mofer zer kugelte fich vor Lache, als er feinen Freund und Nachbar in seiner unae schickten Vorsichtigkeit und Angst bei der Jagd beobachtete, aber er konnte nicht umhin, nach beendeter Birsch in das ar.nxm. allgemeine Lob der übrigen Jagdtheil nehmer mitzustimmen, die sich nicht ge nug wundern konnten, den Hasenfuß Roither die Büchse an die Wange legen und abdrücken zu sehen. Allerdings hatte unser Nimrod nur zweimal Ge legenheit, sein muthigeö Herz und sein sicheres Auge zu erweisen und leider versagte beideinale der Schuß, doch trübte dieser kleine Mißerfolg die gute Laune Roither's augenscheinlich nicht, denn er schwamm in einem Meer von Entzücken, die Letfeig'n" war wohl aus der Welt geschafft und er in den Augen der Zelter rehabilitirt. Doch, es sollte anders kommen. Frau Cäcilie wollte Blut sehen. Blut des von ihrem heldenmüthigen Gatten er legten Wildes, und so sah sich denn Roither gezwungen, seine weichherzige Kramernatur weiter durch Autosug gestion in die blutrünstige Natur eines Jägers zu kleiden. Der nächste Sonn tag sand ihn schon wieder beim Eol denen Schiffe", des Aufbruches harrend. Man wartete schon ungeduldig auf den Förster Moser, der schließlich sagen ließ, die Herren mögen nur anfangen, er sei verhindert, komme aber bald nach. Dem alten Jäger war die Geschichte init dem zweimaligen Versagen nicht richtig vorgekommen. Ein alter Fuchs kennt alle Eisen!" brummte er, als er bei Roither'S Haus vorbeiging und der letzte Jagd gedachte. Aber wie ihn herumkriegen!" Vor der Thür, die in den Kramladen führte, saß der kleine Schipsl". Roither'S Hund, und blickte traurig die Straße hinab seinem Herrn nach, den er nicht begleiten durste. Halt, ich hab's! Schipsl, Schipsl! Komm', such's Herrl!" Der alte Kna sterbart lockte so den treuen Schipsl in'S FörsterhauS und schickte rasch einen Boten zum Goldenen Schiff", der ihn für kurze Zeit entschuldigen sollte. Auf den Stoppelfeldern hatte in zwischen das Treiben begonnen. Roither kam lange nicht zum Schusse. Eden nahm er einen tüchtigen Schluck aus seiner Feldflasche, da bemerkte er ihm gegenüber den alten Moser, der mit verschmitztem Lächeln herübergrüßt: Waidmann'S Heil!" Und da springt plötzlich bei dem Alten ein Hase auf, mustert die Jäger rings im Kreise und läuft dann mit flinken Beinen schnür stracks auf Roither zu. Der Krämer drückt los der Schuß versagt. Momentan war der Hase .wie der wundert stehen geblieben, dann aber setzt er in tollen Sprüngen seinen Lauf zum Ergötzen deS Försters, zum Erstau nen der übrigen Jagenden und zur Ver blüffung des ehrsamen KrämerS fort, der an feiner Flinte herummayipulirt, augenscheinlich in der Absicht, auf's Neue zu laden. Schon setzt er wieder an, doch der merkwürdige Hase scheert fich keinen blauen Teufel darum und springt plötzlich mit lautem Freu dengebell an Roither empor, der unter dem schallenden Gelächter Aller in dem sonderbaren Vieh seinen Hund, seinen Schipsl, erkannt hat, den der alte Spaß vogel Moser in der sicheren Voraus setzung, daß Roither mit ungeladenem Gewehre auf die Jagd gegangen, flink in ein Hasenfell genäht hatte. Diese unsterbliche Blamage konnte unser Krümer nicht ruhig auf sich sitzen lassen. Alles verwunderte und entrüstete fich höchlichst, als Roither am nächsten Sonntag trotz seines MaleurS abermals beim Goldenen Schiff" zur Hasenjagd erschien. Moser ergrimmte, als er den unglücklichen Schützen sah, der die ganze Gesellschaft verschon delte", umsomehr, als Roither eine äußerst selbstbewußte Miene zur Schau trug. Entweder kurire ich ihn heute, den feigen Patron, oder nie!" dachte der Förster und untersuchte in einem unbewachten Augenblicke RoitherS Flinte, die in einer Ecke lehnte. Seine Witterung hatte ihn nicht betrogen. Der tapfere Jägersmann hatte diesmal zwar geladen, aber nur blind. Rasch lud Moser die Flinte ordnungsgemäß. Während der Jagd wich Ulotx nicht von der Seite Roither'S und flehte zum heiligen HubertuS um Gelingen feiner Idee. Da, Roither, ein wunderbarer Kerl!" Ein selten großer Hase suchte vor ihnen daS Weite. Der Zellner Krämer erbebte zwar, als er die Büchse an die Wange legte, doch er drückte loS, ein Knall, als öd die Welt zu Grunde ginge, und der Hase überpurzelte sich. Roither stand wie vom Blitz ge troffen da! Entsetzt warf er die Mord Waffe von fich und starrte leichenblaß und zitternd aus sein Opfer, daS fich im ; Blute wälzte. I Mit Mühe einen Lachkrampf unter ! drückend, erklärte der alte Schelm Moser : dem wie aus den Wolken gefallenen! Roither das Wunder. Einen uti und haßerfüllten Blick warf der unfrei willige schütze dem Lachenden zu und wollte den Schauplag feiner Mori tbat eben Verlagen, als Alle herbeieilten : und ihn erfreut gratulirten, so daß er. r m No. 35. nicht anders konnte, als den Schaber nack verzeihen, umsomehr, als Moser Niemandem gegenüber von der vorerst nur blind geladenen Büchse Erwähnung tyai. Glückstrahlend überreichte Roither sei nein erstaunten Weibchen das Opfer feiner nunmehr öffentlich constatirten Mordlust. Und Frau Cücilia um armte ihn jauchzend und erstickte ihn fast mit ihren Kliffen. Nun, da der Löwe von Zell Blut ge rochen hatte, war der Baun gebrochen. Er wurde zwar kein Held von antiker Größe, auch kein Nimrod von Gottes Gnaden, aber die listige Kur des alten Moser hatte doch aus dem weibischen Balladensänger einen Mann gemacht, der den Hunden nicht mehr aus dem Wege ging und Frau Cäcilia noch des Oefteren mit selbstgeschoffenen Hasen erfreute. Weihnacht einer Tnimmerstadt. Traurige Bilder schafft der Krieg stets, und vielleicht eines der traurigsten in unsercmjBitrgerkriege war dasjenige, welches die Stadt Atlanta, Eecrgia, in den Dezembertagen des Jahres 1804 bot. Als Sherman im November Atlanta in Asche gelegt, und seinen berühmten Marsch nach der See aufgenommen hatte, waren nur noch sehr wenige Fa milien in der Trllmmerstadt zurück geblieben. Indeß benutzten die Ent flohenen die erste Gelegenheit, nach ihrem alten Heim zurückzukehren. Wochenlang nach dem Abmarsch der Unionstruppen fanden sie sich allmählig wieder ein, aus vchjenwagen, zu Pferde, auf Schufters Rappen, nur nicht mit der Eisenbahn. Denn alle Eisen bahnGeleise waren auf viele Meilen in der Runde aufgerissen, und die Unglück liche Stadt war beinahe unzugänglich. Auch hatten die Truppen alle Bäume und Einfriedigungen auf zwei Meilen im Umkreis zerstört, und Feuerungsholz owie dien waren um keinen Preis zu haben. Mit den Lebensmitteln war es höchst kärglich bestellt. Diese Rückkehrenden waren fast lau ter Greise, Frauen und Mädchen, und daher besonders hilflos. Alle dienst tüchtigen jungen Männer standen bei der Conföderirten Armee, mit Aus nähme einiger Wenigen, welche zu ErtraArbeiten beordert waren oder von dem AushebungsErlaß nicht betroffen wurden. Mit jammervollen Blicken sahen die Heimgekehrten, IS sie die zev flirten Festungswerke überschritten, von de röthllchen Hllgelgipfeln auf die schreckliche Verödung da unten herab. In dem Rauche, welcher noch reichlich zwei Monate hindurch, nach dem großen Brande, aus den Trümmern aufniea. war ein Dutzend spitziger Kirchthiirme nur nebelhaft fichtbar, und in der Mitte der Stadt gab es nur noch Aschenhaufen und zerstreute Mauerresie; es war un möglich, unter den gewaltigen Trüm mermassen die Geschüstsstraßen noch auszukennen. In den Hintergassen und Borstadtgebieten aber zählte man noch 49 stehengebliebene Wohnungen, wor unter aber viele durch die Granaten kugeln schwer beschädigt waren. Das war Alles, was von Atlanta, dem Stolze der Conföderirten, übrig geblieben war, zur Zeit, als die Vorbereitungen für die fröhlichen, frohen Weihnachten" begannen! ES herrschte bitterlich kalte? Wetter. Die Bürger drängten sich und ihre Lie den in jedem irgendwie brauchbaren Hause, in jeder Hütte zusammen, und es gab einen schweren Kampf um Heiz Material und Nahrung. Greise und zarte Frauen und Kinder mußten viele Meilen weit zu Fuß in die Wälder gehen, um Holz herbeizuschleppen. Pserde, Maulthiere und Neger waren viel zu wenig vorhanden, um irgend welchen wesentlichen Beistand bieten zu können. Die Heimgekehrten hatten nur geringe Mundvorräthe mitgebracht, und eine schreckliche Theuerung brach an. Mehrere unternehmende Händler fingen kleine Lüden an. und verlangten z. B. 300 für ein Faß Mehl, und $30 für ein Pfund Kaffee! ES gab freilich Manche, die genug Conföderirten-Geld besaßen, um jeden geforderten Preis für ihre Bedürfnis bezahlen zu können; aber Hunderte von Familien, deren Väter und Gatten im Kriegsheere ftan den, wären ohne die weitgehende Wohl thatigkeit glücklicherer Nachbarn einfach verhungert. Wahrscheinlich sind auch Einige verhungert oder erfroren. Wer kann fie nennen? ES gab in diesen Tagen keine Zeitunqsreporter oder Andere, welche in der Trümm,i!Metro Pole von solchen Dingen Kenntniß ge nommen hatten. Blutroth schien die Sonne durch die nebelige Atmosphäre. IS der Weih nachlstag anbrach. ein thränenvoller Tag süc die Kleinen! ES gab kein Spielzeug, kein Zuckcrgebück. kein Obst, und eS wurden .überhaupt mir herzlich wenig Geschenke gemacht. Jede Familie sah eS als das herrlichste Weihnachts geschenk an, wenn sie den ganzen Tag ein gutes Feuer haben konnte, und nicht unmittelbaren Hunger litt. Eine ge bratene Henne zum Mittagsmahl war ein großer LuruS, und ein Puter war mindesten IS Meilen in der Runde nicht zu finden. Manche versuchten, sich mit einem Bischen MaiS.Schnap in etwas festliche Stimmung zu versetzen, und die Kinder spielten, so gut sie konn ten. UebrigenS wurde für die verwun beten und kranken Conföderirten Sol datcn mit großer Seldstaufopserung in erster Linie gesorgt. Manche Jungen hatten Pistolen und Flinten,' und feuerten diese zu Weih nachten ab, sodaß eS wenigstens nicht an Lärm fehlte. Ein paar Menschenkinder gingen auf die Jagd, hatten aber er zweifelt wenig Glück; denn die beiden Kriegsheere hatten so ziemlich alles Wild in einem Umkreise von 50 Meilen ver trieben. Gleichwohl fehlte eS nicht an wilden Thieren, aber was für welchen! Nach Einbruch der Dunkelheit durfte sich kein Mensch mehr auf die Straße wagen. nicht aus Furcht vor Ber brechern, sondern weil ganze Trupps wilder Hunde in die Stadt drangen, und mit der Wuth von Tigern und heißhungrigen Wölfen Menschen und Pserde anfielen. Taufende von Bewohnern dieses Theiles von Georgia hatten ihre Hunde zurückgelaffen, als sie vor den Bundes truppen flohen, und binnen wenigen Monaten waren diese Thiere so gefähr lich, wie nur irgend welche reißende Bestien deS Waldes geworden. In der Weihnachtsnacht und in manchen an deren Nächten ergriffen sie in so furcht barer Anzahl Besitz von Ailanta, daß Jeder, der sich unter sie wagte, sicheren Tod erwarten mußte. Hunderte der Thiere wurden zwar niedergeschossen: aber bei Nacht war es unmöglich, fich ihrer zu erwehren; es kostete schon Pul ver genug, sie bei Tage wegzuscheuchen. Viele Familien in einsameren Wohnun gen hatten die ganze Nacht förmliche Belagerungen auszustehen! Solche Weihnachten waren wohl noch nie in unserem Lande dagewesen. Auch in dem heutigen glänzenden Atlanta giebt es wahrscheinlich noch Einige, welche sich ihrer in dieser Zeit mit Schaudern erinnern. Präsident rügcr und Lord. Mr. Poultney Bigelow erzählt in Harpers Magazine" folgende Ge schichte. Eines TageS besuchte ein ge wiffer Herzog, der keineswegs einge bildet, aber sehr wenig zungengewandt war, den alten Präsidenten Krüger, und eS entspann sich dabei folgendes Gespräch, natürlich mit Hilfe eines Dolmetsch: Der Herzog: Sagen Sie dem Präsidenten daß ich der Herzog von bin und daß ich gekommen bin, ihm meine Aufwartung zu machen." Krüger giebt ein Grunzen von sich, daS Willkommen bedeutet. Der Herzog nach langer Pause: Ah, sagen Sie ihm, daß ich ein Mitglied des englischen Parlaments bin." Krüger grnnzt wieder und zieht eifrig an seiner Pseife. Der Herzog nach einer längeren Pause: Und Sie können ihm sagen, ich sei eh ein Mitglied des Hauses der Lords ein Lord Verstehen Sie?" Krüger zieht an der Pfeife, wie zu vor, und nickt. Der Herzog nach einer noch verlegeneren Pause, während deren seine Gnaden zur Ueberzeugung zu kommen schien, daß er fich immer noch nicht genügend vorgestellt habe: Eh, eS dürste den Präsidenten interesfiren, zu erfahren, daß ich ein Vizekönig war." Krüger: Oh, ein Vizekönig? WaS ist das?" Herzog: Oh, ein Vizekönig daS ist so eine Art König, verstehen Sie." Krüger rauchte einige Augenblicke schweigend weiter, offenbar einer solchen Unterhaltung müde. Tann wendete er sich zum Dolmetscher und sagte brum mig: Sagen Sie dem Engländer, daß ich ein Viehhirt war!" Gerade heraus. Junger Mann, als ich so alt war wie Sie, da glaubte ich Alles zu wissen, jetzt aber merke ich erst, daß ich gar nichts weiß." Na, wiffen Sie, das weiß ich schon lange." kzinderniß. Köchin: Du hattest doch versprochen, mir zum Geburtstag ein Gedicht zu sen den!" Unteroffizier: Ganz recht, ich habe auch acht Zage nachgedacht aber ich konnte auf .Knödel' keinen Reim sin den!" 2lus der Rolle gefallen. Bettler: Könnten Gnädigste einem armen kranken Manne, der schon ein paar Zage lang nichls gegeffen hat. nicht eine Kleinigkeit schenken?" Dame: Armer Mann, Sie dauern mich unendlich, gern würde ich Ihnen ein paar Pfennige geben, habe jedoch leider nur ein Goldstück." Bettler: .Ich kann Ihnen wechseln. Gütigste." !Nißpkri,an!kn. ,cl Würde hnrT1 nlsckin tun Besuch einer Wafferheilanftalt an rathen." .Vom Waffer braucd i ni.fit nrfwift zu werden, ich trink' ja gar fein'S!"