Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 07, 1897, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    XSJk . r f- . .2r . , Äi . .......
f ' ' '
. - .
Ein Nitt unter Biiffcln.
Von Friedrich Hiurichi,
63 ist in Nachstehendem nicht die
Rede von dem noidamerilanischen Siif
fei oder vielmehr Bison, sondern von
seinem Vetter vom anderen Ende der
Welt, dem asiatische "Boss buffelus
arni". Beide sind nahe Verwandte,
nur mit dem Unterschiede, daß der
asiatische Büffel seinen Nacken dem
Joche deugt und dem Chinesen, Anna
miten, Siamesen und anderen Böllern
den Reis bauen hilft.
Der "Boss buffelus arni" oder
Riefenbllffel, wie man ihn auf deutsch
nennt, ist ein großer Kerl, grau von
Farbe und fast unbehaart. Seine fast
meterlangen Hörner und seine großen,
wilden Auqen find wohl geeignet, dem
seines Anblicks nicht Gewöhnten Furcht
und Schrecken einzuflößen. Ich habe
während meine dreijährigen Aufent
Haltes in Tonkin, ich diente dort als
Sergeant in der französischen Fremden
Legion, mich oft darüber gewundert,
wie willig sich diese ungefügen Thiere
selbst von den kleinsten Annamitenkin
der führen lassen, und wie wild und
bösartig sie werden, sobald sich ihnen
ein Europäer nur nähert.
Der Büffel gehört zu den Hausthie
ren der Annamiten. Mit unverwüst
licher Geduld zieht er, bis an den Leib
in Schlamm und Waffer watend, den
Pflug in den Reisfeldern. Ohne seine
Hülfe würde eS dem Annamiten schier
unmöglich sein, letztere zu bebauen.
Während deS letzten franzöfisch.chinest
schen Krieges, und nachdem Tokin den
Franzosen abgetreten war, sahen ftch
die Bewohner mancher Ortschaften oft
gezwungen, infolge der Kriegsgräuel
ihre Heimstätten zu verlassen. Um ihr
Leben zu retten, flüchteten fte sich in die
Gebirge. Ihre Büffel mitzunehmen
war nicht gut möglich, und diese Thiere
irrten dann oft heerdenweiS in halbwil
dem Zustande in der Nähe der verlasse
nen Ortschaften umher. ,
Die Compagnie, zu welcher ich ge
hörte, lag auf verschiedene Militär
Stationen zerstreut.
Die Besatzung unserer Station wurde
von einem Lieutenant kommandirt, mit
dem ich, der einzige Unteroffizier im
Posten, auf ziemlich vertrautem Fuße
stand. Der Dienst ließ uns viele, sehr
viele freie Zeit über, und da in dieser
Von aller Civilisation ausgeschlossenen
Gegend zjerflreuungen zu den (selten,
heilen gehörten, so waren wir, der
Lieutenant und ich, meistenteils auf
uns selbst angewiesen, und vertrieben
unS die Zeit so gut und so schlecht, wie
, eS eben nur der Soldat vermag. Tage
und Wochen vergingen uns in eintdni
ger Weise.
Weihnachten war vor der Thüre,
und wir hatten schon allerlei Pläne ge
macht, auf welche Weise wir die Fest
tage würdig verbringen wollten, als
der Lieutenant eines TageS freudig er
regt bei mir eintrat und mir mittheilte,
daß er eine Einladung vom Bataillons
Commandeur in HongHa erhalten
habe, den ersten Weihnachtstag im
Kreise der Offiziere daselbst zu der.
bringen.
Sie werden mich natürlich beute
ten. Sergeant," setzte er hinzu, denn
auch Ihnen wird eS Freude machen,
Ihre Kameraden wiederzusehen."
Selbstverständlich nahm ich dieses Aner
bieten mit Vergnügen an.
Unser ältester Corpora! wurde sür
die Zeit unserer Abwesenheit mit der
Führung unseres kleinen DetachementS
betraut, und am Tage vor Weihnach
ten, früh am Morgen, saßen mein
Lieutenant und ich im Sattel und trab
ten wohlgemulh unserem Bestimmung?
orte zu.
Wenngleich wir Infanteristen waren.
so waren wir doch, wie ich dreist sagen
kann, geuvle, wenn auch keine tctmlge,
rechte Reiter. Jeder Offizier, ja selbst
viele Unteroffiziere, hatten nämlich ein
Pferd. Letztere waren dort sehr billig
und ihr Unterhalt kostete fast nichts.
Diese kleinen, aber ausdauernden chine
fischen Pferde waren übrigens wie für
die in traurigster Verfassung sich besin
senden Wege wie geschaffen und hatten
die aus Frankreich und Algerun einge
führten Pferde längst aus dem Felde
geschlagen.
Hong'Hoa, unser Reiseziel, war etwa
fünfzig Kilometer von unserm Posten
entfernt, und wir dursten unS wahrlich
nicht aushalten, wenn wir zu Abend
dort ankommen wollten.
DaS Wetter war herrlich, nicht zu
heiß, und als die Sonne zur Rüste
ging, ritten wir ein in das Thor der
alten, von den Chinesen erbauten Cita
delle von HongHoa
Freudig begrüßten uns unsere Ka
meraden, und während der Lieutenant
den Bataillonscommandeur aufsuchte,
machte ich eS mir bequem im Kreise
meiner Kameraden der Unteroffiziere.
Wenngleich unS dn WeihnachtSdaum
fehlte, so feierten wir den heiligen
Abend und den ersten Festtag doch in
angenehmer Weise, wenn auch aus
Eoldatenmanin.
Früh am Morgen deS zweiten Weih
nachtStagel faßen wir wieder im Eat
tel, um nach unserer Etation zurück
zukehren.
Gern wären wir noch einen Tag in
Hong'Hoa geblieben, aber den Com
Mandanten um längeren Urlaub zu
bitten, azten wir nicht, da wir unS
selbst sagen mußten, daß die Zeiten ,u
ernst waren, um eiu Tetachement. wie
da unsrige, mehren Zage ebne Führer
sich selbst zu überlasse. Ein kurzer
Händedruck also noch den Kameraden
und vorwärts ging es in den thaufri
schen Morgen hinein. Unser Weg
führte uns am Ufer deS Rothen Flusses
entlang. ES war eine wundervolle
id. in welcher wir uns befanden.
Herrliche Waldstrecken wechselten ab niit
äußerst symmetrisch angelegten Reis
feldern. Das rechte User des Flusses,
auf welchem wir unS befanden, liegt
bedeutend höher als daS linke.
Der Ausblick aus die Ebene, welche
sich dort wie zu unseren FUßen ausbrci
tete, war entzückend schön. Inmitten
sorgsültig bebauter Felder lagen die
Dörfer der Annamiten von einer ecke
mächtig hohen BambuSrohreS wie von
einem grünen Kranze umgeben. Ueber
all auf den Feldern arbeiteten fleißige
Leute und aus den Dörfern schallte das
Krähen der Hähne bis zu uns herüber
ganz wie bei uns daheim. ES wurde
uns schwer, unS von diesem schönen
Bilde loszureißen. Unser Weg jedoch
verließ daS Ufer deS Flusses und bog
ein in daS Innere, in eine Gegend,
welche in letzterer Zeit diel von den Pira
ten heimgesucht worden war und vieser
halb sehr spärlich bewohnt war.
Die unbebauten ffelder und die raua
geschwärzten Ruinen einzelner Häuser,
ja selbst ganzer Dörfer, gaben uns
Zeugniß von der grausamen Thätigkeit
unserer Feinde.
Keine ivienlchenleeie zeigie liq unseren
Blicken. Nur hier und dort ein der
laufener Büffel, welcher uns neugierig
näherkommen sah und dann mit wildem
Schnauben die Flucht ergriff.
Welch' unheimliches Vieh, diese Bits
sei!" sagte mein Lieutenant, als uns
eben wieder ein solcher Riesenkerl über
den Weg gelaufen war.
Ich glaube, daß die Büffel uns
mehr zu schaffen machen werden, als die
Piraten," antwortete ich.
Das kann schon sein," versetzte der
Lieutenant; denn woher sollten die Pi
raten wiffen, daß wir diesen Weg einge
schlagen haben, da doch die eigentliche
Straße am Ufer deS Flusses hinauf
führt."
Jedenfalls werden wir diesen Dick
häutern keinen sonderlichen Respekt mit
unseren Revolverkugeln einflößen, wenn
eS zu einem Rencontre zwischen uns
und ihnen kommen sollte," meinte ich.
Ganz gewiß nicht." sagte der fiieu
tenant, aber hoffentlich kommt eS nicht
dazu."
Wir hatten während dieses Gespräches
den Rand des WaldeS erreicht, in web
chem wir uns seit einer halben Stunde
befanden. Vor uns lag im hellen
Sonnenschein eine weite Ebene und,
kaum einen Kilometer entfernt von
unS, ein großes Dorf, welches augew
scheinlich erst seit Kurzem von seinen
Bewohnern verlassen war.
Wir ritten langsam darauf zu. Kein
Mensch war zu sehen. Die Thüren der
Hütten standen offen, einzelne Hühner
und Schweine spazierten aus der Tors
straße, im Uebrigen war Alles still.
Was die Bewohner bewogen hatte.
ihre Heimstätten zu verlassen, unterlag
sür unS keinem Zweifel. ES war dies
jedenfalls infolge von ErpressungSvev
suchen und Drohungen der Piraten ge,
schehen.
Unser Weg führte unS mitten durch
das Dorf hmdura. Ja war beim
Anschaueu einer Pagode etwa hundert
Schritt hinter meinem Lieutenant zu
rückgeblieben. Ich hatte beinahe den
Ausgang deS Dorfes erreicht, als der
selbe mich von Weitem mit allen Zeichen
der Ungeduld zu ftch heranwinkte.
Da haben wir die Bescheerung," rief
er mir zu, eine Heerde Büffel ersperrt
unS den AuSgang des Dorfes.
Und in der That war eS so. Zwaw
zig bis dreißig Büffel hatten sich vor
dem Dorfe im Schatten der Hütten und
Bananenbäume gelagert. Wild glotz,
ten uns die unheimlichen Gesellen mit
ihren großen schwarzen Augen an.
Ihr heftiges Schnauben verrieth ihren
Unwillen über unser unerwartetes Er
scheinen, aber wenn wir geglaubt hat
ten. daß sie uns Platz machen würden.
um uns durözulaffen, so hatten wir
unS geirrt. Nicht einer rührte sich vom
Platze.
Umkehren und um das Torf herum
reiten konnten wir nicht. Die das
Dorf umgebenden Reisfelder standen
unter Waffer, und wir Hütten einen
Versuch, dieselben zu durchwaten, deS
tiefen Schlammes wegen theuer bezahlen
können. Mit unseren Pferden durch.
zukommen, die wir doch nicht im Stich
lassen konnten, war einfach unmöglich.
ES blieb unS also weiter nichts
übrig, als uns den Durchgang durch
diele dickhäutige Gelellichalt zu erzwin
gen. Wir beriethen hin und her, wie
dies am denen anzufangen sei. End
lich beschlossen wir, keck auf die auf dem
Wege lagernden Büffel loszureiten,
unsere Revolver über ihre Köpfe hin
abzufeuern und dann, iowie sich die ge
ringst Lücke Zeigte, durch sie hindurch
zujagen. Daß unsere Schüsse sie zum
Ausstehen veranlassen würden, da! nah
men wir an. Gedacht, gethan. Wir
begaben uns eine Strecke weit zurück,
setzten uni fest im Sattel und ritte
nun im scharfen Trabe aus die Büffel
los. jeder die Schüsse seine Revolvers
im Avanciren abeuernd und. um die
Wirkung dn Föfilade zu erhöhen, ein
indianerarnge Geheul ausftoßend.
Was wir erwart iZailen. geschah. Die
Büffel erhoben sich, erschreckt durch daS
Schieße und unser Geschrei und liefe
und sprengen wie toll, die Erde mit
den langen Hörner auswühlmd durch
einander. Unser Weg war frei und
jagten, unsern Pferde die Sporen
gebend, im Galopp davon, froh, so
ieichten Kaufes davongekommen zu fein.
Doch wir hatten die lkechnung oyne
die Büffel gemacht. Wie auf Rom
mando hatte sich die ganze Bande eben
falls in Galopp gesetzt und jagte hinter
uns her.
Nie im Leben hätte ich geglaubt, dag
diese schwerfälligen Thiere solch große
Schnellläufer seien, aber seitdem ich in
Afrika gesehen habe, wie ein Araber auf
gutem Pferde sich vergebens bemühte,
ein entlaufenes Dromedar einzuholen,
wundere ich mich auch über die Schnel
liakeit der Büttel nicht mevr. Wie die
wilde Jagd kam die ganze Heerde hinter
uns her. Bald halten sie uns einge
holt und da die Straße nur schmal
war, so vertheilten sie ftch aus die anlie
genden Felder, und im Umlehen waren
wir vollständig von ihnen, wie von
einer Ehrenwache, eingeschlossen.
Die Gesahr der Lage, m welcher wir
unS befanden, wurde uns anfänglich
nicht recht klar, aber als wir einsahen,
daß die Büffel durchaus keine Miene
machten, von ihrem Vorhaben, uns zu
begleiten, abzustehen, da sagten mir
uns, daß, da selbst die Schnelligkeit un
serer Pferde uns nicht retten konnte,
wir verloren fein würden, wenn nicht
irgend ein glücklicher Zufall uns zu
Hilfe käme.
Daß die Büffel uns nichts anhaben
konnten, so lange wir in Bewegung
blieben, oder vielmehr, daß sie, so lange
dies geschah, diese Absicht auch nicht
hatten, war gewiß. Aber wie lange
sollte dieser tolle Ritt dauern? Und wie
wäre eS geworden, wenn eines unserer
Pferde stürzte? In diesem Falle war
uns der Tod unter den Hufen unserer
Verfolger sicher.
Unsere Pferde, obwohl an den Anblick
der Büffel gewöhnt, schienen sich der
Gefahr, in welcher sie schwebten, voll
ständig bewußt zu sein. Ohne die ge
ringste Aufmunterung von unserer
Seite flogen sie dahin, als ob die Angst
ihre Kräfte verdoppelt hätte. Wie das
schnaubte und ftampste um uns her!
Ohne die geringste Ermüdung zu zeigen,
jagten die Büffel neben und hinter uns
her. Hochaus warfen sie die mit den
langen Hörnern losgerissenen Crdschol
len in die Luft, und Wasser und Schlamm
sptitzten uns um die Ohren, wenn fte
lou ourch am Wege liegende Psützcn
hindurchrasten!
Wenn nur wenigstens ein Dorf sich
zeigen wollte! Aber nein, stundenweit
dehnte sich die Ebene vor unseren Blicken
aus. nur hier und da von einem sanf
ten Höhmzuge durchschnitten.
Lange konnten unsere kleinen Pferde
solchen tollen Ritt mit ihrer Verhältniß
mäßig schweren Last unmöglich auShal
ten. Und was dann? Was dann?
Mir schwindelte der Kopf. Sollten wir
darum aus all' den Gefechten und
Scharmützeln mit den Piraten unvev
sehrt hervorgegangen sein, um hier den
Tod unter den Husen dieser halbwilden
BUel zu sinken? Erbärmliche Aus.
sicht!
Immer weiter rast die wilde Jagd.
Mein armes Pferd, weiß von Schaum,
athmet von Minute zu Minute schmerer,
röchelnder. DaS des Lieutenants, der
zwanzig Schritt vor mir reitet, scheint
leine rmudung zu spüren; es ist be
deutend stärker als daS meiniqe.
Der Lieutenant winkt mir mit der
Hand, ohne sich umzublicken. Was hat
er nur ? Er deutet auf einen hundert
schritt vor uns sich befindenden Ab.
gründ, welcher wahrscheinlich während
der Regenzeit einem Boche IS Bett
dient.
Nur eine leichte Brücke von Bambus
verbindet die beiden User. Allmächtiger
Von! Wiro die Bruae uns tragen
Doch einerlei, vorwärts, binüber !
Besser in den Abgrund stürzen. IS zer
treten werden! Vorwärts!
ione roarmen iporne ich mein
Thier. Da der Lieutenant ist glück,
lich hinüber! Mein Pferd betritt das
schwankende Bambusgeflecht zweimal
bricht daS Thier mit den Vordersüßen
durch, aber eS rafft sich empor, noch
einige Schrilke, und wir sind hin
über!
Ein Krachen hinter uns - ein Ge
polter! Ohne mich umzusehen, weiß ich.
was daS bedeutet. Mx mcbrere fick,
gleichzeitig auf die Brücke drängende
Büffel ist die Brücke nicht stark aenua.
Sie giebt dem Gewichte nach, und drei
oder vier unserer Verfolger stürzen
hinab in den Abgrund. Tie Verbindung
mit dem jenseitigen Ufer, aus dem kick
die Büsfel befinden, ist abgebrochen; wir
sind gerettet. Mein Pserd überhob mich
der Mühe des AdfteigenS, eS brach unter
mir zuiammen.
Um Gotteswillen einen Tropfen
Weini' rie? mein rieuienant. der n,
den seinem zitternden Pserde im Grase
lag.
Zum Glück hatte ich meine Feldflasche
oe, dem tollen Ritte nicht verloren.
Der Inhalt derselben erquickte unS jetzt
wunderbar. ES war 11 Uhr Vor
mittags. Erst gegen Abend hatten sich
unsere Thiere soweit erholt, dak wir
unsere Reise fortsetzen konnten. Evüt
in der Nacht kamen wir auf unserer
iiiium an.
Zn gleicher Münze.
mniKnischsH Iagdalm,!,.
P. Echeiki.
ei
ko
Unter den ersten Aasikdlern in den
Wildnisse deS Salmon Rio befand
sich ein Bermontefe Dobson. ein großer,
athletisch gebauter Mann. A!S dieser
eines Abends von einem fruchtlosen
Suchen nach seinen Kühen nach Hause
ging, die, dem Gebrauche im neuen
Lande zufolge, in den Wald gegangen
waren, um sich dort ihren Unterhalt
ist zu suchen, sah er, eben als er aus
dem Walde auf den gelichteten Platz sei
nes Nachbars Master Josef Sleeper her
austrat, einen großen Bären von einer
hohen Sykamore herabspringen, wo er
wahrscheinlich nach Honig geslicht hatte.
Ein Bär steigt einen Baum weit besser
hinauf als herunter, weil er in letzterem
gau rückwärts eigen muß. Es war
Dobson eben nicht angenehm, auf seinem
Adendspaziergange mit solch' einem
Gefährten zusammenzutreffen, aber den
noch sprang er, ohne fich lange zu be
sinnen, auf die dem Körper des Thieres
entgegengesetzte Seite des Baumes los,
und packte den Bär kurz zuvor, ehe er
den Boden erreichte, kröstig bei den
Vordertntzen. Braun brummte und
zeigte die Zähne, bemerkte aber bald,
daß sich seine Klauen in der Gewalt von
einem Paar ebenso eisenfeften befänden,
als die seinigen waren, und zu seinem
großen Berdrutz konnte er seinem Weg
ner auch mit den Hinterpfoten nicht bei
kommen, weil der Baum sich zwischen
Beiden befand. Dobson befand fich in
keiner besseren Lage, denn er konnte
dem Bär ebensowenig zu Leibe, und
ebenso wenig konnte er ihn loslassen,
weil er fich leicht denken konnte, daß
Braun lyn sür ein fte halten eben
nicht freundlich begrüßen würde. Die
Dämmerung ging eben in Dunkelheit
über, und Tobfon's Lage war noch
immer fatal.
Für Tob on war die Nacht sehr be
schwerlich, denn mit einem solchen Halt
seft war er in seinem Leben noch in keine
so nahe Berührung gekommen und
Braun gab sein Mißbehagen durch un
ausgesetztes Brummen zu erkennen.
Hier konnte nun von einem Loslassen
natürlich keine Rede sein, und so war
Dobson gezwungen, festzuhalten, bis
es ihm endlich vorkam, als wären die
Klauen des Bären und seine Hände zu
sammengewachsen. Als der Tag an
brach und der Rauch aus Sleepers
Schornstein fich luftig empor zu kräu
sein begann, wiederholte Dobson sein
Geschrei, und wurde endlich durch den
Anblick seines Nachbars erfreut, der
mit einer Axt auf der Schulter langsam
herbeikam.
Aber Sleeper," rief Dobson, hör
tet Ihr mich denn nicht in der vergan
genen Nacht um Hilfe rufen?" '
Wohl hörte ich ein Geschrei," er
widerte dieser, aber ich war sehr müde
und eben im Begriff, mich zum Schla
fen niederzulegen, da dachte ich denn,
Du willst's bis morgen verschieben.
Hätte ich aber gewußt, daß Ihr eS
wäret "
Daß ich eS war," entgegnete loh
son bitter. Ihr wußtet doch, daß ein
Mensch um Hilfe rief, und daß sich im
Frühiahr immer Bären hierherum ein
zufinden pflegen.
Nun, nun seid nicht böse. Tommu
um ein gutes Werk zu thun, kommt
man nie zu spat. Haltet nur recht seft.
gleich will ich dem Schwarzen den Schä
del zerschmettern."
Nicht so," rief Dobson,. nachdem ich
die Bestie die ganze Nacht festgehalten
habe hätte ich wohl die Genugthuung
verdien!, ihm selbst den Garaus zu
machen. Hallet Ihr ihn just so, wie
ich, bei den Klauen, und ich nehme die
zt; ich will ihm ein Loch in den Schä
del machen, daß die Sonne durchscheint.
Sleeper war kein Hasenherz, er nahm
also den Vorschlag an, ging auf den
Baum zu, faßte Braun vorsichtig bei
den Tatzen, und überließ es nun dem
wackeren Dobson, ihn aus seiner gefähv
lichen Lage zu befreien. Obschon Dob
fon'S Hände fest ganz steif geworden
waren, schwang er doch die Art kräftig
und schickte fich an, den Todesftreich zu
fuhren. Zu seinem größten Besrem
den mußte aber Sleeper sehen, daß der
mich nicht erfolgte, und daß Dobson
die Aft auf die Schulter nahm und
ebenso gelassen fortging als er selbst ge
kommen war.
Nun war die Reihe an Sleeper, seine
Stimme im Walde erschallen zu lassen;
vergebens schalt und fluchte er; Todson
ging fort und' ließ seinen Nachbar mit
einer ebenso schlechten Ausficht auf sein
Frühstück zurück, als er selbst aus des
Nachteffen gehabt hatte.
Erft am Nachmittag erschien Todson
wieder, machte dem Bör das verspro
chene Loch in den Schädel und erlegte
ihn.
DaS gute Einvernehmen dieser bei
den Nachbarn ist ledoch durch dieses bä
renhaste Erlebniß keineswegs gestört
worden.
Rapolt der erfte aus Zt. Hclen
DaS Oktoberheft von Blackwoods
.Magazine" veröffentlicht in bisher
unbekannt gebliebenes Tagebuch deS
Generals über Sir George Bingham.
der Napoleon nach St. Helena beglei
tete. Das Tagebuch beginnt mit dem
v. Auguft'ISio und endigt im Februar
des folgenden Jahres. General Bing
ham schreibt allerlei interessante Züge
aus dem Leben des verbannten Kaisers
nieder. So erwähnt er einmal, daß
Napoleon sehr hastig aß und höusiz so
wohl Fisch wie Fleisch mit den Fingern
in den Mund führte. Die interesian
teste Stelle in dem Tagebuch ist ein Be
richt über den Plan deS Kaiser?, in
England einzusallen. Tie Stelle lau
tet: .Tienag. lö. (August) Rapo
leonS Geburtstag. Der Admiral gra
tulirte ihm ,u dem FeStage. und seine
Begleiter erschienen in Galauniform.
Nach Tisch fand eine lange Unterhal
tung statt, die sich auf den beabsichtig
ten Einfall in England bezog. Er be
hauptcte, daß es immer sein Plan.gc
Wesen, den Einfall zu ersuchen. Zu
diesem Zweck sandte er Villeneuve mit
seiner Flotte nach Westiiidien mit dem
Auftrage, nach Einnahme frischer Bor
räthe auf einigen der französischen In
sein ohne Zeitverlust direlt nach dem
Canal zu segeln, um die Brestflotte
mitzunehmen. 200,000 Mann standen
in Boulogne bereit (davon 6000 Mann
Kavallerie), um sich sofort einzuschiffen.
Tiese Armee, so berechnete er, würde er
in 24 Stunden eingeschifft haben; da?
Landen würde so nahe an London wie
möglich stattfinden. Er selbst wollte ftch
an die Spitze deS Heeres stellen und den
Streich gegen die englische Hauptstadt
ausführen. Ich setzte Alles," so er
zählte der Kaiser, auf den Zufall, ließ
mich aus gar keine uederlcgung ein.
wie die Rückkehr zu gestalten wäre, ver
traute ganz dem Eindruck, den oie Be
sctzung der Hauptstadt hervorrufen
würde. Begreifen Sie meine Ent
täuschung. als ich fand, daß Villeneuve
nach einer unentschiedenen Schlacht mit
Calder nach Cadiz segelte; er hätte
ebenso gut zurück nach Westindien gehen
können. Ich machte noch einen Ver
such, meine Flotte in den Canal zu be
kommen. Nelson zerstörte sie in der
Schlacht bei Trafalgar, und ich fiel
dann, wie Sie wissen, mit meiner gan
zen Heeresmacht über Oesterreich her,
das auf diesen plötzlichen Angriff nicht
vorbereitet war: Sie erinnern sich, wie
gut er gelang."
Heilkünstler.
Daß Moliere in seinen Stücken am
schlechtesten von allen seinen Miimen
schen die Aerzte behandelt, ist bekannt.
Man hat seine Sachen zum Theil für
Erfindungen, zum Theil für furchtbare
Uebertreibungen angesehen und sich ge
wundert, warum er die Wohlthäter der
Menschheit gerade mit so unerbittlichem
Hasse verfolgt. Man wird, so schreibt
man aus Paris, ihn besser begreifen.
wenn man das schmucke Büchlein gelesen
hat, das der Professor Folet in Lille
soeben unter dem Titel Moliere und
die Heilkunde feiner Zeit", hat erscheinen
lassen. Wir erfahren darin die un
glaublichsten Dinge. Der Leibarzt
Ludwigs des Dreizehnten hat diesem in
einem einzigen Jahre 21ö HelItränklen.
212 jener Mittel, die im Eingebildeten
Kranken" eine solche Rolle spielen, und
47 Aderlässe beigebracht. Das Tage,
buch über das Befinden Ludwigs des
Bierzehnten", das mit täglichen Ein,
tragungen von 1652 bis 1711 reicht,
zeigt uns, daß der große König in die,
fern Zeitraume mehr als 2000 Purgir,
Mittel gebraucht hat. Nicht uninter,
essant dürfte es auch sein, daß Guy
Patin ein Kind von fteben Jahren drei,
zehn Mal in einem Manat zur Ader
gelassen hat. Sich selbst verordnete der
berühmte Arzt wegen einer gewöhnlichen
Erkältung sieben, seiner Frau bei einer
Lungenentzündung zwölf, seinem am
Typhus erkrankten Sohne gar zwanzig
Aderlässe!
Sine MzartSrtnrus
Als man Rosfini eines Tages inmitten
einer großen Gesellschaft befragte, welche
von allen Opem, die von seinem frucht
baren Geiste produzirt wurden, er vor,
zöge, da wie der Sprecher meinte
doch leder Vater unter seinen Kindern
einen Benjamin habe, vermuthete der
Eine nun den Barbier", der Andere
den Othello", der Dritte den Tell"
und so weiter als Antwort zu verneh,
men. Rosfini aber bat um einen Mo
ment Ruhe, und während AlleS ge,
horchte, erwiderte er: Sie wollen also
wissen, welche? von Mozart's Werken
ich am meisten liebe? Nun, daS ist
der Don Juan"! Eine andere ähn
liche Anekdote, die die Meinung Rof
fini'Z von Mozart charalterisirt, ist fol
gende: Man sprach eines Tages in der
Umgebung Rosfini's von Beethoven und
der Bibliothekar ver tranzöfischen Na
tionalbibliothek Lavoir äußerte zu Erste
rem: Ich denke, Sie müssen ihn
tBeethoven) doch näher gekannt habend
Nein," erwiderte Rossini, daS war
ein sehr schlechter Charakter er hat
mich nicht empfangen wollen er ver
abscheute meine Musik. WaS aber
keineswegs verhindert" so fügte der
Komponist deS Barbier" hinzu .
daß jener Bursche der erste Komponist
der Welt ist." Wie Sie sich darauf
verstehen," gab Lavoir zurück, der erste
Komponist der Welt! Und Mozart,
lieber Meister was machen Sie aus
dem?" .Oho," gab Rossini hier zu
rück, der ja, der ist der Einzige."
Stm lvunsch.
A. : Run, lieber Freund! Wie hat
Dir denn Deine Hochzeitsreise gefallen?"
B. : .Ich danke, ganz gut so weit!
Nur hätte ich sie am liebsten gerne allein
machen mögen."
VUXrsxnich.
Gold ist ein schweres Metall
.Ja. und trotzdem läßt es sich am
leichtesten damit leben!"
eHVjtrnitänMiifj.
itrau: .WillS Tu nickt eine Lckirm
mitnehmen?"
Professor: Tai hat wirklich keinen
Zweck; der Pedell würde ihn nur Abends
benutzen.
Frau: Doch nur. wenn Tu ihn dort
eben alk.
Prof.'nor: TaS habe ich allerdings
als selbstverständlich vorausgesetzt!"
Der Sennerin fterzlcid,
lObttpav'rilch
A' Pracht war'S im Frühjahr
Aus de Berg' und im Wald.
Und mei' Herjcrl hat g'jubelt:
Mei Ba kommt iatzt bald!"
Aber Sommer is's 'wor'n
Und er bat fi' net g'meld't.
Und koa' Stcrnerl am Himmel
Hat mir g'sagt, was eahm sehlt.
Und auf oamal war die Zeit da,
Wo 's letzt' Bögerl fort is;
Aber i' hab' treu g'hosft:
Iatzt im Herbst kommt er g'miß!"
Und so hab' i' g'wart't,
Bis der Winter 'reinguckt.
Iatzt aber glaub' i' wirkli':
Mei Bua hat st' 'druckt!"
Aufrichtig,
Vertheidiger (nach seiner Rede zu sei
nem Clienten): Nun, was dachten Sie
bei meiner Rede zu Ihrer Freispre
chung?"
Gauner: Ach Jo't, ick dacht! mir,
der 7ann aber schwindeln!"
" Schneidige Bedienung,
Provinziale: Sage 'mal, lieber
Vetter, der Tienstmann dort hat mir
soeben diesen Zettel überreicht, welcher
eine Einladung nach dem Restaurant
dort drüben enthält; darauf steht auch:
Schneidige Bedienung". Was soll
denn das heißen?"
Berliner: Da frag Tu noch? Erst
lich 'mal schneiden sie dort beim Bier
einzapfen, zweitens beimZusammenrech
nen der Zeche und drittens beim Trink
geldnehmen; das nennt man Schnei
dige Bedienung"."
Line glückliche Braut.
Was ist denn Ihr Bräutigam?"
Heute glaub' ich, ißt er Sauerbra
ten mit Klöße, wie er mir gestern
sagte."
Ich meine, womit er sich beschäf
tigt?"
Ach so nun am liebsten mit mir."
Sie verstehen mich nicht, ich meine,
was er betreibt?"
Die Vorbereitungen zur Hochzeit."
Besorgt.
Mutter (ihrem Jungen einen Pfennig
zum Spielen gebend): Verschluck ihn
aber ja nicht, Eduard! Er fehlt mir
sonst an einem Groschen!"
Der krank Geizhals.
Erster Besucher (zum andern): Ich
höre ihn noch Geld zählen, da ist'S wohl
noch gar nicht so schlimm?"
Zweiter: O, doch, er nimmt Ab
schied!"
Arme Stadtbemokner.
Erster Student: Die Menschen in
dieser Stadt werden von Jahr zu Jahr
ärmer."
Zweiter Student: Wieso, ich hab'
noch nichts bemerkt?"
Erster Student: Weil ich nicht ein
mal zehn Mark gepumpt bekomme."
Strengstes Geheimniß.
Elly: Du, ich bin verlobt, Anny, 'S
ist aber noch strengstes Geheimniß. Kein
Mensch,..."
Anny (unterbrechend): Ja, ja, im
Gesangverein und im Lesekrünzchen
wurde es mir auch schon gesagt!"
Ueberfiiifstg.
Fremder: Wie ist das. bei Ihnen
hört man ja nie Morgens den Hahn
krähen?"
Wirth: TaS hat er sich längst abge
wöhnt, eS steht ja doch Keiner auf!"
3br Phlegmatiker.
Herr: Ihren Mann hätte ich eigent
lich wohl vor seiner Verheirathung len
nen mögen; war er da auch schon so
phlegmatisch?"
Frau: O gemiß! Ich erinnere mich
noch der wenigen Worte seiner Liedes
erklärung: Fräulein Mary, ich liedeSie,
bitte, heirathen Sie mich!"
Stoßieuszn.
Vater (der seinen sechs Kindern täz
lich die Schulaufgaben nachsieht): WaS
ist denn, Kinder, kriegen wir denn nicht
bald wieder einmal Ferien?"
I,r vertkeidigung.
Richter: Was veranlaßte Sie,
dem Parterrefenster einiusteiaen?"
in
Angeklagter: Herr JerichtShof, 'S
Treppensteigen füllt mir feit einiger Zeit
schwer!"
31!
Herr (zum Berichterstatter): Haben
Sie sich schon das Eisendahnunglück an
gesehen?"
Nein! Ich habe keine Zeit, ich muß
erst einen Bericht darüber schreiben!"
Immer bcrselbe.
Kennen Sie Schiller's Tell", Herr
Lieutenant?"
Aeh. ist das nicht das Stück, in wel
chem Civilisten Hut und Stange reprä
s.ntiren sollen?'
I, rmhn.
Tochter: E,n ganzes Jahr soll ich
meinen Bräutigam nicht sehen? TaS
halte ich nicht aus!"
Mutter: .Wie Tu so schwatzest! Ich
habe eS doch auch durchmachen müssen."
Tochter: .Ihr hab. Euch doch täglich
gesehen. elS Ahr verlobt wäret?"
Mutter: .Ze. aber vorder, ehe wir
unS kennen lernten, wie tanze hatte
wir uni da nicht gesehen!"
!.
i
,