Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 17, 1896, Image 9
' Ein Gaunerstiickchen. Stij(( oii8 dkm Pariser i'cbtn von D r, , h e. Der Schlächtermkifter Boudinoi, sine biete, unförmliche Gestalt, saß eines Vormittag in seinem Laden in der Rne St. Denis in Paris und blickte gleichailt, auf das lebhafte und lär, mende Getriebe auf der Gaffe. Da trat ein ungefähr zwölfiöhnger Knabe in hui i'nhpn hfn s)Iiiferp UinelmtaQ vertrauenerweckend war. Sein dunkler Teint verrieth sofort den Südländer. Der Rock, eine alte, beschmutzte und zenissene Uniform, war um die Taille mit einem Riemen zusammengehalten; auf dem Kopfe trug er einen Filzhut von zweifelhafter Farbe, uiiter welchem struppiges, dunlles Haar hervorquoll, und unter dem linken Arm hielt er eine schmutzbedeckte Geige. Als Boudinot den Jungen erblickte, verfinsterte sich sein Antlitz; er sprang vom Stuhle auf, und indem er mit drohender Ge berde nach der Thur zeigte, rief er wuthend: Du infamer Bengel, wirst Du so fort machen, das; Du fortkommst ! Hier ist weder sur Bettler noch für Spitz, buben EtmaZ zu holen." Mit verschmitztem Lächeln antwortete der Knabe in gebrochenem Französisch: Ich will nicht betteln, und noch viel weniger Kehlen, sondern ich möchte zwei SchmeinScoteletten laufen." So, das ist freilich etwas Anderes," meinte der Meister in freundlichem Tone, hackte das gewünschte Fleisch ab und wickelte eS in einen Bogen Papier. Der Junge streckte die Hand nach den Coteletten aus. Halt, mein Burschchen!" rief Boudinot abwehrend. Erst sechzehn Sous, und dann die Waare !" Der Bursche kehrte alle seine Taschen um; es fand sich allerhand in denselben, wie verschiedene Hosenknöpfe, ein zer brochener Spiegel, ein halber Kamm und andere werthlose Gegenstände, aber nur kein Geld. Endlich begann er laut zu weinen und zu inmmern. , O, ich Unglücklicher, ich habe das ganze Geld verloren !" klagte er m herz zerreißendem Tone. O, mein lieber, guter Herr, haben Sie doch Erbarmen mit niir !" Unser dicker Fleischermeister hatte nur Sinn und Verständniß für Gold und Sildermlinzen; Mitleid und Erbarmen kannte er nicht. Mit wechselndem Miß trauen hatte er der Taschenrevision zu geschaut, und als er endlich die Gewiß heit erlangte, daß der kleine Schlingel kein Geld besaß, herrschte er ihn an: Packe Dich zum Kukuk, oder soll ich Dir Beine machen, Du abscheulicher Taugenichts !" Der Kleine schluchzte noch lauter; es hätte einen Stein erbarmen mögen. Was soll ich nur beginnen?" jam merk er. Wenn ich meinem Vater lein Frithstlick bringe, dann schlägt er mich todt. O, mein guter Herr, borgen Sie mir doch die sechzehn Sous, nach einer Stunde bringe ich Ihnen das Geld, und inzwischen lasse ich Ihnen meine Geige als Pfand. Meister Boudinot nahm das Jnstru ment und betrachtete dasselbe prüfend von allen Seiten. Nun, das Ding war gewiß noch dreißig Sous werth, er ris kirte daher Nichts, wenn er sechzehn Sous creditirte. Ohne ein Wort zu sagen, gab er dem Jungen die Cotelet ten, und dieser verließ mit tausend Segenswünschen den Laden. Ungefähr zehn Minuten später trat ein feingekleideter Herrein; er sah hoch aristokratisch aus, und der Fleischer hielt ihn für einen Baron oder für einen Grafen. Mit gewinnender Freundlichkeit theilte er Boudinot in gebrochenem Französisch mit starkem englischen Accent mit, er sei hier fremd und) habe sich verlaufen, und er bitte höflich, ihm den Weg nach den Boule vards zu zeigen. Während Boudinot dem Fremden in zuvorkommender Weise den erwünschten Bescheid gab, blickte dieser wie gebannt auf die Geige, welche noch auf dem Ladentische lag. Ist das Ihre Geige, mein Herr?" fragte er endlich in größter Aufregung, indem er das Instrument einer ein gehenden Prüfung unterzag. .Nein, mein Herr," antwortete der Mchlächter erstaunt, ein armer Junge rein mir die Geige für sechzehn SouZ Mrpfändet.' ' WaS, für sechzehn SouS?" rief der Fremde, vor Verwunderung fast außer sich. Können Sie mir vielleicht die Adresse des Kleinen angeben, mein Herr?" Ich bedaure, gnädiger Herr, der Knabe hat seine Adresse nicht hinter lassen, aber er versprach, binnen einer Stunde wiederzukommen, um seine Geige auszulösen. In spätestens fünf undzwanzig Minuten muß er hier fein. Der Fremde blickte nach der Uhr. Schade, jammerschade, so lange habe ich nicht Zeit !" erwiderte er in de dauerlichem Tone. Wiederum nahm n die Geige zur Hand, und mehr zu sich selber sprechend, fuhr er fort : Welch' wunderbares Instrument, ein Guar neriuS Tonnerwetter, ein seltenes Prachtstück, ein kostbarer Schatz !" Meister Boudinot sperrte vor Erftau nen Nase und Mund auf ; tS regte sich in ihn die Geldgier. ms ffi hit rtnfthtnrr tn?" rief et mit zitternder Stimme. iuarneriuS waS oder wer ist denn oan- .GuarneriuZ war in großer Künft Äcr Jahrgang 17. ler ; seine Geige find die besten, die es nur giebt, aber ungemein selten und daher außerordentlich theuer !" Und dieser berühmte Künstler hätte auch diese Geige verfertigt?" Jawohl, mein Herr! Sehen Sie nur hierher, da haben wir den besten Beweis. Hier können Sie lesen Uuanionus lecit 17U0." Unser Fleischermeister blickte auf die ihm bezeichnete Stelle im Innern des Instruments, aber obwohl er sich fast die Augen aussah, konnte er dennoch Nichts entdecken, als Schmutz und Staub, sowie einige Linien und Striche, Doch jedweder Zweifel schwand, als der fremde feine Herr die Frage an ihn richtete : Was wollen Sie für das Jnstru, ment haben? Ich zahle Ihnen mit V gnügen, was Sie fordern." Leider muß ich Ihnen wiederholen, daß die Geige nicht mir gehört," ant' wartete Boudinot traurig. Ich gebe Ihnen 200 Franken." Unmöglich, mein Herr !" 300 Franken." Es geht nicht." Nun, wie viel wollen Sie? Gut, ich werde Ihnen 1000 Franken zahlen, Meister Boudinot schüttelte leise mit dem Kopfe. Noch nicht genug? Schön, so sagen wir 1500 Franken !" Unser Pariser Schlächter kämpft einen schweren Kampf; Habsucht und Ehd lichkeit stritten in ihm um die Ober Hand. Der arme Knabe hatte ihm die Geige verpfändet, allein wer war Zeuge gewesen? Niemand, und wenn nun er. Monsieur Boudinot, ein angesehener Bürger der sranzonichen Hauptstadt, erklärte, er habe dem Jungen die Geige für schechzchn Sous abgekauft, wer würde es wagen, ihn der Unwahrheit zu zeihen? Und was für ein glänzendes Geschäft konnte er dann mit der Geige machen? Allein der kleine Bursche sah so jämmerlich elend aus, er hatte gewiß nicht einmal das liebe Sattefsen, und das Instrument war wahrscheinlich sein einziger Schatz. Wäre es nicht him melschreiend, den Aermsten seines letzten Kleinodes zu berauben? Aber er schien ja den Werth des Instrumentes nicht zu kennen, sonst würde er dasselbe doch nicht für sechzehn Sous versetzt haben? Doch der Diebstahl bleibt nichtsdeftowe Niger verdammenswerth, und zudem könnte ja der arme Junge früher oder später einmal in Erfahrung bringen, welch' großen Reichthum er in , seiner Geige besaß. Nein, unrecht Gut ge deihet nicht", und ehrlich währt am längsten". Boudinot seuszte tief auf und sagte resignirt: Ich bedaure unendlich, Ihnen nicht dienen zu können, gnädiger Herr. Wie Sie wiffen, ist die Geige nicht mein Eigenthum, und ich habe mithin kein Recht, die Geige zu verkaufen." Ueberlegen Sie sich die Sache, mein Herr!" erwiderte er endlich. Haben Sie sich anders besonnen, dann kom men Sie zu mir. Vergeffen Sie nicht, ich zahle Ihnen für das Instrument 20U0 Franken. Hier ist meine Karte ! Mit dem Nachtzuge fahre, ich ab. Gu ten Morgen, mein Herr !" Meister Boudinot warf schnell einen Blick auf die statte. Ah, der Fremde war ein Lord und wohnte im Conti nental Hotel I Unser Fleischermeister versank in tieies Nachdenken und kam schließlich zu dem Resultate, daß er noch eine volle Stunde warten wolle ; käme dann der Junge nicht, um die Geige auszulösen, so werde er das Pfand als verfallen, folglich als fein Eigenthum ansehen und das Instrument an Lord Nuppet verkaufen. Vergnügt rieb er sich die Hände ; ein solch' einträgliches Geschäft hatte er noch niemals in seinem Leben gemacht. Da wurde die Laden thür geöffnet und der in Lumpen ge hüllte Knabe trat ein. Hier sind sechszehn Sous, mein Herr ! Darf ich nun um meine Geige bitten?" Der Meister machte ein bitterböses Gesicht. Du kommst sehr spät, Du loser Schlingel!" Dann setzte er freundlich hinzu: .Sag' einmal, möchtest Tu mir Deine Geige nicht verlausen? Ich habe einen Buden, der soll das Geigen spielen lernen, und da könnte ich das Instrument gerade gut brauchen '." Nein, mein Herr !" Ich gebe Dir zwanzig Franken, mein Junge !" Da geht nicht, mein Herr ; denn die Geige gehört meinem Vater." Boudinot bot immer höher und höhn, und ließ zur Unterstützung seiner Bitte das Geld im Lasten klingen. Nach langem Sträuben überließ ihm endlich der Knabe das Instrument für 4oO Franken. Wer war glücklicher. als unser ehrlicher Schlächtermeister? Ein Prosit von ImO Franken beim Verkauf von zwei SchweinScoteletten das war noch nicht dagewesen ! So I Änntagsgast. Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. fort schloß er seinen Laden und begab sich nach dem Continental-Hotel. Ist Lord Nuppet zu sprechen?" fragte er den Portier, während seine Stimme vor Aufregung zitterte. Ich kenne leinen Lord Nuppet", lautete die Antwort. Aber sehen Sie, hier ist seine Karte! Lord Nuppet muß also hier wohnen." Aha, Sie kommen wohl wegen einer Geige?" Jawohl, mein Herr !" Sie sind bereits der zwölfte Herr, der den Lord Nuppet in dieser Angele genhcit zu sprechen wünscht." Und Lord Nuppet ist nicht zu Hause?" Lord Nuppet eristirt überhaupt nicht. Sie sind, wie die Uebrigen, einem geriebenen Gauner in die Hände gefallen," Meister Boudinot war einer Ohn macht nahe ; er mußte sich an die nächste Säule lehnen, um nicht umzusinken. Aber es ist doch ein seltenes Jnstru ment", brachte er endlich mit polternder Stimme hervor. Der Portier brach in ein schallendes Gelächter aus. Ein seltenes Instrument?" rief er. Natürlich mußte Ihnen das der Gau ner aufbinden, damit Sie ihm in's Netz gingen. Mein Herr, Sie dürfen mir aus's Wort glauben, eine solche Geige kaufen Sie in jedem Bazar für dreißig Sous." Seine Leichtgläubigkeit und die ganze Welt verwünschend, wankte Monsieur Boudinot nach Hause. versöhnt und geheilt. Von H. Sri in. Also Tu bleibst dabei, die Gesell schaft Deines Freundes der meinigen heut Abend vorzuziehen ?" Aber Kind! Ich hab dem Fritz mein Wort gegeben!" Das wäre das Wenigste! Aber Du willst einfach nicht mit mir in's Conzert gehen. Und die Thatsache, daß Du nicht nachgeben magst daß Du nicht nachgeben kann aus Liede zu mir, selbst wenn sich's um einen, vielleicht um einen thörichten Wunsch handelt. Sie brach in Thränen aus und -nun war's fertig, denn er konnte keine Thränen leiden und meinte heftig, er hoffe zu einer verständigen Gefährtin, nicht aber zu einem albernen Kinde zu sprechen. Und so entstand aus der an sänglich so nichtigen Ursache ein ernster, nachhaltiger Ehezmift, der damit endete. daß sie ihm erklärte, sie werde noch heut? das HauS verlassen und nicht eher zu rückkommen, als bis er selbst sie renig hole. Diese kleine Scene hatte am frühen Morgen bei Dr. Vetter stattgefunden und biö gegen Nachmittag wartete Frau Elfe vergebens auf den um Verzeihung outenden iiiann. Er kam nicht er nahm ihre Drohung nicht ernst. War sie wirklich noch schwankend gewesen, so stand es nun felsenfest bei ihr, daß sie ihn ver lassen würde. Im Rechte war sie nicht eigentlich, , . nein . . . aber ihr zu Liebe hätte er doch nachgeben müssen. AIS Bräutigam hatte er ihr jeden Wunsch erfüllt, dachte er etwa, jetzt nach viermonatlicher Ehe könne er sie tyrannistren? Da mußte er eben erfahren, daß sie Ernst zu machen verstand. In nervö er Ha ging sie nunmehr an die Reifevorbereitungen. Ein kurzes Lebewohl mit der Adresse ihrer Mama Weiter enthielt das Briefchen nichts, das ihr Mann auf einem Aroeiisputie ftnden sollte. Bis gegen sieden Uhr verblieb sie da heim und als sie dann ihren Mann wirklich das Haus verlassen hörte, berief sie das Dienstpersonal zu sich und suchte ihre Reise durch die Mär von einem Telegramm begreiflich zu machen. Mitten in der Nacht traf Elfe bei ihrer Mutter ein, der allerlei Bedenken über den unverhofften töchterlichen Be such kamen, die sie aber wohlweislich nicht äußerte. Sie kannte ihre Einzige nur zu genau und wußte, wie diese Ge sahr lief, ihr LebenSglück einmal am eigenen Trotzkopf zerschellen zu sehen. m nächsten Morgen konnte Elle noch nicht gut Nachricht von ihrem Manne Her gar seinen Besuch ermar ten, aber am Abend konnle er da fein würde er da fein. Er sollte schön bitten, wenn sie ibn erst reuig wieder hatte. Leicht wollte sie eS ihm nicht machen. Und in der! Vorfreude fibir i ihr brhnrfti)in.n Triumph lachte sie einige Male sogar! veu aus. Der ersehnte Abend lam heran und ging vorüber, ohne von Else'S Gatten ein Lebenszeichen zu bringen. tai war empörend! Er ängstigte sich also nicht einmal um sie! Elfe schlief in dieser Nacht sehr wenig. Fiebernd vor Aufregung sah sie dem nächsten Tage entgegen. Und wieder wartete sie vergebens wieder enttäuschtes Hoffen! Ja, um alles, was war denn ge schehen. daß er nichts von sich hören ließ? Hatte sie ihn ernstlich so gekränkt, daß er aus jeden Versöhnungsverfuch ver zichtete? Freilich ja.. ..sie hatte ihm freilich in der Erregung alles mög liche gesagt, woran ihr Herz nicht glaubte. Aber sie hatte ihn doch lieb, das wußte er darum mußte er nachgeben nicht sie. Da war sie wieder am Anfang ihres Gedankenkrei ses angekommen und wieder ballte sich ihre Hand trotzig zusammen, die bereits nach der Feder gezuckt hatte, um das Versöhnungswort zu schreiben. Der Starrkopf,, ,,der Eigensinn wenn er ohne sie leben konnte gut, sie ent behrte ihn erst recht nicht. Ein heißer Thränenstrom stürzte aus ihren Augen. Noch schluchzte sie zum Erbarmen, als ihre Mutter zu ihr hintrat. Die alte Frau forschte und fragte nicht, aber Elfe fühlte, daß sie nichts mehr zu verbergen habe. Nun war sie auf Vorwürfe, Anklagen gesaßt, doch nichts von alledem geschah Wie beiläufig, als wäre sie eigentlich ilt ganz anderen Dingen beschäftigt, sagte die Mutter nur: Du solltest Dir gelegentlich einmal erzählen lassen, liebes Kind, wie unsere Erneftine zu ihren weißen Haaren kam. Die Geschichte ist sehr lehrreich." Else zuckte nur die Schultern. Was ging sie das an! Hatte sie auch zuweilen mit Interesse nach der ernsten vergrämten Frau geschaut, die neuer dings bei der Mutter in Diensten stand und deren noch junges Gesicht völlig er grautes Haar umrahmte, so lag es ihr jetzt doch viel zu fern, sich um das Wohl und Weh anderer Leute zu kümmern. Da in einer Dämmerungsstunde, als sie meinte, an dem Verföhnungsmort ersticken zu müffen, klingelte sie nach Ernestine. Warum sie s that? Um e mand anderes reden zu hören, als ihr Gewissen, dem sie sich verschließen wollte. Die Frau kam, und als Elfe den seit samen Wunsch äußerte, von ihr die Ge schichte ihrer weißen Haare zu erfahren, zeigte sich keinerlei Verwunderung bei ihr. Es mochten sie wohl viele nach demGruude ihres so früh ergrauten Haares fragen. Mein Haar wurde in einer einzigen Nacht, sowie es heute ist, gnädige Frau." Auf ein Geheiß Elses nahm Ernestine nun Platz. Wie kam es? Erlebten Sie so Schreckliches?" Die Frau stöhnte leise auf. Sehen Sie, gnädige Frau, soviel ich auch gelitten habe, immer ist'S noch nicht genug, um das abzubüßen, was meine Schuld ist. Ich war nicht immer so still, geduldig wie heute, ich war ein recht wildes, starrköpfiges, ver zogeneS Ding von Hause aus, mit dem es sicher kein Mensch ausgehalten hätte, wenn nicht mein Gesicht jung und hübsch gewesen wäre. Daß mir sonst das Herz am rechten Fleck saß, merkte ich erst, als ich meinen Karl kennen lernte, mit dem ich mich, als ich neunzehn Jahre alt war, verheiratete. Wir hatten uns gern alle zwei Gott im Himmel, wie hatten wir uns gern! Mir ging mein Mann über alles in der Welt aber über meinen Eigensinn, -über mei nen Willen ging er mir doch nicht." Eine Pause entstand. Else athmete schwer, als ringe sie nach Luft. Mein Mann war Malermeister und hatte sein gutes Auskommen. Darauf bauend, mußte mir eines TageS der Gebanke kommen, einen genau solch kostbaren Hut von meinem Mann zu verlangen, wie ihn eine reiche Kauf mannsfrau trug. Mein sonst sebr nachgiebiger Karl erklärte mir diesmal rundweg, ich müßte aus meinen Wunsch verzichten. DaS war mir noch nie pas sirt! Ich war außer mir, eS kam zum Zank. Als ich ihm schließlich eine un sinnige Beschuldigung zurief, sprang er plötzlich aus, sah mich an, wie bis in'S Herz getroffen, und wies nach der Thür. Ich ging nicht da ging er. In mir lochte die Wuth. Er hatte mich weg geschickt nun war'S aus zwischen uns. Und so sollte eS kommen." WaS weiter geschah? Wir sprachen nicht miteinander, wie das so zu gehen pflegt. Ich erwartete daS erste Wort von ihm (i meinte, ich müßte es sprechen. Ich sah. wie er litt, aber ich konnte nicht nachgeben. Wir wurden uns immer fremder. Schließlich nahm ich mir vor, Karl am anderen Tage anzusprechen. Ich nahm mir'S nur vor, gnädige Frau, daS war daS Un glück! Wie alle Tage brach mein Mann auch an jenem, wo ich ihn bei feiner Heimkehr vielleicht um Verzeibung bitten wollte, früh auf, um zur Arbeit zu gehen. Während er sonst Mittag; da heim aß, ging er in den Zagen unseres Grolls in einem Gafthof effen. Ich er 9to. 30. wartete ihn also nicht. Da wird gegen 1 Uhr plötzlich an uusere Thür geklopft, und bleich wie eine Leiche steht ein Ge nosse meines Mannes draußen. Ich schrie nicht aus, aber es war, als stände mein Herz still in grauenhafter Ahnung. Ein Unglück. Frau Haak er schrecken Sie nicht in der Minute, wo er in das Restaurant eintreten wollte, stürzte ein Balken von oben " Nun erst fand ich einen Schrei, vor dem mir selber graute. Als ich an der Unglücksstätte an langte, fand ich meinen Mann als Leiche wieder. Erstarrt war für ewig die Hand, der ich noch heute in Versöhnung die meine hatte reichen wollen. i storben ohne ein Wort der Liebe gestorben! In qualvoller Erinnerung stöhnte Ernestine tief auf. Ahnen Sie nun, gnädige Frau, wie ich mein weißes Haar bekam? Es war so schwarz wie das Ihrige! In jener Nacht nach dem Tode meine? Mannes ergraute mein Haar. Draußen auf dem Grabstein meines Mannes stcht's geschrieben, was mich an meine Schuld mahnen soll mein Leben lang: O lieb, so lang du lieben kannst!" Nun wissen Sie meine Geschichte, gnädige Frau. Ich darf wohl wie der gehen?" Lange noch saß Else allein in tiefes Sinnen verloren. Endlich erhob auch ste sich Mutler ich kehre zurück zu ihm noch heute Abend!" rage nicht! Skizze von Anna Fromm, Ein köstlicher Julimorgen, strah lend. lau und dllfteschwer. Ueber Nacht ist ein sanfter Regen gefallen, und die Rosen im Garten, die gestern noch Kno wen waren, sind alle ausqeblkht. In einem der oberen Zimmer des nau es stehen die Fenster weit geöffnet, aber dichte, dunkle Vorhänge lassen die Sonne nicht hinein. Leichter hat sie es mit einem Fenster darunter; die weißen Gardinen wehren den Strahlen nicht hineinzubringen und um den Kops der kleinen L?chäserin zu spielen, die noch in ihrem Bettchen liegt und träumt. Jetzt regt sie sich, wacht auf, blinzelt in das Licht und wendet das kraus lockige Köpfchen ad. Dann reibt sie sich die Augen und steht sich nach dem Bett der Wärterin um, es ist leer. Sie dehnt sich behaglich. Mit einem Mal aber setzt sie sich mit einem Ruck ausrecht. Gestern Abend war etwas Großes ge schehen! Anna, ihre alte Wärterin, war zu ihr gekommen und hatte gesagt: Weißt Du etwas Neues, Gleichen? Du hast einen kleinen Bruder betörn men! Aber nun geh' schnell schlafen. morgen früh darfst Du das Brüderchen sehen!" Sie hatte der Mama nicht mehr gute Nacht sagen dürfen, um das kleine Kindchen nicht zu stören. Das war Alles gestern Abend gewesen, nun aber ist eS Morgen, nun darf sie hinaus gehen. Mit einem Satz ist sie aus dem Bett, in wenigen Minuten hat sie Strümpfe, Schuhe und ihre Röckchen angelegt. Sie schiebt den Vorhang fort und thut einen Blick hinaus. O wie das Alles umher in Sonnenschein glänzt, und wie die schönen Rosen leuchten! Sie lächelt luftig. Es ist gewiß noch früh, sie will hinausgehen und einen Rosenstrauß für die Mama pflücken. Gedacht, gethan. Im Flur ist Nie. mand; sie huscht schnell hinaus. Auch im Garten regt sich nichts als die Schmetterlinge und die Vögel. Um so besser. Sie pflückt alle Rosen, die ihre kleinen Hände erreichen können. Sonst darf sie kleine Blumen abbrechen, aber heute ist ja ein ganz besonderer Tag! Sie legt die Rosen in ihr Schürz chen, nimmt eS bei den Zipfeln zufam men und geht die Treppe hinauf, zu Mama'S Zimmer. An einem Tisch im Hausflur steht Anna und hantirte allerlei Weißzeug. Anna, ist Mama schon wach?" Die Alte fährt erschrocken herum, kehrte sich aber gleich wieder ab und dem Tisch zu. Ach Gott. Gret chen ?" Ist Mama wach? Ich will ihr gu ten Morgen sagen und mein Brüderchen sehen." Nein, nein." sagt Anna hastig, öff. net einen Schrank und blickt angelegent lichft hinein, Tu kannst noch nicht hin eingeben." Noch nicht? Wann denn?" Später. Sie schläft." Tie Alte iupft und rückt a dem Linnen im Schrank und sagt dann, immer noch ohne sich umzuwenden: .Sei ein gutes Kind, Gleichen, e? ist noch sehr früh; geh' noch einmal hinunter, ich hole Dich, wenn eS Zeit ist." Wenn Mama wach ist?" Anna nickt. DaS Kind läßt das Köpfchen hängen, aber eS trippelt ge horsum hinunter in sein Zimmer, setzt sich, die Rosen immer noch im chooß, auf den Bellrand, und nicht lange, so liegt der Kopf in den Kissen, und eS schläft. Die Sonne hat allmählich, an der Wand entlang gleitend, das Zimmer verlassen, als Gretchen aufschreckt. Je mand ist eben hinausgegangen, sie hörte noch, wie die Thür geschlossen wurde. Aber hat sie das geträumt oder hat sie wirklich ei leises Weinen ganz dicht neben sich gehört. Sie fährt mit der Hand über das Gesicht ihre Wange ist naß. Wie kommt das? Sie hat doch nicht geweint! Oben hört sie schwere, langsame Schritte jetzt stocken sie jetzt san gen sie von Neuem an. Still! WaS war das? Ein Schrei? Ein Fall? Sie lauscht mit unruhig klopfendem Herzen. Nein, es ist Alles still. Aber die Schritte gingen in Mama'S Zim mer, sie ist also wach. Sie rafft ihre Rosen zusammen. horcht einen Augenblick an der Thür, sie weiß nicht recht, weshalb oder warum sie zögert, hinauszugehen. Dann geht sie langsam treppan. Wieder ist Anna draußen. Anna, darf ich jetzt hineingehen?" Nein," sagt die Alte zögernd. Aber Mama ist wach, sie wartet ganz gewiß aus mich! Anna, was ist Dir? Du hast geweint?" Die Wärterin macht eine verneinende Kopfbewegung, aber sie spricht nicht. Ist etwas geschehen? Warum darf ich nicht hinein?" In dem Augenblick öffnet sich die Thür von Mama's Zimmer, und der Vater tritt heraus. Das Gesichtchen der Kleinen erhellt sich. Papa! Papa! Laß mich zur Mama hineingehen, bitte!" Was ist das? Auch er sagt kein Wort, er macht eine abwehrende Handbewe gung und verschwindet in einem Zim mer gegenüber. Er hat den Kops ab gewandt, aber Gretchen hat doch gesehen, daß er ganz, ganz blaß ist. Will denn kein Mensch mit ihr spre chen? Eine ungeheuere Angst preßt das Herz der Kleinen zusammen, sie schmiegt sich an die Thür der Mutter, und wäh rend die Rosen aus ihrem Schooß nie dersallen, ruft sie jammernd: Mama! Mama! liebe Mama!" Da umfaßt sie die Alte, drückt das arme Köpfchen an ihre Brust und stam melt unter hervorstllrzenden Thränen: Ä!e,n Herzenskind, sie ist todt!" Diesmal half t nicht. Folgendes Geschichtchen pflegte der verstorbene Distrilts-Anmalt Col. Wil liam B. Mann auf Kosten des bekann ten Criminal-Anwalls Charles Brooke zu erzählen. Brooke hatte einst einen Mörder zu vertheidigen. Die Anklage stützte sich hauptsächlich auf UmstandSbeweise. Diftrikts-Anwalt Mann führte als Beweismaterial ein Paar Schuhe vor. die man an dem Gefangenen gefunden hatte, und welche genau in die im Schnee vorgefundenen Fußspuren paßten. Er machte die Geschworenen aus verschiedene Eigenthümlichkeiten an den Schuhen aufmerksam und fügte hinzu, daß es ihm nicht gelungen sei, in ganz New York ein ähnliches Paar auszu treiben. Brooke bat um die Erlaubniß, einen der Schuhe mit nach Hause nehmen zu dürfen, da er der Meinung war, es möge ihm doch möglich sein, irgendwo ein ähnliches Paar aufzutreiben. Man gab ihm den Stiefel und am nächsten Tage überraschte er die Geschworenen im Gericht mit einem Paar Stiefel, welches mit demjenigen des Gefangenen vollständig übereinstimmten. Nichts deftoweniger wurde der Gefangene schul dig gesprochen. Nachdem alles vorbei war. fragte Mann Brooke: .Charlie, sagen Sie mir doch, wo haben Sie die Stiefel her. Ich konnte in der ganzen Stadt keine finden?" .Ich auch nicht." entgegnete Brooke, ich habe sie über Nacht machen lassen." Ein ?chlaubng. Gattin: ..Ack. lieber Mann k,i dn so llUt. aeb' in Meiler (In mit fcrnn und besorge mir fünf Meter Stoff nach oieiem wüster r Gatte (der einen Greuel vor fflefnr. gungen hat): Meyer & Co.? Ist das nicht das Geschäft, wo die hübschen Ladenmädchen sind?" Iattm (gedehnt): .Ja a a!" Gatte: -Weint Du nocki. die Dam, die Dich damals bediente, war ganz reizend, ich werde Dir die Sachen sofort besorgen!" Gattin (schnell): Nein, laß' nur, ich hole sie mir schon selbst!" Zu' Stammbuch. Erfüll' Deine Pflicht; Halt' fern Du die Gicht; Schätz' gut Gericht Und örg're Dich nicht! ?', .C4.lt. Direktor: !ieM kommt der Liktalen. schuß!" Reaisieur: .Donnerwetter i tah' vergessen, die Pistole zu laden!" .ire:tor: .1'lachl nicht! eben Sie einem Statisten eine tüchtige Ohr feige'."