Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 24, 1896, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ZJkl
NE8RASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln, Net
prüfe, i:cr firi) rig öiuilcl.
Tuumui von O. CTrusl.
pcvm ".jiuiicr titrier ?lufctitl)alt in
JDeilin nur für viita die Urfndtc zal,l
ivirlli'r j llriiii,MI Tli.i- Hain., M,,.
.,... ifixokHi H' IIVIIIV, VIU.
SDiaim a'a s ciilsclich ordinär au,
kafj Feldern sich fdner fdjümte und
gegen Vater und 2ottiter eine sehr ge
, reizte Sliininung zeigte, vina wollte
J am Rachniiltgge init ilirem Vater i
V Tuj-..- fnhr. . ... ..C
1 'Wli tjlV4UI1l II IHJIWI, VII V.'l II
rtniifitp iiiHil (imii SIVfrtiitit.'M
waren jtnn llicil wieder l,eiigekel,rt
und tonnten feine Iran in dieser fiirrt)
terliche ülegleitimg erblicken, Ülii
Herrn äjclilrert Harmlosigkeit prallte
des SchwiegerfcliiieS schlechte Vaiiiic
ab. Lr et;(illlc Ijeiter on allein Rene,
da eö i ä)t. gab und das für in
da greijjti: Interesse hatte. Auch er
wähnte er, daft er nur nech ei Mal
Ostern ilk Messe reifen nud dann
August diese Zahrt machen lassen
winde. ?erchlingel muß sich selbst'
ständig lachen ; ich möchte gern, daß er
heirnthet und mir das Geschäft ab
nimmt. Ich bin siebzig Jahre alt ; da
sehnt man sich ach Wiche."
Mit der Dienerschaft, namcnllich
fliit Weiß, hatte Herr Müller sich
- sofort sehr angefreundet. SsJeiji, war
sehr jnniif haltend gegen Herrschaften ;
Herrn Müller betrachtete er fast als
seinesgleichen nd hatte sich Abend?,
als er ihn in fein Zimmer begleitete,
noch eine gute Stunde mit ihm unter
Kalten. ?a hatte er erfahren, welcher
Familie die Frau Gräfin entstammte,
vül wem sie verkehrt hatte, und daß eö
ine schrecklich große Herablassung von
i dem Herrn Grafen war, in eine so ein
fache Familie z heiraihen. Beim
Gutenachtsagen reichte Herr Müller
dem Diener die Hand und dankte ihm
. für die angenehme Gesellschaft,
Die Zeit verging. Eines Aachmit
tags saß Vina spielend am Klavier; da
ging die Thur ans und Gingen trat
ein.
'Sind Sie wirklich die Spielerin?"
sagte er in seiner gewinnenden, ruhigen
Liebenswürdigkeit, Ich flehe schon
eine Weile draußen und lausche dem
Spiele,"
Lina war ihm mit einem Freuden
rufe entgegen geflogen.
Wie herrlich, daß Sie da sind!
Ariy und ich haben ie mit heimsucht
erwartet. Er zeigte mir im Vorüber
sahren Ihr,. Wohnung; jedes Mal,
wenn ich da Haus passirle, sah ich
mit dem Wunsche hinauf, Sie an
einem genfler zu erblicken. Zch freue
mich, daß mein Spiel Sie interessirt
, hat," fetzte sie crröthend hinzu, ich
bin erst eine kleine Anfängerin."
O, Sie find eine kleine Kttnst
lerin," versicherte er verbindlich.
Interessirt? Ihr Spiel entzückt mich.
Sie find ein Glückskind wenigstens
nach idealer Seile hin. Im Leben,
wie es einmal ist, ist ein großes Talent
nicht immer das beste Göitergefchenk."
Doch, doch," behauptete Lina. Ich
-warf mich nur an'8 Klavier setzen, so
vergesse ich jeden Aeiger, jeden Ver-
d'rufi, und lebe in dem Zieinen, Schö
Tien, Hohen, an da ich denke. War ich
vorher noch so verdrießlich, die Musik
glättet Alles und söhnt mich mit Allem
aus. Sie ist meine beste Freundin."
Er lächelte ihr freundlich zu. Da
haben Sie sehr vornehmen Umgang und
werden mit dem, den Ihnen die Welt
außerdem bietet, nicht zufrieden fein."
Das bin ich wirklich nicht," gab sie
z, wenigsten mit dem Berliner
Umgange nicht."
So? Der gefällt Ihnen nicht?
' Aber nicht wahr, Sie gestatten, daß ich
mich seye und vielleicht lassen Sie mich
später och etwas hören? Wa haben
Sie an Ihrem Berliner Umgänge zu
tadeln? Da möchte ich vor allen
Dingen wissen. Hat man Sie nicht
freundlich behandelt?"
Sie senkte den Kopf und gab keine
Antwort. Dann stand sie seufzend auf
und trat an's Klavier. Denken wir
nickit daran. Ist eö Ihnen gleich, was
ich spiele?"
Ganz gleich. Vitte nur um recht
viel. Das Wa werden Sie allein
finden."
Sie spielte die Wandercrphantasie,
die sie eben bei ihrem Lehrer einstudirt
hatte. Al sie ausstand, sagte Lingen,
auf ihre Frage, vb er zufrieden sei,
feimcr Ansicht nach spiele sie fast mit
ziMroßem Pciständniffe; er sei über
rärtzt über ihre reife Auffassung.
. UltiS Xio.j Annh iptot PY finlnitii
bernd hinzu, die Leichtigkeit, mit der
sie über die schwierigsten Stellen fort
geht, ist unglaublich."
Lina lachte glücklich. Meinen Sie,
daß ich, wenn ich nicht geheirathet
hatte, eine große Künstlerin geworden
wäre?"
Er sagte ernst : Ich bin überzeugt,
daß Sie e auch so werden."
Seit dem Moment, da er Lina spie
len gehört hatte, stand sie in seiner
Gunst unerschütterlich fest. Jetzt erst
verstand er seines Freunde raschen Lnl
schluß. Fritz ist zu beneiden," gab er
zu. Hoffentlich gehen die Prophe
zeiungen, die ich blind that, nicht in
Erfüllung."
Die sellsckiaiten begannen. Lina
bekam viele schöne, elegante Kleider
und sah allerliebst darin aus. Sie
konnte selbst neben der schönen Gestalt
Adas stehen und den Vergleich mit ihr
aushalten, denn der Duft der siebzehn
Jahrc, der.,, LinaSkoctiichcr
rmng rulitc, Übertrag die Reize der ge
reiien Weltdan::. Lina halte etwas
0xzcllenl,a,'te in ihrer Gestalt, in
, ihrer Haltung, in ihre Bewegungen.
Ztda neigte zur Fülle; man sah ihr
an. daß sie in spateren Jahren üppige
gonue haben wurdk. Lina war lebhast
nd jugenSsrisch: Hta ruhig nd stolz.
Gras Felder sagte sied, wenn er die
Heiden zusammen sah. daß ihm die
Frijcle und i'kben?uncrfahrenneii feiner
Lina lieber fei als die (cwandikeil und
der Lhic AiaS. Äber doch imponirte
ihm die Letztere, während er an feiner
flra oft (vrunti ;nia Tadel fand, iii
war i beständiger ÄLireaunii. sobald
' er Lina mit anderen reuten ixrechen
iah. .Lina s:zezen wußte, wenn sie de
meine, 0si!i es i inie 'jtmic zu nmimcn
suchte, daß sie eine Verstoß begangen
und einen Veninnf zn erwarte hatte.
Bitte, Lliii, versuche, b Du ich!
eine liefere Verbeugung machen kannst,
wenn Du alte Dame begrüßest. Als
Vv die (Mcneiniin die Hand reinite,
machtest Du eine Veibeuguug, die für
ein einfaches Kopfnicken gelten konnte."
Was schadet das? Wer achtet dar
aus?"
.Jeder, liebe Kind, L gilt für
unhöflich und ungebildet, ältere Leute
so zu behandeln."
Nun gut, so gelte ich eben für
ungebildet eS ist mir gleichgillig,"
ant waitele sie mit zuckende Lippen,
denn c( war ihr nicht gleichgillig, wenn
er und feine Belannlen sie so beurtheil
teil.
Cin anderes Mal sagte er:
Lim, im Gölte willen, kannst Du
sitze bleiben, wälircnd eine alle Dame
vor Dir fleht und mit Dir spricht?
Ich war cmject, als ich Dich mit Frau
von sprich! sah Du, bequem im
Stilhl ziiriiekgelcgl ; sie, die siebzig
jährige Flau, ror Dir stehend,"
Dies Mal sah Lina ihr Unrecht ein.
Tu hättest es mir vorher sagen sollen ;
ich wußte es nicht, fei nicht böse,"
sagte sie errathend.
Ich bin nicht böse. Siehst Du aber
nun ein. wie recht ich habe, wenn ich
Dich bitte, die Formen zu beachten,
die die Bildung uns vorschreibt?"
Allmälig wurde der Tadel in schär
serer Weise geäußert. Lina lebte so
sehr in ihrer idealen Welt, daß sie
dein, was das wirtliche Leben erfor
derle, wenig Interesse eutgegenbrachle,
lies war absolut uninöglich, sie .die
schlechten Gewohnheiten ablegen' zu
machen, die sie besaß.
Liiii, Du bist lein Junge, daß Du
so nachlässig bei Tische sitzen und Dei
nen Stuhl als Schaukelfinhl benutzen
darfst. Ich vergehe vor Scham, wenn
ich zu Dir hinäberblieke," fagle er ihr
einmal.
So sieh mich nicht an," erwiderte
sie kurz.
'Jiiiniii Dir ein Beispiel an meiner
Konfiiie Ada. Richte Dich in Allein
nach ihr; dann bist Du sicher, leine
Verstöße zu machen."
Bei einem großen Diner saß Lina
mit Lingen zu Tische, und da sie sich zu
ihm am meisten hingezogen fühlte,
war sie recht zufrieden mit , ihrem
Platze und planierte heiter mit ihrem
Machbar. Plötzlich stand ihr Gatte hin
ter ihrem Stuhle.
Nun, Tu haft wohl Sehnsucht nach
Deiner Frau?" fragte Lingen lächelnd.
Ter junge Ehemann beugte sich zu
seiner Frau herab und flüsterte ihr
Lingeiis scharfem Ohre deutlich ver
stündlich zu: Lini, Tu bist nicht in
M.. daß Du wie eine Kannibale issest.
In Deinem Elternhause war die Ga
bel ein unnützes Möbel ; hier ist sie
das Einzige, mit dem gegessen wird.
Du kannst Dir denken, wie mir zu
Mulhe war, als ich vorher beim Karp
senessen die Majorin K. zu ihrem
Nachbar sagen hörte: .Sehen Sie, wie
die Gräfin Feldern den Fisch mit dem
Messer schneidet und wie sie beständig
da Messer in den Mnnd führt.' Ist
eö Dir denn nicht möglich, an das zu
denken, was ich Dir zahllose Male ge
predigt habe?"
Lina gab keine Antwort. Lingen,
der sie von der Seite beobachtete, sah,
wie sie roth und btaß wurde Und die
Lippen zusammenpreßte. Er bemühte
sich, sie wieder in eine Unterhaltung
zu ziehen ; sie war einsilbig und ging
auf nichts ein. Auch lehnte sie, sobald
ihr eine Schüssel gereicht wurde, dan
kend ab, und erwiderte aus Lingens
Zurede, den guten Sachen zuzuspre
chen : Ich habe keinen Appetit."
Ihn dauerte die kleine Fra und er
sagte tröstend: Machen Sie kein so
trauriges Gesicht. Fritz meint es nicht
böse."
Das weiß ich," erwiderte sie leise.
Lr bemerkte, daß ihre Augen sich
mit Thränen füllten. Dann müssen
Sie aber auch nicht empfindlich sein,"
sagte er ermahnend.
Ich kann nicht anders : ich bin sehr
verwöhnt. Zu Haufe tadelte man mich
nie."
Er sah im Geiste da Elternpaar
und den Bruder vor sich und lächelte.
ES war selbstverständlich, daß diese
Alles recht fanden, was ein Wesen wie
Lina that. Sie war ja auch in der
That reizend; selbst die Formfehler,
die sie beging, kleideten sie gut. Fritz
mußte sich wohl schon oft darüber ge
ärgert haben, daß er eines sa kleinen '
Vergehens willen so ernst mit seiner j
grau sprechen konnte.
Weihnachten nahte heran. Nicht
wahr, wir fahren zum Feste nach
M.?" frug Lina eine Tage ihren,
Gatten.
Er machte ein bedenkliche Gesicht, s
Jetzt im Winter? Die endlose Reise?" j
Du hast sie im vorigen Jahre auch '
gemacht."
Das war etwas Anderes ; da wollte I
ich Dich sehen." I
Wenn D sie damals um eines ein-!
tägigen Aufenthaltes willen machen
konntest, kannst Tu sie jetzt, da wir !
mehrere Tage mit den lieben Ellern
zusammenbleiben, cbciisalls machen.
Bitte, Fritz, thu' es mir zu Liebe."
Er schauderte bei dem Gedanken,
eine oder zwei Wochen in M. mit
Linas Eltern zu verleben. Sei ver
nünfiig," sagte er, und verlange nichts
UnTKistii-rs von mir. Wenn ich mit
Dir nach M. sadrcn sitt, muß ich wie !
der Urlaub erbitten; da kann ich
nicht."
Sie schwieg eine Moment ; bann
sagte sie: , Zo laß mich allein fahren."
Ueberrase,t sah er sie an. Linil
Tu wollten da Fest ohne mich er
leben?"
Warum nicht? Ich komme ja bald
zurück. D wirst die Trennung vo
mir leichter ertragen, al mein Vater
und meine Mutter. Für jene di ich
die größte Freude auf der Welt."
Und für mich nidit?" Er hob ihr
Sinn empor und sah ihr in die uge.
Sie wich seinem Blicke aus. Nein,"
sagte sie kurz.
Meinst Du das, der sagst Tu es
rar?
;Wi meine cs. Bitte, Fritz, er
Iiiii'je, daß ich nach Ä, fahre."
.Wa willst Du in dem langwei
ligen Neste?" sagte er scherzend,
Das iiii:ait'li',ie Nest ist meine
Heiwath, in der ich sehr glücklich war.
Ich iuiiiirl)tc " ie brach ab.
Was wiinfchest Du?"
Da sie leine Antwort gab, fuhr er
fort:
Du wünschest, Du wä'.efi ncch jetzt
dort. Wie?"
Sie schwieg.
Also so unglücklich bist Du hier bei
mir?" sagte er und wollte sie in feine
Arme ziehen.
Aber sie cntioand sich seiner Um
armung. Lini? Was heißt das?"
Sie senile schweigend den Kopf,
Du bist mir wohl gar nicht mehr
gut, Lini?"
Du schämst Dich beständig meiner,"
sagte sie leise vor sich hin. Ich bin
Dir eine Last, Du hättest Deine Kon
fiiie Ada hernuhen sollen, die Du mir
stets al Beispiel ausstellst, aber lein
einfache Mädchen wie mich. Papa hatte
Recht, als er sich unserer Verbindung
widersetzte ich sehe es jetzt zu spät
ein."
Sie sprach ruhig, ohne jeden Trotz,
ohne jede Neigung zum Weinen, die
ihr sonst eigen war,
Aber, Lini, lieber, süßer Schatz,
was fällt Dir den ein? Siet,st Du
ich, daß Du mir durch solche Worte
sehr tvehe thust?"
Du thust mir auch fortwährend
weh," sagte sie. Aber sie wehrte sich
dies Mal feiner Umarmung nicht, als
er sich aufs Neue bemühte, sie durch
feine Zärtlichkeit z verfehlten.
Ein Bestich nnlerbmch da Gespräch.
Es war Lingen. Feldern begrüßte i' it
herzlich wie immer. Lina war in der
gedrückten Stimmung, die sie in dcr
letzten Zeit häufig zeigte.
Bitte, Herr von Lingen," sagte
sie, gleich nachdem er Platz genommen,
helfen Sie mir, meinen Mann iibee
reden, daß er mir die Erlaubniß gibt,
zn Weihnachlen zu meinen Eller zu
reifen,"
Ohne ihn?"
Er will nicht mit, er scheut die
weite Reife," sagte sie ruhig,
So erleben Sie das Fest mit ihm
und reisen Sie nachher zu Ihren
Ellern."
Glauben Sie, daß diesen das Fest
die geringste Freude bereitete, wettn ich
nicht bei ihnen bin?"
Und glaubst Du," sagte Graf Fel
dern, daß ich Dich während oder auch
nach Weihnachlen fort lassen würde?"
Er sprach in scherzendem Ton, aber
Lina ging nicht darauf ein.
Ich weiß keinen Grund für Deine
Weigerung," sagte sie. Du bist nicht
allein, denn wir haben für den Hei
ligen Abend eine Einladung zu Berg
heims und für die Feiertage zu Deinen
anderen Verwandten."
Deshalb eben sollst Du hier bleiben
und de Einladungen Folge leisten."
Und mich unglücklich fühlen und
mich beständig von Dir tadeln lassen,"
sagte sie erregt, .
Ja, lieber Schatz, so unglücklich
wie T Tich in meinen, so unglücklich
fühle ich mich in Deinen Kreisen. Da
ist es nun einmal die Pflicht dcr Frau,
der nachgebende Theil zn sein und sich
den Verhältnissen, in die sie hinein
gekommen ist, anzubequemen."
Hätte ich diese Verhältnisse vorher
gekannt, nie wäre ich in sie hinein
gekommen," rief sie mit blitzenden
Augen. Ich paffe nicht für sie."
Sind wir Ihnen wirklich Alle so
unsympathisch?" fragte Lingen lächelnd,
Sie nicht, aber alle Anderen oder
doch die Meisten," setzte sie in ihrer
Wahrheitsliebe hinzu.
Das bedauere ich sehr," sagte Fel
der ironisch. Nun aber wollen wir
das Gespräch fallen lassen und von
weniger aufregenden Dingen reden.
Die Reife nach M. ist endgillig zu den
Akten gelegt."
Lina beiheiligte sich nicht weiter an
der Unterhaltung. Sie nahm eine
Handarbeit vor, aber die Herren be
merkten, daß sie häufig ihr Taschenluch
an die Augen führte. Nach einer Weile
stand sie auf und erließ das Zimmer.
Nun sagte Lingen:
Ich lerne Dich von einer neuen
Seite kennen, Fritz. Tu bildest Tich
zum Hauslyrannen aus. Wie kannst
Du Deiner Frau gegenüber so hatt
sein?"
War ich hart?" fragte Feldern
achfelzuckend. Sie kann nicht von mir
erlangen, daß ich mit ihr nach M.
reise. Der Gedanke allein erregt mich
schon. Das entsetzliche Essen, das
Einem da vorgesetzt wird! Und diese
Familie!"
Dieser Familie entflammt Deine
Frau nun einmal und es ist ein unbil
liges Verlangen von Dir, sie ihr zu
einziehen. Du solltest ihr den Gefallen
thu und mit ihr nach M. fahren,"
Unsinn! Dann habe ich sie nachher
wieder Alle einzeln hier. Ich will die
Beziehungen allmälig erlalten lassen
und Lini gewöhnen, sich in meinen
Kreisen heimisch zu fühlen. Der bor
lige Einfluß ist Icin gur. Die Eltern
haben sie so maßlos verwöhnt, daß jic
nicht den geringsten Verweis ertragen
kann."
Deine Frau ist mit all' ihren Feh'
lern reizender, al Andere mit lauter
Vcllkommeiiheiten sind."
Das ist wahr. Ihr Gemüth und
! ihr Eharaktcr ,nd anbetungswerth,
' und wenn ich mit ihr allein in einer
Wüste lebte, wären wir das glücklichste
Paar der Welt. Aber das ist nun ein-
mal nickt möglich. Und Lini rar das i
Lebe zuzustirtzen, ist eine Syfiplius
arbeit. Glaubt man, ihr glücklich clwa
beigebracht zu haben, so vergißt sie c
im pafjentstei, Momente wieder. Ihre
Unwissenheit ist iglanlilich. r.:der
on zehn oder elf Iah en sind uiUil
mir besser unterrichtet als sie, sor.de.
sie hebe auch ein beilcres BciirhTr.ea."
Ja, lieler Freund, sind da aber
nicht Tdatsaclien, auf die Tu hattest
ordcreitc, jcjg minien, Tu fit
beitatdctei'i? llrt thust Is richt Un
reit. Deiner ra eine iomzrl tut
ihrer Uiislliuld zu mach.', 'ue Dir vor
Monaten das Etzc!eudste an ihr
schien?"
Ich bin hnile genau so entzückt
von ihr wie damals," sagte Felder,
aber ich würde es no;l; inelir sein,
wenn sie ein wenig !iiikiich!a,is meine
Wünsche nehmen wellte."
Noch einmal in den nächsten Tagen
versuchte Vina, ihren Gatten zur Reise
zu überreden,
Ich habe Dich gebeten, nicht wie
der daraus zurückzulemtnen," sagte er
ungeduldig, schreibe Deinen Eltern,
wir lönnlen nicht reisen; ich bekäme
keinen Urlaub,"
Ich belüge meine Eiter nicht,"
Sa sage, ich Hintue nicht wieder
darum bitten es würde übel vermerkt
werden."
Von wem?"
Das kau ihnen gleichgiltiq fein,"
Lina ging de ganzen Tag mit ver
weinte Auge umher. Abends schrieb
sie a ihre Mittler:
Geliebtes Mütterchen!
Wie sehr, sehr gern erfüllte ich
Eueien Wunsch und käme zu Euch, mit
das Fest mit Euch zusammen zu ver
leben! Fritz behauptet aber, nicht
wieder um Urlaub bitten z können,
und allein will er mich nicht reisen
lassen, so sehr ich ihn darum bitte.
So muß ich denn auf da Glück, mit
Euch zusammen zu sein, ver.zicljten.
Aber meine Gedanken werden beständig
bei Euch weilen, Ihr Lieben."
Frau Müller war eine einfache Frau,
aber ihr Zartgefühl in Allem, wa ihre
Kinder betraf, war groß. Zwischen den
Zeile dieses Briefes las sie so viel, daß
ihr Herz von Sorge erfüllt war. Die
Thatsache, daß Lina ohne ihren Mann
hatte reisen wolle, sprach dafür, daß
sie sich nicht mehr glücklich bei ihm
fühlte. Die Mutter bewahrte ihre
Befürchtungen für sich, um ihres
Mannes Herz nicht zu belaste.
Viiias Briefe nähmet! von jener Zeit
einen andere Eharalier an. Z An
sang Halle sie zwei Mal wöchentlich an
ihre Eltern geschrieben, dann ein Mal,
jetzt schrieb sie alle zehn bis vierzehn
Tage und enlfchuldigle sich mit ihren
Musikstudien und den gefellfchafllichen
Verpflichtungen, die sie vollständig in
Anspruch nähmen. Die Ausführlich
keil, die Vater und Mutter so beglückt
hatte, war aus den Briefen verschwun
den; Lina zählte kurz die Gesell
fchnften, Theater, Konzerte auf, die sie
besucht, aber sie hatte aufgehört, ihres
ehelichen Glückes zu erwähnen. Wie
glücklich waren die Eltern über Aeu
ßerungen gewesen wie: Ich kann es
Euch nicht mit Worten sagen, wie gut
mein geliebter Mann zu mir ist und wie
sehr ich ihn liebe," oder: Wißt Ihr,
wer die glücklichste Fra unter der
Sonne ist und den besten, schönsten,
liebsten Mann hat? Eure Lina." Jetzt
hieß es: Gestern waren Fritz und ich
im Opernhaufe," der: Ich muß
mich kurz fassen, denn Fritz will mit
mir in d,c s,ga!abem,e gehe.
Feldern halte Lina überreich zu
Weihnachten beschenkt. Sie nahm die
Gaben kühlin und erwidert auf seine
Frage, ob er sie erfreut, ruhig: Ja,
ich danke Dir." Sie sprach wenig mit
ihm. Die fröhlichen Mittheilungen
nach kurzer Trennung hatten aufgehört,
Ihr ablehnendes Wesen, das er für
Trotz hielt und das übergroße Empfind
lichkeit war, verdroß ihn und machte
ihn gereizt. Die Verweise, die er ihr
ertheilte, wurden nicht mehr in liebe
vollem, sondern in scharfem Ton ge
geben. Mehr als einmal Halle er jetzl
die Antwort erhallen: Du hättest
klüger sein und mich nicht heiraihen
sollen."
Er lieble sie noch immer, aber er
sah, daß ihr Herz sich von ihm abzu
wenden begann und das erfüllte ihn
weniger mit Schmer!, als mit einer
Gereiztheil, die er rückhaltlos an ihr
enllud. Warum war sie so kindisch,
nicht einzusehen, daß er es gut mit ihr
meinte, wenn er sie erzog? Warum
war sie so verwöhnt, daß sie nicht den
kleinsten Verweis ungelränkt hin
nahm? Obwohl das eheliche Verhält
niß kühl geworden war, that cS Feldern
doch leid, sie so verändert, sie so an
scheinend ruhig und gleichgillig zu
sehen ; auch machle eS ihm Sorge, daß
ihr Gesicht niebt mehr so frisch aussah,
wie früher, sogar mager erschien. Trotz
dcr kühlen Beziehungen, kam doch auf
des Grafen Seite nie eine Verletzung
der Formen vor, während Lina sich oft
mürrisch und unwillig zeigte. Er
machte sich Vorwürfe, daß durch ihn
ihr Eharakter gelitten habe. Fast schien
es, als könnte sie die alte, warme
Lebensfreude nicht mehr empfinden.
Der Einzige, dem gegenüber sie noch
ihr frühere Wesen zeigte, war Lingen.
Wenn es auch Feldern nicht einfiel,
eifersüchtig auf diesen zu sein, so sagte
er doch einmal zu ihr:
Du bist nur noch zu Lingen freund
lich. Gegen alle Anderen bist Du ge
radezu unhöflich."
Weil er der Einzige ist, der cS gut
mit mir meint," erwiderte sie.
Du müßtest ihm aber Deine Freiind
fchaft nicht so auffällig zeigen. Jedes
Mal, wenn er in Gesellschaft erscheint,
machst Du ein Aufbeben?, als käme der
liebe Gott in Person. Das schickt sich
einem jungen Manne gegenüber nicht."
Sonst tadelst Tu k immer, daß
ich gegen Deine Belannlen zu wenig
freundlich bin."
Man muß in Allem Maß halten."
sagte er, durch ilircii Ton aeieizt. .2o
wenig ich c billigte, daß Tu der alten
Frau von leine Silbe erwidertes!,
ai sie Dein 5pel lebte, sowenig lu!
ist es mit. wenn Du in Geiellchait
Lingen diiich de ganzen Saal entge
gen,! ieg,t und will: ,ctt sei Dank,
daß Sie endlich da sind!'"
An Frau von 'e Urtheil übet mein
Spiel liegt mir nicht; deshalb ant
wartete ich ihr nicht. Herr von Lingen
ist der einzige Freund, den ich in Ber
lin besitze ; warum soll ich nicht freund
lich zu ihm sein?"
Der Einzige? Lini, Du fuchst
etwa darin, mich zn verletzen."
Du haü A'.I ich hab noch einen
Freund: P.feiier A. .
San keinen?"
?onit Irin?." I
Er iiwUe etwa Heftiges erwidern,
unterdrückte es aber. Einige Tage
später sagte er :
Lini, ich muß meine Bitte in Be
zug aus Dei,i Benehmen gegen Viu;ie
wiederholen. Sei zu Hause so sreund
lich. wie D". willst, mit ihm, in Ge
sellschaft aber heil Eure Intimität,
die zu sehr sonderbare Bemerkungen
Veranlassung zu geben beginnt, auf,"
Warum?"
Weil über Dich ohnedies genug
geredet wird."
Ihr Schweigen reizle ihn diesmal
noch mehr, als eö sonst ihre Gegenrede
that, und bittere Tones fuhr er fort :
Du weißt wohl garnicht, daß Du
in dieser Saison die Löwin des Tage
wenn auch nicht in schnieichelhafiein
Sinne bist.' Es gibt gewiß kaum ein
Haus besserer Kreise, in dem nicht
Atteldote von der Gräfin Feldern er.
zählk werden, denn die lattx i, die
D Dir haft zu Schulden kommen
lassen, find Legion, Ich rathe Dir
daher, den Leuten nicht netten Anlaß
zum Rede zii geben." Da sie nichl
antwortete, fetzte er hinzu: Dein
Benehmen gegen die Baronin T. ist
sicher noch in aller Leute Mund, darauf
kannst Du Dich verlassen. Ich habe
mich nie in derartiger Ausregttttg be
funden, als in dem Augenblicke, da
Du, auf meine Bitte, der Baronin
einige anerkennende Worte über ihren
Gesang zu sagen, Dich ihr nähertest
und lachtest, als müßtest Du ersticken,"
Lina lachte, trotz ihres Aergerö.
Ich koutilc nicht anders. Sie sang
zu schlecht."
Dein Lachen war eben ei Beweis
Deiner Uuerzogenhcit. Nachdem ich
Dich leise bat. Deine Heiterkeit zu
unterdrücken, spieltest Tu natürlich
wieder die Beleidigte und schmolltest
mit mir und mit aller Welt,
Wnndert Dich das, nach der Art, in
der Du mit mir sprachst?"
Obgleich Lina ihrem Manne selten
eine Antwort schuldig blieb, hatte fe
doch im Grunde ihres Herzens Furcht
vor ihm. Dies war auch die U fache,
aus der sie jeden seiner Wünsche be
riicksichligle, und nichls that, ohne seine
Erlaubniß. Sie fühlte sich in feiner
Nähe immer unsicher; ein Stirnrun
zeln von ihm genügte, ihre Stimmung
für den ganzen Tag zu verderben.
Unsere Herrschasten sind jetzt sehr
kühl gegeneinander," erzählle Weiß
in der Bedientenstube. Bei Tisch
spricht der Herr ohne Aufhören über
alles Mögliche; aber die Gnädige
spricht gar'nichtö. Jetzt ist es erst die
richtige vornehme Ehe; früher waren
sie zu bürgerlich zärtlich zueinander."
Meine Gräfin sieht fchlechi aus,"
sagte die Jungfer. Sie wird recht
mager und blaß. Früher lachte sie
freundlich, wenn ich ihr beim Frifiren
ein Bischen Klatsch von meinen frühe
ren Herrschaften auftischte; jetzt ver
zieht sie keine Miene dazu, uud ich
denke manchmal, sie hört mich gar
nicht."
Sie wird eben einsehen, daß sie nicht
in unser HanS paßt," meinte die
Köchin, und der Herr Graf wird das
auch einsehen."
Ja, er hat eine sogenannte Mcs
allianee geschlossen," sagte Weiß, aber
trotzdem bin ich der Frau Gräfin doch
sehr gut; sie hat ein zu liebes Ge
ficht."
Ihr Männer," crwidertedie Jung
fer kokett, für ein hübsches Geficht
laßt Ihr Euer Leben."
Eines Tages hörte Feldern, als er
gerade nach Haufe kam, Lina heiler und
laut lachen wie in früheren Zeilen, Er
trat in den Salon. Sie saß mit Lingen
plaudernd am Theetifch. Mit dem Ein
tritt ihres Gatten wurde sie still und
ernst. Tiefer glaubte dem Freunde
gegenüber keinen Zwang nöthig zu
haben und sagte :
Ich störe wohl? Es ist Euch wohl
lieber, wenn ich wieder gehe?"
Was fällt Dir ein, Fritz?" Lingen
sah ihn überrascht an. Ich hoffe, Du
scherzest?"
Leider nicht. Tu siehst ja, meine
Frau ist verstummt, seit ich da bin
vermuthlich aus Freude über mein
Kommen."
Nun, Frau Gräfin?" fragte Littgen,
da Lina keine Antwort gab. Wollen
Sie Ihre Gatten Worte nicht wider
legen?" Sie zuckte die Achseln.
Meine Frau kann nicht lügen," sagte
Feldern ironisch. Sie zeigt ihre Ge
fühle offen : ihre Freundschaft für Tich
und ihre Feindschaft gegen mich."
Tie eheliche Szene drohte eine pein
I i die zu weiden. Lingen befand sich in
schlimmer Lage. Er wußte, daß er
durch jedes Wort, das er zu Linas
Vertheidigung sagte, Fritz reizen und
einen Bruch mit ihm herbeiführen
konnte. Ten wollte er um Alle in dcr
Welt vermeiden.
Tu bist sehr nervös, lieber Fritz,"
sagte er endlich. Teine grau Ge
mahlin ist weit von Gedanken entfernt,
wie Tu sie ihr unterschiebst. Tu hast
keinen Grund für Teine Heftigkeit"
O, Herr von Lingen'" fiel Vitii
ihm in'a Wort, bemühen Sie sich
Nicht unnütz! Wa Sie auch sagen
wein Mann wird stets eine Ursache
finden, ni'ch zu tadeln. Ich bin daran
gewohnt und cs ist mir gleichgillig."
chltmin genug," brauste Feldern
aus, daß es so ist. Wärest Tu zugäug
lichcr für meine Erziehung gewesen, so
hattest Tu Dir cinc andere Stellung
in der Geiellfeltaft erworben."
Mäßige Die!,. Fritz," suchte Lingen
ihn zu besänftigen.
Feldern, der jich seiner Heftigkeit
schämte, fagtc einlenkend: Du als
iliibetheiligter hast gut reden. Versetze
Dich in meine vage ! Immer befinde ich
mich auf Kohlen; immer b,n ich in
Angst, daß meine Frau diesen oder
jene Fehler macht; immer muß ich
tadeln, wa meiner Natur ganz und
gar zuwider ist; immer begegne ich
Trotz; immer sehe ich ein nn'iund
lichcs Gesicht. Jede rerföhnli,!e Wort
wirk zurnckaeriieien. Doch was klage ich
das gerade Dir, dcr Dn ja der einzige
Freund meiner Frau bist, wie sie s.?zk.
Vermuthlich bt tt fets- Tii aeai
über ihr Hetz übet mich e;t genug aus-aei&iiuct."
Nie, bei G,l!" versicherte Lingen.
ich geb? Dir mein Ehrenwort darauf!
Wie lannf! ?uiir, einem is!!,'.jj:;rixn
Freunde, die Ehrlefi. !, z:r,'",ei,,
hinter .TriiMn N'ure;ii:,u Tei:;.:'
Gemahlin über ?ieh fieeli; zu ,t !
Er tnuit sie nicht Jhs:.-.:, i : .-,
mir zu," sagte Lina, Und he.tü z t si,
selber redend, setzte sie hinzu'
schließt von sich selber immer aus
Andere. Gewiß redet er mit seinen
Verwandle beständig schlecht über
mich."
Warum hast Du Dich mit meinen
Verwandtet, nicht besser zu stelle ge
wußt?" fagle er heslig.
Sie sind mir zu vornehm!" aüt
wortele vi- kurz,
Allerdii gs, Müllers nd Schulzes
sind sie nicht."
Gleich nachdem er diese Worte gesagt
Hatte, bereute er s,e. Lina Hatte ihn
mit sprühenden Augen angeblickt, aber
sie erwiderte kein Wort. Auch fingen
gab es auf, den Vermittler zu spielen.
Er begattn von andere Dingen
sprechen. Ehe er fortging, hielt er eö
aber doch für gerathen, an Fritz die
Frage zu richten: Sind Dir meine
häufigen Beinclie unangenehm, so un
terbleiben sie selbstverständlich von jetzl
ab."
Feldern versicherte, daß cr sich da
durch sehr gekränkt fühlen würde und
daß er feine Heftigkeit gegen Lingen
sowohl als gegen Lina bereue uuo
Beide ut't Verzeihung bitte,
Die ich Dir großmiilhig gewähre,"
erwiderte Lingen, ihm lächelnd die
Hau? reichend,
Du ::, Li:.i?" fragte Felder
feine r,in.
,.W:.c kann Dir t.irn liegen?" ant
wortete lie '. .ihl.
Der J'heesiag ihrer Hochzeit kam
heran. Um Lina zu zeigen, wie viel
ihm an einer Ausföhnuiig mit ihr lag,
halte Feldern ihr schöne und kostbare
Geschenke gkaut und bergab sie ilj;
Morgens beim Frühstück.
Ich danke Dir," sagte sie leichthin.
Willst Dn mir aber wirklich eine
Freude bereiten, fa crianbe, daß ich zu
den Otieifeicrtagen, in nächster Woche,
z meinen Ellern nach M. fahre."
Schon wieder dieselbe Geschichte!"
sagte er ärgerlieh. Dann bezwäng er
sich und fugte freundlich hinzu: Ich
will mit Dir im otttmer eine schone
Reife machen: da kann ich jetzt un-
möglich nach M, fahren,"
ie schwieg einen Moment, dann
cntgegnetc sie : Du lollst ,a nicht mit.
kommen ; das verlange ich nicht on
Dir. Tu sollst mich nur hinfahren las-
en."
Tein Vater passirt in der Woche
nach Ostern Berlin auf seiner Fahrt
nach Leipzig ; da sienst Tn ihn wie
der.
Aber nicht Mama und August."
Sie sah seinem Gesichte an, daß er
es für wunderbar hielt, sich nach diesen
Beiden z sehnen, und in kindischem
Trotze sagte sie :
Von meine Angehörigen ist mir,
fa lange ich lebe, mir Gutes wider
fahren," Und von mir nur Schlechtes?"
Sie gab keine Antwort.
Du hast eine eigene Arl, mich zu
verletzen. Lim, In dem Moment, da
ich Dir eine Freude bereitet, oder doch
die Absicht gehabt habe, es zu thun,
wenn mir das auch, wie eö scheint, nichl
gelungen ist, sagst Du mir, daß Du
von mir fort willst und dag ich schlecht
gegen Dich bin."
Ich kann mich nicht verstellen. Ich
bin sehr unglücklich hier, und wenn ich
nicht an den Kummer meiner Eltern
dächte, so hätte ich Dich längst verlas
sen und wäre z ihnen zurückgekehrt."
Daß Du mir damit Kummer bc
reiten würdest, daran denkst Du nicht?"
Dir Kummer? Daran glaube ich
nicht. Du hast Deine Koufiue Ada und
sa und so viele andere Tröster. In
dem Trubel, in dem Tu lebst, hättest
Du keine Zeit, mich zu vermissen."
Tu bist also fest überzeugt, daß mir
g Aichlö mehr an Tir liegt?"
Ja."
Tu hast Tich sehr geändert, Lini."
Ich weiß cs, ich bin schlecht ge
worden." Sie brach in Thränen aus.
Darum mochte ich eben nach Haufe
zurück. Dort, bei meinen lieben Eltern,
bei meinem guten Bruder würde ich
wieder ebenso werden, wie ich früher
war. Hier werde ich immer schlechter ;
das sehe ich ein. Bitte, laß mich sah
ren, auf kurze Zeit nur!"
Er schaute sie ernst an. Ihre in
Thränen schwimmenden blauen Augen
hingen flehend an seinem Geficht. Sie
sah so bezaubernd aus in ihrer Be
trübniß, daß er den Wunsch hegte, sie,
wie früher in solchen Fällen, in seine
Arme zu nehmen und zu küssen. Er
war zu stolz, das zu thun. Lina hätte
sich vielleicht nicht gewehrt, ja, nicht
wehren können, aber erzwungene Zärt
lichkeit hatte bei ihm nicht den gering
sten Werth, und Lina sagte ja offen,
daß sie von ihm fort wollte, ihn also
nicht mehr lieble.
Ich gebe Dir die Erlaubniß nicht,"
erwiderte er.
Warum nicht?" fiagle sie wie ein
eigensinniges Kind.
Wcil ich Angst habe, Tu kehrst mir
nicht mehr zurück," meinte cr seiier
zcnd. Tavor ist Tir sicher nicht banqe.
Eher vor ct.oas Anderem," sagte sie
trotzig.
Vor etwas Anderem? Was meinst
Du damit?"
Ich meine, daß Tu mich nicht nach
M. lassen willst, weil Tu siirattest, ich
könnte meinen Eltern von Tir und
Teinem Verhalten gegen mich crzah
lcn."
Er lackte. Nein, dieser Gedanke ist
mir wirklich biohcr ni HI gekommen."
Turch Vimi ungläubige? Achselzucken
gereizt, setzte er hinzu: Glaubst Tu
wirklich, ich lege sa viel Gewicht auf
die gute Meinung Teiner Eltern? Ich
gebe Dir mein Wort, mir liegt nur
daran, daß meines Gleichen mich rich,
tig beurtheilen. Andere, unter mir
Stehende, möge von mir denken, vci
sie wollen,"
töoitfsijKng sorgt.) I
J- 5'V
'
Äö'
Miss lio&te l'avurti
15 Jahre Skropheln
Fast blind, aber jetzt
Vollkommen Kur durch Hood's
Sarsaparllla.
"Ich hatte 8krophelii und war saut
blind. Ich hatte 16 Jalire Innff schwor
gelitten. Mehrere Aerzte hutu-n nihih
behandelt und ich hatt verwhiedne
Arzneien verauchl, bekam aber kt ino
Linderuiiff. Ich hatte saut allv Jloftinmff
aufgegeben, al ich eines Tatrea eine An
zeige von Hood'8 Sarajwrilltt snh. Jru.
ZeugniHS flosate mir Vertrauen ein und
ich kaufte eine Flasche. Ntichdcm ich
zwei Klttsehcne gnommen hatte, war ich
bedeutend beuaer. Ich fuhr damit furt und
es kurlrte mich gaenrllch.
Ich habe ein Jahr gewartet, und lind,
dass die Kur durch den wohltliütigvii
Gebrauch von Hood's 8strflnrilla eine
vollkommene kt. Ich werde atetn berett
aeiu ea allen Leuten zu empfehlen,
's X Kurirt
die nn unreinem Blute, leiden. Va Ut cino
vortreffliche Medicin und kein jiuiiHimlt
sollte ohne, dii'selho sein.'' Fiiai;i.kin
Kosik Favobs, 1007 South Che.tuut St.,
Hood's Plüen siud Oio besieu. &i.
tU)tCflO'f
St Paul?
Black Hills?
?,'! 2noY
San ffranciSeo?
Vos ngelis?
Portland?
Gehet ?hr
G.he, Ihr
Gehet Ihr
Schnell kie Fahrt
Beste Bedienung
BilligstkN Rate,,
Tiirch die
Northwestern
l!.i.
Stadt, vssiee.
117 südl. 10. Strasse,
Lineal, N'b.
nTWwwi
kMimM-w
9wmW'-r-l.i
5 ä f i f-i
9 II u II
-
AND
Wanted-An Idea
Who can thlnfc
nf lome Blmpi
n, i,mr iron; ine may Dring you wealtn.
Wnw JOHN WKDDEHUt'Ii.N CO.. Amt AKoi
neyt, WoHblngton, D. C. for taelr $1.U prige QJTw
aud llst of two üundred Iutcquous wautei',
et tlittU 0 Cents ßigimm finb
- jetzt -
AMer.b.rg's Aominio
t Golden lOii'
Cigarren.Fabrik und (fngro. nd D
kail-Gksebäft in Cigarren, Tabak, svwie
einen CigaorensVitzen.
No. lta südl. 11. Strahl.
EXCELSIOR
Cigarren Fabrik '
ö Tt. Woll. a'"'d
(Sigcmcn
S-H
W naua).
&M.:.? Ci-M.&U
H3E
u! -H 3
V t'WV
103G (j Str., 4incosn, Sei?
vS.Vi3As(
Wm.lE?
Jr'J" r lh
Ifclnk mnMIliW
AfarrfTtfl? Ärtl'ji'frt0
mOT POfniLA SIWINO M.CHIN1
ISV"' Boor-. rirB rrttaM wNlirtlnn
Ir JE)nrd PM D hc" uid i-ar
7WT w no. in tht nrlÄ lau , ntul
I" -ll mMnrtK. donMMT v . o
pm. naia,M of flnMfa. bi.li In :nr ,.- oc
mmBj npTOn,u U. NIW HOMt.
WRITt FOR CIRCULARS.
TliD Des Home SetiDü lactiiw Co.
Oum.HAM. BofMt.Mim tH'tnoütVjr'ttll.T.
CMco. Iix. Nr. Loru. M& Diixa. Ttu
ft MWOO. C,U AT1.LSXA.G.4.
FOH SALC T
6. Z. Io,s, Bor 23.
Wanted-An Idea
Vhn ro ttitafc
f ntitr Kl.!
tfel. Ut fmU-ult
rrrtmet vir tor: th mmf M"tB wJtlt.
ftp. Wvfitni.-ri, ti ' f f lwtr ft. irtn uflac
feaU Um U. kuMnj -uul
rlUp W LUUFJiW RS O . Palf-at Aiu-r
di 'u fi b ii i n ?
ja n v in u b m n
M B B 3 B i II a& B it S
WWkfM'i
v a1" s i
i 4 1 n r ,ä
iw: u uv.i'., iv
Jls.lkk J.1
PW ä i U
fk 1 'ÄÄÜS
BEST LmE
TO
i" b a i i a iF, i
QT n C
OBi LU y üy
MSssb li