Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Dec. 24, 1896)
ti .jß9d Cif A' tu f Zwanzig Francs. Don Ctto Frhi, von Völdemdorsi, Ich war im Jahre 1868 nach Ostende in das Seebad geschickt worden, um meinen etwas herabgclommenen Nerven aufzuhelfen. Wer beschreibt meine Freude, als ich eines Tages, auf dem Meeressande in der Richtung von Blan kenberg dahinwandelnd, in einem gleich falls einsam mir entgegen Kommenden den Grafen Arthur v. "'lirchen er kannte, mit dem ich manche? Jahr in der 0 erreich, chen Armee gemein am im Regiment Bayern-Dragoner gedient und mit dem ich den Krieg von 1859 so lange mitgemacht, bis ich verwundet wurde. Er hat mich damals bis zum spaten Abend gesucht, und Haß er mich auffand und mir die nöthige Pflege verschaffte, dem danke ich es, da ich noch lebe Graf Arthur war der einzige Sohn eines Nachgeborenen aus der obenge nannten standesherrlichen Familie, als er in das Regiment eintrat, bereits elternlos und besaß nur ein spärliches Vermögen. Er war ein herrlicher Junge, voller Lebenslust und Lebens freude, muthig bis zur Tolltiurnheit und dabei herzensgut, ein wahrhaft goldenes Ler. Bald nach dem Kriege, Niemand konnte sich erklären, weshalb, denn seine Bravour hatte ihm die glänzendste Car riere in Aussicht gestellt, quittirte er den Dien t und zog sich in eine Heine Land, stadt zurück. Infolge einer Reihe von unvorherzusehenden Todesfällen fiel ihm ganz unerwartet die Standesherrschaft zu, aber er erschien niemals in der Hauptstadt, um den ihm gebührenden Plag in der Gesellschaft einzunebmen, sondern, wenn er nicht Reisen in ent fernte Welttheile machte, lebte er einsam auf seinen Gittern. Einmal gelang es mir, ihn unerwartet ausfindig zu machen in Baden-Baden , er hatte offen bar eine sehr große Freude, mich wie derzusehen, aber er war ein ernster, fast scheuer Mann geworden, der meinen Fragen nach dem Grunde seiner so auf fallenden Veränderung auswich. An deren Tages war er abgereist. Dieses Mal zeigte er sich weniger scheu, und indem er mich in Überwallen der Rührung in seine Arme schloß, per sprach er mir, mich nicht wieder so ohne Grund und heimlich zu verlassen. Wir erlebten schöne Tage, tauschten unsere Erinnerungen an die alten Zeiten aus und waren wieder ein Herz und eine Seele, wie ehedem, nur sprach er nie davon, weshalb er den Dienst aufge geben, und selbstverständlich frug ich nie darnach. Er hatte eS nicht gern, wenn ich ihn mit anderen Badegästen bekannt machte, und lehnte es längere Zeit hin durch ob, mich in den Club zu beglei ten, den die zur Badegesellschaft ge hörigen aktiven und vormaligen deut schen Offiziere improvisirt hatten. Eines Abends ließ er sich doch von mir überreden. Er wurde natürlich sehr zuvorkommend empfangen und die Erzählung einiger interessanter Begeb nisse seiner Reisen machte ihn bald zum Mittelpunkt eines aufmerksam zuhören den KreiseS. Unglücklicher Weise wurde dieses gemüthliche Zusammensein plöfc lich durch eine Anzahl von einer See fahrt ziemlich angeheitert heimkehrender junger Offiziere unterbrochen, die nach einigem lärmenden Durcheinander in kurzer Zeit daZ in solchen Fällen unver weibliche Hazardspiel in Szene setzten. Gras Arthur betheiligte flch nicht daran, n war aufgestanden und blickte durch das Fenster auf da? vom Mond be leuchtete Meer. Da zog ihn ein kleines Blumenmädchen, welches in das Zim mer gekommen 'war, um seine Waare zu verkaufen, am Rock und bot ihm ein Sträußchen an. Der Graf zuckte zu sammen, wie von einem elektrischen Schlage getroffen, nahm rasch aus seinem Portemonnaie ein Zwanzig. FrancS-Stück und gab es dem Kinde. Dieses, anfänglich ganz verdutzt, glaubte nicht an sein Glück und hielt daS Gold ftlick mit staunender Miene in der Hand. Aber als der Geber mit abgewendetem Gesichte rasch die Worte sprach: "Gar dez le, je Vous le donne," stieß ti ein Freudengeschrei aus und stürzte auS dem Zimmer. .Nun. ich muß sagen,' rief jetzt der junge Fürst Ratonitz, einer der am meisten Angeheiterten in einem Tone, der anzeigte, daß er Streit suche, bis- r Bade icy gegmuor, nic Bermogrns Mltniffe erlaubten Ihnen nicht, mit lnS zu xointiren; nun sehe ich aber. B Jgnen oas wem ikiqi in an uao füit und ich mochte mir veinaye oie Frage erlauben, ob vielleicht wir als Mitspieln Ihnen nicht gut genug sind.' Graf Arthur wurde todtenblaß und mit mühsam bekämpfter Aufregung erwi derte er: .Ich bitte mein Fürst, brechen wir das Gespräch ab, bevor eS zu Belei dicunaen kommt! Wie ich prinzipiell nie spiele, so habe ich auch meine Gründe, mich nicht ,u schlagen. Als Kavalier werden Sie aber einen Mann nicht beschimpfen wollen, von dem Sie wissen, daß er von Ihnen eine SatiS faction nicht verlangen wird. Uebri gen? werde ich sofort den Club und morgen Oftend verleffen.' Fürst Rakonitz wellte etwas erwidern, ab ick kam ibm zuvor. .Meine Her Meine Her ren ' rief ich. mein Freund Graf Iircht hat im Feldzuge von 1859 Proben von Tapferkeit abgelegt, die seinen Muth außer allen Zweifel stellen. Wenn er Gründ? hat. sich nicht zu schia gen, so sind ti jedenfalls ehrmmerlhe und ick, erkläre hiermit, daß ich mit Beiner Person statt seiner in jeder Hin Der Jahrgang 17. ficht eintrete Damit legte ich meinen Arm in . den seinen und wir verließen das Zimmer. Führe mich in mein Quartier," sagte Graf Arthur schwer athmend, und begleite mich; Dir bin ich Aufklärung schuldig." Und zu Hause angekommen, erzählte er mir Folgendes: Du erinnerst Dich vielleicht noch. daß ich kurz nach dem 1359er Feldzuge eine Reise an die Riviera machte, m mich etwas zu erholen. Ich war da mals noch der arme Offizier, aber stolz auf den außer der Tour erkämpften Hauptmann und genoß das Leben, wie man es eben genießt, wenn man kurz zuvor den Tod auf dem Schlachtfelde hundert Mal in's Auge gesehen hat. Aber leider liegt Monaco allzunabe bei Nizza und zu allem Unglück waren die italienischen Obllgationen, in denen mein kleines Vermögen bestand, gekün digt. Mein Bankier hatte sie mir zur Beifügung der zum Umsatz nöthigen Unterschrift geschickt und mir gerathen, sie des besseren Kurses wegen in Nina zu versilbern, und so trug ich das Geld bei mir, als ich eines Tages wieder in jenes Unglllcksparadies mich begab. Um es kurz zu machen, am Roulettetische er- faßte mich der dpelteusel und als ich nach einer Stunde halb wahnsinnig aus dem Saale stürzte, war ich ein Bettler; ich hatte nicht mehr so viel, um meine Hotelrechnung bezahlen zu können. I stürmte in die Nacht hinaus, keines vernünftigen Gedankens mehr fähig durch die Allee, welche sich an der Straße zum Meere hinzieht. Da plötzlich fällt mein Blick aus etwas im Mondlichte Hellglänzendes eS war ein Zwanzig FrancS-stück. Auf einer der Bänke faß ein etwa achtjähriges Mädchen fest eingeschlummert, neben ihr stand ein Körbchen mit Blumen ich hielt sie also für eine der kleinen Blumenverkäu ermnen, denen man dort auf Schritt und Tritt begegnet. In ihrem weißen Schürzchen lag das Goldstück; offenbar war eS ihr beim Einschlafen aus der Hand, die sie noch krampfhaft geschlossen hielt, herabgeglitten. Vielleicht war es das unerwartete Geschenk eines über müthigen glücklichen Spielers gewesen. vielleicht ihr Wochenerlös. Und wäh rend ich dies denke, schießt es wie ein Blitz durch mein siedendes Gehirn; DaS ist GlückSgeld, das muß Dich ret ten." Mit siebernder Hand reiße ich ein weißes Blatt aus meinem Taschen buche, schreibe darauf: Bon pour vingt fernes", lege es dem Mädchen in den Schooß und nehme den Napoleon an mich. Noch ein kurzes Zaudern, dann eile ich in den Spielsaal zurück. Eben ertönt das: Messieurs faites Votre jeu." Ich will das Goldstück auf Nummer 20 werfen, aber eS fällt auf 21 und ehe ich eS richtig rücken kann, erschallt schon das: Rien ne va plus." Die Kugel rollt und mit sei ner monotonen Stimme ruft der Crou Pier: Numero Vingt un, Rouge, Impaire, Passe". (Die Nummern über 13 sind passe", die unter 18 rnanque".) Der dreiunddreißigfache Betrag fliegt aus den Händen des Ras fiers auf meinen Einsatz; rasch schiebe ich das Ganze aus Rouge und rouge, rouge, rouge" ertönt eS fortlaufend, eine zehnmalige Serie, in die ich ge rathen, läßt mich mehr als eine halbe Million gewinnen! Jetzt aber raffte ich das vor mir liegende Gold und die Bankbillette zusammen, stopfe sie in meine Taschen und eile aus dem Saale, um meinen Bon tausendfach einzulösen. Die Bank, aus der die Schlüferin ge sefsen, war leer! Halb finnlos vor Schrecken stürze ich die Allee aus und ab, suche in allen Neben ftraßen, umsonst das Blumenmöd chen ist nirgends zu finden! Andern Tags setze ich einen Ausruf in alle Zci tungen, vermittle den Anschlag zur Auf forderung, die Besitzerin des Bon möge sich bei mir melden, an den Straßen ecken. Ich suche jedes Blumenmädchen von Monaco zu ermitteln spreche mit allen, umsonst das Kind, das ich (wie ich mir jetzt vorwerfe) beftohlen habe, bleibt verschwunden! Tu bist ehr los gewordeu, sage ich mir. Du kannst und darsft des Kaisers Rock nicht mehr tragen! Mit dem bittersten Schmerze nicye iq meinen oiozieo ein. ai Glück llderhüust mich mit seiner Gabe, ich erbe was nie zu erwarten war die StandeSherrschast und neben den Gütern große Reichthümer. Wag hilft et mir? Ich hielt mich unwürdig, eines ehrlichen ManneS Hand zu drücken. Deshalb mein scheues Benehmen in Baden Bade. Allmählich fühle ich 'mich durch meine Reue und indem ich meinen Besitz ttdialio) zum Besten mei ner Mitmenschen zu verwenden trachte, einigermaßen gereinigt. Ader eine Ehre, die ich verloren, mit der Waffe in der Hand vertheidigen zu wollen, wäre schandlich. Deshalb schlage ich mich nicht mehr.' Er schmieg. Ich zermar terte mein Gehirn, um ihm Irosigründe Ämckg5gast. Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. sagen zu können ; ich bekenne mit Schmerz, daß ich keine fand. Anderen TageS war Graf Arthur ab gereist. Ueber ein Jahr lang hörte ich nichts von ihm. Da erhielt ich eines Tages eine Depesche von ihm aus Nizza. Ich vermayle mich dayier am 15. Is. Mts. mit der Nizzaer Kausmannstochter The resina Balbi. Rechne auf Dich als Trauzeugen. Brief folgt. Arthur.' Der Inhalt des Briefes war folgen der: Lieber, theurer Freund! Ich bin erlöst, ich bin namenlos glücklich, meine Schuld wird getilgt ,n der süßesten Weise getilgt, indem mir ein engelreines We en ein er und seine and (Senkt. Da ihr Stand ein Hinderniß geboten Patte, Imbe ich mit dem nächsten An Wärter auf die Standesherrschaft, unter Berzicyt aus diese, ein Abkommen ge- troffen und der Kai er hat mir erlaubt. meinen Namen in den eines Grafen von Kirchen zu ändern. Ich wollte meine Tyerestna nicht aus die linke Hand hei rathen. Und nun höre, wie wunder bar die Wege der Vorsehung auch in diese, Falle waren. ES zog mich die sen Winter wieder einmal wie mit magnetischen Kräften nach der Riviera. Natürlich suche ich Monaco auf und etze mich wie schon so oft auf die Bank, wo mich das Berhängniß ereilt hatte, das mein Leben so lange verdüsterte. Ta kommen zwei Frauen, eine ältliche und eine jüngere, und setzen sich auf dieselbe Bank. Ich möchte nur wissen," sagte die Aeltere der Beiden, warum Du immer gerade auf dieser Bank sitzen willst, Tvereiina r Weil ich da vor Jahren die kummer vollste Stunde meines Lebens erbracht habe", erwiderte das junge, schöne Mädchen, das wie die ältere Frau büt, gerlich einfach gekleidet war. Meine Mutter hatte mich an jenem Tage, ich war eben sieben Jahre geworden, nach Monaco mitgenommen, um meiner Tauspathin einen Besuch zu machen. Diese schenkte mir ein Körbchen voll Blumen und ein Zwanz,g-Francsstück, damit ich mir eine rothe seidene Blouse. längst mein Herzenswunsch, dafür kau fen sollte. Ich war überglücklich und liess das Goldstück nicht aus der Hand ES war Nacht geworden, meine Mutter hatte noch einen nothwendigen geschaft lichen Gang zu machen und ich erklärte zu müde zu sein, um mitzugehen. So setzte sie mich auf diese Bank, mit dem Auftrage, ihre Rückkehr abzuwarten. Bald schlummerte ich ein. Als ich er wachte, war mein Schatz verschwunden, an de elden lag ein Stückchen elftes Papier in meinem Schooß. Schreiend und weinend lause ich umber, bis me ne Mutter kommt und mich rasch auf die Eisenbahn bringt zur Heimfahrt. Ich qave m,q wochenlang nicht trösten lim neu." Und Sie haben das weiße Blättchen noch?", rief ich aufspringend mit vor Auslegung erstickter fetimme. Die bei' den Frauen waren nicht wenig er, lairoaen uno onenoar verymderte ne nur ver schrecken am Davonlausen. Fürchten Sie Nichts", kubr ick, fort. ich bin nicht wahnsinnig, aber von der Beantwortung meiner Frage hangt das Wy, und Weye meines Lebens ab. Haben Sie das Papier noch, von dem Sie sprachen?" Gewiß habe ich es", sagte das junge Maoaikn, uno zwar trag ttt) es stets bei mir. Hier ist eS." Dabei zog sie das Blatt. daS ich da mals aus meinem Taschenbuche geris sen. hervor und legte es in meine Hand. Jeder Zweifel war ausgeschlossen. Was verlangen Sie dafür", sagte ich zögernd, damit Sie mir meinen Tiebstahl verzeihen?" Wie, Sie find es gewesen, der mir damals das Papier in den Schooß legte?" rief das Mädchen voll höchsten Erstaunens. Ja, ich war eS ; ich habe Sie be stöhlen !" Aber verebrtefter Herr", meinte nun das Mädchen mit lieblichem Lächeln, vom Diebftahl kann doch keine Rede sein, nachdem Sie mir einen Schuld ein ausgestellt baden : ti war höchstens ein etwas ungezwungen ge nommenes Darlehen. Geben Sie ein.m Armen 20 Lire und einem zweiten wie oer zu r,re oiä Zinsrückstand und mir lanen feie den Bon zur Erinnerung." Taß ich mich damit nicht ukrieden gab, obwohl ich von der hübschen und klugen Art der Sprecherin entzückt war, begreifst Tu. Ich bat um die Erlaub niß, die Tante, eine KausmannSaittwe, die mit ihrer verwaisten Richte There fina in Nizza wohnt, besuchen zu dürfen und schickte 20,000 Lire in TberennaS Namen zur Pertheilung an die Armen von der Marne. Meine Bekucke d,j der Tante aber wurden immer häufiger uno eine, .age gad mir Tbensina ihre Einwilligung, mir für daS Leben anzugehören. Konnte ich meinen Schuldschein besser und vortheilhafter einlösen? Ja sj, Du kennst la There sina nicht ! Also eile, komme, sehe und beglückwünsche dann Deinen erlösten alten Freund I" warten. Hmo,cSke von M, i? i n d n e r. Bei Justizrath HUbner's herrschte heute eine gewisse feierliche Erwartung und Aufregung. Ganz gegen seine Gewohnheit war der Justizrath am Nachmittage von seinem üblichen Spaziergange nach der Stamm- kneipe zu Hause geblieben. Das ge chah sonst nur m Zwanas- fällen einer Erkrankung oder wenn er zu einem Diner geladen war. Es hatte auch seiner Hausfrau keine Mühe ge- kostet, ihn zu überzeugen, daß seine Va- tcrpflicht heute dieses Opser gebieterisch von ihm fordere, da Lieutenant von Nieberg wünsche, ihm seine Aufwartung zu machen als Bewerber um die Hand Hilde's. Der In imaib sträubte ck Anfangs yestig. krstenS fand er Hilde viel zu jung für solche Thorheiten", wie er sich ausdrückte, und zweitens bot ihm ein Lieutenant keine genügende Garantie für eine gesicherte Ehe, da man Herrn von Nieburg'S Vermögensverhältniffe nicht kannte, und dritten? war es ein unerhörtes Verlangen, daß er wegen solcher indereien" aus seinen täglichen ErholungSacmg verzichten sollte. fcerne grau wußte ihm indessen klar zu machen, daß Hilde, als Aelteste von vier Töchtern, bei der herrschenden Hei rathscalamität mit achtzehn Jahren durchaus nicht zu jung sei, um unter gebracht" zu werden, daß eine lange Verlobung immer noch bester fei, als gar keine, und daß nur Rabenväter die Stammkneipe dem Lebensglücke ihrer Kinder vorzögen. So gab der Justizrath nach, aber als 'die Stunde des täglichen Spazierganges schlug, verdüsterte sich seine Stimmung merklich. Wie gewöhnlich, wenn man auf etwas wartet, wurde die ganze Familie unge müthlich. Die Hausfrau ging zum hundertsten male durch den Salon und das Wohn Zimmer, rückte an den Möbeln, klingelte das Mädchen herbei, schalt heftig über den Staub, den sie auf Konsolen und Nippsachen entdeckte und fühlte es plötz, lich wie einen drückenden Mangel, daß sie den bisher leise gehegten Wunsch eines neuen ö?opl,atepp,chs und eines m schen Bezuges für die Chaiselongue noch nicht palte besriedigen können. Es kam darüber zu einer etwas gereiz, ten Auseinandersetzung zwischen ihr und dem Gatten. Dann machten sich die Kinder unnütz. Sie wurden aus dem Wohnzimmer gewiesen, weil sie dort keine Unordnung machen sollten und überhaupt bei dem erwarteten Besuche störten, und Ernst, der Secundaner, warf sie aus dem Kin derzimmer, weil er dort arbeiten wollte. Schließlich wurde ihnen das Bade zimmer mit einigen strengen Ermah nungen zur Ruhe angewiesen. Hilde hatte nirgends Ruhe und lief in tiederhaster Erwartung von einem Zimmer in das andere. Bald ordnete ne die Löckchen vor dem Spiegel, bald mühte sie sich vergeblich durch die geschlossenen Fenster einen Blick die Lindenftraße hinunterzuwerfen, um den Geliebten kommen zu sehen. Sie hatte ihn diesen Sommer in Misdroy kennen gelernt, wo sie mit der Mutter und den Geschwistern die Schul ferien zubrachte, aber ihr Vater kannte ihn noch nicht und eS hing doch alles von dem Eindruck ab, den er auf diesen machen würde! Vapa durste es gar nicht wissen, daß sie seitdem heimlich korrefpondirt hatten und sich einmal ganz zufallig natürlich, im Thiergarten begegnet waren, gestern wo er seine officielle Vifite auf heute Nachmittag ansagte, nach chlu der Bureauftunden des Justiz raths. Jetzt klingelte eS an der Entreethür. Der Justizrath legte die Zeitung bei Seite und betrat erwartungsvoll den Salon, wo seine Frau sich bemühte in! zwangloser Haltung den Gaft zu empfangen, aber so abgespannt und qe schraubt wie möglich aussah. Hilde drückte die Hand auf das klopfende Herz und schielte durch eine Thürspalte. .Gnädige Frau, der Junge ist da mit der Joumalmappe," lautete Sofies Meldung. Allgemeine Enttäuschung. Mein Gott, wie ungelegen! Rasch suchen Sie die alten Journale zukam men." ES dauerte ein Weilchen, bis der Lesecirkel vollzählig beisammen war. um gegen die neue Sendung urnae tauscht zu werden. Ro. 31. ve Gartenlaube wurde wie eine Stecknadel gesucht und schließlich im glickkorb von Sophie gefunden. Sophie entging vorläufig der gerecht ten Entrüstung der Hausfrau, da aber mals die Klingel erscholl. Bon Neuem setzte man sich in Po situr. Knäd'ger Herr, der Flickschuster mit der Rechnung für das besohlte Paar snesei," meldete Sophie wieder mit unerschütterlichem Gleichmuth. Na, was denn nun noch!" konnte sich der Hausherr nicht enthalten gereizt zu antworten. Nachdem der Flickschuster erledigt war, wartete man eine tödtliche Stunde, die Allen länger als der längste Tag im Jahr dünkte. Der Justizrath sprach überhaupt nicht mehr, er zankte nicht ein Mal mehr, sondern ging mit finster gerunzelter Stirn auf und ab. . Die Mama sah aus als Me sie auf Äiaqein und Disteln statt in einem ammetfauteuil. sie hatte eine Hand- aroeil ausgenommen und stichelte mit lobenswertbem Eifer, obne au uneben. Zum Glück verhielten sich die Kinder im Badezimmer merkwürdig artig, aber lörnst, der inzwischen seine Aufgaben vollendet halte, fing an Hilde zu mcken uud zu quälen. Wetten? er kommt nich! Na, Hilde, oen mb mal schwimmen!" Oder: Der hat's aber eilig! Wenn er sich mal wieder anmeldet, schenk ihm nur einen ickel sür die Pferdebahn im Voraus!" Oder: Hoffst Du immer noch, Hildchen? Hoffen und harren macht Manche zur alten Jungfer." Hilde war schon fast bis zu Thränen geärgert und geängstigt, da erscholl die erlösende Klingel zum dritten Mal. Vas i t er," sagte ffrau ?ls ,ratb aufathmend und warf eilig die Arbeit bei Seite, noch ein Mal bemüht, ein gewinnendes Lächeln des Willkommens auf ihre abgespannten Züge zu zau bern. Der Hausherr betrat zum dritten Mal den Salon mit jener Miene, die man anzunehmen pflegt, wenn der Photo graph sagt: bitte, recht freundlich." Hilde warf im Nebenzimmer Ernst einen triumphirenden Blick zu, da ver kündete Sofie, welche die Situation überschaute, mit einer gewissen Feier lichkeit: Ein ariner Bettler bittet um eine kleine Gabe." Zum Donnerwetter, wegen Schuster und Bettler tin ich nicht zu Hause ge blieben!" fluchte der Justizrath ernst lich erbost, nahm seinen Hut und stürmte fort. Die Familie blieb verstört zurück. Der Reiz der Situation wurde er höht durch ein Zetergeschrei aus der Badestube. Man fand dieselbe über schwemmt und die Kleinen alle Pudel nasz. Karlchen hatte nur vrobiren wol, len, wie man die Brause ausdreht und dann im Schreck über das kalte Bad das Abdrehen nicht zu Stande gebracht, Herr von Nieburg kam nicht. Erst am späten Abend fand die Streit, frage, warum er nicht gekommen sei.' ihre Lösung, nachdem sie einen tiefen Zwiespalt in der Familie herbeigeführt hatte, denn der Justizrath war ernstlich uok uui eine mau, oan ne IHM den Aerger des vergeblichen Wartens und sich die Blamage bereitet habe, und Hilde war wüthend auf Ernst, der sie unausooriiq mir iyrem ummer ver spottete. Fräulein Antoinette Werlner, die jüngste, bereits vierzigjähriae Tocbter oer anen, sieozigisiirigen Frau Ober stabsarzt, die eine Etage tiefer wobnte. kam noch nach dem Abendessen, wie sie das zuweilen zu thun pflegte, auf ein Plauderstündchen. Man merkte ihr beute aleicd an. hab sie etwas auf dem Herzen habe. linier ichern und Errötben miiM' sie endlich, es habe beute ein Lieutenant seine Karte bei ihm abgegeben. Er sei natürlich nicht angenommen worden, denn .eS könne ja doch zu nichts füh ren," den Verkehr anzuknllvfen. Ader er sollte ein ganz verstörtes Gesicht ge macht haben, bei dem Bescheid, daß Niemand zu Hause sei. .mm Gott, hie er vielleicht Herr von Riedurg? tragre jsrau Justizrath ahnungsvoll, Änloinelte bejahte und da? Räthsel war gelöst. Der verliebte Lieutenant hatte in der Ausregung deS Augenblicks die Etagen verwechselt und eine Treppe zu tief ge klingelt. Daß ihm der Name am Thürschild entgangen, war im Tam merdunlel später Rachmittagsftunde in einem Berliner Treppenhaus keine Un Möglichkeit. Der Irrthum kam endlich noch zu einer defriedlgendm LS'ung und kurze eine glückliche Musikanten..'. Unter den Berliner Musikanten giebt es so manchen drolligen Kauz; Frau Musila pflegt jedem ihrer Kinder nicht nur fein spezielles Instrument zu ver leihen, sondern auch um in der Muft kaiitensprache zu reden einen eigenen Ton" fllr'S ganze Leben mitzugeben. Vor Kurzem wurde ein, allen älteren Berliner Musikanten bekannter Pofou nist, Namens König, auf dem Fried Hofe der ZionS Gemeinde in Neu Weißensee zu Grabe getragen. Von seinen Erlebnissen wurden stets die drolligsten Geschtchtchen erzählt, und stets war eS seine Leichtgläubigkeit, die ihm einen Possen spielte. Einen Ulk, den fich seine Kollegen einmal mit ihm erlaubten, und den er für baare Münze nahm, bot ihm für seine verkümmerte künstlerische" Laufbahn bis an den Tod eine gewisse Genugthuung. König war im ehemaligen Sommer's Salon", Potsdamer Str. No. g, an dessen Stelle sich heute die Räume der Gesellschaft der Freunde" befinden, als Posaunist angestellt. Für einen der damals be liebten Solisten-Abende" hatte König laut Kl. I." ein Posaunensolo ange sagt und dazu das bekannte Lied ..5rn tiefen Keller fitz' ich hier" gewählt. ES war das Lieblingslied König's und er war auf die tiefen Töne, die er dabei anwenden mußte, besonders stolz. Die Orchestermitglieder, die schon längere Zeit einen neuen Ulk mit König plan ten, verabredeten mit dem Wirtbe. dak. sobald König nur einsetzen werde, gleich üei vrin crnen nes uno siari yerausge dlasenen Tone plötzlich das Gaslicht im Saal verlöschen müsse. Gesagt, ge than. König beginnt sein Solo. Aber kaum hat er stolz einen dröhnenden tiefen Ton der Posaune entlockt, da tritt urplötzlich tiefste Finsterniß ein. König brach sofort ad, und es entstand eine allgemeine Aufregung im Publi turn, die sich aber gleich wieder legte, sobald eS wieder hell im Saale wurde. Verdutzt fragte König, wieso denn das geschehen sei, und nach der Verabredung wurde ihm gesagt, er habe so mächtig geblasen, daß der riefige Luftdruck sämmtliche Flammen ausgelöscht habe. . Mit größtem Stolze erzählte Könia noch kurz vor seinem Tode von diesem Hel denstück und glaubte unerschütterlich an die fabelhafte Kraft seiner Lungen. Der gute Posaunist wußte nie, wie komisch es war, wenn er sich mit der Geschichte rühmte. Langlebigkeit der Bulgaren. Die langlebigste Raffe find die Bul garen, denn es leben nicht weniger als 3383 Angehörige dieses Volkes, die die Hundert überschritten haben. Ueber Haupt zeichnen sich die Balkanvölker durch Langlebigkeit aus. Nächst den Bulgaren kommen die Rumänen mit 1084 Hundertjährigen und die Serben mit 573. Ebenso viel, also 573 solcher Leute, giebt es in Irland, 401 inSpa nien. In Frankreich zählt man 213, in England 14, in Deutschland nur 78. Das ist sehr wenig im Verhältniß zu seinen 52 Millionen Einwohnern. Viel weniger im Verhältniß als die 4(5 in Schottland, die 23 in Norwegen und selbst die 10 in Schweden. Nur Bel gien mit ö und Dänemark mit 2 Hun dertjährigen erweisen sich als Länder, die der Langlebigkeit noch weniger gün ftig find als Deutschland. Und die Schweiz weist isberhaupt gar keinen Hundertjährigen auf. Der älteste lebende Mensch ist ein afrikanischer Neger Namens Bruno Cetrim, der in Buenos-Ayres lebt und 150 Jahre alt sein soll, der Zweitälteste ein russischer Kutscher Namens Kustrim. der in MoS kau lebt und im 140. Jahre steht. Das ist was anders. MrS. Brown: .Weshalb bist Du denn heut' so verstimmt, Leo? Haft Du Ver druß gehabt?" Mr. Brown (der gelegentlich an der Börse speculirt): Ich habe hundert fünfzig Dollars verloren!" MrS. Brown: .Wiew denn?" Mr. Brown: Hab' zehntausend Faß Petroleum gelaust." MrS. Brown: 'Zehn taufend Faß? Geschieht Dir ganz recht! Du kausft Alles gleich in die Tausende, wenn ich aber einmal blos zwei Paar Handschuhe kaufe, dann ift Dir da schon zu viel!" Aus Lrfabning. Ehef: .,Jch nehme nur veihei rathete Männer!" Rath: Weshalb denn?" Ehef: .Die bleiben immer sehr lange im Büreau!" m MZrlyrer Vater: .Bist Tu aber dick aewor den!" Sohn iStudiosuss: .DaZ bat mir aber auch so manche schlaflose Nacht ae kostet!" t KaicrnM. Unteroffizier: . . . Kerls, und kommt Ihr 'mal in den Krieg, dann müßt Ihr Thaten verrichten, daß Eure Namen einst in der Mythologie glänzen!" Abnunasls. Fräulein: Was für einen noblen Hausherrn ich habe, können Sie sich gar man ota.tr: jijr qfll er mir sogar ,n mein Mufilzimmer doppelte FenSer ein setzen lassen!" Zeit darauf war Hilde Braut.