fjcrr Deutschmann. Bon Hermann Sigsried -He 5m. 65 war jnt Zeit als die Franzosen daS linke Rheinufer besetzt hielten, also die Zeit der Mordbrennerei, der Zusain rnenrotlungen und Denunziationen, der Guillotine und der A,flgnalen. oer er bärmlichen Kriecherei und der idealen Selbstaufopferung. Die Vertreter der ' 'grande nation" hatten auf dem Wege von Bmgen nach öoviettj ,qumm ge haust! brennende Burgen waren die Fackeln, die ihnen auf ihren nächtlichen Raubziigen leuchteten, und von Ort zu Ort sich fortpflanzende Blutspuren gaben davon Zeugniß, daß die roth hosigen Marodeure ihr schändliches Hanowerl ohne Schonung ausübten. Auch die Bewohner des stillen Stüdt cbens Andernach am Rhein wurden eines Moraens durch den lauten Zxom melwirbel der einrückenden Franzosen unsanft aus dem Schlafe erweckt, die gekommen waren, der geängstigten und verwirrten Einwohnerschaft die wahren und einzig erlaubten patriotischen km- pftndungen nothigensalis mit hieben und Kolbenstößen beizubringen, Es waren mehrere Kompagnien des Reaiments .Barblllon". deS verrufew sten in der ganzen Armee, die, nachdem fte die Bürger Andernachs zum großen Theil von der sorge um lyre irbifchen Glücksgüter befreit, nch in der uml genden Gegend zerstreuten, um bei reichen Bauern ihre menschenbeglückende Thätigkeit fortzusetzen. . Die Kunde von dem Herannahen der verwegenen Plünderer erreichte baldigst auch die thurm und fensterreiche Schweppenburg", ein altes S das heute noch eine malerische Zierde des wild zerll ten Brohlthales bildet. und auf welchem in jenen Schreckens tagen Herr Deutschmann, der lang' jährige Burgkaplan und in dieser Eigen schuft gleichzeitig der Vertraute und Berather des Schloßherrn in dessen Ab Wesenheit ein unumschränktes Reginient führte. Fliehende Landleute hatten die Ankunft der Franzosen gemeldet, und das gesummte Schloßpersonal, Knechte und Mägde, durch die Nachricht in einen panischen Schrecken verfetzt, erblickten in ichieunigfter Flucht ihr einziges eil. Als Herr Deutschmann in früher Morgenstunde die weiten Säle der Burg ourchfchnitt, fand er jeden Winkel leer, nicht mehr der Schatten eines mensch lichen Wesens war da noch zu erblicken. Er sah sich allein mit seinem Zorn und Ingrimm und ein Lächeln bitterster Verachtung trat auf die Lippen deS wackeren Mannes, als er an die Feig linge dachte, die in der Stunde der Ge fahr schmählich die Stätte verließen, die ihnen Schul) und auch Unterkunft ge beten, statt auszuharren, wie Pflicht und Treue es gebot. Er aber wollte nicht in die Fuß ftapfen jener Memmen treten, er wollte bleiben, das Eigenthum feines Herrn, die Burg vertheidigen, der Uebermacht Trotz bieten und sei es mit dem Einsatz des eigenen Lebens. Nachdem Herr Deutschmann diesen heldenhaften Entschluß gefaßt hatte. stieg er empor auf den Schloßthurm und blickte mit seinen scharfen, geübten Augen in die Ferne, indeß noch war keine Nasenspitze von den Mordgesellen zu sehen, und er berechnete, daß wohl noch eine Stunde vergehen könnte, be vor der Feind zur Stelle sein würde. Er hatte also noch Zeit, die Messe zu lesen und sein schwieriges Werk dem Schutze Gottes anzuvutrauen. Den Kopf voll ernster Gedanken, aber innerlich durchglüht vom Feuer der Thatkraft und des Mannesmuths, begab stch der Konimandeur der Schwep penburg hoch hinauf in die Kammer, w Tünneschen, fein Meßdiener, ohne jede Ahnung der Gefahr, welche ihn umschwebte, noch in tiefem Schlummer ruhte, bis er plötzlich durch die Hand seines Herrn jäh aus seinen seligen Träumen aufgerüttelt wurde. Eiligst mußte der Knabe sich anziehen, und als die? geschehen war, wandte sich Herr Deutschmann an ihn mit folgender An rede: Tünneschen, aufgepaßt, die Franzosen kommen." Die Knechte mit sammt den Weibsbildern haben stch da von gemacht, mögen sie direkt auf den Blocksberg laufen mit ihren Jammer gefichtem, was kümmern sie unS, diese Hasenherzen. Was uns allein kllm mert, ist das Schloß unseres gnädigen Herrn, das müssen wir als treue Die ner vertheidigen, du und ich. Haft du verstanden, Tünneschen?" Kaum war das letzte Wort dieser ge wichtigen Rede gesprochen, als der jenige, dem fte galt, mit einem mark durchdringenden Schrei sich umwandte, um, ohne daS in ihn gefetzte Vertrauen im mindesten zu rechtfertigen, sporn ftreichz davonzulaufen. Aber Herr Deutschmann war ebenso flink, wie der schreckensbleich Entfliehende; mit nervi ger Faust packte n ihn an demjenigen Theil der Hofe, d beim Nirdersitze am wenigsten mit dem Stuhle in Be rührung zu kommen pflegt, wobei er ihn hoch in die Höhe hob. so daß der Unglückliche in der Hand deS Gewallt, gen zappelte wie der Fisch an der Angel ruthe. .Tünneschen," hob dn Verwalter keuchend an, nachdem n den Knaben wieder auf den Boden gesetzt hatte. Tünneschen. waS habe ich dir von LeonidaS und den dreihundert Spar tanem erzählt, was habe ich dir er zählt von dem tapfere Schweizer Win kelried, von dem tapferen Mathias Överftolj zu Köln, der au! dielen Wunden blutend, immer wieder von Neuem seine Brust dem Feinde dar bot, ihn van den Wällen seiner Vater stadt vertrieb und dann als Held gestor den ist. Und wir, die wir hinter festen Mauern sitzen, in einer Burg, wie fte schöner im ganzen Eisellande nicht zu finden ist, sollen unZ vor einer Handvoll Franzosen fürchten, vor einer solchen Rotte Korah, die ihre Helden thaten nur mit dem Munde verrichtet und vor jeder Ziegenherde Reißaus nimmt. Tünneschen, heute sollst du beweisen, daß du ein Mann bist, daß du christliches Gefühl im Herzen und rheinländischeS Blut in den Adern hast, das dir sagen muß, eine wie große Sünde eS ist, wenn jemand wie ein blinder Hafe davonrennt, dessen Pflicht es ist, das Eigenthum seines Herrn zu schlitzen und zu schirmen. Also still gestanden und nicht gemuckst, sonst werde ich die Vertheidigung ganz allein vollsühren, und dich, dich knüpsen die Franzosen an dem erstbesten Baume aus, daS wäre die Strafe für deinen Verrath." Wie zu einer Bildsäule verwandelt, stand der Knabe da und starrte mit gläsernen Augen die reckenhafte Gestalt seine? Herrn und Meisters an, wie sie in kühner Entschlossenheit vor ihm schier bis zur Decke sich erhob, das Haupt von einer Mähne ergrauenden Haares um wogt, Kinn und Wangen von feindlich drohenden Warzen bedeckt und in dem sonst mildblickenden Auge eine solch furchtbare Zornesgluth, daß man sich bis ins innerste Mark davor entsetzen mußte. Völlig im Banne des auf ihm ruhenden Blickes, konnte der Aermste es nicht verhindern, daß Herr Deutschmann ihn am Arme in der Sakristei zog, von wo er demselben, nachdem dieser eiligst die Meßgewänder angelegt hatte, in die völlig menschenleere Kapelle gefolgt war. Aber wahrend der Meffe war es Tünneschen elend, wirklich elend zu Muthe, sein Herz Hopste; seine Zähue klapperten, sein Kops hämmerte und seine Gedanken waren verwirrt, häusig liefen ihr die hellen Thränen der Ver zweiflung die Backen herunter. Es stand für ihn fei, daß er Vater und Mutter, die oben aus der Haide wohnten, niemals mehr wiedersehen, niemals mehr das Blöken der schönen buntgesprenkelten Kuh, die von ihm so zutraulich das Futter aus der Hand fraß, hören würde ; die Franzosen wür den ihn aus ihre Bayonnette spießen, ihn viertheilen, massakriren, oder, was nicht weniger schlimm wäre, ihn fort schleppen in ihre bardarische Heimath, wo er aus irgend einer Festung ein Leben führen müßte, erbärmlicher wie ein Hund. Er hoffte deshalb noch immer auf einen günstigen Augenblick, der eS ihm möglich machte, sein armes Leben in irgend einem vorborgenen Winkel der Burg in Sicherheit zu brin gen, bevor die Katastrophe eintrat. Für den Verwalter der Schmeppen bürg begann nun, nachdem er sich seiner priesterlichen Pflichten entledigt, der chwierigste Theil seiner Ausgabe die Verbarrikadirung deS Schlosses. Zu erst wurden die Fenster erriegelt und die Schutzläden zu ebener Erde geschlos sen, dann verrammelte der tapfere Mann unter bedeutender Anstrengung daS mächtige Thor, schob von Innen die schweren Balken vor, gegen welche noch besondere Stlltzhölzer gesetzt wur den, und drückte, nachdem er sein Werk prüfend betrachtet, seinem jugendlichen Begleiter, den gar nicht aus den Augen zu lassen er für rathsam fand, die Ueber zeugung aus, daß die als befestigte Pforte jedem Jnfanterieangriff Wider stand zu leisten im Stande sei, eine Versicherung, die auf das bedrängte Gemüth des Knaben einigermaßen be ruhigend wirkte. Nachdem diese Arbeit verrichtet war, begaben sich Lehrer und Zögling auf den großen Burghof, wo in der Nähe der Ställe spitzige vulkanische Schlacken von ansehnlichem Gewicht auf Haufen lagen: von diesen trugen sie im Schweiße ihres Angesichts eine große Zahl hinauf auf den ersten Stock, beluden mit den selben ein schweres Eichenbrett und dieses wurde mit seiner Last in das geöffnete Fenster gehoben, damit es jeden Augen blick zum Gebrauche bereit sei. Nach diesen wichtigen und ganz un umgänglichen Vorbereitungen ging Herr Deutschmann als umsichtiger Stratege zu weiteren Vorsichtsmaßregeln über, er stülpte eine gewaltige Sturmhaube, die er aus der nahen Waffenkammer holte, auf sein Haupt, umgürtete sich für den Fall der Noth mit einem Tur nierschmerte, während sein Adlatus als Panzer eine wollene Pferdedecke erhielt, in welche der sehr strenge Kommandeur ihn seft einwickelte und nur für die Be wegung der Arme einen Raum frei ließ. S ausgerüstet, erwartete die Be satzung der Schmeppmburg den an rückenden Feind. Aha, dort unten im Thale wurde es lebendig: aus heiseren Kehlen er scholl daS wüste Ca ira" unange nehm in die Stille bei Morgens hin ein, bis mit einem Male die Stören friede sichtbar wurden, eine undis ziplinirte Schaar, die höchstens durch ihre Zahl, aber nicht durch ihre äußere Verfassung dem Gegner irgend welche Besorgniffe einzuflößen vermochte. Langsam, als gälte es einer fidelen Kneiperei statt einem feindlichen Ueber falle, stiegen sie den Berg hinauf. Die MuSketm hingen nachlässig aus dem Rücken, die Mützen mit der Kokarde waren nach hinten geschoben, die Uni formen von nächtlichen Gelagen be schmutzt und zerriffen. Borauf schritt ein betrunkener Tambour mit mächti gem Schnunbart, der in einem fort darauf loswirbelte und in feiner gro testen Erscheinung diesem Bilde der Verwilderung den Stempel aufdrückte. Tllnneschen's Zähneklappern begann von Neuem, in seiner Pferdedecke ward eS ihm abwechselnd warm und eisig kalt, und, ein Vaterunser nach dem an dern betend, duckte er sich tief unter das Fenster, nur um nichts mehr von diesen Kannibalen und Menschenfreffern .zu sehen. Herr Deutschmann aber stand, jeder Zoll ein Held, aufrecht wie eine Eiche da, jeden Augenblick bereit wie einer der Tapferen, deren Lob er vorhin ver kündet, dem Feinde entgegenzutreten, um ihn durch die Macht seiner Person lichkeit zu entwaffnen. Die Faust dro hend geballt, rief er voll ehrliche Zorns: Ah, ihr Spitzbuben, ihr lah men Hunde, das heißt also aus franzö fisch Jemanden guten Morgen sagen, mit Flinte und Seitengewehr. Wartet nur, ihr vermaledeiten Racker, ich werde euch schon den Buckel gerben, ich der Johannes Deutschmann, der für seinen Herrn kämpft und dem Gott daher bei stehen wird. Sollt 'mal sehen!" Inzwischen war der Trupp vor dem Thore angelangt, wohl an die fünfzig bis sechzig Mann, und einer von ihnen rief etwas zur Mauer empor, das wie die Aufforderung sich freiwillig zu er geben klang. "Hannibal ante portas," kicherte Herr Deutschmann in sich hinein und lugte vorsichtig, damit ihn nicht etwa ein Schuß treffe, hinunter, dann rüt telte er Tünneschen an der Schulter und sagte: Ausgepaßt, jetzt geht ! los!" Unten hörte man wildes Durcheinan derschreien, Toben und Brüllen, die Geduld der Beutejäger schien erschöpft, und es erfolgte der erste Ansturm ge gen das Thor, das man mit wüthenden Kolbenstößen vergebens zu öffnen er suchte. Ah, wartet nur, ihr werdet bald Ruhe haben, ihr ''buffons", drohte der Vertheidiger des Schlaffes. Dann kommandirte er: Eins zwei drei, kippte das Brett, aus welchem die spitzen, scharfkantigen Steine lagen, um, und fast im gleichen Augenblicke erscholl von unten ein fürchterliches Schreien, Fluchen und Wimmern her auf, aus welchem deutlich die Jammer rufe "oinondieu, rnon dieu" her vordrangen, während eS nicht minder kläglich dazwifchenscholl : "je suis Messe, je ne sens plus rna tete!" Die Getroffenen hielten sich die blutigen chädel fest und liefen davon, andere taumelten in den feuchten Graben, in wilchem sie sich heulend herumwälztm. Aha, ihr Herren Franzosen," rief Herr Deutschmann außer sich vor Sie gesfreude, wie schmeckt euch der Ta bat ? Wenn der gallische Hahn kräht, dann beißt der deutsche Adler. Schnell, schnell, Tünneschen, unsere Kanonen geladen, der Herr wird unS helfen, die Amalekiter zu verjagen. Die ganze Pestilenzbande muß vernich tet werden!" Und der Angeredete, kühn gemacht durch den verblüffenden Erfolg ihrer Desennve und die beständigen Anfeue, rungen seines Herrn, folgte dem Gebole mit einem Eiser, der als hinreichende Sühne für seine vorherige Zaghaftigkeit angeftyen werden mußte, und in kür, zester Frist stand die als so vorzüglich erprobte Bertbeldigungsmaschine zu neuem Gebrauch Nr. und fertig in reitfchaft. Inzwischen hatte sich der Feind wieder ermannt und ein zweiter Angriff auf das Thor erfolgte, der die Stirne des Kommandanten vor Zorn und In grimm erglühen ließ. Mit fester Stimme ertönte wieder daZ Kommando: Eins zwei drei, dann wurde das Brett umgekippt, und durch das obren, zerreißende Geheul, welches auch dieser zweiten Kanonade folgte, dröhnte eine Stimme, welche riff : "Sacre norn de dieu, le chateau est defendu par le aiarne. bauve qui peut !" (53 Teufel eitheidigt das Schloß! Rette stch. wer kann!) Der Rufer dieser Worte war ein baumlanger Kerl, dem eines der Geschäfte die Kniescheide in der unvarmverzigsten Weis auZaerenkt hatte und der nun so schnell, als sein wüthender Schmerz eS ihm erlaubte, Fer engeld gab, gefolgt von der Mebr zahl seiner Kameraden. le lausen davon, sie lausen da von," jubelte Tünneschen, der von allen GemllthZbedrückungen min völlig de freit, sich kilia einer Iäftiaen Sülle ,u entledigen suchte, während sein Hen Vorbereitungen zu einer dritten Salve trug, die indeß nicht nöthig war, da auch der Rest der feindlichen Arm an gesichtS deS unleugbar kläglich: FiaS coS eS vorzog, sich schleunigst nach rück wärtS zu konzentrieren, diesmal ohne irommclwirvel. Nur einer aus der tapferen Schaar riskierte, ehe er sich an der allgemeinen Flucht betheiligte. noch e neu Flintenschuß, der ohne sonst irgend einen weiteren chaden anzurichten, ein Loch in ein leeres Schwalbennest unter der Balkenbrüftung bohrte. Als e anche warf Tünneschen dem Franzosen einen der spitzen Steine nach, eine Hel denthat. wosür er von seinem Herrn noch besonders belobt würd,. Die Schweppenbura war aeretlei, die Besatzung Deutschmann hatte aus der ganzen Linie gesiegt, und als der mulhize Kämpfer aufrechten Ganzes, wie eS einem Sieger ansteht, durch die Hallen des Schlosses schritt und erwog, daß auch niiyt ein Nagel oder Spänchen Holz in die Hände der Freibeuter ge fallen war, da schien eS ihm, daß sein Herr mohl alle Ursache habe, mit ihm zufrieden zu sein. Ja, der Jubel seines Herzens war so groß und nachhaltig, daß er am Abend, als daS Gesinde init allen Zeichen der Wehmuth und Zer knirschung in die Burg zurückkehrte, einen Generalpardon verkündete und sogar ein Freudenmahl anzurichten be sahl, bei welchem er nach verschiedenen allgemeinen Bemerkungen über Loyali tät und Unterthanentreue, Tünneschen als ein Muster hinstellte und ihm eine glänzende Zukunft prophezeite. Indeß wie groß und außerordentlich die That des Herrn Deutschmann auch unbedingt genannt werden muß, und wie wenig Beispiele solch heldenhafter Tapferkeit in den Annalen der Geschichte auch verzeichnet finden, seine Uner schrockenheit und Tapferkeit sollte noch einmal aus eine harte Probe gestellt werden. S er am anderen Tage die Burg verließ, um in der Gegend nach diesem und jenem Ausschau zu halten, sah er sich plötzlich von einer Anzahl jener Wegelagerer umzingelt, denen er am Tage zuvor das Handwerk so sauer ge macht, und die nun aus diese bequeme Art in den völlig wehrlosen Gegner ihr Mllthchen kühlen wollten. Der Kom mandeur der Schweppenburg wurde gefesselt nach Koblenz abgeführt, wo man ihn nach mehrtägiger Haft bei Wasser und Brod vor das Kriegsgericht stellte, das entschlossen schien, den Prufsien" wegen seiner unerhörten Freveleien zum Tode zu verurlheilen. Aus die Frage des Vorsitzenden, wie er sich habe unterfangen können, die Gloire Frankreichs so zu beschimpfen. den Respekt vor der siegreichen Armee in so unerlaubter Weise zu verletzen, ant- wartete der Gefangene im Bewußtsein seiner Mannesehre mit fester Stimme: Mon general, un brave Comman dant aetend sa rorlresse . (tsent tal, ein tapferer Commandant verthei digt feine Festung.) Der militärische der sich m dieser Antwort born mentirte und nicht minder die klassische Ruhe, mit welcher dieselbe ertheilt wurde, frappirte das Richterkollegium in hohem Maße. Die Herren traten zu einer kurzen Berathung zusammen und verkündeten alsdann das Urtheil. es lautete auf Freisprechung. :sum zweiten Male ein Held, zog Herr Deutschmann heim auf seine Burg, wo er fortfuhr, feinem Herm in Treue und Ergebenheit zu dienen und den Glanz feines Namens durch manches kluge und nützliche Werk zu erhöhen. Die Erinnerung an ihn und feine Ruhmesthat ist bis auf den heutigen Tag im Brohlthal lebendig geblieben, und als man uns davon berichtete. fühlten wir unS im Innersten gedrun gen, dem Andenken jenes tapferen Mannes dieses späte aber doch wohlge meinte Lorbeerblatt zu widmen. Line Bagatelle". Eine Künstlerskizze von I, Heydn, Weihnachten 1537 nahte heran, als am Leipziger Stadttheater die Vorbe reitungcn zur ersten Aufführung von Zar und Zimmermann" in vollem Gange waren, eine Oper, die bis heuti gen Tages ein Liebling deS deutschen Volkes geblieben ist. Gleichsam als ein Weihnachtsgeschenk sollte sie dem Publikum dargebracht werden und ihr Schöpser, der vielseitige Künstler Gustav Albert Lortzing, der heute die Regie, Morgen den Tactftock führte, hatte darin die Partie deS Peter Iwanow zu singen. Ein schmucker Tenorbuffo war Lortzing, der nicht allein als Sänger und Schauspieler durch schöne Stimme und unwiderstehlichen Humor glänzte. sondern der auch als Mensch, durch sein delcheidenes, herzgewinnendes Beneh men, von den Leipzigern hochgeschätzt wurde. Bewunderten sie doch sein hohes Streben, seinen rastlosen Fleiß, denn trotz seiner anstrengenden Bllhnenwirk, samkeit fand er noch Muße, schöpferisch thätig zu sein, so daß wieder ein neues Werk unter feiner dichterischen Feder herangereist war. Dieses Werk an den WeihnachtStagen genannten JahreS aufgeführt zu sehen, lag Lortzing besonders am Herzen, galt es doch, damit den Seinen eine rechte Festfreude zu bereiten. Mit welch treuer Liebe hing er an Weib und Kindern, mit welcher Ver ehrung an seinen geliebten Eltern. Der Gedanke, ihnen ein sorgenfreies Leben zu 'gestalten, spornte ihn stets auf's Neue zum rastlosen Schaffen an. Glückliche Weihnachlstage sollten e? diesmal werden! Welch' holde ZukunstZtrSume erfüll ten damals noch sein später so bitter ge täuschteS Künftlerherzl Traten Lortzing auch in lenen Dezem vertagen verdoppelte Wiederwärtigkeiten bei den Proben zu seiner neuen Oper entgegen, litt er auch noch mehr als sonst unter dem Mangel an künftlen scher Einsicht von Seiten seiner Vor gesetzten, seine Gutmüthigkeit half ihm über Viel pinweg. AIS aber zwei Tage vor der Aus führung von Zar und Zimmermann" der Eapellmeifter Stegmever plötzlich aus den Gedanken kam. daß das Lied des Zaren, da? mit dem weltbekannt gewoioenen Refrain schließt: O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!" viel jli sentimental gehalten sei. daß eS dem tZharakter eines Peter des Große w verstrebe, da trat Lortzing für seine Schöpfung in die Schranken. Als aber der Gestrenge grade heraus sagte, eS besser sei, daS Lied zu streichen, als die Herren im Orchester dieser Ansicht beistimmten und sogar der Bariton Richter, der den Zaren zu singen hatte, aucy Damit einver landen war. da der, lor der Componist den Muth, energisch für feine Sachen einzustehen. Seine Meinung, daß er glaube, die, seS Lied werde nicht spurlos vorüber gehen, wurde mit dem Hohnrufe zurück, gewiesen: Eine Bagatelle ist es; streichen wir esr Eine Bagatelle sein so warm emvkun denes Zarenlied, mit dem er sich so recht in vie Herzen des deutschen Volkes h,n einzusingen hoffte!" Wie ihm das Wort in die Seele schnitt! Doch, da er weitere In triguen fürchtete und ihm Alles daran lag, feine neue Oper zu Weihnachten aufgeführt zu sehen, so gab er schweren yerzens nacy. Ohne diese Bagatelle" fand am 22. Dezember 1837 die Premiere des Zar und Zimmermann" statt, allein der Erfolg war trotz der vortrefflichen Be seßuug ein mäßiger. Die guten Leip ziger erkannten damals noch nicht, wel ches Meisterwerk in ihren Mauern er standen war. Lortzing machte sich bittere Vor würfe, nachgegeben zu haben, und auf gestachelt von feinem Herzensfreunde Düringer, bestand er nun darauf, daß das Zarenlied bei der zweiten Auffüh rung gesungen werde. Wieder schüttelten die Herren im Orchester die Köpfe und zuckten die Achseln, wieder opponirte der Capell meister: allein Lortzing gab nicht nach, So probiren wir es doch einmal !" sagte er, fällt's durch, dann kann man es ja immer weglaffen !" DaS Lied macht nichts!" rief ihm der Kapellmeister zu, denn wer wäre naiv genug, um zu glauben, daß ein Peter der Große so sentimental gefühlt Däne, wie das in diesem Gesänge aus gedrückt ist." Und warum nicht?" entgegnete Lortzing erregt. Warum sollte ein Fürst, wie der Zar Peter, in dessen Seele zwar das Rohe, aber auch das Edle wohnte, nicht auch einmal in der Erinnerung an seine Jugendzeit weich und wehmüthig gestimmt worden sein?" Lortzing hat Recht !" hörte man nun Stimmen. Ja wohl !" rief Lortzing begeistert, der Mensch muß noch geboren werden, der niemals wehmüthige Gefühle hatte, selbst der verstockteste Bösewicht fühlt zu weilen sanfte Regungen." Stegmeyer schien überzeugt, denn er brummte: Na, meinetwegen singt die Bagatelle!" Lortzing athmete auf. Singen Sie das Lied," wandte er sich zu dem Bariton, singen Sie eS so. wie ich es empfunden habe, und wer weiß, ob daraus nicht noch eine Da capoNummer" wird !" uno oer Komponist tanme ein Publikum ! Die Bagatelle" wurde der zündende yunte. Nicht aücin, daß das Zaren lied bei der zweiten Aufführung zu öfteren Malen wiederholt werden mußte, brachte man auch Lortzing noch bei offener Scene die herzlichsten Ovatio nen dar. Glückselige Weihnachtstage waren eS, die damals Lortzing im Kreise seiner ge liebten Angehörigen und seines HerzenS freundes Düringer verlebte, und als er lorbeerbekränzt auS jener siegreichen Vorstellung heimkehrte, da empfingen ihn die Seinen mit dem Cabinetsstück chen feines komischen ChoreS, mit dem unübertroffenen: Heil sei dem Tag, an welchem Du bei unS erschienen !" Aber nun, Mamachen !" rief der Gefeierte glückstrahlend seiner Mutter zu. Heule wollen wir aber auch etmaS Warmes unter dem Christbaume essen!" Sie verstand ihn, ihren gutherzigen, einzigen Sohn, sie gedachte mit ihm jener Zeiten, wie sie und ihr Gatte als fahrende Künstler von Ort zu Ort ziehend, oft auf einsamen Wegen ihr targes Miiiagsbrot atzen, und ihr bald, wüchsiger Junge, um die Noth lindern zu helfen, Noten abschrieb. Wie kam er dann mit seinen wenigen Kreuzern berdeigesprungen und brachte sie den Eltern mit dem Jubelruf: Aber heute müßt Ihr wieder einmal etwas Warmes essen !" Armer Lortzing ! Aehnliche Zeiten barg auch noch für ihn die Zukunft, auch er sollte den b,t fern Kelch einer dornenvollen Künstler lausbahu bis auf die Neige leeren, denn obwohl Zar und Zimmermann" im Sturme alle Büdnen Deutschlands er oderte. obwohl dieses Meisterwerk einer komischen Operzan den meisten auslän dischen Bühnen, sogar in Rußland m Rußland durch die Censur verboten, verllgte man den Ort der Handlung und verwandelte den Zaren in einen deutschen Fürsten), aufgeführt wurde, so war der pecuniäre Nutze für den Componiften ein geringer. Die meisten Buhnen zahlten für daS Aufführungsrecht 60 bis 70 Thaler, die kleineren 30 Thaler, rechnet man davon die Copirkoften ad, so blieb wmia übrig. Und während seine TonicdSptungen, die Runde um die Erde machten, seine 'zu Melodien Taufende entzückten, lebte Lortzing ein kummervolles Dasein; starb er im besten Mnnnesalter, verbittert und gänzlich verarmt. Die Bagatelle" aber war zu einem Kleinode geworden, sie war in unzähli gen Ekemplarcn hinaus in die Welt ge flattert, sie hatte, gleich den anderen sei ner herrlichen Werke, den Namen Lortzing zur europäischen Berühmtheit gemacht und noch heute kören wir sie gern, die vielgesungcne Melodie aus rgangenen Tagen: O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!" z frtii.ttmi. Garlinchen iS mei' Ideal, Ich hab' Se nämlich gärne De blonden Zeppe, und denn ooch De dloen Oochenstärne. Ach! wenn Garlinchen eS nur Müßt', Wie fähr ich se verähre, WeeßKnebbchen, nich gam hoffnungslos Mein heißes Winschen wäre. Doch weil ich gar so schichte! bin, So kam'S 'S iS kaum ze glooben, Daß sie mit eenen andern sich That neilichst schon verloben! Ein guter Sh, Lehrer: Beweisen Sie mir bin pythagoräischen Lehrsatz." Schüler: DaS kann ich nicht." Lehrer: Nun, sagen Sie wenigstens 'mal die Behauptung." Schüler: Mein Vater hat aesaat. ich soll niemals etmaS behaupten, was ich nicht beweisen kann." in unzllicklichcs lvcib, Sie: Paul, das thut weh! Ich weiß es ja, ich seh eS ja, daß Du mich nicht mehr liebst!" Er: Aber liebe Frau, soll ich Dir denn noch öfter meine Liebe schwören!" Sie cyiuchzend : Nein. nein, ich glaub' es nicht! Eine Frau mit einem so alten Hut kannst Du nicht lieben!" Unter Strolchen. Als ich Dich herankommen sah, glaubte ich. Du hättest einen neuen Rock an!" Ist auch ein neuer." Aber er steht so mitgenommen aus!" Ist er auch." Kurz und bündig, Dame: Herr Doktor, was muß man nehmen, wenn man aus Versehen Ar senit verschluckt hat?" Arzt: Ein schnelles Ende!" pocsic und Prosa. Tochter des HauseS (die während des Essens aus dem Klavier vorgetragen hat): Nun, habe ich meine Sache gut gemacht?" Gast: Wenn Sie diesen Kalbsbra ten zubereitet haben, vortrefflich!" Selbstlos. Ich freue mich immer recht, Tante, wenn Du zu uns zum Kaffee kommst." $as ist recht schön von Dir, Aenn chen. Hast Du mich denn so lieb?" , Das gerade nicht, wir bekommen aber immer Kuchen, wenn Gäste da sind." Gleich und Gleich, Schriftsteller (der im Restaurant sitzt, als sich ein Haustier zu ihm setzt, ohne zu fragen): Mein Herr, wie können Sie sich erlauben, sich zu mir zu setzen, ohne zu fragen. Ich gebe mich mit Ihnen nicht ab, ich lebe von der Feder!" Hausirer: Nu, machen Se kein Ge seier, da sind wir ja Kollegen, ich leb' auch von der Feder, ich bin Bettfedern Händler!" vcrkclirtc weit. Hausfrau: Früher hat man ein Mädchen auch zehn Jahre gehabt!" Dienstmädchen: Ich begreif eS auch nicht, warum jetzt die H e r r s ch a f ten nicht mehr so lange aushalten!" vergleich. Fräulein (nachdem ein anwesender Kapitän von einer Tigerjagd in Indien erzählt hat): Haben Sie auch schon Jagden mitgemacht, wo Sie in Lebens gesahr geschwebt haben, Herr Baron?" Baron: Vergangenen Sonntag erst: da haben mich zehn Treiber verfolgt, weil ich einen von ihnen angeschossen hatte." (Er trainin (ii. Onkel (zum Neffen, der bei ihm wäh rend der Ferien zu Besuche weilt): Fritz, die erste Zeit warft Du so nüch tem und solid! Was soll das bedeu ten, daß Tu jetzt fast jede Nacht schwer betrunken nach Hause kommst?" Ach, Onkel, ich muß mich doch auf'? Semester vorbereiten!" ntalilii. Was kostet Sie das Pergament, worin Sie die Waaren einpacken?" Ja. damit hat mir diesmal der Fa brikant das gell über die Ohren ge zogen." .So? Da? mußte aber doch erst ae gerbt werden!" Dilemma. Junger Arzt: Fatal, was mache ich da nur?! Läßt mich endlich der erste Patient rufen! Lag' ich ihn nun war ten. dann nimmt er womöglich einen Ander', und komme ich gleich. dsn:i heißt'S, ich tauge nichts, weil ich nichts thun habe!" (