Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 17, 1896, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ,
Die Amazonen von Arizona.
tfnäliluiig von ßdirViUn.
Im Jahre IM lebte im siidlichsten
Theile des Territoriums Arizona, wel'
cheS damals noch nicht lange im Besitze
der Ver. Staaten war. nahe der meri
konischen Grenze und nicht weit von den
verfallenen Ruinen der ehemaligen
Mission San Jose de Tumacacari in
der Nachbarschaft einiger der wiidenen
dachen .Indianer lamme der m
fiedler Samuel Pennington mit seinen
Kon schönen Töchtern, Haidmotanm'
nen von sechzehn bis zu sechsiindzwanzig
Jahren, die er als erfahrener und
muthiger Grenzbewohner ganz mili
tarisch erzogen hatte.
Die zehn Mädchen wußten ihre Flin
ten ebenso gut zu gebrauchen, als ihr
Bater die seinige, und wenn er einmal
kurze Zeit abwesend war, so bewachten
immer einige don ihnen mit fchußser,
tigen Waffen in den Handen und unter
stützt von zwei großen wachsamen
Doggen Tag und Nacht das stattliche
Gehöft, das zum Theil durch eine kunst
lose Steinmauer, zum Theil durch
Pallisaden befestigt war.
Die herrliche Gegend war von fast
tropischer Fruchtbarkeit. AlleS gedieh
in reichster Mlle, ohne daß man sich viel
Mühe daran zu geben brauchte. Aber
freilich war die Ernte nicht sonderlich
gesichert, ebenso wenig wie das sonstige
Eigenthum oder gar das Leben selbst.
Deshalb waren andere Ansiedler, welche
sich kurz nach der Annexion des Landes
durch die Union auch dort niedergelassen
hatten, bald wieder fortgezogen, weil
ihnen ihre Skalpe zu lieb waren und sie
nach ihrer Meinung ihre Heerden und
Felder doch nicht hinreichend zu schützen
vermochten.
Ganz anders Samuel Pennington!
Dieser verwegene, eigensinnige A!ann
wollte vor den räuberischen Apachen
durchaus nicht weichen, so viel Schaden
sie ihm auch oft zufügten. Allen
Apachen zum Trotze bleibe ich hier mit
meinen tapferen Töchtern! tagte er
einmal zu einem Reisenden, der ihn be
suchte. Er war freilich in den westlichen
Wildnissen selbst ein halber Indianer
geworden. Früher hatte er lange Jahre
als Trapper bei den Schoschonen gelebt
und auch eine schöne Schoschonin ge
heirathet, welche gestorben war, nach
dem sie ihm zehn reizende Töchter ge
schenkt. Genau bekannt waren ihm die
Liften und Tücken und auch die Sprache
der Apachen-Jndianer, mit welchen er
im fteten Kriege lebte.
Und auch sonst noch war es sehr ge
fährlich zu wohnen in dem wilden neuen
Lande der mächtigen Union, wo außer
den Apachen sich noch viel anderes Ge
Kindel umhertrieb, mexikanische Ban
diten und kalifornische Desperados, die
in'S Land gekommen waren, um zu
plündern und auf Kosten anderer Leute
leben. Die Hauptstadt Tucfon, da
mals unbedeutende Ortschaft, wo
einige Unionstruppen lagen, war ein
Sammelplatz von Mördern, Räubern,,
-Veben, Falschspielern, Trunkenbolden
und anderem Abschaum der Menschheit.
"Alle Tage hörte man von Greuelthaten.
Die ruhigen, fleißigen und ehrenhaften
Bürger im Lande und die Behörden
wann noch nicht mächtig genug, um
mit dem räuberischen Gesinde! fertig zu
werden; ganz besonders aber konnten sie
Arizona nicht von der größten Plage,
den tückischen, schnellen und gewandten
Apachen, befreien.
Friedlich dagegen verhielten sich einige
andere, am Gila-FI e hausende In
dianerftämme: die Pimos, Papagons
und Z)umas. Diese waren einst von
oen spanischen Jesuiten einigermaßen
kiviliflrt und zu. nützlicher Arbeit bewo
gen worden. Von dieser Zeit zeugen
noch viele Ruinen von Kirchen, Ka
pellen, Ordenshäusern, Brücken und
Wasserleitungen, und eine der grob
artigsten dieser Ruinen war die der
Mission von Tumacacari. einige Meilen
von Pennington' Gehöft.
Eines Morgens nahm der Farmer
seine Flinte und rüstete sich zum Aus
gehen.
.Du willst heute auf die Jagd,
Vater?" fragte feine jüngste Tochter
Luc.
.Ja, ich will ein paar Enten schießen
da unten am Schilffumpf," versetzte
Samuel Pennington.
.Thu' das!" ries Lucy. .Die wilden
Enten sind gerade jetzt sehr fett und
schmackhaft. Nimmst Tu eine Dogge
mit?"
.Nein."
.Es wäre aber dcch vielleicht gut.
wegen etwa umherftreifender Apa
chen "
.den deshalb sollt Ihr die Doggen
hier b'balten. Wer von Euch hat heute
Bormitto!-, die Wache?"
.Nanni und Susanne."
.Wohl, sie sollen wachsam sein, wie
gemödnlich,"
.Ich will auch Schildwache stehen,
während Tu sort bist."
.Dann wird daS HauS noch besser
verwahrt sein, mein Liebling' DaS
Z,!r dürft Ihr erst dann wieder öffnen.
wei'N Ihr mich zurückkommen seht,
Ja. daraus wollen wir schon
achtm." -
r Erenier verließ daS Gehöft.
Die Tblire hinter ihm würd sorgfältig
verschlossen. Einmal blickte er zurück.
Er Iah seine Töchter Nanni und Su
sänne aus Posten. Innerhalb der Pa
liffadni standen sie auf Erhöhungen.
Xn wo aus sie nach verschiedenen Sei,
ten weithin die Gegend überschauen
konnten.
Zufrieden schritt er weiter, immer
vorsichtiger um sich spähend. Aber er
sah leine Jndianerspuren, überhaupt
nichts Verdächtiges.
Ich glaube, die rothen Spitzbube
sind jetzt drüben im Mexikanischen mit
ihren Raubzttgen beschäftigt," murmelte
Pennington.
Nach einer kleine halbe Stunde er
reichte er den von Schiifdickichte um
gebeiien Sumpf. Auch hier bemerkte
er Nichts, was ihn hatte beunruhigen
können. Die Wasservögel in den Tüm
peln waren offenbar noch von Niemand
in ihrem friedlichen Schwimmvergnü
gen gestört morden.
Bald kam ihm ein Entenvolk schliß
gerecht, und mit zwei Schüssen seiner
doppellöusigen Schrotflinte erlegte er
drei fette Wildenten. Zwei hatte er
schon aufgehoben und eben wollte er sich
nach der dritten bücken, da vernahm er
ein eigenthümliches Schwirren und Zi
schen in der Luft, und fast im selben
Augenblick sühlte er seine beiden Arme
fest' an seinen Leib geschnürt durch einen
dünnen Lasso, der ihm geschickt über den
Körper geworfen war.
Berwünscht!" brummte er bestürzt.
Das ist ein Apachenftreich!"
Nun bereute er s freilich, daß er nicht
eine seiner Doggen mitgenommen hatte.
Das wachsame Thier hätte sicherlich den
heimtückischen Ueberfall rechtzeitig der
eitelt. Da er sein Jagdmesser erfassen
konnte, versuchte er, den Lasso zu zcr
schneiden. Doch bevor er damit zu
Stande kam, umschnürte ihn schmir
rend schon ein zweiter, dann noch ein
dritter Lasso. Zwei derselben wurden
plötzlich nach einer Richtung hestig an
gezogen und der Farmer durch den
Ruck zu Boden gerissen. Ich bin ver
loten!" dachte er.
Aus dem Schilf erhoben sich die ge
schmeidigen Gestalten dreier junger
Apachen, die in ihrem besten Kriegs
schmucke prangten. Kein Triumph- und
Siegesgeheul stießen sie aus, wie doch
sonst bei einem so ersolgreichen Ueber
fall ihre Gewohnheit war, sondern mit
ernsten Mienen und anscheinend sogar
nicht ohne Wohlwollen betrachteten sie
den Gesungenen.
Wir könnten jetzt Dich tödten und
Deinen Skalp nehmen, sagte einer don
ihnen in den tiefen Kehllauten der
Apachensprache.
Ich wundere mich, daß Ihr es nicht
schon gethan habt," versetzte Penning
ton in demselben Idiom. Nur zu
Ich bin in Eurer Gemalt thut Euer
schlimmstes ich werde als ein Tapse
rer sterben!"
Wir wissen es, Du bist wahrschein
lich ein Tapferer," sprach der junge
Apache, und seine Gesangenen nickten
zustimmend. Wir wollen Dir einen
gutgemeinten Vorschlag machen."
Pennington war höchst erstaunt. So
gab es also doch noch eine Hoffnung für
ihn, aus der furchtbaren Gefahr, in die
p")", in euer Haut zu rat
rinnen.
Die Apachen ließen ihn ausstehen:
von zwei Lassos wurde er besreit, mit
bem dritten aber seffelten sie ihn um so
sorgsältiger. Der Eine nahm das
Jagdmesser an sich, der Zweite die Top
pelflinte, der Dritte trug die Enten des
Gefangenen. So führten sie ihn nach
einem Gebüsch, wo sie ihre Pscrde ange
bunden hatten.
Pennington wurde aufgefordert, sich
auf's Moos zu setzen, und die drei Apa
chen setzten sich zu ihm.
Du bist der Tapferste von den weißen
Eindringlingen, die sich hier ansiedelten,
denn Du wagtest es, zu bleiben, als die
Anderen flohen," sagte der Sprecher der
Trei. Wir wollen Dir vorschlagen:
Verbünde Dich mit uns! Dann darfst
Tu hier ungehindert wohnen, und wir
werden Dein Haus, Deine Pferde,
Deine Maulthiere. Dein Vieh, kurz
Alles, was Dein ist, nicht verwüsten,
nicht rauben, Dich überhaupt nicht mehr
bedrohen."
Pennington gerieth in immer größeres
Erstaunen. Sollte es ihm beschieden
sein, zu erreichen, was noch keinem an
deren Weißen gelungen war, einen civi
lisatorischen Einfluß auf die sonst unbe
zahmbaren Apachen zu gewinnen? Das
war wohl von Wichtigkeit. In den ge
heimnißvollen, noch unerforschten Ein
öden mußten sich reiche Gold und Sil
bererzlager befinden, die den Rothhäuten
bekannt waren. Kam es doch vor, daß
die Apachen zuweilen aus Mangel an
Blei mit goldenen Kugeln schössen. In
den Leichen von ihnen getödteter Weißen
hatte man solche schlecht gegossenen gol
denen Flintenkugeln gesunden. Pen
ninglon selbst war in den Besitz einer
solchen Kugel gelangt.
AIS guter Freund und BundeSge
nosse der Apachen würde eS mir viel',
leicht möglich sein. Genaueres über die
geheimnißvollen Goldgruben zu ersah,
ren," dachte er, und sagte dann laut:
Gerne will ich ein Bundesgenosse der
tapferen und edlen Apachen werden."
TaS ist sehr gut," versetzte der lunge
Indianer. .Tu kommst zu hohen Iah
ren, Tein Bart sängt schon an, grau zu
werden. So ist eZ also wohl Zeit, daß
Tu an die Versorgung Deiner Töchter
dcnlg."
Tarüber habe ich schon oft nachge
dacht," antwortete Pennington arglos,
Es ist wahr, ich möchte sie gerne gut
und anständig derheirathen. Aber hier
kr in diese schöne Wildniß ist bisher
ncch lein einzig geeigneter Freier ge
kommen.
Ter Apache fuhr sort: .Wir wollen
Dir die Sorge abnehme. Deine Töch
ter sind schön wie die Antilopen der
Wüste und tapser wie junge Panther!
Wir haben nZ mehrmals nahe an sie
herangeschlichen, ohne daß sie uns be
merken konnten, und wir haben sie mit
entzückten Augen bewundert. Wir Drei
hier wünschen die drei jüngsten und
hübschesten zu unseren Squaws zu ma
chen. Die anderen sieden können dann
auch später an sieben andere junge Apa
chen verheirathcl werden."
Pennington wurde aus's Höchste ver
Müsst durch diesen Vorschlag. Völlig
überzeugt war er natürlich davon, daß
seine Töchter sich niemals darauf ein
lassen würden, hielt eS aber selbftvcr
stündlich nicht sllr weislich, dies den
verliebten Apachen zu gestehen.
So antwortete er denn: Gewiß wird
es für mich eine große Ehre sein, der
Schwiegervater von zehn tapferen Apa,
chenlriegern zu werden, und ein Vor
theil dazu, indem ich dann ja in Zu
kunft sorgenlos aus meiner Besitzung
bleiben könnte. Nur kommt naturlich
die Meinung meiner Töchter in dieser
kache auch in Betracht."
Das versteht sich," sagte der Apache
kopfnickend. Du mußt Deinen Töch
tern unsere Bewerbung mittheilen und
als kluger Vater sie zur Annahme der
selben zu bewegen suchen. Deine Töchter
sind ja Halbindianerinnen; so werden
sie hoffentlich nicht- abgeneigt sein,
ganze Indianerinnen zu werden. Wirk
lich, sie sollen es in unseren Wigwams
sehr gut haben, das kannst Du ihnen
sagen."
Wenn ich als guter Vater meinen
Kindern mittheilen soll, daß ihr Glück
bei den Apachen blüht, so müßt Ihr mir
doch zunächst die Freiheit geben."
Sicherlich! Wir haben Dich nur
eingefangen, weil wir auf keine andere
Art Deiner habhaft zu werden wußten,
um mit Dir über unsere Heirathswün
sche vernünftig zu sprechen. Da unser
Vorschlag Dir gefällt, so setzen wir Dich
jetzt in Freiheit!"
Der Indianer löste nach diesen Wor
ten den Lasso und gab Pennington die
Doppelflinte, daS Jagdmesser und die
Enten zurück. Dann gingen sie alle
Vier nach dem verpallissadirten Gehöft.
Als die weiblichen Schildwachen
?!anni und Susanne mit ihren scharf
lugenden Augen den Bater zurückkehren
sahen, geleitet von drei Apachenlriegern
da schrien sie: Zu den Waffen!" Und
sogleich kamen die anderen tapferen acht
Schwestern zum Vorschein mit ihren
Flinten. Die beiden großen Doggen
bellten aus Leibeskräften.
Tapfere Apachen," sagte Penninq
ton draußen zu den Indianern, wollt
Ihr mich in s Haus begleiten? Oder
zieht 3tjt'ä vielleicht vor, hier den Be
scheid zu erwarten?"
Die drei Rothhäute beriethen einen
Augenblick. Dann sagte der Eine:
Wir wollen uns hier auf daZ Gras
setzen und warten."
Ter Farmer ging darauf allein zum
PaUissadenthor und wurde natürlich so
fort eingelassen.
Was hat daS zu bedeuten, Vater?"
riefen die Töchter erstaunt.
Große Neuigkeiten, meine Lieben!
Trei Freier find schon draußen und
sieben andere kommen noch "
Was wie diese Apachen?"
Wollen durchaus meine Schwieger
söhne werden ja !" Und er erzählte
sein Abenteuer und schloß: Seh,
ernsthaft meinen es die Drei dort ! Die
rothen Krieger bewundern über alle
Maßen Euere Schönheit und erprobte
Tapferkeit. Wollt Ihr Apachensquaws
werden?"
Nimmermehr!" schrien die Mäd
chen. Und fte brachen in das schallendste
Hohngelächter aus.
Ich dachte mir'S," meinte der Va
ter. Diese armen Teufel von Apachen
werden mit hängenden Ohren abziehen
müssen. Aber sagt eS ihnen selbst, da
mit sie erkennen, daß ich als redlicher
Mann ihren Austrag gewissenhaft be
sorgte !"
Ja, daS vollen wir !"
Wer soll Sprecherin sein?"
Nanni! Die hat die lauteste
Stimme !"
Pennington öffnete das Thor und
hielt die beiden Toggen zurück, welche
hinaus stürzen wollten. Seine zehn
Töchter marschirten mit ihren Flinten
hinaus und stellten sich in einer Reihe
auf. AIS die drei jungen verliebten
Apachen die zehn Amazonen erblickten,
sprangen sie wie entzückt vom Erdboden
auf, und (5 schien, daß sie mit hoff
nungsfrohem Vertrauen näher kommen
wollten.
Legt an !" commandirte Nanni und
sofort wurden die zehn Flintenläufe au
die unglückseligen indianischen Freier
gerichtet, 'die wie niedergedonnert stehen
blieben.
Nanni trat darauf einen Schritt vor
und rief mit ihrer weithin schallenden
kräftigen Stimme in der Apachen
spräche :
Die Apachen sind Mörder und
Tiede, sind räuberische Wölfe und hung
rige Hunde ! Wir verachten Eure An
träge und wollen nicht Eure SquamS
fein. Lieber noch möchten wir ehrliche
BumaS. Pimos oder Papagons beira
then alS solche Apachenschuste ! Macht.
daß Ihr fortkommt !
Die drei so energisch abgewiesenen
Freier stießen ein gellendes Wulhge
schrei auS. Tann liefen sie dem Ge
bllsch zu, wo sie ihre Pferde stehen
hatlen.
.TaS haft Tu ganz schön gemacht.
Nanni," sagte Pennington. In der
nächsten Zeit aber können wir uns aus
einen tüchtigen Ueberfall und auch auf
sonstige Teufeleien gefaßt machen.
Wir müssen in Zukunst doch besser auf
unserer Hut sein, als seither."
ES dauerte denn auch wirklich nicht
lange, so trafen seine Beslirchhingen
ein. Eine Bande von sUnfzig bis sech
zig Apachen erschien und belagerte daS
Gehö t. Die Bewohner desselben durf
ten es nicht mehr wagen, sich außerhalb
der schlitzenden Palissaden blicken z: las,
sen und konnten unter solchen Umstäw
den keine Arbeiten auf dem Felde rw
richten. Zum Glück hatten sie ihre
Ernte schon eingeheimst und auch hin
reichend Futter sllr ihre sicher verwahr
ten Pferde, Maulthiere und Kilbe, so
wie auch sonstige VorrSthe.
Doch wurde ei solcher unbehaglicher
Zustand auf die Dauer nachgerade un
erträglich, denn die Apachen, trotzdem
ihre Angriffe mehrmals von den Bela
gerten siegreich zurückgeschlagen worden
waren, zogen ganz gegen ihre sonstige
Gewohnheit nicht ad, sondern setzten
hartnäckig ihre Belagerung fort.
Eines Abends machten sie abermals
einen heftigen Angriff. Da erscholl
plötzlich ein Trompetensignal, und ein
Dragonertrupp, angeführt von einem
Lieutenant, sprengte mit Hurrah aus
fte loS. Dann kamen auch noch einige
andere Reiter zum Vorschein, die sich
am Gefecht betheiligtcn. Dazu krachten
die Flintenschüsse Pennington's und sei
ner zehn Amazonen. Das wüthende
Geheul und Gebell der großen Doggen
mischte sich darein. Von den Apachen
wurden viele erschossen oder niederae
bauen. Ein Ueberreft der Bande rettete
sich durch schleunigste Flucht.
Dann kamen auch noch einige große
bequeme Planwagen mit schellenllinae-
den Maullhiergespannen heran.
Die !v!ilitäreskorte geleitete den Su-
perintendenten der indianischen Anaele-
genheiten Arizona's", Charles Poston,
und dessen aus sechs anderen Herren
bestehendes Gefolge auf einer amtlichen
Reise durch das wilde Land. Poston
hatte den Z)umas, Pimos, Papagons
und anderen gutgesinnten Indianer
ftämmen reiche Geschenke der Regierung
überbracht und zuletzt auch die Trümmer
der ehemaligen Mission, San Jose de
Tumacacari besichtigt. Dann waren
sie weitergezogen, hatten die Schüsse vei
nommen und waren sofort den Bedräng
ten zu Hülfe geeilt.
Zu Ehren der Gäste hißte Penning
ton an seiner Flaggenstange ein ame,
rikanischcs Sternenbanner auf, welches
er befaß. Dann bewirthete er mit
Hülfe seiner Töchter die Befreier auf's
Beste.
Die zehn Amazonen prangten dabei
in ihrem besten Staate und sahen seit
sam und phantastisch aus in ihrer halb
cidilisirten und halb indianischen Klei
bung. Es fehlte ihnen auch nicht an
schimmerndem Silber- und Kod
schmuck. Einet von Poston'S Begleitern und
Freunden war der treffliche Reiseschil
derer und geistreiche Journalist I. Roß
Browne, der im Auftrage einer großen
Jan FranciSco'er Zeitung und eines
New Ärker Journals die Reife mit
machte. Fast ganz Europa. Egypten
Palästina, Zanzibar und Madagaskar
hatte er als Journalist bereift nun
adet in Arizona sah er das Allermcrk-
würdigste, nämlich den alten Penning-J
ton mit seinen zehn Töchtern! Wahr
lich, selbst in dem berühmten Operetten
Theater San Francisco's hatte man
etwas so Abenteuerliches bisher noch
nicht aufgeführt! Er plauderte viel
mit ihnen und wurde durch ihn Erzäh
lungen von ihren Kämpfen mit den
Apachen ganz begeistert. So beschloß
er denn als beständiger Journalist, den
zehn anmulhigen Amazonen ein schönes
Feuilleton zu widmen.
Am folgenden Tage zog die Reise-
karawane weiter, zunächst nach dem
Fort Tubac.
Pennington und seine Töchter hatten
wohl eine kurze Zeit Ruhe vor den
Apachen. Dann aber machten diese
ihnen wieder viel zu schassen.
Einige Monate waten seit den im
vorigen Abschnitte geschilderten Ereig
nissen vergangen.
Tie große San Francisco er Zeitung
hatte das interessante Feuilleton ihres
Reiseberichterftatters über C!i Pin
nington und seine zehn tapferen Töch
ter" gebracht. Der Artikel erregte in
ganz Kalifornien Aufsehen und bei
manchen jungen Leuten sogar Begeiste
rung süt die Mädchen.
Auch in die Zettlaget det Goldgtä-
bet dtang die weitvetbteitete und viel
gelesene Zeitung. Ein junget Gold
gräber las seinen sechs Genossen den
Artilel vot.
hurrah!" schrieen sie begeistert,
nachdem er geendigt, Hurrah für Clb
Pennington und seine zehn tapferen
Töchter!"
Tie sieben Goldgräber waren ihrer
beschwerlichen Beschädigung längst über
drüssig geworden. Früher hatten sie
als Jäger, Fuhrleute, Händler und
dergleichen ein freies Wildnißleben ge
führt, und daS hatte ihnen viel besser
gefallen.
.Kameraden, sagte der Eine, gestern
sprachen wir davon, daß wir uns tren
nen wollten. Einige wollten nach Ne
vada, Andere nach Colorado, noch An-
dere nach Orezon. Run. ich schlage
vor, wir halten auch feiner noch treu
lich zusammen!"
Und wohin sollten wir denn zusam-menziehen!"
Nach Arizona! Wir wollen dem
wackeren Pennington und seinen zehn
wackeren Töchter,, in ilirm Kämpsen
gegen die Apachen zu Hülse kommen!"
Hurtah! TaS ist wahrhaftig ein
guter Gedanke!"
lind sind sie wirtlich so schön und
herzhaft, wie sie hier in det Zeitung be
schrieben werden "
Und gelallen sie ,,S "
So heirathen wir sieben von den
Amazonen!"
Ja. auf solche Weise würde Sieben
von ihnen versorgt "
Und für die anderen Drei wird wohl
auch noch Rath geschasst nachher."
Hurrah! Auf ach Arizona!"
Es soll ei sehr schönes Land sein."
Es paßt jedensalls ganz vortrefflich
für solche Bursche, wie wir sind."
Und hätten wir' gewußt, daß i
dem wilden Apachcnlande solche reizende
Mädchen sich befinde, so wäre wir
wahrscheinlich schon sriiher dorthin ge
zogen!"
Ja. ganz gewiß!"
Hurrah!" schrieen Alle noch voll
Begeisterung, Hurrah sllr die zehn
schöne Amazonen da unten bei Tunia
cacari!"
In den nächsten Tagen versteigerten
sie öffentlich ihre sämmtlichen Gerätb-
schaften. Dann kauften sie Maulthiere,
Pferde, zwei starke Planwagen und noch
sonst Alles, was sie doraussichtlich
brauchten, und erließen das Goldgtä
beklaget.
Unterwegs gesellten sich uoch drei aute
Freunde zu ihnen, welche ebcnsalls von
Begeisterung sllr das romantische Un
ternehmen erfaßt wurden, als sie davon
hörten.
Südlich zogen sie durch Kalifornien,
dann durch die schauerliche Colorado
wüste, über den Gilafluß und immer
weiter nach Arizona hinein.
Wieder belagerten tückische Apachen
das einsame Gehöst Pennington'S.
Flintenschüsse krachten hüben und dtü
den. Da kamen unsere zehn Abenteurer
gerade rechtzeitig dazu und schlugen nach
kurzem blutigen Kampfe die Apachen in
qie Flucht.
Man kann sich denken, mit welchem
Vergnügen die wackeren jnngen Män
ner von Pennington und seinen Töchtern
empfangen wurden.
Der Alte war hocherfreut, als er der
nahm, welchem merkwürdigen Umstände
er diese unverhoffte Hülse in so großer
Noth verdankte, und die ,ehn Amazo
nen gefielen den zehn tapferen Ankömm-
lingen noch besser in der Nähe, als bis
her schon aus der Ferne.
Es dauerte denn auch nicht lange, so
aad es zehn vergnügte Brautpaare und
einen höchst vergnügten Schwiegervater
in Arizona mehr.
Die jungen Männer siedelten sich alle
in der schönen Gegend bei Tumacacari
an. Noch manche Abenteuer und sieg
reiche Kämpfe bestanden sie mit den
Apachen, die endlich in dem herrlichen,
an Schätzen so reichen Lande die Zu
stände etwas geordneter wurden. Frei
lich lassen sie auch noch heutzutage Man
ches zu wünschen übrig.
Vrietsch of promiß.
Von Tchan Schorsch Zinifade, Grocerle und
Saluhnkiexn,
Da ich vor de ganze Term an die
Tschuri seftgebunde bin, so hab ich noch
a ganze Anzahl Kehses anhöre misse.
Wir habe a Trial sor Brietsch of Pro
miß gehat, wo a Lady gebracht hat.
Sie hat Hundert Tausend Dollars
Demetsches geklehmt. Wir habe a bisle
den Hals gereckt, wo die 2ann reinge
komme is. Sie war ebaut dreißig
Jahre alt, von mittlerer Sßeiß. Die
Ras war etwas lang, aber hat zu dem
breite Mund gemätscht. Was de Lippe
etwas zu blau wate, wate die Auge
etwas zu roth. Tie Zehn wate blonder
wie die Hoar. Te Desendant war e
Mann von e Sticker finszig Jahr, e
Betscheler, of kohts!
Nachdem der Kehs dreimal continjud
worde war, hat der Tschotsch gesagt,
jetzt muß es loSgehe, oder es geb e
Tlchutschment sor de Plehntiss. Wie es
geheiße hat, de Trial kommenßt, sind
Sticker vier WeibSleit vorgetrete, jede
mit e Handkertschig in de Hand und hat
sich vor uns hingehockt.
Tann is der Leier und de Plehntiss
vorgetrete und hat gesagt, er wollt de
Tschuri jetzt e KehS vorlege, wo sie noch
kei schrecklichere gehört habe Wenn sie
kei Schtons seie, misse sich ihne das
Herz im Leib umdrehe. Sei Client sei
e harmlos Ding gewese, das mit sei blu
Eis innoßent in de Welt geguckt und
sein Frei am Lebe gehabt bat. Sie
bad glicklich und zufricde gelebt, bis mit
felle gewissclose Mann, und hier pointed
er mit de Finger aus de Tesendent, daZ
Unglück in's HaS gekomme sei. Der
selbe hab unter der Mask der Freind i
schalt sich in's HauS geschliche und hab j telen die Musiker ihre Abmarsch mit
o,e Los von sei Cliente errunge, um selbem Liede der Alice" aus derselben
skiiiallg da letzte Wort habe i
wir icyl verliehe könne. ie vier
Wkibslei: hab so zu brülle angesange, I
daß man nichts höre konnt. j
Te Leier von de andere teit is auf i
gcsprunge und hat gesagt, das wate!
nicht der Plehß sor Theater auiiusüdre !
und eS wäre nicht recht, de Tschuri auf ' Frau Hauptmann (zum neuen Bur
solche Weis zu influenkze. Er konnt's 'schen, der idr in der Kücde aus Versehen
net schtoppe. daß de Plehntiss Ireit, aber ' einen Kord mit Eiern umgeworfen und
die andere Weider müßle scdlill sein. j das Kleid verdorben hat): Aber Jo
Te Tschotsch hat gesagt, es wäre tru, ! hann. wie unaeiÄcki!"
daß zu viel Neuß gemacht wird. Er Jobarn (in Todesangst): Tein.
könne nicht schtende, daß Alle aus ein nur itaad, agn s Eahin nix rA,
mal brülle. Se sollle tutnS adout, zahl';!'
nehme nd alle Vicrtelschtund a andere
flenne. Daiaus hat de Plehntiss wieder
z flenne angesaugt. Ihr Leier hat
dann contin jnt und gesagt, die Tschuri
werd schon sehe, was de Descndcnt an
gerichtet hat. Nachdem der Dcsendcnt
sei Ptomiß gegebe, die Lad zu hcirathe,
sei et nicht meht wiedct gekonime, und
als eine von de Amts, wo da sitze, zu
ihn, gegaiige sei, habe et gesagt, et hätt
sei Promiß gemacht und weid nicht hei
tathe.
Hier sing die Amt an zu flcnnc. dann
drückt de Plchntiff de Händlcrchif vor'
Gesicht.
Das war e ferchtctlichct Bloh for mei
Client, hat der Affckat weitet gesagt.
De jong Lady war ganz krehsie vor
Schmetz. Nichts hat se komsorte könne.
Sie wollt nichts mehr esse, nicht emol
Pigtchl und Sauerktaut, wo se doch
sonst so gern gegrssc bat.
Nachdem die vier LehdicS wieder mit
de Kteien settig wate, hat det Lciet
von det anbete Seit gesagt, er wollt
prüfe, daß sei Client kci Ptomiß ge
macht.
Die jong Lehdie, wo de Plcbnliff
war, ging dann auf de Witneß-Ständ.
Sie sagte, sie hätt de Eckquäntence von
de Man auf e Ball gemacht, und er
sei von de Bull mit ihr ho! gegange.
Auf ihte invitefchen habe er gepromißt,
am nächste Sonntag wieder zu komme,
aber er sei nicht dagewese. Die Aent
sei dann zu ihm gegange und er hab
gesagt, er hab nichts gepromißt und er
werd nicht kommen.
Te Leier von de andete Seit bat e
Ktoß-Excmiiieschen gemacht und geäskd:
Hat der Tesendent je versprochen, Sie
zu mettie?"
No, er hat nicht gesagt, er wollt
mich merrie, aber ich hab geglaubt, er
wollt's thun, weil er auf de Ball mit
mi gedänzt hat und mich hom genomme
hat."
Ja. das is doch kei Promiß?"
Schur is das e Ptomiß. Et hat
geptomißt, wieder zu komme und is
nicht gekomme. Davot vstlang ich
DemetjcheS."
TaS is doch kei Promiß zu mettie?"
Well, ich hab gedenkt eS is!"
Well, det Ttial is bald zu Ende ge
komme. De Lehdie hat kei Demetsch
bekomme. Jht Leiet hat de Tschotsch
erplehne wolle, es wät e Mistehk.
Ncvet mcind," hat de Tschotsch ge
sagt, es war e Mistehk all atound!"
Der frdcn der roßmuttcr.
Eine ergötzliche Episode aus dem
Manövet det großhetzoglich hessischen
Division berichtet ein Augenzeuge.
Einer der jugendlichen Söhne des Prin
zen Christian don Schlesmig-Holstein,
Gemahls der Prinzessin Helene von
England, dient augenblicklich bei dew
hessischen Gardedragonern als Lieute
nant. Der Prinz that eines schönen
Morgens Dienst im Borpcstengelände,
nd war dem Vorpostnkommandeur,
einem hessischen Jnsanteriehauptmann,
unterstellt. Letzterer kannte den jungen
Lieutenant nicht persönlich, und begann
zum Zeitvertreib ein kleines Schwätz
chen" mit ihm, zumal da er sich über die '
Ordensdekotation des jungen Ofsiziers
wunderte.
Herr Lieutenant, wasch habe Sie
denn da für 'nen Orde?" fragte er.
Dasift das Johanniterkreuz, Herr
Hauptmann," war die Erwiderung.
Ja, das Ding schaut doch aber ku
rios aus."
ES ist das englische Johanniter
kreuz, Herr Hauptmann."
Ja, der Tausend, wo hoabe Sie
denn das Ding her?"
Das hat man mir in England ge
geben. Herr Hauptmann."
Ja, wie kommen denn Sie aber
dazu?"
Meine Großmutter hat es mir ge
geben. Herr Hauptmann."
Daß di das Mäusle I Wolle Sie
mich zum Beschien habe, Herr Lieute
nant? Wer ist deun Ihre Großmut
ter?"
.Die Königin von England, Herr
Hauptmann," war die prompte Ent
gegnung.
Im Schlöffe Robert des Teufel.
Bei der Eroberung des durch die
Sage berühmten Schlosses des Herzogs
Robert der Teufel" in der Rormandie
unweit Rouen, spielten sich die folgen
den heiteren Scenen ad. Nachdem dic
Preußen am 3. Dezember die Ruinen,
und die kleine Kirche ves Schlosses be
setzt und in derselben ungesähr 200
Mobilgarden gesanaen genommen hat
ten, spielte das iuftkcorps des 43. Re
giinenls (Ostpreußen) den Chor der
Geister auS Meyerdeer's Oper. Zu
einer späteren Zeit des Tages, als ein
Hauptmann der Franclireuts gefangen
genommen wtde, stimmte die Musik
die große Arie Gnade. Gnade süt
mich" an, und als das Regiment det
Mobilgarden abgesübrt wuroe, beglei
Oper : AIS ich jüngst die Normandie
verlassen". Gewiß ein frische? Zeichen,
daß die preußiichen Soldaten, trotz des
anstrengenden WinterfeldzugeS, doch
noch bei gutem Humor waren.
Vtr iralMc:" als "niiicr5brsche.