Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 17, 1896, Image 12
V MS' Migräne. HumoicSkk von V, W, Zell Sie waren nun schon mehr ali drei Monate verheiratet. Trotzdem erklärte Assessor Hartig jeden Tag, der dem glücklichen Paare heranzog, daß er eigentlich tolllopfig verliebt in seine kleine Frau sei, mehr noch denn als Bräutigam savs die Überhaupt im Bereich der Möglichkeit läge I Sie war aber auch allzu lieb und süß, die blonde Hanna mit der zierlichen Figur und dem seinen Kinbergesichtchen. Und daei so reizend srauenhast und mütterlich, wenn es vorläufig ja auch nur der (alte war, den sie nach Kras tcn verjvg und verhüischclte. Wer hätte ie dacht, daß das verwohnte Prinzeß chc so wirthschaststllchtig sein und sich nicht mir eingehend um den Haushalt flimmern, sondern auch mit den kleinen Händen selber wacker zugreisen würde ! Sogar das Kochen besorgte ne hocyw selbst und erlaubte der Köchin nur, ihr dabei hulsreiche Hand zu leisten. Freilich war Hanna's Haussrauew tugend auch zugleich ihre Schwäche, Gerade, weil sie ihre Pflichten so ernst nahm und stets die unfehlbare Herrin im Getriebe des Haushalts sein und bleiben wollte, gerieth sie häufiig mit den Mädchen aneinander, die manches besser zu verstehen meinten als so ein junges Frauchen. Das aber vertrug die kleine Frau Assessorin nicht, und wo ne ie auf dergleichen Rebellion stieß, kündigte sie dem Mädchen sofort. Und so geschah es, daß in den sechs Wochen eigener Äirihschaftsslihrung bereits das siebente Mädchen im Hause war. Das junge Ehepaar hatte noch keine Besuche gemacht, sondern bis jetzt ganz sich selber gelebt. Aber gerade, als das achte Mädchen angezogen war und der junge Hausherr es mindestens etwas unbequem, wenn nicht gar peinlich empfand, schon wieder eine polizeiliche Ab und Anmeldung in doppelten Exemplaren ausfällen zu mllssen, eihielt er einen Brief seines Betters Alfred, der eben von einer italienischen Reise heimkehrte, den Weg Über Berlin nahm und darauf brannte" wie er schrieb , das neue Wäschen kennen zu lernen. Am liebsten wäre ich ja unangemel det bei Euch eingeschneit und Hütte a la fortune du pot einen Löffel Suppe . mitgegessen. Aber eine so junge Haus fia, wie Deine Hanna es ist, könnte das in Verlegenheit bringen. Da meine ich denn, es ist das Beste, Du be suchst mich heut erst im Hotel Reichs hos" und meldest mich Deiner gewiß reizenden Hausehre für morgen seiet lich an !" Dein lieber, guter Fred !" sagte der Assessor ganz gerührt, nachdem er das Schreiben wie alle nicht amtlichen laut vorgelesen. Immer rücksichtsvoll, immer auf alles bedacht " Frau Hanna aber zog ein Mäulchen. Es hätte mich aber gar nicht in Ver legenheit gesetzt, wenn Dein Fred unge meldet erschienen wäre," grollte sie. War unsere Kartoffelsuppe heute nicht ausgezeichnet und das Filet auch?" Aber selbstverständlich, Liebchen! Und doch ist's besser, er kam heute nicht I denke doch, das funkelnagelneue Mäd chen, das mir Übrigens nichts weniger als gewandt aussieht " Frauchen nickte seufzend. Und vielleicht kaum weiß, wie man einen Gast eintreten läßt und meldet." Da haft Du recht ! Und was hätte Dein Vetter von mir und meiner Haus halliingssührung für einen Begriff be kommen, wenn das nicht alles tadellos verläuft !" Nun also, Herzlieb. Und darum ist's am besten, ich gehe heute noch ein mal hin und Tu benutzest die Zeit mei ner Abwesenheit, dem neuen Hausgeist ein wenig auf den Zahn zu fühlen." Du kommst doch aber bald wieder, Heinz?" Natürlich. Zum Abendlhee bin ich wieder da." Es ist das erste Mal, daß Du allein ausgehst, Schatz, ohne daß Dein Amt Dich ruft." sagte sie seierlich mahnend. Ja, Kind, einmal muß es doch das erste Mal sein," entgegnete er leichtser tiq, küßte ihr alle ferneren Unheilspro phezeiungen von den rosigen Lippen und ging. Frau Hanna stand noch ein Weil chen. überlegte die Speisenfolge des morgenden Mittagessens und begab sich dann zur Küche, das neue Mädchen auf das große Ereigniß des ersten GaftcS vorzubereiten. Kochen werde ich selber," sagte sie wichtig. Damit haben Sie nichts zu thun wissen Sie aber auch, wie man einen Gast einführt und meldet?" Aber, gnädige Frau, Besuche kom men doch allerwegen," meinte Minna etwa; beleidigt, Gewiß. Dennoch mochte ich Ihnen sagen und zeigen, wie es in meinem Hause damit gehalten wird. Da sehen Sie einmal hier die silberne Schale ouf der Epiegelconsole im Vorflur ist dazu da. die Visitenkarte aufzunehmen, durch welche der Fremde sich melden läßt. Diese Karre bringen Sie mir, nachdem Sie den Gaft sehr höflich gebe ten haben, ein wenig zu verziehen. Tann führen Sie ihn, vorausgesetzt, daß ich den Besuch annehme, in den Vorflur, schließen sehr leise die Thür und find beim Auskleiden behülflich." Beim Auskleiden?" Natürlich ! Herren müssen doch den Paletot ablegen, bevor pe eintreten, Ach so ja freil:ch, Frau Acssor." , Dann öffnen Sie die Thür zum Empfangszimmer und bitten wieder sehr höflich, dort eintreten zu wollen." Schön, gnädige Frau. WaS kommt nun? Damit sind vorläufig Ihre Oblie umbetten erfüllt und Sie haben sich, wenigstens morgen, schleunigst wieder in die Küche zu begeben, damit das Essen nicht inzwischen anbrennt." Hinter der brodelnden Theemaschine saß am zierlich gedeckten Tisch Frau Hanna und studirte eifrig das Koch, buch. ES war acht Uhr, Heinz mußte jeden Moment eintreten. Als sie sich eben in die Schöpfungsgeschichte eines Wkiiivuddings vertieft hatte, schreckte ein tönender Schlag der Uhr sie auf was. schon halb neun und der sonst so pünktliche Gatte noch nicht da? Erregt blättert sie weiter und liest konfuses Zeug durcheinander, ohne es zu der stehen wo er nur bleibt? Zehn Uhr ! Sie liegt schluchzend im Sessel. Es mußte sicher ein Unglück vassirt sein was kann in der Groß, stobt nicht alles geschehen? Ob man der Polizei Meldung machte? Sie rang die Hände in maßlosem Jammer; das, das schon nach drei Monaten glücklichster Ehe! Elf ! Nun hilft nichts mehr, sie muß hinaus in die Nacht, den Verschwunde nen suchen. Am ganzen Leibe zitternd hüllt sie sich draußen im Vorflur in einen Mantel, zieht Kapuze und Schleier UberS Gesicht, ganz wie sie das immer in Romanen gelesen, steckt den Hausschlüssel zu sich und wendet sich zur Thür. Da was ist das? Draußen ein Schleifen, Tasten und Klirren am Thürschloß, als ob eine unsichere Hand sich vergeblich mühte, den Schlüssel an rechter Stelle einzuschieben eine freu dige Ahnung durchzuckt sie Heinz ! Sie reißt die Thür auf und wirft sich dem endlich Heimgekehrten mit einem unter drückten Jubelfchrei an den Hals. Der Anprall muß etwas stürmisch gewesen sein, denn Heinz chwanlt o bedenklich dabei, daß beide beinahe die Treppe inabgeflogen wären. Geliebteste Engel !" stammelt der zärtliche Gatte. . Ich fürchtete. Du Du wurdest böse sein und nun dieser liebevolle Empfang " Hanna besinnt sich plötzlich auf sich selbst, mustert ihren Heinz mit kritischen Blicken, zieht ihn dann schleunigst ins Zimmer hinein und schleudert ihm hier mit vernichtender Verachtung entgegen: Ich glaube gar, Du hast getrunken über den Durst getrunken, während sich Dein Weib in Todesangst um Dich fast verzehrte." Er sieht sie seelenvergnllgt, harmlos wie ein N.eugcborener an. Natürlich haben wir getrunken auf Dein Wohl, Herz !" vier cliquoni fchen Wittwen haben wir den Hals ge brachen alles auf Dein Wohl." Am nächsten Morgen ist der Assessor krank". Hanna muß infolge dessen die bereitgehaltene Strafpredigt ver schieben und ist tief unglücklich der Gatte krank, gerade heut, wo man den ersten Tischgast erwartet ! Heinz tröstet sie mit schwacher Stimme, indem er den schmerzenden Kopf in beide Hände stützt. Aengstige Dich nur nicht ich glaube, es ist nur bis Mittag wird es jedenfalls viel besser sein, wenn man etwas dagegen thut." Frau Hanna fahrt plötzlich herum. Das ist ja ganz derselbe Zustand, den sie von Papa her kennt Herrgott, ihr lieber, süßer Heinz und ein ganz gemei ner Kater ! Aber auch dieses Verhängniß wird sie mit Heldengröße tragen. Heinz ich werde Dir eine ganz starke Tasse Kaffee machen Papa hals das immer," sagt sie energisch. Er nickt ihr gerührt, Verständniß!' mg zu. Nein, Kanee nicht mir nützt er nicht. Das ist bei Herren verschieden, weißt Du." Aber was hilft Dir?" Kraftbrühe. Kind, aber ganz starke. kolossal starke hatte als Student im mer Lieblg auf der Bude." In meinem Haushalt ist alles Nöthige zu haben, selbst dieser Fleische ertrakt." erklärte sie stolz und drei Minuten später duftete eine Tasse kolossal" starker Brühe vor dem Lei denden. i das erquickt da? belebt, jetzt noch eine Stunde Ruhe und ich bin ge snnb!' sagte er ausathmend, die klei nen Hände der Labung spendenden Samariterin an feine Lippen ziehend. Diese aber riß sich los und eilte zur Küche. Welche Aufgabe harrt heut ihrer das erste Mittagessen für einen Gast herzurichten und zugleich die hohe Aufgabe zu erfüllen, nicht nur die eigene Ehre, sondern die aller jungen Haus, srauen zu retten ! Endlich war das große Werk voll bracht, alles stand fix und fertig da und nun faß sie erwartungsvoll im Salon. Heinz war noch nicht vom Amt zurück, mußte aber jeden Moment kommen. Da tönt die Klingel draußen Better Fred. Wenn nur Minna sich correct benimmt das Madchen hat einen so merkwürdig dummen Ausdruck in dem überrothen Geficht l Es dauert lange, ehe die Salonlhür geöffnet wird und der Gast erscheint aber nein, zuerst muß doch die Karte gebracht werden. Da endlich, Minna kommt eilig und reicht auf dem silbernen Teller ungeichickt die arte hin .Ein ! Lieutenant", flüstert sie dabei leise, käst i aufgeregt. Es ist natürlich Vetter Fred, j nur hatt! Hanna nicht erwartet, daß er aus der Reise in Uniform erscheinen werde. Ich lasse bitten", sagt sie mit hoheitsvoller Ruhe und Minna hastet hinaus. Wieder eine Pause dann draußen Wortwechsel. Was ist da? angstvoll lauscht die junge Frau hinaus. Herr Lieutenant mllssen hier ab legen, gnädige Frau hat's gesagt und ich muß dabei helfen", erklärt Minna energisch. Ein luftige Lachen antwortet darauf. Aber Menfchenslind, ich habe nichts abzulegen! Sie sehen, ich bin ohne Paletot, soll ich mich Ihrer Gnädigen in HemdZärmeln prüsentiren?" Darauf nähern sich sporenklingende Schritte der Thür, Minna eilt voraus, öffnet sie dem Gast und flüstert dabei hastig mit be- deutsamen Augenzwinkern ihrer Herrin zu: Er wollte durchaus nicht ablegen, gesagt habe ich's ihm drei Mal." Frau Hanna ist einer Ohnmacht nahe. Aber Vetter Fred begrüßt sie so herzlich liebenswürdig, im selben Mo- ment erscheint auch Heinz und sie sindet gar nicht Zeit, über das Unerhörte nach zudenken. Bald darauf fetzt man sich zum Mahl nieder, und die unge grau athmet auf. Nun ist ja die Gelegenheit da, dem Gaste zu zeigen, was sie kann und die Ungeschicklichkeit dieser dummen Minna wieder gut zu machen. Die Suppe wird gebracht, aber schon ihr wässeriges Aussehen erfüllt die ehr geizige Hausfrau mit bangen Ahnun gen, sollte die famose Köchin sie nach eigenem Gutdünken verdünnt haben? Man greift zum Löffel, aber fast ent fällt dieser Hanna's bebenden Fingern, nachdem sie gekostet bie Suppe ist thatsächlich fast ungenießbar. Aber Heinz und Fred löffeln sie unter ange- regtest Unterhaltung aus und scheinen nichts zu merken. Dann kommt der Fisch, ein stattlich schön garnirter Zan der nur erweist er sich als völlig un- gesalzen, und auch die schönste Trüffel- sauce kann diesem Mangel nicht adhel fen. Hanna ist ganz verblüfft sie weiß doch genau, daß sie eine ganze große Hand voll Salz darüber geschüttet hat! Vetter Fred macht da eben eine tiefsinnige Bemerkung vom Salz der Ehe soll das eine Anspielung sein? Aber nein, er sieht so harmlos lustig drein vielleicht liebt er es sogar, Fisch unge alzen zu e en, der Geschmack ist ia doch ver qieöen. Der Puter wird hereingetragen sein glanzend schwarzdraunes Aussehen er räth, daß Minna ihn richtig im letzten Aioment noch hat anbrennen lassen, Frau Hanna ist außer sich, aber Heinz zerlegt das Prachtstück, ohne eine Miene zu verziehen und Fred langt tapfer zu, obgleich das Fleisch trocken, nüchtern, wie gedörrt schmeckt. Die junge Frau kommt wieder zu sich. Auch bleibt ja noch der Weinpudding und das selbst bereitete Eis, ihre Hausfrauenehre zu retten. Aber als sie den ersten Bissen Pud ding im Munde hat, fliegt ein Schauer über ihren Körper, Heinz sieht sehr er staunt aus und selbst Fred schneidet eine Grimasse, um dann gleich zu erklären, daß diese Speise vorzüglich sei und or dentlich erfrischend wirke. Hanna saß bleich und ftill da: sie wußte, daß der Pudding ungenießbar sei, sie sich in der Hast jedenfalls vergriffen und Essig statt Wein dazu genommen haben müsse. Ganz verzweifelt ob all dieses Mißge schicks hoffte sie nun schon gar nicht mehr, daß der Schneemann sie und ihr Mittagsmahl herausreißen werde und es war gut, daß sie nicht hoffte, denn es blieb ihr so noch die letzte Ent täuschiing erspart. Langsam führte sie den ersten Löffel voll zum Munde richtig ihre Unheilsahnung hatte nicht getrogen, denn das Salz, das dem Fisch gefehlt, war von ihr dem Eis zugetheilt worden! Da aber des Assessors Tischmein gut war, blieben die Herren vergnügt wie bisher, und als man ftch endlich vom Mahl erhob, erklärte Vetter Fred, der Hausfrau voll Begeisterung die Hand schüttelnd, noch nie so ausgezeichnet ge- speist zu vaben. Ja," sagte Heinz strahlend, und das AllcS hat sie selbst gekocht !" Ader als die beiden im Rauchzim mer sich eine Cigarre anzündeten, und Hanna wie gebrochen zurückblieb, hörte sie ganz deutlich, wie Fred zu ihrem Gatten sagte: Deine Frau ift süß, Heinz, an betungswürdig. haft eben kolossales Glück gehabt, alter Junge. Nur laß sie um Himmelswillen nie in die Küche Mensch, wie hältst Tu eS aus, derlei Zeug zu verdauen und dabei gesund zu bleiben?" Hanna hörte nur noch einen Laut des Staunens von ihres Gatten Lippen. Tann bekam sie plötzlich Migräne" und ließ das mit aufrichtigem Be dauern" den Herren vermelden. Ein Pifttlenfchuß S.ne riminal ffia)ie nach dem I! gariichkn. Im Zimmer deS BaronS ertönte ein , Schuß. Der Baron hatte kurz vorher! die Thüre seines Arbeitszimmers der schloffen. Die Dienerschaft lief zu der Thür hin, pochte und schlug dann hef tia gegen dieselbe. Niemand antwortete von mnen auf den Lärm, trotzdem sich, der Baron nicht allein eingeschloffen hatte: er hatte einige Minuten vorher seine Gattin u sich bitten lernn, mit! welcher er einiae ernstere Anaeleaenbei ten besprechen wollte. T Dienerschaft war überzeugt, daß ! dort drinnen irgend eine blutige Katastrophe stattgefunden habe: c5 wurde sofort nach der Polizei geschickt, und als diese anlangte, war die Die nerschast eben mit der großen, starken Eichenthllr fertig geworden. Sie hatte dieselbe aus den Angeln gehoben. Drin bot sich den Blicken der Eintre tenden in der That ein schrecklicher An blick dar. Der Baron lag mit durchschossenem Haupte inmitten einer Blutlache auf dem Boden hingestreckt. Neben ihm lag ohnmächtig die Baronin. Die verhängnisvolle Pistole, welche das Leben des Barons ausgelöscht hatte, fand man auf dem Stehschreibpult neben dem Tintenfaß. Die leere Patrone rauchte och in derselben und obwohl es nur eine einläufige Pistole war, war der Hahn dennoch auf's Neue aufgezogen, als ob der Betreffende, der das Mordwerkzeug hingeworfen hatte, noch einen Schuß aus demselben hätte erzwingen wollen. Wenn die Baronin den ersten Schuß gethan, so hatte sie gewiß den zweiten für sich bestimmt und deswegen den Hahn wieder aufgezogen. Der Polizeideamte, der aus dem An blicke, der sich ihm darbot, sosort zu kombiniren begann, hielt es durchaus nicht für unmöglich, daß die Baronin nur deshalb vor Schreck ohnmächtig ge, worden sei, weil sie für sich über keine Ladung mehr verfügte. Hier hat ein Familienstreit ftattgefund," so kalku- Irrte er im Stillen. Kaum kehrte die Baronin zur Besin nun zurück, brach sie in lautes Schlucht zen auS und warf sich mit einem herz, erschütternden Aufschrei auf ihren Gt tcn, dessen Tod die Aerzte inzwi chen konftatirt hatten. Sie schien ihren Gatten aufrichtig zu bedauern und zu beweinen. Wie, wenn der Baron den Schuß dennoch selbst auf sich abgegeben Hütte!" dachte der Polizeibeamte. Diese jam mernde Frau scheint ganz unschuldig zu sein. Heutzutage ist es nicht eben eine Seltenheit, daß selbst ein der besten Verhältnisse sich erfreuender Mann zum Selbstmörder wird, und zwar des Oefteren aus ganz geringfügiger Ur fache." Der Polizeiarzt war mit seiner Süße ren Untersuchung ferkig. Er erklärte mit voller Bestimmtheit, daß die Kugel von rückwärts, und zwar in etwas schräger Richtung von unten nach oben, in den Schädel eingedrungen sei, daß der Schuß mindestens aus einer Entfernung von drei bis vier Spannen gefallen und daher die Möglichkeit des Selbst mordes ausgeschlossen sei. Nun bot sich Raum zu gercchtfertig tem Verdachte. Man nahm die Baronin als einzige Augenzeugin in's Verhör. Ihr Geständniß lautete indessen so seltsam, daß sie sofort die Verdächtige wurde. Sie hatte den Rücken gewen det, als der verhünißvolle Schuß fiel: als sie sich umwandte, lag ihr Gatte schon auf dem Boden. Und als sie den Todeskampf ihres Gatten sah, verlor sie das Bewußt ein. Die ernste Besprechung, zu welcher sich ihr Gatte mit ihr einschloß, bestand in nichts Anderem als m einem Haus kaufe, dessen zu Papier gebrachte Ve tragspunktationen da auf der Erde um herlagen. Die Baronin hatte dieselben, ehe sie noch zu Ende gelesen hatte, aus der Hand fallen lassen. Der Baron und die Baronin hatten miteinander in der schönsten Eintracht gelebt. Es gab nicht einmal einen ernsteren 'Woitwechsel zwischen ihnen. Die Baronin lebte in einer besonders musterhaften Zuruckgezogenheit. trotz- dem sie dem Baron die Hand nicht aus Liebe gereicht hatte. AIs die Tochter eines Verwalters hatte sie ihn auf Be fehl ihres Vaters geheirathet. Ein junger, herrschaftlicher gorftadjunlt be saß ihre Liebe und sie war schon fast seine Braut, als der Baron dazwischen trat und durch seine Werbung ihr Glück vereitelte. Der Forstadjunkt liebte sie außer ordentlich. Er vermochte sie nicht zu vergessen und blieb ledig. ES war all gemein bekannt, daß er das aus der Mädchenzeit der Baronin stammende Bild noch immer auf dem Herzen trage, man machte aber auch die Erfahrung, daß er jede Begegnung mit der Ba ronin absichtlich vermeide. Wenn er auch darunter litt, so wußte er dieS zu verheimlichen, und Niemand hatte je mals auch nur ein Wort der Klage von ihm vernommen. Der Forstadunlt steckte Sommer und Winter draußen in den Herr schastlichen Wäldern, das gegenwär tige blutige Ereigniß aber fand drin nen in der Hauptstadt statt. Seine Hand konnte also bei diesem räthsel haften Falle auch nicht mitgewirlt ha den. Das Zimmer wurde sorgsam durch forscht. Verborgen konnte in demselben Niemand sein. Der Schußwar auch nicht von außen gekommen, denn die Fenster waren ganz; überdies hatte auch dn rasch angelangte Polizeibeamte die auf dem Schreibpulte liegende Pistole noch rauchen asehen, Der Perdacht des MordeS richiete sich ganz entschieden gegen die Baronin. ES wurde die Untersuchung gegen sie eingeleitet und aus rund der ausge tauchten Verdachtsmomente wurde sie trotz all' ihres Leugnen; unter Anklage gestillt, jedoch nicht verhaftet. Der Baron hatte vor einigen Mona, ten sein Testament gemacht und sie zur Universalerbin seines Vermögens er Hoden. Die wußte auch die Baronin und man setzte daher von ihr voraus, daß sie, wenn auch nicht ans anderen Gründen, so doch zur Beschleunigung des ErdschaftSantrittcS den Mord be gangen habe. Tausenderlei Klatschereien knrsirtcn über sie in der Stadt und in den Zei hingen. Ihre Affaire wurde von Tag zu Tag mit interessanteren Momenten bedacht und besprochen. Jedermann wurde zu ihrem Feinde. Auch selbst ihre eigene Dienerschaft, Jede ihrer Bewegungen wurden belauscht, man notirte alle ihre fallengelassenen Worte und gab selbst aus ihre Gedanken Acht Sie mußte entsetzliche Wochen tox bringen: verachtet, von Spionen um geben, von allen Bekennten gemieden und selbst von ihren Verwandten zu rückgewiesen. Es verging lange Zeit, bis endlich der Tag der Verhandlung kam. Sie hatte einen ausgezeichneten Ver theidiger, allein auch dieser vermochte nur ihr Leugnen als Beweis vorzu, bringen und hauste zu ihrer Entschuldig gung etliche mildernde Umstünde zu, stimmen. . Die ganze Menge der Beweise und der schein waren alle gegen sie. Je dermann erwartete ihre Verurthei lung. Nach Anhörung der Anklage und Vertheidigungsreden forderte der Prii, stdent die Angeklagte auf, sie möge sagen, ob sie nicht etwa noch etwas zu ihrer Bertheidlgung vorbringen könne, Die Baronin winkte verneinend. In diesem Augenblicke begann es sich in der Menge des ZuhömpuMl kums zu bewegen. Eine angenehme metallische Männerstimme unterbrach die Dtille. Es sei mir gestattet, auch zur Sache z sprechen!" Wer ist das?" ertönte es von den Lippen deS Präsidenten. Ein einfacher Forstbeamter deS ver, storbenen Barons." Sprechen Sie, was wollcn Sie? Weshalb haben Sie sich nicht schon früher als Zeuge gemeldet?" Ich kam erst im Laufe der Verband lung zur Kenntniß des Umstandes, daß der Hahn der Pistole, aus welcher der tödttiche Schuß gefallen war, aufge, zogen und die Pistole selbst aus das Schreibpult geworfen, neben dem harten Tintenfasse gefunden war. Ich frage nun: wurde von den Sachverständigen der jtupsertheil der in der Pistole losge, gangenen Patrone daraufhin unter, sucht, ob auf demselben der gewöhnliche Schlag des Pistolenhahus wahrnehmbar sei? Denn wenn nicht, dann ist eS als wahrscheinlich anzunehmen, daß jene Patrone in der von dem Baron lässig auf den Tisch geworfenen Pistole von selbst losging und daß folglich die Baronin unschuldig ist." Die Richter wechselten betroffene Blicke. Die Urtheilssüllung wurde slkS pendirt, eS wurden rasch Sachverftän dige herbeigeholt, und diese konftatirten, daß der Schuß in der That in Folge der Erschütterung in der Pistole von selbst losgegangen sei. Den Tod deS Barons hatte also nur Zusall verschuldet. Die Baronin wurde freigesprochen. Ein Jahr darauf brachten die Blätter die Nachricht, daß die Baronin den Retter ihrer Ehre, den armen Forst adjunkten, geheirathet habe. Humorist und Zauberer. Vor einigen Jahren trafen sich der verstorbene Humorist Bill Nve und der Zauberer Herrmann zum ersten Male in einer kleinen Stadt in Ohio. Sie kannten sich gegenseitig, doch waren sie sich nie vorgestellt worden. Der Zufall wollte es, daß Beide sich an der Tafel desselben Hotels wieder trafen. Herrmann saß dem Humoristen ge, genüber und als dieser eben seinen Salat zerschneiden wollte, rief der Zaw derer plötzlich: Entschuldigen Sie, aber ich habe da soeben, wenn ich mich nicht irre, etwas sonderbares in ihrem Salat gesehen." Nye durchsuchte denselben, aber konnte nichts finden, als er edoch weiter effen wollte, sprang Herrmann auf und sagte: Tiesesmal habe ich mich aber nicht geirrt. Sehen Sie hier!" Mit diesen Worten hob er ein Blatt des Salats auf und holte einen prachtvollen Diamantring, der mehrere Hundert Dollars werth war, hervor. Nye nahm denselben langsam in die Hand, betrachtete ihn und ohne irgend welches Erstaunen zu zeigen, sagte er: DieS geht jetzt aber zu weit. Wohin ich mich bewege, überall verliere ich Diamanten. Vorgestern habe ich einen Solitär in einer Zuckerdose in PittS bürg verloren und heute Morgen erst hat das Zimmermädchen beim AuS kehren drei oder vier in meinem Zimmer gefunden. Tiefe Sache greift mich so sehr an. daß ich die Tinger immer gleich fortgebe." Tann rief er die aus wartende Kellnerin an den Tisch, gab ihr Herrmann'S Ring und sagte: Hier ift eine Kleinigkeit sür Sie. Behalten Sie eS als Andenken." Es kostete Herrmann mehrere Fla schen Wein und auch sonst noch etwas, ehe er wieder in Besitz seines Ringes ge langt war. Stück. Gauner (welcher in dem Augenblicke, als seine Schwiegermutter aus Besuch kommt, verhaftet wird): ,To7,nerwet ler. hab' ich Glück!" nt(jtnrcmmrnd. Hausarzt: WaS fehlt Ihnen, gnä dige Frau?" WaS Ihnen am besten paßt, Herr Doktor!" höflich. Blaustrumpf (in der Gesellschaft): Mein Gedicht wollen Sie also nicht bringen; wenn ich Sie nun recht sehr darum bitte?" Redakteur: Dann muß ich Ihnen trotzdem ein Papierkörbchen geben, meine Gnädige!" B wchl Johanne (zu Weihnachten): Endlich ist Jemand draußen, der tvaZ bringt." Warum hast Du eS denn nicht ab genommen?" Johanne: Er muß eS selbst Ubcr geben, eS ist eine Vorladung vor das Bezirksgericht." SchneiSig, Schaffner: Hier ist die Nothleinc gezogen worden?" Lieutenant: Jawohl, sofort um kehren! Bin in den unrichtigen Zug eingestiegen." Line maßvolle Unterhaltung, Gigerl: Reden Sie nicht, Herr Maas, nehmen Sie Ihr Maß und neh men Sie mir Maß!" Schneider: Aber das Jaquet hat doch das richtige Maß." Gigerl: Sie maßen sich ein Urtheil an? Sie sind mir nicht maßgebend," Schneider: Aber maßnehmend bitte, mäßigen Sie sich!" Dom Kasernenhofe, Sergeant (zu einem Einjährigen): Na Sie, machen Sie nicht so ein dum mes Gesicht, als ob Sie mindestens schon ein Professor wären!" Am postschalter, Fremder: Lagert hier eine Postan Weisung für Joses Müller?" Beamter: Können Sie sich legiti miren! Fremder: Na gewiß, hier ist meine Kostmirthin, die mir schon acht Tage auf diese Geldsendung gepumpt hat." Gemüthlich. Polizeidiener: Gleich begleiten Sie mich mal zum Bürgermeister!" Strolch: Lassen Sie mich schon lau fen. Herr Wachtmann, mit mir legen Sie heute keine Ehre ein!" Dienstfrei. Herr (zu einem anderen, der ihm als Claqneur bekannt, im Theater): ,,Wa rum applaudiren Sie nicht?" Claaueur: Ich bin ja heute zum Vergnügen da!" Modems kieloin, ,Jhr Fräulein Tochter, Herr Kom merzienrath, ist gegen die Herrenwelt aber sehr spröde!" Allerdings! Sie weiß meine Mit lionen tapfer zu vertheidigen!" l?erxlaxocrt. Dame: O. ein Jäger ist mir etwas Entsetzliches! Wie kann man ein Ver gniigen darin finden, so unschuldige Thiere zu quälen!" Eonntagsiäger: Ja, ich sönnt 8 auch nicht!" Boshaft. Junge Mutter: Das Kind wird ganz reizend; es kann schon Papa und Mama sagen! Da! Haben Sie 'S ge hört?" Besuch Jungge elle): Ja. ich hab'S gehört. WaS sagte es denn eben, Papa oder Mama?" Eine klnge Hausfrau, Sieh, Männchen, wie kommt eigent lich dieses Schrotkorn in den Hasen? ES ist doch ein gelauster." Naiv. Aeltere Schwester: Wie konntest Tu nur Vetter Theodor einen Kuß geben?" Jüngere Schwester: Ich stieg auf eine Fußbank, und da ging es." Gemüthlich. Nachtwächter: Jetzt begegne ich Jh nen schon zum vierten Male; Sie haben wohl keine Wohnung?" Strolch: Augenblicklich nicht, aber ich suche eine .... wiffen Sie nichts Pas. sendeS?" seine Diagnose. Herr: Herr Doktor, WaS halten Sie von dem Unwohlsein meiner Frau?" Doktor: Hm. weiß Gott, in wel chem Schaufenster Ihre Frau wieder eine neue Robe gesehen hat." Sie Xantixpe. Sie: Freust Tu Dich nicht über die neuen Gardinen?" Er: .Deine Prediaten bleiben docb die alten!" Malmos. Sonntagsjäger der wieder einen Ha seji gefehlt): .Sehen Sie nur. wie der läuft!" Förster: .Das ist ein toller Kerl! Der will Ihnen die Blamage ersparen. saus sie wieder nach ihm schießen soll ten!" PnicficMrr. Und die Köchin aina bin und fAr.üt ! sich den Arauokops ob.