Xv Q Q STA A SA Gencral Reilwagen, Humorrsk, von Henman Schmidt, Es ist kaum anzunehmen, daß der geneigte Leser den Warnen dieses Ge nerals in der preußischen Rang und Quartierliste finden wird, doch den icnigen. welche mit mir im Jahre 1339 in der brandenburgischer: Garnisonstadt F. bei der Kapelle deS Grenobierregi ment No. standen, durste dieser Ge neral noch im (Gedächtniß geblieben sein. Zweck dieser Zeilen ist, auch weitere Kreise mit der Person diese? weniger strategischen al musikalischen Genies bekannt zu machen. Ich hatte erst kurze Zeit Vor-Ablauf des genannten Jahres des Kaisers Rock mit den Schwalben Nestern angezogen. Mein Ezerziermei fter hatte mich. Freund Keilwagen, den Helden dieser Erzählung und noch einige Einjährige nebst einer Anzahl von Oekonomiehandwerkern in die Geljeim riisse der Kriegskunst eingeweiht. Der langsame Schritt, die Klimmziige und Putzstunden lagen bereits hinter uns, so daß wir uns einbildeten, ausgebildet zu sein, was unsere Kriegstiichtigkeit anbelangte. Besonders angenehm war diese Zeit gerade nicht, denn Herr Sergeant Trage war im Dienst sehr streng, so daß ich ihm öfters KniggeS Umgang mit Menschen als Lektüre em p schien wollte; doch wenn des Dienstes ewig gleichgestellte Uhr Feierabend er kündete und wir dann in der Kantine mit ihm zusammen saßen, war er der beste Mensch, denn bei einem Glase Bier trat sein edler Kern aus der rauhen Schale, ja, oft sogar erzählte er uns hierbei von seinen verflossenen Bräuten, von welchen er, wie weiland Onkel Brüstg, drei auf einmal in sein großes, aber weiches Herz geschlossen hatte, bis ihm die Untreue einer Majorsköchin be sagtes Herz gebrochen und ihn zum Weiberfeind und Anhänger Schopen Hauers gemacht hatte. Die Liebe zu einem Weibe, belehrte uns der Philo soph im Waffenrock, ist eines Solvaten unwürdig. Wie wenig nützlich die Frauenzimmer seien, ginge schon daraus hervor, daß man sie nicht Soldat wer den läßt. Warum? Der Soldat soll nur seine Fahne lieben, und Frauen zimmer verlangen alle Dekaten eine neue Fahne. Ergo: Hlltct euch vor den Weibern, wie vor einem Subordina tionsvergehen! Später schien Sergeant Drage in seinen Grundsätzen wieder wankend geworden zu sein, denn als ich ihn vor zwei Jahren auf einer Ur laubsreise in Kottbus traf, wo er schon längere Zeit als Beamter angestellt war, nahm n mich mit nach seiner Wohnung und stellte mir seine Frau vor nebst zwei strammen Buben, von denen der jüngste die ersten Gehversuche machte und seinen Vater damit ärgerte, daß er dabei immer mit dem rechten Fuß antrat. Doch zurück zur Haupt fache. Ich war nun mit Kamerad Keil wagen bereits mehrere Monate in das Musikkorps eingereiht und wir führten ein ziemlich ruhiges Leben, da fiel in unsere Gemüthlichkeit daS Wort Mu sterung" wie eine Bombe. Anfang Februar brachte unser Pa rolegänger diese Uriaspost mit vom Be fehlsempfang. Die ökonomische Muste rung. in dem Kasernenlatein Früh, jahrslumpenparade" genannt, sollte be reit am 10. April stattfinden. Bringt nun die Vorbereitung zu derselben so gar einen an Schlachtendonner gewöhn ten Kompagniechef in Aufregung, um wie viel mehr das zarter konftruirte Nervensystem eineS Hoboiften. der noch dazu eben erst die Rekrutenschuhe ausge zogen hat. Wir ließen uns von den alten Leuten" eine solche Musterung beschreiben und diese malten uns eine Lumpenparade in großem Styl mit den schwärzesten Farben, so daß wir uns vor derselben u fürchten ansingen, wie ehemals die Kinder der Römer vor dem nunmehr seligen Hanibal. Wenn nur erst die ganze Bescheeiung vorüber wäre! Dieses war der sehnlichste Wunsch eines Jeden, vom gestrengen Herrn Major bis zum Regimentsschuster und Schneider, bis hinab zum chargenlosen Grenadier. Alle großen Ereignisse werfen bekanntlich ihn Schatten vor aus. so auch eine Musterung. Ihre Schatten bestanden in täglichen endlosen Appells. Stundenlang standen wir ost auf dem Kasernenhof, mit der ersten Kompagnie zusammen, welcher wir zu getheilt waren. Unser Herr Haupt mann wußte dieses Glück aber wenig zu würdigen. Er beklagte sich bitter, daß ihm das Schicksal außer den zwölf Dummköpfen seiner Kompagnie noch einundvierzig musikalische Sorgenkinder bescheert hat. Arbeit machten mir ihm auch genug. Da mußten eine Garnitur Röcke neu deseKt werden, waS ein Hei dengeld kostete, dann paßten durchaus keine Helme aus unsere unvorschrists. müßigen Rotenköpfe. Für einige, zum Embonpoint neigende Sergeanten war in der ganzen civilisirtcn Welt kein Pas, sendn Rock , u finden, der eiflelthurm! ähnliche Odoer und Klavierkminler Hoppe steckte durch sämmtliche Rod'j ürmel seine laviertaßen um eine Pferdelänge zu weit durch, kurz, be, federn war etwa? zu finden, was das kritische Auge deS PrigadekommandnirS General von B. nicht sehen durfte. Die Kompagnie Schneider haben wie die Spatzen geschimpft, wenn wir wieder mit einer Aenderung erheischenden Gar. nitui ankamen und waren nur gegen Erlegung eines kleinen Obolus milder ,u stimmen. Der ammerunteromzier Sergeant Haupt fauchte wie eine Tiger läse, wenn wir sein Heiligthum betta Jahrgang 17. ten. Die größte Anzahl der Hoboisten wohnte in Staotquarticren, auch ich und Freund Keilwagen. Die Kammer spie täglich eine neue Menge Beklei dungs und AusrUstungsgegenstiinde aus, so daß mir dieselbe vorkam, wie der Topf der Wittib von Sarepta. Täglich schleppten wir eine neue La düng nach unseren bescheidenen Zim merchen, welche bald das Aussehen eines Trödlerladens bekamen und ich sah mich bereits nach einem Möbelmagen um, behuss Fortschaffung meiner militäri schen Ausstattung am Tage der Muste rung. Eine fieberhafte und unge wohnte Thätigkeit begann jetzt. Jedes Stück mußte mit dem werthen Namen seines momentanen Eigenthümer? ver sehen werden. Da mir nun von Natur wenig Anlagen zu dem ehrbaren Schneiderhandwerk besaßen, und ich sür meine Person eine nadelkundige Braut nicht mein Eigen nannle, sahen meine Ringer bald furchtbar zerstochen aus. Oftmals war auch noch alle Mühe und diverses Blutvergießen vergebens, denn traten wir mit den fertigen Sachen zum Appell an, dann belehrte uns der Feld edel, daß sämmtliche Name schief, oder gar falsch eingenäht seien, dann wieder sahen nach seiner Meinung die Stiche aus, als ob ein Gardeflügel mann beim langsamen Schritt Zwirn an seinen Kommißstiefeln mitgeschleppt und bei jedem Schritt etwas verloren hätte. Dann ging es: riß, ritz und in kurzer Zeit war durch das Messer der Kompagniemutter" Alles vernichtet. Besonders ablehnend benahm sich das Leder der neuen Stiefel gegen die An bringung von Namen, so daß gegen den Ochsen, welchen einst diese dicke Haut zierte, jetzt, nachdem er schon lange den Weg alles Rindfleisches gegangen, manche Verwünschungen laut wurden. Nicht genug mit dieser Plage, erhielten mir Jeder noch einen Mantel, welcher einst neu gewesen zu sein schien, gegen wärtig aber das Aussehen hatte, als ob er den Dichter zu dem bekannten Liede Schier dreißig Jahre bist Du alt" be geistert hätte. Dieses Fragment aus der guten, alten Zeit, eine Zierde für jedes Alterthumsmuseum, sollte jetzt wieder salon resp, appellsähig gemacht werden. Das war nun keine sehr leichte Arbeit, denn eine Reihe von Manövern hatte mit dem damit verbundenen Bi waksleben viele und deutliche Spuren hinterlassen, welche nun mit Benzin, Fleckseife und anderen erlaubten Hlllfs mittein entfernt werden mußten. Auch diese Aufgabe wurde gelöst, freilich nicht ohne mehrmaliges Antreten. Was nützt mir der Mantel, wenn er nicht ge reinigt ist, parodirte der Herr Feld webel und schickte uns immer wieder da mit nach Hause, bis auch seine Argus äugen nichts Auffälliges mehr entdecken konnten. Doch neue Arbeit harrte un ser. An unseren Dienströcken, welche ebenfalls mit musterten, gab es Knöpfe welche nicht mehr die gewünschte An hänglichkeit an den ihnen zugewiesenen Bestimmungsort besaßen. DaS ge fürchtete Messer deS Feldwebels be wirkte auch hier eine rasche Trennung, bis ihre Stellung wieder durch Nadel und Zwirn befestigt wurde. Nähte, welche bereits in Ehren grau geworden waren, mußten mit Tinte geschwärzt werden, bis sie wieder ein jugendliches Aussehen erhielten. Dann wurden wir jungen Leute noch über Gewehrreinigen, Löhnung, Brod lieferung u. f. w. inftruirt, damit wir auf etwaige Fragen deS Generals nicht nur geistreich den Mund aufsperren, sondern auch dumm antworten könnten. Auch erhielten wir Schießbücher, in welchen die Wirkung unserer verschösse nen Patronen angegeben war. Da Fehlschüsse durch Nullen bezeichnet sind und Jeder von uns die Scheibe so viel ! wie möglich geschont hatte, bezeichnete Sergeant Sauer, unser Instrukteur, die große Anzahl von Nullen als eine umfassende Eiersammlung und er klärte, daß das Kriegsministerium dieser PatronenBerschmendung durch .Blechpuster' ein Ende machen müsse. wodurch der Militöretat bedeutend herabgesetzt werden würde. Auch ver sicherte er offenherzig, daß wir in seinen Augen kein Schuß rauchlose? Pulver werth seien. Doch Alles im Leben nimmt ein Ende, auch die Vorberej, tunqen zu einer Musterung. Wir schrieben den . . April und nur wenige ' Stund trennten uns von dem ereigniß I vollen Tage. Um 4 Uhr Nachmittags fand die sogenannte Vormufterung dcS ; Biusikorps statt, welche die Sitzsamkeit des AnzugZ. die Weiicheit des Leder zeugeZ, die Zweckmäßigkeit der Stiesel und die Richtigkeit der anderen auZzu ' legenden Sachen feststellen sollte. Mit ; groner Müh und mit Hilf, eines Dienst j manneS hatte ich meine siedenmaliicden ' Sachen nach der Kaserne geschleppt. Nein Freund Keilwazen war beurlaubt worden, weil er einige Stunden seinem , Bruder widmen mußte, der ei dedeu , Sonntagsgast. Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. tender Flöienvirtuos ist und sich vor seiner Abreise nach Amerika von ihm verabschieden wollte. Da Keilwagen beim Appell seine Sachen stets in bester Ordnung halte, war ihm der Urlaub auch gütigst gewährt worden. Am an deren Morgen sollten wir um sechs Uhr bereit stehen zum Auslegen der Sachen. Die ganze Nacht drückte ich kein Auge zu, erst gegen Morgen fand ich etwas Schlaf. Als ich erwachte, sah ich zu meinem Schrecken, daß eS bereits halb sieden war. Bald war ich angekleidet und rannte wie ein Besessener nach der Kaserne. Daselbst war schon Alles in lebhafter Thätigkeit, da es schon nahe an sieben Uhr war. Angstvoll meldete ich mich bei unserem Alten" zur Stelle und nachdem ich meinen Anschnauzer" weg hatte, trat ich an meinen Platz, Die Sachen waren von den Kollegen schon mit herbeigeschafft worden. Wo steckt denn Keilwagen, frug mich jetzt unser Kapellmeister, und erst jetzt be merkte ich, daß mein Nebenmann noch durch seine Abwesenheit glänzte. Leider wußte ich über seinen Verbleib nichts zu berichten. DaS hat man von seiner Gntmüthigleit," schimpfte der Hcrr Kapellmeister. Hat sich wahr scheinlich mit seinem Flötenbruder be kneipt und findet sich jetzt nicht aus dem Nest. Aber wartet nur. Ihr zieht Alle in die Kaserne und jeden Morgen muß Euch der Hornist daS Wecken in die Ohren blasen." Eben wollte ich ans Befehl des Kapellmeisters nach der Wohnung des Pflichtvergessenen eilen, lief aber am Ausgange der Kaserne dem Herrn Hauptmann in die Arme. Auf sein Befragen theilte ich ihm mit, um was es sich handle und er befahl mir, hier zu bleiben, da es schon zu spät sei. Wenn der Kerl nicht bald kommt, so werde ich ihm schon einen Denkzettel geben. Die Zeit, da die Musterung beginnen sollte, kam immer näher, aber Keilwagen ließ sich nicht blicken. Nun mußten wir an die Sachen treten, um schnell noch einmal Alles zu übersehen. Die höheren Offiziere waren bereits ebenfalls erschienen und man schickte einen Grenadier an das Kasernenthor, welcher die Ankunft des Jnspizirenden rechtzeitig melden soll, der wahrscheinlich zu Wagen erscheinen würde. Einige Minuten vergehen. Der Herr Gene ral !" ruft der Grenadier und eilt dann nach seinem Platz, Still gestanden!" ertönt es. Richtet Euch! Augen grade aus! Augen rechts!" Der Herr Oberst, nebst Major und Hauptmann schreiten dem Wagen ent gegen, welcher eben in das Thor ein fährt, um dem Herrn General den Rap Port abzustatten, die übrigen Offiziere salutirten, die Hand an dem Helm. Der Wagen hält, der Schlag öffnet sich und heraus steigt der Hülfshoboist Keilmagen, und läßt sich vom Kutscher seine Sachen auspacken. Augen grade aus! Rühr, Euch!" hieß es. Mein unglücklicher Freund eilte auf seinen Platz. Keiner von den Vorgesetzten sagte etwas. Alle waren wie sprachlos. Der Oberst ging mit hastigen Schritten auf und nieder, auch er verliert kein Wort, aber, was er sinnt, ist Schrecken und was er blickt, ist Wuth. Mein Freund Keilwagen wunderte sich wahr scheinlich, daß ihm keine Grobheiten ge sagt wurden. Er konnte ja das Unheil noch nicht übersehen, welches er ange richtet hatte. Bald darauf erschien der echte General und die Musterung nahm einen guten Verlauf. Nachdem Alles vorüber war, hatte mein Kollege eine sehr schwere Stunde zu bestehen. DaS Resultat derselben war fünf Tage Mit telarreft. AIS er wieder an die Oeffent lichkeit trat, war er furchtbar ange griffen und, nur noch der Schalten der Maria. Bald jedoch erholte er sich wieder und ersubr jetzt von uns die Ge schichte seiner raschen Beförderung, zum General, welche Stellung er leider nur kurze Zeit bekleidete. Die Vermuthung unseres Kapell meisterS war richtig gewesen. Er hatte mit seinem Bruder einige Flaschen Wein geleert, so daß er in etwas seliger Stimmung nach Hause gekommen war, auS welchem ihn kurz vor 3 Uhr seine Wirthin ausrüttelte, welche sein Zim mer in Ordnung machen wollte. Die gute Frau besorgte ihm eine Droschke, während er Toilette machte, worauf er so schnell als möglich nach der Ka ferne fuhr, daS He voll banger Abnun gen. Wie er vom Wagen aus seinen Platz in unserer Reihe gesunden, wußte , er nicht anzugeben, da er den Verstand ' vor Angst so ziemlich verloren hatte.! ern hatte er es gesehen, wenn über diese fatale Geschichte !ras gewachsen; wär, doch diese Wohlthat wurde ihm nicht zu Theil. So lange er in dem! Musitkoipz diente, wurde er nicht an I der? genannt als General Keilwagm". j worüber er sich auch gar nicht ärgerte, denn n kannte da? Tprüchmort: 133! den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen." Nicht zu ßciiife! Skizzk 0 I, Berge r. Nicht zu Hause! Ihr häßlichen, gleichgiltigen, oft lügnerischen Worte! Welch eine Welt von Schmerz, Elend, Aerger und Enttäuschung habt ihr oft im Gefolge! ES ist Mitternacht! Durch die öden Straßen jagt der Sturm und peitscht schwere Regentropfen auf das Straßen Pflaster. Kein Sternlein blinkt zur Erde hernieder. Undurchdringlich und schwarz ist die Finsterniß dieser Nacht: Aber die einsame Frau dort, welche mit dem Sturm zu eilen scheint, fühlt weder Regenschauer, noch Kälte. Nur ein Gedanke treibt sie weiter, immer weiter. Ihr Kind ist sehr krank, die Krämpfe schütteln seinen kleinen Kör- per. Die arme Frau jagt in ihrer Herzensangst zu dem einzigen Doktor der kleinen Stadt, zu welchem sie heute wohl schon dreimal geschickt. Er war nicht zu Hause , hieß es immer wieder. Aber jetzt um des Himmels Barmher zigkeit Willen, jetzt mitten in der Nacht muß er zu Hause sein. Ihr Kind dars ia nicht sterben, die Mutter muß ihm Hülfe bringen. Da ist sie schon vor dem Hause des Doktors angelangt, hef tig reißt fie an der Nachtglocke. Nie mand öffnet. Noch einmal und noch einmal schellt sie. Jetzt endlich lassen sich schlürfende Tritte hören. Eine brummende Stimme fragt: Wer ist da?" Der Doktor muß mitkommen, gleich, sofort, mein Kind liegt im Sterben!" schreit das junge Weib durch die ein klein wenig geöffnete Hausihür. Was wird ihr zur Antwort? Der Herr Doktor ist über Land ge fahren, der alte Graf in Neudorf hat sich erkältet." Wie betäubt hört die Frau die Worte; sie scheint ihren In halt kaum zu verstehen. Sie fragt wie geistesabwesend noch einmal: Nicht wahr, der Doktor kommt jetzt mit?" Na, Frau, hören Sie denn nicht?" rust die Stimme der rohen Magd, der Doktor ist nicht zu Hause"!" und schlägt scheltend Die schwere Thür zu. Jetzt erst erfaßt die Mutter den Sinn der schrecklichen Worte, der Doktor ist nicht zu Hause". Nun ist ihr Kind verloren mit wankenden Schritten eilt sie dem Hause zu. Sie sinkt an das Bettchen ihres einzigen Kindes ach da war kein Arzt mehr nöthig. Amtsrichterchcn, AmtSrichterchen! Ich warne Sie. Schon zivei volle Monate sind Sie in unserer Stadt und haben Ihren College och immer keinen Be such abgestattet! Ich fürchte, man der gißt Ihnen diesen faux pas nicht. Holen Sie nur mcrgen das Versäumte nach und begeben Sie sich auf die Vifi tentour, sonst stehe ich für nichts!" Der junge Amtsrichter zuckt die Achseln, drückt dem wohlmeinenden jo ialen Arzt die Hand und erklärt sehr ruhig, daß er sich nächsten? den Richter familim vorstellen werde. Indessen läßt er noch eine bedenkliche Zeit verstreichen, ehe er den Vorsatz aus führt. Man ist empört über diese Form losigkeit. Die Collegenfrauen stecken in den Cafees ihre Köpfe zusammen. Ar mer Amtsrichter! ES ist anzunehmen, daß hier ein Eomplott gegen Dich ge schmiedet wird. Endlich besinnt sich der junge Mann seines gegebenen Versprechens. EineS Sonntags Vormittags. Punkt zwölf Uhr, steht er in Frack, Eylinder und ta dellosm GlaceeS vor der Thür deS Prö fidenten. Er klingelt. Ein dienst beflissener Diener öffnet sofort. Herrschaften zu Hause?" Bedaun sehr," erwiderte der wohl inftruirte. Herrschaften find nicht zu Hause." Die Karte wird abgegeben und der junge Mann geht weiter. Dasselbe Gespräch mit den dienenden Geistern der anderen Familien erneuert sich. Immer tönt ihm von den Lippen der Tomestikenwelt das Nicht zu Hause" entgegen. Nun hat er nur noch einen Besuch ab zustatten. i Doch etwa! verstimmt über diese fort wahrenden Abweisungen, will er jetzt; dem vnnenden Mädchen zuvorkommen, er überreicht seine Karte mit dem Zu soke: .Herrschaften find nicht zu Hause. nicht wahr?" Das Dienstmädchen gebt in das Zimmer und kommt mit der Antwort wieder: .Frau Rathin Tar ow läßt bitten." Erstaunt tritt er in das Wobnzimmer der Familie. Eine junge, freundliche Frau empfängt ilir.. Nach der üblichen Begrüßung sagt sie munter: .Ader. Herr Amtsrichter. Sie haben uns Alle No. 2. recht lange auf Ihren Besuch warten lassen!" Ja, meine gnädige Frau, ich be kenne mich schuldig, man hat mich mein Versäumnis! büßen lassen; ich wurde von allen Thüren mit einem strengen Nicht zu Haufe!" fortgewiescn. Nur Sie, meine Gnädige, waren so gütig, den armen Sünder huldreich aufzirneh mm." O, ich war nicht im Eomplott," er widerte sie luftig. Da öffnete sich die Thür und ein junges Mädchen tritt herein. Erlaube, liebe Schwester, daß ich Dir Herrn Amtsrichter von Zimmer mann vorstelle." Alice Walden, die schöne Schwester der kleinen, liebenswürdigen Frau, ver beugt sich erröthend. Noch eine kurze Unterhaltung, und der junge Mann entfernte sich. Wochen waren vergangen. Zim mermann hatte im Laufe dieser Zeit trotz der ersten ihm zur Schau getrage neu Feindseligkeit doch von allen Eol- legen-Familien Einladungen zu großen und kleinen Gesellschaften erhalten. Denn so ganz und gar durfte man den jungen, reichen Mann nicht fallen lassen, hatte die töchterreiche Frau Di rektor den übrigen Damen erklärt. Aber welche Enttäuschung! der Amts richter lehnte überall ab; nur in der Familie Tarnow verkehrte er oft und gern. Als der Winter zu Ende ging, da war es kein Geheimniß mehr, daß die schöne Alice Walden und Franz von Zimmermann sich flit's Leben gefunden hatten. Meister und Gesellen haben Feier abend gemacht. Der ehrsame Schuh machermeister Gotthelf Funke zieht sich seinen Sonntagsrock an. Tann nimmt Funke ein Paar soeben fertig gewor dene zierliche weiße Atlasstiefeletten vom Tisch, hüllt sie vorsorglich ein und macht sich auf den Weg zur Signora Albina, der Primadonna des Stadt Theaters. Seine Frau sagt ihm zum Abschied: Alter, vergiß die Rechnung nicht. Es sind jetzt schon hundert Mark, die uns die Albina chuldet. In acht Tagen müssen wir unsere Miethe bezahlen, und das Geld ist noch nicht beisammen, also überreiche ihr nur die Rechnung." Mutter, sei nicht so ängstlich um das Geld besorgt!" brummte der Alte im Fortgehen, nachdem er aber doch wohlweislich auf den Ratb seiner Frau die Rechnung an sich genommen hatte. Bald ist er vor dem Hause der Sän gerin angelangt. Ein allerliebstes Kammerkätzchen öffnet auf sein Kllw geln. Noch ehe er zu Worte kommen kann, sagt das Mädchen schnippisch: Nun endlich bringen Sie die Schuhe! Meine Gnäoige wartet schon lange dav auf. Signora will auf den Masken ball gehen," und sie nimmt ihm rasch das kleine Packet aus der Hand. Hier, schönes Kiud, ist auch die Rechnung; ich werde auf die Bezahlung warten." Ach, die Signora ist nicht zu Hause," erwiderte ihm Lisette gedehnten ToneS, kommen Sie gelegentlich einmal wie der !" und damit hatte fie sich rasch mit den Schuhen entfernt, die Thür hinter sich zuschlagend. Enttäuscht ging Funke nach Hause, mit dem festen Vorsatz, morgen wieder die Rechnung zu Präsentiren. Aber auch da gelang es ihm nicht, zu seinem Gelde zu kommen. Er kam immer und immer wieder vergebens ; die berühmte Sängerin war immer nicht zu Hause." Nach einiger Zeit wollte er eS zum letz ten Male versuchen, auf gütlichem Wege die Summe zu erhalten. Schon auf der Treppe ruft ihm die Zofe ent gegen : Die Albina ist nicht zu Hause, Meister: fie kommt überhaupt nicht mehr nach Hause. Heute Nacht ist fie mit dem dicken Tenoristen Brüller ent flohen und Sie und viele andere haben das Nachsehen." Mit verblüfftem Gesicht vernahm Funke diese Schreckenskunde. Zu sei nem Aerger um das verlorene Geld ae sellte sich noch die Furcht vor seiner Frau. Wie wird die arme Seele das Unglück tragen? Am liebsten ginge Funke, der gute Mann, auch nicht nach Haufe." Pin riegserinncriing. . In der Schlacht bei Königgrätz im' Fcldzuge von 180 stand da? 20.' magdeburgische Infanterieregiment im heftigsien Kugelregen. Gewaltige Lücken hatten die feindlichen Kugeln be reit? in da? Regiment gebracht. Der Regimcntsadjutant Premierlieutenant Lademann, ein Muster von Uner Ichrockendkit, bette langst gemerkt, von welckier Seite her da? Regiment so ent! letzlich de'choien wurde, und machte den ihm als Scharsituien bekannt nl baten Andrea? Heinemann auf einen! österreichischen BataillonsCommandeur aufmerksam mit den Worten: Heine mann, schießen Sie mir den Eomman deur dort weg!" Einige Kugel aus dem Gewehr des sicheren Schützen auf jene Stelle und der österreichische BataillonsEommandeur comiiiundirte nicht mehr. Dem Heinemann wurde dabei von einer feindlichen Kugel die brennende Pfeife zerschossen. Dem Pre mierlieutenant war Heinemann'S That nicht unbekannt geblieben; öffentliche? Lob wurde dem Schützen auf dem Schlachtselde zu Theil. Den Feldzug 187071 machte Heinemann wiederum beim 20. Regiment mit. Als das Re aiment an der französischen Grenze hält, schreitet ein nicht zum Regiment ge höriger Hauptmann die Front ab, und ruft oft den Namen Andreas Heine mann , er ucht den Heinemann mit den granen Augen." Dieser erkennt osort in dem Hauptmann von den Liiern seinen früheren Premierlieute nant Lademann. Es giebt ein freu diges Wiedersehen mit warmem Hände druck, und jene Episode aus dem Feld zilge von 18(30 wird nicht Übergängen: Lieber veinemann, .ihre Pieite, die Ihnen aus dem Munde geschossen wurde, sollen Sie wieder bekommen. und mein Bild dazu. Leben Sie wohl." Heinemann kehrte auch aus diesem Feld zuge wohlbehalten in die Heimalh zu rück; von seinem Premierlieutenant hörte er aber vorläufig nichts wieder. Nach 25 Jahren, als in Magdebnrg die Gedenkfeier der Schlacht bei Beanmont festlich begangen wurde, war auch ein General-Lieuteiiant unter den Theil nehmern. Alle seine einstigen Soldaten erkannten ihn, den früheren Lieutenant Lademann. Eine seiner ersten Fragen war die nach Andreas Heinemann, der bald vorsprang. Es gab ein zweites freudiges Wiedersehen. Jetzt löste der frühere Lieutenant sein Versprechen ein. Heinemann erhielt das versprochene Bild mit der eigenhändigen Widmung des Gebers: Meinem tapferen Schützen von Königgrütz. General Lieutenant Lademann, Neu-Babelsberg." Wenige Tage später traf auch die Pfeife mit zwei Packeten Tabak aus Neu Babels berg ein. Der tapfere Schütze von Königgrätz ist, wie wir dem Wanzled. Kreisbl." entnehmen, jetzt wohlbestallter Gemeindediener in Osterweddingen. (sin cpfcr er Erziehung. Klärchen zeigt absolut keine Neigung für Küchenbeschäftigungen. Die Mama aber ist der Anficht, daß ein Theil der Mitgift, und zwar nicht der unwich tigste, den man einer Tochter in eine Ehe mitgeben könne, unbedingt die Kochkunst sein müsse. Klärchen wird also einfach hinausgeschickt, da werden ihr die hochtrabenden Jnstitutsgedanken. die sie mit heimbrachte, vergehen ! Na türlich gibt es Thränen, daS ist der Mama aber ganz egal, sie bekommt ihre genaue Instruktion und einen befchrie denen Zettel, daß sie sich bei der Berei tung des gewünschten Menü'S Rathes erholen kann und dann und dann hinaus! Die Köchin wird zu Besor gungen fortgeschickt, sie selbst widmet sich der Instandsetzung der Zimmer und Klärchen soll nun mit den Lieferanten, welche die Sachen in's Haus bringen, nur alleine fertig werden. Um zehn Uhr sieht die Mama in der Küche nach und erschrickt fürchterlich, als sie Klär chen auf einem Küchenstuhle schluchzend sitzen findet. Und dazu ist fie noch ganz schwarz im Gesichte und das schwarze Kleidchen zeigt Mehlflecken. Ja, um Gotteswillen, Klärchen, wie siehst Du denn aus?" ruft fie, nichts Gute? ahnend. Worauf die Tochter unter krampfhaftem Weinen antwortet: Das haft Du nun von Deiner Grausamkeit ! Erst kommt der MehlLieferant, dann der Rauchfangkehrer. beide halten mich für eine neue Köchin und und " Nu und, und?" Haben mich geküßt!!" verfängliche Antwort. Lehrer lnach einer Erklärung: 2Baä ist also ein Staatsmann?" Kchüler (nach einigem Besinnen): Wer Reden hält." Lebrer: .Nickt ricbtia! bnU auch Reden und bin doch kein Staats mann. Wer ist also ein Staats mann?" Schüler (schnell: .Nur an ant. Reden hält." Animirt, Bräutigam: .Morgen mufi ick, iur Hochzeit eines Freundes!" Braut: Schon wieder? WeiktDu. Fritz, Tu müßtest Deine freunde aucd einmal zu einer solchen Festlichkeit ein laden!" Modern. Prinzipal: .Sie suchen also eine Stellung in meinem Geschäft?" Bewerber: ..awobl." Prinzipal: Rauchen Sie?" Bewerber: Nein." Prinzipal: Tann kann ich Sie nicht gebrauchen; ich muß in meinem Ge schäst einen Men'chen haben, von dem ich mir ad und ., eine Eiaarre kmaen lann." 3n Z5!,. riiiiitin: .Wären Sie auch in die Flulh sprungen. Herr Lieutenant, wie der Taucher von Schiller?" Lieutenant: Wenns;, gnäd-ge? räu lein, bade so wie so schon langst Lust, mir da unten 'mal 'ne uflerndan! an ,'ifeben,"