Neujahr an Bord. Erzählung von (M u (t S 5 f( 1 1. Die Seeschwalbe" lag still, schloss herab hingen ihre Segel. Am Boll werk standen müßig die Matrosen und pfiffen leise in der Richtung nach Nord, im bin. aus der sie den Wind wünschten. Das über dem Verdeck auf, nrfHnnnif klttuck, schüfest die Kajüten, Paffagiere gegen die heißen Strahlen der Sonne. ES war nur eine kleine Schaar be vonugter Menschen, welchen die An nehmlichkeit des Sonnenschutzes zu Theil wurde ; die große Masse der Aus. Wanderer bewohnte das Zwiicyenoea, welche kein Zeltdach hatte. Hier sah man ausaewannte Sonnen und Regen, schirme und sonst allerlei Vorrichtungen zur Schattenbildung. lar und blendend wie ein Spiegel, der elektrisches Licht zurückstrahlt lag das Meer in stiller Unbeweglchket da. und es wäre um diese Zeit wohl Nie mand an Deck gewesen oder geblieben. wenn nicht tief im Südosten die zart umriffenen Höhenzüge der australischen Küste am Horizont erschienen wären und wenn dieser heutige nuyl em ganz oe. sonderer Tag gewesen wäre, nämlich der letzte Tag Im alten Jahre ! .Schade," sagte eben ein eleganter, junger Mann mit sonnengebräunten Zügen zu dem neben ihm stehenden Kapitän, schade, daß uns gerade hier solche Windstille befallen mußte! War eS schon öde genug, den Weihnachten an Bord verleben zu müssen, so war es noch ärgerlicher, angesichts der Küste festzuliegen und das neue Jahr in die ser Todenstille an sich herankommen zu sehen. Ich muß nun doch wünschen, meine medizinischen Studien in Eng. land statt in Ihrem Deutschland ge. macht zu haben. Ich märe dann wohl nicht in die Lage gekommen, ein Segel schiff zur Heimreise benutzen zu müssen." Wer weiß, wozu es gut war, Herr Sanders," sprach lächelnd der Capitün, Sie hätten ja auch einen Dampfer be nutzen können." Sie meinen ?" sagte der junge Mann zerstreut, während er sein Opernglas auf eine Gestalt deS Zwi. schendecks richtete, die soeben erst unter der Masse der Auswanderer aufgetaucht war und nun einsam am Bollwerk lehnte. Nun, warum nicht," fuhr der Capitün in gemüthlichem Tone fort, Ein Mann wie Sie; der einzige Sohn und Erbe eines der reichsten auftraw n Heerdenbesitzer, der kann doch ganz ch Gefallen reisen. Freilich, wenn n so arm ist, wie die junge Dame da, auf der Sie eben Ihr Auge ruhen lassen, dann hat man keine Wahl. Da ist das Zwischendeck eines Segelschiffes noch ein ganz willkommener Ausent halt." Fast erschreckt richtete Herr Sanders sein GlaS sofort auf einen Punkt am Horizont, während eine dunkle Röthe m seinem Gesicht aufstieg. Er blickte wohl nur deshalb so angestrengt nach der Küste, die noch immer in nebelgrauer Ferne lag. So Sie meinen Miß Berger sei sehr arm?" fragte er beklommen. Ah, Sie kennen ihren Namen be nitS!" rief der Capitün in leichter Verstimmung, während sein blaues Germanenauge ernst und forschend auf dem Gesicht des jungen Engländers ruhte. Ja, arm und verlassen," beantwor tete er deS Anderen Frage. Auf meine Vorstellungen hin hat der Rheder ein Einsehen gehabt und ihr vom Fahr preise etwas abgelassen, sonst schwämme sie wohl heute nicht hier mit uns der neuen Heimath zu." So, das haben Sie gethan?" sprach SanderSmit Wärme. Das ist schön von Ihnen. .Menschenpflicht !" warf der Capi, tan leicht hin. Außerdem," fuhr er mit stärkerer Betonung fmt, habe ich der jungen Dame während ihres Auf ttoaites an Bord meinen schütz zuge sichert." Der junge Man nickte Verständniß voll. .Sehr recht und drüben?" ' Drüben, Mister Sanders, wird Fräulein Berger unter dem Schutze ihrer Reinheit und Bildung stehen, und ich bezweifle nicht, daß dieser Schul immer stark Zenug sein wird, um sie vor Beleidigung und Erniedrigung zu bewahren." Die Worte waren mit einer solchen Bestimmtheit gesprochen, daß man eine dsicht unschwer herausfinden konnte. ES klang fast wie eine Warnung. Der Andere schüttelte den Kopf. Sie mißverstehen mich, Capitän," sagte er. Ich meine, was die junge Dame drüben beginnen wird? ,Musit.Unterricht geben." ' Und darum nach Australien?" Der Capitün zuckle die Achseln. .Man thut drüben ja Manches, des. scn man ia Teuschland sich schämen würde." In diesem Augenblick trat der wacht habende zweite Steuermann heran und machte dem apitan eine Meldung, welche sofort dessen ganze Aufmerksam Kit in Anspruch nahm. Er folgte dem (Steuermann nach dem Zwischendeck. Alfred Sanders blieb in Gedanken zurück. Er war von uftrauen naaz deutsch fmfc int Vl7)lmtt 1.1 ftilhinM hat hatte Sinn ; aber von Deutschland "n n ftch drüben in Australien hatte ach Australien , kommen, um Kla. H?!"1 '.'""Matratze .ier-Unterrich, ,u geben. tcS üox olvtät Selten. I bestand in unlogisch, er konnte cS nicht fassen. Dahinter steckte wohl noch etwas an deres. ES war nicht daS erste Mal seit der mehrmonatlichen Reise, daß oer junge Mann sich so ernste Gedanken über das Schicksal einer ihm gänzlich Fremden hingab, und nicht zum ersten Mal stieg so mancher häßliche Verdruß in ihm auf, der sich gegen den Charakter dieses selten önen Mädchens richtete. frcmifl), wenn man ihr in die Augen blickte, sie sprechen hörte, dann schwand einem ie, der böse Gedanke aus der Seele. In diesen Auaen laa eine Welt voll Hu, schuld und Herzensgüte ; im Uebrigen zeigte Marie Berger sich erschlossen und jeder Annäherung abhold. Das hatte ganz besonders Alfred SanderS erfahren müssen, der von Anfang an ein starkes Interesse für die schöne Unbekannte empfunden und was aber Niemand hier wuktench zur Reise mit der See schwalbe" erst entschlossen hgtte, als er bei einer ersten, zufälligen Begegnung mit der iungen AuSwanderin in am bürg zugleich deren Reiseziel erfuhr. Marie Berger hatte gerade ihn mit einer gewissen vornehmen Kälte behandelt und war jedem Alleinsein mit ihm sorgfältig ausgewichcn. um so enger hatte sie sich von Beginn der Reise her an einen Menschen geschlossen, auf welchen Ban ders schon immer mit Mißtrauen und heimlichem Abscheu geblickt hatte, Auch letzt war imer Oswald Fernau zu ihr getreten, die noch immer einsam am Bollwerk lehnte, und hatte ihr heim lich eine Mittheilung gemacht, die sie sehr zu cychrecken schien. Er hatte da bei verstohlen nach dem Zwischendecks eingang geblickt, in welchem soeben Ea pitän und Steuermann verschwunden waren. Auch das junge Mädchen blickte letzt ängstlich dorthin, aber Fernau s Gesten und Mienenspiel schienen anzu deuten, daß er ihre Besorgniß verlachte und ne ermunterte, die sch leicht zu nehmen. Wäre Sanders vorhin nicht so anae legentlich mit seinen Gedanken an Frl. Berger beschäftigt gewesen, dann würde er ohne Zweifel gehört haben, was der Steuermann dem Eapttän mu halblau ter Stimme und in großer Erregung meldete. So war es ihm entgangen. Es mußte schon ein ungewöhnlicher Vor gang sein, der den Capitän veranlaßte, das Zwischendeck zu betreten. Der Zunge Mann war zu gut erzo, gen, um Neugierde zu bekunden. Ihn ärgerte nur das Besammensein der schö- nen Veutlchen mit jenem unsagbar ge wöhnlichen und, wie es Sanders schein nen wollte, brutalen Mann, der gleich ihr, das düstere, unsaubere Zwischendeck bewohnte. Er konnte diesen Anblick nicht länger ertragen und stieg in seine ikaoine dinad, wo er nch nnschlo. Bei der Mittagstafel in der großen Kajüte geschah es zum ersten Mal, daß der Capitän sich verspätete. Es waren daher Alle gezwungen, zu warten, da es ein althergebrachtes Recht der Schiffs, capitäne ist, der Tafel zu präfidiren. Endlich kam er, nur mit einem nüch tigen: Entschuldigen Sie!" seinen Platz einzunehmen. Man sah es ihm an, er war übel gelaunt und erreat. versuchte aber, feine Kaiütenpassagiere, die er gewohnheitsmäßig mit großer Artigkeit veyanoelie, das nicht merken zu lassen. Bald wurde das zuerst etwas emnl bige Gespräch allgemein, und natürlich drehte es sich um drei Dinge, welche jetzt allein noch interessiren konnten: die Nähe der australischen Küste, die Aussichten auf Wind und Sylvester fein. An Bord der Seeschmalbe" wurde dieselbe mit Punsch und Pfann kuchen begangen, ganz wie in Deutsch, land. Im' Zwischendeck werden wir. wie ich höre, sogar einen Sylvefterdall ha ben." sagte eben Ichmunxlnd ein älterer Herr. Nun, Capitän," wandte er sich an diesen. Sie waren ja lange genug unten, wie sind die Vorbereitungen aus gefallen ?" Auch Sanders hatte längst von diesem projektirten Sylvefterdall im Zwischen deck reden hören, und die Aussicht dar auf war für ihn eine Quelle des stillen Glücks gewesen. Natürlich waren alle KajütenPassagiere eingeladen, und er hatte es sich so schön ausgemalt, dann vor aller Welt die heimlich Geliebte an lein yerz nehmen und. von ihren Armen umfaßt, durch den mit Fahnen ge schmückten Feftraum fliegen zu können. Hm daraus wird nun wohl Nichts werden," fagte der Capitün verdrieß lich, denn " Er brach kurz ab und fuhr in freundlicherem Tone fort : Aber Punsch und Pfannkuchen die sollen Kit haben. Wir hier wollen uns wenigstens die gute Laune nicht trüben lassen." In diesen Worten, daS merkte sofort i ein Jeoer. lag noch was Besonderes. ein oriflcaier mn, UN von auen i f3:iiit fwhrAnnf torCtanh fi(i X sC.;- Seiten bedrängt, verstand sich der Cavi, tän, aber nur widerstrebend, zu einer Erklärung. Im Zwischendeck war n diesem er, eignißvollen letzten Tage im Jahr ein grotzer Tiebftahl entdeckt worden. Man konnte nicht sagen, ob er erst heute oder schon vor einiger Zeit ausgeführt wor den war. Entgegen der wohlgemeinten Warnung der Rheder, alles Geld und GeldeSwerthe dem Eapitan zur Aufbe Wahrung zu übergeben, hatte ein über, mißtrauischer, bäuerlicher Zwischen ! deckz.Pasiagier sein sauer erworbenes, ! nicht undetröchtlicheS Vermögen, mit ! einem Bündel australischer Banknoten, drüben gültiger Ein und Fünf.Pfund Noten, deren Nummern er nicht notirt hatte. - Jetzt, Angesichts der Küste und der nahe bevorstehenden Landung hatte er zum ersten Mal wieder nach seinem Schatz gegriffen, um ihn in seiner Brusttasche zu verbergen, und nun war er fort. Der Dieb mochte den Aermften einmal belau cht haben, wie er ftch un beobachtet wähnte, und so war er hinter das Berste gekommen. Nun ist der arme Mann gänzlich mittellos," schloß der Capitän seinen ausregenden Bericht und Alle äußern oder heucheln wirkliche Theilnahme an seinem Verlust. Alle fühlen sich be drückt und niedergeschlagen, und darum, meine Herrschasten, werden wir heute keinen Sylvesterball haben." Alfred Sanders war gleich bei den ersten Worten des Kapitäns der Bissen im Munde stecken geblieben. Er war kreidebleich geworden. Vor seinen Au gen stand das Bild der schwer erschrocke nen Marie Berger, als ihr Fernau leise und heimlich Mittheilung von dem Vorgefallenen gemacht, und wie er dann bemüht gewesen, ihre Besorgniß hin wegzulachen. Er wußte jedenfalls, in welchem hohen Ansehen sie bei dem Ca pitän stand und daß auf sie kein Ver dacht fallen würde. Vielleicht war es das, was er ihr sagte, als Sanders voll Unmuth das Deck verließ, um in seine Kabine hinabzusteigen. Eden ante eine Dame: An Bord eines Schiffes sollte man dergleichen gar nicht für möglich halten. Da beobachtet immer einer den anderen, und was die Verstecke anbetrifft, die müßten doch von Ihren Leuten zu erforschen sein." Der Capitän schüttelte verneinend den Kopf. Sie irren." saate er. ..wir baben sogleich Alles durchsucht, aber " IN die em Auaenb ck eckte der wachthabende erste Steuermann hastig den Kopf zum geöffneten Glasdach hin ein, schrie etwas Unverständliches hinab und eilte fort. Ohne ein Wort weiter sprang der Capitän in großer Erregung von seinem Sitze auf und rannte ohne Kopfbe deckung nach oben. Bald im gleichen Augenblick entstand an Deck ein tolles Laufen, Rufen, Pfeifen und Schreien, das etwas Unheimliches an sich hatte. Rathlos sahen die Passagiere sich ein- anoer an. xann eilten auch sie nach vom. War das Geld gefunden? Hatte nian den Dieb gefaßt? Sanders dachte unwillkürlich wieder an Marie Berger und an ihren der trauten Mitreisenden. Waren sie die Diebe? Verstört erstieg er die kleine zum Deck suyrenoe Treppe. Noch ehe er die oberste Stufe erreicht hatte, traf ein furchtbarer Windstoß das Schiff und legte es fast auf die Seite. Aus einem dunklen Pünktchen am Himmel hatte sich blitzschnell ein ganzes Wolkenheer enlwiaeil. Wer Sturm be tsch e das Meer aus seiner tiefen Mittaasrube auf. Nach wenigen Minuten fuhr die Seeschmalbe" mit kunaesvannten Se. geln und doch noch mit Windeseile durch die aufgeregte See, welche ihre Spritz wellen über das Deck hinsandte, Sekt zu unserer Sylvester-Bowle!" spottete ein Herr. Besorgt blickte die Mehrzahl der Passagiere in den toben. den Kampf der Elemente. Im Sturm wollte das alte Jahr abfahren und wie würde dem gefährdeten Schiffe das neue nahen? Drohend wuchs die Küste heran, wie eine sich ausbreitende. Alles über. flügelnde. schwarze Wetterwolke. Die Sonne hatte ihren Schein verloren. Die Wolken sanken immer tiefer, die Wellen gingen immer höher. Die Nacht eilte heute dem Abend vorauf und schon um Sonnenuntergang lag dichteste Fin sterniß über dem vom Sturm aufge wählten, unstüt schwankenden schäu mcnoen uno zisqenven Meere. So nahte den Weltpilgern mit der Seeschwalbe" die Neujahrsnacht. Der kleine Zwischenfall von heute war ver gessen. ES war etwa in der neunten Stunde, als plötzlich laute, gellende Hülferufe über das Deck hinfchalltcn. Matrosen und Passagiere liefen gleichzeitig hinzu und fanden hier im Kampf zwei Männer m Bnn fi winden. In des einen kkau blikte ein langes Messer, der andere hielt den so bewaffneten Arm krampfhaft fest und suchte ihn von sich abzuhalten. Beide Gegner gaben keinen Laut von sich, Man sah es. es war ein Ringen aus Tod und Leben. Die so ge'chrien. war ivcaiie erger. Jetzt lag sie Jemandem oynmüchtig in den Armen. Wer konnte sur die, äthsel eine Erklärung sin den? Aeißt sie auseinander! Laternen! cor donnerte der Capitän. S.n , - , . qneu waren beide Kämpfer aus aaizn veive wampter a ander und vom Boden aufgeriffen. aieinen leulyienn lynen in S Gesicht. ES waren SanderS und Fernau. Mister SanderS Sie?" rief er staunt der Capitün. Ich, Capitän," entgegnete der junge Engländer feft. .Verbaften Sie den Mann da! Er ist der Dieb, und er tvöre Schlimmeres, wenn meine und ?tb azwiilyeniunsl seine große Schur kerei vielleicht msine Ermordung, nicht vereitelt bült,. Er lügt, schrie Fernau auf und suchte mit Gewalt sich frei u machen. um nm noam5is aul SanderS ,u stürzen. .Unter Deck mit ihm! Legt ihn !N Eisen!" befahl der Capitän. Mister Sanders, berichten Sie weiter!" Während der hart sich widerstrebende Verbrecher fortgezerrt wurde und dann im Matrosenlogis verschwand, erzählte der junge Engländer mit fliegendem Athem: Mein Verdacht hatte sich gleich An. fangs auf diesen Menschen gelenkt und ungeahnter Weise auch auf das un glückliche, junge Mädchen hier, eine arme, elternlose Waise, welche viel mit diesem Buden verkehrte, ohne etwas von seinen geheimen Absichten mit ihr zu ahnen, ohne ein leise warnendes Ee fühl für seine Schlechtigkeit in ihrem kindlich-arglosen Herzen zu haben. Als ich nun, nach bereits erwachtem Vev dacht, die Beiden eben jetzt hier in üeim lichem, erregten Gespräch wieder zusam men sah, schlich ich mich heran in der Erwartung, das Wahre über den Dieb, stahl von heute zu hören, und so war es auch." Jener Schurke hatte ihn bedangen, das gestand er jetzt dem erschreckten Madchen ganz offen, aber weniger um oer seivflvereicherung willen, als viel mehr in der Absicht, diese Unglückliche, wenn sie seinem Werben widerstrebte, zu seinem Willen zu zwingen. Er hat nämlich ohne ihr Wissen das gestohlene Geld in ihrer Kabine versteckt und drohte ihr mit Anzeige, wenn sie sich ihm nicht angeiovie ais seine Braut. Schreie der Entrüstung und Trobun gen gegen den Elenden unterbrachen auf einen Augenblick den Erzähler. Sie bat. ne lebte, sie beschwor ibn." fuhr Sanders in tiefer Erbitterung fort, vergebens. Sie enthüllte ihm und dem heimlichen Lauscher einen Theil ihrer Vergangenheit, wie sie, in Glanz und Reichthum ausgewachsen, plötzlich elternlos wurde, in Noth und Armuth versank, wie sie auswanderte mit ihrem letzten Gelde, um daheim nicht auf Schritt und Tritt Leuten zu begegnen, die sie einst in anderen Verhältnissen gekannt hatten. Sie könne ihn, einen Verbrecher, niemals lieben, nur er achten und werde, wenn er seine furcht- bare Drohung, sie als Diebin birnu stellen, wahr mache, in'S Wasser sprin gen, um der Schande und einer ihr entsetzlichen Verbindung zu entgehen. Das Scheusal war nicht zu überzeugen, nicht zu rühren, trotzdem sie vor ihm kniete. Nun, griff ich ein, mit welchem Er folge, das haben Sie hier gesehen. Capitän," schloß Sanders seinen kur zen Bericht, Sie sagten heute zu mir: Wer weiß, wozu es gut war !" als ich beklagte, statt des langsamen Seglers nicht ein Dampfschiff benutzt zu haben. Sie hatten Recht, und ich danke Gott, daß er mich dazu auserfehen hatte, die Unschuld in diesem einen Falle offenbar zu machen und ein Menschenleben vor dem Verderben zu bewahren." Ein Gemurmel des Beifalls lief durch die Reihen der staunenden Hörer. Marie Berger hatte sich von ihrem Ohnmachts anfall erholt und blickte nun ebenfalls voll Bewunderung auf den Sprecher. O. hätte ich Sie immer so gekannt, Mister Sanders," sagte sie. ich hätte wohl den Muth gefunden, Ihren Bei stand zu erbitten gegen die mir aufge zwungene, zudringliche Freundschast die ses unwürdigen Reisegenossen. Aber gerade vor Ihnen warnte er mich ein dringlichst, Ihr ganzes vergangenes Leben, das er sicher gar nicht kannte. verunglimpfend. Nehmen Sie meinen lebenslänglichen Dank und verzeihen Sie es meinem Mangel an Welt und Menschenkenntnitz, wenn ich Ihre ehrenvollellAnnöherung und Ihre mir bewiesene liebevolle Theilnahme so falsch beurtheilte." Sanders sührte die ihm dargereichte kleine Hand galant an seine Lippen, und in Beider Augen lag ein Blick, der für sie glückverheißend war. Der arme Beftohlene erhielt sein Geld wieder. Die Anderen waren froh, daß der Verdacht von ihnen ae nommen war, und daß ein so gefübr, licher Mensch nicht länger , unter ihnen weuie. Aus dem Sylvefterdall wurde zwar auch letzt nichts den tanzte die .See, schwalbe" mit den Wellen allein aber Punsch und Piannkuchen gab es genug in dieser NeujahrSnacht auf dem Meere und zwar sur Alle. Aber Sanders und Marie Berger sanken wahrend denen endlich die bei, derseits wohl erwünschte Gelegenheit zu heimlicher Aussprache, und als von un ten herauf nach guter, alter, deutscher Art das Prosit Neuiayr!" erschallte, tauschte oben auf Deck ein glückliches, junges Paar den Beriodungskug. Unter den Straßenkehrern. Berliner Tlizie oi Aar Wundlke, Eine kühle erfrischende Nachtluft webt durch die Straßen Berlin?. In öder Stille liegen die Häuser: ihre Fenster glitzern im saiden Mondschein todte. meitgeöftnete Augen eine? erstarrten RiesenleideS. Nur am Leipiiger Vla flrayikn oven noch die Lichter, da tönt noch Leben in die stille Nacht hinaus. Unten stehen die Kuttchen und die Kut scher schlafen auf den Blcken. bis die Stimme deS Dieners zum Vorfahren auffordert. Beim Gesandten oben iii große Fete: n feiert daS Fest der filber nen Hochzeit. Da plötzlich wird es in der Straße lebendig; aber ein eigenthümliches Tret den ist's, das sich j.tzt entwickelt. In langsamem Tempo fahren die kehr Maschinen, in schräger Staffelform, hinter einander die Straße entlang, mächtige Staubwolken hinter sich aus, wirbelnd. Kurz darauf ergießt sich eine zahlreiche Kolonne grauer Männer aus einer Mieden träne verein, den langge stielten Besen über der Schulter, wie eine Heeresabtheilung. bereit, dem Feinde zu Leibe zu gehen. Um den Vergleich vollständig zu machen, rasselt gleichsam als Train oder Geschütz eine Zahl ei einer Karren hinter ihnen her. In der That, dieses wohlarmirte Heer hat es auch mit einem Feinde zu thun. der nicht zu unterschätzen ist und dessen Beilegung einem so großen Gemein, Wesen wie in Berlin ein erkleckliches Sümmchen kostet derGroßstadtschmutz, dem rationell deizukommen sämmtlichen Stadtvätern immer noch ein ungelöstes Problem ist. Enisig und schweigend zumeist machen sich die Leute an ihre Arbeit. Es ist ein bunt zusammengewürfelter Troß, der sich da in die wenig einladende Be schäftigung theilt. Alte Männer mit ergrautem Bart und verwitterten ZU gen, jüngere, denen man es ansieht, wie gedrückt sie sich in dieser ihnen neuen Stellung, fühlen, dieser mit frohgesinn ter Miene, jener mit apathischem Ge stchtsausdruck. Dort steht ein junger schlanker Mann traumverloren an die Anschlagsäule gelehnt, wer genau hin. sehen wollte, der würde eine große schwere Thräne bemerken, die sich an schickt, über die bleiche eingefallene Wange zu rinnen. Aber sie soll ihm nicht zum Verräther werden. Mit dem Rücken feiner linken Sand. die rechte stützt sich auf den Stiel seines BesenZ fährt er über daZ Antlitz, dessen feine weiche Linien beredte Kunde geben von einstigen Leiten und herben Lebensstür men. Er lehnte an der Säule und seine Gedanken schweifen in gar nicht zu ferne Zeit zurück. Er denkt daran, wie er noch in Dresden im Hause seines Va ters weilte, der sich vergebliche Mühe gab, ihn zu einem geregelten, arbeits samen Leben zu erziehen. Aber anstatt im Eomptoir seines Vaters zu sitzen, zog er es vor, in leichtlebiger Gesell schaft und in zweideuiigen Lokalen Geld mit vollen Sünden zu eraeuden. Und als er dann in seinen Mitteln knapp gehalten wurde, da war er leichtsinnig genug, den ehrlichen Namen seines Va ters zu betrügerischen Handlungen zu mißbrauchen. Lange konnte dieses Treiben nicht verborgen bleiben ; aber er besaß nicht mehr so viel moralische Kraft, seinen Eltern die Schuld zu bekennen und sich zu einem heilsamen Entschluß aufzu raffen. Immer weiter, haltloser denn je, trieb er auf der abschüssigen Bahn dahin, und als er sah. daß seine Rolle ausgespielt war, verschwand er eines Tages mit einer bedeutenden Baar summe, die er seinem Vater entwendet hatte, aus Dresden, um das Geld in derselben Weise wie bisher zu ver jubeln. Als jedoch die Mittel ansinaen auf die Neige zu geyen, packte ihn die Angst um die fernere Existenz und er schrieb an den betrogenen Vater. Kurz genug war der Bescheid, der umaebend ein traf. Keine Gemeinschaft mehr!" lau teten die Zeilen. Verlaß den Boden unseres Erdtheils! Schaff' Dir mit eigener Hand das Glück, dessen Du Dich unwerth gezeigt hast. Nicht eber trilt wieder vor. meine Augen, bis Du gewiesen, vav Vu arbeiten gelernt haft. " . Wenige Tage später befand er sich auf der Reise nach Amerika, der letzten Hoffnung aller schiffbrüchigen Ezi ßenzen, aber daS Glück, das er suchte, wollte sich nicht sinden. Er wurde ZeitungsverkSufer, Hoteldiener. Kut scher, Kellner, Gepäckträger AlleS eine kurze Zeit, weil er sich in keine Lage zu schicken verstand. Entweder lief er von selber davon, oder man jagte ihn weg. Nachdem er sich noch einige Wochen als Bettler in den äußeren Stadttheilen New Jork's umhergetrieben hatte, fand er schließlich aus Gnade und Barm Herzigkeit als Kohlenschlepper auf einem Oceandampfer Unterkunst, der ihn mit nach Bremen nahm. Die paar Gro schcn, die er sich unterwegs zusammen gespart hatte, reichten gerade noch zur Fahrt nach Bkrlin. Als ein Gebeugter, aber auch als Geläuterter betrat er das Pflaster der Kaiserswdt. Ihn be seelte der feste Entschluß, zu arbeiten und so die Achtung, die er bei seinem Baier vericycrzr yane, wieder zu gewm nen. Anfänglich glückte eS ihm; er fand eine Stelle als Laufbursche in einer Lampenfabrik; aber der schlechte Ge schüstSgang nöthigte seinen Arbeitgeber, einen Theil feiner Leute zu entlassen, und der Schwergeprüfte gehörte zu ihnen. Wieder stand er ohne Per dienst da; doch er war nicht gesonnen, lange zu zögern, frisch griff er zu und nahm, was sich ihm bot, und fo kam er bei der Straßenreinigung unter. - Sinnend steht der junge Mann an der Säule: er scheint die traurige Außen I weit um sich her vergessen ,u haben. Ob er an seinen Vater nach Dresden schreiben soll? Er hat noch immer nicht den Muth; seine schändliche That dünkt ihm größer, denn daß sie ihm vergeben werden könnte, wenigstens jetzt noch nicht. Die Worte: .Schaff' Dir mit eigener Kraft da. Glück, dessen Tu Dich hier unwerth gezeigt haft!" haben sich, unverlierbar in leine -eele aepräat: zudem kennt er den unbeugsamen Sinn deS BaterS. Als immer weiter, so lange eS geht ! Möglich, daß ihm daS Glück noch einmal lächelte. Tann erst,.,, o, wann wird daS einnial" sein? , . ,,.. Oben am Leipziger Platze ist es lebendig geworden. Rufe ertönen, Kutschciischläge werden zugeworfen, Pfcrdegetrappel, Räderrollen, die Lich ter verlöschen das Fest bei dem Ee sandten ist zu Ende. Von der Drei, faltigkeitskirche her dröhnen drei dumpfe Schlüge in die Nacht hinaus. Ver schiedene Geführte jagen an dem tröu mcnden Straßenkehrer vorüher, den seine Genossen, da er regungslos im Schatten der Säule steht, vergessen zu haben scheinen; denn sie sind schon eine Strecke von ihm entfernt. Müde schweift sein Blick die Straße aus wärts. Drüben vor der Porzcllanmanufaktur scheut und bäumt ein widerspenstiges Kutschpferd. Vergeblich sucht der Kut scher im Pelzkragen daS Thier zu be ruhigen. Da, ein gewaltiger Satz, und in rasendem Galopp jagt das Pferd die Leipziger Straße hinab. Bald links, bald rechts herüber fliegt das leichte Gefährt und läuft Gefahr, an dem ersten besten Hinderniß zerschellt zu werden. Ohne rechte Aufmerksamkeit sieht der Träumende die Equipage heranbrauscn, aber da ist'S, als gewönne ein plötz licher Impuls die Herrschast über ihn. Mit einem muthigen Sprung fällt er dem Thier in die Zügel und reißt es seitwärts. Dabei kommt er zu Fall und wird einige Schritte vorwärts ge schleift; aber er läßt die Zügel nicht aus der Hand. Schnaubend, zitternd eht da? Pterd. Der Straßenkehrer erhebt sich und schüttelt sich Gottlob! er ist unverletzt. Ein weißhaariger Mann springt auS dem Wagen und streckt dem jungen Mann beide Hände entgegen. Dank, dank, junger Mann," sagt er athemlos. Wir wären ohne Sie verloren gewesen! Aber " setzt er erschrocken hinzu, da er seinen Retter blaß werden sieht, Sie haben sich doch nicht wehe gethan?" Einen Augenblick ängstliche Stille, indeß der Alte fühlt, wie die Hand, die er in der seinigen hält, heftig zittert. Vater, Vater!" klingt es da aus dem Munde des Jungen und Thränen strömten über das bleiche Gesicht. Ich bin es ja, Franz! Darf ich denn nicht wieder Dein Sohn fein?" Wie erstarrt steht der alte Herr da. Die Hände hat er zurückgezogen. Dann aber reicht er sie ihm auf's neue. Mein Retter ist mein Freund," spricht er leise, und seine Blicke mufter ten den jungen Mann von oben bis unten. Und da ich sehe, daß Du ar beiten gelernt haft auch mein Sohn! Gott segne die Stunde, da ich Dich fand; Gott segne das Hochzeitsfeft mei neS Freundes da oben am Leipziger Platz, denn ohne dieses wäre ich schwer lich nach Berlin gekommen. DaS Va terhauS steht Dir offen. Franz. ES scheint, daß Du ein Besserer gewordm bist." Mein lieber, lieber Vater! Nun bin ich auch wieder am alücklicb. mMt der Sohn am Halse des Alten. Die genarrie Rthhaut. Nichts setzt einen Indianer so sehr in Erstaunen," berichtete unlängst ein ame rikanischer Ofsizier. als der Vorstellung eines reisenden Taschenspielers beizu wohnen, von denen fo manche ihren Weg in den dünnbevölkerten Nord Westen des Landes sinden, wo sie immer sicher sind, eine reiche Ernte einzuheim sen. Ter Zauberkünstler .Professor" McAllister besuchte einmal ein Lager von River CrowS am Yellowftone. und nachdem er verschiedene Päckchen Karten und andere kleine Gegenstände aus den Mrra, Nasen. Kleidern und vom Nacken seiner Zuschauer hervorgehet hatte, wurde er von den erstaunten In dianern zu einem großen Feste mit Hundebraten und ähnlichen Herrlich, keiten eingeladen. Der Häuptling Tmo "l S'W"' SW medizini. Ichen" Kräften deS Professors so eingc nommen, daß er ihn nach feinem Wig wam mitnahm, zu seiner Tochter Miß Wicisia.Necta (dS heißt Wildkatze) führ, und ihm diese für den niedrigen Pr.'iS von zwei Ponies ,r ft (, DaS Fest und- die Tochter wurden höf lichft abgelehnt, doch als McAllister das Zelt verließ, bemerkte er einen dürren rivc,, vier, xa fragte den Häuptling Two Bclly. wie viel er für den Hund haben wollte; gleichzeitig streichelte er das Thier über den Rücken und brachte wiederholt am Schwanzende eine Hand voll Gold hervor. Das i ja ein recht werthvoller Hund,' bemerkte McAllister dazu, als er aus dem Auae M "5 M R6t"s wieder ein Geldstück hervorzog. Ich stbt mi Ponies für ihn. Häuptling!" Mit M. lergroßen Augen standen die Indianer ftmnm vor Erstaunen umher und schüt telten verneinend die ,.. McAllister! Weggange schlepp,. A)a rlfnia c n, . k ! uifl m tjiufle hm unter, und schlitzten eS auf. Tie San, hatte aber nicht die erwarteten goldenen Eier und f, trotteten die Rothhu ÄÄ.". lüfft. doch s. frlich UJ.? m88ll5' naä 'Wm Lager Grob. fafl'n' Jbk' Tochter 2i 1 JVamm Um k-irathen? 'S glaub ich denn doch nicht " Srautixier: Gewiß, da, können ja schon daran erkennen, daß sie :e heiraihen will.