(Comtesse Aschenbrödel. Novellette ooii C. von B r u n e k. Wie ist'S, Maiy, bekommen wir heute Abend wieder die dortrefffichen j Fleischklößchen, die Du irnS neulich zu 1 bereitet hast?" " Der junge GardeArtillerie.Osfiier, der diese Worte sprach, trat mit heiterem Lachen in die kleine, freundliche und blitzsaubere Küche, in der ein junge! blondlockige Mädchen am Herde stand. .Graf Walterdurg ist ganz entzuckt Von ihnen," fuhr er lachend fort, und da er ftch heute wieder zum Abendessen angemeldet hat " Comtesse Mary' Wangen überhauchte eine rosige Gluth; rasch beugte sie sich Über den Keffel, um zu sehen, ob da? Theewasser noch nicht koche. Wir müssen Deinem Freund wohl etwa BeffereS vorsetzen, Arthur," meinte sie zögernd. Ei behüte!" rief der junge Offizier. Graf Bruno ist mit dem Einfachsten zufrieden, wenn e nur nett und gut zubereitet ist. Na, Schwesterchen, das verstehst Du ja ganz ausgezeichnet Du kleine Aschenbrödelchen." Er strich ihr zärtlich über die krausen, blonden Haare, die ihr niedliches errö thendeZ Antlitz in reichen Wellenlinien umgaben. Ach laß doch den häßlichen Namen," schmollte sie, wenn Dein Freund ihV hörte...." Kennt den Namen ja schon, Mary, und findet ihn reizend," entgegnete er lachend. u Ich begreife eigentlich nicht recht," ..(... (rn.-i. C -. i : v v -o 1 X ... . . g uut muiy uu, invein ic vu luuitnue ' Waffer auf den Thee goß, daß Dein Freund nicht größere Ansprüche stellt. Er ist doch einer unserer reichsten Grund besitz. Freilich Majoratserbe von Schloß BlieSdorf. In seiner Familie ist er gewiß an eine weit bessere und glänzendere HauS Haltung gewöhnt, als wir sie ihm bieten können." Darüber zerbrich Dir nur nicht das Köpfchen. Schwesterchen, alle was Du kochst, schmeckt ihm ausgezeichnet. Als wir bekommen die Fleischklößchen?" Ja." Na, denn auf Wiedersehen heute Abend ich hole Graf Walterburg ab in zwei Stunden sind wir da." Er nickte seiner Schwester vergnügt zu und entfernte sich ein lustiges Liedlein pfeifend. Comtesse Mary machte sich wieder am Herde zu schaffen. Jhr Gefichtchen nahm einen ernsthaften, aber durchaus nicht mißmuthigen Ausdruck an. Comtesse Aschenbrödel nannte ihr Bruder sie scherzend ja, sie war es in der That, denn wenn ihre Eltern auch ein Dienst Mädchen hielten, so mußte Mary doch tüchtig im Haushalt mit zufassen und , hatte sich unter der Anleitung ihrer Mama zu einer vortrefflichen kleinen Köchin ausgebildet. ES ging nun ein mal nicht anders. Der vornehme Name , eines Grafen von Meinrode war freilich J, L..t.Hk .1... k;. m?!tts (TO- v vvruuttvru, iuci uic .uuuci uiia vu- jor 0. D. als Grafen Meinrode waren beschränkt; zumal seit Mary'S Bruder ' Arthur als Ossizier bei der Garde Artillerie stand, mußten die Eltern ihre Mittel sehr zusammen halten, um aus zukommen. So hatte man denn die Köchin abgeschafft und nur ein einfache! Dienstmädchen beibehalten, während die Gräfin Meinrode und Comteffe Mary die Küche und den Haushalt besorgten. In der ersten Zeit war eS Mary wohl oft schwer gefallen, sich in Küche und Haushalt zu beschäftigen. Ader bald gewann sie Geschmack an dieser Beschäf tigung und setzte ihren Triumph darein, eine tüchtige kleine Hausfrau zu werden, sie war stolz darauf, wenn die Gäste ih r Eltern die von ihr zubereiteten Speisen lobten und die Eltern mit lä chelndem Wohlgefallen auf das kleine fleißige Haustöchterchen blickten. Nur einmal hatte sie sich geschämt, alS Arthur seinen um einige Jahre ül ten Freund, Graf Bruno Walter - bürg, zum Abendessen mitgebracht hatte. ES war Sonntag und das Dienst Mädchen hatte seinen freien Tag. Da mußte denn Mary allein für das Abend essen sorgen, mußte den Tisch decken, den Thee serviren und nachher, als man ge müthlich plaudernd zusammen saß, das Bin einschenken. Graf Bruno war eine solch' vornehme Erscheinung! Man sagte, sein Vermögen buiffere sich nach Millionen. Und seine großen, etwas schmermllthigen braunen L. Auge ruhten mit solch eigenthümlichen T Glanz auf der schlanken, zierlichen Ge ftalt Mary', während sie die kleinen Geschäfte de HanShalteS besorgte. An jenem Abend hatte sie sich wirklich geschämt, besonders als Arthur sie sei nem Freunde scherzhaft als die kleine Comtesse Aschenbrödel vorstellte. Ueber deS rasen Bruno ernstes Antlix huschte in seltsame Lächeln, halb Mitleid, halb Epott. wie sie glaubte und eine glühendheiße Xöthe üoerflammte ihre Wangen. Ab der Graf schien sich doch bei ih r"-W u fühlen. Er kam seit jenem Abend sehr oft. plauderte mit ihren El tern, muficirte mit ihr und lobte ihre Speise. . Da war gewiß nur eine freundliche ucksicht, n ihr gegenüber igte, aber sie that doch wohl, und selbst wenn sie jetzt scherzend Comtesse Aschen brödel nannte, war sie nicht döie dar über. .Wie ist' Mery-ist da Abendessen bereU V Der ämntagMsl Jahrgang 17. Die Gräfin trat in die Küche und ließ ihren Blick prüfend über den Herd schweifen. Ja, Mama eS ist alles bereit." Da Mädchen muß gleich zurückkeh. ren," fuhr die Gräfin fort. Aber Du kannst ja vorher schon den Tisch decken. Ich will so lange in der Küche bleiben." Mary eilte davon, um in dem Eß zimmer den Tisch zu decken. Sie sah allerliebst aus in dem ein fachen, aber geschmackvollen HauSkleide mit der weißen Latzschürze. Die ties blauen Augen glänzten und die Wangen glühten von der Arbeit in der Küche. Hier und da stahl ftch ein blondes Löck chen aus dem sonst glatten Scheitel her vor und ringelte sich über die weiße Stirn, dem Gesichtchen einen leicht schelmischen Ausdruck verleihend. Flink wie eine Eidechse huschte fte durch das Zimmer, eilte vom Büffet zum Tisch und ordnete mit geschäftigen Händen die Teller und Gläser, während ein leichtes, glückliches Lächeln ihre Lippen umspielte, daß die weißen Zähnchen her vorschimmerten und auf den Wangen ein reizendes Grübchen erschien. Plötzlich schrak sie zusammen und fast wäre ein GlaS ihren Händen entfallen. Guten Abend, gnädiges Fräulein." ertönte eine tiefe, ruhige Stimme von der geöffneten Thür her. Rasch wandte sie sich um. Graf Waldenburg stand in der Thür. Ein leichtes Lächeln ruhte auf seinem schö nen, vornehmen Antlitz. Herr Graf Sie schon hier?" Allerdings hab' ich Sie erschreckt? dann bitte ich um Verzeihung." Wollen Sie nicht in den Salon treten " Weshalb? Hier ist'S ja so gemüth lich. Außerdem hat Ihr Bruder noch eine kleine Angelegenheit mit Ihrem Herrn Papa zu besprechen. Dabei war ich überflüssig, deshalb trat ich hier ein. Sie zürnen mir doch nicht, gnädiges Fräulein?" Wie solle ich! Aber eS ist hier noch nichts in Ordnung." So gestatten Sie, daß ich Ihnen helfe...." Nicht doch. Herr Graf....' Ei, weshalb denn nicht?" Er wollte einige Teller ergreifen, die auf dem Büffet standen, um sie auf den Tisch ,u stellen: doch sie kam ihm zuvor. Nein, nein, Herr Graf das ist keine Arbeit für Sie. Außerdem sind eS auch nicht die richtigen Teller." Ah so ja, sehen Sie, Comtesse Mary, selbst diese Arbeit will gelernt sein und ich fürchte, ich bin schon zu alt dazu." So laffen Sie mich nur rasch den Tisch decken." Aber Sie müssen mir gestatten, daß ich Ihnen zusehe." Er setzte sich in einen Sessel und sah ihr mit leichtem Lächeln zu. wie sie den Tisch mit flinken Händen ordnete. .Wie nett Sie das alles machen. sprach er nach einer Weile leicht aufath mend. DaS ist doch keine große Kunst, lackte sie. O gewiß!" entgegnete er. Wenn doch die Damen von heute wüßten, wie viel Gemüthlichkeit, Glück und vrieden sie in ihrem Haushalt verbreiten könn ten, wenn sie " Nun. Herr Graf." fragte Mary schelmisch, als er zögerte. Wenn Sie alle so wären wie Sie, Comtesse Mary." Ah, Sie wollen mich verspotten. . . " Gewiß nicht." rief der Graf auf springend und einige Male in dem Zim mer auf und ab gehend. Tann blieb er vor dem nunmehr fertig gedeckten Tisch stehen und sprach wie in Gedanken versunken : Mich überkommt stets ein glückliches Heimathsgefllhl, Comtesse Mary, wenn ich Sie im Haufe schalten und walten sehe. Wie lange wird es noch währen, dann fitze ich daheim in meinem großen, breiten, alten Schliß BlieSdorf. Die hundertjährigen Bäume des Parkes rauschen im Winde, von fern her tdnt da? Brausen der Ostsee, im Kamin pseift der Sturm und die islammen der schweren Holzscheite pras. sein empor und ich werde dort einsam und allein sitzen und der Diener wird mit geräuschlosem Schritt den Tisch decken und drunten in der Küche denken die Köchinnen und Mägde daran, mir das bendeften zu bereiten, unv iqeiken über die viele Arbeit und haften über die Arbeit weg. daß sie nur ja rasch fer tig erden und ich sitze allein da um mich ist e öd und still und ich fürchte mich fast in meinem alten Eulennefte." Mary senkte die Augen, ine feine Röthe stieg in ihren Wangen empor, ihr war s seltsam beklommen um das Herz. Und dann," fuhr n leise fort, werde ich de freundlichen Bilde ge denken, da ich heute Abend und an so manchem Abend sah. wenn ich m Ihrem Hause weilte. Comtesse Mary ich werde Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. Sie wieder sehen, wie Sie schalten und walten als kleine geschäftige Hausfrau, wie Sie mit leichten Feenhändchen Glück und Frieden, Behaglichkeit und Zufrie denheit um sich verbreiten. Wie Sie durch Ihre stille und anmuthige Ge schäftigkeit den Zauber der Häuslichkeit zu erschöpfen wissen, wie Sie das wahre stille Glück des Haufe verkörpern. Herr Graf ich bitte Sie" Er athmete haftig auf. Ja, Com teffe Mary das wahre, stille Glück des Hause?, das der italienische Dichter so schön besingt: ,,O, einsam süße Ruh in den vier Wänden"" Sie kennen das Lied. Comtesse Mary?" Ja eS hat einen tragischen Schluß" Der tragische Schluß ist unwahr wer je das stille Glück einer solchen Häuslichkeit empfunden, der wird nie malS wieder ganz unglücklich werden, selbst wenn ihm das Liebste durch den Tod entrissen denn die Erinnerung wird mit ihm leben." Er schmieg und blickte fte lächelnd an. Dann sagte er aufseufzend: Wenn ich doch auch eine solche kleine, liebliche Hausfrau besäße " . Herr Graf!" Ist der Wunsch zu egoistisch, Com tesse Mary?" fuhr er fort, indem er nahe an fte herantrat. Sie blickte mit bangem, bittendem Blick zu ihm auf. Eine Thräne hing in ihren langen Wimpern und ein schmerzlichsüßes Lächeln umzuckte ihre Lippen. Nicht eine Hausfrau, Herr Graf nur ein Aschenbrödel..,." Ich bin mit einem solch' lieblichen Aschenbrödel zufrieden, entgegnete er, mit zärtlichem Lächeln ihr in die Augen blickend und ihre Hände ergreifend, Willst Du meine Hausfrau mein Aschenbrödel fein, A!ary Willst Du mir folgen, wie das liebliche Aschen brödelchen im Märchen dem Prinzen?" Sie lehnte ihr Köpfchen an seine Schulter und weinte leise, glückliche Thränen. Wie ist eS möglich," flüsterte sie ich befttze nichts. Nichts als Deine Anmuth," rief er. den Arm um sie schwingend und sie zärtlich an sich drückend, nichts als Deinen Fleiß, Deine Gabe, Glück und Frieden um Dich zu verbreiten und das ist mehr werth als Millionen meine liebe, fuße kleine Hausfrau.. . Und er hob ihr Köpfchen empor und sie duldete eS, daß er ihre zuckenden Lippen küßte. Alle Wetter....!?' Erschreckt fuhren die Liebenden auS einander. In der Thür stand Arthur, auf dem Geficht ein überraschtes Lächeln. Tritt nur näher, Arthur.' rief Gras Bruno fröhlich. Das Märchen ist aus Comteßchen Aschenbrödel hat seinen Märchen Prinzen gefunden.' Die Freunde schüttelten sich die Hände; Comtesse Aschenbrödel aber flog davon und verbarg ihr Glück und ihre Seligkeit in der Küche, aus der sie dann von Arthur im Triumph hervov geholt wurde. DaS wäre fast eine NeuAuflage von der Verlobung hinter dem Herde ae worden," lachte er übermüthig, fein Schwesterchen in das Zimmer führend. wo fte erröthend in die Arme Bruno'S sank. verhaltene Thränen. Sine kcincSmkgS trauriqe beschichte von . Flachs. Mutting, Deine Ahnungen täuschen Dich!" sagte Rath Heding zu seiner Frau. Dr. EypiuS verkehrt nun schon seit zwei Jahren in unserem Hause, und da er Gottlob nicht taub stumm ist, hat er oft genug zwischen den Worten heraushören können, daß wir alle ihm gewogen sind, und hätte auch sprechen müssen zu Agne, natürlich. Er hat'S nicht gethan, und diese Unterlassung läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Ich glaube auch gar nicht, daß in AgneS' Herzchen auch nur ein Funkchen von Liebe zu ihm glimmt Kein Wunder! Der gute Mann ist für seine 32 Jahre viel zu de häbig, allzu ruhig und kühl; und er wacht au seiner orientalischen Gelassen heit erst, wenn er von der Schönheit und Anmuth der altgriechischen Sprache" oder von der wuchtigen Kraft" der lateinischen lehrhast zu sprechen Gelegenheit findet. Da erst schimmert sein blaue Auge, da erst de ledin sich seine sonst unbeweglichen Ge sichtZmuskelnI Ich begreise vollkommen, daß dieser altmodische Typus de deut schen Gelehrten auf Agne keinen tieferen Eindruck zu machen vermag!" Papachen!" erwiderte lächelnd Frau Heding. WaS der erstand der Män ner nicht sieht, da ahnt in Einfalt ein weiblich Gemüth." Für mich besteht kein Zweifel: der liebe GypiuZ ist in unser, Töchterlein ganz ausgiebig verliebt. Als schüchterner, bescheidener Mann kann er ftch nur dazu nicht entschließen, Liebe zu bekennen. Er läßt es ja an verblümten Andeutungen auch nicht fehlen. So sagte er einmal zu Agnes, als von der zeitgenössischen Theater literatur die Rede war, scherzhaften Tones: Fräulein AgneS, ich hätte nicht übel Luft, zu dem reizenden Titel Heimliche Liebe" da entsprechende Stück zu schreiben!" Dabei erröthete er bis an die Haarwurzeln wie ein verliebter Gymnasiast. Und Schelm Agnes erwiderte darauf, recht naiv thuend: Ach wirklich? Das wäre schön, ich werd bei der ersten Aufführung sicherlich nicht fehlen! Soll es ein Trauerspiel oder eine Posse werden?" Ich stehe dafür gut. daß Gypius ftch recht tief und fest in Agnes' Herzen ver ankert hat. Nun hat Dr. Gypius, wie Du weißt, einen Ruf an die Universität erhalten und wird bald wegziehen. Da heißt es, sich sputen, etwas thun!" Herr Heding fuhr auf : Etwas thun! Sich sputen! Soll ich etwa der Du oder gar Agnes ihm in seiner JunggesellenWohnüng einen Besuch abstatten und feierlich um seine Hand anhalten? Wenn er nicht Mann genug ist, sich AgneS zu erkiä ren und um unsere Zustimmung zu bitten dann nun, dann soll er eben aus das Glück, AgneS heinizufüh ren, verzichten!" Aber Papachen!" entgegnete Frau Rath. Ich kenne Dich und erkenne Dir gar nicht. Er soll verzichten,. warum denn? Weil er schüchtern und bescheiden ist? Und an AgneS denkst Du dabei gar nicht! Was die dar unter leiden würde! Ich bleibe dabei, man muß etwas dazu thun wir veranstalten anläßlich seines ScheidenS ein Souper mit Sekt: der soll dem lieben GypiuS die Zunge lösen!" Rath Heding spielte vor Zorn alle Farben. Was fällt Dir ein. Frau! Wir hl len ihn mit Sekt berauschen, damit er O, o, o! Ich will's gar nicht aussprechen, will Deine Worte gar nicht gehört haben! DaS wäre ja ein Unfug erster Güte und,." Und Du bist ein Philister erster Güte!" fiel ihm Frau Rath in die Rede. Gypius ist ein Mann, der einer großen, hingebenden Liebe fähig, aber davon zu sprechen unfähig ist. Wenn ihm der Champagner Muth und Sprache verleiht, so kann ich nichts dafür, sondern der Champagner. Und ist dies der Fall, so verbinden sich zwei sich ohnehin liebende Menschenkinder zu einer glücklichen Ehe. Wo steckt da der Unfug, wenn ich bitten darf? Im Ueb rigen, gut ein Souper ohne Sekt!" Es wollte sich keine behagliche, leb hafte Stimmung einstellen, so sehr fich auch Frau Heding bemühte, in den Pausen zwischen den einzelnen Gerichten das träge fich hinschleppende Gespräch in Fluß zu dringen. Rath Heding saß still, in fich gekehrt, gepeinigt von Gewissensbissen darüber. daß er den Sekt von der Tafel gebannt hatte e wäre ja doch nichts BöseS dabei gewesen .... Von Zeit zu Zeit blickte er Dr. GypiuS an und dann wurde er nur noch erboster gegen sich, denn der Gast war heute noch unbewegt lieber und wortkarger als sonst wahrhaftig, der wird jetzt weniger als ie das erlösende Wort finden und auS sprechen Sekt hätte doch zum min besten Leben in diese gedrückte Tafelge sellschast gebracht!" AgneS iah tiefbetrübt drein, erwiderte zerstreut auf die Fragen; sie stützte ihren Kopf gedankenverloren in die Hand und seufzte manchmal leise, worauf Frau Heding ihrem Gatten jedesmal einen scharfen Blick zusandte, der in hör und lesbare Sprache übertragen, etwa ge lautet hätte: Siehst Du, Tu Raben Vater, wie traurig Deine einzige Tochter ist, weil Dr. Gypius nicht mit der Sprache heraus kann? Siehst Du nun ein, wie Recht ich mit dem Sekt hatte ? Jetzt zieht GypiuS in die Ferne und kehrt nicht wieder! Und wer trügt Schuld daran, daß diese zwei jungen, lieben Menschenkinder mit einander nicht glück lich werden? Xu, mit Deiner übertue denen unsinnigen, philiströsen Recht schanenheit," mit Deinem feierlichen Protest gegen den harmlosen Sekt!" Dr. Gypius konnte nicht gut an dem Gespräche theilnehmen, weil in seiner Seele ein sehr bedeutungsvoller Kamps geführt wurde, zwischen der Liebe und der Bescheidenheit. Die Liede wollte die Sprache beauftragen, der reizenden Agne allerlei mitzutheilen, allein die Bescheidenheit legte dagegen Verwah rung ein. indem sie darauf hinwies, da ein I ernster, nüchterner, langwe liger Geselle, wie Dr. qpius nicht da Recht hätte, um eine Hand zu freien, die einem fo lieblichen, munteren, poe tischen Mädchen, wie Agne e ist, zu No. 34. eigen gehört. Der Kamps blieb unent, schieden. AIS man Obst und Küse zu Tische brachte, erhob sich plötzlich Rath Heding und bat um Entschuldigung, daß er sich für einen Augenblick entferne ; er hatte sich soeben erinnert, daß er eine außer ordentlich wichtige Angelegenheit sofort erledigen müsse; diese außerordentliche wichtige Angelegenheit betraf die Her aufbeförderung einer im Keller befind lichen Batterie von Sekt Flaschen. Frau Heding sah ihm besorgt nach und mußte nun auch um Entschuldigung bitten, daß sie für kurze Zeit die Stube verlasse. Gypius, der schon früher bemerkt hatte, daß AgnuS nur mit Mühe ihre Thränen, verhalten konnte, erhob sich nun, trat auf fte zu und sagte mit un endlich gütigem Ausdruck : Bitte, Fräulein Agnes, weinen Sie doch ! Verhaltene Thränen, . , das ver bittert die Seele ! Weinen Sie !" Agnes sah erstaunt zu ihm auf, ver suchte zu lächeln und plötzlich rannen ihr die Thränen übers Geftcht. Sie leiden so sehr," stammelte Gypius und auch in seine Augen traten Thränenperlen. Wenn ich nur wüßte, weshalb Sie weinen? Wie glücklich wäre ich, wenn wenn ich der Grund wäre." O, nein!" erwiderte AgneS treu herzig. So o o?" sagt Dr. GypiuS. und leichenblaß begab er fich an seinen Platz und setzte ftch erregt nieder. Herr Doctor! Warum haben Sie fich wieder entfernt? Sind Sie mir böse?" fragte nun mit leiser, zagender Stimme Agnes. Dr. Gypius schoß das Blut zu Kopfe vor Erregung ; er erhob ftch und rie von seinem Platze aus : Böse? Ich begreife nicht, wie man so reden kann! Ich Ihnen böse? Ist denn daS überhaupt denkbar? Und wenn Sie mich mit Füßen treten auch dann nicht. Mit 20 Jahren soll, ten Sie doch schon wissen, daß Sie das reizendste Mädchen von der Welt find und " Dr. Gypius sprach in dieser Tonart fort, näherte fich dabei AgneS Schritt um Schritt, ohne es zu bemerken, und als er nun vor ihr stand und ihr glück' strahlendes Geficht sah, wurde er noch heftiger und er tchne : Und daß ich Sie aus ganzer Seele liebe, daß ich Sie vergöttere, wissen sie schon lange und Sie schweigen Wozu hat Gott Ihnen die Sprache und die süße Stimme gegeben? Zum schweigen?" Aber, lieber Herr Toctor !" begann AgneS. Kaum hatte Gypius das Wort lieber" vernommen, als er AgneS Hände ergriff und sie mit glühenden unen dedeckte. Da traten Papa und Mama herein, in jeder Hand eine Sektflasche. Dr. GypiuS hatte seine Schüchtern, heit völlig abgestreift, er war lustig bis zum Uebermuth und redselig über die Maßen. Sag', AgneS, mein Schätzchen! Was bedeuteten vorhin Deine verhalte nen Thränen?" fragte er feine Braut. Ich hatte furchtbare Zahnschmer zen!" erwiderte sie lachend. Gottlob sie find vorbei, seit ich Dr. GypiuS' Braut bin!" GypiuS konnte sich vor Lachen nicht halten: Und ich eingebildeter Narr glaubte. Dich wandle die Luft zu weinen an, weil ich wegziehe! Na, thut nichts! der Zahn schmerz war doch der Glllcksftifter, der Ehevermittler. Ich erhebe voll Dank barkeit mein Glas auf AgneS' Zahn schmerz und verhaltene Thränen mit dem innigen Wunsche, daß Beide nicht wiederkehren!" Papa," flüsterte Frau Heding ihrem Gatten zu. Sieh mal, wie der Sekt aus unseren GypiuS wirkt!" I wo!" entgegnete Rath Heding. Tu irrst! DaS ist der Sekt der jungen Liebe!" ki Lpitzbudenkniff. "in d ?bemkegadt. drn Haffif(fii Boden der Pick.Pockets". ist unter dem um Baoemelum tut siieae" ein mm würdiges Büchelchen erschienen. Unter den flunberten tonn SibfSrfhtn" welche dort zur Erheiterung wie zur Warnung mitgetheilt werden, verdient eines, das gegenwärtig sehr in der Mode sein soll, besonders erwähnt zu werden. Es sührt die Ueberschrift: Ti Cousin Arthur" und lautet: Ter Tieb gesellt sich ein krnndliiin !iinn,n Tnm in Nachdem die stille Gesellschaft gebildet in. oezeiame, ver dct er neuen jzirma seiner Genossin den erste besten ibnen brslrnnrnhfn Älterm fvrnt hefien M. mit ein?: glänzend, Goldlette geschmückt in. xu unge iamr geht gerade aus aus den Bezeichneten zu, hält ihm ihr fein behandschuhtes Handchen bor beide Augen und begleitet diese Proce dur mit den schelmischen Worten: Rathe, wer ich bin!" Neun Ma5in zehn Fällen geht der Herr auf den Leim. Klementine!" ruft er, in der Meinung, irgend eine Bekannte vor sich oder viel mehr hinter sich zu haben. Keine Idee!" Also Klara .... oder So phie ?" Du bist auf der Spur rathe noch einmal!" Und während der arme Tropf mit geschlossenen Augen noch sein Hirn zermartert, um seine Er innerungen zu sammeln, hat ihm der Dieb mit aller Gemächlichkeit die Uhr auS der Tasche eSkamotirt. Kaum ist die Beute in Sicherheit, so zieht die Ge nossin plötzlich die Hand von der Stirne des Opfers, gibt sich geschickt den An strich höchster Verlegenheit und rüst stot ternd, während sie daS Weite sucht: O mein Herr! Entschuldigen Sie tausend mal ich hielt Sie für meinen Cousin Arthur !" Der best Bürger." Eine Erinnerung an Napoleon in Berlin knüpft sich an das Ableben der 82jährigen Schlächtermeister Wittwe Jda Benneniann, welche kürzlich dort aus dem Luisen Kirchhofe bestattet wurde. Mit ihr ist, wie die Allgem. Fl.Ztg." erzählt, ein Stück Geschichte der Berliner Schlächter Innung zu Grabe getragen worden. Sie war die Tochter de Schlächtermeisters Bochftein, dessen Grab auf dem Andreas'Kirchhofe ein Grabstein schmückt mit der Inschrift: Dem besten Bürger!" Als Napoleon im Jahre 1307 in Berlin war, legte er u. A. auch der Berliner Schlächter Innung auf, binnen kurzer Zeit 16,000 Thaler aufzubringen. Als man zu er widern wagte, daß es nicht möglich sei, diese Summe aufzutreiben, wurde ihnen die Drohung, daß sämmtliche Mitglieder der Berliner SchlächterJnnung einge sperrt werden würden, wenn das Geld nicht binnen 24 Stunden zur Stelle fei. In dieser Nothlage brachte Bochftein sein Vermögen zum Opfer und erwarb fich dadurch den Dank seiner Kollegen, der noch nach seinem Tode durch die In schrift auf dem Grabstein zum Ausdruck gebracht wurde. Pech haben und noch obendrein eingesperrt werden, das ist hart! Vor ein paar Tagen sprang ein anscheinend lebens müder Mann in das eiskalte Wasser des ChateletSpringbrunncns in Paris. Sofort eilte ein anderer zufällig in der Nähe weilender Mann herzu und zog ihn wieder heraus. Auf die Polizei wache gebracht, machte der Gerettete fei nem Lebensüberdruß in derzweifelten Worten Luft und begann schon die Her zen der braven Sicherheitsbeamten zu rühren, als der muthige Retter erschien, um seine Belohnung zu fordern. Da wurde die Sache denn doch verdächtig, und man setzte das edle Paar schleunigst an die Luft. Sie hätten sich mit dem Spott begnügen sollen, aber der eine von ihnen konnte sich im Augenblick des Hinausbefördertwerdens nicht enthal ten, zu seinem Kollegen zu sagen: Du, das nächste Mal müssen wir's geschickter anfangen," und so mußten sie denn, da sie sllr ihr Lebensrettungshandwerk na türlich keinen Gewerbeschein aufweisen konnten, in'S Loch wandern. Zur Nachahmung empfohlen. Eine Frau möchte gerne einen neuen Hut haben. Sie beginnt damit, von ihrem Manne ein Kleid zu fordern. Er: Ein Kleid, diese Ausgabe! Wo denkst Du hin, bei diesen schlechten Zei ten! Wenn eS noch ein Paar Handschuhe oder meinetwegen ein Hut wäre, aber ein Kleid unmöglich!" Sie: Na, beruhige Dich, liebe Männchen! Du weißt, daß ich Dir in allem nachgebe; kaufe mir also einen Hut!" Boshaft. Junger Arzt: Heute habe ich meinen ersten Patienten bekommen!" Bekannter (Notar): Gratulire be stens! Nicht wahr, wenn er sein Tefta ment machen will, da empfehlen Sie mich!" Aus dem Gerichtssaal. Richter: .....ES ist doch merkmür big, daß Sie Kleider gestohlen, und nicht in die Kasse gegriffen haben!" Angeklagter: Ich bitt' Sie, erinnern Sie mich nicht daran! Ich hab' mich schon genug darüber geärgert!" urz. Dichter: Wie ffnden Sie mein Trauerspiel?" rlliter: Traurig!" Uniiberivindlicbe Abneigung. Maler: Wünschen Sie Ihr Porträt in Kreide der Wasserfarben aemalt in haben?" Student: .Waer? Nein, niemals! Kreiden Sie nur an." Schlau. .Jetzt sind wir drei Tage verhei rathet, und heute willst Tu schon in' Wirthshau gehen?" Ader. Weibchen, ich will ihnen er zählen, wie glücklich ich bin." Liaen lob. Sagen Sie. gnädige? Fräulein, wie geht e denn Ihrer jüngeren Schwe fter?" Ich danke Ihnen, Herr Baron, die wird auch schon sehr schön!" ' 3N JP