Mißverstanden. lfm OMdiidjif aj dcm S-olbaicultbcii. ' Bon 1 1) e obo t H e i h. Xie gesürchlete Abrichtungszeit war Mieder einmal vorüber, und für heute sollte daS ganze Regiment die junge Mannschast zum ersten Male mit den alten Dienern" vereint einen grö ßeien Uebungsmarsch unternehmen. So stand es im letzten Besehle, so hatte e der Herr Oberst bestimmt und eS war daher nur selbstberstündlich, daß auch das Wetter Ordre parirte und ein selten freundlicher Spiitherbstlag zu werden versvrach. In den einzelnen Mannschastszim mein ging es in aller Früh schon äußerst lebhast zu. Tie Jungmannschaft stand natürlich bereits lange vor der Zeit in voller Marschadjustirung fiz und fertig da. um ja nicht die Unzufriedenheit der gestrengen Chargen zu erregen, welch' letztere dafür mit der durch ihre Stel lung gerechtfertigten Lässigkeit und Be haglichkeit Toilette machten. Auf dem Mannschaftstische, jenem Urquell und unversiegbaren Fond un gezählter Kasernenarreste und Zimmer touren, dessen altersgraues, halbver morschteS Holz kein dem k. und k. stehenden Heere oder den beiden Land wehren angehöriger Mann jemals der Vorschrift entsprechend, blendend weiß zu reiben vermochte, standen noch unter schiedliche, mit Einbrennsuppe gefüllte Eßschalen, woraus die trotzigen Krieger die Kraft schöpsen sollten, einem mehr ftiindigen UeliungSmarsche furchtlos und stark entgegenzublicken. Vor der Zeit alt und klein gewordene Reste des so überaus nahrhaften CommißbroteS, dieses als unerreicht dastehenden mili Wäschen Zahnreinigungsmittels, wur den von Einzelnen theils in die dam pfende Brühe getaucht und erweicht, theils tolliühnerweise im harten Natur zustande, durch die obligaten Witze ge würzt, verzehrt, als sich plötzlich von der Thüre her ein markerschütterndes Habt Acht!" vernehmen ließ. Alles stand wie auS Erz gegossen. Weiter machen!" klang es gnädig von den Lippen deS höchst unvermutheter Weise jetzt schon eingedrungenen Offiziers. Und was sür ein Offizier war daS ! Herr Oberlieutenant Jmmermann. von dessen Stückeln" das ganze Regiment einschließlich der Musik zu erzählen wußte. Hinter dem Herrn Oberlieutenant waren jetzt deutlich wahrnehmbar zwei schmerdepame Jnsaiuermen, lyrer ot sonderen militärischen Dienstleistung nacki OttinerSdiener. autgetaucyt. Absetzen!" commandirte der Herr Oberstlieutenant, auf den ominösen Tisch deutend, worauf, um Platz zu schassen, die zerstreut herumstehenden Eßschalen sofort von einem Dutzend diensteifriger Hände zu einer wahren Remdeidurg" zusammengelchoven wuv den. Zugssührer Schlanke! !" schmetterte jetzt der Oberlieutenant in den Saal hinein. Der Gerufene stürzte aus dem Halb dunkel hervor und sprang mit einem kräftigen Zu Befehl, Herr Oderlieute, nant!" in Positur. ZugSsührer Schlanke!," wiederholte nun in förmlich wohlwollendem, von sehr guter Lgune zeugendem Tone der Oberlicutenant, hier übergebe ich Ismen vei aame Schinken, einige ge, dratene Hühner, sechs Flaschen Wein nebst den hierzu erforderlichen MiLöro, ten, verstanden? !" Zu Befehl, Herr Oderlieutenant ! erwiderte der etwas überraschte Zug, führer, obwohl er dermalen thatsächlich noch weit davon entfernt war, die Sache zu verneuen. Vertheilen Sie das an Ihren Zug erstanden? !" ließ sich darauf der Oberlientenant weiter vernehmen. Jawohl, Herr Oderlieutenant !" log nochmals der bereits aus s Aeuerie ge spannte Zugsführer. Tie Sache mußte sich ja gleich aufklären. .Aber vernünftig und gerecht, nicht, daß auf Einen Alles kommt und auf den Anderen nichts verstanden l r mahnte noch der Herr Oberlieutenant. Unerhört! Der bra Unteroffizier war verblüfft, so verblüfft, daß er die Antwort schuldig blieb ; es schien ihm völlig die Rede verschlagen zu haben; förmlich hülfloS blickte er den immer .unheimlicher" wervenven L-inzi sra gend an. .Ja. ist Ihnen etwa! nicht klar!" fuhr dn Letztere daher auf, und die frühere gute Laune schien bedenklich rasch verfliegen zu wollen. a gianoe, icki svrecbe deutlich und verständlich !" Tie allezeit getreue, unglückliche Charge nahm einen verzweifelten Sin, laus : .Serr Oberlieutenant, bitte horsamft, jetzt gleich?" brach er endlich mühsam heraus. Ja, um GotteZmillen I Zugssührer ! Sie weiden wahlhastig täglich," der Herr Oderlieutenant sprach daS harte Wort im Angesicht des ganzen ZugeS noch nicht auS, aber er zeigte bereits in schwer mis-juveiftehender Weise mit dem Finger auf die Stirne. Wann denn ? l Bi mir nach Hause kommen etwa? ! Selbstverständlich jetzt, und rrnr sofort, tummeln Sie sich ! X mit machte der Herr Oderlieutenant .Kehrt' und ging sporenklirrend und säbelraffelnd von bannen. Ter arme ZugSsührer blickte dem Entschwindenden mit äußerst bekllmmer ter Miene über den ganzen Gang nach, hoffend, dn Herr Oderlieutenant werde noch ein erläuterndes, das Räthsel lösendes Wort zurückrufen. Als dies aber nicht der Fall war, schüttelte der t. und k. ZugSsührer Franz Schlanke! recht sorgenvoll das Haupt. Er hatte die seste Ueberzeugung, daß die Sache sehr schlimm enden werde, aber er suhlte auch, daß er außer Stande sei, das Un heil abzuwenden. Was in aller Welt Ivar da vorgegan gen? War es eine hochherzige Spende eines edlen Gönners? Feierte man viel leicht heute den Gedächtnißtag an irgend eine glorreiche Schlacht, an welcher das Regiment ruhmreichen Antheil genom men hatte? Dazu wollte wieder der Ukbungsmarsch schlecht passen. Doch die Zeit drängte! Der Zugssührer sprach sich daher so wenig richtig ihm die Sache auch vorkommen mochte selbst Muth zu. WaS konnte ihm schließlich geschehen? Er vollzog nur einen klar und deutlich ausgesprochenen Befehl. Nach Gründen und Ursachen hatte er nicht zu fragen. Der Herr Oberlieute nant war ihm weder Rechenschaft noch Erklärung schuldig! Er hatte nur zu gehorchen und dies wollte er thun! So rief er denn, durch seine Be trachtungen einigermaßen getröstet, die Mannschaft rasch zusammen, bestellte die auch äußerst verdutzt dreinschauenden beiden Gefreiten zu Bertheilern und sah unter gewiffenhaster Wahrung des Ge heimnisses, welches diese unerwartete köstliche Bewirtbung umgab, daraus, daß dem Befehle gemäß vernünftig und gerecht" vorgegangen werde. Ihm selbst wollte eS trotz Allem nicht mun den. Nur von dem Weine nahm er etwas. Zu srllh wurde der Zug auf den Ka sernenhof zur großen, gemeinsamen Aufstellung gerusen. Mit leuchtenden Augen, zum The noch kauend, schmatzend und schnalzend. trat die überglückliche Mannichast, die nicht mußte, wie ihr geschehen war, an. AIS der Hauptmann, welcher unten gewartet hatte, seine Compagnie musterte, fiel ihm wohl daS erregte Wesen des ersten Zuges etwas auf, doch da sonst Alles in Ordnung war, fand er keinen Anlaß zu einer Frage. Bald darauf erschien der Oberst hoch zu Roß, nahm die verschiedenen Mel düngen entgegen, commandirte: Dop pelreiben rechtsum! Marschiren Marsch!" und hinaus ging es in den frischen Morgen, stramm und wohlge muth, wobei der Schlankel'sche Zug durch Haltung und Aussehen geradezu die Bewunderung der um diese Zeit schon flüggen Vertreterinnen der dienen den Klaffe erregte. Längst hatte man bereits die Stadt weit hinter sich gelaffen, war der breiten Reichsstraße entlang bergauf, thalab marschirt und nun schien man an einer Stelle, wo ein reizendes Gelände zu beiden Seiten der Straße aufstieg, end lich am Ziele angelangt zu sein. Der Herr Oberst ließ nämlich Halt" com mandiren, befahl Pyramiden" anzu setzen, stieg selbst vom Pferde und diga! sich, gefolgt von dem gesummten Ui erscorpz zu einer besonders einladen den Stelle um gleichfalls kurze Rast zu halten. Der Adjutant hatte alsbald unter tausend Versicherungen, wie lästig und beschwerlich ihm dieses Kleidung- stück heute sei, seinen Mantel abgelegt und ihn an einem geschützten Plätzchen ausgebreitet, woraus der Regiments commandant, der seinen eigenen Man tel natürlich anbehielt, dem verdienten Adjutanten unter einigen sehr geliro genen Witzen über das wärmende Feuer der Jugend, thatsächlich die Ehre und Gnade wies, aus dessen ueber, kleid Platz zu nehmen. Der sonst so strenge Herr Oberst sah in diesem Augenblicke außerordentlich leutselig auS, besonders als er sich mit einem freundlichen Nun könnt s ja losgehen, Herr Oberlieuteiiant !" an seinen wackeren Admianten wendete. Zu Befehl, Herr Oberst ! So fort !" gab dieser zurück und sprang den Abhang hinab, wiederholt laut den Namen Zugssührer chtanlet" rusend. Endlich hatte er den Gesuchten aussin dig gemocht. Ja, was ist'? denn? !" rief er demselben schon von Weitem entgegen. Sie sehen ja. die Herren warten schon! Rasch laffen Sie die Leute vortreten, die Sie mit dem Früh stück beladen haben." In dem bedauernswerthen ZugSfüh rer stieg jetzt eine furchtbare Ahnung auf. Herr Oberlieutenant, ich bitte ge, horsamft," entgegnete Schlanke! mit zitternder Stimme, ich habe ledern Einzelnen im Zuge seinen Theil ge geben." Der Oberlieutenant schien dies nicht zu verstehen, er stutzte ein wenig und ries dann: Doch nicht zerschnitten r Zu Befehl, Herr Oberlieutenant. ich sollte doch " WaS, wie ein Hundsfutter zer schnitten, und da? sollen jetzt der Herr Oberst und die Herren, die zu dem Frühstück zusammengelegt haben, effen?" Jetzt ward dem unglücklichen Zugs führer AlleS klar, er knickte zusammen wie ein windgebrocheneS Rohr im Laube, seine Knie schlotterten, er der suchte ein, zweimal zu sprechen, eS ging nicht. Der Adjutant betrachtete indessen. selbst mit größter Unruhe, den plötzlich gänzlich fassungslose Zugssührer, und mit einem Male stieg auch in dem Offizier ine ganz schreckliche Ber muthung auf. Er trat ganz nahe an den vollständig gebrochenen Unteroffizier heran, packte ihn mit drei Fingern bei der Blouse, schüttelte ihn ein wenig, als ob er ihn in'S Leben zurückrnsen wollte, und rief dann mit gleichfalls bebender Stimme: Schlanke!, um Gottes Willen; Sie haben mich doch nicht mißverstanden?!' Schlankel nickte nur still und weh' müthig. Gefreffen !" leuchte der Oberlieute nant und prallte, wie von einer Viper gestochen, drei Schritte zurück. Jawohl, Herr Oberlieutenant!" bestätigte nun Schlankel ernst und feierlich und mit feuchten Augen. Der Oderlieutenant und Regiments Adjutant Hugo Jmmermann aber hob die Rechte wie zum Schwüre gen Him mel und sprach: Seit das Regiment gegründet wurde, war kein solches Bieh Zugssührer I" Sprach'S und ging gesenkten Hauptes zu dem ossizierbedeckten Hügel Bräutigamsthräncn. Von Jane G y (Paris). Alles blinkt in dem kleinen Speise zimmer, wo sie ihr Diner einnehmen, Alles blinkt und blitzt, Alles hat den Anschein deS Neuen. Und Alles ist wirklich neu, selbst daS junge Paar, die Neuvermählten von sechs Wochen. Sie befinden sich also noch im volle Genuß der Honigmonde. Aber bei ihrem Anblick würde man dies kaum glauben: Er fitzt mit weit von fich ge streckten Beinen und aufgepflanzten Ell bogen da, in die Lektüre seines Jour nals versunken. Sie lehnt träumerisch und traurig am Kamine, mit verschleier ten Augen und ihre Kippen zittern, als ob ste weinen wolle. Und wirklich de müht sie fich mit aller Kraft, die Thr& nen zurückzuhalten, die bei den bitteren Gedanken, die sie bewegen, ihr in's Auqe treten. Denn fie ist sehr enttäuscht, die arme Kleine. Wie unsagbar hat sie in die sen sechs Wochen gelitten! Die schmei chelhafte Meinung, die fie sich von dem liebenswürdigen jungen Manne, der nun ihr Gatte geworden, gebildet hatte, war nach und nach völlig zerstört wor den. - Auf der Hochzeit ihrer Cousine hatten sie sich kennen gelernt. Sie war Braut- lunafer und er ihr Kavalier gewe en. Wie herrlich war diese Hochzeit, welch ein wunderbares Fest! Und den ganzen Tag über, auf dem Standesamt, in der Kirche und Abends beim Balle hatte er sich ihr gegenüber so liebenswürdig, so aufmerksam, so zart und diskret zuvor, kommend gezeigt, daß er sogleich ihre Sympathie gewann. Beim Tanz war fie schon halb er obert. Die Klänge der Mufik, die Wohlgerüche, der Glanz der Lichter und nicht zum wenigsten die zärtlichen Worte, die er ihr in's Ohr flüsterte, hatten das Ihrige gethan. Aber als fie ihn in der Morgendämmerung, im Moment deS Aufbruchs, beim Abschiednehmen in Thränen auSbrechen sah, da war sein Sieg vollkommen. Und von ganzem Herzen ermächtigte ne ihn, auf sein in, ständiges Bitten, bei den Eltern um ihre Hand anzuhalten. O, diese Thränen! Diese Thränen, die um ihretwillen flössen! Das hatte fie tief bewegt, fie, die niemals einen Mann weinen gesehen. Sie hätte sie trinken mögen, diese Thränen, die ihr das Herz umgekehrt hatten, diese Thrä, nen, die einen solchen Schatz von Liebe offenbarten, eine so seltene Weichheit deS Gemüths. Als er acht Tage später formell um ihre Hand anhielt, gab fie ihm sofort das Jawort, obgleich die Ausficht, in einer kleinen, abgelegenen Provinziell, stadt zu wohnen, wo der junge Mann als Anwalt fiingirte, sür sie, die echte Pariserin, nicht eben verlockend gewesen wäre, hätte sie sich nicht so unaussprech lich geliebt gefühlt. Würde er doch der zärtlichste, der feinsinnigste Gatte sein. der ihr daS monotone kleine Städtchen in ein Paradies verwandelte. Wie glücklich würde sie fein! Wie wunder bar würde ihr Leben neben einem so gütigen, so seinbesaiteten, so zuvorkom, menden Elilemenschen hinfließen, der aus Liebe zu weinen vermochte! Die Hochzeit war genau zwei Monate nach Blanche 3 Hochzeit geseiert worden, Ach, ach über die grausame Täuschung! Wie hatte sie fich geirrt, und welch na, genden Schmerz empfand sie bei dem Gedanken an diesen Irrthum! Ter lunge Ehemann erinnerte nur noch ganz von ferne an den sansten, weine, den Kavalier von ehedem, und seit sechs Wochen bemühte sich der .Elitcmensch". fich als das zu entpuppen, was er in Wlrllichkeit war: ein schlecht erzogener, grober Egoist, der nach Gutdünken lebte, fich bei Tisch die besten Stücke nahm und weder im Geringsten zuvor, kommend, noch im Mindesten feinfühlig war. Ter jungen Frau wollte das Alles gar nicht in den Kopf, wie fie wieder fo da sasz und über ihr Schicksal brütete. Endlich hielt fie nicht länger an fich: .Wie kommt eSwobl," fragte sie ihn. daß Tu seit unserer Heirath so ganz an ders bist, als Tu auf jenem Ballabend warft, wo Tu weintest, als ich von Tir Abschied nahm? Tiese Thränen haben mich bewogen. Tich zu heiratben. diese Thränen, die so große Liebe, so große Järllichien verneinen, und die doch echt waren." .So, habe ich geweint?", fragte er lässig und ohne seine Augen von der Zeitung zu erheben. .Tann muß das die Wirkung deS ßbampagnerS gewesen sein leitn, siehst Tu. Kind, ich weine immer, wenn ich einen Spitz habe." Mutterliede. Wie viele rührende Züge von Mut terliebe man seit jeher auch zu verzeich nen hat, so kann man doch kaum etwas Ergreifenderes hören, als die Geschichte einer Frau Vidrac auS Bordeaux. Ihr Sohn, ein Thunichtgut, der sich daran gewöhnt hat, stets ein Lotterleben zu führen, kam wegen eines Mordes vor die Geschworenen. Daß er dem Todes urtheile entaing, hatte er dem umstände zu danken, daß seine Mutter der Ver Handlung beiwohnte und er mit der alten Frau eine Zärtlichkeitskomödie aufführte, die selbst die Geschworenen zu einer milderen Strase bewog. Er kam mit lebenslänglicher Zwangsarbeit davon und wurde zur Abbttßung dieser Strafe nach Numca deportirt. Kaum war Vidrac nach seinem neuen Aufent Haltsorte befördert worden, so beschloß die Mutter, ihm dahin zu folgen. Sie verkaufte ihre Kuh, ihr sonstiges Bis chen Hab und Gut und machte die lange, beschwerliche Ueberfahrt. In Numea angekommen, erfuhr sie eine schreckliche Neuigkeit. Vidrac hatte einen seiner Mitstrüflinge umgebracht, war in Folge dieses neuen Verbrechens zum Tode verurtheilt worden und harrte gefesselt im Kerker seiner Hinrichtung. Man setzte die Mutter davon in Kennt niß, sie stürzte zusammen und lag dann lange in schwere Krankheit. Als fie wieder zu sich kam, fürchtete fie, ihren Sohn verloren zu haben; aber nein, man hatte ihn nur ihretwillen be gnadigt, ja er durste sogar in's Spital zu der alten Frau geführt werden. Hier geberdete Vidrac sich wieder recht theatralisch; es schmeichelte seiner Eitel kcit offenbar, daß seine Mutter von so unentwegbarer Liebe zu ihm ersaßt war, und er renommirte gern damit. Seit er den zweiten Mord verübt hat. muß er, mit Ketten beladen, in den Steinbrüchen von Numea arbeiten, überwacht von bis an die Zähne be waffneten Kanälen. Den ganzen Tag über plagt Frau Vidrac sich, um mit Waschen und anderen häuslichen Arbei ten täglich ihr Brod zu verdienen; nur Mittag? unterbricht sie sich und wan- dert nach dem Steinbruche, wo ihr Sohn beschäftigt ist; in einem Korbe bringt sie ihm heiße Suppe, damit er doch irgend etwa? befferes habe, als die anderen Sträflinge. Von zwei Kan, ken eskortirt, nimmt er die Suppe ent gegen,ohne Dank, ohne einen freund liehen Blick; nur wenn sie nicht heiß ge nug ist, sagt er der Alten", wie er sie kurzweg nennt, harte Worte. Die Mutter küßt ihn auf beide Wangen, er läßt ärgerlich schweigend diese Lieb kosungen über sich ergehen, dann lehrt die alte Frau wieder um, glücklich, daß fie ihren Sohn gesehen hat, und nimmt still und zufrieden ihr Tagewerk wieder aus. Ei gelungene Gaunerstückchcn Fuhr da neulich ein Rentier Namens Vaguet, ein dicker und gemüthlicher Bourgeois, der in der Rue La Röche- soucauld ein großes Zinshaus besitzt. von Havre, wo er Geschäfte zu besorgen yane, nach Paris zurück, in einem Coute: erster Klasse. Ihm gegenüber sasz ein sehr eleganter junger Mann, mit dem er fich in'S Gespräch einließ. Auf der nächsten Station stiegen noch andere Reisende ein und die Konver sation ward allgemein. Hinter Rouen nickte Herr Vaguet ein und der junge Herr plauderte nun mit den anderen CoupeeJnsaffen, denen gegenüber er fich gelegentlich als den dessen des Schla senden bezeichnete. Aus einmal schien ihm eine ausgezeichnete Idee zu koin men : Famos, ich werde mir da einen guten Spaß mit meinen Onkel machen." sagte er, indem er mit großer Geschicklichkeit den Riemen losschnallte, an welchem der Schlafende ein Leder täschchen um den Leib trug. Ich werde mich," fuhr der junge Mann fort, im Nachbarcoupee verbergen. Sagen Sie nichts, meine Herren , es gibt was zu lachen ! Durch das Fenster chen der Abtheilungsmand werde ich von drüben aus die ganze Szene mit ansehen können." Und da der Zug eben in die Station Vernon einlief, wo eine Minute Aufenthalt ist, öffnete der vermeintliche Neffe die Waggonthür und verschwand, in wenig später erwachte Herr Vaguet und bemerkte alsbald den Abgang seines Täschchens. Ich bin beftohlen !" schrie er. Schallendes Ge lüchter der Anwesenden war die Antwort darauf. Ter Rentier starrte in gren zenlofer Verblüffung die Mitreisenden an. Einer derselben löfte ihm endlich da; Räthsel. Beruhigen Sie fich." sagte er. .Ihr Neffe spielte Ihnen die sen Possen. Er ist da nebenan. Sie weiden Ihr Täschchen in der nächsten Station wiederbekommen." Aber ich habe ja gar keinen Neffen," rief Herr Baguet. Nun war eS mit dem Lachen zu Ende. Tie Anwesenden bedauerten lebhaft, in ihrer Unschuld einem frechen Gauner Helfcrshelferdienfte geleistet zu haben. Ter Zug. ein Expreßzug. hielt nirgends mehr an bis Paris. Ter Tied war in Sicherheit. In dem Täschchen befanden fich, nebst wichtigen Papieren, deren Verlust Herrn Vaguet am meisten nahegeht, weit über zweitausend Francs in baarem Gelde. Herr Prin, von ürttemberg. ,. ! .. . 7 i. . v im imciiiimuc riuiuriuuu ljUl IKl Besuch des Königs von Württemberg am Münchener Hofe wachgerufen. Tie kleine Geschichte hat fich vor einer Reihe von Jahren ereignet. Ter Rittmeister a. T. von K. war Befier einiaer Pferde, die von Kennern lcdhaft be wundert wurden. So schmeichelhaft dies auch sür die Pferde war dem Ritt meister bereitete eS einigen Verdruß, da er von Sportsleute förmlich überlau sen wurde. Schon wieder fo ein Mensch," brummte er vor sich hin, als sein Tieuer ihm eines TageS meldete, daß ein Herr ihn zu sprechen wünsche. Wie heißt er denn ?" Ja, seinen Namen hat er nicht ge nannt." So frage ich danach." Der Diener ging und kam bald mit der Meldung zurück, der Herr heiße Prinz und sei aus Württemberg. Den kenne ich nicht," sagte der Ritt- meister. Vermuthlich ein Pferde- Händler." Nein, wie ein Pferdehändler sieht er nicht aus," wagt der Diener zu be merken. Nun ich bin jetzt sehr beschäftigt. Sage dem Herrn, ich bedaure sehr , . . " Nach einigen Minuten erschien der Diener wieder auf der Bildfläche. Ich habe mir alle Mühe gegeben," sagte er, aber der Prinz laßt sich nicht abmei sen." Ach o," meinte Herr v. K., der ich auch als Wohlthäter eines bedeutenden Rufes erfreute. Hier, gieb ihm einen Thaler." Er vcrtieste fich in seine Arbeit, sollte aber wieder sehr bald gehört werben. Die Thür öffnete sich, und der Diener trat ein; auf dem Fuße folgte ihm ein Herr von aristokratischer Erscheinung. Das ist der Herr Prinz," stammelte der Diener, ich konnte ihn nicht fort kriegen." Der fremde Herr lachte unwillkürlich laut auf : Entschuldigen Sie, Herr Rittmei fter," sagte er dann. Hier waltet offen bar ein kleines Mißverfländniß ob: ich bin der Prinz Wilhelm von WUrttem berg und wollte um die Erlaubniß bit ten, mir Ihren Stall ansehen zu dür sen " Der Rittmeister von K. hat zahlreiche Schlachten mitgemacht und in den In, tischsten Situationen nie seine Geistes, gegenwart verloren diesmal aber machte er ein etwas verdutztes Gesicht. Den Thaler, den Sie mir geschenkt haben," fuhr der Prinz lächelnd fort, der. behalte ich. Es ist der Erste, den ich ds Almosen erhalten habe. Der bedeutet Glück!" las Grab des Geizhalses. Der sehr reiche Pariser Kaufmann Lasitte war ein großer Geizhals und daher stets bestrebt, überall aus die billigste Art durchzukommen. Diesem Prinzipe blieb er sogar bei Auswahl seiner Ruhestätte treu. Er wollte näm, lich auf dem vornehmsten Pariser Fried, Hofe, dem Pere Lachaise, begraben sein. dafür aber so wenig als möglich bezah len. Demgemäß erschien er eines Tages beim Friedhoss-Verwalter und erkun, digte sich nach dem Preis eines Grabes, Der Verwalter zuckte die Achseln. Das kann ich so genau nicht sagen," meinte er. ES kommt daraus an, wie viel Raum die Ruhestätte einnehmen soll Im übrigen aber, mein Herr, bemerke ich Ihnen, daß der Ouadratsuß Raum bei uns hundert Franken kostet." Lasitte nickte zustimmend. Sehr wohl," sprach er dabei. Ich bin mit dem Preise einverstanden und bitte Sie um einen Ouadratfun Raum." Ter Verwalter stutzte. Wie?" kam es über seine Lippen. Ist denn Ihre eiche blos zwölf isoll lang !" Tas nicht," war die Antwort, aber ich denke mich aufrechtstehend begraben zu laffen, und dazu ist eben nicht mehr als ein Ouadratfuß Ihres kostbaren Grundes und Bodens nöthig." Der Tank es Sängers. Ein Kunstler von Stimme und Ruf, der eine sehr stattliche Gage bezog, aber mit dem leichten sinn der Bühnenhel den noch ein Erkleckliches mehr ver braucht hatte, verabschiedete fich, um sei nen Fuß weiter zu setzen, von der Stadt, wo er beim Direktor und Publikum als Sänger und Mensch den besten Kredit genossen hatte. DaS HauS war brechend oll zur Abschiedsvorftel lung. und daS Manometer des allge meinen Enthusiasmus stand auf 99. Nach dem achtzehnten Hervorruf endlich trat unser Tenor an die Rampe und gab ein Zeichen, daß er sprechen wolle. Nur wenige Worte," sprach er in tief ster Bewegung, ich werde niemals vergessen, was ich diesem Theater und den Bewohnern der Stadt schuldig bin...." Wen man anfängt alt zu werde Das Luzcrner Tageblatt" schreibt: Biele von uns werden sich noch an Herrn Tr. Geißel erinnern, der im Jahre 1806 nach Südamerika auswan derte. Seit jener Zeit stand er mit einem seiner hiesigen Freunde in brief lichem verkehr. ?iun, in seinem letzten Briefe vom 4. September entschuldigt er sich folgendermaßen: .Tu mußt mir verzeihen, daß ich so nachlässig im schreiben bin; eS wird mir schon be schmerlich. Ich habe am 16. August mein 92. Jahr angetreten und sänge nun doch an, alt zu werden. iSttniilMUK fcerr: .Aum städtischen LeibbauZ. Kutscher. Soll ich gleich zahlen Troscienlutlüer: .Wenn Sie noch soviel haben sonst laffen Sie'! nur bis nachher!" Per gcschcioie Mazl. Tu, Mama, da lcs' ich gerade in den Fliegenden Blättern", daß ein Conductenr, als ihn auf einer Bicinal babn ein Vassaaicr fragte, warum eS hiute wieder gar nicht vorwärts gehe, gesagt hat: Ja wissen S'. gnä' Herr, im Packwagen haben wir drei oroe mit Krebsen, und die Luder arbeiten halt so viel rückwärts!",,. Aber Mama, warum hat denn der dumme Eonducteur die Körbe nicht einfach u m gekehrt?" Pcrfchiiiiwt. Fräulein keine Photographie zeigend): Hier bin ich siebzehn Jahre alt!" Herr: Alle Wetter, da ist ja das Bild älter wie Sie!" Moderne ZIsccg. Wie nennt man ein Kind, das nie lügt?" Ein eniant temoier rcrbäiiijuijjuollcr Zntknm, Mann (spat nach Haufe kommend, zur Frau): Heute ist mir ein Malheur passirt. Ich hab' in den Musik-Auto malen beim grünen Baum" ein zehn Kronenstück statt einen Kreuzer gewor sen." Frau: Na, daS hast Tu doch dem Wirth gesagt und der hat das Geldstück Dir zurückgegeben?" Mann: Das schon; aber so lange der Automat spielt, kann man ihn nicht aufmachen und so hab' ich dort bleiben müssen, bis er 50 Mal den mWK marsch gespielt hat!" äcita.nmijjc Anzeige. Herr und Frau Erich Müller beehren sich, die endgiltige Verlobung ihrer Tochter Clara mit Herrn Assessor Bruno Mayer anzuzeigen. präcis. Herr: Ich bin Komiker!" Agent: Ledig?" Herr (seufzend) : Nein verhei rathet!" Agent: Also mehrTragi-Komiker!" Zmmcr Jurist, Sie: Männchen, soll ich der Gesell schast etwas auf dem Klavier vorspie len?" Er (Strafrichter): Mein Engel, be denk doch die vielen Zeugen!- Mali?. Zofe: Unter den Nerven unserer Gnädigen leidet das ganze Haus!" Diener: Ja und unter dem Schwindel unseres Herrn die ganze Stadt!" verfänglich. Braut: Arthur, daß daS Dein erster Kuß gewesen, glaube ich nicht, , , . er zeigte von einer gewissen R o u t i n e !" Bräutigam: Ja., woher weißt Du denn das?" probates Mittel. Jungverheiratheter Ehemann: . .Ich möchte zu gern wissen, wa meine Frau über mich denlt!" Alter Herr: Setzen Sie fich 'mal ans ihren neuen Hut, dann werden Sie's gleich erfahren!" varianto. Wo man singt, da laß' dich ruhig nie der!" Einmal that ich's, aber niemals wieder. Die Lntstclinng eines Äcriick'tcs, Ein Stummer erzählte die Mähre Einem Tauben in das Ohr, Ein Lahmer schrieb ste nieder, Ein Blinder las es vor. DieS hat ein Araber vernommen Im heißen Wüstensand. Der schrieb eS einem Chinesen Und so wurde die Sache bekannt. Die Armcl Mein Sohn will heirathen. Ich bin furchtbar unglücklich darüber!" Ader warum denn, liebe Freun bin?" Ja, wissen Sie, seine Braut hat eben gar nichts nicht ein mal weite Aerm el !" Schlau, Tame: Aber, daß der junge Arzt eine flmple Putzmacherin gehcirathet hat, ist doch empörend." Herr: O, das war sehr schlau von ihm. Tie Putzmacherin hat Connerio nen in allen Tamenkreisen, welche von Migränen und Ohnmachten befüllen werden." Reiche INilgist. Ehekandidat: .Die' Wittwe gesällt mir; krieg' ich wuS mit in's HauS ?" HeirathSvermitiler: Gleich sieden le bendige Kinder." LIssrkct,k!. Herr (,u einem Fräulein, um dessen Hand er bei ihrer tauben Mutter an Banen will : .Darf i mit 5brer Mama schreien?" Kompliment. iiräulkin? ffc mfjir kl .(rn.il j j iv , ' " J Klavier spielen!" He: Ta erde ich mich empfehlen!" Wie unhöflich!" ,Ab,r. nii,, Z:r,,li !,4 das hätten Sie beabsichtigt!"' I